Öffne dein Herz
Kapitel 7
Nachdem die Tür hinter Hermine ins Schloss gefallen war, brach Professor Snape zittrig auf dem Boden zusammen. Sein Rücken lehnte nach Halt suchend an der Wand und er schüttelte ungläubig den Kopf. Die sonst so tiefe Falte zwischen seinen Brauen verschwand, als sein Unterkiefer herabfiel und jede Faser seines Körpers weich wie Butter wurde.
Es gab keine Beschreibung für den Zustand, in dem er sich befand. Sie hatte ihre Lippen auf seine gedrückt, hatte sich Sorgen um seine Wunde gemacht. Hermine Granger war zu ihm gekommen, obwohl es unter solchen Umständen verboten war. Eine Schülerin durfte diese Dinge nicht tun. Und ein Lehrer durfte sie nicht zulassen.
Nie zuvor war ihm so etwas geschehen. Er nahm seine Arbeit ernst, war ein strenger und erfolgreicher Lehrer, der es schaffte, alles aus seinen Schülern herauszuholen, was möglich war. Bis jetzt hatte seine forsche und fordernde Art es erfolgreich geschafft, jeden noch so kleinen romantischen Anflug in seinem Klassenzimmer zu unterbinden. Und kein Teenager hatte es je gewagt, seine Hormone in Professor Snapes Gegenwart spielen zu lassen. Vor allem dann nicht, wenn es dabei um ihn ging.
Es gab keinen Platz in seinem Leben für solche Dinge. Er hatte den Auftrag von Dumbledore, Voldemort auszuspionieren. Er hatte seine Arbeit und die Gefahr, in der er sich ständig befand. Abgesehen davon blieb nicht viel für ihn. In den Ferien las er Bücher und schaffte es, stundenlang in die Dunkelheit zu starren, umgeben von Stille. Er liebte die Einsamkeit, zumindest hatte er das geglaubt. Aber da war ihr Duft! Ihre Stimme, die Sachen, die sie ihm gesagt hatte, die sie ihm sagen wollte. Er schauderte bei dem Gedanken daran, was sie womöglich geäußert hätte, wenn er sie nicht im letzten Moment zurück gehalten hätte. Er hatte es geahnt und fürchtete sich davor, es aus ihrem Mund zu hören.
Severus Snape war kein Feigling. Er war stark und mächtig. Oft genug hatte er es bewiesen und war sich dessen auch bewusst. Heute Abend jedoch hatte er Angst. Angst davor, zu weit zu gehen. Angst davor, sich zu verlieren und sich Gefühle einzugestehen, die ihm so fremd waren.
Er saß auf dem Boden und hob seine zitternde und verletzte Hand. Noch immer konnte er den Kuss spüren, den sie ihm darauf gegeben hatte. Er bewegte die Lippen, ohne etwas zu sagen und strich mit dem Finger über die Stellen an Hand und Mund, die sie bei ihrem Kuss berührt hatte. Niemand zuvor hatte es gewagt, das zu tun. Niemand hatte es jemals geschafft, Severus Snape sprachlos zurück zu lassen.
Dieses Ereignis aber blieb nicht ohne Folgen. Tief in seinem Inneren regte sich der verzweifelte Wunsch nach mehr. Es waren diese kleinen Momente, die er mit Hermine Granger erlebt hatte, die ihn zum Nachdenken brachten. Zum Nachdenken über neue Dinge, über unbekannte Dinge, die für andere vollkommen normal waren, nur nicht für ihn. Er stand in Dumbledores Dienst und Dumbledore hatte ihm einen neuen Auftrag erteilt...
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Hermine presste ihren Zeitumkehrer fest gegen das Handgelenk, um sich zu versichern, dass sie nicht träumte. Seitdem sie ihre Reise in die Vergangenheit angetreten hatte, trug sie ihn bei sich, ohne es zu wagen, ihn abzunehmen.
Endlos viele Gedanken und Bilder machten sich in ihrem Kopf breit. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ihren Professor zu küssen?
