Disclaimer: Auch nach all der Zeit gehören mir die Potter-Charaktere immer noch nicht.

A/N: Ich will es gar nicht hören. Ich weiß es hat ewig gedauert, aber da ist Sev mit Schuld, der sich so fürchterlich unkooperativ verhalten hat, dass ich schon fast verzweifelt war. Aber dafür muss er auch ein ganzes Kapitel leiden. Selber Schuld ;)

Werfen wir also einen Blick hinter die Snape-Black'schen Beziehungen:


When the day is long and the night,

the night is yours alone,
When you're sure you've had enough of this life,

well hang on
Don't let yourself go,

'cause everybody cries and everybody hurts sometimes

-

( Everybody hurts - R.E.M.)

-

Die Ordenssitzung findet ziemlich bald nach dem kleinen Zwischenfall ihr Ende und die anwesenden Ordensmitglieder verstreuen sich ebenso schnell. Molly will Arthur keinesfalls mit leerem Teller daheim begrüßen, McGonagall hat ihren Pflichten in Hogwarts nachzukommen, Kingsley hat noch eine Schicht im Ministerium, Bill verabschiedet sich zu einem "Englisch Nachhilfeunterricht" und Dung murmelt irgendetwas von einem Kunden und heißer Ware.

Stille legt sich nach dem großen Aufbruch über die Küche. Still ist auch der Blick, mit dem sich Remus zum Hundesitten abmeldet und mehr als ein flüchtiger Kuss auf meine Stirn ist auch nicht drinnen. Beim Verlassen der Küche nimmt er noch die Tafel Schokolade mit, die auf der Anrichte lag. Eine kleine Geste, die mein Herz aber dennoch schwer werden lässt, als ich an Zeiten denke, in denen ich ähnliches gemacht habe. Mit einem Eisbecher ins Bett, immer wenn es Lily schlecht ging, und eine Nacht darüber reden. Am Morgen sah die Welt meist anders aus.

Seufzend stehe ich vom Küchentisch auf und stelle meine leere Tasse in die Spüle. Snape ignoriere ich die ganze Zeit über, bis Robenrascheln auch seinen Abgang ankündigt. Ich werfe einen Blick über meine Schulter in dem Moment, in dem er sich noch einmal in der Küchentür umwendet. Unsere Blicke treffen sich. Ich wende mich ab, wieder meiner Tasse zu, die ich unter den Strahl heißen Wassers halte.

"Denken Sie was Ihnen beliebt, Miss Black, aber glauben Sie mir, Ihre Methoden sind nicht besser als die Meinen."

"Ach.", sage ich und greife nach dem Geschirrtuch.

"Ihn ständig zu bemuttern trägt nicht wesentlich dazu bei ihn seinen Weg zurück ins Leben finden zu lassen."

"Meinst du? Nun, Severus, ich finde 'bemuttern', wie du es so schön nennst, immer noch besser, als ihn zum Mörder seines besten Freundes zu stempeln."

Ich öffne den Geschirrschrank und stelle die nun trockene Tasse wieder an ihren Platz.

"Das tut er bereits selbst, ich spreche es nur aus."

"Warum?"

"Weil Black sich in seinem Selbstmitleid ertränkt, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist. Sein kleiner Auftritt eben war der beste Beweis. Sein Temperament war zwar schon Früher zweifellos seine größte Schwäche, allerdings bin ich qualitativ hochwertigere Entgegnungen als Krüge gewohnt."

"Du bist verwöhnt, Severus.", antworte ich und kann ein Grinsen nicht völlig unterdrücken.

"Ich bin nur nicht gewillt mich mit minderer Qualität zufrieden zu geben."

"Das klingt fast, als wolltest du ihm helfen."

"Merlin bewahre, kaum etwas lege mir ferner."

"Und was schlägst du dann vor?"

"Black sollte endlich mit der Vergangenheit abschließen, erst dann wird sein Blick für eine Zukunft frei sein und er wird sich nicht länger an erbärmliche Strohhalme eines alten, vergangenen Lebens klammern. Potter als Ersatz hinzunehmen ist keine befriedigende Option, ebensowenig wie das Zertrümmern alten Familienporzellans."

