Diamond in the Rough

Kapitel 3


BPOV

Als ich Edward zusah, wie er die Tür schloss, war ich mir sicher, dass mein Gesicht meine Aufregung verriet.

Die ganze Nacht lang hatte ich ihn beobachtet. Wie sich seine Muskeln unter seinem Shirt anspannten, wenn er seine Arme bewegte. Wie sein Adamsapfel hüpfte, wenn er trank, und wie danach seine Zunge heraus kam, um sich über die Lippen zu lecken.

Jedes Mal, wenn er das tat, begann es in einer gewissen Region auf Hochtouren zu kribbeln, sodass ich Angst hatte aufzustehen, denn ich wusste mit Sicherheit, dass sich dann ein nasser Fleck auf meinem Stuhl befinden würde. Der beste Anblick war, wenn er wegging; seine Hose spannte sich so köstlich über seine Po Backen, dass ich das Bedürfnis zu stöhnen unterdrücken musste. Aber seine Augen, oh mein Gott, seine grünen Augen. Ich konnte mich darin verlieren, indem ich in seine Augen sah. Er war Sex auf zwei Beinen.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, als Aro vorschlug, ich solle mit Edward in den Club kommen. Innerlich schrie ich ... Ja! Ja! Ja! Aber ich wollte nicht, dass er das Gefühl hatte, ich würde mich ihm aufdrängen.

Außerdem leuchtete mir nicht ein, warum in aller Welt er mit mir zusammen sein wollte, wenn er jede andere Frau haben konnte. Ich wusste, ich war nicht hässlich, aber ich war auch nicht schön. Ich war simpel, einfach und zugegebenermaßen, nach all dem Scheiß, den ich mit James durchgemacht hatte, hatte ich eine Menge Ballast zu tragen. Ich war mir sicher, sobald er erst alles über mich wusste, würde er nicht mehr mit mir zusammen sein wollen.

Yeah, Edward Cullen war außerhalb meiner Liga. Außerdem war ich mir sicher, er war Frauen gewöhnt, die viel abenteuerlicher in ihren sexuellen Vorlieben waren als ich. Schließlich bin ich nur mit einem Mann zusammen gewesen - meinem Ehemann. Die ganze Zeit über hatten wir kein sehr gutes Sexleben. Er war rau, und zwar nicht auf die liebevolle, dominante Art, von der ich fantasierte. Nein, er war brutal, gemein und gefühllos. Es gab nie liebevolle Wörter oder Liebkosungen, nur pure Brutalität.

Das erste Mal, als wir Sex hatten, war nach dem Junior-Abschlussball. Er war in der Abschlussklasse und ich hatte meinen Dad überredet, mir zu erlauben, dass ich für eine Party nach dem Ball bei ihm blieb. Er hatte es zögerlich erlaubt, weil Jake und Leah sowie einige Eltern als Aufsichtspersonen auch die ganze Nacht lang dort waren. In Wirklichkeit waren aber keine Eltern dort und ich wusste, Jake und Leah würden niemandem davon erzählen, das war unser Übereinkommen.

Ich trug ein rosa Kleid aus Organza. Ich hatte es selbst gekauft von dem Geld, das ich verdiente, indem ich am Wochenende im Supermarkt arbeitete. Es war hübsch, mit Spaghettiträgern und einer hohen Taille. Das Kleid flatterte, wenn ich mich drehte. Ich hatte es nur einmal getragen, am nächsten Tag musste ich es wegwerfen. Am nächsten Tag war es kühl gewesen und dafür war ich dankbar, denn somit fand es niemand seltsam, dass ich einen Rollkragenpulli anzog, der die Blutergüsse an meinen Armen und meinem Hals versteckte.

"Also, machst du es?" Jakes Stimme riss mich aus meinen Erinnerungen.

"Was?"

Er verdrehte die Augen. "Ich sah ihn mit seinem Handy. Hast du ihm deine Nummer gegeben? Wirst du mit ihm ausgehen?"

"Er sagte etwas von wegen Kaffee trinken", antwortete ich mit einem Schulterzucken.

"Ja, richtig, Kaffee. Er will dich nur rumkriegen, das ist alles, das ihn interessiert." Jake war still. "Ich mag ihn nicht."

Ich sah hinüber zu Jake. "Warum nicht?", fragte ich ungläubig.

