Ihr Lieben,
Das hier war eigentlich nur als Schnappschüsschen für mein frisch eröffnetes Livejournal geplant, aber beim zweiten Lesen gefällt es mir doch gut genug, um es in die „offizielle" Fanfiction zu befördern.
Viel Spaß!
Disclaimer: Sie gehören nicht mir, aber bei mir haben sie mehr Spaß.
Bildung
"Moony"
sage ich. "Moony? Moooooooooony?"
"Viersechzig,
fünfzwanzig, fünfdreiundzwanzig" sagt er, ohne
aufzusehen. Ich bin sicher, er wartet nur darauf, dass jemand ihn von
diesem lähmenden Job erlöst. Haushaltskasse. Kontoauszüge.
Bah.
"Moooooony-Loooooony-Moooooony" sage ich. Es klingt
ein bisschen gequetscht.
"Sechsachtzig" sagt er. "Und
nimm die Zeitung aus dem Mund, Pads."
"Fullihung"
entschuldige ich mich und tue, was er sagt. "Dumme Gewohnheit.
Ich wollte sie dir nur bringen. Deine Zeitung."
"Das ist
nicht meine Zeitung, sondern das örtliche Anzeigenblatt"
sagt er nach einem kurzen Blick auf das zerknitterte Ding, das ich
ihm rüber schiebe. Es hat einen ziemlich feuchten Fleck, und
einen Zahnabdruck. Ich schäme mich ein bisschen.
"Da
können trotzdem ganz interessante Sachen drin stehen" nutze
ich den winzigen Funken von Aufmerksamkeit, den er mir
zugesteht.
"Erzähl's mir später" sagt er. "Wer
von euch hat zweihundert Euro abgehoben? Jetzt sind wir im
Minus."
"Echt?" sage ich. "Wie
viel?"
"Siebenundachtzig Cent" sagt er. "Das
kostet Überziehungszinsen, und außerdem wüsste ich
gerne, wo das Geld geblieben ist."
Ich beschließe, ihm
ein andermal von meinen neuen Jeans zu erzählen, die so
unglaublich vorteilhaft meine rückwärtige Hälfte
betonen. Er hat den Kopf gerade so voll, er könnte sich gar
nicht richtig für mich freuen. Zurück zum Thema.
"Findest
du nicht" sage ich und raschle mit der Zeitung, "dass
Bildung etwas Unverzichtbares ist?"
"Was?" sagt er.
"Natürlich."
"Und dass man niemanden daran
hindern sollte, sich weiter zu bilden, wenn ihm danach ist?"
"Willst
du dir ein Buch leihen?" fragt er. "Du weißt doch,
dass du das jederzeit tun kannst."
"Moony" sage ich
schockiert. "Auf Ideen kommst du. Echt."
"Pads"
sagt er und legt die Stirn in die Hand, "sag einfach, was du
willst, ja?"
Endlich hat er begriffen, dass ich gekommen bin,
um ihn von seinen Kontoauszügen zu erlösen. Dauert manchmal
ganz schön lange. Mein begriffsstutziger Moony.
"Ich
habe ein Recht darauf, mich zu bilden" sage ich. "Ich bin
ein helles Köpfchen. Ich hatte das zweieinhalbtbeste
Abschlusszeugnis unseres Jahrgangs."
"Zweieinhalbt geht
nicht, und ist außerdem kein Wort" sagt er.
"Geht
doch" sage ich. "Du warst Jahrgangsbester, und James und
ich haben uns Platz zwei geteilt."
"Nur in deiner
verklärenden Erinnerung" sagt Remus. "Aber egal.
Welche Bildungseinrichtung schwebt dir denn vor?"
Danke für
das Stichwort. Ich strahle ihn an und deute mit dem Zeigefinger auf
eine Zeitungsanzeige. Er schaut, schiebt sich die Brille auf der Nase
rauf und schüttelt den Kopf.
"Du willst mich auf den Arm
nehmen" sagt er.
"Nein" sage ich empört.
"Das
ist eine Hundeschule" sagt er.
"Genau" sage ich.
"Habe ich kein Recht auf Bildung?"
"Da geht man mit
Hunden hin, die schlecht erzogen sind" sagt Remus.
"Das
kann ich werden, wenn es nötig ist" versichere ich eifrig.
"Ich kann das Sofa zerbeißen,oder deine Schuhe, wenn das
hilft."
"Das hilft dir, in die Garage umzuziehen"
sagt er. "Und jetzt lass mich hier bitte fertig
rechnen."
"Moony" sage ich. "Moooooony. Komm
schon. Das ist sicher ein Riesenspaß. Die haben da so
Turngeräte, und bunte Hütchen, und Spielsachen. Ich hab das
im Fernsehen gesehen. Findest du nicht, dass wir uns ein gemeinsames
Hobby zulegen sollten?"
"Ich gehe mit dir nicht auf den
Hundeplatz" sagt er.
"Aber warum nicht?" sage ich,
Weltschmerz im Blick.
"Weil du kein Hund bist" sagt er.
"Ich finde, du betrachtest das sehr oberflächlich"
sage ich.
"Ich betrachte das genau richtig" sagt er. "Du
bist ein Animagus, kein Hund."
"Aber Hütchenspringen
und Turnen wäre gut für meine Hundeseele" sage ich.
"Ich hätte dann das Gefühl, eine Aufgabe zu haben,
eine Herausforderung, weißt du. Außerdem, weißt du,
nichts gegen dich und Emilia, aber manchmal habe ich Sehnsucht nach
vierbeiniger Gesellschaft. Ich denke, ich sollte mir eine hübsche
Hündin suchen und ihr einen Wurf Welpen verpassen, und wo ist
die Gelegenheit dazu so günstig wie in einer Hundeschule?
Hundeschule ist der perfekte Heiratsmarkt."
Er starrt mich
an, entgeistert, und ich verliere meine Beherrschung und breche in
Gelächter aus.
"Drangekriegt!" sage ich. "Du
hättest dein Gesicht sehen sollen! Hahaha!
Drangekriegt!"
"Idiot" sagt er, zerknüllt die
Zeitung und bewirft mich damit, und ich bin im Hund, ehe sie mich
trifft, und jage kläffend den Zeitungsball, dem er weitere
folgen lässt, bis Emilia kommt, uns die Terrassentür öffnet
und uns hinaus in den Garten treibt.
Nichts gegen Hundeschule,
aber das hat auch absolut seinen Unterhaltungswert.