So schnüff hier ist es also, das definitiv letzte Chap dieser Story heul. Ich kann eigentlich gar nicht fassen, dass ich es tatsächlich geschafft habe, sie komplett fertig zu schreiben g.
Jedenfalls habe ich mir aufgrund eurer aufbauenden Kommentare (na gut, eventuell lag es eher an den Heulern, die mir das Leben zu Hölle machten grrr), für das Ende wirklich Mühe gegeben. Herausgekommen ist das längste Chap, 31 Seiten puh.
Allerdings muss ich wirklich noch mal was loswerden. Eure Kommis sind ja sowieso schon immer der Hammer gewesen, aber die Kommis zum letzten Chap waren einfach göttlich. Ehrlich, wenn das vorher gewusst hätte, hätte ich mich noch ein paar nette Cliffhanger überlegt. Na, ich werde es mir für die nächsten ff's aufheben evil grin. Aber genug gesmalltalked, los geht's:
14 Epilog – End of something
Harry wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bevor er endlich die Kraft fand und zurück in seinen Gemeinschaftsraum ging. Glücklicherweise schien es doch noch Nacht zu sein, denn seine Zimmerkameraden schliefen.
Er machte sich nicht die Mühe, seinen Schlafanzug anzuziehen, kroch stattdessen einfach nur unter seine Decke und zog die Vorhänge zu. Erst jetzt kamen die Tränen…
Am nächsten Tag stand er nicht auf.
Hermine und Ron brachten ihm die Hausaufgaben, hielten sich aber nicht lange bei ihm auf. In einem Anflug von Sarkasmus gratulierte Harry sich zu der Idee, eine ansteckende Magen-Darm-Infektion vorgetäuscht zu haben.
Auf die Idee sich zu fragen, warum Hermine nicht darauf bestand, ihn umgehend in den Krankenflügel zu bringen kam er nicht.
Erst Ginny erzählte ihm am Abend, dass auch Draco den ganzen Tag nicht zum Unterricht erschienen war. Harry hasste sie dafür, dass sie seinen Namen nannte. Er wollte nichts mehr hören, nie mehr. Nur noch vergessen.
Er schmiss Ginny aus seinem Schlafsaal…
Natürlich gestatteten ihm die Lehrer nicht lange krank zu sein. Madam Pomfrey weckte ihn am nächsten Morgen aus einem leichten Schlaf, in den er nur aus absoluter Erschöpfung gefallen war. Harry hasste auch sie und schmiss sie aus seinem Schlafsaal…
Eine Viertelstunde später klopfte er erneut herrisch an die Tür. Harry seufzte ergeben und überlegte eingehend, ob er sich nicht einfach tot stellen sollte… ob er wohl lange genug die Luft anhalten könnte um überzeugend einen Atemstillstand vorzutäuschen? Weiter kam er mit seinen Überlegungen jedoch nicht, denn der nächste Besucher, der die Tür zu seinem Schlafsaal fast aus den Angeln sprengte, wollte sich partout nicht rauswerfen lassen.
So fand Harry sich plötzlich ungewaschen und noch immer in seinen zerknitterten Klamotten am Kragen gepackt wieder. Niemand anderes als Mr.Übellaunig-in-person schleppte ihn gerade zeternd durch die Flure. Snape duldete keinerlei Widerspruch und so wurde Harry unsanft auf seinem Stuhl im Zaubertränkeklassenzimmer fallen gelassen. Ron rümpfte möglichst unauffällig die Nase und murmelte etwas, was verdächtig nach „Alter, du brauchst dringend ne Dusche!" klang.
Hermine erwies sich als ungewöhnlich feinfühlig. Kein Kommentar, keine Belehrungen ihrerseits. Möglichst unauffällig schob sie Harry nur ihre Notiz zu.
Es war Harry schlichtweg egal.
Er vergrub sein Gesicht in seinem Kessel, ignorierte so gut es ging die fragenden Blicke um sich herum und am allermeisten ignorierte er einen ordentlich frisierten Blondschopf in der ersten Reihe…
Seine Freunde schauten sich diesen Zustand einige Tage an, natürlich immer wieder unterbrochen von gut gemeinten „Wenn du reden willst, ich werde dir zuhören…" Sprüchen.
Tatsache war, Harry wollte nicht reden. Wozu auch? Er hatte verdammt noch mal Liebeskummer von der feinsten Sorte und da half alles Reden nichts.
Ginny versuchte ihn damit zu trösten, dass es wohl auch Malfoy nicht viel besser ging, denn er sei sehr still in letzter Zeit. Eigentlich interessierte auch das Harry nicht. Im Endeffekt war es doch egal, dass Draco genauso litt wie er selbst. Sie konnten nicht zusammen sein. Damit würden sie sich abfinden müssen…
Schlimmer als ein depressiver Harry war wohl nur noch ein depressiver Draco Malfoy. Denn wo Harry sich einfach von seinen Freunden fernhielt, ging Draco auf so ziemlich jeden los, der es auch nur wagte, einen unüberlegten Ton in seiner Nähe von sich zu geben.
Das erfuhr als erstes Crabbe, der an einer Gräte im Hals fast erstickte und tatsächlich die Unverschämtheit besaß in Dracos Gegenwart nach Luft zu ringen. Und zur Krönung hustete er auch noch! Die nächsten Tage verbrachte Crabbe jedenfalls in der aufopferungsvollen Gegenwart von Madam Pomfrey, nachdem Draco ihm Furunkel in der Größe von Hagrids Kürbissen auf die Nase hexte. Der Fluch an sich war es übrigens nicht, der Crabbe auf die Krankenstation brachte. Eher die Tatsache, dass er durch die überdimensionale Beule auf seiner Nase nichts mehr sehen konnte. Auf dem Weg zum Essen übersah er eine Trickstufe und purzelte in akrobatischen Verrenkungen sämtliche Treppen hinunter, die man in Hogwarts herunterpurzeln konnte. Er brach sich den kleinen Zeh… aber das soll hier nur am Rande erwähnt sein.
Draco wurde nach diesem Vorfall zu Snape zitiert, der ihm eine Standpauke darüber hielt, dass wenn er schon Mitschüler verhexen wollte, er das doch bitte mit Gryffindors oder Hufflepuffs machen sollte. Und außerdem könnte er sich gefälligst ein bisschen unauffälliger verhalten.
Nachdem Draco wutentbrannt die Tür zum Büro seines Onkels hinter sich zugeschlagen hatte, saß Severus Snape noch lange in seinem Stuhl und starrte fassungslos die geschlossene Tür an.
Himmel, er kannte das Temperament von Draco ja, immerhin war er jahrelang in einer Zweckfreundschaft mit Lucius verbunden, aber dass der Junge ihm den Eunuchenfluch auf den Hals… oder vielmehr auf sein nun nicht mehr vorhandenes bestes Stück hexen würde… damit hatte selbst Snape nicht gerechnet… und das wollte wirklich schon was heißen.
Die Situation eskalierte soweit, dass gewisse Gryffindor-Schüler sich nicht anders zu helfen wusste, als sich quasi mit dem Feind zu verbünden.
„Pansy? Warte mal…" Ginny drückte Ron ihre Bücher in die Hand und sprintete die Treppen wieder hinunter. Pansy drehte sich überrascht um.
„Hey, was gibt's?" fragte sie interessiert und verlagerte ihre Tasche auf die andere Schulter. Trotz der Parties und trotz ihrer Beziehung mit Blaise war es noch ziemlich ungewöhnlich, dass sie sich auf dem Flur am helllichten Tage unterhielten. Man musste ja schließlich Rücksicht auf das Nervenkostüm der anderen Schüler nehmen, denn auch jetzt wurden die beiden Mädchen von allen Seiten misstrauisch beäugt.
Ginny holte keuchend Luft, als sie bei Pansy angekommen war. „Sag mal, hast du eine Ahnung, was plötzlich vorgefallen ist? Harry redet seit Tagen kein Wort mehr mit uns und Blaise schweigt sich aus, sobald ich Draco auch nur erwähne."
„Vielleicht solltest du dich dann einfach raushalten?" schlug Pansy emotionslos vor.
„Pansy, Harry ist mein Freund und ich mache mir Sorgen um ihn, du hast ihn doch in Zaubertränke gesehen…"
„Na ja, zuerst gerochen und dann gesehen…" Pansy lächelte zynisch.
„Was soll das? Wollen wir wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen, Parkinson?"
Pansys Lächeln erstarb. Mit einigen raschen Blicken vergewisserte sie sich, dass niemand in der Nähe war, der ein besonderes Interesse an ihrem Gespräch hätte haben können.