Snape war kein Mann wie jeder andere. Abgesehen davon, dass er viele Jahre älter war und einer der mächtigsten Zauberer der Welt, war er auch noch ernst und streng und das waren nicht gerade die besten Voraussetzungen, um jemanden mit einem verbotenen Kuss zu konfrontieren. Seine Stimmung war unberechenbar und konnte binnen Sekunden von gut über erträglich bis hin zu grottenschlecht wechseln.
Sie seufzte tief. Ihr Herz pochte und ihre Wangen waren deutlich gerötet, als sie sich auf ihr Bett fallen ließ.
Sie war von ihren Gefühlen überwältigt und von dem Mut, den sie heute aufgebracht hatte. Bestimmt würde er am nächsten Tag furchtbar wütend sein, aber das spielte im Moment keine Rolle. Sie wollte den Augenblick genießen und für immer festhalten, wie er sie in seinen Armen gehalten hatte, wie sie seine Lippen berührt hatte und er sie einfach nur wortlos angestarrt hatte.
Was ging in ihm vor? Was wollte er mit ihr teilen und was nicht? Sie hatte so viele Fragen und noch immer keine Antworten darauf erhalten. Im Gegenteil, je mehr es ihr gelang, sich ihm zu nähern, umso mehr neue Fragen tauchten auf.
Snape war ein wandelndes Mysterium, das immerzu in schwarze Kleidung gehüllt war und stets von einer dunklen Aura umgeben wurde. Dennoch verschaffte alleine der Gedanke an ihren Professor Hermine ein wohliges Kribbeln im Bauch, das sich wie ein wunderbares Glücksgefühl in ihrem Inneren ausbreitete und sie friedlich einschlafen ließ.
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Minerva McGonagall machte sich Sorgen um Dumbledores Zustand und das zurecht. Jeder, der in seiner Nähe war, konnte merken, dass etwas nicht in Ordnung war, so auch sein engster Vertrauter.
Die neuesten Entwicklungen waren Grund genug für McGonagall, Snape aufzusuchen und ihn um Rat zu fragen. Doch wie sollte er ihr versichern, dass sich alles zum Guten wenden würde, obwohl er wusste, dass es nicht so war?
Snape war verunsichert. Wenn er Dumbledores Auftrag ausführen und ihn töten würde, gäbe es kein Zurück mehr. Er wäre ausgestoßen und würde vom Ministerium gejagt werden. Er würde das Vertrauen seiner Schüler und Kollegen verlieren und hätte die Bürde, Dumbledores Platz in Hogwarts einzunehmen. Doch wofür? Für einen teuflischen und aussichtslosen Plan in einem bereits verlorenen Krieg? Er sah kaum noch Hoffnung, Voldemort aufzuhalten. Und dennoch konnte er nicht aufgeben, er musste es tun und Lilys Mörder zu Fall bringen.
Es waren dunkle Gedanken, die schwer auf ihm lasteten. Was würde sich für ihn ändern? Die Einsamkeit? Nein. Die kannte er bereits. Was also gab es da noch zu überlegen? Er war gut in dem, was er tat. Er war es gewohnt, sein Leben aufs Spiel zu setzen und dem Tod ins Auge zu blicken. Und dennoch...
Mit dem Rücken zur Tür stand er in seinem Klassenzimmer und blickte durch das Fenster hinaus. Die Kerkerräume waren überwiegend dunkel und immer wieder zog ihn dieses eine Fenster magisch an, als wäre es sein einziger Lichtblick im Leben.
Seine Hände waren hinter dem Rücken verschränkt und seine aufrechte Gestalt hatte etwas Mystisches an sich, als Hermine den Raum betrat. Fast wäre sie erschrocken, wenn ihr seine Erscheinung inzwischen nicht so vertraut gewesen wäre. Sie sog die charakteristische Luft seines Klassenzimmers tief ein und trat langsam an ihn heran.
Einmal mehr wirkte er abwesend und schien sie nicht zu bemerken. Für einige Minuten sah sie ihn einfach nur an, groß und schmal, wie er war.