"Ich weiß nicht. Mir gefällt es nicht, wie er dich ansieht. Es ist, als würden ihm alle möglichen seltsamen Sachen einfallen, die er mit dir anstellen möchte."

Ich war eine Sekunde lang böse, dann lächelte ich. "Wirklich?"

Jake fuhr in meine Einfahrt. Er parkte den Wagen, bevor er sich zu mir drehte, um mich anzusehen. "Schau, Bella, ich bin ein Mann."

"Wirklich?", fragte ich erstaunt und kicherte dann.

"Ich meine es ernst. Ich bin heute mit dir mitgegangen, um ein Auge auf dich zu werfen und sicher zu gehen, dass niemand versucht, etwas Seltsames mit dir zu machen. Dieser Kerl ..."

Ich unterbrach ihn. "Edward."

Er seufzte schwer. "Ok, Edward, Bella ... Er will dich!"

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Also saß ich einfach da mit einem großen, selbstgefälligen Grinsen im Gesicht. Nach ein paar Sekunden griff ich nach meiner Handtasche. "Danke, dass du mich begleitet hast, Jake. Lieb' dich." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, öffnete die Tür und stieg hinaus in die Einfahrt.

"Bella!"

Ich seufzte und lehnte mich an die Tür des Wagens. "Es ist nur eine Tasse Kaffee, Jake. Ich schwöre, ich werde nicht am Starbucks-Tresen mit ihm ficken." Ich schloss die Tür, bevor er mit seinem geschockten Gesicht antworten konnte.

Das Sicherheitslicht war bereits an. Ich tippte den Code für den schlüsselfreien Zugang ein und Seth wartete bereits auf der anderen Seite auf mich. Ich kontrollierte das Sicherheitssystem, um sicher zu stellen, dass alles in Ordnung war, dann ließ ich das Außenlicht flackern, damit Jake wusste, dass ich sicher im Inneren war.

Ich musste mich nicht darum sorgen, Seth nach draußen zu bringen, denn er benutzte die Hundeklappe. Sie war durch einen Laser geschützt. Er hatte einen Chip unter seiner Haut, der ihm erlaubte durch die Klappe zu gelangen. Wenn irgendetwas oder irgendjemand anderes durch die Öffnung kam, ertönte ein Alarm. Ich dachte, es wäre ein wenig übertrieben, bis ich eine Sendung im Fernsehen sah, in der eine Familie ermordet wurde, weil ein Mann durch die Hundeklappe gekrochen war. Außerdem störte der Chip Seth nicht und er konnte kommen und gehen, wie er wollte.

"Komm schon, Junge, gehen wir ins Bett." Ich kontrollierte noch einmal das Sicherheitssystem, schaltete die Lichter aus und ging in mein Schlafzimmer am Ende des Ganges. Mein Zimmer lag im vorderen Teil des Hauses, von dort aus gelangte man ins Badezimmer. Das war mein einziger Luxus, als ich dieses Haus gekauft hatte. Ich sah sehnsüchtig zu meiner Whirlpool-Wanne, aber ich war einfach zu müde, also ging ich meiner normalen, abendlichen Routine nach. Sobald ich umgezogen und gewaschen war, putzte ich mir die Zähne, kämmte meine Haare und verbamd mein Handy mit dem Ladekabel am Nachttisch, bevor ich ins Bett kletterte.

Ich wollte gerade das Licht ausschalten, als mein Handy piepste. Ich wollte nicht antworten, ich war sicher, es war Jake. Ich hatte nicht mehr die Energie, ihm heute Nacht noch zuzuhören. Aber ich wusste, wenn ich es nicht tat, würde er sich Sorgen machen und wahrscheinlich mit Leah hierher kommen, um nach mir zu sehen. Leah brauchte ihre Ruhe, also seufzte ich und nahm mein Handy in die Hand.

Wollte nur sicher gehen, dass du gut nach Hause gekommen bist, Isabella – E

Oh Scheiße! Ich hyperventilierte. Er erkundigte sich nach mir. Ich antwortete sofort.

Ja, ich bin gut zu Hause angekommen und habe es mir in meinem Pyjama gemütlich gemacht – B

Ich fühlte mich buchstäblich euphorisch. Seth sah mich an, als wäre ich verrückt. Ich zuckte zusammen, als mein Handy wieder piepste.