„Gut, hör zu, ich habe genauso wenig eine Ahnung was vorgefallen ist wie du. Seit Draco aus der Krankenstation raus ist, ist er wie ausgewechselt. Ich kriege ihn außer im Unterricht kaum noch zu Gesicht…"
„Hat es was mit Harry zu tun?"
„Gibt es irgendetwas, was nichts mit Potter zu tun hat?"
„Und was machen wir jetzt?"
„Was meinst du mit was machen WIR jetzt?"
Ginny verdrehte genervt die Augen und ließ Pansy einfach stehen. Gut, wenn sie nicht wollte, würde sie sich halt allein etwas überlegen müssen. Dumm war nur, dass Hermine ihr wohl kaum helfen würde, sie bekam ja noch immer hektische Pickel wenn man die Wörter Harry und Malfoy im selben Satz erwähnte…
Was Ginny nicht wusste war, dass sich Pansy ihre Worte mehr zu Herzen genommen hatte, als vermutet… So kam es, dass sie am selben Abend Blaise davon abhielt sich von Theodore in eine Schachpartie verwickeln zu lassen.
„Blaise, kann ich kurz mit dir reden?"
„Ach, wir wollten grade eine Partie Männerschach spielen, Pans…" Theo grinste sie frech an und begann schon die Figuren aufzustellen. Die Figuren bestanden – anders als beim gewöhnlichen Zaubererschach – aus kleinen netten halbnackten weiblichen Steinfiguren, die sich mit jedem Spielzug mehr entblätterten. Ein Grund, warum selbst Pansy besagtem Männerschach nicht ganz abgeneigt war.
„Es geht um Draco und Potter." lächelte Pansy zuckersüß zurück ohne Theo aus den Augen zu lassen. Das Gesagte hatte die gewünschte Wirkung. Obwohl Theo ohne Zweifel den Grund vergessen haben dürfte, wurde er doch verdächtig blass um die Nase und tastete vorsichtig schon mal nach seinem Zauberstab.
„Du bist fies, Pans, wenn er sich wieder verzaubert, hab ich tagelang niemanden zum Schachspielen." nörgelte Blaise.
Pansys kaltes Lächeln machte ihm deutlich, dass sie es nicht im Geringsten interessierte, ob er mit Theo oder einem vergrößerten Niffler Schach spielen würde. Ergeben erhob Blaise sich und folgte Pansy auf den Flur.
„Was ist denn nun schon wieder passiert?" wollte er leicht genervt wissen. Nicht genug, dass Ginny ihm schon ständig mit Potters Seelenheil in den Ohren lag, nun fing Pansy offensichtlich auch noch an.
„Deine Freundin hat mich vorhin auf dem Flur abgefangen…"
Ein weiteres entnervtes Stöhnen. Pansy grinste: „Ach, wie ich sehe, hat sie dich mit dem Thema auch schon belästigt?"
„Das ein oder andere Mal, ja…"
„Das Schlimme ist, Blaise, ich hab ein verdammt ungutes Gefühl bei der Sache. Hat Draco denn zu dir auch nichts gesagt?"
„Welcher Draco? Ach, du meinst die stumme Auster, mit der ich mir den Schlafsaal teile?"
Pansy unterdrückte einen fiesen Kommentar. Insgeheim bewunderte sie die Geduld der kleinen Weasley, mit Blaise ein einigermaßen ernsthaftes Gespräch zu führen forderte eine ziemliche Menge an Geduld oder diesem Muggelzeugs zur Beruhigung, Valium oder so…
„Blaise, ich versuche ernsthaft mit dir zu reden, also reiß dich zusammen oder ich benutze deine Zunge als Wischlappen für Filchs nächste Strafarbeit im Mädchenklo!"
Blaise schluckte sichtlich misstrauisch den Kommentar hinunter, der sich grade aus seinem Mund verselbstständigen wollte. „Okay…" krächzte er artig.
„Gut, was machen wir?"
„Mit Draco reden?"
Pansy verzog kritisch die Miene. „Und wie willst du das machen, ihm den Imperio aufhalsen? Von alleine wird er uns nichts sagen."
„Vielleicht kann ich Snape ein bisschen Veritaserum abquatschen…"
„Nein, ich hab die Nase voll, von dieser Geheimnistuerei, gehen wir zu ihm und appellieren an sein Gewissen gegenüber seinen Freunden." Pansy wartete nicht mal seine Antwort ab, sondern packte ihn am Arm und zerrte ihn mit überraschender Kraft die Treppe zu den Jungenschlafsälen hinauf.
Theo schaute ihnen verwundert hinter her. Wenn er nicht wüsste, dass Pansy auf Frauen stand… dieser Abgang der beiden hätte doch einige Fragen aufgeworfen. Wieso bei allen schwarzen Hexen zerrte Parkinson einen Kerl zu den Schlafsälen? Theo beschloss dieser Sache doch auf den Grund gehen zu müssen… selbst auf die Gefahr hin, dass ein weiterer Vergessenszauber unumgänglich wäre…
Wie zu erwarten, reagierte Draco weder auf ihr Klopfen noch auf Pansys Gefluche. Allerdings hatte Draco die Ungeduld seiner Freundin wohl doch unterschätzt, denn als Pansy die Tür kurzerhand mit einem Zauber aufsprengte stand Draco buchstäblich auf dem Tisch vor Schreck.
„Was machst du auf dem Tisch, Alter?" wollte Blaise wissen und betrachtete interessiert, wie Draco mit einem eleganten Sprung wieder auf den Boden hopste.
„SCHEISSE! MÜSST IHR MICH SO ERSCHRECKEN?" brüllte Draco auch schon los, sobald er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
„Halt die Klappe, Malfoy, du hättest mir die Tür ja auch einfach aufmachen können, aber wer nicht will…" Pansy baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm auf.
Draco zog fast schon belustigt eine Augenbraue nach oben, während er auf die einen Kopf kleinere Pansy hinunterschaute. Der Anflug des Lächelns verschwand so schnell, wie er gekommen war.
„Was wollt ihr?" fragte er kühl.
„Keine Ahnung, vielleicht nur mal sehen, ob unser Freund noch lebt?" meldete sich nun auch Blaise zu Wort und trat neben Pansy.
„Ich lebe noch und jetzt raus hier."
„Nein." Pansys Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht gehen würde. Bei Dracos Laune kam Blaise nicht umhin, sie für ihren Mut zu bewundern. Sie wussten beide, dass Draco nicht gerade der Erfinder einer Tugend namens Geduld war. Dazu kam ein recht hitziges Temperament… übrigens fast genauso hitzig wie Pansys… Blaise überlegte zeitweilig, ob er nicht schon mal vorsichtshalber in der Krankenstation Bescheid geben sollte? Vielleicht könnte Madam Pomfrey ja schon mal ein paar Blutkonserven bereitstellen? Oder die neuesten schwarzmagischen Flüche nachschlagen…?
„Ich will jetzt endlich wissen was los ist." sagte Pansy bestimmt.
„Was soll schon los sein?"
„Das will ich ja von dir wissen! Lässt Potter dich nicht mehr ran oder warum benimmst du dich wie ein Junkie auf Entzug?"
Dracos Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen. „Harry hat damit nichts zu tun…" zischte er wütend.
Pansy quittierte seine Reaktion mit einem gleichgültigen Schulterzucken. „Also, wieso redest du dann nicht mehr mit uns?"
„Was willst du, Parkinson, ich rede doch grade mit dir, oder?"
Pansy sog einen tiefen Luftzug ein, bevor sie mit kaum unterdrückter Wut antwortete. „Ja, du redest mit mir, aber nur, weil du Schiss davor hast, dass ich dir deinen aristokratischen Arsch ins nächste Jahrtausend hexen könnte…"
„Glaub mir, Parkinson, du bist mit Sicherheit die Letzte, vor der ich Angst habe…" presste Draco hervor und trat so nah an sie heran, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.
„Hört auf mit dem Mist, Leute!" schaltete Blaise sich ein, drängte sich zwischen die beiden und schob sie auf Armeslänge von sich.
„Mensch, Draco, wir sind deine Freunde, wir machen uns Sorgen um dich, begreifst du das nicht?" wandte er sich nun ebenfalls an Draco.
„Ich bin völlig in Ordnung…" war die ausweichende Antwort.
Pansy schnaubte entrüstet. „Du lügst!"
„Warum sollte ich?" schnappte Draco zurück.
„Genau das wollen wir ja rausfinden!" informierte Blaise ihn.
„Wir hätten doch das Veritaserum mitbringen sollen, ich wusste ja, dass er zu stur ist… oder einfach nur zu dämlich…" Pansys Augen waren zu schmalen wütenden Schlitzen verzogen.
