Disclaimer: Nichts gehört mit. Das ganze HP Universum gehört (leider) JKR. Die Geschichte stammt von Hopeakaarme und heißt im Original ‚ The Deepest Bonds'.

Die tiefsten Bindungen

---

Kapitel 1: Zurückgeholt.

------

Es war kalt hinter dem Schleier, leer und kalt. Er war nicht ganz sicher, ob er tot war – Wie könnte er es sein? Er wusste nicht, wie es sich anfühlen sollte, tot zu sein – aber er war sicher, dass er seinen jetzigen Zustand nicht mochte. Erinnerungen jagten ihn, Erinnerungen an gute und schlechte Tage, sie reizten ihn und trieben ihn fast in den Wahnsinn, zerrissen ihn mit ihren winzigen Klauen.

Es war kalt, und leer, und er fühlte nichts -

Und dann, irgendetwas zupfte an ihm. Und er wurde weggezogen. Einen Moment lang konnte er erneut den Schleier an seinem Gesicht spüren. Es fühlte sich zugleich nach Seide und Stein an.

Im selben Moment kam er hinter dem Schleier hervor, und war lebendig. Unfähig, die plötzliche Veränderung zu ertragen, kollabierte er.

Sirius atmete tief ein, ehe er erschöpft die beiden Männer vor sich musterte. „Okay.", murmelte er dann. „Könnte irgendjemand mir erklären, was verflucht noch mal hier vor sich geht?"

Er erwartete wenigstens von einem der beiden Männer, wenn nicht gar von beiden, ihn an seine Sprache zu erinnern. Doch zu seiner großen Überraschung sagte keiner der beiden etwas dazu. Stattdessen räusperte Albus sich und meinte: „Ich glaube, es ist besser, wenn Severus dir alles erklärt. Ich wäre nur im Weg." Damit erhob sich der alte Zauberer, sah sie beide kurz beinahe mitleidig an und verließ den Raum.

Sirius wollte gerade erneut eine Erklärung verlangen, als er von Snapes Verhalten so schockiert wurde, dass er beinahe Ohnmacht fiel. Der stolze Tränkemeister rutschte wortlos von seinem Platz und kniete geradezu graziös auf dem Boden. Dann verbeugte er sich tief genug, dass seine Stirn den Boden berührte. „Ich, Severus Snape, biete mich Euch als loyalen Diener und Sklaven an, Meister. Ich bitte Euch, mich und meine Dienste zu akzeptieren."

Der Slytherin blieb weiter so, sein Kopf bis zum Boden geneigt. Als er sich schließlich wieder erhob und auf den Sessel zurücksetzte, dabei jeden Blickkontakt vermeidend, war Sirius endlich wieder soweit beieinander, dass er etwas sagen konnte: „Was zum Teufel?"

Snape seufzte tief, den Kopf hängen lassend. „Ich entstamme einer sehr alten Familie magischer Sklaven, Meister. Ich war ein Sklave der ebenso alten Familie der Malfoys, seit ich geboren wurde. Vor einigen Tagen ist Lucius Malfoy, mein letzter Meister, in Askaban gestorben. Die Bindung, die mich an ihn band, wurde durch seinen Wunsch und letzten Willen auf Euch übertragen. Das einzige, was ich wünsche, ist, dass ihr diesen Bund akzeptiert." Dann schüttelte Snape langsam den Kopf. „Das ist der offiziell Teil, der von mir verlangt ist.", sagte er leise. „Der Bastard dachte wohl, dass es lustig ist, mich unter der Herrschaft meines Erzfeindes zurückzulassen."

Obwohl Sirius die schwarzen Augen nicht richtig sehen konnte, fühlte er den kurz aufwallenden Ärger in ihnen geradezu, bevor Snape weiter sprach. „Das hat dich hinter dem Schleier hervorgezogen. Da du nicht wirklich tot warst, im eigentlichen Sinn des Wortes, war die Verbindung, die zwischen uns entstand, genug, dich in die Welt der Lebenden zurück zu bringen... Meister." Das Wort war nicht mit der Bosheit ausgesprochen, die Sirius erwartet hatte und mit der er umgehen könnte, sondern mit Resignation, die einfach nur schockierend war, wenn sie von einem Mann wie Snape kam.

„Also.. lass mich das mal zusammenfassen.", sagte er, während seine Fingerspitzen auf die Lehne des Stuhles trommelten. „Du und deine Familie.. ihr wart Sklaven von Malfoy. Jetzt ist er tot und dieser Sklavenbund über dich wurde auf mich transferiert. Richtig?" Als Snape nickte, nichts sagend und auch nicht seinen Blick erwidernd, fragte er: „Was ist mit dem Rest deiner Familie?"

