Das vorerst letzte Update. Ich bin nicht ganz sicher, wie lang das Finale werden wird, schätzungsweise noch zwei Kapitel und ein Schluss. Mir ist wichtig, dass ich diesen Teil richtig hinbekomme. Daher wird es kein weiteres Update geben, bis ich den Rest der Geschichte fertig geschrieben habe und damit zufrieden bin. Wenigstens könnt ihr euch dann auf mehrere Kapitel dicht hintereinander freuen. ;)
24. Hogwarts
Ron starrte auf das vertraute Schloss, das vor ihm lag. Düster, beinahe bedrohlich erhoben sich die alten Mauern vor den Ländereien und er konnte die unverkennbare Kälte von Dementoren spüren. Einst war Hogwarts wie ein zweites Zuhause für ihn gewesen, aber nun stand dieser Ort in seinen Augen nur noch für Schmerz und Verlust. Hier hatte er das erste Mal Menschen verloren, die ihm nahe gewesen waren. Hier hatte er das Dunkle Mal empfangen, welches noch immer unter seinem Umhang prickelte. Es wäre so einfach gewesen, diesem Prickeln zu folgen, zurück an Voldemorts Seite, sein Herr, dem er Loyalität geschworen hatte, genau hier an diesem Ort. Hier hatte alles begonnen.
Es war Neville, der ihn dazu gebracht hatte, hierher zu kommen, diese letzte Aussage über Harry, der ihn dazu veranlasst hatte an seine letzten Momente mit seinem besten Freund zu denken. Harry hatte gewusst, dass er sterben würde. Ron hatte niemals Voldemorts Lüge geglaubt, dass Harry versucht hatte, sich feige davon zu stehlen. Nein, im Grunde seines Herzens hatte er immer gewusst, dass sein Freund sich freiwillig gestellt hatte, Voldemorts Aufforderung zu ihm zu kommen gefolgt war. Er hatte nur nie verstanden, warum. Hatte Harry wirklich geglaubt, Voldemort würde sein Wort halten und die Überlebenden verschonen? Hatte er geglaubt, sie würden nach seinem Tod aufhören zu kämpfen? Nein, denn sonst hätte er Neville nicht aufgetragen, Nagini zu töten. Irgendetwas anderes musste ihn dazu gebracht haben, zu Voldemort zu gehen. Darum war Ron nun hier, wo Harry gestorben war. Er hoffte, ein paar Antworten zu finden.
Langsam schritt er auf das Schloss zu. Schon von weitem konnte er den rasselnden Atem der Dementoren hören und das Gefühl der Kälte und Hoffnungslosigkeit nahm zu. Bilder tauchten in seinem Geist auf. Fred mit geöffneten Augen ins Leere starrend. Harrys lebloser Körper in Hagrids Armen... Einen Moment lang konnte er nicht weiter gehen. Mit geschlossenen Augen verharrte er, bis er seine zitternden Glieder wieder unter Kontrolle hatte. Ein paar Dementoren kamen auf ihn zu, vielleicht in der Hoffnung auf eine leichte Mahlzeit, aber er schob den Umhang über seinem Handgelenk zurück und streckte ihnen sein Dunkles Mal entgegen. Sie wichen zur Seite, machten ihm Platz, beobachteten ihn ohne ihm zu folgen. Ron ging scheinbar unbeirrt weiter. Das Zittern verschwand jedoch erst nach mehreren Minuten vollständig.
Als er sich dem gewaltigen Eingangstor näherte, hielt er inne. Das Tor war geschlossen und er hatte keinen Plan, wie er hinein gelangen sollte. Soweit er wusste, waren alle Geheimgänge versiegelt worden oder wurden bewacht. Sollte er einfach klopfen und hoffen, dass ihm jemand öffnete?
Tatsächlich brauchte er überhaupt nichts zu tun. Noch während er grübelte, begannen die Flügel auf zu schwingen und plötzlich stand er Amycus und Alecto Carrow gegenüber. Beide wirkten überrascht und erschrocken, ihn zu sehen.
