Ja, ich wage es tatsächlich! Dies wird mein erster Mehrteiler. Lasst es uns nicht „Roman" nennen, das macht mir Angst ;)! Natürlich habe ich als Hauptpersonen mein Lieblings-Pairing gewählt: Hermine und Severus – Ich sehe Eure dankbaren Blicke ;))

Ich habe Euch in der Inhaltsangabe ein M-Rating für die späteren Kapitel angekündigt! Habt ein wenig Geduld – die beiden haben es am Anfang nicht leicht (eigentlich wie immer ;) )

Ansonsten möchte ich nur noch schnell sagen, dass es viele wunderschöne HG/SS Geschichten gibt , von denen mich sicher viele inspiriert haben.

Ich bin für Eure Frage und Anregungen immer dankbar! Also lasst mich wissen, was Ihr denkt!

Jetzt aber los! VORHANG AUF und viel Spaß!

Schattenspiel

1. Eine zweite Chance

Hermine versuchte sich zu entspannen als sie, schwer beladen mit Koffern und Krummbeins Katzenkorb, auf die Mauer zum Gleis 9 ¾ zulief. Sie fürchtete, vor lauter Anspannung und Angst gegen den magischen Eingang zu prallen und mit samt dem Gepäck und ihrem jammernden Kater zu Füßen eines sicherlich verständnislosen Muggelbahnaufsehers zu landen. Sie hatte in ihrem dunkelgrünen Umhang eh schon genug Aufsehen erregt. Sie war sich jedoch sicher, dass ihr für einen Garderobenwechsel während der Reise nach Hogwarts später sicher die Nerven fehlen würden.

Noch vier Minuten.

Hermine atmete tief durch. Es ging nicht. Sie konnte diesen Schritt unmöglich gehen – wer weiß, was diesmal schief gehen würde. Wahrscheinlich würde sie sämtliche Schüler in Lebensgefahr bringen. In ihrem Magen schien sich alles zu verknoten – sie versuchte dagegen anzuatmen – zu entspannen.

Noch drei Minuten.

Eine wunderbare Chance, mein Schatz hatte ihr Vater sich gefreut. Du hast dich immer nach Hogwarts zurückgesehnt hatte ihre Mutter sie ermutigt. Die beiden hatten ja keine Ahnung.

Niemand kommt besser für diese Aufgabe in Frage als Sie, Hermine! Sie hatte sich Dumbledores Brief wieder und wieder durchgelesen. Er wusste, was vor drei Monaten geschehen war und trotzdem…

Noch zwei Minuten.

Krummbein knurrte ungeduldig. „Ja, ja ich weiß!" murmelte Hermine. „Wir haben das tausend Mal besprochen aber…" sie kraulte den Kater durch die Gitterstäbe seines Korbes hindurch.

Noch eine Minute.

„Autsch!" Krummbein riss sie mit seinen scharfen Zähnen unsanft aus ihren Gedanken. Hermine verstand und rannte los, durch die Wand auf das Gleis und hinein in den zischenden und dampfenden roten Zug.

ooo

Keuchend hievte Hermine ihre Koffer in die Gepäckablage, öffnete Krummbeins Korb und ließ sich in den Sitz fallen. Sie hatte tatsächlich ein leeres Abteil, hinten im letzten Waggon des Zuges gefunden und war sehr froh darüber, die Reise in Ruhe begehen zu können. Es gab einiges, über dass sie nachdenken musste – über dass sie nach drei Monaten noch immer Tag und Nacht, jede Minute, jede Sekunde nachdachte.

Krummbein war aus dem Korb gekrabbelt, hatte sich auf ihrem Schoß zusammengerollt und ließ ein zufriedenes Schnurren hören.

Hermine angelte in ihrer Umhangtasche nach einer verkorkten Phiole, öffnete sie und setzte sie an die Lippen. Praktisch, dass sie nach dem Studium der magischen Medizin in der Lage war, einen solch komplizierten Trank selber zu brauen. Kein Medi-magier hätte ihn ihr verschrieben, nicht einmal nach den katastrophalen Geschehnissen, die vor kurzem zu einem jähen Ende ihrer jungen Karriere geführt hatten.

Hermine schloss die Augen. Sie spürte, wie sich der Knoten langsam löste.

