Warnung: Man KANN das hier als Slash lesen, es ist aber nicht als solcher gedacht.

Disclaimer: Die Transformers gehören mir nicht, und ich mache auch kein Geld hiermit.


Wash my Sins Away

Ratchet wischte sich gerade mit einem weichen Tuch das Waschbenzin von den Händen, mit dem er offenbar seine Instrumente gereinigt hatte, als Hound den Kopf zur Tür hereinsteckte.

„Hallo, Doc", sagte er fröhlich. „Ist Mirage noch hier?"

Ratchet schüttelte den Kopf. „Du hast ihn knapp verpaßt. Ich habe ihn in sein Quartier geschickt, damit er sich ausruht, nachdem er und Cliffjumper damit fertig waren, sich auf dem Boden herumzuwälzen." Er klang äußerst mißbilligend, aber Hound kannte ihn lange und gut genug, um zu bemerken, daß Ratchet gerade ein Lächeln unterdrückte. Er grinste.

„Ja, Jazz und Bumblebee haben mir davon erzählt", sagte er. „Ich wollte nur sehen, wie es ihm geht."

Ratchet hob die Schultern.

„Die Decepticons sind nicht gerade zimperlich mit ihm umgesprungen, aber er wird keine bleibenden Schäden behalten. Ein bißchen Ruhe, und er ist so gut wie neu."

Hound nickte. „Ich werd's ihm sagen. Danke, Ratch."

Ratchet antwortete mit einer wegwerfenden Handbewegung und wandte sich wieder seinen Instrumenten zu. Hound überließ ihn seiner Arbeit und machte sich auf den Weg zu den Mannschaftsquartieren.

Er hatte vorgehabt, direkt zu Mirage zu gehen, aber auf halbem Weg beschloß er, in einem der Gemeinschaftswaschräume Station zu machen, die es auf jedem Deck des Schiffes gab, denn nicht alle Quartiere verfügten über private Waschräume. Er war staubig und schmutzig von seiner Patrouillenfahrt, und so wollte er nicht bei seinem Freund auftauchen. Mirage haßte Dreck in seinem Quartier.

Die Türen öffneten sich mit einem leisen, hydraulischen Zischen. Hound betrat den Raum - und fand, daß er nicht allein war.

In einer Ecke saß Mirage inmitten eines Sortiments von Schwämmen, Tüchern und Flaschen mit unterschiedlichen Reinigungsmitteln auf dem Boden und schrubbte entschlossen an seiner Außenpanzerung herum. Hound stellte sich unwillkürlich Ratchets tadelnden Blick vor, wenn er sehen könnte, daß sein Patient irgendwo anders war als dort, wo er angeordnet hatte.

„Hallo, Mirage", grüßte er ein wenig überrascht.

Mirage blickte ruckartig auf, fast ein wenig ertappt, wie Hound fand, doch dann fing er sich und nickte ihm zu.

„Hound". Seine Stimme klang höflich, aber kühl, wie es seine Art war.

„Ich war gerade auf dem Weg zu dir", fuhr Hound fort, als er in eine der nur durch halbhohe Wände getrennten Kabinen trat und das Kontrollfeld an der Wand berührte. Eine angenehm temperierte Mischung aus verschiedenen Reinigungsmitteln begann auf ihn herabzuregnen. „Wollte sehen, ob du in Ordnung bist."

„Es geht mir gut" erwiderte Mirage kurz angebunden. Er schien nicht sehr erpicht darauf, sich zu unterhalten.

Die hochkonzentrierten Lösungsmittel brauchten nur Sekunden, um jedes Körnchen Staub von Hounds Körper zu waschen. Er berührte das Kontrollfeld erneut, und die Flüssigkeit wurde durch einen warmen Luftstrom ersetzt. Mirage in seiner Ecke schrubbte und wischte energisch weiter.

Eine Weile sah Hound ihm schweigend zu, dann setzte er zu einem erneuten Versuch an.

„Ich hab gehört, Cliffjumper ist wieder zur Vernunft gekommen", bemerkte er leichthin.

Diesmal ging ein kleines Lächeln über Mirages Gesicht.

„Ja", antwortete er. „Primus sei Dank."

„Weißt du, du solltest diese Geschichte nicht zu persönlich nehmen", fuhr Hound behutsam fort. „Du kennst doch Cliffjumper; manchmal schießt er ein bißchen übers Ziel hinaus, aber er meint es nicht so."

„Ja, ich weiß", sagte Mirage.

Es gefiel Hound nicht, wie tonlos die Stimme seines Freundes klang. Mit entschlossenen Schritten ging er zu ihm hinüber und kauerte sich neben ihm nieder.

„'Rage, was ist los?" fragte er rundheraus.

Mirage unterbrach seine Arbeit und wandte sich ihm zu. Sein Blick war unergründlich, wie so oft.

„ Ich habe mich gefragt", sagte er langsam, „ob viele von euch so denken wie Cliffjumper."

Hounds Zentralprozessor brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten, so ungeheuerlich erschien ihm diese Aussage.

