Wow! Sechs Jahre ist es jetzt schon her, dass ich aufgehört hatte, hier weiter zu schreiben. Wo ist nur die Zeit geblieben? Nun das nächste Wow! Es geht weiter! Viel Spaß!
Zurück in der Kammer
Severus drehte ein Gläschen Scotch in seinen Händen hin und her und beobachtete die schwankende Flüssigkeit. Er fragte sich, was es mit dieser Kammer Gryffindors auf sich hatte. Auch wenn er es ungern zugab, aber irgendwas war da komisch an der Sache.
Dumbledore hatte eigentlich immer ein offenes Ohr für alles und nie zuvor hatte er Harry etwas derart nachdrücklich verboten. Aber was Severus noch mehr stutzig machte, war die Tatsache, dass der Schuldirektor diese Violetta Turner offensichtlich auch sehen konnte. Es war also kein Hirngespinst von Harry.
Dieses Mädchen gab es wirklich. Zu gern würde Severus auch mal ein Wort mit ihr wechseln. Denn es war schwierig sich sein eigenes Bild zu dieser Sache zu machen. Er wusste nicht, wem er mehr vertrauen sollte. Dumbledors Erfahrung, oder Harrys Gespür. So wie der Junge sich da hinein steigerte musste was dahinter stecken.
Nach langem Zögern schlug Severus das Märchenbuch auf und las das erste Kapitel. Man könnte wirklich glauben, den Beweis für die Kammer vor sich zu haben. Severus seufzte, klappte das Buch wieder zu und schob es von sich. Dann starrte er auf die goldene Schrift am Bucheinband, in der sich das Fackellicht der Wand spiegelte. Der Name des Autors blitze immer wieder auf. „Anne Worr"
Severus hatte sicher schon eine gute halbe Stunde darauf gestarrt ohne es wirklich zu lesen, bis er plötzlich die Augenbrauen zusammen zog. „Anne Worr?" Er legte den Kopf schief. ANNEWORR – RROWEN(N)A – R. Rowena – „Rowena Ravenclaw? Das gibt's doch gar nicht." Severus starrte weiter auf die Buchstaben.
Konnte es denn wirklich sein, dass Rowena höchst persönlich dieses Buch unter einem Decknamen schrieb? Wenn dem so war, dann sollte man diesen Märchen vielleicht doch mehr Beachtung schenken.
Schließlich kippte Severus den letzten Schluck seines Glases hinunter und stand auf. Vielleicht sollte er mit Harry noch einmal sprechen und dem Jungen wirklich zu hören.
-oxo-
Harry sah Severus mit großen Augen an. Hatte er eben richtig gehört? Ihm war schon aufgefallen, dass Severus beim Frühstück sehr nachdenklich war, aber nie hätte er gedacht, dass sein Dad sich mit dem Märchenbuch beschäftigte.
„Sieh mich nicht so an, Harry. Ich möchte nur wissen, was du inzwischen heraus gefunden hast. Kann sein, dass da vielleicht doch was dran ist."
„Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?" wollte Harry wissen. Er war irgendwie mißtrauisch und nicht ganz sicher, was Severus wirklich von ihm wollte.
„Hast du dir schon mal Gedanken über den Autor gemacht?" fragte Severus.
Harry blickte auf das Buch, das zwischen ihm und Severus lag, dann wieder fragen zu Severus.
Dieser rollte gedanklich die Augen. „Ließ das ganze doch mal rückwärts!" half Severus nach.
Verwirrt zog Harry die Augenbrauen zusammen und tat wie ihm geheißen, dann weiteten sich seine Augen schlagartig. „Aber…" begann er, doch dann verschlug es ihm die Sprache.
„Genau. Ich denke, das wirft ein völlig neues Licht auf die ganze Sache", gestand Severus.
„Rowena Ravenclaw", flüsterte Harry, „Wow."