„Der Großteil meiner Familie war bereits im Krieg gegen Grindelwald getötet worden.", erzählte der Slytherin mit emotionsloser Stimme. „Als Stephen Malfoy starb, war ich als einziger übrig. Also war ich der einzige Sklave, den Lucius von seinem Vater erbte."

„E..erbte?", stammelte Sirius, nicht sicher, ob er richtig gehört hatte.

„Oh, sei nicht so überrascht, Meister. Seit ich geboren und an meinen damaligen Meister gebunden worden bin, wurde ich von den Gesetzen der Magischen Gesellschaft als bewegliches Gut betrachtet, in allem. Wenn Lucius' Status als Meister nicht an dich gegangen wäre, hätte Draco Malfoy mich bekommen. Ich kann geerbt werden, wie ein Haus oder ein Vermögen – auch wenn mich niemand als so wertvoll betrachten würde."

„Nun, zumindest Albus scheinst du etwas zu bedeuten.", sagte Sirius, während er versuchte, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Er hatte gewusst, dass einige der ältesten reinblütigen Familien nichts weiter als Bastarde waren, aber herauszufinden, dass so etwas möglich war – legal – war einfach unglaublich.

„Ah, Albus.", sagte der Slytherin mit einem kleinen Grinsen, das ihn etwas mehr wie den Snape aussehen ließ, den Sirius kannte. „Ja, er hat immer versucht, mich zu unterstützen. Ich denke, es war zum Teil ihm zu verdanken, dass mir damals überhaupt erlaubt wurde, nach Hogwarts zu gehen – obwohl die Malfoys natürlich einen gebildeten Sklaven wünschten. Wie schade, dass Albus' Hilfe nichts an meiner Situation verbesserte, da der Bund, einmal gesprochen, nicht entfernt oder aufgelöst werden kann, auf keinste Weise."

„Aber ich bin sicher, Albus würde mich bei lebendigem Leib häuten, wenn ich die Tatsache, dass du offiziell mein Sklave bist, zu meinem Vorteil nutze."

„Ich glaube das auch, Meister. Auch wenn ich nach dem Gesetz dein Eigentum bin, war der Direktor mir gegenüber immer sehr beschützend eingestellt, soweit es ihm möglich war."

„Oh bitte.", schnauzte Sirius frustriert. „Nenn mich nicht so. Das ist irritierend."

„Ich bitte um Verzeihung, Meister.", erwiderte Snape, doch nach seinem Ton zu urteilen, versuchte er nicht, Sirius zu irritieren. „Das ist nichts, was ich unter Kontrolle habe. Durch den Bund bin ich gezwungen, dich Meister zu nennen, wann immer ich dich anspreche, genauso wie alle Zeichen meines Sklavenstatus zu tragen."

„Fein, wenn es sein muss." Sirius lehnte sich zurück und versuchte die Kopfschmerzen zu ignorieren, die gerade beginnen wollten. „Was zwingt dich dieser Sklavenbund noch zu tun?"

„Die Magie des Bundes oder die Gesetze der Magischen Gesellschaft, Meister?"

„Beide."

„Ich kann dich nicht anlügen, nicht einmal ein einziges unwahres Wort sagen, genauso wenig wie ich dich in irgendeiner Weise verletzen kann. Was auch immer du mir zu tun aufträgst, muss ich befolgen. Was immer du mich fragst, muss ich dir erzählen. Wenn ich dich verärgere, muss ich mich jeder Bestrafung beugen, die du wählst. Ich bin unfähig, irgendjemandem gegenüber etwas zu enthüllen, was du mir als Geheimnis anvertraut hast. Ich muss mich jedes Mal verbeugen, wenn du einen Raum betrittst, in dem ich mich befinde und ich darf unter keinen Umstanden neben dir stehen oder gehen, sondern immer exakt zwei Schritte hinter dir. Ich kann ohne deine Erlaubnis in deiner Gegenwart nicht zaubern, oder überhaupt zaubern, solltest du es verbieten wollen. Wann immer du nach mir rufst, muss ich so schnell wie möglich zu dir kommen, ganz egal unter welchen Umständen. Ich kann deine Gegenwart nicht ohne deine Erlaubnis verlassen. Solltest du dich entscheiden, mich an irgendeinem Ort oder in irgendeinem festgelegten Areal festzuhalten, kann ich dieses nicht mehr verlassen, wenn ich nicht deine ausdrückliche Erlaubnis habe. Und ich kann keinen Bund eingehen – magisch oder anderer Art – von dem du nichts weißt, oder dem du nicht zustimmst."

