Das Geheimnis der Forschungsinsel

Gut, auf ins Gefecht! Da meine Schwester „Shining Moon" mit ihrem Fanfic „Nur ein Traum" so großen Anklang fand, hab' ich mich auch noch mal aufgerafft. Diese Geschichte handelt von den Geschehnissen, die nach denen meiner ersten Fanfic „Der Vater aller Monster" spielen (wer diese Fanfic gelesen hat, tut sich mit der hier wesentlich leichter) Wenn ich darin Beziehungen geknüpft habe, die dem einen oder anderen nicht gefallen, soll er gefälligst selbst eine Geschichte schreiben!

Jetzt noch das offizielle Statement: Die verwendeten Figuren und Namen gehören nicht mir, sondern Squaresoft. Leider, sonst würde ich das hier gleich verkaufen. Kritik erreicht mich unter [email protected], Flüche und Ähnliches hoffentlich gar nicht.

1 Was bisher geschah

Bei der „Träne des Mondes", die die Esthar-Hexe Adell wieder zur Erde brachte, kam auch etwas anderes vom Mond zur Erde: eine Kapsel, die einen Passagier beherbergte, den Adell selbst hinaufverbannt hatte. Als Squall und seine Freunde die Kapsel fanden, stellten sie fest, dass der ominöse Reisende in der Lage war, die Monster des Planeten zu kontrollieren. Auch Cifer erfuhr davon und suchte den Monsterbeschwörer auf. Er erklärte ihm die Gefahr, die von Squall und seinen Freunden ausging und verlangte dafür die Chance, gegen Squall antreten zu dürfen. Inzwischen entdeckten die SEEDs, dass der Mann vom Mond nur ein Ziel hatte: Esthar, die Stadt, in der Laguna Loire herrschte, zu zerstören!

Als sie das Versteck des Monsterbeschwörers in den Bergen rund um Esthar ausfindig machten, wurden sie von ihm gefangengenommen. Auch Cifer mitsamt Fu-jin und Rai-jin wurden eingesperrt, da der Beschwörer keinen Nutzen mehr in ihnen sah. Nur Quistis wurde von ihm verschont. Er erklärte er, dass er Feyjar Trepe war, Quistis' Vater, den Adell verbannt hatte, weil ihm seine Fähigkeit, Monster zu kontrollieren, zu gefährlich wurde. Quistis stellte sich auf seine Seite und die SEEDs entkamen nur knapp, als sie gegen eine Hundertschaft von Monstern antreten mussten.

Jeder von ihnen suchte noch einmal einen Platz auf, den er besonders liebte, um sich für den Endkampf um Esthar vorzubereiten. Auch die Gardens wurden benachrichtigt, auch wenn der Galbadia-Garden eigentlich den Befehlen von Deling City gehorchte, die in Esthar einen Konkurrenten sahen. Schließlich standen die SEEDs zusammen mit Cifer und seinen Freunden zusammen der Monsterarmee von Feyjar Trepe gegenüber. Laguna versuchte noch einmal, ihn zur Vernunft zu bringen, aber er ließ sich nicht beirren.

Im Kampf waren die Krieger zunächst erfolgreich, aber nach und nach gewannen die Monster die Überhand. Quistis war beunruhigt, weil sie eigentlich ihre Freunde nicht sterben sehen wollte, aber erst, als Edea auf dem Schlachtfeld erschien, erkannte sie ihren großen Fehler. Sie stellte sich dem Monsterbeschwörer mit einer neuen GF, die er selbst vom Mond mitgebracht hatte. Der „Seraphim" tötete Feyjar, aber Selphie leistete den größten Teil: Als sie sah, wie Irvine niedergestochen wurde, sprach sie ihren Zauber „The End", der auf der Stelle alle Monster tötete. Beim nachfolgenden Fest gestanden sich unter anderem Selphie und Irvine ihre Liebe und Quistis zog zu Edea, ihrer Ziehmutter, ins Waisenhaus. Diese Geschichte spielt 6 Monate nach diesen Geschehnissen. Unsere Helden haben sich einige Zeit vom Garden beurlauben lassen, um auszuspannen.

2 Kapitel 1:

„Entschuldigen Sie bitte", erklang die piepsige Stimme direkt hinter ihm. Der großgewachsene, braunhaarige Junge in Lederkluft drehte sich um und sah stirnrunzelnd auf das kleine Mädchen hinunter, welches ihn scheu anguckte.

„Ja?", fragte er so freundlich wie möglich, aber der gewohnt finstere Ausdruck seines Gesichtes machte den Effekt gründlich zunichte. Das Mädchen zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen.

„Jetzt verängstige doch nicht immer die Leute, Squall!", rügte ihn das schwarzhaarige Mädchen, welches sich bei ihm eingehenkt hatte. „Man kann sich mit dir ja nirgends mehr sehen lassen, wenn du überall so eine Weltuntergangsstimmung verbreitest!" Aber das Lächeln, das sie Squall zuwarf, bewies, wie wenig ernst sie diese Worte meinte.

„Was möchtest du denn, Kleine?", wandte sich nun Rinoa an das kleine Mädchen, wobei sie in die Knie ging, damit die sicher noch keine 10 Jahre alte Göre ihr ins Gesicht sehen konnte, ohne sich das Genick zu brechen. Ihr sanftes Lächeln, welches stets ihre gesamte Umgebung bezauberte, verfehlte auch jetzt seine Wirkung nicht: Das Mädchen beruhigte sich wieder.

„Ich... ich hätte gern... ein Autogramm von Ihnen beiden,... wenn es Ihnen nichts ausmacht...", stammelte die Kleine, die offenbar jetzt erst bemerkte, wie schwer es war, berühmte Persönlichkeiten anzusprechen. Sie senkte den Blick, als sie merkte, dass sie rot wurde.

Squall verzog kurz die Lippen, während er in Gedanken eine Rechnung aufstellte, wie viele Personen, darunter meist solche Kinder wie dieses hier, Rinoa und ihn heute schon um ein Autogramm angefleht hatten. Aber er beherrschte sich, schon seiner Freundin zuliebe. Die bekannteste Hexe der Welt hatte darauf bestanden, dass ihr stolzer Hexenritter sie heute auf einen Stadtrundgang durch Dollet begleitete, also musste er sich eben zusammenreißen.

„Na, sag das doch gleich", strahlte Rinoa das Mädchen an und nahm ihr den Schreibblock und die Füllfeder aus der Hand. „Bevor Squall noch auf den Gedanken kommt, dass du ihn mir ausspannen willst." Ohne auf das amüsierte Schnauben hinter ihr zu achten, schrieb sie mit ihrer schwungvollen Handschrift ihren Namen auf das Blatt.

„Lass das, Rinoa", bemerkte Squall ärgerlich, als das Mädchen ihn furchtsam anstarrte. „Du machst ihr noch mehr Angst, als sie bereits hat." Er ging in die Knie, nahm den Schreibblock von Rinoa entgegen und setzte seine etwas fahrige Unterschrift unter die ihre. Einen Moment lang betrachtete er prüfend sein Werk, dann ergriff er die Hand des Mädchens und legte den Block hinein. Er lächelte ihr ermutigend zu, aber wie immer gelang es ihm nicht so gut wie seiner Freundin. Das Mädchen nickte ihm zu und verschwand in der Menge.

