Hallo an alle! Hier ist die Fortsetzung meiner Übersetzung der französischen FF von Alixe: L'Autre. Ich hoffe, sie wird euch genau so gut gefallen wie mir.

Disclaimer: Wie immer gehören die Zaubererwelt und ihre Charaktere und Orte nur J.K. Rowling. Das Konzept von mehreren Harrys, die sich treffen, kommt aus der Schreibgemeinschaft lesneufmondes. Natürlich gewinnen Alix und ich nichts damit.

Spoilers: Die ersten fünf Bände von Harry Potter.

Übersetzers Anmerkung: Wegen des Verbots werde ich auf dieser Seite nicht auf die Reviews antworten. Wenn ihr eine Antwort kriegen möchtet, sollt ihr euch einloggen beziehungsweise auf meinem Profil unter 'My Forums' schauen.

Der Andere

Kapitel 9: Ein Bruder, woanders, irgendwo

Er kam am Tag meines Geburtstags. Oder eher gesagt in der Nacht, denn die Uhr hatte kaum Mitternacht geschlagen, als wir das magische Läuten hörten, das uns warnte, dass die Sicherheitsmaßnahmen des Hauses gebrochen worden waren. Da ich den Wert kannte, den Voldemort dem Symbolischen beimaß, hatte ich ihn erwartet, und einige Sekunden später stand ich auf der Türschwelle meines Schlafzimmers. Ron und Hermine kamen beide aus dem Ihrigen und waren trotz der späten Stunde vollständig angezogen.

Wir wechselten einen Blick und gingen mit erhobenen Zauberstäben die Treppe herunter. Im Wohnzimmer stand Voldemort. Er war von Bellatrix Lestrange und Peter Pettigrew begleitet worden. Die Erleichterung, die ich empfand, als ich sie sah, war so groß, dass ich beinahe in lautes Gelächter ausgebrochen wäre. Hinter mir hörte ich, wie Hermine laut ausatmete, als hätte sie ihren Atem angehalten, und wie Ron zustimmend murrte.

Voldemort fing mit seiner gewöhnlichen Prahlerei an, um uns zu beeindrucken. Ich hörte ihm allerdings nicht zu. Ich nutzte die Zeit, um die Formel des Reverso Bellicum leise auszusprechen, damit mein Feind nicht verstand, was ich vorhatte. Da ich von meinen letzten Skrupeln befreit war, sprudelten die Worte, die ich so oft wiederholt hatte, beinahe aus meinem Mund.

Als der Moment kam, den Namen jenes zu sprechen, der mir sein Leben und seine magische Kraft geben würde, zögerte ich keinen einzigen Augenblick. Ich dachte flüchtig an meine Eltern, an das Leben, das ich nie gehabt hatte. Meiner Freunde wegen sprach ich etwas lauter und deutlich den Namen: Peter Albert Pettigrew.

Hermine und Ron wussten, was sie zu tun hatten. Sie mussten die Ratte um jeden Preis mit einem Stuporfluch außer Gefecht setzen, um sicher zu gehen, dass er nicht apparieren und auf jeden Fall in der Nähe sein würde, wenn Voldemort angreifen würde. Sie hatten große Schwierigkeiten dabei, weil Bellatrix sie plötzlich mit aller Macht angriff und den Verräter dabei unabsichtlich schützte.

Ich mischte mich nicht in diesen Kampf ein, konzentrierte mich stattdessen auf Voldemort und hielt den Zauberstab hoch, damit er meine Freunde nicht angreifen konnte. Er ging das Risiko nicht ein, denn er wollte genauso wenig wie ich, dass die Wirkung des Priori Incantatem das störte, was er tun wollte.

Er fing bald an, eine Zauberformel zu murmeln und mit seinem Zauberstab Zeichen auf den Boden zu bringen. Ich sah ihm dabei zu und betete zu allen Gottheiten, die mir einfielen, dass mein Schutz wirken würde, egal, was er gerade tat. Als er die Beschwörung beendet hatte, durchbohrte er mit seinen Augen, die teuflisch rot glänzten, die meinen. Ich brüllte den letzten Satz meiner Beschwörung, die ultimative Formel, jene, die die Magie befreite, die ich zu mir gerufen hatte.

Meine Freunde hörten mich und kamen hinter den Möbeln hervor, welche sie vor den Zaubern der beiden Todesser geschützt hatten. Ohne sich um die Flüche zu kümmern, die ihnen Bellatrix immer noch entgegen schleuderte, stürzten sie zu dem Sofa, hinter dem Peter versteckt war.

