DISCLAIMER: Die Glorreichen 7 gehören CBS und Mirish Co. Das Prinzip der Unsterblichkeit gehört Davis and Panzer Productions und Rysher Entertainment. Mit dieser Arbeit wurde weder Geld verdient noch ist eine Verletzung von Copyright beabsichtigt.

DIE GLORREICHEN SIEBEN:

KOPFGELDJÄGERINNEN

by hoellenwauwau
(c)2001

Es war still und nicht einmal eine schwache Briese wehte über das Tal hinweg. Die Luft schien still zu stehen und flimmerte in der unerträglichen Sommerhitze.

Es war ein breites flaches Tal und die Berge, die es umrandeten ragten in der Ferne wie Riesen in den Himmel. Doch ihre Steinhänge boten keinen kühlen Schatten als Schutz vor der Hitze die selbst zu dieser Jahreszeit für dieses Gebiet eher ungewöhnlich war. Ein schwarzer großer Adler zog seine einsamen Kreise über den Köpfen der drei Reiter, die ihre Pferde unbarmherzig durch das verdorrte Gras trieben.

Es waren zwei Frauen und ein Mann, dessen Hände an den Sattelknauf gefesselt waren.

Er ritt in der Mitte, während eine der Frauen die Spitze übernahm. Die andere war immer an seiner Seite, ein entsichertes Gewehr auf ihn gerichtet.

Sie ritten schweigend. Oder jedenfalls die beiden Frauen. Denn Terryl McQuinn – ihr derzeitiger Gefangener - hatte nicht die Absicht ihnen die Reise so angenehm wie möglich zu machen.

"Braucht ihr nicht langsam ma'ne Pause, ihr Süßen? Diese Gegend is nichts für Ladies wie euch..."

Er grinste zuckersüß, was bei seinem vernarbten Gesicht eher wie eine Grimasse aussah.

"Warum lasst ihr mich nicht einfach laufen? Dann könnt ihr wieder zurück in eure nett'n klein'n Städtch'n, in die ihr gehört... Der Westen ist gefährlich und irgendwann werdet ihr euch 'ne Kugel in eure hübsch'n kleinen Köpfch'n einfangen. Und das wär' doch wirklich zu schade..."

"Halt endlich dein Maul!", fauchte die rothaarige Frau neben ihm und stieß ihm den Lauf ihres Gewehres in die Seite.

"Oder was? Willst du mich erschießen? Nur zu!"

Die Frau antwortete nicht und McQuinn lächelte siegessicher.

"Ihr könnt mich nich' erschießen! Tot bin ich nichts wert... So'n Pech für euch." Er stieß ein lautes Lachen aus, das durch das Tal hallte.

Plötzlich löste die Frau neben ihm ihren Fuß aus dem Steigbügel und versetzte ihm einen kräftigen Tritt, sodass Terryl das Gleichgewicht verlor und vom Pferd stürzte. Sekunden später war die Rothaarige mit einem Tuch an seiner Seite und stopfte ihm den Knebel in den Mund, ohne dass er auch nur ein Wort sagen konnte.

Sie riss ihn an den Haaren nach oben und schubste ihn zu seinem Pferd, dass geduldig einige Meter weiter vorne wartete.

"Ich hab dir gesagt, du sollst die Klappe halten. Aufsteigen!", fauchte sie und verpasste ihm einen letzten Tritt.

Terryl stolperte zu seinem Pferd und es blieb ihm gar nichts anderes übrig als wieder aufzusteigen.

Die andere Frau beobachtete das Schauspiel ohne großes Interesse und sobald McQuinn im Sattel saß und die Rothaarige seine Fesseln wieder am Sattelknauf festgebunden hatte, trieb sie ihr Pferd durch einen leichten Schenkeldruck weiter. Der schwarze Wallach schnaubte leise und trottete voran.

Wenig später hatte die andere Frau wieder Stellung neben ihm bezogen und Terryl durchbohrte sie mit wütenden Blicken.

Aber sie beachtete ihn nicht weiter.