„Wir sollten einmal was gegen deinen Gesichtsausdruck unternehmen, Squall", verkündete Rinoa kichernd, während sie sich wieder bei ihm unterhakte. „Für den Schulsprecher und Kampfführer eines Gardens mag diese ernste Miene ja genau die richtige sein, aber privat wird niemand wagen, dich anzusprechen."

Squall schnaubte kurz und berührte Rinoas Wange. „Kann dir doch ganz recht sein, nicht wahr?", fragte er leise. „Dann kann mich keiner dir wegnehmen."

Rinoa sah ihn belustigt an. „Wer weiß, vielleicht finde ich mir ja hier einen neuen Freund, Auswahl genug gibt's ja. Oder weißt du einen Grund, warum ich bei dir blei..."

Squall verschloss ihr die Lippen mit einem Kuss, den Rinoa sofort erwiderte. Natürlich hatte sie das erwartet. Vor ein paar Wochen wäre es ihm noch peinlich gewesen, mitten auf der Straße jemanden zu küssen, aber inzwischen kannte ohnehin beinahe jeder auf dieser Welt ihre Gesichter und ihre Geschichte, also konnte auch niemand etwas dagegen sagen. Außerdem hatte Rinoa, wenn es um Küsse ging, ungefähr so viel Scheu wie ein Baby vor einem neuen Spielzeug. Und seltsam: Er hatte mit dem Vergleich mit einem Spielzeug nicht einmal etwas einzuwenden.

„Reicht das als Grund aus?", fragte er leise, während er ihr mit der Hand durchs lange Haar fuhr.

„Danke, vorläufig genügt das", meinte sie grinsend. „Aber später sollten wir das noch einmal nachprüfen, meinst du nicht?"

Squall sah auf die Uhr. „Was genau meinst du mit später?"

„Jetzt", verkündete sie und presste ihre Lippen wieder auf die seinen. Squall genoss Rinoas Offenherzigkeit, die er selbst niemals gekannt hatte. Seit er dieses Mädchen getroffen hatte, lernte er jeden Tag, was es hieß, das Leben auszukosten. Und um nichts in der Welt würde er dieses Gefühl wieder aufgeben.

„Irviiiie! Die Batterien sind schon wieder aaaaalle!", ertönte plötzlich eine höchst amüsierte und kindliche Stimme hinter ihnen in einer Lautstärke, die sämtliche Nebengeräusche wie Autos, Radios und andere Leute mühelos übertönte.

„Ach, das ist genug. Du hast jetzt mindestens drei Minuten Video für deine Garden-Homepage. Lass den beiden doch wenigstens etwas Privatsphäre."

„Aaaaaber es war doch ein so schöööner Anblick, findest du nicht?"

Höchst ungern löste sich Squall von Rinoa und versuchte, die beiden jungen Kämpfer, die hinter ihm standen, möglichst streng anzusehen. Nicht, dass das die beiden sehr beeindruckt hätte. Selphie war ohnehin noch damit beschäftigt, ihren Film zu begutachten, auf dem sie gerade seinen und Rinoas Kuss aufgenommen hatte und Irvine blickte ihn mit seinem unschuldigsten Lächeln an.

„Hat euch Mama nicht beigebracht, dass man seine Vorgesetzten nicht in Privatsituationen filmt?", fragte er, während er den Griff auf seine Gunblade Löwenherz legte.

„Müsstest du doch eigentlich selbst wissen", erwiderte der Scharfschütze gelassen grinsend. „Sie hatte genug damit zu tun, dich daran zu hindern, die ganze Welt nach Ell abzusuchen, weißt du nicht mehr?"

Vor vielen Jahren hatten Squall, Irvine selbst, Selphie, Quistis, die jetzt wieder dort wohnte, Xell und Cifer in einem Waisenhaus gelebt, das die Hexe Edea geleitet hatte. Außerdem hatte es ein Mädchen dort gegeben, das für sie alle wie eine große Schwester gewesen war: Ellione. Als sie auf einmal verschwunden war, war das besonders für Squall schlimm gewesen, der dadurch den einzigen Menschen verloren hatte, dem er wirklich vertraut hatte. Seit damals hatte er sich von der restlichen Menschheit abgeschottet und mit niemandem eine Beziehung geknüpft, und sei sie auch nur freundschaftlich. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, als er Rinoa kennen gelernt hatte.

Infolge vieler Verwirrungen hatten sie sich alle wiedergefunden, um gegen ihren ehemaligen Kameraden Cifer und die Hexe Artemisia zu kämpfen, die alles Leben mittels eines gigantischen Zeitzaubers hatte auslöschen wollen. Und Squall hatte dabei gelernt, dass es nur noch Schmerz einbrachte, wenn man sich vor anderen Menschen verschloss. In Momenten wie diesen allerdings wünschte er sich seine kaltschnäuzige Art zurück. Nach außen hin hatte er sie bewahrt, aber die Tatsache, dass er nicht fähig war, Irvine böse zu sein, zeigte ihm, wie sehr er sich verändert hatte.

„Irviiine!", krähte Selphie fröhlich. Squall konnte sich kaum an ein Dutzend Momente erinnern, in denen er dieses braunhaarige Mädchen ernst erlebt hatte. Und wenn noch so schreckliche Dinge passierten, Selphie betrachtete es als ein Spiel. Vielleicht war dies das größte Geschenk, welches ein Mensch bekommen konnte. „Der Film ist wirklich guuut geworden! Wir müssen sofort zum Garden..."

Sie hatte nicht auf Rinoa geachtet, welche die Finger ihrer rechten Hand gespreizt hatte. „Blenden!", flüsterte die Hexe so leise, dass nur Squall es hören konnte. Und im selben Moment wurden die Aufnahmen schwarz, von einem plötzlichen hellen Licht unbrauchbar gemacht.

„Das waaar gemein!", heulte Selphie auf. „Weeeer war das? Jetzt kann ich das Zeug nicht mehr veröffentlichen." Sie bot einen so mitleiderregenden Anblick, dass Irvine sie tröstend an sich drückte. Impulsiv schlang sie ihre Arme um ihn.

„Macht doch nichts, Sephie", behauptete er. „Irgendwann klappt's schon noch. Es kann nicht lange dauern, bis sich die beiden da wieder küssen. Du weißt doch, dass sie süchtig danach sind. Wir kriegen schon irgendwo einen neuen Film."

Squall gab ein kurzes „Pah" von sich und Rinoa kicherte leise in sich hinein, als Selphie schniefend und mit einem Verwundetes-Reh-Blick zu Irvine aufsah. Dann, von einem Moment auf den anderen, zauberte sie von irgendwoher ein Lächeln auf ihre Züge. Sie strahlte ihn an wie eine ganze Honigkuchenpferdfabrik.

„Danke, Irvie", rief sie und kuschelte sich an den Scharfschützen. „Duuuu bist der Einzige, der mich versteht." Irvine schloss die Augen und legte sein Kinn auf die Haare des Mädchens. Noch vor einem halben Jahr hätte niemand auch nur ein Gil darauf gewettet, dass der größte Casanova zwischen Galbadia und Esthar sich ernsthaft in dieses kindische Mädchen verlieben könnte. Aber seit der letzten Schlacht mit dem Monsterbeschwörer, in der Irvine beinahe gestorben wäre, hatten sie sich endlich gefunden. Und Squall erkannte neidlos an, dass sie ein mindestens so schönes Paar abgaben wie Rinoa und er selbst.