Letzterer befand sich noch immer unter der vereinten Wirkung von Hermines und Rons Stuporflüchen, als die Welle schwarzer Magie einschlug.

*~*~*

Als wir wieder zu Bewusstsein kamen, war nichts mehr übrig von dem, der sich Lord Voldemort nannte.

In St. Mungo erwachte ich, schwach aber vollständig. Ron und Hermine brauchten mehr Zeit, um sich von ihrem Kampf zu erholen, denn sie hatten Bellatrix' letzten Zauber frontal abgekriegt, während sie sicherstellten, dass Pettigrew nicht apparieren würde.

Als ich wieder etwas stärker geworden war, öffnete ich meinen Geist weit, um zu versuchen, mit der Präsenz Kontakt aufzunehmen, die meinen Kopf für so viele Jahre geteilt hatte. Doch meine Narbe schmerzte mich nicht ein einziges Mal. Diesmal war er wohl wirklich tot. Ich hatte es geschafft, auch wenn ich mehrere Monate brauchte, um es zu begreifen.

Dumbledore, der mit Snape als erster am Schauplatz der Schlacht angekommen war, hatte die Leiche desjenigen gefunden, der meine Eltern verraten hatte. Bellatrix war, wie wir, von der Gewalt der magischen Explosion, die von der Kollision meines Zaubers mit dem ihres Lords ausgelöst worden war, niedergestreckt worden. Sie wurde den Auroren übergeben.

Es freute uns alle – selbst Hermine, die dieses eine Mal ihr Gewissen beiseite ließ –, als sie zum Dementorkuss verurteilt wurde.

*~*~*

Als er aus dem Krankenhaus kam, fing Ron an, im Geschäft der Zwillinge zu arbeiten. Für sie ist er sowohl ein sehr guter Verkäufer als auch gelegentlich ein unfreiwilliges Versuchskaninchen – zu oft nach seinem Geschmack. Hermine hat ihre Recherchen über Uralte Magie weiter geführt und hat vor, ein Buch zu schreiben, in dem sie alles sammeln will, was sie in den verstreuten Werken gefunden hat, die dieses Thema behandeln.

Eine Weile habe ich darüber nachgedacht, in die Fußstapfen meines Dads zu treten und das Familienvermögen einfach zu vervielfachen, indem ich Talente entdeckte. Es war sehr befriedigend gewesen, die Zwillinge bekannt zu machen, und noch mehr, sie Erfolg haben zu sehen.

Nachdem ich mich ein Jahr lang erholt hatte und viel überlegt hatte, hatte ich den Eindruck, dass mir dies nicht genügen würde. Ich war zu lange der Junge, der lebt, gewesen, als dass ich so ein nachlässiges Leben führen könnte. Wie ich es beschlossen hatte, als ich Fünftklässler war, bewarb ich mich um eine Stelle in der Aurorenbrigade.

Ginny und ich sind immer noch zusammen. Heute wohnt sie fast in meiner kleinen Wohnung in London. Ich weiß noch nicht, ob es mein ganzes Leben halten wird, aber ich hoffe es.

Ich denke oft an mein anderes Ich. Was ist aus ihm geworden? Welche Karriere hat er gewählt? Hat er schließlich doch noch ein Mädchen gefunden, das er lieb gewonnen hat? Ich bedauere es sehr, dass ich ihm nicht erzählen kann, wie sehr er mir, als er mir von unserer Mum und ihrer Arbeit mit der Uralten Magie erzählt hat, geholfen hat. Ich habe Ginny schließlich alles erzählt. Zuerst war sie erstaunt, aber dann gab sie zu, dass es sie nicht allzu sehr überraschte. Damals hatten sie unsere Ähnlichkeiten verwirrt.

Ich versuche, mir ein normales Leben aufzubauen. Die verlorene Zeit wieder zu finden. Ich weiß, dass manches nie ganz verschwinden wird, und dass mich meine Albträume noch lange Jahre begleiten werden. Ich weiß aber auch, dass ich dazu in der Lage bin, glücklich zu sein, selbst wenn ich noch viel lernen muss, bevor ich dem näher komme, der ich hätte sein sollen.

Wenn es mir nicht so gut geht, und wenn meine Laune schlecht ist, halte ich mich aufrecht mit der ermutigenden Vorstellung, dass ich einen Bruder habe, woanders, irgendwo.

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Mit Freude kehrte ich nach Hogwarts und zu meinen Freunden zurück.

