Story:Harm hat herausgefunden, was es mit seiner Partnerin auf sich hat. Viel Zeit, dies zu verarbeiten bleibt den beiden allerdings nicht – Cara wird auf die Seahawk geschickt, um Commander Turner zu unterstützen, Harm ist vollauf beschäftigt mit einem Mordfall. Der erste Fall, den sie wieder zusammen bearbeiten nimmt dann auch noch eine brenzlige Wendung – und zwar in mehrerlei Hinsicht...

Author's note:Noch nie habe ich mich in einer Story so oft umentschieden, was den Verlauf der Geschichte betrifft... ich hoffe, die Mühe war's wert g

Inspired by:So vielen Liedern, dass ich gar nicht mehr genau weiß, welche es warenUnd Anna, solltest du das jemals lesen: Ich höre nicht nur Depri-Musik!!! Immerhin war auch mal wieder der Soundtrack von Topgun aktuell...

Disclaimer: Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount. Alles, was aus Dragonball/DBZ/DBGT stammt ist Eigentum von Akira Toriyama. Die Leute und Ideen aus ‚A new Era of Warriors' gehören ganz alleine mir.

Date:23.04.06 – 17.03.07


There goes the Neighbourhood

By Eve

1330 Z-Zeit (08:30 Uhr EST)

Montag, 22.03.2004

Provisorisches JAG-Hauptquartier

Washington, D.C.

Harmon Rabb jr. sah erschrocken von der Akte, die er gerade las hoch, als es an seinem Türrahmen klopfte. Auch Bud Roberts, mit dem er gerade an dem aktuellen Fall zusammenarbeitete sah hoch und lächelte den Neuankömmling freundlich an.

„Guten Morgen, Commander McLachlan! Schön, dass sie wieder da sind", strahlte der Lieutenant. In den wenigen Tagen, die er mit ihr im Irak zusammengearbeitet hatte, war ihm die junge Frau richtig sympathisch geworden. Was nicht zuletzt auch daran lag, dass sie Commander Rabb aus den Fängen seiner Entführer befreit hatte. Es war kaum zu verhindern gewesen, dass die Geschichte der Rettung und das Auftauchen der beiden Anwälte in dem Helikopter des Waffenschiebers zur Presse durchgedrungen war.

Cara hob lächelnd die Hand und spreizte Zeige- und Mittelfinger von Ring- und kleinem Finger ab, so dass dazwischen ein V entstand.

„Guten Morgen, Lieutenant. Commander!" Ihr Blick suchte den von Harm, doch jener hatte seine Nase schon wieder in der Akte vergraben. Sie war fast zwei Wochen unauffindbar gewesen, niemand hatte ihm mitgeteilt, wo sie sich befand. Für die restlichen Mitarbeiter war sie lediglich in Urlaub, um sich von den Aufregungen im Irak zu erholen. Jetzt tauchte sie plötzlich wieder auf und tat so, als wäre nichts gewesen.

„Was kann ich für sie tun, Commander McLachlan?"

Bud sah seinen Vorgesetzten überrascht an, als er den unpersönlichen und distanzierten Ton Harm's wahrnahm. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sein Blick wanderte zurück zu Cara, die ebenfalls etwas verstört wirkte.

„Könnten sie uns kurz alleine lassen, Bud?" fragte sie leise und ließ ihre Hand wieder sinken. Der Lieutenant nickte und schob sich an der jungen Frau vorbei.

„Live long and prosper, Commander!" grinste er und erhielt ein zurückhaltendes Lächeln von seiner Vorgesetzten. Ohne ihn weiter zu beachten trat Cara in das kleine Büro des Commanders und schloss die Tür hinter sich.

„Tut mir leid. Ich dachte, das wäre lustig...", meinte sie leise, worauf er endlich seine Aufmerksamkeit von der Akte auf die Saiyajin vor seinem Schreibtisch lenkte.

„Sie dachten, es wäre lustig, einfach mal zwei Wochen sang- und klanglos zu verschwinden? Ich weiß noch nicht mal, warum ich mir überhaupt Sorgen gemacht habe!" grollte der Expilot und warf den Stapel Papier mit einem Platschen auf die Tischplatte.