„Kann ich euch denn nicht ein einziges Mal allein lassen", beschwerte sich in diesem Moment eine schlecht geschauspielert ärgerliche Stimme über ihnen, „ohne dass ihr euch bei meiner Rückkehr in den Armen liegt? Man möchte meinen, ihr würdet erfrieren, so fest drückt ihr euch."

Rinoa blickte auf und rief: „Komm schon, Xell, gib doch wenigstens zu, dass du auf uns eifersüchtig bist, weil du Reeval nicht mitnehmen durftest! Los, komm runter da."

Der blonde Faustkämpfer murmelte ein nicht sehr überzeugendes „Pah" in seinen nicht vorhandenen Bart, dann sprang er von der Brücke, die eine Spielhölle und das Privatbüro des Besitzers miteinander verband, hinunter. Er war tatsächlich etwas traurig, dass die junge Bibliothekarin, mit der er nun schon seit der Krise mit Quistis' Vater ging, im Garden geblieben war, aber bevor er das vor diesen Liebeskranken, die sich seine besten Freunde schimpften, zugab, legte Selphie ein Schweigegelübde ab!

„Du wirst ja langsam richtig süchtig nach Triple Triad, Xell!", kommentierte Squall stirnrunzelnd. „Ich hoffe, du hast nicht schon wieder deinen gesamten Sold verspielt."

„Sag mal, hast du denn überhaupt kein Vertrauen zu mir, Squall?", erkundigte sich der Faustkämpfer gekränkt. „Natürlich hab ich wieder einige neue Karten bekommen, den GF sei Dank." Grinsend zeigte der Faustkämpfer einige Karten der stärksten Monster vor. „Nicht, dass ich sie brauchen würde, nachdem wir bereits alle GF- und Charakterkarten besitzen, aber Spaß macht's trotzdem."

„Irgendwann wirst du noch einmal auf jemanden treffen, der dir diese Karten wieder abgewinnt", prophezeite Rinoa. „Und dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken. Du weißt genau, wie lange wir gebraucht haben, all diese Karten zusammenzubekommen!"

Xell winkte ab. „Keine Sorge", meinte er selbstsicher. Dann blickte er über Squalls Schulter und stöhnte auf. „Oh nein. Kommt mal, helft mir, die beiden zu trennen. Das ist ja voll peinlich, ihr zwei!"

Sogar auf Squalls Lippen stahl sich ein Lächeln, als er zu Selphie und Irvine hinsah, die sich unbeobachtet geglaubt hatten (was angesichts einer vollen Einkaufsstraße eigentlich ein Paradoxon war) und einen innigen Kuss angefangen hatten. Sie ließen sich auch nicht von Xell stören, der versuchte, die beiden auseinander zu schieben.

„Sind sie nicht süß?", flüsterte ihm Rinoa zu. „Wenn bloß WIR eine Kamera mithätten. Dieses Video würde sämtlichen Mädchen des Balamb Garden das Herz brechen."

„Denkst du denn wirklich, dass sich noch jemand ernsthaft Hoffnungen wegen Irvine macht?", fragte Squall mit einem nachdenklichen Blick auf seine drei Freunde. „Ich hab' Selphie und ihn in den letzten Tagen kein einziges Mal allein gesehen."

„Stimmt", bekräftigte Rinoa, während sie ihn umarmte. „Die beiden werden uns immer ähnlicher, findest du nicht?"

Ohne ein weiteres Wort strich der Hexenritter das Haar seiner Schutzbefohlenen zur Seite und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. „Hoffentlich nicht", meinte er. „Der Gedanke an einen bitterernsten Irvine und eine hexende Selphie macht mir Angst."

Hinter ihnen hörten sie Xell fluchen. „Bei Hyne!", rief er aus. „Jetzt fallt mir ihr beide auch noch in den Rücken? Bin ich denn hier völlig allein unter Verrückten?"

Keines der beiden Pärchen hörte auf ihn.

„Eisga!"

Der Kältezauber brachte die Lebenspunkte des Behemoth beinahe zum Nullpunkt. Dennoch ließ sich das violette Monster nicht aufhalten, das Wort „Aufgabe" war in seinem kleinen Hirn nicht gespeichert. Als es vor Wut und Schmerz aufbrüllte, entfaltete sich seine animalische Zauberkraft und ein plötzlicher Meteorregen ging auf Cifer, Fu-jin und Rai-jin nieder. Viele andere Menschen wären spätestens jetzt draufgegangen, aber der Gunblade- Kämpfer und seine Freunde besaßen Kräfte, von denen normale Leute nur träumen konnten.

„Autsch!", brummte Rai-jin, ein braungebrannter, stämmiger Junge mit einem Körper, der mehr Muskelpakete aufwies wie mancher Preisboxer. „Das tut verdammt mal weh, du Vieh!"

Er schwang seinen Kampfstab, unter dessen Gewicht die meisten Leute zusammengebrochen wären, wie einen Spazierstock durch die Luft und verpasste dem Monster einen gewaltigen Hieb, der es taumeln ließ.

„Flare!"

Die Antimaterie-Explosion verformte die Umrisse des violetten Wesens und fügte ihm wiederum schweren Schaden zu, aber es hielt dennoch stand. Fu- jin, die grauhaarige junge Frau mit der Augenklappe, wich wieder zurück. Aus ihrem Gesicht war nicht abzulesen, ob sie verärgert war, weil dieses Monster noch stand, aber der feste Griff um ihren Wurfstern verriet ihren Frust.

Einige Sekunden verstrichen, ohne dass sich die Gegner angriffen, aber dann sprang Cifer, der Gunblade-Kämpfer vor, schwang seine tödliche Waffe nach hinten und ließ sie auf den Kopf des Behemoth niederfahren. Als er wieder zurücksprang, brüllte das Wesen noch einmal auf, taumelte und fiel zu Boden. Sobald es ihn berührt hatte, verschwand es, als hätte es nie existiert.

Cifer schwang seine Gunblade einige Male umher, um der alten Tradition des Balamb-Garden wegen, dann nahm er dankbar das Hi-Potion an, welches Fu-jin ihm reichte. Es langte bei weitem nicht, um seine Lebensgeister wieder völlig aufzufüllen, aber es heilte die schlimmsten Wunden, die er davongetragen hatte. Missmutig warf er die leere Flasche weg.

„Gut, das mal war der letzte!", bemerkte Rai-jin, der die Leiche des Behemoth durchsuchte. Man wusste nie, ob nicht ein solches Monster etwas Brauchbares rumschleppte. „Jetzt können wir mal wieder nach Deling City zurück und unsere Belohnung abzuholen!"

„Ja, ja", murmelte Cifer lustlos, während er in Richtung Stadt sah. Richtig, wenn er das Kopfgeld, oder bei solchen Viechern wohl eher Fratzengeld wollte, das wartete bei einem kleinen Bauern in Deling City, auf dessen Feld sich der Behemoth rumgetrieben hatte. Nicht, dass es sonderlich viel wäre, aber man musste von etwas leben. Andererseits...

„Bedrückt?", wollte Fu-jin in ihrer typisch knappen Art wissen. Sie blickte ihn mit ihrem einzelnen Auge besorgt an, während sie ein weiteres Potion trank. Sie hatte das Monster schlimmer erwischt als Rai-jin und ihn. „Warum?"

„Habt ihr nicht gesehen, was vorhin grade über uns weggefegt ist?", fragte er aggressiv. Er hatte seine Gunblade noch immer in der Hand.