Gut, nichts geht über einen bequemen Pyjama, damit du angenehm träumst. Schlaf gut, Isabella – E

Dir auch eine gute Nacht, Edward – B

Ich nahm an, das war das Ende unserer SMS-Unterhaltung. Ich legte mein Handy weg, sah zu Seth, der in seinem Korb schlief, und machte das Licht aus. Auf der Uhr leuchtete 2:05 auf.

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Stöhnen auf. Ich hatte einen wunderbaren Traum gehabt. Ich lag friedlich in einem Feld aus grünem Gras, umgeben von Wildblumen, gefangen in starken, warmen Armen.

Ich sah auf die Uhr – 7:05, verdammt, es war so bequem. Das Letzte, das ich wollte, war aus dem Bett zu klettern, aber der Duft der Kaffeekanne war zu verlockend.

"Komm mit, Seth, beweg' dich."

Ich rollte mich aus dem Bett und tapste in die Küche, um mir meine erste Tasse Kaffee zu holen, bevor ich duschen ging. Ich legte nicht viel Wert auf Make-up oder Frisuren, also band ich mein Haar zurück in einen Pferdeschwanz, legte etwas Puder und Mascara auf. Ich zog eine Jeans an und ein süßes, blaues Rüschenshirt, dazu schwarze Ballerinas. Um 8:10 füllte ich meine Thermoskanne, kontrollierte das Sicherheitssystem und ging zur Tür hinaus.

Ich hielt bei einem Drogeriemarkt an, um ein paar Sachen einzukaufen, die das Center immer brauchen konnte. Windeln, Babymilch, Säfte, Babynahrung, WC-Papier, Tampons, Shampoo und Duschgel. 275 Dollar später war ich auf dem Weg zum Center.

"Guten Morgen, Carol", rief ich. Carol war die Direktorin. Sie war in ihren frühen Dreißigern und hatte ein rundes Gesicht. Sie war nicht fett, aber auch nicht dünn. Ich schätze, man konnte sagen, sie hatte eine üppige Figur.

"Irgendwas Neues?", fragte ich neugierig.

"Sally ist zurück, sie kam gestern Nacht. Sie und die Kids. Sie hat auf der ganzen linken Wange Blutergüsse. Sie weigert sich, zum Arzt zu gehen, sie sagt, er war auch schon vorher grob mit ihr. Sie will dich sehen, ich habe sie dir für 10:00 Uhr eingeteilt."

Ich nickte seufzend.

Dr. Miller war ein sehr kompetenter Arzt, aber es fehlte ihm an Mitgefühl und Verständnis für misshandelte Frauen. Er war der Meinung, wenn sie dumm genug waren, um zu bleiben, dann hatten sie es auch nicht anders verdient. Ich wünschte, wir hätten jemand anderen. Dr. Miller arbeitete hier nicht gratis, und manchmal war es sehr schwierig, jeden Monat alle Rechnungen zu bezahlen.

Oftmals halfen die freiwilligen Helfer und die Mitarbeiter mit ihrer eigenen Brieftasche aus, nur damit wir weiterhin das Licht einschalten konnten. All das Geld, das ich von der Scheidung bekommen hatte, habe ich auf ein Konto gelegt und benutzte es für das Center. Ich betrachtete es als James' Buße.

Ich ging in den Gemeinschaftsraum. Sally saß dort und fütterte ihre Tochter, ihr Sohn saß neben ihr. Ich ging zu ihr und konnte den Abdruck auf ihrem Arm sehen. Ihr linkes Auge war grün und blau geschlagen.

"Wenn du hier fertig bist, bin ich an meinem Schreibtisch. Komm einfach zu mir, ok?"

Sie sah mich an und nickte. Ich streichelte den Kopf des kleinen Joey und ging weiter, um einige der anderen Frauen im Zimmer zu begrüßen. Als ich zu meinem Tisch kam, war er mit Post bedeckt. Ich war bereits Mittwochabend hier gewesen, aber hatte noch keine Zeit gehabt alles durchzusehen. Ich setzte mich gerade mit einer frischen Tasse Kaffee hin, als mein Handy läutete. Ich sah nach, wer anrief - Jake.

"Hey", antwortete ich.

"Bella, ich wollte mich nur wegen gestern Abend entschuldigen."