Je länger die Liste wurde, desto unruhiger wurde Sirius. Was ihn am meisten aufregte, war nicht die Macht, die er nun über Snape hatte, nein, sondern die Tatsache, dass der Mann sein ganzes Leben lang mit derselben Macht durch die Malfoys beherrscht worden war. Niemand verdiente solch ein Leben. Er zweifelte ernsthaft, ob selbst Lord Voldemort das verdienen würde.

„Halt, bitte.", sagte er resigniert, eine Hand hebend, um den Mann zum Schweigen zu bringen. „Sonst noch etwas, das ich wissen sollte?"

„Nun, wenn jemand mich ungebührlich behandelt, ist es an dir zu entscheiden, ob er dafür bestraft werden soll, durch ein Gericht oder anderweitig, ebenso wie die Entscheidung, wie die Strafe aussehen soll. Wenn du jemanden angreifst, der mich verletzt hat, wird es als Selbstverteidigung gewertet, so als wärst du derjenige gewesen, den sie verletzt haben. Andererseits, wenn du dich entschließen solltest, mich zu verletzen oder auch zu töten, wird man dich nicht dafür zur Verantwortung ziehen."

In Snapes Stimme lag ein Ton von Bitterkeit, den Sirius nicht überhören konnte; so als würde der Mann erwarten, dass er nun sofort getötet werden würde.

„In allen rechtlichen und finanziellen Dingen, die mich betreffen, bist du derjenige, der entscheidet, da ich keinerlei rechtlichen Status besitze. Im Grunde bist du mein Besitzer, als wäre ich ein Haustier oder Gegenstand. Weder kann ich irgendetwas besitzen, noch erwerben, das du mir nicht gestattest. Mein Einkommen als Lehrer wird ab sofort komplett an dich gezahlt und es ist deine Entscheidung, wie viel davon du mir zur Verfügen stellen willst, wenn überhaupt etwas. Natürlich trifft das nur zu, wenn du mir erlaubst, weiterhin hier zu arbeiten – obwohl ich denke, dass Albus es vorziehen würde."

Sirius nickte, heftig schluckend. Er mochte das Ganze nicht, überhaupt nicht. Snape war ganz sicher niemand, den er leiden konnte, das war sicher, aber sogar der Slytherin war ein Mensch. Und kein Mensch verdiente, auf diese Art und Weise gebunden zu sein, sei es nun ein Zauber, ein Fluch oder nur ein Gesetz. „Du kannst jeden Job ausüben, den du willst.", sagte er leise. „Und dein gesamtes Gehalt gehört dir."

Der Slytherin nickte kurz leicht, als hätte er diese Reaktion erwartet, aber etwas an seinem Gesichtsausdruck störte Sirius. Er hatte Snape noch niemals wegen irgendetwas unsicher gesehen. Doch jetzt wirkte der Mann beinahe... ängstlich.

Als sich die Stille hinzog, zwang sich Sirius zu sprechen: „Du hast vorher etwas über Zeichen deiner Versklavung gesagt... Welche sind das?"

Wortlos schob Severus seine Ärmel zurück und enthüllte etwas, das wie zwei Stammestätowierungen aussah, die um seine Handgelenke führten. „Diese Tattoos und mein Reif sind die grundsätzlichen Zeichen der Sklaverei.", erklärte er leise. „Jedes andere Zeichen, das du mich zu tragen heißt, werde ich akzeptieren."

„Dein Reif?", fragte Sirius neugierig. Er hatte den Slytherin niemals irgendeine Art von Halsreif tragen sehen. Einen Moment lang wurde das mentale Bild von Snape mit einem Hundhalsband überwältigend in seinem Kopf.

Erneut wortlos öffnete Snape einige der obersten Knöpfe an seiner Robe, ehe er den Kragen der Roben herunter zog. Nun konnte Sirius ein einfaches Metallband sehen, das sich fest um den Hals des blassen Mannes zog. Es war offensichtlich, dass der Reif etwas zu eng war und das Atmen dadurch erschwert wurde.

„Scheiße.", murmelte er nur. Zum ersten Mal wunderte er sich nicht, dass Snape Kleidung mit sehr hohen Kragen bevorzugte, und das seit ihrem ersten Tag in Hogwarts. Nur natürlich, wenn er diese Zeichen trug, seit er ein Baby war. „Das kann unmöglich bequem sein."