„Ich meinte eigentlich das mit der Hand", antwortete sie leise und wiederholte zögerlich die Geste, die sie zuvor gemacht hatte. Harm sah sie verständnislos an.

„Und was soll das bedeuten?"

„Sagen sie jetzt bitte nicht, dass sie StarTrek nicht kennen... den vulkanischen Gruß... Außerirdische?" Erneut ließ sie ihre Hand sinken. Sie hatte sich ihre Rückkehr ins Hauptquartier etwas anders vorgestellt.

„Das ist mehr Bud's Ressort."

Eine unangenehme Stille entstand zwischen den beiden Marine-Anwälten, von der beide nicht wussten, wie sie sie brechen sollten.

„Ich...", fingen beide schließlich einen Satz an, nur um nach einem Wort wieder abzubrechen und den jeweils anderen etwas mutlos anzusehen.

„Fangen sie an, Commander", meinte Harm schließlich, als immer noch keiner von ihnen etwas sinnvolles gesagt hatte.

„Ich wollte nur herausfinden, ob sie mich immer noch für ein Monster halten. Aber meine Antwort darauf habe ich schon", antwortete sie und sah ihm zu seinem Erstaunen fest in die Augen.

Zu ihrer Überraschung hielt er den Blick.

„Darf ich fragen, was sie an meiner Stelle denken würden, wenn jemand vor ihren Augen mit bloßen Händen ein ganzes Haus mit zwei Dutzend Menschen darin in die Luft sprengt? Zu dem Zeitpunkt hätte ich sie am liebsten vor irgend ein Tribunal gegen Kriegsverbrechen oder für Menschenrechte oder was weiß ich gestellt."

„Was glauben sie eigentlich, wo ich die letzten anderthalb Wochen gewesen bin? Man hat mich sicher nicht in die Karibik geschickt, wo ich mir bei einer Piña Colada, die ich nicht trinken darf selbst auf die Schulter klopfe!" Cara wurde lauter, als sie es beabsichtigt hatte. Glaubte er wirklich, man ließ sie mit so etwas davonkommen, ohne die ganze Sache bis in die letzte Kleinigkeit zu zerreden? Und Menschen zerredeten wirklich alles.

Harm sah sie nur mit großen Augen an, während sie weiter wütete.

„Oder glauben sie, ich finde es lustig, dass man mich zwei Wochen in einem engen Raum einsperrt, wo ein Psychologe nach dem anderen versucht, herauszufinden, weshalb meine ‚genetisch veranlagten gewalttätigen Tendenzen', wie sie es nennen, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt durchbrechen, in dem mein Partner in Lebensgefahr schwebt? Ganz zu schweigen davon, dass ich in den zwei Wochen kaum geschlafen habe und noch nicht mal telefonieren konnte. Aber dann davon reden, ICH hätte Menschenrechte verletzt!"

Ein paar schwarze Augen, von denen er nicht sagen konnte, wo die Pupille aufhörte und die Iris begann durchbohrten ihn. Seufzend fuhr sich Harm mit seiner Hand übers Gesicht und stützte anschließend seine Ellbogen auf den Schreibtisch.

„Ist alles in Ordnung mit ihnen, Cara?" fragte er schließlich sanft und erhielt einen erstaunten Blick als Antwort.

„Körperlich fehlt mir nichts, was nicht ein paar Stunden Schlaf wieder hinbiegen könnten... für den Rest wünsche ich mir von Tag zu Tag mehr eine Zeitmaschine... ich wollte nie, dass sie auf diese Art und Weise herausfinden, was ich bin, Harm." Erschöpft ließ sich die Saiyajin auf den Stuhl fallen, auf dem vorher Bud gesessen hatte.

„Hätte ich es denn überhaupt jemals herausgefunden, wenn das nicht passiert wäre?" Harm sah etwas fassungslos dabei zu, wie sie langsam die Augen schloss, während eine kleine Schweißperle über ihre Stirn lief.