„Rowena hat viele Kinderbücher geschrieben. Und es würde zu ihr passen ein Buch zu schreiben, wo sie Hogwarts Geheimnisse in kleine Märchen verpackt, die dann als Kinderkram abgetan werden. Oft ist der sicherste Ort eines Verstecks der direkt unter deiner Nase, weil keiner, der nach Geheimnissen sucht damit rechnet, dass er das, was er sucht täglich vor Augen hat. Es gibt übrigens ein Kapitel, das dich interessieren wird, schlag mal die Geschichte ‚Das Bernsteinamulett' auf."
Harry öffnete das Buch und begann nach kurzem Zögern zu lesen:
„Eines Tages fand Godric Gryffindor ein Stück Bernstein im Wald, der an das Schloß grenzte. Es war nicht weiter wunderlich, in einem so alten Wald versteinertes Baumharz zu finden. Doch es war kein gewöhnlicher Bernstein, es war eine Ameise darin eingeschlossen.
Godric fand es faszinierend wie in dem Stein das Leben für alle Ewigkeit festgehalten wurde. Diese Ameise war mehrere tausend Jahre alt und sah dennoch so aus, als wenn sie, wenn man sie aus dem Stein befreien würde, sofort wegkrabbeln würde.
Er schliff den Stein ein wenig zu Recht und machte ein Amulett daraus. Mit Salazars Hilfe schufen die beiden ein mächtiges magisches Artefakt. Es soll die Fähigkeit besitzen, Todesflüche abzuwenden, aber auch Kontakt mit Toten ermöglichen. Doch eines Tages verschwand dieses Amulett und ward nie mehr gesehen."
„Das Amulett des Lebens. Violetta hat mir davon erzählt. Es soll angeblich in Gryffindors Schatzkammer sein", erzählte Harry nachdem Severus eine Augenbraue hob.
„Was hat sie dir noch erzählt?" fragte Severus.
Harry war immer noch nicht sicher, ob es klug war Severus alles zu erzählen, aber andererseits hatte er gerade Severus volle Aufmerksamkeit. Der Mann scheint wirklich daran interessiert zu sein.
„Na ja. Sie hat mir Briefe gezeigt von Godric Gryffindor und Salazar Slytherin, wo dieses Amulett erwähnt wurde und auch ihre Aufzeichnungen in denen hervor geht, dass der Zugang zu Gryffindors Schatzkammer hinter dem Abbild der Wirklichkeit steckt. Das deckt sich auch mit dem Buch. Violetta dachte, dass es ein Bild oder ein Spiegel oder ein Wandteppich sein könnte, war aber noch nicht erfolgreich bei ihrer Suche. Und dann kam mir die Idee mit der verzauberten Decke. Die ist ja auch quasi ein Abbild der Wirklichkeit."
„Mit der Aktion hast du mir und Professor Dumbledore einen gehörigen Schreck versetzt."
„Das war nicht meine Absicht", sagte Harry und verschränkte trotzig seine Arme, „Wie hätte ich wissen sollen, dass da ein Schutzschild drüber ist?"
„Du hast nie Die Geschichte Hogwarts gelesen, oder?" es war eher eine Feststellung als eine Frage.
Harry verdrehte die Augen. „Nein."
„Hör auf mit den Augen zu rollen! In meinem Haus müssen alle Erstklässer dieses Buch lesen. Es ist einfach wichtig über das Haus Bescheid zu wissen, in dem man die nächsten Jahre leben und lernen wird", mahnte Snape.
„Inzwischen weiß ich eh schon fast alles, Dank Hermine", fing Harry an doch Severus unterbrach ihn,
„Aber eben nur fast. Selbst Ms Granger kann sich nicht jedes noch so kleine Detail merken. Man muss es selber gelesen haben. Ich wäre bereit deinen Stubenarrest zu kürzen, wenn du mir versprichst innerhalb der nächsten Woche einen Aufsatz zu dem Buch zu schreiben."