Schweigend ritten sie weiter.

JD Dunne genoss die Ruhe. In letzter Zeit war zu viel passiert und er hoffte, dass sie diesmal etwas länger anhalten würde.

Er saß zusammen mit Buck Wilmington vor dem Büro des Sheriff's, sein Stuhl gekippt, so dass er an der kühlen Wand lehnte, und eine noch halbvolle Flasche Bier in seiner rechten Hand.

Buck neben ihm schien zu schlafen, sein Hut weit ins Gesicht gezogen, um etwas Schatten zu spenden. Doch JD wusste, dass Buck hellwach war.

Sein Blick schweifte über die staubige, fast wie leer gefegte Straße und suchte das Objekt von Buck's offensichtlicher Begierde.

Es war Inez, ein Mädchen aus dem Saloon, und sie war gerade damit beschäftigt eines der Fenster zu wischen.

JD war sich sicher, dass Buck längst zu ihr gegangen wäre um wie immer zu versuchen, sie um den Finger zu wickeln – was ihm wahrscheinlich wie jedes andere mal davor nicht gelungen wäre – aber Buck hatte versprochen ihm Gesellschaft zu leisten. Und bis jetzt hatte Buck sein Versprechen nie gebrochen. Nicht einmal wenn es um ein Mädchen ging.

JD grinste und empfand fast so etwas wie Mitleid für Buck, denn Inez hatte ihn seit sie mit ihrer Arbeit begonnen hatte keines Blickes gewürdigt. Er fragte sich, wie sie Buck's Charme – den dieser als unwiderstehlich bezeichnete – mit so einer Kälte begegnen konnte. Andere Frauen schmolzen schon dahin, wenn Buck sie nur mit einem Blick streifte.

JD schüttelte leicht den Kopf und ließ den Gedanken fallen. Sein Blick suchte die Saloontüren und die Dunkelheit dahinter.

Seine fünf anderen Freunde saßen im Moment wahrscheinlich an einem der Tische und amüsierten sich. Ezra war vermutlich in ein Pokerspiel vertieft und zog seinen Mitspielern jedes Geld aus der Tasche. Nathan und Josiah unterhielten sich entweder über Gott und die Welt oder verloren gerade ihr Geld an Ezra und Vin und Chris würden sich mit einer Flasche Whiskey vergnügen.

Und er saß hier draußen in dieser gottverdammten Hitze, zusammen mit Buck, der im Moment keine gute Gesellschaft war, und hielt nach Banditen Ausschau, die bei dieser Hitze sowieso nicht aus ihren dunklen Löchern kriechen würden. Nicht einmal ein Hund war auf der Straße zu sehen!

JD schüttelte auch diese unerfreulichen Gedanken ab. Immerhin war es seine Entscheidung gewesen den Posten des Sheriff's anzunehmen. Und seitdem er und seine Freunde Four Corners beschützten war es wesentlich ruhiger geworden. Sie konnten wirklich stolz auf sich sein, denn sie hatten etwas erreicht, was vor ihnen noch keiner geschafft hatte.

JD seufzte und lehnte sich noch weiter zurück.

Und genoss die Ruhe.

Vin Tanner lehnte sich auf seinem Stuhl weiter nach hinten und betrachtete die gelbliche Flüssigkeit in dem kleinen Gläschen. Dann leerte er das Glas mit einem mal und genoss das Brennen als der Whiskey sich einen Weg durch seine ausgetrocknete Kehle brannte.

Es war viel zu heiß für diese Jahreszeit und die Hitze hemmte alle Aktivitäten, sogar die der Banditen, die normalerweise zu Haufen die Gegend unsicher machten.

Doch im Vergleich zu anderen genoss Vin diese Ruhe nicht. Sie machte ihn nervös und er hatte das Gefühl als wäre das nur die Ruhe vor dem Sturm.

Er warf einen Blick auf den schwarzgekleideten Mann, der gedankenverloren neben ihm saß und wusste, dass Chris dasselbe Gefühl hatte. Und er kannte auch den anderen Grund aus dem Chris diese momentane Ruhe nicht genießen konnte.