Die Schiebetür zum Abteil öffnete sich leise und schloss sich wenige Augenblicke später wieder. Hermine hielt die Augen geschlossen – selbst wenn sie sie hätte öffnen wollen, die Lieder waren viel zu schwer.

„Weg? Für immer?" piepste eine aufgeregte Jungenstimme „Ja, es stand im Tagespropheten!" antwortete ein zweiter Junge.

Hermine bewegte sich leicht in ihrem Sitz, um ihr Gewicht zu verlagern. Krummbein vergrub seine Krallen in und durch den Stoff ihres Umhangs hindurch, was seine Besitzerin zu einem leisen Aufstöhnen veranlasste.

„PST! Wir sind nicht allein!" Eine dritte Stimme im Abteil ließ die beiden anderen verstummen. Es war ein Mädchen. Offensichtlich hatte die drei Kinder sie erst jetzt entdeckt.

„Wer ist das?" flüsterte einer der Jungen.

„Professor H. Granger." antwortete die leise Mädchenstimme leicht gereizt, so als sei die Frage völlig überflüssig gewesen.

„Woher weißt du das denn jetzt schon wieder?"

Hermine hörte ein genervtes Seufzen. „Mach die Augen auf, es steht auf ihrem Koffer!"

Eine kurze Pause. Hermine war sich sicher, dass drei Augenpaare sie in diesem Moment neugierig und argwöhnisch musterten.

„Meinst du, sie…" „Nicht hier!" unterbrach das Mädchen einen der beiden Jungen erneut. „Sie könnte aufwachen – lasst uns auf den Gang gehen."

Leise schlüpften die drei aus dem Abteil. Hermine hörte, wie die Tür zugeschoben wurde. Dann war es wieder still.

Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Diese kurze Unterhaltung hatte sie daran erinnert, wie sie in ihrem dritten Schuljahr in einer ähnlichen Situation mit Harry und Ron den schlafenden Professor Lupin entdeckt hatte. Genau wie sie jetzt war er damals als neuer Lehrer nach Hogwarts gekommen. Und genau wie sie hatte er ein Geheimnis mitgebracht, von dem nur Dumbledore und Professor Snape gewusst hatten– nur dass der arme Lupin nichts für sein dunkles Geheimnis konnte.

Hermine spürte den Knoten in ihren Magen zurückkehren. Die Wirkung des Tranks verkürzte sich von Mal zu Mal. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen und starrte aus dem Fenster. Die herbstliche Landschaft flog vorbei.

„Ich hätte jede Stelle gerne angenommen", murmelte Hermine gegen die beschlagene Fensterscheibe, „aber ausgerechnet diese musste es werden!" sie schnaubte verächtlich. Krummbein fuhr erschrocken zusammen. Sie kraulte ihn beruhigend. Sicher war sie dankbar für Dumbledores rettendes Angebot und sie wusste, dass er es nicht aus Mitleid gemacht hatte. Er brauchte sie – nein, er brauchte dringend jemanden und hatten niemand anderen gefunden – verbesserte Hermine ihren Gedanken. Dennoch war die ganze Situation absurd.

ooo

Hermine drängelte sich durch einen Haufen aufgeregt plappernder Erstklässler und steuerte auf eine der wartenden Kutschen zu, die sie zum Schloss bringen würde. Aufgrund des allgemeinen Trubels am ersten Schultag hatte man ihr mitgeteilt, dass sie leider nicht abgeholt werden konnte. Sie hatte eigentlich schon viel früher in Hogwarts ankommen sollen, doch Hermine hatte ihre Zusage bis zum letzten Moment hinausgezögert, hatte gehofft, man würde sie doch nicht brauchen.

Diese Möglichkeit hatte sie auch jetzt noch nicht verworfen. Nach der warmherzigen Begrüßung war darum die erste Frage, die sie Professor Dumbledore kurze Zeit später in der großen Halle flüsternd zuraunte, „Direktor, haben sie Neuigkeiten über den Verbleib von Professor Snape?"

Bevor er antwortete schweifte Dumbledores Blick durch die große Halle, die mit schnatternden Schülern gefüllt war. Die Einteilung der neuen Schüler in ihre Häuser war bereits vorüber und Hermine war erst später leise und unauffällig hereingekommen. Er würde die neue Lehrerin erst morgen nach dem Frühstück vorstellen. Für heute war es für alle genug Aufregung gewesen. Dumbledore wandte sich Hermine schließlich mit trauriger Miene zu.