Ginny kam mit den ersten offiziellen Bestellzetteln in die Schule, auf denen der Name des Geschäfts stand, das von ihren Brüdern gegründet worden war. Ich hatte mich bemüht, meine Meinung für mich zu behalten, als es darum ging, einen Namen für ihr Unternehmen zu wählen. Ich hatte nur die Bedingung gestellt, dass sie meinen Namen nicht anhängen durften. Niemand verstand, warum ich in lautes Gelächter ausgebrochen war, als sie mir sagten, dass sie wie in der Welt meines Doppelgängers den Namen 'Weasleys Zauberhafte Zauberscherze' gewählt hatten.

Sobald das Schuljahr begonnen hatte, lernte ich zu schätzen, wie sehr ich mich verändert hatte. Normalerweise nutzte ich die Entfernung von meinen Eltern, um meinen Einfällen und meiner Nachlässigkeit freien Lauf zu lassen. Nun hatte ich einen Teil der letzteren in einer Parallelwelt zurücklassen. Ich hoffte, dass ein Anderer sie gut anzuwenden wusste.

Während des ersten Monats musste ich mich daran gewöhnen, dass mir alle, mit denen ich verkehrte, sagten, dass sie von meinem neuen Verhalten ganz überrascht waren. Als mir Professor McGonagall zu meiner neuen Reife gratulierte, fühlte ich mich beschämt, aber ich wusste, dass sie nur eine Tatsache feststellte. Ich war zu einem ernst zu nehmenden Jungen geworden.

Dennoch hörte ich nicht ganz mit dem Unfug auf. Ich organisierte einige nächtliche Ausflüge und Streiche, aber es schien mir nicht so wichtig wie früher. Ich fing an, mich für Politik zu interessieren und abonnierte den Tagespropheten. Als ich mein erstes Exemplar bekam, bestand Neville darauf, dass ich mit ihm zum Krankenflügel ging. Er dachte wohl, ich unterläge einem Verwirrungsfluch.

Ich versuchte nicht, in die Welt meines Doppelgängers zurückzukehren, weil ich immer noch nicht wusste, was ich ihm hatte beibringen sollen. Ich legte aber eine Meldung in den magischen Raum, in der ich ihm von meiner Rückkehr erzählte und ihn fragte, wie es ihm ging. Zu meiner großen Enttäuschung fand ich nie einen Hinweis darauf, dass er meine Meldung gekriegt hatte oder versucht hatte, mir selbst eine zu schicken.

Ich sah Hermine Granger mit ganz anderen Augen als zuvor. Sie war genau dieselbe wie vorher – immer in ihre Bücher vertieft, sprach sie nur, um eine Antwort im Unterricht zu geben oder uns im Rahmen ihres Amtes als Vertrauensschülerin zu tadeln. Jetzt wusste ich aber, welch liebevolles Herz hinter dieser rauen Schale versteckt war, und ich beschloss, es allen zu zeigen.

Es war schwieriger, als ich gedacht hatte. Zunächst benahm sie sich mir gegenüber höchst misstrauisch. Sie betrachtete mich als einen Friedensstörer, der nichts anderes konnte, als Hauspunkte zu verlieren, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass mein Wunsch, ihr näherzukommen, daher rührte, dass ich ihre Gesellschaft mochte.

Meine Annäherung an sie wurde außerdem durch das verkompliziert, was die anderen Schüler von ihr dachten. Niemand verstand, was mich zu Miss Perfekter Vertrauensschülerin hinziehen konnte. Die meisten – und sie auch – hatten den Verdacht, dass ich ihr einen üblen Streich spielen oder eventuell sogar eine Wette gewinnen wollte. Zum Glück hatte ich noch während des Sommers nach meiner Rückkehr per Brief mit Susan Schluss gemacht, denn die Lage war so schon kompliziert genug.

Ich brauchte Monate, um die schöne Akademikerin davon zu überzeugen, dass sie nicht auf der Hut sein musste, wenn ich mich neben sie setzte, um zu lernen. Zweifellos half die Verbesserung meiner Noten ihr dabei, mich ernst zu nehmen. Vorher war ich nicht schlecht gewesen, aber ich hatte mit dem Lernen aufgehört, sobald ich das Niveau erreicht hatte, das meine Eltern als annehmbar betrachteten, um mich interessanteren Beschäftigungen zu widmen.

In jenem Jahr verbrachte ich aufgrund meines Vorhabens, Hermine milde zu stimmen, sehr viel Zeit in der Bibliothek, und es wirkte sich spürbar auf mein Gesamtniveau aus. Außerdem hatte ich, als ich am Anfang des Jahres meine Fächer gewählt hatte, Verteidigung gegen die dunklen Künste meinem Stundenplan hinzugefügt, und dank des Unterrichts, den mir der andere Harry gegeben hatte, bekam ich dort sehr gute Noten.