Eine wohlige Gänsehaut huschte über ihren Körper. Sie wusste, was sie für ihn fühlte. Sie brauchte ihn nur anzusehen und spürte jede Faser in ihr erzittern. Sie konnte stundenlang auf seine ungewöhnlich schwarzen Haare starren und Form und Lage der einzelnen Strähnen in ihre Erinnerung einbrennen.
„Professor", flüsterte sie sanft.
Obwohl sie ihn nicht stören wollte, wusste sie doch, dass ihr Unterricht bei ihm fortgesetzt werden musste.
Er schwieg.
Hermine schloss für einen Moment die Augen und sog seinen Duft in sich ein, den sie so sehr lieben gelernt hatte. Er war ein erwachsener Mann in seinen Dreißigern und roch teuflisch gut.
Als er dann immer noch nicht reagierte, kam sie langsam näher, bis sie unmittelbar neben ihm stand. Ihre Hand streckte sich unbewusst nach ihm aus und legte sich auf seine Brust, ehe sie wusste, was sie tat. Sofort konnte sie die Bewegung und die Aufruhr in seinem Inneren fühlen, als sie ihn berührte, obwohl er äußerlich überraschend ruhig blieb.
„Was ist geschehen?", fragte sie sanft.
Sie konnte erahnen, dass er innerlich zerrissen war und hoffte insgeheim, dass es nichts mit ihr oder ihrem Verhalten von neulich zu tun hatte. Dann hörte sie, wie er die Luft schwer in sich einatmete.
Langsam senkte er den Blick und sie verlor sich erneut tief in seinen wunderschönen dunklen Augen.
Er sah sie an, die Hände immer noch auf seinem Rücken haltend, während sie sein Herz berührte.
„Ich werde sterben", stellte er mit gebrochener Stimme fest.
Hermine schluckte. Sie fühlte sich schuldig, weil sie es ihm gesagt hatte. Tränen sammelten sich in ihren Augen und liefen ungehalten an ihren Wangen hinunter. Zaghaft und mit fest aufeinander gepressten Lippen nickte sie. Dann warf sie sich an seine Brust und schlang die Arme um ihn.
Snape zögerte, bevor er ihre Umarmung erwiderte.
„Es ist in Ordnung", sagte er matt. „Es hätte schon vor langer Zeit geschehen müssen."
Sie schluckte die Trauer in ihrer Kehle hinunter, als sie seine resignierten Worte hörte und schüttelte energisch den Kopf.
„Es ist … nicht ... in Ordnung", stammelte sie betreten hervor.
Hermine wollte schreien, so ohnmächtig fühlte sie sich in diesem Moment. Zu sehen, wie er einfach aufgab, machte sie fertig. Es war eine neue Seite an ihm.
Professor Snape war stark und beherrscht und gab niemals auf. So kannte sie ihn. Doch jetzt, als sie ihn ansah, fühlte sie sich hilflos und konnte nicht begreifen, was geschehen war und noch geschehen sollte.
„Sie müssen leben!", rief sie mit ganzer Kraft aus.
Mit einem Schlag wurde ihr eiskalt, als hätte sie nie zuvor Freude erlebt. Es gab nur noch Traurigkeit, die sie umhüllte wie ein schwarzer Schleier, der Vorbote des Todes.
Snape konnte nicht aufhören, sie anzusehen. Er brachte es nicht fertig, sie fortzuschicken, obwohl sie weinend und zitternd an seiner Brust lehnte. Er wollte sie beschützen, er wollte etwas tun, damit sie sich besser fühlte. Doch er wusste nicht was.
Was hätte er sagen oder veranlassen können, um ihren Schmerz zu lindern, den sie für ihn empfand - für ihn allein. Keine Worte konnten ausdrücken, was in diesem Moment zwischen ihnen geschah. Alles, was er tun konnte, war sie zu halten und die von Tränen feuchten Haarsträhnen aus ihrem Gesicht zu wischen.
Hermine spürte seinen Daumen zärtlich über ihre Wangen streichen. Sie konnte fühlen, wie er sein Gesicht vorsichtig auf ihr Haar drückte. Wie benommen schloss sie die Augen und atmete seinen Duft in sich ein.