„Nein, wir haben den ganzen Sommer alles nur erdenklich Mögliche getan, um ihn zu finden oder wenigstens herauszufinden, was mit ihm geschehen sein mag", Der Direktor seufzte, „Aber er ist und bleibt verschwunden, seit diesem Sonntag im April." Er schien für einen Augenblick völlig abwesend, dann fasste er sich und blickte Hermine über den Rand seiner halbmondförmigen Brillengläser hinweg an.

Sie sah blas und müde aus. Nicht das erste Mal fragte er sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

„Ich weiß, die letzten Wochen waren nicht leicht für sie, Hermine!" sagte er leise.

Sie schluckte. Darüber wollte sie nun wirklich nicht sprechen. Sie stand auf und sagte leise: „Ich würde mich gern zurückziehen – die lange Reise…"

„Was passiert ist, ist nicht allein ihre Schuld."

Hermine blickte ihn mit verzehrter Miene an.

Dumbledore räusperte sich. Er fürchtete, die Situation könnte eskalieren. Hermine schien nah an einem erneuten Zusammenbruch zu sein. Er rief sich in Erinnerung, dass er genau dies verhindern wollte. Sicherlich, er brauchte vor allem dringend ihre Hilfe in der Schule, aber er hatte sie auch hierher geholt, um sie vor den inneren Dämonen zu schützen, die sie seit dem schrecklichen Vorfall im St. Mungos unablässig quälten.

Schließlich beendete er die unangenehme Pause: „Kommen sie! Ich zeige ihnen jetzt ihr neues Heim!" Er stand ebenfalls auf, legte freundlich eine Hand auf Hermines Schulter und schob sie aus der Halle.

ooo

Auf dem langen Weg durch das Schloss zwang sich Hermine, mehrmals tief durchzuatmen. Es sollte doch nicht gleich mit einer Katastrophe beginnen! „Jetzt reiß dich zusammen!" murmelte sie in sich hinein.

Sie schlüpfte hinter Dumbledore in den ersten der Kerkerräume, der von einem prasselnden Feuer im Kamin zwar erhellt aber nur dürftig erwärmt wurde. Fröstelnd zog sie ihren viel zu dünnen Umhang enger um die Schultern und folgte dem Direktor durch eine unscheinbare dunkle Tür, die in Professor Snapes Privaträumen führte. Jetzt würden es ihre Räume werden.

Hermine atmete den Geruch von Feuchtigkeit, alten Büchern und Kräutern tief ein. Eigenwillig aber nicht unangenehm, bemerkte sie und stellte gleichzeitig erstaunt fest, dass sie langsam begann, sich ein wenig zu entspannen.

Dumbledore stand neben dem Kamin, in dem ebenfalls ein Feuer brannte. Er breitete seine Arme aus und entzündete mit einem Mal viele Kerzen, die an den Wänden befestigt waren. „Alles steht zu ihrer freien Verfügung, Hermine!" Er lächelte entschuldigend, „es ist nicht sehr – gemütlich. Ich habe nur wenig umdekoriert", seine Stimme stockte, „eigentlich fast nichts – ich konnte es nicht!" fügte er leise hinzu.

Hermines Blick wanderte durch den Raum und fiel auf einen Blumenstrauß. Der Strauß wirkte seltsam deplaziert, sie musste schmunzeln. Sicher eine der wenigen Umdekorierungsmaßnahmen. Sie ging zu einem winzigen Fenster, das hoch oben in die Mauerwand eingelassen war. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und griff nach dem Riegel. Er ließ sich nur schwer bewegen. Als er schließlich doch nachgab und das Fenster sich mit einem Ruck öffnete, flog ihr eine dicke Staubwolke entgegen. Sie musste husten.

„Wir suchen so schnell wie möglich nach einer besseren Lösung." Dumbledore klopfte ihr besorg auf den Rücken.

„Es ist in Ordnung, Direktor. Ich denke, Krummbein und ich werden uns hier schon einrichten!" Hermine beobachtete ihren Kater, der neugierig seine Nase an einem der Bücherregale rieb. „Sehen sie, Krummbein ist schon eingezogen!"