Blaise hatte keine Zeit zu reagieren, so schnell hatte Draco ihn beiseite gestoßen und ging auf Pansy los. „Parkinson, ich werde dich…"
„GAR NICHTS WIRST DU!" ertönte ein wütender Schrei von der Tür aus. Alle drei fuhren erschrocken herum, als Theo Draco kurzerhand einen Kinnhaken verpasste, der ihn beinahe auf die Dielen schickte. Mit einem weiteren wütenden Stoß beförderte er Draco aus Pansys Reichweite. Draco krachte mit dem Rücken gegen seinen Schrank. „Du wirst mir jetzt zuhören, die arroganter Arsch! Eigentlich wollte ich es für mich behalten, weil ich dachte, du würdest zu uns kommen, wenn du Hilfe brauchst, aber dem ist anscheinend nicht so, nicht wahr? Du willst lieber allein den Märtyrer spielen, ist es nicht so?"
Pansy zog verwirrt die Stirn in Falten, begegnete Blaises ebenso fragendem Blick.
Draco hielt sich mit einer Hand das ohne Zweifel schmerzende Kinn, während seine Augen einen alarmierten Ausdruck annahmen. „Bist du durchgedreht, Nott? Was faselst du da für einen Mist?"
„Halt endlich das Maul, Malfoy, sonst sorge ich dafür, dass dein Zahnarzt morgen Überstunden machen muss, zusammen mit deinem plastischen Schönheitschirurgen!"
Wider Erwarten schwieg Draco tatsächlich. Was zum einen an seinem schmerzenden Kiefer lag, zum anderen daran, dass er den sonst so ruhigen Theo noch niemals dermaßen außer sich gesehen hatte.
„Ich habe den Brief gesehen, Draco!" sagte Theo schließlich etwas ruhiger.
Draco erstarrte. „Wie…"
„Du hast ihn im Raum der Wünsche liegen lassen… ich war dort, mit Hannah…"
„Hannah Abott?" entfuhr es Pansy ungläubig.
Theo nickte, ließ Draco dabei aber nicht aus den Augen. Der schwieg noch immer.
„Was für ein Brief?" Blaise trat wieder näher heran. Ihm war die Panik in den Augen seines Freundes nicht entgangen.
„Er war von Lucius." informierte Theo schlicht.
„Na und, er ist mein Vater, falls du das vergessen haben solltest." brachte Draco unter Schmerzen hervor.
„Sag ihnen, was in dem Brief stand, Draco." forderte Theo ruhig.
„Nein. Das werde ich nicht." Die Wendung in Dracos eben noch abwehrender Haltung kam so schnell, als habe man einen Schalter umgelegt. Blitzschnell hatte er seinen Zauberstab gezogen und auf die anderen Slytherins gerichtet. „Und jetzt geht!"
Jeder von seinen drei Freunden hörte das Flehen in seiner Stimme. Draco ignorierte es. Seine Hand, die noch immer auf sie zielte, zitterte nicht.
„Draco, was ist mit dir?" Pansys Stimme war ein raues Flüstern, er konnte die Angst in ihren braunen Augen lesen.
„Es tut mir leid, Pans. Es ist besser für euch, wenn ihr tut, was ich sage, also haltet euch von mir fern."
„Nein. Egal was es ist, wir sind für dich da…" auch Blaise war leiser geworden.
Ein schmerzliches Lächeln glitt über Dracos Züge. „Es ist zu spät, Blaise."
„Was…?"
Es tat ihm weh seine Freunde zu verletzten, gerade als er festgestellt hatte, wie viel sie ihm wirklich bedeuteten. Doch er hatte schon schlimmere Schmerzen überstanden… Harry… alles was mit ihm zu tun hatte, schmerzte weitaus mehr…
Theo war blass geworden, er schien als einziger zu verstehen, was Dracos Worte wirklich bedeuteten. „Wann?" brachte er nur heiser heraus.
Dracos Blick flog zu ihm, wie unter Zwang antwortete er: „Auf der Krankenstation…"
Pansy und Blaise verstanden es nicht, das konnte er sehen.
Doch Theo…
Theo verstand…
„Shit." War alles, was Theo offensichtlich dazu einfiel.
„Was war auf der Krankenstation? WAS? Sag schon, Draco, was immer es ist, wir werden dir helfen, das weißt du doch. Was hat Lucius gesagt? Was… Snape war doch dabei…" Pansys Wut war vergessen und offensichtlicher Verwirrung gewichen. Der harte Blick in Dracos Augen machte ihr mehr Angst, als alles, was sie bisher gesehen hatte. Draco hatte niemals Angst...
„Pansy… Vater hat Severus fortgeschickt…" Dracos Stimme wurde weicher, als er seine Freundin aus fröhlicheren Kindertagen betrachtete. Wie viel hatten sie schon miteinander durchgemacht? Wie oft hatten sie ihre Eltern gegenseitig belogen um den anderen vor der Strafe zu schützen? Ohne Pansy wäre seine Kindheit um einiges fürchterlicher gewesen… sie war immer diejenige gewesen, die alle seine Geheimnisse kannte.
Bis zuletzt. Bis zu seinem letzten Geheimnis kannte Pansy ihn immer besser als jeder andere. Selbst Blaise hatte es nie komplett geschafft hinter seine Fassade zu sehen. Pansy schon. Vor ihr hatte er bis zuletzt keine Geheimnisse haben können. Himmel, sie hatte ja sogar vor ihm gewusst, dass er mehr als nur Hass für Harry empfand…
„Rede mit uns, Draco! Pans hat recht, wir gehen mit dir durch die Hölle und zurück, wenn es sein muss."
Draco betrachtete Blaise fast nachdenklich. Auch an seiner Loyalität hatte er nie zweifeln müssen. Blaise war zweifellos ein wirklicher Freund. Mit ihm hatte er über Sachen geredet, die Pansy die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten, denn mit Männern konnte Pansy ja nun noch nie wirklich etwas anfangen.
„Diesmal nicht, Blaise. Diesmal wäre es nur ein Weg in die Hölle. Ohne Rückfahrtkarte und das will ich nicht!"
Sie redeten noch einige Minuten auf ihn ein, bis Draco es nicht mehr ertragen konnte. Kommentarlos krempelte er sich den Ärmel des Schulhemdes hoch und entblößte seinen Unterarm.
Die folgende Stille war lauter als jedes Geschrei vorher.
Theo senkte betroffen den Blick. Blaise starrte wie hypnotisiert auf das dunkle Mal, welches sich obszön von seiner hellen Haut abhob. In Pansys Augen schimmerten Tränen.
„Ich habe meine Entscheidung getroffen, es ist zu spät. Bitte geht jetzt."
Seine Worte hatten ein Endgültigkeit, denen die Drei nichts entgegenzusetzen hatten.
Als ihre Schritte in den langen Fluren verhallten, reparierte Draco die Tür. Lange starrte er auf das nun wieder intakte Holz, bemüht den Aufruhr in seinem Innersten unter Kontrolle zu bringen.
„Es ist zu spät" flüsterte er in die Stille seines Schlafsaales. „Es tut mir leid…"
Nicht nur Harry fiel am nächsten Tag die ungewohnte Stille am Slytherintisch auf. Draco war wieder nicht da… und Pansy, Blaise und selbst Theodore schienen allerhöchstens körperlich anwesend zu sein.
„Was ist den mit denen los?" bemerkte Dean zwischen zwei Bissen seines Toastes.
„Vielleicht wars ne lange Nacht, ich glaube ja mittlerweile, das es stimmt, was so erzählt wird, wegen den Orgien und so…" warf Seamus ein.
Weder Harry noch Ginny hielten eine Antwort für nötig.
„Weißt du, Harry, ich bin sicher, dass es mit der Zeit leichter wird." flüsterte Hermine ihm zu, als sie ihn ein weiteres Mal dabei erwischte, wie er sehnsüchtig zu den Türen der großen Halle schaute. Wenn er Draco doch wenigstens noch einmal sehen könnte.
„Hermine, behalte deine Ratschläge einfach für dich, okay? Belehrungen sind wirklich das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann." antwortete Harry ebenso leise.
Hermine senkte betroffen den Blick, ihre Wangen färbten sich rot. Eigentlich hätte es Harry leid tun sollen sie so vor den Kopf zu stoßen. Vielleicht würde es ihm ja auch irgendwann einmal leid tun, wenn er wieder in der Lage war etwas anderes zu fühlen als diese verdammte Sehnsucht.
Wie lange war ihre letzte Nacht jetzt her? Tage? Wochen? Es mussten wohl Wochen sein, denn das Schuljahr neigte sich unbarmherzig dem Ende zu, die Prüfungen standen an.