„Spielt das denn jetzt noch eine Rolle?" Resigniert öffnete sie ihre Augen wieder und erhob sich zu Harms Erstaunen auch wieder von dem Stuhl. Sie würde nur auf der Stelle einschlafen, wenn sie hier sitzen blieb.

„Wann ist die Sitzung, in der uns der Admiral die neuen Anwälte vorstellen will?" fragte sie schließlich so sachlich, wie sie nur konnte. Harm sah sie immer noch erstaunt an.

„So gegen zehn. Warum?"

„Weil ich mich dann in mein Büro verkriechen werde, vorausgesetzt, die Spinne ist mittlerweile ausgezogen. Ein Stündchen Schlaf sollte reichen..." Sie hatte sich schon wieder umgedreht, ihre Hand lag bereits auf der Klinke, als Harms Hand die Tür wieder zudrückte und er ihr den Weg versperrte.

„Wir müssen miteinander reden, Cara..." Sein Bild von ihr war so durcheinander geraten, dass er nicht mehr wusste, was er denken sollte. Er sagte sich, dass sich die junge Frau, die nun vor ihm stand, durch nichts von der Frau unterschied, die ihn am ersten Weihnachtsfeiertag in ihren Armen gehalten hatte. Die Albträume, in denen sie immer wieder diesen Iraker mit bloßen Händen umbrachte wollten ihn trotzdem nicht loslassen.

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn mit ihren tiefschwarzen Augen an. Nun war er nahe genug, um die Ringmuskeln um ihre Pupille auszumachen.

„Ich weiß", meinte sie leise und wandte ihren Blick ab. Was sie dann sagen sollte, war ihr allerdings immer noch schleierhaft.

„Ich könnte uns heute Abend was kochen... und sie könnten Tom klarmachen, dass er sich nicht immer vor ihre Wohnungstür setzen und miauen soll, wenn er sich unbeachtet fühlt..."

Ein kleines Lächelns umspielte ihre erschöpften Züge.

„Tut er das?"

Harm nickte bedächtig und gab schließlich die Tür frei. Cara schlüpfte durch den Spalt und sah nachdenklich über ihre Schulter zurück, während er seine Tür wieder zumachte und sie sich auf den kurzen Weg zu ihrem Büro machte.

Das würde ein sehr langes Gespräch werden.

Sie konnte ihre Augen kaum noch offen halten, als sie endlich ihr Büro aufgeschlossen und sich hinter ihrem Schreibtisch auf dem einigermaßen bequemen Stuhl niedergelassen hatte. Sie hatte ihren Kopf kaum auf ihre verschränkten Arme auf der Tischplatte gelegt, da war sie auch schon so gut wie eingeschlafen.

Die Spinne unter ihrem Schreibtisch, die ungerechterweise als mausgroß beschrieben worden war, wartete trotzdem noch einige Minuten, bis sie ihren Kokon mit Eiern aus einer versteckten Ecke hervorzerrte und zu den Pappkartons schleppte. Dahinter trampelten eindeutig weniger Füße herum, die ihrem Nachwuchs gefährlich werden konnten.