„Zu Die Geschichte Hogwarts? Weisst du wie dick das Buch ist?" Harry glaubte sich verhört zu haben.
„Such dir ein Thema raus. Du darfst selber wählen", sagte Severus darauf.
„Und wenn ich es nicht in einer Woche hinkriege?" fragte Harry unsicher.
„Dann bekommst du Stubenarrest bis der Aufsatz fertig ist", erklärte Severus.
Harry überlegte eine Weile. Es wären nur mehr zwei Tage und Harrys Strafe wäre vorbei, aber Harry hatte sein Zimmer schon mehr als satt und er wollte Penny doch noch so vieles im Schloss zeigen, bevor sie wieder abreiste.
„Okay", willigte Harry schließlich ein.
„Gut, dann abgemacht. Du kannst gehen. Aber sei pünktlich zum Mittagessen in der Großen Halle und halt dich fern von Ärger, sonst platzt unser Deal wieder."
Harry hätte beinahe wieder mit den Augen gerollt, aber diesmal konnte er den Drang unterdrücken, stattdessen lächelte er unschuldig und sprang auf.
Severus schüttelte den Kopf, als er Harry davon stürmen sah. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass der Junge, den Severus damals in dieser Muggelbar gefunden hatte, derselbe Junge war, der eben voller Tatendrang aus dem Raum geflüchtet war.
-oxo-
„Harry!" Penny sah überrascht auf, als sie Harry kommen sah. Sie saß mit Draco in der Bibliothek und schien sich gut mit ihm zu unterhalten.
„Bist du etwa abgehauen?" fragte Draco.
„Nein. Ich habe mit Severus einen Deal. Ich schreibe für ihn einen Aufsatz dafür darf ich raus", erklärte Harry.
„Cool. Meinst du, du darfst vielleicht… ähm…" Penny blickte zu unsicher zu Draco, „Weiß er davon?"
Harry blickte zuerst etwas ratlos. „Was meinst du?"
„Die Kammer"
„Oh! Ähm… Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre", stammelte Harry.
Draco rollte mit den Augen. „Severus läßt dich gerade frei und du planst schon wieder etwas, was dich in Schwierigkeiten bringen wird? Wenn ihr von der Kammer des Schreckens sprecht, dann lasst euch raten: Vergeßt es! Harry wirklich, du wirst es dir mit Sev noch verscherzen. Du kannst doch nicht aller Ernstens-"
„Okay, okay, Papa. Ich hab's verstanden. Keine Rundführung in die Katakomben von Hogwarts. Zumindest sollten wir warten bis dein letzter Tag ist, Penny. Dann ist es nicht so schlimm, wenn ich Hausarrest bekomme." Harry hob beschwichtigend die Arme.
„Und wenn wir Severus einfach fragen?" fragte Penny zaghaft. „Vielleicht dürfen wir, wenn er mitkommt?"
„Dann mag ich aber auch mitkommen!" rief Draco sofort.
Harry war der Gedanke gar nicht recht Severus von ihrem Vorhaben zu erzählen. Sollte dieser nämlich nein sagen, hatte Harry keinerlei Ausrede, falls er doch gehen wollte. Denn dann würde er garantiert Schwierigkeiten bekommen.
„Denkst du er würde zustimmen?" fragte Harry nun Draco, der Sev ja am längsten von ihnen allen kannte.
„Schwer zu sagen. Aber vielleicht kann man ihn mit Basiliskenhaut, oder -blut ködern. Das sind sehr teure und begehrte Zaubertrankzutaten", überlegte Draco hin und her, „andererseits ist der Basilisk schon gut vier Jahre tot. Ich habe keine Ahnung wie schnell Basilisken verwesen."
„Vielleicht finden wir die Eierschale des Basilisken?" grübelte Harry weiter.
„Wir wissen nicht, ob der Basilisk da unten geschlüpft ist, oder später dort einquartiert wurde", gab Draco zu bedenken.