Und ausgerechnet das Lernen war es, was Harry einigermaßen ablenkte. Allerdings nicht immer. Es gab Tage, so wie heute, da wollte er niemanden sehen und sich allein ganz in seinem Selbstmitleid suhlen.
Für gewöhnlich verzog er sich dann mit seinem Besen auf das Quidditchfeld. Stundenlang konnte er dort fliegen, egal bei welchem Wetter, egal bei welcher Tageszeit, nur wenn er flog fühlte er sich frei, konnte sich einige kostbare Minuten einreden, dass es in seiner Macht lag alles zu ändern.
So war es auch heute. Es war ein trüber Samstag und Harry war schon vor Mittag vor Hermines fragenden Blicken und Rons unbeholfenen Tröstungsversuchen geflohen.
Irgendwann hatte es zu regnen begonnen, doch das störte ihn nicht.
Nicht mehr.
Runde um Runde flog er um das Feld, fing einen Schnatz nach dem anderen, ohne sich wirklich auf sein Handeln konzentrieren zu müssen. Als es langsam anfing dunkel zu werden und ein Gewitter heraufzog beschloss Harry, dass es für heute genug war. Er spürte seine Beine kaum noch, als er unbeholfen vom Besen stieg und leicht o-beinig zurück ins Schloss wankte.
Wieder einmal hatte Harry es geschafft, das Abendessen zu verpassen, wie so häufig in letzter Zeit. Stattdessen schlich er depressiv durch die Gänge. Die Maulende Myrthe begann ernsthaft um ihren Ruf als melancholischster Bewohner Hogwarts zu fürchten!
Heute war Harry selbst für einen kurzen Abstecher in die Küche zu erledigt und so machte er sich gleich auf den Weg in seinen Gemeinschaftsraum.
Harry murmelte erschöpft das Passwort und die fette Dame schwang ohne jeglichen Kommentar zur Seite. Das allein hätte Harry eigentlich schon stutzig werden lassen müssen…
Harry hatte gerade einen Fuß in das Porträtloch gesetzt als ihn eine unvermittelte Lärmexplosion buchstäblich von den Füßen riss, rückwärts aus dem Porträtloch wieder hinausschleuderte. Er kam unsanft mit dem Hinter auf den Steinstufen zum Liegen.
Die fette Dame kicherte amüsiert. „Du hättest mich vorwarnen können, fettes Weibsbild!" schimpfte Harry wütend und sortierte vorsichtig seine Knochen, bevor er sich traute, wieder aufzustehen.
„Ja, hätte ich… hihi… aber so ist es lustiger… hihi…"
Harry machte eine ungeduldige Handbewegung zum Zeichen dafür, dass sie ihn einlassen sollte.
„Passwort… hihi?"
So schnell wie sich die fette Dame eines gezückten Zauberstabes an ihrem Doppelkinn entgegensah, blieb ihr noch nicht mal mehr Zeit für ein weiteres albernes „hi".
„Aufmachen, sofort, sonst sorge ich dafür, dass du neben der Mutter deines Lieblings aufgehängt wirst… Sirius BLACK!"
Die fette Dame erbleichte und schwang so hastig zur Seite, dass ihr Rahmen ohrenbetäubend gegen die Steinwand schlug. Kleine Holzspäne regneten auf Harry hinunter, der sich nun in den Gemeinschaftsraum vorankämpfte.
Im ersten Moment sah es aus, als hätte man versucht die gesamte Bewohnerschaft des Schlosses in den Gemeinschaftsraum zu quetschen. Dicht an dicht standen die Schüler gedrängt, wedelten aufgeregt mit den Armen und schrieen wild durcheinander. Harry versuchte genervt Ron oder Hermine oder Ginny oder zumindest den Weg zu seinem Schlafsaal auszumachen, leider vergeblich.
Schließlich war es Lavender, die ihn entdeckte. „Harry!"
Schlagartig wurde es totenstill im Raum und einige Dutzend Augenpaare richteten sich auf ihn. Harry kam sich in seiner verschwitzten Quidditchuniform plötzlich sehr … underdressed vor…
„Was ist?" fragte er schließlich nach geschlagenen 10 Minuten Stille mit verbundenem Starrwettbewerb.
„Harry." stellte Dean fest.
„Ja, ich Harry, du Dean, wir beide Gryffindor! Was zum Henker ist hier los? Warum starrt ihr mich alle so an?"
„Harry." schloss Colin sich an.
Harry war sich nicht sicher an wessen Geisteszustand er zweifeln sollte. Seinem eigenen oder dem des restlichen Gryffindors.
„Harry." Das war Parvati… oder Padma?
„Ja, verflucht, ich bin HARRY POTTER! Schön, dass ihr das nach 7 Jahren endlich wisst! Bitte, wenn ihr nicht mit mir reden wollt!" wütend bahnte Harry sich einen Weg durch seine zu Salzsäulen erstarrten Mitschüler.
„Harry, warte!" ertönte Ginnys Stimme aus irgendeiner Ecke.
„Nein, ein neues Wort, das ist ja ein Ding." grummelte er böse.
Ginnys roter Schopf schob sich durch die Menge unaufhaltsam zu ihm vor. Leicht außer Atem kam sie vor ihm zu stehen. Ihre Wangen waren gerötet und einige vorwitzige Strähnen hatten sich aus dem langen Zopf gelöst. Alles in allem wirkte sie etwas derangiert.
„Wie hast du das gemacht?" fragte Ginny.
„Ich habe das Passwort genannt und bin durch das Porträtloch gestiegen." Harry gab es auf. Scheinbar war er wirklich dabei den Verstand zu verlieren. Ade du schnöde Welt…
Ginny knuffte ihn liebevoll in die Seite. „Das meine ich nicht, du Dummerchen. Ich meine das hier!" Damit hielt sie ihm einen grünen Umschlag unter die Nase auf dem in silbernen Lettern ihr Name stand.
Harry blinzelte. Er blinzelte nochmals. Und nochmals. Zur Sicherheit noch einmal. Nein, der Umschlag blieb.
„Äh…"
Gut, der Erklärungsversuch war jetzt nicht so richtig geistreich…
„Nun sag schon!" ließ Seamus sich von seiner anderen Seite vernehmen. Auch er hielt einen grünen Umschlag in den Händen.
Harry schaute sich um. Alle hatten einen grünen Umschlag in der Hand… Aber das würde ja bedeuten, dass Draco alle… neeeeeeiiiinn, mal ehrlich, er träumte! Genau, er lag in seinem Bett und träumte! Erleichtert atmete Harry aus. Prima, dann konnte er ja jetzt auch in seinem Traum ins Bett gehen und morgen erholt wieder aufwachen.
„Ja, Potter, ich würde auch gerne wissen, wie du das geschafft hast!" Ein breit grinsender Blaise erschien hinter Ginny und reichte Harry einen weiteren Umschlag. „Und diesmal, lies ihn, Potter!" setzte Blaise noch hinzu.
Harry war gelinde gesagt … verwirrt. So verwirrt, dass er tatsächlich den Brief vor versammelter Schülerschaft Gryffindors öffnete. Seine Augen huschten über die Zeilen, nur um ihn hinterher noch verwirrter aussehen zu lassen.
„Eine Einladung zur Slytherin-Party…" erklärte Harry unsinnigerweise.
Blaise grinste ihn nur nachsichtig an. „Stimmt, und ihr seid alle eingeladen. Ach und noch eins, Draco kann sehr nachtragend sein, wenn jemand es wagen sollte eine persönliche Einladung von ihm nicht anzunehmen."
„Wem sagst du das." seufzte Harry lauter als beabsichtigt.
„DU warst schon bei einer von Malfoys Parties?" bekam er prompt die Quittung für seine Unachtsamkeit.
„Jaa, ein oder zweimal…"
Seamus schnaubte empört. „Und wieso hast du uns nix davon erzählt? Wir sind deine Freunde!"
„Partyregeln, Finnigan, Partyregeln. Aber heute Abend könnt ihr ja alle selbst sehen, wie es ist. Also, wir erwarten euch pünktlich um 19.30 Uhr in den Kerkern! Und bringt Hunger mit!" Blaise hauchte Ginny noch einen Kuss auf die Lippen und pflügte Richtung Ausgang davon.
Harry starrte noch immer auf den Umschlag. Das konnte unmöglich wirklich passieren, er musste träumen! Und was half in letzter Zeit gegen Träume? Genau, eine eiskalte Dusche! Er wandte sich wortlos ab und stieg die Stufen zu den Jungenschlafsälen empor, während im Gemeinschaftsraum eine hitzige Diskussion darüber entbrannte, ob man nun zu dieser Party gehen sollte oder nicht.