„Na sicher", antwortete Rai-jin, der einen tragbaren Schutzschild in den Händen balancierte. „Die Ragnarok. Squalls Raumschiff. Was ist daran mal so schlimm?"

„Angst?", fragte Fu-jin vorsichtig. Gleich darauf trat sie einen Schritt zurück, als Cifer wütend die Gunblade schwang.

„Natürlich nicht", schnappte er. „Ich habe keine Angst vor Squall und seiner Bande!"

„Was dann?", erkundigte sich Rai-jin und kratzte sich am Kopf. „Willst du dich mal mit ihm duellieren? Vor allen Leuten?"

Cifer stieß ein bitteres Lachen aus und steckte endlich sein Schwert weg. Er warf der Silhouette von Deling City einen feindseligen Blick zu. „Ja", gab er zu. „Natürlich möchte ich mich mit ihm duellieren. Squall war der einzige Gegner, mit dem man einen vernünftigen Kampf führen konnte. Er nahm jedes Duell ernst und gab immer sein Bestes."

„Und?", wollte Fu-jin wissen. „Wo Problem?"

„Versteht ihr denn nicht?", rief er. Er ballte die Faust und stampfte mit dem Fuß auf. „Solange er mit seinen verfluchten GF antritt, kann ich nicht gegen ihn gewinnen! Diese überirdischen Energiespender machen ihn so mächtig, dass ich keine Chance mehr gegen ihn habe!"

„Ach so", meinte Rai-jin nickend. „Du möchtest mal einen Kampf ohne GF- Kräfte?"

„Nichts wünsche ich mir so sehr wie das!", bestätigte Cifer und verschränkte die Arme. Wütend blickte er seine beiden Freunde an. „Aber dieses Weichei würde niemals ohne diese Schutzengel gegen mich kämpfen. Ich gebe ja zu, dass er keinen Grund hat, mir zu vertrauen, aber wenn ich mich nicht mit ihm messen kann, drehe ich durch! Ewig diese idiotischen Aufträge, das hält doch keiner aus!"

„Stark sein", empfahl Fu-jin und bot ihm ein Potion an.

„Lass stecken, Fu-jin", entgegnete Cifer. „Ich bin stark. Ich bin stärker als alle anderen. Aber diese GF vermiesen den Wettkampf! Es muss doch irgendeinen Weg geben, um sie aus dem Spiel zu werfen! Egal welchen!"

„Hmmmm", machte Rai-jin, während er den Schutzschild in seinem Rucksack verstaute. „Vielleicht sollten wir mal mit Professor Odyne reden. Der weiß viel über Magie."

„Hexen!", warf Fu-jin ein. Auch sie schien angestrengt nachzudenken.

„Genau", bekräftigte Cifer, während er einen Stein wegkickte. „Der Typ weiß alles über Hexen, aber nicht über GF. Außerdem glaube ich nicht, dass er uns so bereitwillig Auskunft geben würde. Wir haben zwar geholfen, die Stadt zu verteidigen, aber man misstraut uns immer noch dort."

Rai-jin zuckte mit den Schultern und verschloss den Rucksack. „Na, dann kann ich dir mal auch nicht weiterhelfen", meinte er bedauernd. „Am besten wird mal sein, wenn du die ganze Sache auf sich beruhen lässt."

„Du hast leicht reden", brummte Cifer. „Aber wahrscheinlich hast du Recht. Es gibt keinen Weg, einen fairen Kampf zwischen Squall und mir zu erzwingen."

„Moment", unterbrach Fu-jin ihr Gespräch. Ihre Miene wirkte triumphierend. „Möglichkeit!"

Sie erklärte ihren Plan.

„Und du meinst, das bringt uns was?", fragte Cifer skeptisch. Man konnte ihm allerdings ansehen, dass ihm auch nichts Besseres einfiel. „Na schön. Was anderes haben wir ohnehin nicht zu tun. Also, auf geht's."

„Und was ist mit dem Geld in Deling City", begehrte Rai-jin auf. „Lassen wir das mal einfach so zurück?"

„Vergiss die lausigen Kröten. Wenn an Fu-jins Idee tatsächlich was dran ist, dann werden wir bald mehr Spaß haben, als wir uns für Geld kaufen können!"

„Nein, Aniery! Lass das!", rügte Quistis und blickte den etwa zehnjährigen Jungen vorwurfsvoll an. „Gib Veshore sofort sein Schwert zurück, sonst hast du drei Tage lang Hausarrest!"

„Ach", murmelte Aniery unzufrieden. Er stammte aus Esthar, wie die meisten der Kinder in Edeas Waisenhaus. Bei dem Kampf gegen Quistis' Vater vor einem halben Jahr waren zu viele Menschen gestorben, auch ihre Phönix- Federn hatten nicht alle Toten wiederbeleben können. Viele Kinder aus Esthar hatten ein Elternteil verloren und manche, wie Aniery, sogar beide. Allerdings zeigte er seinen Schmerz nicht. Fast wie Squall, dachte Quistis. Allerdings wie ein Squall mit der Angriffslust von Cifer.

„Aber ich will auch ein Schwert haben! Ich will mal ein SEED werden und die Monster umbringen, die Mama und Papa getötet haben!" Wild fuchtelte er mit der Plastikklinge herum und schaffte es beinahe, sich selbst zu treffen. „Außerdem muss doch einer das Waisenhaus beschützen, wenn wir angegriffen werden! Und Veshore taugt nicht dazu. Er ist noch zu klein für so eine Waffe."

„Das ist noch lange kein Grund, ihm sein Spielzeug wegzunehmen", erwiderte Quistis unnachgiebig. Natürlich kannte jedes Kind im Waisenhaus Squall und Rinoa, das Traumpaar des Balamb-Garden, und auch die Namen von Quistis' anderen Freunden waren gut bekannt und wurden nur zu oft bei Spielen verwendet, aber niemand außer Edea und ihr wusste, dass ihr Nachname Trepe lautete und dass sie SEED gewesen war.

Vor einem halben Jahr hatte Quistis eine falsche Entscheidung getroffen, als sie sich auf ihres Vaters Seite geschlagen hatte. Viele Menschen waren gestorben, weil sie so lange gezögert hatte, sich gegen Feyjar Trepe zu stellen. Es war ihr zwar von Direktor Cid das Angebot unterbreitet worden, sie wieder im Garden aufzunehmen, als Anfängerin zwar, aber immerhin. Aber sie hatte abgelehnt. Sie wusste, dass viele Leute sie verachteten für das, was sie getan hatte. Darum hatte sie den Vorschlag ihrer Ziehmutter Edea, zu ihr ins Waisenhaus auf Centra zu ziehen, mit Freuden angenommen.

Allerdings hatte sie auch gelernt, dass kleine Kinder mindestens so anstrengend sein konnten wie ein Tag auf der Insel „Tor zur Hölle". Mit sanfter Gewalt packte sie Anierys Hand und nahm ihm das Schwert weg. Der Junge protestierte und versuchte, es wiederzuerlangen, aber sie ließ ihn nicht los.

„Ich weiß, dass du kämpfen lernen willst, Aniery", sagte sie beruhigend. „Aber wenn du wirklich ein SEED werden willst, dann musst du auch wissen, dass SEEDs niemals schwächeren Menschen etwas wegnehmen dürfen, sofern sie nicht angegriffen worden sind. Also?"