Merlin, auf der Krügegeschichte reitet er ja ganz schön rum. Ich seufze. Dumme Angewohnheit in letzter Zeit, diese Seufzerei.

"Was schlägst du vor, jetzt, da du unter die Psychologen gegangen bist?", frage ich ihn, Sarkasmus in meiner Stimme, den Severus allerdings ignoriert.

"Bringen Sie ihn an den einzigen Ort, an dem er Abschied nehmen kann. Von allem, was geschehen ist."

Meine Schultern versteifen sich augenblicklich. Nein, nicht dort hin. Ist er wahnsinnig? Will er, dass Pads komplett durchdreht? Nein, völlig ausgeschlossen! Alles, nur das nicht.

Gedankenfetzen ziehen an mir vorbei. Erinnerungen an alte Tage. Lily. James. Mein Herz verkrampft sich. Das seltsame Kribbeln spüre ich erst, als sich Severus erneut zu Wort meldet. "Sie haben Angst. Nicht unverständlich, birgt Godric's Hollow doch auch für Sie an jeder Ecke Erinnerungen."

Da ist fast so etwas wie lächelnder Triumph in seiner Stimme. Aber so haben wir nicht gewettet, mein lieber Freund. Ich hatte zwar nie sonderliche Begabung zur Legilimentik, aber ich schaffe es sehr wohl meinen Geist zu verschließen, auch gegen jemanden wie Snape. Nicht lange, aber lange genug um ihn gegen eine Wand laufen zu lassen, im übertragenen Sinne.

Ich drehe mich langsam zu ihm um und mache gleichzeitig zu. So.

Sein Blick ist zunächst etwas überrascht und wieder stiehlt sich ein Grinsen in mein Gesicht. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Aber seine Maske ist schneller wieder an ihrem Platz, als ich seinen Namen aussprechen könnte.

Eine Augenbraue wandert in typischer Geste nach oben.

"Nun, es ist wohl an der Zeit für mich zu gehen. Meine Schüler können nicht so lange unbeaufsichtigt bleiben, Sie verstehen."

Ich nicke.

"Einen angenehmen Abend.", sagt er und dreht sich in einer fließenden Bewegung in der Türe um, dass sich sein Umhang wie dunkler Nebel zu seinem Füßen bauscht. Er zögert kurz, dann strafft er die Schultern. "Leben Sie wohl, Josephine."

Schnellen Schrittes verlässt er die Küche.

Josephine? Hat er mich eben tatsächlich Josephine genannt? Nach all den Jahren? Vielleicht habe ich mich einfach nur verhört, oder der Black'sche Wahnsinn bricht durch.

Ich schüttle den Kopf und nehme mir noch eine Tasse heißer Schokolade, bevor ich die Treppen hinauf in mein Zimmer steige. Wenn ich heute Nacht schon alleine schlafen muss, dann wenigstens mit einem warmen Gefühl im Bauch.

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Mir ist kalt, da konnte die Schokolade auch nichts dran ändern und der Schlaf scheint absolut unerreichbar. Ich drehe mich von einer Seite auf die andere, bis ich schließlich aufgebe und einfach nur an die Decke starre. Mein Fenster geht zum Innenhof und so ist das einzige Licht, das träge durch die Vorhänge sickert, das silbrige Licht des fast vollen Mondes.

Obwohl ich dem Mond wenig herzliche Gefühle entgegen bringe, sind die Muster, die er an meine Zimmerdecke malt, doch von seltsamer Schönheit.

Remus bemüht sich leise zu sein, trotzdem kann ich irgendwann die Zimmertüre hören. Er schlüpft unter die Decke und ich drehe mich zu ihm um.

"Was denn, du bist noch wach?", fragt er erstaunt.

"Wie spät ist es?"

"Zwei Uhr morgens."

"Dann bin ich nicht wach.", sage ich und kuschele mich an ihn. Ich kann sein Lächeln spüren und die Kälte verschwindet mit der schützenden Umarmung. "Wie geht es Sirius?"

"Besser. Er schläft."