Harry hexte sich kurzerhand die Klamotten vom Leib und stellte sich unter den eisigen Wasserstrahl. Leider trat der gewünschte Effekt nicht ein. Der grüne Umschlag blieb und er wachte auch nicht aus diesem Alptraum auf.
Verflixt!
Für Harrys Geschmack ungefähr ein Jahrtausend zu früh hatte die Rhetorikschlacht im Gemeinschaftsraume in Ende gefunden.
Nach einer offensichtlich handfesten Diskussion, wie er an Colins Veilchen feststellen konnte, war Gryffindor nach einer Abstimmung zu dem Ergebnis gekommen, dass tatsächlich alle der Einladung folgen würden, ganz im Sinne der Häuserverständigung. Wenn Slytherins ungekröntes Oberhaupt sich schon dazu herabließ sie in seine heiligen Hallen zu lassen, so wollte man sich diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen.
Was hatte Malfoy mit den Einladungen angestellt? Einen Fluch draufgehext, damit man auch erschien? Nun ja, würde ihm ähnlich sehen.
Während also der Rest von Gryffindor in allgemeiner Vor-Party-Aufregung versank, fasste Harry einen Entschluss, den ihn selbst wohl am allermeisten überraschte.
Er würde nicht mitgehen.
So groß seine Sehnsucht nach Draco auch war, es würde ihm kaum besser gehen, wenn er zu dieser Party ging und wieder daran erinnert werden würde, wie alles begann. Nein, sein Verstand sagte ihm, dass es besser war hierzubleiben… sein Herz sagte etwas anderes, aber … er würde es überleben… irgendwann würde der Schmerz nachlassen.
Versonnen betrachtete er den grünen Umschlag auf seinem Bett. Eine Einladung. Sonst nichts. Kein persönliches Wort, einzig, dass die Einladung mit „Draco" unterschrieben war unterschied sie von der ersten Einladung. Oder von allen anderen dieser urplötzlich zu Hauf aufgetauchten Umschläge.
Harry verstand es immer noch nicht. Wieso hatte Draco offensichtlich ganz Gryffindor zu einer Party eingeladen? Nur weil er eventuell doch etwas für ihn empfand? Das konnte unmöglich der Grund sein, schließlich hatte es Draco nicht davon abgehalten auch weiterhin auf seinen Freunden rumzuhacken oder Spitzen gegen seine Hausmitglieder zu verteilen. Aber was sollte der Grund für dieses merkwürdige Verhalten sein?
Harry ertrug die Aufregung seiner Zimmergenossen mit stoischer Ruhe, selbst als Ron ihn zum 800x mit der Frage nervte, ob er sich Klamotten von ihm leihen könnte, blieb er ruhig. Sozial wie er nun einmal war, wies er Neville noch fürsorglich darauf hin nicht zu viel von der Bowle zu trinken und dass er seine Schuhe zubinden sollte, bevor er ging.
Gegen 19.00 Uhr senkte sich einer erholsame Stille über dem Gryffindorturm.
Alle waren fort.
Und diese Stille war einfach ohrenbetäubend!
Wie zum Henker sollte er diesen Abend überstehen? Irgendein widerlich fieser Teil in ihm begann sich vorzustellen, was gerade auf der Party ablief… ob Draco wohl mit irgendwem im Schlafzimmer verschwinden würde? Wahrscheinlich schon…
Ob er sich wieder betrank? Ebenso wahrscheinlich! Harry biss nachdenklich auf seiner Unterlippe herum, wenn er nur wüsste, warum Draco solche Angst vor seinem Vater hatte… andererseits konnte die Angst so groß auch nicht sein, schließlich musste er davon ausgehen, dass irgendjemand Lucius stecken würde, mit wem sein Sohn seine Partynächte verbrachte.
Harry seufzte.
Das brachte nun wirklich nichts. Vielleicht sollte er noch etwas lernen, wenn er den ganzen Abend darüber nachgrübeln wollte, was Draco gerade wo mit wem tat, wäre er spätestens morgen früh ein Fall für die psychologische Abteilung in St. Mungos.
Ungefähr 2 Minuten nachdem er sich über seine Unterlagen von Geschichte der Zauberei hergemacht hatte, wanderten seine Gedanken wieder zu Draco im Allgemeinen und ihrer ‚Beziehung' im Besonderen.
Harry konnte nicht aus seiner Rolle als Held der Nation, ebenso wenig, wie es Draco möglich war, sich gegen alles, was er jemals gekannt hatte, zu stellen.
Ohne dass er etwas dagegen hätte unternehmen können, meinte er Dracos Lippen wieder auf seinen zu spüren, seinen warmen Atem, der ihn sacht im Nacken kitzelte. Seine Hände zu fühlen, die ganz genau zu wissen schienen wie sie ihn wo zu berühren hatten. Harry schloss ergeben die Augen.
Was sprach eigentlich dagegen, wenn er sich selbst vom Antlitz der Erde radieren würde? Hmmm, kein Malfoy, keine Alpträume, die man mit eiskalten Duschen bekämpfen musste…. Hmmm, ein überaus verlockender Gedanke. Aber wie sollte er das anstellen?
Er könnte sich selbst Avada Kedavraen, aber dieser Abgang war ihm dann doch zu schmählich. Man stelle sich die Schlagzeilen vor: Harry Potter übt Avada Kedavra aus Liebeskummer an sich selbst… obwohl ein passendes Ende für einen Held, der nie einer sein wollte.
Nein, keine gute Idee, nachher würde er als Strafe für seinen Selbstmord als Geist umhersausen müssen.
Hmm, am leichtesten wäre es sicherlich sich von Voldemort unauffällig um die Ecke bringen zu lassen. Tja, aber das alte Schlangengesicht war natürlich nicht so nett hier mal aufzutauchen um seinem Leiden ein Ende zu setzen. Typisch…
Die unauffälligste Möglichkeit seines Ablebens wäre einen Zaubertrank in Snapes Unterricht zu versauen und Snape dann zu fragen, ob er wirklich Ledertangas im Raubkatzenlook trägt. Oh ja, das wäre mit Sicherheit sein Tod. Allerdings würde Snape ihn wahrscheinlich nur unnötig lange leiden lassen. Aaaah, nein, bei seinem Glück würde Snape ihn am Leben lassen. Aus purer Bosheit, versteht sich.
Gut, fällt also auch aus, was sonst noch? Genau, am besten gleich einen Zaubertrank probieren, den Neville gebraut hatte. Hm, nicht garantiert, dass Trank wirklich tödlich ist und bei seinem Glück würde er dann im Doppelzimmer mit Gilderoy Lockhart in St. Mungos enden. Dieser Gedanke jagte ihm einen Schauer des Grusels über den Rücken!
Zur Not könnte er sich ja auch von der maulenden Myrthe zu Tode langweilen lassen. Nachteil: dauert eindeutig zu lange und er würde mit Myrthe in einem Klo wohnen und in einigen Jahren wahrscheinlich Dracos Kinder in Hogwarts ertragen müssen… ARGL!
Effektivste aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch schmerzhafteste Variante: Lucius Malfoy erzählen, dass sein Sohn eine wirklich heiße Schnitte im Bett ist und so richtig scharf abgeht. Dann sollte er ihn eventuell noch fragen, ob er das von seinem Vater hat.
Spätestens jetzt konnte Harry sich ein Lachen nicht mehr verkneifen. Genau, er sollte Lucius mal fragen, ob er es in der Schule auch mit seinem Erzfeind wild getrieben hat… wer war eigentlich der Erzfeind von Lucius?
Ach du scheiße, Harry schluckte und rechnete hektisch nach, ob das nicht sein Vater gewesen sein könnte… Kein guter Gedanke, schnellstens verdrängen oder Vergessenszauber auferlegen! Ist das abartig!
Dachte Harry, dieser Gedanke wäre schon abstoßend genug, so fiel ihm ein, dass der erklärte Erzfeind seines Vaters nicht Lucius war, sondern…. Harry war sich sicher, sich gleich äußerst undekorativ auf den Teppich übergeben zu müssen!
Snape! Der Erzfeind seines Vaters war Snape! Einen kurzen Moment dachte Harry, er würde gleich vor Entsetzen sterben! Hmm, auch keine schlechte Todesart, oder? Nein, nein, nein, sein Vater würde eine solche Dummheit nicht gemacht haben…
Obwohl es durchaus eine Erklärung dafür wäre, warum Snape ihn so sehr hasste, wenn sein Vater zuerst Snape flachgelegt hatte und sich dann doch für seine Mutter entschied?
WÜRG!
So langsam machte ihm sein Geisteszustand ernsthafte Sorgen, dass er sich so was überhaupt überlegte! Sein Vater mit… mit… Möchte-gern-Batman? Harry sehnte sich eine Ohnmacht herbei um diesem furchterregenden Gedanken endlich entkommen zu können.