&&&

Man musste seinerzeit den Raum um den Konferenztisch herumgebaut haben. Anders konnte sich Harm nicht vorstellen, wie man dieses riesige Ding in diesen winzigen Raum gebracht hatte, schon gar nicht durch diese enge Tür. Seufzend ließ er sich auf einem Stuhl am Fenster nieder und genoss die Sonne, die ihm warm auf den Rücken schien. Die Tür öffnete sich und Bud spazierte herein. Dem engen Gang zwischen den Aktenschränken, Bücherregalen und dem Tisch folgend lief auch er ans andere Ende des Raumes und setzte sich Harm gegenüber hin. Kurz darauf kamen auch noch Alan Mattoni und einige andere Anwälte herein und verteilten sich um den Tisch. Cara war die Letzte, die den Raum betrat. Harm warf ihr einen prüfenden Blick zu, während sie sich hinter ihm vorbeischob und auf dem letzten freien Stuhl neben ihrem Partner Platz nahm. Sie sah eindeutig frischer und erholter aus als vor Kurzem, als sie in seinem Büro beinahe den Anschein gemacht hatte, sie würde gleich umkippen. Sie schenkte ihm ein breites Grinsen, gefolgt von einem Zwinkern. Der Ex-Pilot konnte nicht anders, als auch die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Er hatte schon, als sie sich erst wenige Tage kannten bemerkt, dass er ihr nicht lange böse sein konnte. Zwar war diese Angelegenheit um einiges Schlimmer als in einen kalten Eisbach zu springen, um ein paar Katzen zu retten. Trotzdem ertappte er sich ständig dabei, dass er diese halbe Stunde im Irak in die hinterste Ecke seines Gedächtnisses verbannte – oder es zumindest versuchte. Sein Unterbewusstsein schien jedoch der Meinung zu sein, dass er sich an diese kurze Zeit am besten in Zeitlupe erinnern sollte. Sein Lächeln verschwand wieder. Konnte er nicht einmal für eine Sekunde ihre Brutalität vergessen? Warum konnte er sich nicht eher Gedanken darüber machen, dass die Frau neben ihm kein Mensch war, anstatt ständig darüber nachzudenken, auf welche Art und Weise sie ihm das Leben gerettet hatte?

Aber das würden sie heute abend klären.

Wieder öffnete sich die Tür. Dieses Mal kam Admiral Chegwidden gefolgt von drei jungen Frauen herein. Der Admiral nahm seinen Platz an der Stirnseite des Tisches ein, während ihre neuen Mitarbeiter wohl oder übel stehen mussten.

„Meine Damen und Herren. Die lang ersehnte Verstärkung ist da." Chegwidden sah etwas zweifelnd auf die drei jungen Frauen hinter sich. Erfahrene Anwälte wären ihm lieber gewesen. Der junge Petty Officer, der in der Schreibstube anfangen würde, sah aus, als wäre sie gerade der Highschool entsprungen.

„Petty Officer 3rd Grade Anne Wilson wird sich mit der Schreibarbeit herumschlagen dürfen." Die junge Afroamerikanerin lächelte mit blendend weißen Zähnen in die Runde. Die Anwälte mussten feststellen, dass die junge Frau ein ansteckendes Lächeln hatten und konnten nicht anders als sie ebenfalls herzlich zu begrüßen. Die junge Anwältin neben PO Wilson verzog hingegen genervt das Gesicht und wartete, bis sie ebenfalls vorgestellt wurde.

„LT Cantante und LT jg Bova werden unser Team ebenfalls ergänzen."

Harm ließ seinen Blick über die Neuankömmlinge schweifen. Wie der Admiral war auch er nicht sonderlich begeistert über das Frischfleisch. Wahrscheinlich hatten beide gerade erst zu Ende studiert und keine Ahnung, was ablief.

Neben ihm seufzte es leise. Auch Cara beäugte die jungen Frauen argwöhnisch und schüttelte leicht den Kopf. LT Cantante hatte eine starrköpfige, besserwisserische Aura um sich, während LT jg Bova eher ängstlich wirkte und scheinbar dachte, ihre neue Aufgabe wäre etwas zu viel für sie.

Chegwidden warf einen Blick auf seine beiden Sorgenkinder und sagte sich zum wiederholten Mal, dass sich diese Geschichte mit ein bisschen Glück von alleine wieder einrenken würde. Trotzdem hatte der JAG beschlossen, die beiden erst einmal zu trennen, damit sie beide sich dessen, was sie erlebt, beziehungsweise getan hatten etwas klarer werden konnten. Geredet hatten sie seit dem Zwischenfall nicht wirklich miteinander. Vielleicht half ja eine Auszeit. Ohne seine Neuzugänge weiter zu beachten ging A.J. daher zum Tagesgeschäft über.

„Commander McLachlan. Commander Turner hat Unterstützung in einem Fall beantragt. Scheinbar belästigt irgendein Crewmitglied der Seahawk die weibliche Besatzung, und besagte Frauen weigern sich, dem Commander Einzelheiten zu erzählen. Ihr Flug geht heute abend, Coates hat ihre Unterlagen." Ohne den etwas verzweifelten Blick seiner Anwältin zu beachten wandte er sich an Sorgenkind Nummer Zwei.