Aniery hörte auf mit seinem Gezeter und sah sie groß an. Dann senkte er den Kopf und murmelte eine Entschuldigung. Quistis streichelte ihm den Kopf und lächelte. Ja, anstrengend waren Kinder wirklich. Aber sie waren es wert.

„Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei Veshore", erklärte sie. „Bring' ihm das Schwert zurück. Und das nächste Mal fragst du ihn, ob er es dir leiht. Ich habe das Gefühl, dass er es ohnehin nicht oft benützt."

Aniery nickte, nahm das Schwert mit ernstem Gesichtsausdruck entgegen (wie ein Ritter auf einer Mission, dachte sie belustigt) und ging in ein Zimmer am Ende des Ganges, aus dem leises Schluchzen drang. Kurz darauf hörte das Schluchzen auf. Der kleine Veshore war ebenfalls aus Esthar. Er war 6 Jahre alt und nicht Vollwaise wie die anderen Kinder. Sein Vater lebte zwar noch, aber nach dem Tod seiner Mutter war er in so tiefe Depressionen versunken, dass man seinen Sohn zum Waisenhaus gebracht hatte. Allerdings hatte er viele Spielsachen ins Waisenhaus mitgebracht und teilte sie im Allgemeinen auch gern mit den anderen Kindern. Nur das Schwert gab er nicht gern her. Natürlich war auch sein Held Squall Leonhart, der mächtige Hexenbezwinger.

Quistis stand auf und wunderte sich nicht zum ersten Mal darüber, wie viele Erinnerungen sie an ihre eigene Zeit im Waisenhaus hatte. Und wie sehr sich ihre Kindheitserinnerungen mit denen dieser Kinder überschnitten.

„Quistie!", erklang eine Mädchenstimme hinter ihr. Gleichzeitig vernahm sie ein Zupfen an ihrem Rock.

„Was ist denn, Eclisa?", fragte sie das schwarzhaarige Mädchen hinter ihr. Dieses hielt mit leuchtenden Augen eine Zeichnung hoch. Sie liebte das Malen und war auch ziemlich gut darin. Obwohl ihre Bilder meist etwas düster waren (kein Wunder, immerhin hatte sie ihre Eltern durch die Rakete verloren, die den Trabia-Garden getroffen hatte), hatten sie eine eigene Schönheit. Viele Wände des Waisenhauses waren mit ihren Zeichnungen vollgeklebt.

„Hängst du mir wieder meine Zeichnung auf?", fragte sie mit dem bittend- fordernden Ton, zu dem nur kleine Kinder fähig sind.

„Natürlich", sagte die ehemalige SEED-Ausbilderin lächelnd. „Wie heißt es denn?" Das Bild zeigte, soweit sie erkennen konnte, einen Mann und eine Frau in dunklen Anzügen, die über einem bunten Haus schwebten.

„Das sind Mama und Papa, die mich beschützen", verkündete die Kleine stolz. „Ich sehe sie oft im Traum, wie sie über meinem Fenster schweben und mir gute Nacht wünschen."

„Ja, das kann schon sein", meinte Quistis und wuschelte ihr durch die Haare. „Gut, ich hänge es in Mama Edeas Zimmer auf. Sie findet es bestimmt auch hübsch. Kannst du inzwischen nachsehen, was die anderen Mädchen so machen?"

„Die sind sicher wieder draußen am Strand und bewerfen sich mit Bällen", klagte Eclisa. „Aber ich will nicht dort runter, sonst bewerfen sie mich auch wieder."

„Sie wollen doch nur spielen, Eclisa", wandte Quistis ein und zwickte dem Mädchen sanft in die Wange. „Willst du nicht mitspielen?"

„Nein, ich mag Malen viel lieber", erwiderte sie trotzig.

„Na gut, dann zeichne eben", gab Quistis nach. „Aber wenn ich wiederkomme, gehen wir beide runter zum Strand und spielen bei den anderen mit, ja?"

„Okay. Aber du musst mitgehen. Du darfst nicht wieder weglaufen, sobald ich unten bin!"

„Ich schwöre bei Squall Leonharts Gunblade, dass ich dich nicht alleine lasse."

„Gut. Dann geh ich jetzt wieder malen. Danke, Tante Quistie!"

Tante? Noch vor einem halben Jahr hätte sie jeden zum Kampf herausgefordert, der sie Tante nannte. Aber jetzt... Kinder konnte man einfach nicht besiegen, zumindest nicht mit Worten. Das hatte sie schon bei Selphie gesehen.

Selphie... manchmal vermisste Quistis das lebenslustige junge Mädchen, das sie während ihrer schweren Aufgaben immer aufgeheitert hatte. Und Irvine Kinneas, ihren neuen Freund, natürlich auch. Vielleicht konnte Edea ihr ja sagen, ob die beiden noch immer zusammen waren. Irgendwie hoffte sie es. Auch Xell, den draufgängerischen Faustkämpfer konnte sie sich gut vorstellen, wie er sich laut darüber beschwerte, dass das Liebespaar immerzu aneinander klebte. Und natürlich Squall und Rinoa, die sich in den Armen hielten, die Hexe und ihr Ritter, die beiden größten Legenden dieser Welt. Und ihre Freunde.

Nicht, dass sie das ewige Kämpfen sonderlich vermisste. Natürlich, sie hatte im Garden nicht viel anderes gelernt, außer das Ausbilden von weiteren SEEDs, und etwas, was man sein ganzes Leben lang getan hatte, legte man nicht einfach zur Seite. Aber sie hatte auch die Ruhe und das beschauliche Leben im Waisenhaus schätzen gelernt. Was sie wirklich vermisste, waren ihre Freunde. Sie wusste, dass die Gruppe sie sofort wieder willkommen heißen würde, egal, was sie getan hatte, aber noch war sie nicht soweit. Irgendwann einmal würde sie vielleicht zu ihnen zurückkehren. Aber jetzt hatte sie andere Aufgaben. Hier.

„Was hast du, Quistie?", erklang plötzlich eine sanfte, tiefe Frauenstimme neben ihr. „Wieso weinst du?"

Quistis blinzelte ein paar Mal und lächelte ihrer Ziehmutter zu. „Hallo, Mama", grüßte sie. „Du bist schon aus Esthar zurück? Ich dachte, du würdest länger fortbleiben."

„Kiros und Ward haben sich erboten, mich herzufliegen", antwortete die ehemalige Hexe. Ihr Blick war noch immer fragend. „Sie schienen froh zu sein, einmal aus der Residenz rauszukommen. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet."

„Ach, es ist nichts", behauptete Quistis schnell. „Ich musste nur gerade wieder an Squall und die anderen denken. Sie fehlen mir."

„Das ist nur verständlich, nach allem, was ihr zusammen durchgemacht habt. Warum fährst du nicht einmal in die Stadt, um nach ihnen zu sehen? Heute waren sie zwar nicht da, aber ich bin sicher, wenn du mitkommst, werden auch sie kommen."

„Nein,... noch nicht", wehrte die ehemalige Kämpferin ab. Der Gedanke war verlockend, aber... „Vielleicht, wenn ich mir selbst verziehen habe. Bis dahin habe ich hier sicherlich genug zu tun."

„Komm her", sagte Edea und zog ihr Kind an sich. „Ich weiß doch, wie schwer es für dich ist, Quistie. Aber glaub mir, du wirst es überstehen. Du bist stärker, als du denkst."