Ich zuckte die Schultern. "Ist schon ok."

"Nein, ich lag falsch", sagte er betrübt.

"Leah hat dafür gesorgt, dass du mich anrufst, nicht wahr?", sagte ich mit einem Grinsen.

"Tja, irgendwie schon." Ich konnte Leah im Hintergrund hören, wie sie etwas sagte, von wegen er wäre nicht mein Vater. Jake schnaubte. "Wirklich, es tut mir echt Leid."

"Es ist ok, Jake, ich verzeihe dir." Es klopfte an der Tür. Sally stand mit Nicole in ihren Armen und Joey an ihrem Bein da. Ich lächelte und winkte sie herein.

"Ich muss auflegen, Jake. Sag' Leah, sie soll mich später oder morgen anrufen."

"Ok, tschüss, Bells." Ich schaltete mein Handy auf lautlos, damit wir nicht unterbrochen werden konnten.

Fast zwei Stunden, eine halbe Box Kleenex und sechs kaputte Buntstifte später verließ Sally mein Büro wieder. Dies war das dritte Mal, dass sie ihn verlassen hatte. Ich legte meinen Kopf hinunter auf den Tisch, rieb mir den Nacken und versuchte, den Spannungskopfschmerz zu lindern. Ich sah auf mein Handy und hatte eine Nachricht von einer Nummer, die ich nicht kannte.

Ich wählte die Sprachbox und hörte: "Guten Morgen, Ms. Swan." Es war Aro. "Nur damit Sie es wissen, ich gebe diesen Scheck noch heute Morgen zur Post. Ich bin mir sicher, Sie werden ihn gut gebrauchen können. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, meine Liebe." Ich lächelte. Aro war ein Hauptsponsor für das Center geworden, seit ich ihn kennen gelernt hatte. Ich ging hinüber zu Carol, um ihr zu sagen, dass wir einen Scheck erwarteten, und dass sie es mich wissen lassen sollte, sodass ich Aro eine Dankeskarte senden konnte. Als ich in ihrem Büro war, nahm ich den Kalender von ihrem Tisch, um sicher zu gehen, dass auch bei mir alles eingetragen war.

"Wie wäre es, wenn wir kurz raus gehen, etwas zu Mittag essen und einen Watermelon Martini trinken?", fragte Carol.

"Watermelon Martini? Glaubst du, dass das eine gute Idee ist?"

Sie grinste. "Immer die Verantwortungsvolle. Ok, wir heben uns den für nach der Arbeit auf."

Ich nickte. "Abgemacht! Gehen wir etwas essen."

Wir unterhielten uns über den bevorstehenden Walking-Marathon, den Wohltätigkeitsball und die Suche nach einem Arzt, der womöglich gratis arbeiten würde. Sobald wir zurück im Center waren, hatte ich zwei weitere Termine, und ich musste zu einem Termin mit einem Personalvermittler. Bis ich zurück ins Center kam, war es 18:00 Uhr und ich hatte diesen Drink dringend nötig.

Carol sah mich an. "Wie ist es gelaufen?"

"Das erzähle ich dir bei einem Martini."

Sie schaltete den Computer aus. "Gehen wir. Ich könnte selbst einen gebrauchen."

Wir gingen zwei Blocks weit zu einem Pub, bestellten Wraps, Pommes und unsere Martinis, weil sie so gut waren. Ich erzählte ihr von den Jobaussichten für eine der Frauen im Center. Sie erzählte mir, sie erhielt einen Anruf von einem Arzt, der etwas Zeit spenden könnte. Bis wir unseren zweiten Drink halb ausgetrunken hatten, fragte sie mich, was ich am Wochenende vor hatte. Ich erwähnte, dass ich Edward gestern Nacht in einem Club kennen gelernt hatte - natürlich sagte ich ihr nicht in welchem Club - und dass wir uns zum Kaffee verabredet hatten. Außerdem erklärte ich ihr meine Theorie, dass er Sex auf zwei Beinen wäre.

Ihre Augen leuchteten auf und mit einem Grinsen fragte sie: "Sex auf zwei Beinen, huh? Glaubst du, er könnte dafür sorgen, dass ich meinen Mann verlasse?"

"Ich denke schon!", sagte ich mit einem Kichern.