Bevor er sich endgültig übergeben konnte, da er sich gerade fragte, ob sein Vater oder doch eher Snape derjenige war, der unten lag, erschien eine graue Gestalt mit riesigen schwarzen Augen mit einem vernehmlichen PFLOPP auf seinem Bett.
„Dobby?" Harry war selten so froh den Hauselfen zu sehen. Die erwartete Umarmung blieb allerdings aus, Harry musste fast lachen, als er bemerkte, mit welch misstrauischem Blick Dobby ihn noch immer beäugte.
„Keine Angst, Dobby, keine Knutschattacken heute."
Seine Worte trugen augenscheinlich nicht unbedingt dazu bei, dass der Elf sich entspannte. Eher im Gegenteil. Dobby rutschte vorsichtshalber noch einen weiteren Meter von Harry ab, balancierte jetzt am äußersten Rande des Bettes. Ohne Zweifel würde er bei der kleinsten unbedachten Bewegung erneute Bekanntschaft mit der Fußbodenbeschaffenheit machen.
„Ha… Harry Potter, Sir, sind nicht auf der Party?"
„Nein Dobby, bin ich nicht."
„Warum nicht? Hat Sir keine Einladung bekommen?"
Harry seufzte und hielt kommentarlos den grünen Umschlag hoch, der noch immer auf seinem Nachttisch lag. Es war zwar albern, aber irgendwie fühlte er sich Draco dadurch etwas näher.
„Dann kommt Dobby zu spät und Harry Potter Sir weiß es schon?"
Harry Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
„Was weiß ich schon, Dobby?"
Der Hauself knete mal wieder seine langen Finger und sah noch ein wenig unbehaglicher aus. „Dobby ist gekommen um Harry Potter Sir zu warnen nicht auf die Party zu gehen…"
„Warum denn das?" fragte Harry überrascht. War sein Seelenzustand schon so offensichtlich, dass selbst die Hauselfen begannen sich Sorgen zu machen?
„Weil… junger Master Malfoy… ist nicht mehr so wie bei der letzten Party… Dobby ist sehr unglücklich darüber…" Tatsächlich wackelte Dobby mit den Ohren und ließ ein leises Schniefen vernehmen.
„Was meinst du damit?" Harrys Magen tat es seinem Herz gleich und verformte sich zu einem unförmigen Knoten.
„Harry Potter, Sir, Dobby denkt nicht, dass junger Master Malfoy… den anderen… aber Harry Potter Sir… darf nicht mehr in die Nähe des jungen Masters kommen… das müssen Harry Potter Dobby versprechen!"
Das Anliegen des Elfen schien größer zu sein als sein Unbehagen, denn plötzlich fand Harry sich in die Kissen gepresst wieder, einen weinerlichen Hauselfen auf der Brust.
„Bitte versprechen Sie es Dobby, Harry Potter, Sir!"
„Dobby, ich verstehe kein Wort wovon du redest! Was ist mit Draco?"
Nun begann Dobby tatsächlich laut zu schluchzen. „Er hat es, Sir, er hat es!"
„Er hat was?" fuhr Harry die bedauernswerte Gestalt ungeduldig an. Was war mit Draco passiert?
„Er … hat… hat…" Dobbys Schluchzen verstummte so plötzlich wie es gekommen war. Dunkle Elfenaugen richteten sich auf ihn, Harry konnte die Angst darin erkennen. „Er hat das Mal!" krächzte Dobby so leise, dass Harry einige Sekunden brauchte um zu verstehen, was er sagte.
„Was?" konnte er nur entsetzt fragen, seine Stimme kaum mehr als ein tonloser Hauch.
Dobby nickte traurig, deutete auf seinen Arm und ließ die Ohren hängen.
Im Slytheringemeinschaftsraum beobachteten Blaise und Pansy amüsiert, wie Draco von einer Ecke zur anderen schlich und dabei die Tür zum Gemeinschaftsraum keine Sekunde aus den Augen ließ.
Theo gesellte sich zu ihnen. „Wow, ich hätte nicht gedacht, dass wirklich alle kommen…"
„Es sind nicht alle da, einer fehlt." informierte Pansy ihn.
„Wer?"
„Potter."
Theo wurde blass und tastete wieder einmal nach seinem Zauberstab. Allmählich begann er sich Gedanken darüber zu machen, warum es in letzter Zeit fast ein Zwang war seinen Zauberstab griffbereit zu haben, sobald nur Potters Name fiel.
„Wie lange wusstest du schon von dem Mal?" schaltet Blaise sich ein. Sofort wurde auch Pansy ernst.
„Ich wusste nicht, dass er es schon hat. Mein Vater sagte mir, dass wir es nach der Schule bekommen sollen…" antwortete Theo leise.
„Du willst es auch?" Pansys Stimme sank unter den Gefrierpunkt.
„Natürlich nicht. Ich… also, ich habe schon mit Snape gesprochen, was ich machen soll…"
„Was hat er gesagt?" Blaise stellte sein Glas auf dem steinernen Kaminsims ab.
„Noch nichts konkretes, aber er wird mir helfen, ich werde nach dem Abschluss nicht nach Hause gehen…" Blaise legte Theo mitfühlend eine Hand auf die Schulter. „Gut, zu wissen auf welcher Seite du stehst, Mann!"
Theo betrachtete Pansy. „Was ist mit dir?"
„Ich werde wohl für eine Weile untertauchen, auch wenn es sonst niemand weiß, das Letzte, was mein Vater will ist, dass ich diesem Verein beitrete." Sie lächelte etwas schief.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Draco wirklich…" sie unterbrach sich und schaute auf ihre Fußspitzen. „Ich dachte wirklich, ich kenne ihn."
„Lucius hat es ihm auf der Krankenstation verpasst, Pans, wie hätte er sich da wehren sollen?" antwortete Theo.
Pansy schaute auf, ihre braunen Augen funkelten gefährlich wässrig. „Dieses Schwein…"
Darauf wusste niemand etwas zu sagen.
„Unglaublich, was?" rief Dean Ron über die laute Musik hinweg zu. Ron nickte abwesend, beäugte misstrauisch das Glas Bowle in seiner Hand.
„Ja, aber sie wissen wirklich, wie man feiert!" warf Seamus ein, bevor er sich von Daphne Greengras zum Tanz auffordern ließ.
„Hmhm" machte Ron unglücklich.
„Komm schon, Brüderchen, was ziehst du für ein Gesicht?" Ginny hielt ihm ein Stück Pastete unter die Nase.
„Ich bin in Slytherin, Ginny!" war Rons gequälte Antwort.
„Ja, ich weiß, ich auch. Und? Ist doch ganz nett, oder? Gute Musik, vom Essen mal ganz zu schweigen…" Ginny fischte sich ein weiteres Schnittchen vom Buffet.
„Aber ICH bin in SLYTHERIN!" versuchte Ron seine Verzweiflung klar zu machen.
Ginny lachte und schob ihm kurzerhand etwas Essbares zwischen die Zähne.
„Was war eigentlich mit Lucius Brief?" wandte Blaise sich erneut an Theo.
„Wie gesagt, ich habe ihn im Raum der Wünsche gefunden…"
„Und, was stand drin?"
„Zabini, deine Neugier wird dich noch mal umbringen."
„Ja,ja, ich weiß, ich weiß, mea culpa, also sag schon!"
Theo schwenkte sein Glas, beobachtete, wie die Fruchtstückchen der Bowle an den Rand schwappten und wieder zur Mitte gerissen wurden. „Lucius hat Draco daran erinnert, dass er etwas vorbereiten soll. Und an die Folgen, wenn es ihm nicht gelingt. Ach und er hat netterweise noch darauf hingewiesen, dass er jetzt immer kontrollieren könnte, wo Draco ist… so kam ich auf das dunkle Mal…, ich konnte mir nur nicht erklären, wann Draco es bekommen haben soll."
Blaise und Pansy warfen sich ahnungsvolle Blicke zu.
„Stand etwas drin, wann Draco genau was machen soll?"
Theo schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Bowle. Die Erkenntnis kam ihm so plötzlich, dass er sich verschluckte. Hustend stellte er sein Glas ab und versuchte genug Luft in seine Lungen zu bekommen um auszusprechen, was er dachte:
„Ihr meint, heute?"
„Die Party kam recht überraschend, oder?" sagte Pansy schlicht.
Dieser Meinung war auch Severus Snape, der sich strikt geweigert hatte, auf der Krankenstation zu bleiben, um sein nachwachsendes Problem behandeln zu lassen.