"Aber irgendwann wird er wieder aufwachen."

"Mach dir keine Sorgen, Jo.", flüstert er und küsst meinen Scheitel. "Morgen ist Vollmond, da hat Padfoot eine Aufgabe, die ihn beschäftigt hält."

Ich weiß nicht, ob ich dem Mond wirklich dankbar dafür sein soll.

-

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Auf einen müden Morgen folgt ein unruhiger Tag und ehe ich mich versehe ist es schon wieder Abend und die Ankunft des Tränkemeisters wird sehr schweigsam in der Küche des Grimmauldplatzes erwartet. Pads hat es inzischen aufgegeben Remus von der Sicherheit des black'schen Kellers zu überzeugen, der auch ohne Wolfsbann noch sicher genug ist, denn auch er musste einsehen, dass Remus in diesem Punkt nicht mit sich verhandeln lässt.

Pünktlich auf die Sekunde erscheint Severus in der Küchentür und befreit Remus damit aus seinem fruchlosen Versuch ein Loch in den Küchenboden zu laufen. Mit einem dankbaren Nicken nimmt er das Gefäß entgegen, das Severus ihm hinhält und verlässt dann, mit einem letzten Blick auf mich und einem zaghaften Lächeln, die Küche. Sirius folgt ihm, verabsäumt es jedoch nicht Severus noch einen tötlichen Blick zu schenken, bevor er ganz aus der Küche verschwindet.

"Seine Arroganz wird ihn eines Tages noch den Kopf kosten. Wäre nicht das erste Mal in dieser Familie."

"Ja, es ist auch schön dich zu sehen, Severus."

"Guten Abend, Josephine."

"Kann ich dir einen Tee anbieten?" Ich deute auf die Kanne frischen Tees, die auf dem Küchentisch steht und mich durch die heutige Nacht begeleiten wird. In Vollmondnächten ist bei mir nicht an Schlaf zu denken. Früher oft aus beruflichen Gründen, heute aus privaten.

"In Hogwarts wartet noch eine Menge Arbeit auf mich. Die Bereitung des Wolfsbanns ist eine zeitintensive Angelegenheit."

"Ich bin dir sehr dankbar, dass du ihn dennoch braust. Auch trotz allem, was zwischen euch vorgefallen ist, damals."

"Den Wünschen des Schulleiters haben sich persönliche Angelegenheiten unterzuordnen.", sagt er und lässt damit keinen Zweifel daran, dass die monatliche Lieferung des Tranks alles andere als ein Friedensangebot ist. Ich versuche mein Lächeln an seinem Platz du behalten.

"Für eine Tasse wirst du doch noch Zeit haben, oder?" Es ist eigentlich keine Frage, aber man will ja als höflich gelten. Noch ehe er antworten kann habe ich meinen Zauberstab gezogen und lasse eine Tasse aus dem Schrank zu mir hinüber an den Tisch schweben. Severus beäugt die Tasse, steht aber immernoch in der Tür. Ich nehme die Kanne und gieße goldfarbenen Tee in die Tasse.

"Du meintest Regulus vorhin, nicht war?"

Ich stelle die Kanne ab, nehme meine Tasse in beide Hände und sehe über ihren Rand zu Severus hinüber. Ein langer, stiller Blick, dann betritt er mit wirblenden Roben doch noch die Küche und setzt sich.

Er lässt etwas Honig in seine Tasse laufen, präzise, als wäre es ein hochexplsiver Trank, mit dem er es hier zu tun hat. Dann versenkt er den Löffel in der goldenen Flüssigkeit und rührt sie vorsichtig um.

"Du sprachst von Arroganz.", bohre ich nach.

"Ein angemessenes Wort in diesem Zusammenhang." Er hebt die Tasse an die Lippen und nippt am Tee. "Regulus dachte wohl bis zuletzt, dass er eine Chance hätte gegen den Dunklen Lord."

"Aber die hatte er nicht."

"Nein.", bestätigt Severus.