Dumbledore nickte ihr erleichtert zu. „Was für ein seltsamer Platz für eine Gryffindor, die Privaträume des Hauslehrers von Slytherin!" Er versuchte ein heiteres Lachen. „-des ehemaligen Hauslehrers von Slytherin sollte ich wohl besser sagen."

Hermine atmete einen schwachen Hauch kühler Nachtluft ein, der durch das kleine Fenster hereinströmte. Kein Geräusch drang in diesen Raum, nicht einmal ein leises Rauschen der Bäume, deren Stämme sie gerade noch durch das kleine Fenster in der Dunkelheit draußen erahnen konnte. „Aber jemand wie Professor Snape verschwindet doch nicht einfach so! Und schon gar nicht in Friedenszeiten." Platzte es plötzlich aus ihr heraus.

Dumbledore seufzte, „Friedenszeiten – es gibt nichts Unsichereres."

Hermine überhörte seine Entgegnung und fuhr fort: „Sicher, er war unfreundlich, arrogant und gemein…" sie bemerkte Dumbledores vorwurfsvollen Blick und errötete. „Verzeihen sie, Direktor. Ich wollte nur sagen, er war wohl doch nicht so verantwortungslos, dass er die Schule einfach verlassen würde, ohne sich zu verabschieden – Ich meine, nicht einmal Professor Snape…?"

Dumbledore setzte zu einer Antwort an, als plötzlich ein starker Luftzug die Tür zu den Kerkerräumen mit einem ungeheuerlichen Knall zuschlagen ließ. Alle Kerzen im Raum erloschen.

Hermine schrie erschrocken auf.

„Oh, ich fürchte, sie müssen das Fenster geschlossen halten, wenn die Tür geöffnet ist. – Alles in Ordnung?" Dumbledore sah sie besorgt an. Hermine nickte.

„Lassen sie uns Professor Snape für einen Moment vergessen. Wichtig ist, dass sie sich hier so wohl wie möglich fühlen und ihre Arbeit als Professorin für Zaubertränke gut meistern. Und da habe daran ich keinen Zweifel." er zwinkerte ihr aufmunternd zu."

Ein eisiger Windstoß durchfuhr erneut den Raum und streifte unsanft Hermines Gesicht. Sie zitterte vor Kälte und spürte nun wieder mehr als deutlich, dass sie sehr wohl Zweifel daran hatte.

„Sehr früh für einen ersten Herbststurm", Dumbledore schloss mit einem Wink seines Zauberstabes das Fenster und zündete mit einem weiteren die Kerzen wieder an. „Ich weiß nicht, ob ich sie wirklich allein lassen soll!" sagte er besorgt. „Sie wirken ein wenig verloren, Hermine!"

„Machen sie sich keine Sorgen. Ich bin nur müde." sagte sie tapfer.

ooo

Nachdem Dumbledore sie allein gelassen hatte, entdeckte Hermine das Schlaf- und Arbeitszimmer und das daran angrenzende kleine Badezimmer. Sie stellte fest, dass ihre Koffer bereits ordentlich aufgereiht neben dem großen Bett standen. Zu erschöpft, um sich umzusehen, wühlte sie sich aus ihrer Kleidung, zog an dem Haarband, das ihre Locken bis jetzt mehr oder weniger gezähmt hatte, suchte nach ihrem Nachthemd und schlüpfte hinein. Sie würde morgen ihre neue Behausung näher erkunden.

Als sie sich gerade auf das Bett setzten wollte, um sich endlich in die weichen Kissen fallen zu lassen, viel ihr Blick auf einen altmodischen Kleiderschrank aus dunklem Holz. In die mittlere der drei Türen war ein ovaler Spiegel eingelassen. Hermine stellte sich davor und betrachtete sich. Ihre dunkelblonden Locken standen wirr vom Kopf ab, ihr blasses Gesicht wirkte schmal, die Augen waren dunkel umrandet und tief eingesunken.

„Sieht so eine erfolgreiche Professorin für Zaubertränke aus?" hörte sich laut fragen.

„Mit Sicherheit nicht. Sie sehen erbärmlich aus, Miss Granger. Geradezu bemitleidenswert – wenn ich zu einer solchen Gefühlsregung fähig wäre!"