Stattdessen hockte er nun im Büro des verhutzelten Direktors und wartete darauf, dass dieser senile Greis allmählich zur Sache kam. Seit geschlagenen zwei Stunden durfte er sich schon einen Vortrag über… ja, worüber redete Dumbledore eigentlich die ganze Zeit? Snape hatte nicht die geringste Ahnung, tröstete sich aber damit, dass auch Prof. McGonagall so gelangweilt aussah, wie er sich fühlte.
„… wird es Sie wundern…"
Snape bezweifelte, dass ihn überhaupt noch irgendetwas wundern sollte…
„… dass momentan grade eine Party…"
Snape wurde nun doch noch hellhörig? Party?
„… zwischen den Häusern…"
Himmel, konnte dieser verkalkte Mottenfänger seine Gesprächsmuskulatur nicht mal in Wallung bringen? Sonst verstarb der alte Tattergreis noch, bevor er mit dem Satz zu Ende war.
„… Gryffindor und Slytherin…"
Minerva McGonagall ließ entgeistert die Brille fallen und Severus Snape segelte buchstäblich die Kinnlade zu Boden.
„… im Slytherin-Gemeinschaftsraum…"
Snape wurde noch bleicher als jeder in Hogwarts ansässige Geist und überlegte kurz, wen er zuerst zur Strecke bringen sollte. Die blonde Schande, die sich sein Patensohn schimpfte oder dieses graubärtige Etwas, das ohne Zweifel den Verstand verloren haben musste. Er widerstand mit allergrößter Mühe der Versuchung Dumbledore an seinem eigenen Bart aufzuknüpfen!
Dumbledore verkniff sich ein hinterhältiges Grinsen. Wie sehr er es liebte diese ahnungslosen Lehrer auszutricksen! Eins seiner liebsten Hobbies! Und das Beste war, es funktionierte wirklich jedes Jahr wieder…
Er hielt Snape nicht auf, als dieser nun seine Körperbeherrschung wieder fand und zur Tür stürzte.
„Zitronenbonbon, Minerva?" war das Einzige, was er angemessenes zu dieser Situation beitragen wollte.
„Granger?" Hermine zuckte erschrocken zusammen, als Dracos Stimme an ihrem Ohr ertönte.
„Äh… ja, Malfoy?"
„Wo ist Potter?"
Hermine legte die Stirn in Falten. „Offensichtlich nicht hier." Täuschte sie sich, oder wurde Malfoy tatsächlich blass? Nein, das musste dieses verflixte Schummerlicht hier unten sein.
„Wo ist er?"
„In seinem Bett, nehme ich an, er wollte nicht kommen und….he!" Hermine bekleckerte sich unvorteilhaft mit ihrer Bowle, als Draco sie rabiat zur Seite schob. Verwirrt schaute sie hinter ihm her, wie er sich hektisch einen Weg durch die feiernde Menge bahnte. Der kurze Blick in sein Gesicht hatte gereicht, um bei Hermine sämtliche Alarmglocken in Gang zu setzen…
Das Bowleglas landete auf dem Buffettisch und sie machte sich auf die Suche nach Ron…
Pansy sah nur aus den Augenwinkeln, wie Draco mit Granger sprach. Um so mehr erregte es ihre Aufmerksamkeit, als er das Mädchen praktisch aus dem Weg stieß und Richtung Ausgang rannte. „Blaise?" rief sie panisch durch den Raum, bevor sie hinter Draco herlief.
Blaise und Theo brauchten nur den Bruchteil einer Sekunde um ihr zu folgen.
Noch im Laufen zerrte Draco seinen Zauberstab aus seinem Umhang, was zur Folge hatte, dass einige junge Gryffindors sich mit beherzten Sprüngen aus seinem Weg warfen…
Sein Kopf schwirrte und seine Knie zitterten… was hatte dieser Idiot wieder gemacht? Wieso hörte dieser verfluchte Depp nicht ein einziges Mal auf das, was man ihm sagte?
Oh Harry… war sein letzter Gedanke, als er aus dem Gemeinschaftsraum rannte.
Er kam nicht weit.
Schon vor der ersten Ecke prallte er von einer unsichtbaren Wand ab, wurde zu Boden geschleudert. Sekundenlang sah Draco Sterne, schüttelte benommen den Kopf um wieder ein klares Sichtfeld zu bekommen.
„DRACO!" rief Pansy von irgendwo hinter ihm, schnelle Schritte hallten durch die düsteren Kerkerflure.
Draco wurde unvermittelt an der Kehle gepackt und hoch gerissen. Mit einem schmerzhaften Krachen landete er an der kalten Steinwand, die Sterne wurden wieder deutlicher… huuiii, eine Sternschnuppe…
„DU HINTERHÄLTIGES ARSCHLOCH!"
Draco schüttelte erneut den Kopf, als Harrys Kopf aus dem Nichts vor ihm erschien. Seine grünen Augen funkelten ihn mit reinem Hass an, ein Zauberstab wurde ihm an die Kehle gedrückt.
Schlitternd kamen Blaise, Pansy und Theo neben ihnen zum Stehen. „Lass ihn los, Potter!" fuhr Pansy ihn atemlos an.
Harry ignorierte sie.
Er konnte einfach nicht fassen, dass Draco es tatsächlich geschafft hatte ihn so zu verarschen. Das konnte doch nicht alles nur vorgespielt gewesen sein! Wer konnte solch ein Verlangen, solche Leidenschaft denn schon spielen?
Ohne den Zauberstab von Dracos Kehle zu senken, riss er dessen linken Arm hoch und entblößte das dunkle Mal auf Dracos Unterarm.
Harry wurde schlecht.
Also war es tatsächlich wahr. Draco hatte ihn die ganze Zeit nur angelogen! Alles… alles war nur eine große… dreckige…. Lüge!
Seine Hand begann zu zittern.
Vor Wut.
„Harry…"
„HALT DEIN DRECKIGES MAUL!"
Draco hätte fast gelacht, als Harry ihn anschrie, ihm den Zauberstab nur noch fester an die Kehle presste.
Er war hier!
Harry war verdammt noch mal hier!
Sekundenlang starrten sie sich stumm in die Augen. Draco hatte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengekniffen. Irrsinnigerweise konnte Harry sich gerade noch davon abhalten ihm zu sagen, davon würde er unschöne Falten bekommen. Es konnte ihm verflixt noch mal egal sein, wo Malfoy Falten bekam! JAWOHL!
Im nächsten Moment fühlte Harry sich seinerseits herrisch am Kragen gepackt, mit einem gurgelnden Geräusch ließ er von Draco ab und fand sich für seinen Geschmack ungefähr 3 m zu nah, Nase an Nase mit Severus Snape wieder.
Nach dessen Gesichtsausdruck zu urteilen, war seine Laune mittlerweile in höllische Tiefen abgesunken.
„Ich verlange eine Erklärung, DRACO!"
Harry zuckte überrascht zusammen, als er nach vorn gestoßen wurde. Draco brachte es tatsächlich fertig und grinste den tobenden Lehrer merkwürdig glücklich an.
Eigentlich hatte Snape gerade eine beängstigende Ähnlichkeit mit Vernon Dursley kurz vor einem mittelschweren Nervenzusammenbruch mit Herzattacke. Das sonst so fahle Gesicht war knallrot und er gestikulierte wild mit beiden Händen herum.
„Das siehst du doch, wir feiern hier nur eine kleine Party." antwortete Draco ungerührt. Harry entgleisten die Gesichtszüge bei so viel Unverfrorenheit.
„DU feierst mit GRYFFINDOR eine Party in MEINEM Kerker?" Snape beugte sich so nah zu Draco hinunter, dass Harry einen kleinen Stich Eifersucht nicht unterdrücken konnte. Er erteilte sich selbst eine weitere mentale Ohrfeige!
Malfoy war nichts weiter als ein lausiger, dreckiger kleiner Lügner! Ein weiterer Blick auf Dracos entblößten Unterarm brachte Harry zurück in die Realität.
Draco Malfoy hatte also den Weg seines Vaters schon beschritten. Er war ein Todesser. Daran gab es nichts mehr zu rütteln.
Snape schien sich gar nicht mehr beruhigen zu wollen und brüllte abwechselnd ihn, Draco und die drei anderen Slytherins an. Was war denn mit Snape los? Fragte Harry sich in seiner Verwirrung. Der ist doch sonst nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Er glaubte etwas wie „Gryffindors…. In meinem Kerker…. SKANDAL…. Empört…. Ende von Slytherin!", zu hören, war sich aber nicht sicher, denn Snape hatte sich so in Rage geschrieen, das man kein vernünftiges Wort mehr verstehen konnte.
Snape scheuchte sie zurück in den Gemeinschaftsraum und sofort verstummte die Musik.