Denn mit der Ruhe kam Zeit. Und mit der Zeit kamen die Erinnerungen. Und Chris Larabee war ein Mann mit vielen Erinnerungen. Die meisten davon schlecht.

Vin verstand nur zu gut, was es bedeutete eine Familie zu verlieren. Sein Stamm war von der Armee niedergemetzelt worden. Doch im Vergleich zu Chris wusste er wer die Mörder gewesen waren.

Chris' Familie – seine Frau und sein kleiner Sohn – waren bei lebendigem Leibe in ihrem kleinen Haus verbrannt. Irgendjemand hatte ein Feuer gelegt und Chris war erst gekommen, als es schon zu spät war. Vin wusste, dass Chris sich die Schuld an dem Unglück gab, aber es gab nichts was er dagegen hätte tun können. Seitdem jagte Chris einen Mann ohne Gesicht und ohne Namen, und ohne große Hoffnung in jemals zu finden.

Vin seufzte. Jeder hatte seine Dämonen, die einen Tag und Nacht jagten und niemals zu verblassen schienen.

Er fragte sich kurz, was Josiah wohl dazu sagen würde, gab den Gedanken aber schnell wieder auf. Der Ex-Priester hatte zu jeder Gelegenheit einen weisen Spruch auf Lager und Vin konnte sich bei Gott nicht alle davon merken. Es war meist schon schwer genug sie auch nur ansatzweise zu verstehen.

Sein Blick schweifte zu seinen anderen Freunden. Ezra, Nathan, Josiah und einige Fremde waren in ein Pokerspiel vertieft, das Ezra wie immer zu gewinnen schien.

Der Mann war einfach ein Rätsel für Vin. Er schien keinerlei Loyalitäten zu haben, doch wenn es hart auf hart kam, konnte man sich immer auf ihn verlassen. Anfangs war er ein Außenseiter gewesen und niemand hatte verstehen können, was ihn dazu bewegt hatte in Four Corners zu bleiben um mit den anderen zusammen das kleine Städtchen zu beschützen.

Vorher hatten für den Südstaatler nur Geld und sein eigenes Wohlergehen gezählt. Aber Vin war dankbar, dass er geblieben war. Ezra war ein guter Mann, auch wenn dieser selbst das nicht unbedingt glauben wollte.

Dann war da noch Nathan. Er war der 'Arzt' in Four Corners, auch wenn er keinen Doktortitel hatte. Doch das störte hier niemanden und alle Sieben waren froh, dass er hier war, denn er hatte sie schon des öfteren wieder zusammengeflickt.

Vin bewunderte ihn, denn Nathan war früher ein Sklave auf einer Plantage gewesen und trotz dieser Tatsache war er noch immer bereit den Menschen zu helfen, die Hilfe nötig hatten – ob schwarz oder weiß.

Und Josiah. Der Ex-Priester war immer auf der Suche nach Gott und nach Erlösung für seine eigene Seele. Er sprach nicht oft über seine Vergangenheit und niemand drängte ihn.

Vin musste lächeln, als er an JD dachte, der jetzt bei dieser Hitze draußen saß. Er war so eifrig, seinen Job als Sheriff zu erfüllen, dass er beschlossen hatte draußen Wache zu halten, obwohl jeder im kühlen Saloon saß, unwillig auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.

Und Buck hatte sich bereit erklärt, ihm Gesellschaft zu leisten, was aber wohl eher daran lag, dass Inez gerade damit beschäftigt war die Fenster zu wischen.

Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken und Vin drehte sich zu seinem Freund um.

Chris hatte gerade die Whiskeyflasche geleert und sie auf den Tisch zurück gestellt. Nicht gerade leise. Vin seufzte und hoffte, dass diese Ruhe nicht allzu lange andauern würde, oder die ohnehin schon schlechte Stimmung seines Freundes würde in unermessliche Tiefen sinken.

Und das war für niemanden gut.

TBC...