„Ich versichere dir, Meister, es ist nicht bequem.", erwiderte Snape trocken, während er die Knöpfe wieder schloss. „Aber zumindest hat er keine Spitzen auf der Innenseite, wie einige von früher. Lucius Malfoy war wirklich kein guter Mann, aber er war ein Engel, verglichen mit seinem Vater."

Ein Schauer rann unwillkürlich über Sirius Rücken, als er an das Kind Snape dachte, das einen Reif mit Spitzen trug, die sich ihm ins Fleisch bohrten. „Ich muss sobald wie möglich einen bequemeren für dich finden.", murmelte er. „Es ist mit Absicht zu eng, denk ich mal?"

„Ja, Meister.", erwiderte Snape leise. „Ich habe tatsächlich einige ältere, bequemere Halsbänder in meinem Quartier. Aber da nur mein Meister dazu in der Lage ist, mir einen Halsreif umzulegen oder ihn zu öffnen, hatte ich keinen besseren oder schlechteren, seit Lucius nach Askaban kam."

„Und das war wann?", fragte Sirius genauso leise, wissend, dass es nach seinem Fall durch den Schleier passiert sein musste. Einige seiner Erinnerungen waren noch immer vage, aber er würde es garantiert noch wissen, wenn jemand wie Lucius Malfoy eingeknastet worden wäre.

„Der Tag, an dem du durch den Schleier gefallen bist.", erwiderte Snape gleichmütig. „Vor gut fünf Jahren."

Jetzt war Sirius wirklich geschockt. Er war seit fünf Jahren ‚tot'? Was war während dieser Zeit passiert?

Als er diese Frage stellte, seufzte Snape. „Wenn du gestattest, werde ich nur das wichtigste nennen, Meister. Es wäre zu schwer, alles zu berichten." Als Sirius mit einem Nicken zugestimmt hatte, fuhr der Tränkemeister fort: „Um es kurz zu machen, nach deinem Tod kämpften wir weiter und gewannen schließlich den Krieg. Es ist nicht lange her – dein Patensohn hat Lord Voldemort gerade vor einem halben Jahr besiegt, was bedeutet, dass noch immer ziemlich viele verstreute Todesser frei herumlaufen. Wir haben viele verloren, aber die Magische Welt erholt sich nun schnell von den Jahren des Krieges, die lang und dunkel waren, und sehr schmerzhaft. Mittlerweile arbeitet Potter – der durch ein Wunder irgendwie überlebte – als Auror und wird, da bin ich sicher, hocherfreut über deine Wiederauferstehung sein. Als ich zuletzt von ihm hörte, war er sehr damit beschäftigt, seine Hochzeit mit der jungen Miss Lovegood zu planen, falls du dich an sie erinnerst. Dein Name wurde übrigens reingewaschen, nur nebenbei. Kingsley Shacklebolt und deine Cousine Nymphadora werden auch bald heiraten, und Mundungus Fletcher hat es ebenfalls geschafft, jemanden zu finden, der es mit ihm aushält. Ob das irgendwann mehr wird, als eine Affäre, wissen wir nicht, nicht einmal ob es eine Frau ist oder ein Mann. Mad-Eye Moody haben wir leider verloren, genau wie Arabella Figg und viele andere. Ich werde dir die ganze Liste der Verluste des Ordens besorgen, wenn du es wünschst, Meister."

Sirius nickte, nur wenig erfreut über das Gehörte. Natürlich war er traurig wegen der Toten, aber schließlich hatte er niemals erwartet, dass sie gewinnen würden, ohne irgendwelche Opfer zu bringen.

Wie auch immer, etwas das Snape gesagt hatte, störte ihn. Oder eher, etwas, dass er nicht gesagt hatte. „Und – was ist mit Remus?", fragte Sirius leise, mit einer schrecklichen Vorahnung. Im selben Moment als er Snapes bedauernden Gesichtsausdruck sah, bildete sich ein eiskalter Klumpen in seinem Magen.

„Es tut mir unendlich leid, Meister.", wisperte Snape, den Blick zu Boden senkend. „Sehr wahrscheinlich glaubst du mir nicht, aber es tut mir wirklich leid. Ich vermisse ihn auch. Nachdem du – naja, gestorben bist, haben Remus und ich es geschafft, so etwas wie eine Freundschaft zu entwickeln."

„Wie?", war die einzige Frage, die Sirius hervorbrachte, während er gegen Tränen kämpfte. Er hatte zu wenige Freunde gehabt, und jetzt, jetzt hatte er den letzten Menschen verloren, den er wirklich geliebt hatte, als Freund. Und er hatte noch nicht einmal gemerkt, dass Remus gestorben war.