„Ich denke, er ist da geschlüpft", sagte Harry, den Text des Märchenbuchs klar vor sich.
Draco zog eine Augenbraue hoch und sah Harry skeptisch an.
„Dann fragen wir Severus beim Mittagessen", sagte Penny schließlich entschlossen.
„Und wenn er nein sagt? Willst du dann trotzdem gehen?" fragte Harry unsicher.
„Ja. Aber vielleicht ein anderes Mal. Es muss nicht unbedingt diesmal sein. Ich hoffe, das war nicht mein letzter Besuch in Hogwarts."
Harry nickte grinsend.
-oxo-
Als die drei Kids mit nervösen Gesichtern in der Großen Halle zum Mittagessen erschienen konnte Severus sofort erkennen, dass da was nicht stimmte.
„Was ist los? Raus mit der Sprache. Ihr seht aus, als ob ihr was angestellt hättet", fragte er sofort.
„Wir haben nichts angestellt", sagte Penny sofort, „Wir wollte dich nur was fragen."
„Und was wäre das?" fragte Severus immer noch mißtrauisch.
„Ich wollte fragen, ob ich Penny die Kammer des Schreckens zeigen darf?" sagte Harry und kaute nervös an seiner Unterlippe.
„Und ob du uns vielleicht begleiten magst?", fügte Penny noch schnell hinzu, bevor Severus etwas sagen konnte.
„Immerhin lebte da unten ein Basilisk. Vielleicht ist noch was Brauchbaren zu finden", gab Draco zu bedenken.
Überrascht studierte Severus die drei Kinder vor sich. Sie dürften wohl lange darüber nachgedacht haben, wie sie ihre Bitte am besten vortragen würden.
Seine erste Reaktion war natürlich ein klares ‚nein' doch nach Pennys Vorschlag, er solle doch mitkommen und Dracos Hinweis, dass vielleicht sogar was für ihn dabei rausspringen könnte, brachte Severus nun doch dazu, zu überlegen.
„Ich werde darüber nachdenken", sagte Severus schließlich ausweichend. Er brauchte Zeit die Pros und Widers in seinen Kopf abzuwägen.
Für die drei, war es schon ein kleiner Erfolg, dass Severus ihre Idee nicht sofort im Keim erstickt hatte.
Noch bevor das Essen beendet war, meinte Severus schließlich, „Einverstanden. Wir treffen uns in einer Stunde in der Eingangshalle."
Harry konnte es gar nicht glauben. „Wirklich?" fragte er verblüfft.
„Ja, wirklich. Unter der Vorraussetzung, dass wir alle zusammen bleiben und ihr genau das macht, was ich sage."
Harry nickte wild mit seinen Kopf. Draco zog nur eine Augenbraue hoch. Wann mussten sie denn einmal nicht genau das machen, was Severus von ihnen erwartete? Es war doch immer so.
-oxo-
„Du kommst auch mit, Mum?" fragte Penny verwundert, als sie Severus mit Salma an seiner Seite in die Eingangshalle kommen sah.
„Meinst du ich lasse mir so eine einmalige Chance entgehen?" fragte Salma amüsiert.
„Also gut, Harry. Zeig uns den Weg", sagte Severus und der kleine Trupp setzte sich in Bewegung.
Penny machte große Augen, als Harry die Tür zu einem Mädchenklo öffnete und noch größere, als Harry plötzlich sagte, „Hallo Myrte. Bist du da?"
Nachdem keine Antwort kam, zuckte Harry nur mit den Schultern und ging weiter zu dem Waschbecken mit der kleinen Schlangengravur am Wasserhahn. „Geht ein Stück zurück!" warnte Harry und alle bis auf Severus folgten ihn.
Harry sah zu seinem Adoptivpapa hoch und sah die eiserne Entschlossenheit in dessen Augen. Severus würde Harrys Seite nicht verlassen, komme was wolle. Es berührte Harry und er lächelte kurz dankbar, ehe er sich zu dem Wasserhahn beugte und „öffnen" auf Parsel zischte.