Am Anfang unseres siebten Jahrs hatte Hermine meine Freundschaft angenommen und hatte aus eigener Initiative mein Wiederholungsprogramm für die UTZ-Prüfungen geplant. Ihrerseits hatte sie viele Fortschritte in punkto sozialer Kompetenz gemacht. Neville und Ginny hatten nämlich versucht nachzuvollziehen, was mich zu ihr hinziehen könnte, und hatten sich mit der schönen Vertrauensschülerin angefreundet. Am Ende des Jahres hatte sie viel bessere Beziehungen zu allen Schülern. Was mich betraf, erhielt ich Ohnegleichen in fünf Fächern, was mir viel interessantere Karrieremöglichkeiten bot als ich es erwartet hatte.

Längst hatte ich darüber nachgedacht, in die Fußstapfen meines Dads zu treten und mir damit die Zeit zu vertreiben, unser Familienvermögen zu vervielfachen, indem ich neue Talente entdeckte. Es war sehr befriedigend für mich gewesen, die Zwillinge Weasley bekannt zu machen, und noch mehr, sie Erfolg haben zu sehen. Als ich aber Hogwarts endgültig verließ, hatte ich den Eindruck, dass mir dies nicht genügen würde. Ich wollte mich der Gesellschaft nützlich machen. Zur Überraschung aller, aber mit Hermines Unterstützung, bewarb ich mich um eine Stelle in der Aurorenbrigade.

Aus meiner Freundschaft zu Hermine war im Laufe der Monate etwas Ernsteres geworden. Ich musste sehr geduldig sein, denn sie brauchte Zeit, bis sie die gleichen Gefühle mir gegenüber empfand. Heute wohnt sie fast in meiner kleinen Wohnung in London. Ich weiß noch nicht, ob sie das für mich ist, was meine Mum für meinen Dad ist, aber ich hoffe es.

Es überraschte mich nicht, dass sie sich mit meiner Mum auf Anhieb so gut verstand, dass diese ihr vorschlug, mit ihr zu arbeiten. Hermine wird also zur neuen Spezialistin in Uralter Magie. Neville behauptete eines Tages lachend, dass sie nur zugestimmt hatte, mit mir zu gehen, um sich eine gute Karriere zu sichern. Ich konterte damit, dass er bestimmt deswegen um Ginnys Hand gebeten hatte, um vom Vermögen der genialen Zwillinge zu profitieren.

Ich denke oft an mein anderes Ich. Was ist mit ihm passiert? Habe ich meinen Auftrag in seiner Welt erledigt? Die einzige Person, der ich mein Abenteuer erzählt habe, ist Hermine. Sie hat mir versichert, dass ich zweifellos das getan hatte, was ich musste, denn die Magie, die mich dort hingeschickt hatte, hätte mich sonst nicht zurückgeschickt.

Ich halte an dieser Hoffnung fest. Ich versuche, mich selbst davon zu überzeugen, dass der Andere in seinem Auftrag erfolgreich war und dass ich immer noch einen Bruder habe, woanders, irgendwo.

ENDE

*~*~*

So, das war's! Simon's Geschichte ist nun zu Ende und Harrys Welt ist von Voldemort befreit worden. Ich hoffe, diese FF hat euch so sehr gefallen wie mir. Ich bedanke mir sehr herzlich bei Alixe, die mir erlaubt hat, ihre FF zu übersetzen, und auch natürlich bei Yami Tai, die sehr dabei geholfen hat, dass diese FF in gutem Deutsch geschrieben wurde. Vielen Dank auch an Marguerida für ihre zahlreiche Verbesserungsvorschläge. Schließlich will ich auch Romy-Chen, Caput Mortuus, Locke92, Ignora, Dylan und Forrest1984 für ihre Reviews danken. Danke auch an euch Lesern, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diese FF bis zum Ende zu lesen.

Ich kann euch noch nicht sagen, wann ich andere FF veröffentlichen werde, sicher ist aber, dass ich etwa hundert Kapitel in ungefähr 8 FF und OS schon übersetzt habe. Wenn ihr nur Alixes Geschichten lesen wollt (was schade wäre, da auch Dragonwing und Umbre (dies sind die beiden, deren FF ich als nächste veröffentlichen werde) sehr gut schreiben), so sage ich euch "Tschüss" bis Februar. Dann werdet ihr den ersten Kapitel einer neuen FF (Lord Voldemorts Wahl) lesen können. Bis dahin, viel Spaß beim Lesen und Alles Gute!

Euer Ron.