„Wir kommen, wir kommen!", rief Amycus hastig, „Wir sind sofort aufgebrochen, als wir den Ruf gehört haben. Es ist nicht unsere Schuld, dass man in Hogwarts nicht apparieren kann!"
Ron starrte ihn verdutzt an, bis ihm aufging, dass Amycus annahm, er sei hier um ihn und seine Schwester zu Voldemort zu bringen. Offenbar war er nicht der einzige Todesser, der über das Dunkle Mal gerufen wurde.
„Ich bin nicht wegen euch hier.", sagte er, „Ich muss ins Schloss."
Nun war es Carrow, der verwirrt war. „Jetzt? Was willst du ausgerechnet jetzt hier, Weasley? Das ist kein guter Zeitpunkt! Der Dunkle Lord ruft uns zu sich... Sicher spürst du es auch!"
Ron versuchte den Anschein von Autorität zu erwecken. „Was ich in Hogwarts zu erledigen habe, geht nur mich und den Dunklen Lord etwas an!", sagte er und fixierte Carrow mit einem scharfen Blick, „Eure Anwesenheit ist nicht erforderlich. Ich benötige allerdings das Passwort zum Büro des Schulleiters."
„Salazar", rief Amycus rasch, „Das Passwort ist Salazar." Er sah Ron unschlüssig an, der kaum glauben konnte, dass er tatsächlich mit seiner Behauptung durchzukommen schien.
„Warum sollte der Dunkle Lord dich nach Hogwarts schicken, wenn er uns hat?", fragte Alecto argwöhnisch.
„Ich habe nicht die Freiheit, euch das zu sagen.", erklärte Ron, im herablassendsten Tonfall, den er zustande brachte, „Ihr könnt ihn selbst fragen, wenn ihr ihn seht. Ich würde euch aber empfehlen, euch zu beeilen. Er hat Wichtigeres zu tun, als sich mit euch zu befassen!" Eine Rebellion zum Beispiel.
Amycus nahm seine Schwester zur Seite und murmelte etwas. Ron glaubte, die Worte 'Kyle' und 'Dunkler Lord' und 'zweifeln' herauszuhören.
Alecto schien nun unsicher zu sein. „Sollte nicht lieber einer von uns beiden dich begleiten, Weasley?", fragte sie in versöhnlichem Tonfall, wenngleich offenkundig immer noch misstrauisch.
„Ich denke, ich finde den Weg, Carrow.", sagte Ron ablehnend, „Diese Diskussion ist Zeitverschwendung! Ihr solltet den Dunklen Lord nicht warten lassen!"
„Er hat recht, Alecto.", sagte Amycus nervös, „Wir sollten gehen. Weasley kommt schon klar. Niemand wird so dumm sein, einen Todesser zu belästigen. Außerdem sind alle Schüler in ihren Häusern eingeschlossen."
Sie stimmte zu. „Aber halt besser die Augen auf, Weasley! Die Blagen sind in letzter Zeit besonders aufmüpfig. Du hast unsere volle Erlaubnis, sie zu bestrafen wie es dir beliebt, falls sie es doch wagen sollten, dir in die Quere zu kommen!"
Ron nickte nur. Innerlich wurde ihm übel, als er daran dachte, was die Carrows als angemessene Strafe für Schulkinder ansahen. Er fragte sich, ob die Rebellion wohl bis nach Hogwarts vorgedrungen war. Waren die Schüler deshalb in ihren Häusern eingeschlossen worden, oder war das eine Standardvorkehrung, wenn die Carrows das Schloss verließen?
Als das Tor hinter ihm ins Schloss fiel, atmete er tief durch. Er war drin! Was nun? Im Geiste versuchte er, Harrys letzte Stunden zu rekonstruieren, sich zu erinnern, wann er ihn das letzte Mal lebend gesehen hatte.