„Mirage, niemand hier denkt so über dich", erwiderte er mit Nachdruck, als er seine Stimme wiederfand. „Was glaubst du, warum Prime dich verteidigt hat? Sogar Ratchet hat sich für dich eingesetzt."

Mirage griff nach einem neuen Schwamm und kippte eine halbe Flasche Waschbenzin darauf.

„Ich weiß nicht", antwortete er und fing erneut an zu schrubben. „Es ist kein Geheimnis, daß ich mich lieber mit den Decepticons einigen würde statt gegen sie zu kämpfen."

Hound schüttelte den Kopf.

„Keiner von uns ist glücklich über diesen Krieg, Mirage. Und wir alle haben uns schon mal gefragt, ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, ihn zu beenden."

„Cliffjumper sicher nicht", erwiderte Mirage.

Das war so wahrscheinlich, daß Hound keine Antwort darauf einfiel. Schweigend sah er zu, wie Mirage darum kämpfte, eine Stelle an seinem Rücken zu erreichen, die er nach den gängigen Gesetzen der Physik unmöglich erreichen konnte. Schließlich nahm er seinem Freund den von Waschbenzin triefenden Schwamm sanft aus der Hand, kroch hinter ihn und fing an zu wischen.

Für einen Moment spähte Mirage ungehalten über seine Schulter, die Hand schon halb erhoben, als wolle er Hound den Schwamm wieder abnehmen - doch dann ließ er den Arm wieder sinken. Ein sanfter Lufthauch ging durch sein Ventilationssystem wie ein Seufzer.

Während er gewissenhaft rieb und wischte und darauf achtete, keine Naht und keine Fuge im Metall auszulassen, begann Hound sich zu fragen, was genau Mirage die ganze Zeit so vehement abzuwaschen versucht hatte. Sein Exoskelett war so sauber und schimmernd wie am Tag seiner Montage.

Eine ganze Weile herrschte, abgesehen vom gelegentlichen Quietschen des Schwamms auf dem Metall, Stille im Raum. Und trotzdem war Mirages Stimme, als er schließlich sprach, so leise, daß Hound die Sensitivität seiner Audiorezeptoren um einige Stufen erhöhen mußte, um ihn überhaupt hören zu können.

„Als dieses... Ding in meinem Kopf war... da hatte ich nur den einen Gedanken, so viele wie möglich von euch zu töten, um diese Schlacht zu gewinnen... den Krieg zu gewinnen." Hound fühlte einen Schauer durch den Körper seines Freundes laufen.

„Und ich frage mich... waren das tatsächlich Bombshells Gedanken, die er mir eingeimpft hatte, oder hat er nur etwas an die Oberfläche gebracht, das längst da war? Ist mein Wunsch, das Ende dieses Krieges zu sehen, so stark, daß ich imstande wäre, etwas gegen meine Kameraden zu unternehmen?"

Hound handelte rein instinktiv. Er ließ den Schwamm fallen, legte die Arme um Mirages Schultern und lehnte sich zu ihm hinunter, so daß ihre Gesichter nebeneinander waren.

„Ich werde das jetzt bloß einmal sagen, 'Rage, also hör gut zu: Du. Bist. Kein. Verräter." Er betonte jedes Wort. „Du hast mehr als einmal dein Leben aufs Spiel gesetzt, für Cybertron, für die Erde, für diese Crew, genauso entschlossen und genauso mutig wie jeder andere von uns. Prime weiß das. Cliffjumper weiß das. Und ich weiß das auch. Hier." Er legte eine Hand auf Mirages Brust, dorthin, wo er das sanfte Pulsieren seines Sparks fühlen konnte.

Mirage saß vollkommen still, vollkommen reglos in seiner Umarmung, aber Hound erwartete auch keine sofortige Reaktion. Er wählte aus dem reichen Angebot, das ihm zur Verfügung stand, einen weichen Stofflappen und ein mildes Lösungsmittel und nahm seine Arbeit wieder auf. Für einen Außenstehenden mochte es eine unnütze Tätigkeit sein, aber Hound hatte verstanden, wovon sein Freund sich so verzweifelt reinwaschen wollte.

Er ging sanft und ohne Eile zu Werke, um Mirage die Zeit zu geben, die er brauchte, und bemerkte mit Erleichterung, wie sein Freund sich unter seinen Händen langsam entspannte. Mirages ganze Haltung lockerte sich, bis er schließlich mit einem Seufzer gegen Hounds Brust sank, den Kopf an seiner Schulter. Hound lächelte, als er sah, daß Mirage seine optischen Sensoren ausgeschaltet hatte.

„Mach's dir nicht zu bequem, 'Rage", neckte er gutmütig, ohne in seiner Waschung innezuhalten.

Das Licht in Mirages Augen glomm wieder auf, als er leise lachte.

„Weißt du", sagte er, „ich kannte zu meiner Zeit auf Cybertron ein paar der berühmtesten Philosophen, die unser Planet je gesehen hat, aber nicht einer davon besaß deine Weisheit."

„Aach", machte Hound ein wenig beschämt. „Aber ich bin ja auch kein berühmter Philosoph, ich bin bloß dein Freund."

„Ja", erwiderte Mirage leise. „Zum Glück."

Hound lächelte.