"Wahrscheinlich hat er einen winzigen Penis."

"Nein! Warum sagst du so etwas?", fragte ich erstaunt.

"War er je verheiratet?"

"Ich weiß nicht." Ich zuckte die Schultern.

"Zeigt er schwule Tendenzen?"

Ich brach in Gelächter aus. "Ich glaube nicht!"

Carol zuckte die Schultern und begann zu lachen. "Tja, da hast du es, Mädchen. Wenn er nie verheiratet war und nicht schwul ist, dann muss er einen winzigen Penis haben, sonst wäre er doch schon längst vergeben", sagte sie, als sie lachend ihre Hände auf den Tisch knallen ließ.

Ich setzte mich zurück in die Nische und lachte so sehr, dass ich wegen den Tränen nichts mehr sehen konnte. "Na da hast du ja eine schöne Theorie aufgestellt."

Mir wurde bewusst, dass uns die Leute wegen unseres dummen Geplänkels schon anstarrten. Als wir uns wieder sammelten, sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich uns eine Gestalt näherte. Reflexartig wollte ich in Verteidigung gehen, und dann hörte ich die samtene Stimme. "Isabella?"

Ich schmolz dahin.

Ich blickte auf, und da stand Edward.

Ich lächelte. "Edward? Hi."

Dann stellte ich ihm Carol vor und sie starrte ihn an. Ich glaube, sie hatte etwas Sabber am Mundwinkel. Yeah, sprich noch einmal von seinem winzigen Penis, Schlampe. Obwohl einem wirklich das Wasser im Mund zusammen lief bei seiner khakifarbenen Hose und dem dunkelbraunen Hemd, das er über einem weißen T-Shirt trug.

"Ähm, Carol, das ist Edward, Edward, Carol."

Er lächelte und streckte ihr die Hand hin. "Schön dich kennen zu lernen, Carol."

Sie starrte ihn bloß an. Ich gab ihr einen leichten Tritt unter dem Tisch. "Oh ja, auch schön, dich kennen zu lernen, Edward." Sie sah mich an und murmelte lautlos: "Verdammt."

"Also, Isabella, bist du heute Abend in der Stadt unterwegs?"

Ich seufzte. "Nein, wir kommen gerade von der Arbeit und haben eine lange Woche hinter uns, also kamen wir hierher zum Essen und um etwas zu trinken. Das ist alles. Du?" Bitte sag mir nicht, dass du ein Date hast...

"Eigentlich treffe ich mich mit meinem Vater. Ich komme selten in diesen Teil der Stadt, aber mein Vater wollte etwas Neues probieren und ihm wurde gesagt, dass es hier einen tollen Wein von Reuben's gibt. Also, hier bin ich."

Ich nickte.

Er verengte die Augen. "Du hast noch einen Job? Arbeitest du hier in der Nähe?"

Ich antwortete mit einem Seufzen: "Ähmm, das ist ein Teil dieser langen Geschichte, und ja, ich arbeite nur ein paar Blocks von hier entfernt."

Edward nickte. "Und eines Tages, Isabella, werde ich diese lange Geschichte hören, richtig?"

Ich kam nicht dazu ihm zu antworten, weil ein Mann neben ihm stehen blieb. "Edward." Er klopfte ihm auf die Schulter.

Edward drehte sich um. "Hey Dad, du bist schon da?"

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Sein Vater sah umwerfend aus. Er war so groß wie Edward mit einer etwas breiteren Statur, blauen Augen und blondem Haar. Er musste schon über Fünfzig sein, sah aber eher aus wie fünfunddreißig. Ich zwang mich dazu Carol anzusehen; sie hatte denselben ausdruckslosen Gesichtsausdruck, wie ich ihn sicher auch hatte.

"Dad, das ist Isabella, wir haben uns gestern Nacht kennen gelernt, und ihre Arbeitskollegin Carol. Ladys, das ist mein Vater Dr. Carlisle Cullen."

Er streckte seine Hand aus und ich schüttelte sie. "Schön, Sie kennen zu lernen."

Als er sich zu Carol drehte, stand sie auf. "Dr. Cullen, ich glaube, wir haben heute eigentlich schon miteinander telefoniert, ich bin Carol Beemer."

Dr. Cullen neigte den Kopf zur Seite. "Vom Center?"

"Ja", nickte Carol.