Sie hatten sich zur Heulenden Hütte durchgekämpft. Voldemort hatte Snape getötet, oder eigentlich tödlich verletzt. Harry hatte sich dem sterbenden Mann gezeigt – Ron hatte nie verstanden warum – und aus Snape war plötzlich eine seltsame Substanz geflossen, die Harry aufgefangen hatte. Er runzelte die Stirn. Was war das für ein Zeug gewesen? War es wichtig? Konnte es der Schlüssel sein?
Unmittelbar danach hatte Voldemort seine Ansprache an die Verteidiger von Hogwarts gehalten, erinnerte er sich. Er hatte Harry aufgefordert zu ihm zu kommen, wenn er nicht wollte, dass weitere Menschen starben. Hermine und er hatten sich dagegen ausgesprochen, richtig? Ihm gesagt, er solle nicht auf Voldemort hören? Es war eindeutig eine Falle gewesen. Rons Erinnerung war verschwommen, aber er war sicher, sie hätten alles getan, um Harry davon abzuhalten, wenn sie auch nur eine Sekunde geglaubt hätten, er würde es in Erwägung ziehen.
Sie waren in die Große Halle zurückgekehrt. War Harry da noch bei ihm gewesen? Er konnte es nicht mehr mit Gewissheit sagen, erinnerte sich nur noch an an seine Familie und an Hermine. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis ihnen aufgefallen war, dass Harry fehlte. Wer wusste, wie lang er da bereits tatsächlich verschwunden war!
Unruhig begann Ron auf und ab zu gehen. Wo war Harry wohl hingegangen? War er zurückgekehrt nach draußen, vielleicht um den Verletzten zu helfen? Hatte er vielleicht noch mit jemand anderem gesprochen als mit Neville? Wer konnte es wissen, wer konnte ihn gesehen haben?
Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Die Gemälde! Sie waren überall im Schloss. Wenn jemand Harry gesehen hatte und ihm sagen konnte, wohin er gegangen war, dann waren sie es.
Endlich ein Ziel vor Augen, machte Ron sich auf den Weg. Niemand versuchte ihn aufzuhalten, als der Schloss betrat. Tatsächlich regte sich überhaupt nichts, nicht einmal ein Geist. Die Stille war fast schon bedrückend.
Die ersten Portraits, mit denen er sprach, waren keine große Hilfe. Die meisten waren während der Schlacht in abgeschiedene Teile des Schlosses geflohen, um der schlimmsten Zerstörung zu entgehen. Nur wenige waren geblieben, um den Verlauf zu verfolgen oder Botengänge für die Verteidiger zu unternehmen. Aber schließlich gab ihm das Portrait einer abenteuerlich gekleidete Hexe aus dem 19. Jahrhundert den Hinweis, es im Büro des Schulleiters zu versuchen. Zwar bezweifelte er, dass Harry dort gewesen war, aber auch dort gab es Portraits, richtig? Die Gemälde der ehemaligen Schulleiter. Vielleicht war es die Zentrale aller Bilder im Schloss. Zu verlieren hatte er jedenfalls nichts.
Es war gut, dass er sich von den Carrows das Passwort hatte geben lassen. Mühelos gelangte er in das Büro. Noch immer war er keiner Menschenseele begegnet, seit er das Schloss betreten hatte. Langsam wurde ihm die Stille ein wenig unheimlich.
Neugierig blickte Ron sich um. Nur zwei mal zuvor war er im Büro des Schulleiters gewesen und beide Male hatte er wenig Augen für seine Umgebung gehabt. Das erste Mal hatte sich sein Vater in Lebensgefahr befunden. Das zweite Mal hatte Voldemort ihn hier verhört. Unwillkürlich schauderte er. Diesen Ort verband er wahrlich nicht mit guten Erinnerungen.
„Wer sind Sie?", vernahm er plötzlich eine Stimme. Als er aufsah, stellte er fest, dass sämtliche Schulleiter Portraits ihn erwartungsvoll ansahen.
„Du bist der Weasley Junge!", rief plötzlich eines der Portraits, dessen Inhaber Ron als Phineas Niggelus erkannte. Einen Moment lang fragte er sich, wie das Portrait aus Hermines Handtasche hierher gelangt war, bis ihm einfiel, dass Phineas Niggelus noch ein zweites Portrait besaß.