„Rabb, für sie habe ich einen Mordfall. Ein Commander der Navy wurde mit der Dienstwaffe eines Petty Officers erschossen. Die Frau behauptet, sie habe den Commander noch nie in ihrem Leben gesehen, und die Waffe sei ihr gestohlen worden. Nehmen sie LT Bova mit!"

Selene Bova zuckte erschrocken zusammen, als sie ihren Namen hörte. Scheinbar würde es ihr hier nicht gelingen, sich in ihrem kleinen Büro mit Recherchen und Ähnlichem zu beschäftigen. Und dann schickte man sie auch noch mit Harm Rabb los... Sie alle hatten von seinen Erfolgen im Gerichtssaal gehört. Und so verbissen, wie er momentan dreinschaute, war er bestimmt kein sehr freundlicher Zeitgenosse...

Cara hingegen blätterte etwas ungläubig ihre Akte, die sie gerade erhalten hatte durch. Noch weiter weg von Washington hatte Chegwidden sie gar nicht schicken können – die Seahawk befand sich gerade am anderen Ende der Welt!

Aus A.J.'s Blick konnte sie nichts ablesen. Der Admiral rückte gerade seine Lesebrille zurecht und blickte starr auf seine Notizen.

„ Commander Mattoni..."

Harm hatte seinen Bericht noch nicht angefasst, sondern ließ seinen Vorgesetzten nicht aus den Augen. Wüsste er es nicht besser, würde er sagen, der Admiral hatte ihn und Cara absichtlich getrennt. Sein Gesicht nahm einen verbissenen Ausdruck an. Diese Sache mussten die Saiyajin und er unter sich klären – und auch ein Albert Jethro Chegwidden würde sich da nicht einmischen!

&&&

Der Admiral war aus dem Konferenzraum verschwunden, noch ehe sich alle erhoben hatten. Die Neuzugänge verließen den Raum etwas unschlüssig zusammen mit den Senioranwälten, um mit ihrem ersten Arbeitstag zu beginnen. Harm brauchte dieses Mal extra lange, um die verstreuten Blätter, die vor ihm herumlagen wieder zusammen zu sammeln und zu ordnen. Cara neben ihm saß einfach auf ihrem Stuhl und stierte auf den Tisch.

„Alles okay?" fragte der Ex-Pilot schließlich, als er fertig war, und sie immer noch keinen Muskel gerührt hatte.

„Ich habe mich auf ein heißes Bad, ein paar gute Spaghetti und ein bequemes Bett gefreut", bekam er seine maulige Antwort. Unwillkürlich zogen sich seine Mundwinkel wieder nach oben. Sie hörte sich an wie ein kleines Kind.

„Wer sagt, dass ich heute abend Spaghetti gekocht hätte?" meinte er schmunzelnd, erhielt aber nur einen mahnenden Blick seiner Partnerin.

„Ich hoffe, sie glauben mir, dass ich das nicht eingefädelt habe, um unserem Gespräch zu entgehen." Cara brach den Blickkontakt mit ihm und sammelte ebenfalls ihre Unterlagen ein. Harm zog erstaunt seine Augenbrauen hoch. Sie hatte bisher eigentlich nicht den Anschein gemacht, als wollte sie sich davor drücken...

„Ich glaube eher, unser Vorgesetzter versucht, Schicksal zu spielen", warf er daher ein.

„Ich weiß. Und wenn er nicht gerade das Gebäude verlassen hätte, wäre ich schon lange in seinem Büro und würde ihm diese Schnapsidee wieder ausreden", seufzte es neben ihm, während sie sich den Aktenordner unter den Arm klemmte. Harm zog auf diese Aussage hin erneut überrascht seine Augenbrauen hoch.

„Ich könnte den Linienflug nach Deutschland sausen lassen... dann hätten wir heute abend trotzdem Zeit", schlug sie schließlich leise vor und handelte sich einen verständnislosen Blick ihres Partners ein.

„Sie würden wegen unserer Schwierigkeiten ihren Job aufs Spiel setzten?"