Der Wasserhahn begann zu leuchten, der Boden zu vibrieren und langsam verschwand das Waschbecken in der Wand und gab einen Tunnel frei.
Harry machte einen kleinen Schritt rückwärts und stieß gegen Severus der schützend seine Hände auf Harrys Schultern legte.
„Wie lange ist der Tunnel?" fragte der Ältere erstaunt.
„Damals kam er mir ewig lange vor. Es geht vermutlich bis unter den See. Die Röhre ist ziemlich naß und schmutzig", erinnerte sich Harry.
Draco kam nun auch näher und besah sich das Loch im Boden. „Da soll ich runter?" fragte er skeptisch.
„Du musst ja nicht, wenn du Angst hast", stichelte Penny grinsend.
„Ich habe keine Angst", verteidigte sich Draco sofort, „Ich bin nur kein großer Fan von Tunnelrutschen."
„Wie seid ihr damals wieder da rauf gekommen?" wunderte sich Salma.
„Fawkes hat uns wieder nach oben getragen. Er ist Dumbledores Phönix."
„Ich frage mich, wie Salazar Slytherin immer nach oben gekommen ist. Ich kann mich nicht vorstellen, dass er jedesmal eine Rutschpartie gemacht hat und anschließend die Röhre wieder hochgeklettert ist", bemerkte Draco.
Severus nickte nachdenklich „Ich gebe Draco recht. Ich denke auch, dass es noch eine andere Art nach unten geben muss. Irgendwelche Treppen."
Harry ging einen Schritt näher ans Loch und sah sich um. „Da ist aber nichts."
„Vielleicht muss man sie heraufbeschwören?" überlegte Salma.
Harry seufzte und versuchte sich im Geiste das Bild einer Schlange vorzustellen. Er brauchte das Bild einer Schlange, damit er Parsel sprechen konnte und das Waschbecken war nun nicht mehr zu sehen. Sobald er eine Schlange, vor seinem geistigen Auge sah sagte er „Treppe".
Ein knirschendes Geräusch ertönte, als wenn Steine aneinander schliffen und tatsächlich formte sich langsam eine steile und sehr schmale Wendeltreppe in der Röhre.
„Ich gehe vor!" sagte Severus entschlossen und schritt an Harry vorbei.
Die Wendeltreppe ging lange im Kreis, aber nach endlosen Stufen kamen sie endlich unten an.
„Das ist also die Kammer des Schreckens?" fragte Draco etwas enttäuscht.
„Nein. Wir müssen noch ein Stück gehen. Hier lang", sagte Harry und zeigte zu einem Tunnel, der gerade hoch genug war, dass man aufrecht stehen konnte.
Doch sehr weit kamen sie nicht, denn da versperrten gewaltige Felsen den Weg.
„Oh!" sagte Harry und grinste verlegen.
„Oh? Hast du dich etwa in der Richtung geirrt?" fragte Draco.
„Nein. Ich habe nur völlig vergessen, dass der Durchgang verschüttet wurde, als Lockhart versucht hat unser Gedächtnis zu löschen."
„Er hat was?" fragte Severus erschüttert. Davon hörte er zum ersten Mal.
„Er wollte Rons und mein Gedächtnis löschen. Er sagte, er würde einfach ein Stück Basiliskenhaut mit nach oben nehmen und behaupten wir hätten den Verstand verloren beim Anblick von Rons verstümmelter Schwester."
„Wieso wollte er das tun?" fragte Penny völlig entsetzt.