Langsam wurde sie ruhiger und lauschte seinem Atem. Ihre Finger krallten sich in den schwarzen Stoff seiner eigenartigen Kleidung, die sie so sehr an ihm liebte. Sie wollte ihn nie wieder loslassen. Sie wollte ihm sagen, was sie empfand und hob vorsichtig den Kopf.
Ihre Blicke trafen sich. Er sah so anders aus, als noch zu Beginn des Schuljahres, war bereit, sich ihr Schritt für Schritt zu öffnen.
Hermine wusste von den Schrecken der Einsamkeit, die auf ihm lasteten und hätte ihm gerne alle Zeit der Welt gegeben, wenn die Umstände nicht so dringlich gewesen wären.
Sie nahm all ihren Mut zusammen, streckte sich zu ihm empor und berührte zärtlich mit ihren Lippen seinen warmen Mund. Sie ließ ihm Zeit, sie zu spüren, konnte sehen, wie sich seine Augenlider schlossen und fühlte seinen heißen Atem, der ihr entgegen strömte.
Ihre Lippen bewegten sich langsam, liebkosten seinen Mund, während er still und ruhig dastand.
Ihre Finger berührten seine Wangen und er lehnte seinen Kopf gegen ihre Handfläche, während sie ihn zärtlich küsste.
Es vergingen Minuten, bis seine Lippen sich öffneten und sanft ihren Kuss erwiderten, so vorsichtig und zögerlich, dass sie das Gefühl hatte, in seinen Armen dahin zu schmelzen. Und so kosteten beide einander aus. Sie schmeckte ihn an ihren Lippen und drang weiter, bis sie mit ihrer Zunge in seinem Mund war.
Es überraschte ihn. Schlagartig riss er die Augen auf, als ihm bewusst wurde, was sie tat.
Hermine wusste, dass er verschlossen war, doch sie konnte nur erahnen, dass dies sein erster Kuss mit einer Frau war, mit seiner Schülerin.
Snape entspannte sich nur mühevoll, gewöhnte sich an das schöne Gefühl, das sie ihm bescherte, während Hermine nach seiner Zunge tastete.
Wie weit konnte sie gehen? Was würde er zulassen? Wie weit würde sie selbst gehen?
Sie versuchte nicht daran zu denken und genoss den Augenblick, der vollkommen war. Sie ließ ihre Hand über seinen Rücken gleiten und fuhr weiter über seinen Nacken, bis hinauf zu seinen schwarzen Haaren. Zärtlich glitten ihre Finger durch die dichten Strähnen.
Sein Körper wirkte wie elektrisiert. Er wusste nicht, was geschah, doch er ließ es einfach zu - das Gefühl war zu gut, um es aufzugeben. Der Wunsch nach mehr, der in seinem Inneren erwacht war, wuchs von Minute zu Minute an. Seine zaghaften Küsse wurden fordernder und die wunderbaren, wohligen Laute, die Hermine ausstieß, zeigten ihm, dass er auf dem richtigen Weg war, genau das zu bekommen, wonach er sich sein ganzes Leben gesehnt hatte.
Ihr Geschmack in seinem Mund war das berauschendste Glücksgefühl, das er jemals gespürt hatte. Er verstand, dass ein Kuss wie dieser alles verändern konnte. Er würde ihn verändern.
Für einen Moment sah er in Hermine nicht mehr nur die Schülerin, die sie immer gewesen war. Im Gegenteil. Er begriff, dass sie eine Frau war, ganz gleich, wie alt sie sein mochte. Ihr Körper, der so innig an seinen gedrückt war, war bereit, ihm zu gehören...
Der Gedanke alarmierte ihn. Wäre sie bereit, das zu tun? Würde sie ihm erlauben, sie zu besitzen?
