1. Prolog

Sie hatte sich geschworen keine Angst zu zeigen, nicht zu zittern. Doch als sie vor ihm stand, spürte sie, wie ihr die Knie langsam wegbrachen und ihr die Angst die Luft zum Atmen nahm. Er sagte nichts, starrte sie nur an. In ihrem Rücken konnte sie die Blicke der anderen spüren, ihre kalten Augen, die durch silberne Masken blickten. Sie war eine Narr gewesen sich alleine auf die Straße zu wagen, ihre Freunde hatten sie gewarnt. Sie hatte die Einsamkeit gesucht, die Stille, doch alles was sie nun erwartete war Schmerz und Tod. Sie senkte den Blick, damit er ihre Augen nicht sehen konnte.

„Granger", die Stimme trieb ihr eine Gänsehaut auf die Brust, „die kleine Besserwisserin… wie geht es deinem Freund Potter."

Sie hätte wissen müssen, dass Goyles Vater sie erkannte. Dass alle sie erkannten.

Er, dessen Namen niemand aussprach, sagte noch immer nichts, lächelte nur vor sich hin. Ein Lächeln, das die Grimasse des Todes war.

Das Tuscheln und Wispern hinter ihrem Rücken wurde stärker und eine harte Hand stieß sie zu Boden, verzweifelt griff sie in der Luft nach irgendetwas, das ihr Halt bot, doch da war nichts. Nur die Leere, nur die Angst.

„Tötet sie."

Es waren die einzigen zwei Worte, die der dunkle Herrscher sprach. Sie spürte, wie sich Stäbe auf sie richteten. Sie fürchtete nicht den Tod, nur den Schmerz, diesen elenden Schmerz. Man würde sie nicht einfach sterben lassen. Ihre Leiche würde ein Zeichen sein, geschunden und gebrochen. Eine Warnung an alle, die sich ihm widersetzten. Es gab keine Rettung, nicht einmal für die Freunde des Auserwählten.

„Meister, verzeiht mir Meister…", einer seiner Anhänger warf sich vor ihm nieder. Hermine konnte sein Gesicht nicht sehen, aber das brauchte sie nicht. Sie kannte ihn, kannte die scharfe, eiskalte Stimme. Der Verräter, der Mörder.

„Mein Meister, ihr habt mir ein Geschenk angeboten für meinen Dienst, Herr. Nur ein kleines. Ich habe nichts verlangt, Meister, mir reicht es Euch zu dienen es ist eine Ehre, Meister…"

Hermines Magen krampfte sich zusammen und ihr Herz begann in einem ungleichmäßigen Rhythmus zu schlagen. Sie hatte ihm vertraut, sie hatte ihn in Schutz genommen, wenn die anderen ihn angriffen. Sie… wahrscheinlich würde er jetzt darum bitten, sie selbst töten zu dürfen…

„Meister, jetzt erbitte ich ein Geschenk, gebt sie mir Meister. Lasst das Mädchen mein Geschenk sein…"

Hermine spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. Es konnte nicht sein. Macht ihm ein Ende, beendet mein Leben, tötet mich, tötet mich…

„Meister, ich erbitte das Schlammblut von euch…"

Hermine blickte nicht auf, doch die Stimme des Dunklen reichte aus, um ihr einen dunklen Schauer über die Haut zu jagen. „Natürlich gehört dir die Ehre sie zu töten, Severus, mein treuester Diener."

„Verzeiht, Herr… Meister", für einen Moment glaubte Hermine ein Zittern in Snapes Stimme zu vernehmen, „verzeiht, Meister, doch ich wünsche sie lebend, als Dienerin, als Sklavin, als mein Eigentum…"

Hermine spürte wie sich ihr Magen umdrehte und bittere Gallenflüssigkeit in ihrem Hals aufstieg. Es konnte nichts sein.

„Was willst du denn mit der?" Hermine sollte den Hohn in Bellatrix Lestranges Stimme nie vergessen.

Snapes Lachen riss in Hermines Brust. „Im Gegenteil zu dir, liebe Belle, hat das kleine Schlammblut die Eigenschaft hübsch zu sein… nun… auch ein Mann wie ich hat seine Bedürfnisse…"

Nein! Nein! Nein! Nicht das!

„Mein Herr, mein Meister?"

„Sie ist dein."

Hermine spürte kaum, wie zwei starke Hände sie packten und sie aufrissen. „Du machst jetzt, was ich dir sage, Granger", krächzte ihre eine heisere Stimme ins Ohr, „wenn du dich wehrst, bist du tot. Hast du mich verstanden?"

Tod. Bitte lass mich tot sein. Bitte nicht das, nicht das…

Er riss sie grob mit sich fort und eh Hermine Zeit hatte an Widerstand zu denken, waren sie bereits apperiert.