Diese kurze Sequenz ist zwischen Folge 12 und 13 der 2. Staffel angesetzt und aus Colonel Youngs Sicht geschrieben.

SG:U und die SG:U Charaktere gehören nicht mir. Schade eigentlich.

Vertrauen

„... und ich sage Ihnen, dass war eine ganz schöne Sauerei... und mit Abstand das Peinlichste, was ich je auf einer Mission erfahren musste!", hörte er Varro sagen. Auf diese Worte folgte TJ's helles, fröhliches Lachen. Young hatte auf seinem Weg zur Krankenstation inne gehalten, als ihm gewahr wurde, dass der Luzianer dort war. Wie so oft in letzter Zeit...

Mit einem Mal wollte Everett einfach nur auf dem Absatz kehrt machen und wieder zurück zur Brücke stürmen. Aber er wusste selbst, wie kindisch dieses Verhalten wäre. Genauso kindisch war es aber, im Gang stehen zu bleiben und TJ und Varro zu belauschen und dennoch wurde ihm klar, dass er genau das tat.

„Sie wissen aber, dass Sie sich mir mit dieser Geschichte jetzt ausgeliefert haben?", hörte er TJ amüsiert sagen, „Ich habe Sie jetzt in der Hand! Wenn Sie nicht wollen, dass die ganze Destiny davon erfährt!", fuhr sie mit gespielt drohender Stimme fort, endete aber wieder mit einem kurzen Auflachen.

Young biss sich kurz hart – zu hart – auf die Unterlippe, dann schüttelte er für sich selbst den Kopf, atmete einen Moment tief ein und aus und trat dann um die Ecke. Er hatte ein distanziertes doch höfliches Lächeln auf den Lippen auch wenn er schwören könnte, dass sowohl TJ als auch Varro einfach sehen mussten, wie aufgesetzt es war.

Doch TJ drehte sich nur mit einem überraschten doch freundlichen „Colonel Young, hi!", zu ihm um. Da war es wieder. Ihr strahlendes Lächeln, welches ihre Augen förmlich zum leuchten brachten. Ein Kloß setzte sich in Youngs Hals fest als ihn der Gedanke erreichte, dass dieses Lächeln nicht ihm zu verdanken war.

Varro nickte ihm mit der ihm eigenen zurückhaltenden Höflichkeit zu, warf TJ einen flüchtigen Blick zu und entschuldigte sich unter dem Vorwand, noch einige Kisten mit medizinischem Material aus dem Lager holen zu wollen. TJ schaute ihm nach, als er die Krankenstation verließ und wandte sich an dann Young.

„Was gibt's?", fragte sie freundlich und immer noch von der Heiterkeit aus dem Gespräch mit Varro beherrscht.

„Ihr beide versteht euch gut?", fragte Young und versuchte dabei zu unbeteiligt wie möglich zu klingen. TJ aber kannte ihn gut genug, weshalb sie leicht skeptisch eine Augenbraue hochzog.

„Du meinst Varro? Er ist mir in der Krankenstation eine große Hilfe. Hat ein sehr solides Basiswissen über erste Hilfe und kennt wirklich viele Naturheilmethoden... Kräuter und so weiter!"

„Und du vertraust ihm?", wollte Young wissen. Er vermied es, TJ direkt anzusehen. Stattdessen ließ er den Blick über die Einrichtung schweifen, als wolle er sie inspizieren.

Die Skepsis wich nicht aus TJ's Blick.

„Nun ich... sollte ich nicht?"

„Man beantwortet eine Frage nicht mit einer Gegenfrage, TJ. Er ist ein Luzianer, Nach allem was mit Simeon passiert ist, können wir nicht vorsichtig genug sein."

„Das mit Simeon war anders. Hör zu, ich weiß, dass es schwierig ist einem Mann zu vertrauen, der daran beteiligt war, dass wir das Schiff und unsere Leben beinahe verloren hätten, aber..."

„Der daran beteiligt war, dass du dein Baby verloren hast, TJ.", verbesserte er sie.

Im selben Moment jedoch bereute Young seine Worte. Sein Blick huschte über ihr Gesicht und er konnte sehen, wie sich ihre Züge verhärteten. Ein trauriger Schatten legte sich über ihre blauen Augen und sie biss die Zähne hart zusammen.

„Kamst du her um mit mir über Varro zu reden, Everett? Oder über Carmen? Soweit ich mich erinnere, warst du der Meinung, dass es darüber nichts zu reden gäbe.", erwiderte TJ mit veränderter Tonlage. Young hatte erwartet, dass sie vorwurfsvoll klang – stattdessen wurde er von der beinahe emotionslosen Kälte ihrer Stimme überrascht. Es ließ ihn frösteln. Hatten sie beide sich soweit von einander entfernt...?

„Nein.", sagte er dann rasch und versuchte, versöhnlich zu klingen. Da er nicht wusste, wohin mit sich und seinem Blick nahm er eine Operationsschere von einem kleinen Tisch, der unweit von ihnen stand. TJ hatte mittlerweile abwehrend die Arme vor der Brust verschränkt und sah ihn abwartend an.

„Wir haben einen geeigneten Planeten gefunden, zu welchem wir gleich ein Team schicken werden um unsere Vorräte aufzustocken. Ich wollte wissen, ob du irgendetwas brauchst.", erklärte er und legte die Schere wieder weg.

TJ schwieg einige Zeit, in welcher sie Young einfach weiter anstarrte, ohne mit den Mundwinkeln zu zucken. „Ja, ich brauche in der Tat einige Dinge. Ich werde in zwanzig Minuten am Gate sein. Und ich möchte wenn möglich Dr. Park im Team haben. Sie kennt sich mittlerweile sehr gut mit verschiedenen Planzentypen aus.", sagte sie, doch ihr Blick sprach andere Worte. Worte über Vertrauen. Worte des Vorwurfs. Und ein fragendes 'Warum, Everett? Warum verhältst du dich so?'.

Schließlich schaute TJ ihm erneut fest in die Augen.

„Und Varro. Auch er hat ein fundiertes Wissen über Arzneipflanzen.", sagte sie. Für eine Sekunde hielt Young den Atem an. War das die Antwort auf die Frage, ob sie Varro vertraute? Young überlegte fieberhaft, ob er irgendetwas sagen sollte, irgendetwas sagen konnte, um die angespannte Stimmung zwischen ihnen zu entschärfen.

„Gut. Ich werde außerdem Greer anweisen, euch zu begleiten.", war dann aber alles, was er hervorbrachte. Er machte auf dem Absatz kehrt und wollte die Krankenstation verlassen, als er noch einmal inne hielt und sich mit einem leisen Seufzen noch einmal zu TJ umdrehte.

„Es tut mir Leid, TJ. Ich wollte nicht..."

„... ich weiß, Everett." Auch TJ seufzte kurz und lächelte ihm dann hilflos zu. Young erwiderte das Lächeln und nickte knapp.

„Sei... sei einfach vorsichtig, wem du dein Vertrauen schenkst.", sagte er noch bevor er endgültig die Krankenstation verließen.

Denn ich habe dein Vertrauen nicht verdient., dachte er, während er allein den Gang hinab ging.