„Danke, Mama", flüsterte Quistis, während sie ihre Mutter ebenfalls fest umarmte.

„Weißt du eigentlich schon das Neueste?", fragte Edea, als sie sich voneinander gelöst hatten. „Laguna hat mir gesagt, dass Squall und Rinoa heiraten wollen!"

„Wirklich?"

Quistis riss die Augen auf. Nicht, dass das überraschend kam, aber schon so bald...

„Wann denn?"

„Schon in den nächsten zwei Wochen, glaub ich. Möchtest du nicht wenigstens bei diesem Fest dabei sein? Die beiden würden sich freuen, und du weißt das." Edea blickte sie erwartungsvoll an, aber bevor Quistis antworten konnte, drang Eclisas helle Stimme in den Raum.

„Tante Quistie!", rief sie. „Wann gehen wir denn jetzt an den Strand? Oder willst du nicht mehr?" Man konnte einen hoffnungsvollen Ton aus ihrer Stimme heraushören.

„Tut mir Leid, Mama", wehrte Quistis grinsend ab, „aber die Pflicht ruft. Ich werde mir die Sache überlegen, versprochen."

„Nun, das ist immerhin etwas. Aber sag den Kleinen, sie sollen bald raufkommen, das Essen ist bald fertig." Edea drohte ihr mit dem Finger. „Und wehe, du vergisst diesen Auftrag wieder wegen Ballspielen!"

„Ach, Mama." Quistis zog einen Schmollmund. „Du weißt genau, dass sie immer unausstehlich werden, wenn man sie vom Spielen wegholt. Immer überlässt du mir die gefährlichsten Arbeiten!"

„Was glaubst du, warum ich einen SEED im Haus haben wollte?", fragte Edea mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. „Los jetzt, du bist ein großes Mädchen und hast dich schon viel schlimmeren Gegnern gestellt."

Quistis drehte sich gehorsam um und ging, aber Edea vermeinte, den Satz „Du hast ja keine Ahnung" gehört zu haben. Sie lächelte. Auch wenn ihr starkes Mädchen sich noch lange Vorwürfe machen würde, tat ihr das Waisenhaus gut. Vielleicht kam sie ja tatsächlich auf die Hochzeit von Squall und Rinoa. Es wäre schön, wenn ihre Kinder wieder einmal an einem Ort versammelt zu sehen.

„Hast du auch wirklich alle Leute erreicht? Auch Xells Eltern in Balamb? Und die beiden Gardens?"

„Ellione", stöhnte Laguna Loire, der Präsident Esthars, der größten und wahrscheinlich auch mächtigsten Stadt dieser Welt. Aber all die Macht, die er durch dieses Amt hatte, half ihm nicht, wenn es um seine Familie ging. „Du machst dir über diese Hochzeit noch mehr Sorgen als ich. Immerhin ist es mein Sohn, der heiratet."

Dieses Argument ließ die braunhaarige junge Frau nicht gelten. „Und ich habe geholfen, ihn aufzuziehen", belehrte sie ihren Ziehvater mit erhobenem Finger. „Außerdem hat Rinoa mir geholfen, meine Kräfte besser zu verstehen. Ich mag die beiden mindestens so sehr wie du!"

„Na schön, na schön", gab Laguna nach. Ellione in einem Wortduell zu schlagen war für ihn ungefähr so wahrscheinlich, wie einen Archeodinos als Haustier zu haben. „Ich gebe mich geschlagen. Ja, alle wurden verständigt. Außerdem sind die Blumenbestellungen zweifach abgesichert, die Kirche wurde bereits dreimal auf statische Fehler überprüft und die Ringe haben die beiden selbst in Verwahrung. Zufrieden?"

„Nein", antwortete die Beinahe-Hexe schmollend. „Es muss doch noch irgendetwas geben, was du übersehen hast! Hast du deinen neuen Anzug schon bestellt?"

„Ja", antwortete Laguna seufzend. „Sogar schon anprobiert, obwohl ich mir in dem Ding wie ein Idiot vorkomme. Mit etwas Glück wird das ja die letzte Feier sein, auf der ich ihn tragen muss. Lass dir also nicht einfallen, auch noch zu heiraten, ja?"

Ellione lächelte ihn liebevoll an. Es war ihr schon lange klar, dass Laguna sich trotz aller gegenteiligen Bemerkungen wünschte, dass auch sie eine Bindung fürs Leben einging. Aber das war eben noch nicht eingetreten. Außerdem mochte sie ihren Onkel, eigentlich eher Vater, viel zu sehr, als dass sie ihn schon verlassen wollte.

„Na schön", gab sie nach und stand auf, nicht, ohne ihren Vater noch kurz zu umarmen. „Dann werde ich eben selbst nachsehen, was du wieder alles vergessen hast. Es macht dir doch nichts aus, wenn ich bei Gelegenheit ein bisschen shoppen gehe, oder? Ich brauche schließlich noch passende Schuhe zu meinem Kleid."

„Ich bin mir nicht sicher, ob der Finanzapparat von Esthar das überstehen wird, aber meinetwegen geh. Dann kann ich endlich vernünftig arbeiten", brummte der alternde Journalist und Ex-Soldat. „Ich habe nämlich noch einen Job außerhalb meiner Familie, weißt du?"

„Aber keinen so wichtigen", erwiderte Ell frech und verschwand durch die breite Eingangstür. „Bis später, Onkel Laguna!"

Weg war sie. Laguna lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Händen über die Augen. Wenn er von vornherein gewusst hätte, wie anstrengend Kinder waren, wäre er sofort aus Winhill abgehauen, nachdem er wieder gesund gewesen war. Nein, korrigierte er sich säuerlich lächelnd. Das hätte Ell nicht zugelassen. Er setzte sich wieder auf und beugte sich über die unzähligen Petitionen, Berichte und Anfragen, die vor ihm lagen.

Es war erstaunlich, aber die bevorstehende Hochzeit von Squall und Rinoa verursachte bei ihm mehr Papierkram als die Rückkehr von Adell. Wenn er alles unter einen Hut bringen wollte, würde er wahrscheinlich erst hier rauskommen, wenn die Urenkel der beiden schon im Grab verfaulten. Aber Ell hatte ja Recht, auch wenn er es nicht zugab, es kamen immer wieder neue Dinge zum Vorschein, die er nicht beachtet hatte. Zum Beispiel die Tatsache, dass die Einladung für Oberst Carway, Rinoas Vater, noch immer in der Schublade seines Schreibtischs lag.

Er grinste kurz. Der Oberst und er hatten sich nie leiden können. Laguna wunderte es, dass er überhaupt der Hochzeit zugestimmt hatte, immerhin waren seine Tochter und Lagunas Sohn noch ziemlich jung. Aber vielleicht lernten sie sich ja noch besser kennen. Nicht allerdings, wenn es nach Laguna ging. Er hatte schon hier genug um die Ohren, da musste er sich nicht auch noch mit einem griesgrämigen, galbadianischen Militär rumschlagen. Aber er würde dem Oberst die Karte schicken müssen, sonst würde Rinoa ihn bei lebendigem Leibe häuten, oder noch schlimmer, ihn mit ihrem enttäuschten Blick ansehen.

Der Präsident von Esthar öffnete die Schublade und nahm die mit Goldrändern versehene Karte heraus, auf der ein Bild von Rinoa und Squall war, die sich umarmten. Darüber war in so verschnörkelter Schrift, dass er kaum die Groß- von den Kleinbuchstaben trennen konnte, der Name des Obersts und die Aufforderung zum Kommen abgebildet. Laguna fischte einen der türkisfarbenen Umschläge unter dem Zettelwirrwarr hervor und versenkte die Karte darin.