„Was? Nein, wie kommen sie denn darauf?"

„Sie haben doch gerade vorgeschlagen, ihren Flug zu verpassen!" Sie mussten das klären. Aber er würde sicher nicht zulassen, dass sie seinetwegen ihre Karriere beendete!

Cara neben ihm hatte inzwischen verstanden, was er meinte, und kicherte leise, worauf ihr Partner sie erneut fragend ansah.

„Harm, ich brauche genau 17 Minuten, um die Erde zu umrunden. Die Strecke D.C. – Landstuhl schaffe ich in wenigen Minuten."

„Oh..." Der Anwalt kratzte sich am Hinterkopf und lächelte verlegen. Warum schaffte er es immer, diese Tatsache zu vergessen, und sah dafür immer noch auf's Genaueste vor sich, wie sich ihre Hand durch den Brustkorb des Irakers gebohrt hatte?

„Vielleicht sollten sie herausfinden, ob dieses Mal auch ein Linienflug inbegriffen ist", meinte er schließlich.

„Es gibt nicht sonderlich viele Direktflüge in den persischen Golf, Harm…" Cara öffnete die Tür und ließ ihren Partner vorgehen.

„Was halten sie dann in dem Fall von Spaghetti Carbonara heute abend?" Auch das Gesicht des Navy-Anwalts hellte sich auf, als seine Partnerin zu strahlen begann.

Sie zog gerade die Tür hinter sich zu, als Petty Officer Coates auf die beiden Anwälte zukam.

„Ma'am! Schön, dass sie wieder da sind! Ich habe gute Nachrichten für sie!"

„Die Damen der USS Seahawk haben sich doch noch entschlossen, sich Commander Turner anzuvertrauen, und ich muss nicht schon wieder um die halbe Welt fliegen?" fragte die Saiyajin mit ihrem schnippischen Humor, so dass Harm gar nicht anders konnte, als zu grinsen. Coates zog lediglich professionell einen Mundwinkel nach oben, bevor sie wieder zum Geschäftlichen überging.

„Nein, Ma'am. Ich habe es geschafft, sie in einer Militärmaschine unterzubringen, die ohne Zwischenstopp in den persischen Golf fliegt. Ihr Flug geht heute Nachmittag um 3 Uhr!" Coates hielt der Saiyajin die Unterlagen unter die Nase.

Harm warf einen vorsichtigen Blick auf seine Partnerin neben sich. Diese lächelte ohne mit der Wimper zu zucken die junge Frau vor sich an.

„Herzlichen Dank, Petty Officer. Harm, wir sehen uns dann, wenn ich wieder da bin." Mit diesen Worten schnappte sie dem Petty Officer den Stapel Papier aus der Hand und spazierte zu ihrem Büro. Die Tür fiel verdächtig laut hinter der Anwältin ins Schloss.

Jen Coates sah ihren Vorgesetzten unsicher an.

„Habe ich etwas falsch gemacht, Sir?"

Harm ließ die Tür, durch die seine Partnerin gerade verschwunden war nicht aus dem Blick und seufzte leise, als sie mit geschultertem Seesack wieder zum Vorschein kam und an ihnen vorbei auf den Aufzug zuhielt.

„Commander McLachlan verreist mit ihrem Navy-Gepäck?" stellte Coates inzwischen erstaunt fest. Es hatte geheißen, die Anwältin wäre in Urlaub. Das hier sah so aus, als wäre sie vom Flughafen direkt zur Arbeit gekommen... von einem Auftrag.

Von dem Mann neben sich hatte sie noch immer keine Antwort erhalten. Er starrte auf die Aufzugstüren, die sich gerade schlossen, und drehte sich dann mit einem weiteren Seufzen um, um auf sein Büro zuzulaufen. Jen sah ihm erstaunt hinterher, bis er um die Ecke gebogen war.

&&&

Harm hätte am liebsten wieder umgedreht, als er sah, wer vor seinem Büro auf ihn wartete. Der neue Lieutenant sah ihn lächelnd an und streckte ihm ihre Hand entgegen.