Es machte ihm Angst. Verwirrt unterbrach er den Kuss und sah den sanften Ausdruck auf ihrem Gesicht. Nein. Es war gewiss, was sie fühlte, denn sie war zu ihm gekommen; und das mehr als einmal. Sie fühlte mehr für ihn, als vielleicht jeder andere Mensch zuvor in seinem Leben, denn die meisten davon mieden ihn und seine Gegenwart. Hermine aber war anders. Sie suchte seine Nähe, wann immer sie konnte. Sie schreckte nicht davor zurück, ihn zu berühren, ihn zu küssen. Es war eigenartig, aber genau diese Gewissheit gab ihm Kraft. Er hatte gefunden, was er brauchte, was er so lange gesucht hatte.
Ermutigt nahm er ihren Kopf in seine Hände und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, den sie leidenschaftlich erwiderte.
Sie küssten einander, als hätte es nie etwas anderes zwischen ihnen gegeben. Vergessen war die Welt, in der sie gefangen waren, die Schrecken des bevorstehenden Krieges und die Angst davor, was mit ihnen geschehen würde.
Alles, was in diesem Moment zählte, waren ihre Berührungen und ihre Küsse. Sie waren nicht länger Lehrer und Schülerin. Sie waren Severus und Hermine, auch dann, wenn niemand von beiden es aussprach.
Hermine war außer Atem, als sie auseinander brachen. Das hatte sie nicht erwartet.
Nach Luft ringend lehnte sie ihren Kopf zurück und sah ihn an, während sich ihr Brustkorb schnell hob und senkte. Snape hatte ein kaum merkliches Lächeln auf den Lippen und sie genoss es, ihn so zu sehen. Seine entspannten Züge ließen ihn um Jahre jünger erscheinen. Er umschloss ihre Wangen mit seinen Händen und lehnte seinen Kopf an ihre Stirn, während er sie sanft vor und zurück schaukelte. Schwarze, lange Strähnen umrahmten sein Gesicht und gaben ihm etwas Verwegenes. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wirkte er befreit, nahe an der Vollkommenheit.
„Die Stunde ist fast zu Ende, Professor", flüsterte Hermine leise.
Er grinste sie schelmisch an, etwas, was er noch nie zuvor getan hatte.
Hermine schauderte. Sie war überrascht über die Vielzahl an neuen Ausdrücken, die sie in letzter Zeit auf seinem Gesicht kennen gelernt hatte.
„Das sollten Sie öfter tun", setzte sie nach.
Er küsste sie auf die Stirn und schloss die Augen. Beide wussten, dass sie voneinander ablassen mussten, doch das sanfte auf und ab Wiegen zwischen ihren Körpern hielt an.
„Führen Sie mich nicht in Versuchung, Granger", antwortete er leise und entspannt.
Hermines Gesicht errötete. „Ich meinte das Grinsen, Professor."
Sie hatte nicht mit so einer Antwort von ihm gerechnet und wieder tat sich ihr die Frage auf, wie weit er gehen würde, wenn sie ihn führen würde.
„Ich weiß", gab er leise zurück.
Hermine wollte sich nicht von ihm loslösen und drückte ihren Kopf innig an seine Schulter.
„Lassen Sie mich nicht alleine."
In seiner Gegenwart fühlte sie sich sicher und geborgen. Doch sie wollte ebenso Bestätigung, Zuversicht und Vertrauen. Sie wollte Gewissheit haben, dass alles gut werden würde, so unwahrscheinlich es auch sein mochte.
„Bitte."
Er begann damit, langsam über ihre Haare zu streicheln.
„Miss Granger", sagte er dann. „Wir wissen nicht, wo uns das hinführt, aber seien Sie gewiss, dass ich Sie nicht alleine lassen möchte."
Sie seufzte und klammerte sich mit den Fingern an seinem Kragen fest. „Egal was auch passiert?"
Er atmete tief ein. „Egal was auch passiert."
Hermine nickte und blickte auf. Sie sah seine wunderschönen schwarzen Augen aufleuchten.
Bebend zog er sie zu sich und drückte ihren Kopf an seine Stirn. Dann hielten sie inne und starrten sich gegenseitig an.
Dieser Moment war zu bewegend für beide, um ihn mit Worten oder Taten zu ruinieren. Auf ihnen lastete die Gewissheit über ihr unbekanntes Schicksal, die Angst vor dem nächsten Schritt und dem nächsten Tag.