Dann starrte er nachdenklich auf seinen Computer. Da Carway der Vater der Braut war, verlangte die Tradition wohl, dass er ihm außer der Einladung noch ein paar aufmunternde Worte mitschickte. Laguna hielt sich für einen guten Schreiber, aber ihm wollte partout nicht einfallen, was er dem Oberst mitteilen wollte. Schließlich beugte er sich vor und tippte:

Sehr geehrter Oberst Carway!

Da, wie Sie zweifellos erfahren haben dürften, Ihre Tochter am 24. dieses Monats heiraten wird, sehe ich mich in meiner Eigenschaft als Präsident Esthars gezwungen, Sie einzuladen. Wir beide wissen sehr gut, dass wir uns niemals wirklich mögen werden, aber dennoch bitte ich Sie, wenigstens so zu tun, als ob Sie meinen Sohn Squall Leonhart in Ihrer Familie akzeptieren, Rinoa zuliebe.

Ob Sie in Jeans und Hawaiihemd kommen oder im Anzug, ist mir persönlich egal, aber da ich mich selbst in ein schwarzes Monster von Zweiteiler zwängen muss, ersuche ich Sie um Solidarität. Es ist nicht nötig, dass Sie etwas mitbringen, wenn Sie aber noch irgendwo ein Lächeln im Tresor liegen haben, wäre nun der richtige Zeitpunkt es hervorzuholen.

Dass der Brautvater Rinoa zum Altar führen wird, ist Ihnen wahrscheinlich klar, also versuchen Sie bitte wenigstens glücklich auszusehen. Als ich das letzte Mal mit Rinoa sprach, erwähnte sie, dass sie sich wünschen würde, wenn Sie auch nach der Feier noch bleiben könnten. Glauben Sie mir, dass ich auch nicht begeistert bin von der Tatsache, dass wir beide nebeneinander auf dem Hochzeitsfoto zu sehen sein werden, aber machen wir beide das Beste daraus und gönnen unseren Kindern ihr Glück.

Mit besten Grüßen

Laguna Loire

Er zögerte kurz, entschied sich aber dagegen, „Präsident von Esthar" unter seinen Namen zu setzen. Das Schreiben war ohnehin nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Er erlaubte sich ein kurzes Grinsen, als er es noch einmal durchlas. Der Oberst war immer direkt,... also dürfte ihm der unverhüllte Stil des Briefes zusagen.

Er betätigte die Druck-Taste, wartete, bis der Brief vor ihm lag und steckte ihn zu der Karte ins Kuvert, welches er in seiner Brusttasche versenkte. Er würde ihn noch heute nach Deling City schicken lassen, aber vorher musste er das Chaos auf seinem Schreibtisch etwas lichten. Er nahm das nächste Blatt zur Hand und runzelte gleich darauf die Stirn. Schon wieder Crannox Jeed! Der Mann wurde langsam lästig. Er unterstellte Laguna doch glatt, diese Hochzeit wäre von ihm erzwungen worden, um die Beziehungen zu Galbadia zu verbessern. Ob Laguna das Wohl seines Sohnes denn gar nicht am Herzen läge!

Wütend zerknüllte er das Papier und warf es in den Papierkorb. Als ob es an der gespannten Beziehung zwischen den beiden Großmächten etwas ändern würde, nur weil Squall und Rinoa heirateten. Rinoa wurde von vielen Leuten in Galbadia ohnehin als Verräterin gebrandmarkt, weil sie gegen Artemisia gekämpft hatte, die auf Seiten der Galbadianer gewesen war. Zwar hatte sie die Galbadianer ebenso wie den Rest des Lebens vernichten wollen, aber das scherte die Leute nicht. Diesem Intriganten von Jeed ging es doch nur darum, Lagunas Antworten zu zerlegen und sie als Propaganda in seinem Wahlkampf zu verwenden. Seit er sich in den Kopf gesetzt hatte, Laguna als Präsident Esthars abzulösen, war Jeed zu einer regelrechten Landplage geworden.

Irgendwann würde er sich darum kümmern, das versprach Laguna sich im Stillen. Aber jetzt hatte er andere Sorgen. Wenn sich jedes Papier so schnell erledigen würde wie Jeeds, dann hätte er mehr Freizeit, aber leider gab es auch Leute, die er ernstnehmen musste. Also beugte sich Laguna Loire wieder unter das Joch der Präsidentschaft.

Als Crys die Vorhalle des Balamb Garden betrat, staunte sie nicht schlecht. Im Gegensatz zum Galbadia-Garden, in dem sie die letzten Jahre ausgebildet worden war, war es hier fast gemütlich, nicht so zweckmäßig und streng. Der Springbrunnen, die farbenfrohe Gestaltung, die runden Windungen der Wände... alles war irgendwie entspannend. Auch die Schüler, die herumschlenderten, wirkten eher, als wären sie in einem Erholungsheim als in einer Kampfakademie.

„Hier sieht's ja aus wie in einem Ferienclub!", kleidete ihr männlicher Begleiter neben ihr ihre Gedanken in Worte. „Haben die hier denn nichts zu tun?"

„Liegt wahrscheinlich daran, dass sie sich auf die Hochzeit ihres größten Idols vorbereiten", bemerkte ein weiterer männlicher Schüler des Galbadia- Gardens, der mit ihr hierher gekommen, etwas abwertend. „Da lassen sie das Training wahrscheinlich ruhen."

„Egal, was ihr von ihnen haltet, fangt hier ja keinen Streit an, ist das klar?", warnte Crys und funkelte die beiden an. „Wir sind hier, weil wir mit ihnen auf die Hochzeit fahren wollen, und nicht, weil wir sie testen wollen."

„Nicht mal, wenn sie sich ebenfalls an uns austoben wollen?", fragte der Junge links neben ihr. Außer ihr, den beiden Jungs und drei weiteren Mädchen wollte niemand aus dem Galbadia-Garden zur Hochzeit des wohl bekanntesten Paares dieser Welt kommen. Für die meisten Schüler aus Galbadia war Rinoa Heartilly eine Verräterin, die gegen die Interessen des Staats gehandelt hatte und Squall Leonhart der Mann, der ihren Traum von der Weltherrschaft zerstört hatte. Nur diese Handvoll wollte die beiden Kämpfer und ihre Freunde, welche die mächtige Hexe Artemisia besiegt hatten, sehen.

„Auch dann nicht, zumindest nicht offen. Was ihr in der Trainingshalle anstellt, soll mir egal sein, solange niemand zu Schaden kommt. Immerhin bin ich für euch verantwortlich."

„Ich glaube, du solltest dir eher Sorgen um die Balamb-Schüler machen, Crys", warf eins der Mädchen grinsend ein. „Marett hat Recht, die hier sehen nicht so aus, als könnten sie besonders gut kämpfen."

„Schon, aber immerhin wurden Leonhart, Dincht und Trepe auch hier ausgebildet", warf ein anderes Mädchen ein.

„Ja, und Cifer Almasy auch, wissen wir", erwiderte der Junge, der Marett hieß. „Aber Irvine Kinneas wurde bei uns ausgebildet und ist nicht schlechter als sie. Du weißt doch ganz genau, dass Kinneas bei uns war, nicht, Crys?"