„Commander Rabb! Ich wollte mich noch einmal persönlich bei ihnen vorstellen. Lauren Cantante. Ich hoffe, das eine oder andere Mal im Gerichtssaal auf sie zu treffen", grinste die junge Frau mit den zu einem strengen Knoten zusammengebundenen blonden Haaren. Der hochgewachsene Anwalt tat sein Bestes, nicht das Gesicht zu verziehen. Diese Frau umwehte dieselbe rücksichtslose, opportunistische Aura, die Loren Singer umgeben hatte. Was es ihr eingebracht hatte, wusste man ja. Er schüttelte kurz die kühle Hand seines Gegenübers, das mit ihrer kleinen Rede mittlerweile fortfuhr.

„Ich denke, ich kann sehr viel von ihnen lernen..."

Das hatte Loren auch gesagt. Sie war auch eine gute Anwältin gewesen. Was sie versäumt hatte, zu lernen, war, ein guter Mensch zu sein. Harm straffte seine Gestalt und schob sich an der jungen Frau vorbei, um seine Bürotür zu öffnen. Cantante sah ihm etwas verwirrt hinterher. Bisher hatte er noch kein Wort mit ihr gesprochen.

„Sir? Haben sie nichts dazu zu sagen?"

Harm fuhr herum und hielt sie in einem ernsten Blick gefangen.

„Was versprechen sie sich aus der Zusammenarbeit mit mir, Lieutenant?" meinte er schließlich scharf und registrierte beinahe schadenfroh, dass sie leicht zusammenzuckte.

„Äh... nun ja... mein Ziel ist es, der erste weibliche JAG zu werden, Sir!" antwortete sie schließlich, darauf bedacht, so zielstrebig wie nur möglich zu wirken. Damit, dass ihr Gegenüber genervt das Gesicht verzog, in seinem Büro verschwand und sie einfach auf dem Gang stehen ließ hatte sie nicht gerechnet. Erstaunt wandte sie sich um und hielt auf das Großraumbüro zu, das sie sich mit einigen anderen Anwälten teilte.

Selene Bova, die ihr entgegenkam beachtete sie nicht. Diese drückte sich ein wenig vor der geschlossenen Tür des Commanders herum, bis sie endlich genug Mut aufbrachte, um zu klopfen.

Ein ärgerliches „Jetzt nicht!" ließ sie ihre Hand erschrocken zurückziehen und an die Wand zurückweichen.

Jen fand die neue Anwältin so vor, als sie einige Minuten später den Gang hinunter zu Lieutenant Roberts' Büro lief.

„Ist alles in Ordnung, Ma'am?"

Die junge Frau sah sie mit großen, erschrockenen rehbraunen Augen an und schüttelte mit dem Kopf.

„Ich glaube, Commander Rabb ist kein sehr umgänglicher Mensch", meinte sie leise und wunderte sich über den erstaunten Ausdruck in Petty Officer Coates' Gesicht.

Diese drehte sich schließlich entschlossen zu der Bürotür um, klopfte kurz und trat schließlich ohne eine Antwort abzuwarten ein.

„Ich habe gesagt, Jetzt nicht!" grummelte es vom Schreibtisch her. Harm saß dort, die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Jen zog die Tür hinter sich zu und lief auf ihren Vorgesetzten zu.

„Commander? Geht es ihnen nicht gut?"

„Ich habe gerade die Reinkarnation von Singer getroffen... warum sollte es mir also nicht gut gehen?" kam es sarkastisch zwischen seinen Händen hervor.

„Sir?"

Als er endlich seinen Kopf hob und ihr in die Augen sah, war wieder dieser verzweifelte Blick da, von dem sie so gehofft hatte, er wäre endlich verschwunden.

„Vielleicht sollte ich gleich zur Polizei gehen, und sie vorwarnen..."

„Ich verstehe immer noch nicht, Sir..." Was um Himmels willen wollte er bei der Polizei?

Sein Blick wurde sanfter, als er den verwirrten Ton der jungen Frau hörte, die er vor etwa drei Jahren vor dem Gefängnis bewahrt hatte. Er stand auf, und begann, vor seinem Schreibtisch auf und ab zu laufen.