Hermine stockte der Atem. Erschrocken fuhr sie herum. Ihr Puls raste. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, die Stimme ihres ehemaligen Zaubertranklehrers gehört zu haben. Aber nein, seine Stimme war viel tiefer und vibrierender gewesen. Die Stimme eben hatte monoton und recht hell geklungen. Sie drehte sich wieder ihrem Spiegelbild zu und starrte es an.

Hermine fuhr sich mit beiden Händen durch das krause Haar und beruhigte sich langsam wieder. Von allen magischen Objekten an dieser Schule waren ihr die sprechenden Spiegel immer am unheimlichsten gewesen.

Sie wandte sich vom Spiegel ab und schlüpfte endlich erschöpft unter die dicke Daunenbettdecke. Das Bett war weich aber die Decke und das Kissen klamm von der Feuchtigkeit des Raumes. Hermine zog die Beine dicht an den Körper. Sie fühlte sich schwer wie ein Stein, die Müdigkeit war fast unerträglich. Sie dachte nur flüchtig daran, wo sie war – und in wessen Bett sie gerade lag. In ihrem Kopf verschwammen alle Gedanken und sie schaffte gerade noch ein schwaches: „Krummbein, komm ins Bett!" bevor sie in einen tiefen Schlaf fiel.

ooo

Tief in der Nacht. Die Schatten an den Wänden hatten aufgehört zu tanzen, nachdem die Kerzen eine nach der anderen erloschen waren. Das Feuer im Kamin glühte und glimmte schwach vor sich hin, nur noch wenige kleine Flammen schlängelten sich um das übrig gebliebene Holz und tauchten den Raum in ein dämmeriges Licht.

Hermine schlief tief und fest, Krummbein hatte sich mitten auf der Bettdecke zusammengekringelt und schnarchte leise, die Nase unter den wärmenden Vorderpfoten vergraben.

Ein langer Schatten löste sich langsam aus einer Nische neben dem kleinen Fenster.

Wenn er sich konzentrierte, gelang es ihm seit einiger Zeit, sich auf das Bett zu setzen. In seinem Zustand war an Schlaf selbstverständlich nicht zu denken, dennoch war das Bett, im Zentrum des Zimmers, ein Ort, von dem aus er alles überblicken und beobachten konnte. Nicht dass in den letzten Monaten viel zu beobachten gewesen wäre.

Es ließ sich jedoch auch gut nachdenken im eigenen Bett. Und das Denken war, so erschreckend diese sich langsam einschleichende Erkenntnis auch sein mochte, die einzige Fähigkeit, die ihm geblieben war.

Heute Nacht ließ Severus Snape sich jedoch nicht, wie üblich, auf seinem Bett nieder. Seit Stunden stand er in der Nische neben dem winzigen Fenster seines Schlaf- und Arbeitsraumes und beobachtete entsetzt die Geschehnisse, die sich vor seiner Nase vollzogen; ein frisch bezogenes Bett, ein Blumenstrauß auf dem Schreibtisch, ein prasselndes Feuer im Kamin.

Und dann das.

Wie konnte Dumbledore ihm das antun? Hatte er ihn aufgegeben?

Es kostete ihn eine schier unmenschliche Anstrengung und Konzentration, aus der Nische herauszutreten und sich ans Fußende seines Bettes zu stellen, oder besser, zu denken.

In dem spärlichen Licht, das gerade noch vom Kamin ausging, betrachtete er grimmig, wie sie entspannt dalag, wie die Bettdecke sich langsam hob und senkte, wie dieses Fellvieh sich schnarchend auf seiner Decke kringelte.

Es war nicht möglich. Das durfte nicht wahr sein. Nicht noch ein Kapitel in diesem wahnsinnigen Alptraum, in dem er sich seit Monaten befand.

Genug war genug, das musste ein für alle Mal ein Ende haben. Wütend und entschlossen verschränkte Snape die Arme vor dem Oberkörper und beugte sich so weit über das Bett, wie es ging.

„Ich habe keine Ahnung, was dieser Unsinn soll, aber sie verschwinden auf der Stelle aus meinem Bett und aus diesem Raum!" Seine donnernde Stimme hallte durch den stillen Raum und hätte Tote zum Leben erweckt.

TBC