„Vor fast einem Jahr.", erwiderte der Tränkemeister, eine der nicht ausgesprochenen Fragen beantwortend. „Er starb im Kampf, um andere zu retten, genauso wie er es immer wollte. Ich glaube fast, dass er den Tod gesucht hat, dass er Gefahren suchte, um verletzt zu werden. Er war .. verstümmelt, nachdem er zuvor von einigen Todessern gefangen und gefoltert worden ist. Auf einem Auge war er völlig blind, und die rechte Hand war ihm sauber am Handgelenk abgetrennt worden. Er hatte Glück, dass er Linkshänder war, aber dennoch... er war schwer verletzt. Ich vermute, er konnte es einfach nicht mehr ertragen, damit weiter zu leben, und die Gefahren, in die er sich begab, interessierten ihn nicht mehr. Und, nun, als sich die Möglichkeit ergab, andere durch seinen Tod zu retten, war es für ihn die perfekte Lösung."

Sirius nickte, unfähig irgendetwas zu sagen, während er seine Tränen herunterschluckte. Ja, das war Remus, so wie er ihn kannte. Sein Werwolfsfreund wäre niemals fähig gewesen, sich selbst zu töten. Aber selbst ohne jeden Grund war er immer fähig, sich selbst für andere zu opfern.

Und nun war Remus nicht mehr hier. Die eine Person, die immer für Sirius da gewesen war, war tot. Er war sich nicht sicher, wie er es ertragen sollte.

„Meister?", hörte er Snapes leise Stimme. „Darf ich zaubern?"

„Was?" Sirius riss sich aus seinen Gedanken und sah den Slytherin, wie er ihn genau betrachtete, einen Zauberstab in der Hand. Fast sofort nickte er. Snape murmelte einen leisen Spruch und plötzlich fühlte sich Sirius ruhiger. Der Schmerz, den die Erkenntnis von Remus' Tod ausgelöst hatte, war nicht verschwunden, nur leichter geworden. „Warum hast du das getan?", fragte er erstaunt.

„Um deinen Schmerz zu lindern.", kam die simple Antwort.

„Nein, ich meine, warum wolltest du meinen Schmerz lindern? Ich habe dir niemals irgendetwas Gutes getan. Wir beide wissen das."

„Du bist mein Meister.", sagte der Tränkemeister mit leiser, ruhiger Stimme. „Ich bin verpflichtet, alle Kräfte, die ich besitze, dazu zu nutzen, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht. Und das war das Beste, was ich gerade tun konnte."

„Richtig." Sirius schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen. Dann sah er wieder zu Snape. „Musst du immer fragen, ehe du in meiner Gegenwart zaubern kannst?"

„Jedes Mal."

„Würde es nicht reichen, wenn ich dir einfach erlaube, zu zaubern, wann immer du willst?"

Diesmal war es Snape, der den Kopf schüttelte. „Es tut mir leid, nein, Meister.", erwiderte er gleichmütig. „Situationen sind verschieden. Es muss immer die Möglichkeit geben, dass du es mir verbietest."

„Fein. Wie wäre es, wenn ich dir erlaube, in meiner Gegenwart zu zaubern, wann immer du willst, wenn ich es nicht explizit verbiete?"

Snape zögerte einen Moment, dann nickte er. „Ich denke, das wird gehen.", sagte er sanft, ehe er Sirius anblickte. „Darf ich jetzt gehen, Meister?", fragte er leise. „Ich habe heute Nacht noch Arbeit zu erledigen und ich denke, Albus wird mit dir sprechen wollen."

„Natürlich darfst du.", meinte Sirius, einige Male blinzelnd. Er würde sich vermutlich niemals daran gewöhnen, dass Snape seine, oder irgendjemandes Erlaubnis erbat, um irgendetwas zu tun. Noch weniger würde er sich daran gewöhnen, den Mann so demütig und still zu sehen. „Aber ich werde dich auf jeden Fall entweder heute Nacht oder morgen aufsuchen. Ich muss diesen schrecklichen Reif wechseln, und wir müssen reden."

„Wie du wünschst, Meister. Es ist Samstag. Also habe ich weder heute noch morgen Unterricht zu geben. Das Passwort zu meinem Quartier lautet ‚Eisenhut'"

Und damit rauschte er mit wehender Robe aus dem Zimmer.

------

Gefallen? Dann bitte Review!

Nächstes Kapitel: Unterhaltungen

Sirius hat ein Gespräch mit Dumbledore und später mit Snape.