Doch zu einer weiteren Schimpftirade kam es nicht, denn die Tür zum Gemeinschaftsraum flog mit einem ohrenbetäubenden Knall an die Wand, ein rotköpfiger Filch nebst Mrs. Norris– Harry hätte schwören können, dass die Katze unter ihrem Fell ebenfalls rot angelaufen war – stürzte in den Kerker und schrie irgendeinen Müll von wegen Todesser im Gryffindor-Turm….
Mit einem Schlag war alles still.
Snape wechselte die Farbe von rot zu kalkweiß. „Sie bleiben alle hier! Hier ist es sicher!" rief er im Hinausrennen. Die Kerkertür schlug hinter ihm zu.
„Hat er gerade gesagt, hier ist es sicher?" erkundigte Ron sich in ungewohnt ruhigem Ton.
„Ja." antwortete Ginny.
„Ich träume, richtig?"
„Tut mir leid, ich fürchte nicht."
„Oh Merlin…"
Harrys Blick schoss zu Draco, der kaum zwei Meter von ihm entfernt stand. Wieder dieser ernste Blick, den er nie hatte deuten können. Derselbe Blick wie auf dem Balkon in ihrer letzten Nacht im Raum der Wünsche.
Dann nickte Draco.
Es war eigentlich kein Nicken, nur ein kurzes Senken der Lider. Doch Harry hatte verstanden.
Nein.
Eigentlich verstand er überhaupt nichts mehr.
Um ihn herum brach unvermittelt ein heilloses Chaos aus. Alle schrieen und liefen planlos umher, schoben Draco und ihn immer weiter auseinander. Einige jüngere Schüler brachen in Tränen aus.
Und Harry?
Harry stand nur da. Mitten in einem Gewühl aus schreienden Schülern und starrte Draco über die wogenden Köpfe an.
Konnte es sein?
Nein.
Er hatte das Mal selber gesehen!
Gut, er konnte es noch nicht allzu lange haben, aber… shit… Draco hatte das Mal Voldemorts!
Draco war ein Todesser. Er wusste, dass die Todesser in die Schule kommen würden.
Er wusste, dass sie heute kommen würden!
Wahrscheinlich war er sogar derjenige gewesen, der ihnen wieder einmal Zutritt verschafft hatte.
Aber.
Warum hatte er dafür gesorgt, dass nicht ein einziger Gryffindor heute Nacht im Turm war?
Draco hatte ihm doch selbst gesagt, dass er nicht konnte… und Harry hatte es verstanden.
Sie beide konnten ihr Schicksal, ihre Bestimmung nicht ändern…
Andererseits…
Ganz Gryffindor war an einem Ort, wo wahrscheinlich niemand, der sich geistiger Gesundheit erfreute, sie vermutet hätte. Die Gryffindors hatten ausgerechnet im Slytherinkerker Schutz gefunden.
Ausgerechnet von dem Slytherin initiiert, der sie am meisten zu hassen schien.
Wie von selbst trugen Harrys Beine ihn durch die Menge. Wie von selbst griffen seine Hände nach Dracos Robe, zogen ihn mit sich.
Auf der Treppe zu den Jungenschlafsälen blieb Harry endlich stehen und wandte sich Draco zu. Seine Hände bebten, er ließ Draco jedoch nicht los.
„Was willst du, Potter?" Dracos Versuch abweisend zu klingen misslang. Harry hörte das Zittern in seiner Stimme und unterdrückte das plötzliche schmerzhafte Verlangen ihn einfach in die Arme zu ziehen und nie wieder loszulassen.
Draco biss sich auf die Lippe.
Harry konnte es nicht fassen. Todesser waren in die Schule eingedrungen, lieferten sich einen Kampf auf Leben und Tod mit seinen Lehrern. Einen Kampf bei dem es Opfer geben würde. Eine brutale Realität, der er sich eigentlich nicht entziehen konnte.
Und was tat Harry Potter?
Er stand einfach nur da, war genau in diesem Moment von einem berauschenden Glücksgefühl erfüllt, dass ihn schwindelig werden ließ. Er bekam keine Luft mehr, seine Brust schien zu zerplatzen und er hätte sein Leben dafür gegeben die Zeit am Weiterlaufen zu hindern.
„Also, sag schon, was willst du?"
Noch mehr Zittern in Dracos Stimme. Harry lächelte, zog Draco noch ein wenig näher. Er konnte den Kampf in Dracos Augen sehen.
„Ich will mich bei dem Mann, den ich liebe dafür bedanken, dass er uns allen das Leben gerettet hat. Das war eine ungewöhnlich nette Geste für einen Slytherin." neckte Harry. Er schämte sich für die Zärtlichkeit, die in seiner Stimme lag nicht mehr.
Draco schnaubte einigermaßen entrüstet. „Nette Geste, ich hab euch Trotteln den Arsch gerettet! Eigentlich müsste ich Gryffindor ehrenhalber werden!"
Harrys Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen als Draco offensichtlich gerade aufging, was er da gesagt hatte.
„Das habe ich jetzt nicht wirklich laut gesagt, oder?"
„Oh doch! Und Kraft meines Amtes als Goldjunge Gryffindors ernenne ich dich hiermit zu meinem ganz persönlichen Gryffindor ehrenhalber!"
„Was für eine Schande…" diesmal klang Draco ehrlich bedrückt. Harry lachte leise vor sich hin.
Sekundenlang sahen sie sich einfach nur an, beide hatten Angst vor diesem ungewohnt starken Gefühl, vor dieser unerwarteten Nähe, vor dieser unglaublichen Vertrautheit.
„Du… meinst du das, was… du da gerade gesagt hast?" Draco wich seinem Blick aus.
„Das mit dem Gryffindor ehrenhalber? Ja…"
Draco schüttelte den Kopf, wollte etwas sagen und räusperte sich. Er brachte die Worte nicht heraus…
„Ja…" wisperte Harry sanft. „Ich liebe dich…"
Draco schwieg, würgte an dem Kloß in seinem Hals. „Wie kannst du nur?" presste er schließlich heraus.
„Wie sollte ich nicht? Du hast mir doch gerade bewiesen, was du für mich zu tun bereit bist…"
„Wie geht es jetzt weiter…?" Dracos Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern.
„Was meinst du?" antwortete Harry ebenso leise. Er ließ Dracos Robe endlich los und schob beide Hände in dessen Nacken. Langsam verflochten sich seine Finger in Dracos weißblonde Strähnen.
Eine Gänsehaut ließ Draco erschauern, unwillkürlich drängte er sich näher an Harry heran.
„Alles… du… ich… das hier… ich meine…"
„Ganz ehrlich?" Harry lächelte leise. Draco nickte. „Ich habe keine Ahnung, Draco. Das einzige, was mir im Moment wirklich wichtig ist, dass ich es einfach nicht glauben kann, dass ich… dass wir beide hier sind… zusammen." Das letzte Wort war nur ein leises Wispern, so leise, dass Draco es mehr erahnte als verstand. Und doch sprengte es die letzten Reste seiner Mauern aus Zweifel weg. Eng schlangen sich seine Arme um Harrys Taille, er vergrub sein Gesicht in Harrys Haar, genoss den vertrauten Duft. Zum allerersten Mal fand Draco Malfoy, etwas wie Ruhe in seinem Herzen.
„Du wirst mir einiges erklären müssen…" flüsterte Harry an Dracos Wange.
„Hmhm… nur nicht jetzt!"
Dracos weiche Lippen verscheuchten die Fragen für den Moment aus seinen Gedanken. Er spürte, wie Draco zitterte, sich beinahe haltsuchend an ihn klammerte.
Harry vertiefte ihren zärtlichen Kuss. Viel zu schnell würde die Realität sie eingeholt haben, doch diesen Moment konnte ihnen niemand nehmen.
Kein Voldemort, keine Todesser! Niemand, nicht einmal der Tod würde das Band brechen können, was sich in diesem Moment zwischen ihnen verflocht.
Während im Gryffindorturm ein unentschiedener Kampf tobte, war ein anderer, viel Bedeutenderer, schon entschieden.
Irgendwo im Zwielicht der Welten verengten sich zwei rote Augen zu wütenden Schlitzen. Jetzt würde er sich nicht nur mit Potter rumschlagen müssen…!
Den Funken Entsetzen sah niemand.
Jetzt aber wirklich: The End
Ächz Fertig. Und?
Nochmal danke an alle meine Reviewer knuddel und ich hoffe, wir lesen uns bei einigen meiner anderen ffs mal wieder.
Eis und knuddel spendier an:
Donnerfeder, burningangel84, KleineSchwesterOrion, Shatiel the Second, Amunet und LittleWhisper.
DANKE noch mal, ohne euch wäre ich mit Sicherheit nicht fertig geworden bussi
Eure Cassie