Ich sah zu Edward und merkte, dass er verwirrt war.

Dr. Cullen fuhr fort und sagte: "Ich habe heute Nachmittag mit meinem Schwager gesprochen. Er hat nur Positives darüber geäußert. Er hat mich informiert, dass Sie Gemeindegelder benutzen, um die Frauen, denen Sie helfen, auszubilden und zu unterrichten. Ihre Mitarbeiter sind zum Großteil Freiwillige, und Sie haben nur zwei fixe Angestellte. Er sagte auch, dass er selbst schon seit Jahren regelmäßig spendet, zum größten Teil wegen einer sehr beharrlichen Mitarbeiterin von Ihnen ... Ich habe ihn nach einem Namen gefragt, aber er sagte, das wäre vertraulich. Er hatte die Sorge, dass er der jungen Lady damit schaden könnte. Also, ich weiß nicht, wer sie ist, aber sie muss außergewöhnlich sein."

Carol schüttelte den Kopf. "Es tut mir Leid, Dr. Cullen, wer ist Ihr Schwager?"

"Aro Volturi", sagte er selbstsicher.

Carol sah mich an und strahlte. Ich verdrehte die Augen, denn mein Gesicht wurde heiß, als ich errötete.

"Das wäre dann Bella." Sie deutete in meine Richtung. "Sie bekommt nun schon seit drei Jahren Spenden von Aro."

Ich saß immer noch da und versuchte, das Erröten zu unterdrücken. Ich konnte spüren, dass Edward mich beobachtete, während er zuhörte.

Dr. Cullen sah mich an. "Tja, dann müssen Sie gut verhandeln können, um Geld von ihm zu bekommen."

Ich schüttelte den Kopf und grinste. "Ich zwinkere nur viel."

Dr. Cullen lachte. "Ja, das geht auch."

"Dr. Cullen, wenn Sie die Einrichtungen sehen wollen, könnten wir jetzt gehen. Mein Wagen ist dort und ich muss noch ein paar Akten holen. Es sind nur ein paar Blocks."

Er nickte. "Edward, macht es dir etwas aus? Ich bin nur eine halbe Stunde weg, dann können wir essen."

Edward schüttelte den Kopf. "Nein, geht nur. Wenn es Isabella nicht stört, dass ich mich zu ihr setze?", sagte er mit einem Lächeln.

"Oh, für das Center werde ich das schon durchstehen", sagte ich frech.

Er gluckste und setzte sich mir gegenüber hin, wo Carol vorhin gesessen war.

"Ich gebe dir Geld für die Rechnung, Bella." Carol griff in ihre Tasche.

"Ich mach' das schon", sagte ich ihr.

"Das nächste Mal geht auf mich", sagte sie und streckte die Hände aus, um mich zu umarmen. "Hör' mal, wenn ich mich am Wochenende nicht melde, sehen wir uns Montagnachmittag."

"Klar." Ich umarmte sie ebenfalls. Ich griff nach ihrer Hand, als sie sich umdrehen wollte. "Carol, wenn ihr dort seid, könntet ihr nach Sally sehen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihre Nase gebrochen ist."

"Machen wir. Mach's gut, Mädchen."

Ich sah, wie sie weggingen. Mir wurde plötzlich schlecht vor Sorge und ich zog meine Unterlippe zwischen meine Zähne.

"Was ist los?"

Ich drehte mich um, um Edward anzusehen. Er blickte mich voller Besorgnis an.

"Was?" Ich zwang mich zu einem Lächeln.

Er verengte seine Augen. "Du siehst besorgt aus? Es gefällt mir besser, wenn du lächelst."

"Mir geht's gut." Ich schüttelte den Kopf.

"Gehört das zu dieser langen Geschichte?", fragte er und musterte mich noch genauer.

"Ja." Ich lächelte.

"Siehst du? Viel besser, wenn du lächelst." Er lehnte sich vor. "Ich sag' dir was, Isabella. Wenn du so weit bist und mir vertraust, werde ich mir deine Geschichte anhören. Und wenn das zwischen uns etwas werden soll, wirst du mir vertrauen müssen."

Der Kellner kam an unseren Tisch, um zu fragen, ob wir noch etwas bestellen wollten. "Isabella, möchtest du noch etwas?"