Die Angesprochene errötete ein bisschen und knuffte den Jungen in die Rippen. „Lass das", murmelte sie. „Die Sache ist lange her. Außerdem ist er ja angeblich mit Tilmitt zusammen."

„Was sollen wir denn jetzt hier anfangen?", meldete sich der zweite Junge zu Wort. „Sollten wir uns nicht wenigstens beim Direktor melden?"

Crys straffte sich. „Sicher. Kommt, gehen wir mal zu diesem Wegweiser. Vielleicht kann man da rauslesen, wie man zu Direktor Cid gelangt."

Fünf Minuten und eine enge Aufzugfahrt später standen sie vor Direktor Cids Bürotür. Der dritte Stock war wegen der Schneckenhausform des Balamb-Garden viel kleiner als die unteren Teile, also bewohnte der Direktor die ganze Etage selbst. Ein Luxus, den sich der galbadianische Direktor nie gegönnt hätte. Er wollte immer sofort zu Kontrollgängen aufbrechen können. Die Tür war nicht sehr dick, also konnte man leise hören, was drin gesprochen wurde. Crys war etwas unwohl bei dem Gedanken, jemanden zu belauschen, aber da die anderen kein Geräusch machten, war sie wenigstens nicht allein.

„... also alles bereit, Niida?" Vermutlich der Direktor, der tiefen Stimme nach.

„Jawohl. ... warten nur noch auf... galbadianischen... Direktor."

„Sehen Sie mal... ob sie schon ange... sind!"

„Natürlich. Wiedersehen, Direktor."

Crys konnte gerade noch zurücktreten, als die Tür aufgestoßen wurde. Der junge Mann, der herauskam und sie beinahe umrannte, war anscheinend ebenso überrascht wie sie, fing sich aber rasch wieder.

„Ah, ihr seid die Galbadianer, was? Direktor Cid, die Gäste sind schon da!", rief er nach hinten. Dann wandte er sich an Crys. „Ihr könnt rein. Keine Angst, Cid hat noch nie jemanden gefressen. Jedenfalls nicht, wenn ich dabei war. Tschüss!" Sein Lächeln sah echt aus.

„Danke", meinte Crys und machte ihm Platz. Der Junge war etwas größer als sie, hatte fast die selbe Haarfarbe wie Irvine und wache Augen. Jemand, der einen zweiten Blick wert war, entschied sie.

„Mach schon, Crys", flüsterte eins der Mädchen ihr zu. „Du kannst dich später nach ihm erkundigen, jetzt sollten wir erst mal reingehen."

„Schon gut", gab sie zurück und trat mit schnellen Schritten ins Zimmer des Direktors. Es war sehr hell, da durch die Luke, die auf die Steuerungszentrale führte, viel Licht hereinfiel. Direktor Cid selbst saß an seinem Schreibtisch, ein schon älterer, etwas untersetzter Mann, den man eigentlich gar nicht in einer Kampfakademie vermutete. Crys erinnerte sich jedoch an ihre militärische Ausbildung und ließ ihren Blick nicht zu lange auf dem Mann ruhen. Statt dessen wartete sie, bis ihre Mitschüler neben ihr angetreten waren und vollführte dann den galbadianischen Militärgruß.

„Die Schüler des Galbadia-Garden melden sich zur Stelle, Direktor", deklamierte sie im Befehlston. Die anderen nahmen Haltung an. „Wir sind bereit zur Abreise."

„Schon gut", verkündete Cid und stand auf. Er sah auch so nicht viel größer aus. Aber er musterte sie mit einem Ernst, der große Erfahrung verhieß. „Es sind auch so noch ein oder zwei Dinge zu erledigen, bevor wir abheben können. Willkommen im Balamb Garden! Ich bin hier der Direktor, aber ich denke, wir werden uns kaum mehr als ein- oder zweimal sehen, also behalten Sie Ihre Namen ruhig für sich. Es wurden schon einige Zimmer für Sie bereitgestellt, nichts Besonderes, aber ich vermute, Sie sind nichts anderes gewöhnt. Wenn Sie irgendwelche Sorgen haben sollten, wenden Sie sich bitte direkt an die Schüler, vermutlich wird man Ihnen dann schneller helfen können, als wenn Sie sich extra zu mir heraufbemühen. Haben Sie irgendwelche Fragen?"

Crys war erstaunt. Offenbar wusste Cid, dass in Galbadia nicht sehr viel Wert auf große Worte gelegt wurde. Sie trat einen Schritt vor und fühlte, wie sein Blick sich auf sie richtete.

„Ist das Hochzeitspaar derzeit im Garden, Sir?", fragte sie angespannt.

„Nein, bedaure", entgegnete Cid und schüttelte den Kopf. „Die beiden sind mit Irvine Kinneas, Selphie Tilmitt und Xell Dincht ausgerissen, um sich etwas Ruhe zu gönnen. Seit ihre Hochzeit bekannt wurde, hatten sie keine Minute Ruhe mehr. Ich weiß auch nicht genau, wann sie zurück sein werden. Kennen Sie sie persönlich?"

„Nur Kinneas", antwortete Crys und überhörte das unterdrückte Gekicher hinter ihr. „Gibt es Bereiche im Garden, in denen wir uns nicht aufhalten dürfen?"

Cid runzelte die Stirn. „Dürfen? Nun, grundsätzlich dürfen Sie sich meinetwegen überall frei bewegen, aber ich würde Ihnen dringend abraten, ohne Verletzung auf der Krankenstation herumzulungern. Unsere Chefärztin ist sehr energisch, wenn es um dieses Thema geht. Des weiteren rate ich Ihnen, nicht die unteren Ebenen des Gardens oder die Trainingshalle ohne Waffen zu betreten. Vor allem auf der MD-Ebene tummeln sich einige ziemlich starke Monster, mit denen auch Squall und seine Freunde Schwierigkeiten hatten. Ansonsten können Sie überall hin, solange Sie den Unterricht nicht behindern."

„Selbstverständlich", gab Crys zurück. „Dann bitte ich um die Erlaubnis, uns zurückziehen zu dürfen, Direktor."

„Erteilt", meinte Cid mit wegwerfender Handbewegung. „Bitte fühlen Sie sich wie zuhause." Er setzte sich wieder hin.

Crys salutierte noch einmal und gab den anderen ein Handzeichen, aus dem Zimmer zu gehen. Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, atmeten alle erleichtert auf. Das war viel unspannender gewesen, als sie erwartet hatte.

„Tja, was machen wir jetzt, wo wir wissen, dass wir alles machen dürfen?", fragte Marret. „Ich glaube, ich werde mir erst mal mein Zimmer ansehen. Mal sehen, was die hier für eine Einrichtung haben. Wer kommt mit?"

Zwei der Mädchen wollten mitgehen, die anderen entschlossen sich, erst einmal die Mensa zu besuchen und den bekannten Hot Dog zu probieren.

„Vielleicht kommen Leonhart und seine Kumpane ja auch dorthin, wenn sie zurückkommen", äußerte das dritte Mädchen hoffnungsvoll. Crys verdrehte die Augen. Sie glaubte zu wissen, wieso diese Studentin mitgekommen war. Aber sie musste sich an der eigenen Nase fassen, ermahnte sie sich, als sie sich bei dem Gedanken an diesen Jungen im Direktorzimmer ertappte, Niida. Vielleicht sahen sie sich ja noch mal.