„Ah, der Todesser.", murmelte ein dickbäuchiger Zauberer. Sein verurteilender Tonfall machte Ron aus irgendeinem Grund wütend. War das wirklich alles, was man in ihm sah?
„Falls du den Schulleiter suchst, er ist nicht hier.", sagte Phineas Niggelus.
„Ich weiß.", erwiderte Ron, „Ich wollte zu euch. Ich habe Fragen. Ich..."
Er stockte, als sein Blick auf das Portrait direkt über dem Schreibtisch fiel. Über halbmondförmige Brillengläser hinweg sahen ihn die blauen Augen Albus Dumbledores durchdringend an. Nicht direkt feindselig, aber ohne die Wärme, die Ron früher mit ihm verbunden hatte.
„Es geht um Harry.", sagte er, bevor ihn der Mut völlig verließ. Er sprach nun mehr oder weniger direkt zu Dumbledore. „Ich muss wissen, was passiert ist, warum er sich selbst ausgeliefert hat! Wenn einer von euch weiß, wo er an jenem Abend war bevor... bevor..." Seine Stimme versagte.
„Selbst wenn wir es wüssten, warum sollten wir es dir sagen?", hörte Ron Phineas Niggelus Stimme.
Doch es war Dumbledore, den er ansah, Dumbledore, dessen Blick Ron nicht zu deuten vermochte, der ihn zu prüfen schien...
Schließlich schien der ehemalige Schulleiter eine Entscheidung zu treffen. „Hast du schon einmal ein Denkarium benutzt, Ronald?", fragte er. Er klang nicht unfreundlich zu Rons Erleichterung.
„Ein was?", fragte er ehrlich verwirrt.
„Sieh im Schrank nach.", wies Dumbledore ihn an.
„Ist das weise, Albus?", rief einer der anderen Schulleiter besorgt, doch Dumbledore erwiderte nichts.
Ron tat wie ihm geheißen und fand eine große flache Steinschale, in deren Mitte sich eine silbrige Substanz bewegte, die ihm vertraut schien. 'Snape', schoss ihm durch den Kopf. Er war sich sicher, dass es sich um die gleiche Substanz handelte, die Snape kurz vor seinem Tod abgesondert hatte. Vorsichtig hob er die Steinschale aus dem Schrank und setzte sie auf den Schreibtisch. Neugierig beobachtete er wie die silbrige leuchtende Oberfläche wirbelte und sich drehte. Fast schien es ihm, als formten die Wirbel Bilder...
„Niemand hat das Denkarium seit jenem Tag vor zwei Jahren angerührt.", sagte Dumbledore, „Voldemort war der Letzte, doch er hat die Erinnerungen darin nie entfernt."
„Das also ist das Zeug da drin?", fragte Ron, der langsam zu begreifen begann, „Erinnerungen?"
„Ja.", nickte Dumbledore, „Ich denke, du wirst die Antworten, die du suchst, darin finden."
„Wie funktioniert es?", wollte Ron wissen. Nur mühsam gelang es ihm, seine Erregung zu verbergen. Das war es! In dieser Schale würde er vielleicht die Antworten auf lange gehegte Fragen finden!
„Tauch deine Nase hinein."
„Es tut nicht weh, oder?" Sein Herz klopfte bis zum Hals.
„Nein.", sagte Dumbledore mit der Andeutung eines Lächelns, „Nein, du wirst kaum etwas merken."
Ron beugte sich vor, immer weiter, bis seine Nase die leuchtende Substanz berührte. Dann begann er zu fallen...
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Mit einem Keuchen fand er sich im Schulleiter Büro wieder, das soeben Gesehene und Gehörte noch kaum für ihn zu fassen. Dass Snape Harrys Mom geliebt hatte und all die Zeit tatsächlich auf seiner Seite gewesen war, war unglaublich genug. Aber vor allem eine Sache beschäftigte Ron: Der Grund für Harrys Tod. Er hatte seine Antwort bekommen.