Eine Weile herrscht Stille. Ich starre in meinen Tee und versuche mir Regulus' Gesicht in Erinnerung zu rufen. Er sah Sirius sehr ähnlich, aber im Wesen waren die beiden Brüder ziemlich verschieden. Reguls war ein stiller, zurückgezogener Junge. Ihm fehlte ein wenig von der Kraft, die Sirius im Übermaß besaß.

"Ich werde es wohl nie verstehen. Was hatte Voldemort davon ihn zu töten?", sage ich zu meiner Tasse.

"Die Loyalität und Unterwürfigkeit so vieler anderer. Regulus hatte sich einem direkten Befehl widersetzt. Der Dunkle Lord musste ihn töten, um sein Gesicht zu wahren.", antwortet Severus.

"Du meinst, er hat ihn nur getötet, um ein Exempel zu statuieren?", frage ich und hebe meinen Blick, um Severus anzusehen.

Severus nickt.

"Du kennst den Befehl, den Reg erhalten hat, nehme ich an."

"Ja, ich kenne ihn." Severus nimmt noch einen Schluck Tee. "Er hatte mit dem Orden zu tun. Und mit seinem Bruder."

"Merlin! Er hätte Sirius töten sollen?", entfährt es mir und ich lasse beinahe meine Tasse fallen.

"Denken Sie nach, bevor Sie sprechen." Severus' Stimme klingt fast etwas bedrohlich und im Moment kann ich mir ziemlich gut vorstellen, wie seine Schüler sich fühlen müssen. "Sirius Black hatte sich öffentlich gegen den Dunklen Lord gestellt. Sein Tod hätte der reinblütigen Gesellschaft sofort gezeigt, dass es dem Lord nur um seine eigene Macht und weniger um die Säuberung der Zaubererrasse ging."

"Was hätte er dann tun sollen?"

"Um die Schritte des Feindes vorherzusehen, müssen Sie lernen wie der Feind zu denken, Josephine."

Was wird das hier? Die Kunst des Krieges?

"Also gut, wenn es nicht Sirius war, den er beseitigen hätte sollen, dann war es wohl jemand der a) kein Reinblut war und b) aus dem Orden stammte. Und da es mit Sirius zusammenhing nehme ich an das diese Person Sirius nahe stand. Soweit richtig?"

"Sie denken zumindest endlich in die richtige Richtung."

"Kein Reinblut schließt James schon mal aus. Genau wie Peter. Mich ebenso. Remus' Tod wäre ein ziemlicher Schlag für Sirius gewesen, aber er hätte Peters Tarnung auffliegen lassen können. Vielleicht Lily, aber - " Meine Augen werden groß als der Knut endlich fällt. "Lina.", hauche ich.

Natürlich. Ein einfacher Schritt, um der Welt zu zeigen, was mit Voldemorts Gegnern passiert. Sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen ist eine Sache, aber das Leben seiner Freunde oder das seiner Liebsten aufs Spiel zu setzen, das ist eine ganz andere Sache.

Mein Mund ist trocken und ich nehme noch einen Schluck Tee, der sich in meinem Hals wie Sand anfühlt. "Und weil er nicht bereit war die Freundin seines eigenen Bruders umzubringen, hat Voldemort ihn getötet."

"Ja.", bestätigt Severus meine Vermutungen. "Der Dunkle Lord hatte damals eine Großversammlung einberufen lassen. Er selbst jedoch hat nicht über Regulus' Schicksal gerichtet. Um die Reinblüter auch hier nicht gegen ihn aufzuhetzen, hat er Regulus' eigene Familie über Leben oder Tod entscheiden lassen. Oder besser gesagt ein Familienmitglied stellvertretend für alle, die den Todessern angehörten."

"Wer hat ihn zum Tode verurteilt, Severus?"

Meine Stimme klingt ungewöhnlich rau und meine Hände verkrampfen sich um meine Tasse. Severus sieht mich an und wenn ich es nicht besser wüsste würde ich meinen soetwas wie Mitleid und Bedauern in seinen Augen zu lesen. Ein Funken nur, aber doch fast greifbar.

"Wer, Severus?", wiederhole ich meine Frage und diesmal antwortet er.

"Ihre Cousine, Josephine. Bellatrix Lestrange."