„Weil wir wußten, dass all seine Abenteuerbücher geklaute Geschichten waren. Er war ein Hochstapler und der Gedächtniszauber war offensichtlich einer der wenigen Sprüche, die er wirklich konnte. Das einzige was uns gerettet hat, war Rons kaputter Zauberstab, den er geklaut hat. Der Zauber ging nach hinten los, Rons Zauberstab explodierte und dann kam die Decke runter", erzählte Harry. „Ich wurde durch die Gesteinstrümmer von Ron getrennt und bin dann alleine weiter gegangen, während Ron dieser Spalt da frei geräumt hat."
Salma schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist ja furchtbar, was du da erzählst. Ein Lehrer der seine Schüler angreift."
Harry zuckte mit den Schultern. „Er war nicht der erste und auch nicht der letzte."
„Wie meinst du das?" fragte Salma weiter.
„In meinem ersten Schuljahr hat Professor Quirrell zwei Mal versucht mich zu töten. Und auch in meinem vierten Schuljahr, der falsche Moody wollte mich entführen und letztes Jahr Professor Umbrigde wollte sogar den Crutiatusfluch auf mich anwenden."
„Und was ist mit dem Lehrer in deinem dritten Jahr?" fragte Severus, der sich noch genau daran erinnern konnte, wie sich Lupin vor den Augen der Kinder in einen Wehrwolf verwandelt hatte.
„Professor Lupin war der beste Lehrer, den wir bis dahin hatten. Er war ein Freund meines Vaters. Er wollte mir nichts Böses."
Severus schüttelte den Kopf, „Bis auf jene Nacht, als er vergessen hatte den Wolfbanntrank zu nehmen."
„Es war ein Versehen!" verteidigte sich Harry.
„Ein Versehen, was euch das Leben hätte kosten können."
„Sag mal, Harry. Hast du jemanden mit dem du über diese Erlebnisse sprechen kannst?"
„Meine Freunde, aber oft reden wir nicht davon."
„Nein, ich meine jemanden Neutralen, Unbeteiligten."
„Mir geht's gut, okay!" rief Harry sofort beleidigt. Salma klang ja fast so, als würde sie meinen Harry gehöre in die Klapsmühle.
Salma ließ das Thema vorerst fallen, aber die nahm sich vor mit Severus zu einem späteren Zeitpunkt darüber zu reden. Wie konnte jemand nicht durchdrehen, bei all dem, was der Junge schon erlebt hatte?
„Wie kriegen wir die Steine da weg? Oder müssen wir uns durch den Spalt zwängen?" fragte Draco und beäugte den schmalen Spalt. Er war sich nicht sicher, ob er dadurch passen würde. Harry war damals zwölf und sehr klein für sein Alter und Ginny war elf und auch nicht viel größer.
„Hmm", machte Severus und zog seinen Zauberstab um die Stabilität der Höhle zu prüfen. Schließlich sagte er, „Ich denke, wir können den Spalt etwas vergrößern, aber ich würde nicht alle Steine wegräumen, sonst löst sich vielleicht noch mehr von der Decke."
Vorsichtig tippte Severus Stein für Stein an und ließ sie einzeln zerbröseln. Es dauerte zwar eine Weile, aber es war nicht so anstrengen, wie die Steine weg zu rollen. Bald war der Spalt groß genug, dass alle bequem durchgehen konnten.
Harry stellte fest, dass die Basiliskenhaut, die damals hier gelegen war, komplett unter den Steinen begraben war. Was vielleicht ganz gut war, denn er war sich nicht sicher, wie Severus darauf reagieren würde, sobald er erfährt, wie groß der Basilisk wirklich war.
Damit sie die Zauberstäbe frei hatten, um sich vor eventuellen Gefahren verteidigen zu können, beschwor Severus eine große Lichtkugel, die nun über ihren Köpfen schwebte und genug Licht spendete.
Bald kamen sie an das Schlangentor, das den Durchgang zur Kammer des Schreckens frei geben würde.
„Ich präsentiere euch: Die Kammer des Schreckens!" sagte Harry und wisperte dann auf Parsel ‚öffnen'.
Langsam glitt die Tür auf und gab den ersten Blick in die große Halle frei.