"Ah, ja." Ich sah den Kellner an. "Könnte ich noch ein Stück Schokoladen-Cheesecake mit Kirschen und eine Tasse Kaffee bekommen, bitte? Oh, und könnte ich noch ein trockenes Pastrami zum Mitnehmen bekommen?" Der Kellner schrieb es auf, dann sah er Edward an, der mich verdächtig beobachtete.

Er gluckste und schüttelte den Kopf. "Ich hätte gern ein Tonic mit Zitrone."

Der Kellner nickte und ging. Ich beobachtete Edwards Gesichtsausdruck. "Was?"

Er schüttelte immer noch den Kopf. "Willst du das alles essen?"

"Tja, Schokolade ist der beste Freund eines jeden Mädchens, und das Sandwich ist für Seth."

"Seth? Ist das dein Sohn?"

"Mein Hund." Ich schüttelte den Kopf.

Er sah ... erleichtert aus. "Du fütterst deinen Hund mit Pastrami?"

"Manchmal, als Belohnung."

Er lehnte sich näher zu mir über den Tisch. "Was wäre eine Belohnung für dich, Isabella?"

Heilige Scheiße, war es heiß hier drinnen.

"Ähm ... Ich sagte doch schon, Schokolade. Das ist mein einziges Laster. Ab und zu, wenn ich ein braves Mädchen war, belohne ich mich selbst."

Er schüttelte den Kopf. "Belohnt dich sonst nie jemand?"

"Nein", sagte ich und sah auf den Tisch hinunter.

Edward griff unter mein Kinn und hob es an. "Was zur Hölle hat er dir angetan, Isabella?"

Ich konnte spüren, wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten. "Er hat dafür gesorgt, dass ich an allem zweifle."

Edward wischte mir die Träne aus dem Augenwinkel. "Du weißt, wenn ich dich ansehe, sehe ich eine starke, intelligente, neugierige Frau. Sie ist anscheinend so unsicher, aber eigentlich ist sie so kämpferisch wie eine Löwin."

Ich schnaubte. "Ich bin keine Löwin, ich fürchte mich vor meinem eigenen Schatten. Ich habe so viele Zweifel und Fragen darüber, wer ich bin und was ich brauche, dass ich mich manchmal selbst nicht wiedererkenne. Es ist, als stünde ich an der Front, aber das bin nicht ich. Als wäre da noch mehr tief in meinem Inneren, das laut schreit, bis es herauskommt, als wäre ich nur eine halbe Person."

Er sah mir in die Augen, als würde er mir direkt in die Seele blicken.

Der Kellner kam und ich merkte, dass wir uns über den Tisch zu einander gelehnt hatten, also setzte ich mich zurück, damit er den Teller und die Tasse vor mir abstellen konnte. Als der Kellner ging, hob ich meine Gabel und seufzte. "Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht mit all dem belasten."

Edward lächelte warm. "Ist schon ok, Isabella. Wir empfinden alle so. Ich sagte dir doch, es geht um das Vertrauen. Ich bin froh, dass du mir genug vertraust, um das mit mir zu teilen."

Ich nahm einen Bissen vom Cheesecake, er war wirklich himmlisch.

"Möchtest du etwas davon?", fragte ich, als ich den Kuchen in die Mitte des Tisches schob.

Edward nahm die zusätzliche Gabel, die der Kellner gebracht hatte. "Ich dachte, du würdest nie fragen." Er nahm einen Bissen. "Mmm, das ist wirklich gut."

"Also", sagte ich, um die Spannung zu lindern, "wie bist du an der UW gelandet?"

Er aß noch einen Bissen, dann trank er einen Schluck von seinem Drink. "Tja ... ich absolvierte ein Medizinstudium. Ich wollte wirklich gern Kinderarzt werden."

Ich war geschockt. "Wirklich?"

Er nickte. "Jep, aber ich habe keinen Platz als Assistenzarzt bekommen. Mein Dad wollte seine Beziehungen spielen lassen, aber ich wollte keine besondere Behandlung. Also habe ich mich für die Position hier beworben, um Anatomie zu unterrichten. Ich fand heraus, dass ich das mag. Also ... hier bin ich. Ich habe am Wochenende und an den Feiertagen frei und keine Notfälle mitten in der Nacht ..." Ich lachte. "Hey, ich bin der Sohn eines Arztes, ich weiß, zu welchen Tages- und Nachtzeiten sie arbeiten müssen."