„Wissen sie, Coates, ich dachte, es würde sich endlich einmal alles zum Besseren wenden. Ich habe einen tollen Job, eine nette, neue Partnerin und sehe nicht mehr in jedem Gesicht das von Mac, da beschließt Palmer, das Hauptquartier in die Luft zu sprengen und meine Partnerin beinahe umzubringen. Ganz zu schweigen davon, dass diese dann im Irak, um mir das Heck zu retten ein komplettes Haus in die Luft jagt, und so tut, als wäre das was ganz normales. Und nun beschließt der Admiral, sich auch noch einzumischen, und trennt uns, ohne uns die Möglichkeit zu geben, miteinander darüber zu reden. Und nun treffe ich auf eine verdammte Wiedergeburt von Loren Singer, die mir mit denselben Worten mitteilt, dass sie mal vorhat, der verdammte erste weibliche JAG zu werden. Fehlt nur noch, dass sie von einem Bus überfahren wird, und man mir das auch noch anhängen will..."

Jen hatte dem Wutausbruch mit einem neutralen Gesichtsausdruck zugehört. Harm blieb vor seinem Schreibtisch stehen, und sah sie niedergeschlagen an.

„Warum kann ich kein normales Leben haben, Jen?"

Darauf fiel ihr keine Antwort ein. Niemand verdiente mehr ein normales, schönes Leben als Harmon Rabb. Sie schloss die Distanz zu ihm, schob ihre Arme um seine Taille und legte ihren Kopf an seine Brust. Da er nicht wusste, wie er anders darauf reagieren sollte, erwiderte der Ex-Pilot die Umarmung, stützte sein Kinn auf dem Kopf der jungen Frau in seinen Armen ab und schloss seine Augen. Sie standen ein Weilchen einfach so da, bis Jen schließlich gedämpft meinte: „Ich sollte ungefähr einen Kopf größer sein als sie, damit das hier das Bild ergibt, das es ergeben soll."

Harm lachte leise und ließ schließlich zu, dass sie sich aus seiner Umarmung schälte.

„Danke..."

„Hey, ich kann doch nicht zulassen, dass sie unsere neuen Anwälte verschrecken. Das macht uns anderen nur unnötig viel Arbeit!" lächelte Coates zurück und erhielt einen fragenden Blick als Antwort.

„LT Bova steht wahrscheinlich immer noch vor ihrem Büro und denkt, dass sie sie gleich auffressen wollen", erklärte sie schließlich.

"Da ist wohl eine Entschuldigung fällig..." Harm kratzte sich verlegen am Hinterkopf, was Coates Lächeln nur noch verbreiterte.

„Behalten sie diesen Gesichtsausdruck bei, und sie vergibt ihnen alles, Commander!"

„Rotes Licht, Petty Officer!" grinste er zurück, deutlich fröhlicher, als noch vor einigen Minuten. Jen drehte sich zurück zur Tür und hatte die Hand schon auf der Klinke, als sie sich noch einmal umdrehte.

„Wenn sie jemanden zum Reden brauchen, wissen sie ja, wo sie mich finden, Harm. Und Commander McLachlan ist auch nicht aus der Welt...", meinte sie leise, bevor sie durch die Tür schlüpfte und LT Bova hereinbat.

Harm sah Coates erstaunt hinterher und registrierte nur am Rande, dass sich Selene Bova kaum von der Tür wegbewegte. Sein Blick wanderte kurz zu seinem Handy auf dem Tisch, neben dem die Akte zu seinem aktuellen Fall lag. Wenigstens hatte ihn Chegwidden nicht mit Cantante zusammengesteckt. Letzten Endes hätte man ihn dann wohl einmal zu Recht des Mordes angeklagt.

Deutlich erleichtert wandte er sich an Bova, die mittlerweile über Rückzug nachzudenken schien. Er schenkte der jungen Frau eines seiner Tausend-Watt-Lächeln und bat sie, Platz zu nehmen.

„Ich nehme an, das ist ihr erster Mordfall, Lieutenant?"

Sie nickte mit hochroten Wangen... vielleicht war der Commander ja doch nicht so schlimm...