HARRY POTTER UND DAS ANKH VON KHEPRI

Kapitel 34 – Epilog

Es war Montagmorgen. Die neuen Erstklässler aus Gryffindor und Slytherin warteten vor dem Klassenzimmer für Zaubertränke und sahen sich nervös um. Ein kleines Mädchen mit buschigem, hellbraunem Haar redete mit allen gleichzeitig.

„Er ist ein neuer Lehrer", sagte sie. „Angeblich war der letzte wirklich schrecklich. Aber ich bin sicher, dass er nett sein wird. Er ist immerhin Harry Potter. Wisst ihr, dass er in unserem Buch für Geschichte der Zauberei ist?"

Harry, der sich im Moment noch hinter der Tür versteckte, fragte sich, warum ihm das noch niemand gesagt hatte. Er seufzte. Er musste die Schüler bald hereinlassen. Sie konnten doch nicht die ganze Stunde draußen warten. Er öffnete die Tür und trat zurück, damit sie vorbeikonnten. Sie gingen still herein, wobei die meisten ihn mit großen Augen ansahen, bevor sie sich kurz um die besten Sitzplätze stritten. Er ging nach vorne und sah die Schüler an. Sie erwiderten seinen Blick erwartungsvoll. Er öffnete den Mund und überlegte, was er sagen konnte, irgendetwas. Er merkte, dass er seine Stundenplanung verloren hatte. Er bekam gerade das Gefühl, dass es eine wirklich schlechte Idee gewesen war, den Job anzunehmen, als ihm ein Gedanke kam.

Er sah auf und ging um seinen Tisch herum. Sie beobachteten ihn genau. Er lächelte leicht und aus seinem Mund kamen Worte, die sich so in sein Gedächtnis eingeprägt hatten, dass er sich noch an sie erinnern konnte, als hätte er sie gestern gehört.

„Ihr seid hier, um die schwierige Wissenschaft und exakte Kunst der Zaubertrankbrauerei zu lernen", sagte er. Alle Schüler hingen fast an seinen Lippen. „Da es bei mir nur wenig Zauberstabgefuchtel gibt, werden viele von euch kaum glauben, dass es sich um Zauberei handelt. Es könnte eine Weile dauern, bis ihr wirklich die Schönheit des leise brodelnden Kessels mit seinen schimmernden Dämpfen zu sehen lernt, die zarte Macht der Flüssigkeiten, die durch die menschlichen Venen kriechen, den Kopf verhexen und die Sinne betören … Ich kann euch lehren, wie man Ruhm in Flaschen füllt, Ansehen zusammenbraut und sogar den Tod verkorkt. Wenn …" Er hielt inne. „Wenn ihr lernen wollt."

Es folgte Stille. Zwei Jungs in der ersten Reihe sahen sich hochgezogenen Augenbrauen an, und das Mädchen mit dem buschigen Haar setzte sich aufrechter hin, als wäre sie bereit zu beweisen, dass sie lernwillig war. Er teilte sie in Paare und gab ihnen die Anweisungen für einen einfachen Trank, der Beulen heilte. Er schrieb gerade die letzten Zutaten an die Tafel, als er jemanden hinter sich spürte. Eine Hand tauchte neben ihm auf, nahm die Kreide und änderte die Menge von Stachelschweinpastillen. Harry lächelte.

„Danke, Severus", sagte er.

„Mein Vergnügen", sagte Snape leise. „Ich bin hier, um dir deine Stundenplanung zu geben. Du hast sie in meinem Quartier vergessen. Und ich muss sagen, ich bin sehr enttäuscht."

Harry drehte sich um, um Snape anzusehen, während er die Stundenplanung in die Hand nahm. „Wieso?", sagte er besorgt.

Snapes Mundwinkel zuckte. „Du hast den Teil vergessen, in dem du sie einen Haufen Dummköpfe nennst."

„Oh, tut mir Leid", sagte Harry mit einem entschuldigenden Lächeln. „Ich bin so vergesslich."

Snape grinste und drehte sich um, um zu gehen. Seine Siebtklässler in Verteidigung gegen die Dunklen Künste warteten auf ihn, und er wusste, dass sie bald das Klassenzimmer auseinandernehmen würden. Er hatte gerade die Tür erreicht, als er hinter sich eine Stimme hörte. „Meister Potter!" Snape drehte sich um und sah, wie Harry zu der Schülerin ging und ihr zeigte, wie sie ihre Narzissen-Wurzel schneiden sollte. Sie sah ihren Zaubertrank-Lehrer bewundernd an. Als er fertig war, strahlte sie ihn an, bedankte sich und arbeitete alleine weiter. Meister Potter warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu und kümmerte sich dann um ein anderes Problem. Snape lächelte, während er zusah. Wenn jemand vor acht Jahren „Zaubertrank-Lehrer" als Beruf für Harry James Potter vorgeschlagen hätte, hätte er laut gelacht. Und trotzdem war er nun hier, erwachsen, und unterrichtete, als würde er es schon seit Jahren tun. Sein Beschützer war stolz auf ihn. Einen Moment lang, erhaschte Severus Snape durch sein inneres Auge einen Blick in die Zukunft. Er sah Kinder, deren Taufpate er war, eine ganze Familie von Potters und Weasleys und Malfoys, die gemeinsam Weihnachten feierten, lachten und scherzten. Er konnte sich selbst auch dort sehen. Harry wandte sich ihm zu und bot ihm mehr Met oder Wein an. Zog mit ihm an einem Weihnachtscracker. Frohe Weihnachten, Severus.

Snape wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihm etwas sagte, dass Harry etwas Gefährliches vorhatte. Er drehte sich um und sah, wie Harry sich über einen Tisch beugte, um eine Arbeit zu begutachten. Sein Umhang kam einem Kessel gefährlich nahe.

„Harry!", rief Snape.

Harry sah auf, dann nach unten, und zog seinen Umhang zur Seite. Er lächelte Snape zu. „Danke, Severus", sagte er. Diese Worte schienen eine Million Bedeutungen zu haben.

Severus Snape lächelte, verließ den Raum, schloss die Tür und wischte sich über die Augen. „Es war mir ein Vergnügen", murmelte er niemandem zu, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und den Korridor entlangging.


Bemerkungen

Wir haben es also doch noch bis ans Ende der Geschichte geschafft, obwohl es länger gedauert hat, als ich anfangs gedacht hatte. Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen genauso viel Spaß wie ich beim Schreiben der Übersetzung.

Zum Schluss bedanke ich mich noch bei ein paar Personen. Natürlich bei J.K. Rowling, die Harry Potters wunderbare Welt geschaffen hat. Bei The Velvet Ghost bedanke ich mich für das Original von Ankh of Khepri und die Erlaubnis, die Geschichte zu übersetzen. Danke auch an meine Englischlehrer, vor allem die Sprachkompetenz-Professoren am Institut für Anglistik und Amerikanistik meiner Uni, die mir in den letzten Jahren geholfen haben, meine Englischkenntnisse deutlich zu verbessern, was mir das Übersetzen erleichtert hat.

Und natürlich Danke an alle Leserinnen und Leser, Reviewerinnen und Reviewer. Ihr habt mich ermutigt, weiter zu machen, und ohne euch wäre die Übersetzung vermutlich nie fertig geworden.

Und nun – au revoir.