Ich nickte. "Ja, ich schätze, du hast Recht. Mein Dad ist Polizist, da ist es auch so. Wochenenden, Feiertage, Unfälle um zwei Uhr morgens, ich glaube, bis ich dreizehn war, war ich öfter bei Sue als zu Hause. Charlie kam dann immer ..."

"Charlie?"

"Ähmm ... mein Dad." Er nickte, also fuhr ich fort. "Egal, er kam dann immer, holte mich in eine Decke gewickelt ab und brachte mich zu Sues Haus." Ich sah, wie er mich fragend ansah. "Sue ist Leahs Mutter." Ich gestikulierte mit meinen Händen. "Leah ist Jacobs Frau."

"Ihr seid alle zusammen aufgewachsen?", fragte er.

"Ja, wir sind beste Freundinnen, seit ich acht war. Nun ist Charlie mit Sue verheiratet, also sind wir Schwestern. Jake ist irgendwann zu uns gestoßen", sagte ich mit einem Schnauben, als wir lachten.

Der Kellner war zurück mit meinem Sandwich. "Haben Sie noch einen Wunsch?"

Edward sah mich an und ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube, das ist alles. Nur die Rechnung bitte."

Er holte das kleine, schwarze Mäppchen für die Rechnung heraus und legte es auf den Tisch. Ich wollte es nehmen, aber Edward war schneller. Er griff in seine Geldbörse.

"Edward, ich bezahle das."

"Ich mach' das schon, Isabella." Er schüttelte den Kopf.

"Aber du hast nicht mal etwas bestellt." Ich war irgendwie genervt.

"Doch, ich habe etwas getrunken und den Großteil dieses Desserts gegessen."

"Edward", jammerte ich. Ja, ich jammerte.

Er lachte. "Lass mich trotzdem, Isabella, bitte?"

Wie konnte ich es ihm abschlagen, wenn er so nett fragte, und er es eigentlich schon tat?

Edward griff in seine Hosentasche und holte sein Handy heraus. Es musste auf stumm geschalten sein, denn ich hörte es nicht. Er deutete darauf. "Entschuldige, ich muss da rangehen."

Ich nickte.

"Hi Dad ... nein, ist in Ordnung. Ich unterhalte mich nur mit Isabella und sie hat ihren Cheesecake mit mir geteilt." Er sah mich an. "Wo ist dein Wagen?"

"Ähm ... beim Center?"

Er nickte einmal und sah mit weiterhin an. "Dad, ich begleite Isabella zu ihrem Wagen. Ich rufe dich an, wenn ich dort bin, und dann können wir hierher zurück kommen ... ja, sicher ..." Er reichte mir das Handy.

Ich nahm es aus seiner Hand, als wäre es eine Schlange, die gleich zubeißen würde.

"Hallo?" Es hörte sich an wie eine Frage.

"Hallo Bella, hier ist Carlisle. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich mir Sally angesehen habe. Ihre Nase ist gebrochen." Ich schloss meine Augen. "Dagegen kann man wirklich nichts machen."

"Ich weiß", unterbrach ich ihn. Man konnte wirklich nichts dagegen machen. Nur hoffen, dass es ohne Deformierungen verheilte, und man konnte Schmerztabletten nehmen.

Carlisle fuhr fort: "Ich habe sie verbunden und ihr kalte Kompressen aufgelegt. Ich habe ihr auch Ibuprofen gegen die Schwellung und die Schmerzen gegeben. Ihr Wangenknochen ist intakt und an ihrem Augenhöhlenknochen ist anscheinend kein Schaden entstanden. Solang sie keine Probleme beim Atmen hat, ist das alles, das ich für sie tun kann."

"Danke, Dr. Cullen."

"Bitte, ich bin Carlisle. Ich glaube, wir werden noch viel miteinander zu tun haben, Bella."

Ich seufzte. "Danke nochmals, Carlisle. Hier ist wieder Edward." Ich gab ihm das Handy zurück.

"Dad? Bist du noch dort? ... Hört sich gut an. Ich rufe dich von draußen an. Bye." Er legte auf. "Bist du bereit, nach Hause zu gehen?"

Ich nickte. "Wir können gehen."