„Harry war ein Horcrux.", flüsterte er, „Deshalb musste er sterben."
Er konnte sich kaum vorstellen, was Harry empfunden haben musste, als er davon erfahren hatte. Es war eine Sache, im Kampf zu fallen, aber eine ganz andere freiwillig wie ein Lamm zur Schlachtbank zu marschieren mit der Gewissheit zu sterben. Aber er hatte es getan, edelmütiger Idiot, der er war, hatte sich geopfert, damit sie die Chance hatten, seinen Feind zu besiegen. '...Wie ich ihn kenne, wird er die Dinge so bestellt haben, dass es, wenn er sich aufmacht, dem Tod entgegenzugehen, wahrhaftig das Ende Voldemorts bedeuten wird...' Nun, zumindest in dieser Hinsicht hatte Dumbledore sich geirrt. Voldemort lebte immer noch. Und was Dumbledore anging...
Anklagend starrte Ron das Portrait des ehemaligen Schulleiters an. „Sie wussten es! Sie wussten, dass er sterben muss! Wie lange schon? Von Anfang an?"
„Lange genug.", sagte Dumbledore mit einem schmerzerfülltem Gesichtsausdruck.
„Harry hat Ihnen vertraut! Snape hatte Recht, wissen Sie! Sie haben ihn wie ein Schwein zum Schlachten aufgezogen..."
Es war offensichtlich, dass seine Worte den Schulleiter verletzten, aber Ron spürte kein Mitleid, sondern nur eine grimmige Befriedigung. Er war zu zornig auf Dumbledore, um für dessen Schmerz empfänglich zu sein!
„Ich hatte gehofft", sagte Dumbledore leise, „dass die Verbindung zwischen Harry und Voldemort auch ohne den Seelenteil stark genug sein würde. Ich hatte gehofft, er würde überleben."
„Nun, das hat er aber offensichtlich nicht!", schnappte Ron, „Gab es keine andere Lösung?"
„Denkst du wirklich, ich habe nicht danach gesucht?" Dumbledore schüttelte den Kopf. „Es gab keine andere Lösung. Es gibt nur einen Weg, einen abgetrennten Seelenteil zu zerstören. Glaube nicht, dass es mir leicht gefallen ist. Zu wissen, dass dieser großartige junge Mensch, der mir so viel bedeutet eines Tages dazu verdammt ist für das Größere Wohl zu sterben..."
Ron kämpfte mit den Tränen. Zornig blinzelte er sie fort. Das war nicht der richtige Moment, um Schwäche zu zeigen! Als er wieder aufblickte, stellte er fest, dass Dumbledore ihn mitfühlend ansah.
„Es ist gut zu sehen, dass Tom dir nicht alle Menschlichkeit genommen hat.", sagte das Portrait sanft, „Es kann nicht leicht für dich gewesen sein. Dass du Harrys wegen immer noch Wut spüren kannst, zeigt, dass manche Dinge stärker sind als Voldemort. Stärker selbst als der Tod."
„Sie wissen gar nichts über mich!", schnarrte Ron, „Sie haben keine Ahnung, was ich gesehen habe, was ich getan habe, was ich bin!" Er starrte auf das Denkarium, ohne es wirklich zu sehen. „Es ist alles so verkehrt!", flüsterte er.
Minutenlang herrschte Stille im Raum, abgesehen vom leisen Tuscheln der übrigen Schulleiter, während in Ron eine Entscheidung heran reifte. Schließlich stellte er das Denkarium zurück in den Schrank und wandte sich zur Tür.
„Was wirst du tun?", fragte Dumbledore.
Einen Moment lang war er versucht, nicht zu antworten und einfach zu gehen, um Dumbledore einen Geschmack davon zu geben, wie es war, wenn einem Informationen vorenthalten wurden. Aber schließlich sah er doch noch einmal zurück, um zu antworten: „Was Harry gewollt hätte."
Dumbledore nickte, offenbar zufrieden mit dieser Antwort. „Es gibt etwas, was du wissen solltest."
„Noch etwas?", sagte Ron. Seine Augen verengten sich. Wie viele Geheimnisse hatte Dumbledore?
„Hat Harry dir je gesagt, wie damals als Baby Voldemorts Todesfluch überlebt hat?"
Ron starrte ihn an, abwartend. Er hatte keine Ahnung, wo das hinführen würde.
„Lily Potter hätte nicht sterben müssen.", erklärte Dumbledore, „Voldemort war bereit, sie zu verschonen – du weißt sicher warum, wenn du Severus Erinnerungen gesehen hast. Sie hat ihr Schicksal selbst gewählt. Aus Liebe zu ihrem Sohn war sie bereit, sich zu opfern. Das ist eine sehr alte und mächtige Magie. Sie hat ihm damit einen Schutz gegeben, den selbst Voldemorts Todesfluch nicht überwinden konnte. Stattdessen fiel sein Fluch auf ihn selbst zurück."
Ron schüttelte leicht den Kopf. „Aber dieser Schutz hat nicht verhindert, dass Voldemorts Seelenteil sich an ihn gehängt hat.", sagte er.
„Nein, aber er hat Harry viele Jahre lang vor dem Einfluss dieses Seelenteils geschützt."
„Warum ist es überhaupt wichtig, wie Harry überlebt hat?", wollte Ron wissen, „Das war damals! Er ist jetzt tot! Ein zweites Mal hat es offenbar nicht funktioniert!"
Dumbledore sah ihn an mit einem seltsamen Lächeln. „Du wirst schon sehen.", sagte er geheimnisvoll. Etwas von dem alten Funkeln schien plötzlich in seine Augen zurückzukehren.
Ron wandte sich ab. Er hatte endgültig genug von Dumbledores Spielchen! Ohne ein weiteres Wort verließ er das Büro.
Niemand versuchte ihn, auf seinem Rückweg aufzuhalten. Halb erwartete er, die Carrows könnten zurück kehren, um seine Lüge auffliegen zu lassen aber das Schloss war genauso verlassen, wie zuvor. Auch die Dementoren vor dem Tor schenkten ihm keine Beachtung.
Sobald er sich außerhalb der Schutzzauber befand, apparierte er nach London in Audreys Haus. Den Vorsatz, Hermine nicht in die Rebellion hineinzuziehen, hatte er aufgegeben. Sie musste erfahren, was er herausgefunden hatte! Neville ebenfalls. Sie alle mussten Bescheid wissen!
Ich habe beschlossen, das Kapitel doch hier schon enden zu lassen. Freut euch, denn dadurch entgeht euch ein fieser Cliffhanger.^^
Ich möchte noch anmerken, dass ich Dumbledore gerne mag, trotz all seiner Fehler und Schwächen. Rons Sicht in diesem Kapitel entspricht nicht unbedingt meiner eigenen, ist aber hoffentlich nachvollziehbar.
Reviewantworten (anonyme Reviews):
Melanin:
Vielen lieben Dank für das tolle Review! =) Ich gestehe, ich hätte Ron die Entscheidung fast noch schwerer gemacht. Genug war dann aber genug.^^ Wie du ganz richtig angemerkt hast, ist Ron sehr loyal und diese Loyalität galt in den letzten Jahren Voldemort (egal mit welchen Mitteln sich Voldemort diese erschlichen hat). Neville hat ihn aufgerüttelt, aber in meinen Augen brauchte es noch etwas mehr. Vor die Wahl gestellt 'Rebellion oder Voldemort' ist er unentschlossen, aber ich denke, wenn die Wahl lautet 'Harry oder Voldemort', ist Rons Entscheidung klar. Der Widerstand hat übrigens gar nicht so schnell angefangen. Ron hat nur nichts davon mitbekommen. ;)
fanfictionfan:
Danke für dein Review. :) Das ist gut zu wissen.^^
NiemandWichtiges:
Vielen Dank für dein Review. :) Das ist für mich ein echtes Kompliment. *rotwerd* Ich versuche, mich mit dem Schreiben zu beeilen. ;)