Title: The Wonders of Maths

Author: Shi

Anime: Weiss Kreuz

Pairing: Crawford+Omi

Rating: T/PG-13

Warnings: keine soweit… es sei denn jemand hat ein Problem mit einem Lehrer/Schüler Verhältnis…

Disclaimer: Natürlich gehörn Brad und Omi und alle anderen nicht mir. Aber man wird doch noch träumen dürfen…

Summary: Eines Tages bekommt Omi einen neuen Mathelehrer – Brad Crawford. Was passiert, wenn der ihm Privatstunden gibt? Crawford/Omi

Diese ff verbindet zwei meiner größten Leidenschaften: Bradley Crawford und Mathematik Und auch diese widme ich Schu, diesmal aber wirklich, endgültig als bday fanfic! Auch wenn's nicht ihr Pairing ist, aber es ist Weiss Kreuz ;)

„Wörtliche Rede"

/Telepathie/


Es war an einem kalten Mittwochmorgen im Herbst. Omi saß mit einigen seiner
Klassenkammeraden am Fenster, während sie auf ihren Lehrer warteten.

„Hey Omi, hast du die Mathe Hausaufgaben gemacht?"

„Ja, natürlich", lachte Omi seinen Freund gut gelaunt an.

„Kann ich sie bitte, bitte abschreiben? Ich hatte gestern wirklich keine Zeit sie selber zu machen. Ich hätte es ja gemacht, wirklicht… aber…. Weißt du, Nao hatte doch diese Party und…"

„Jaja, schon ok", lächelte Omi und reichte dem Jungen sein Matheheft.

„Ah, tausend Dank, Omi. Du bist ein Schatz. Wenn ich diese Hausaufgaben wieder nicht hätte, müsste ich nachsitzen. Aber Mathe ist halt einfach nicht mein Fach. Ich weiß echt nicht, was ich ohne dich machen würde." Eifrig machte er sich daran, die Rechnungen ab zu schreiben.

„Ach was, so schwer ist es nicht. Ich kann dir Nachhilfe geben, wenn du willst. Alles was du machen musst ist viel üben, dann klappt das auch", bot Omi an. Aber der Junge hob abwehrend die Hände.

„Vergiss es, dafür ist es bei mir zu spät. Spar dir die Mühe. Mach du nur immer schön deine Hausaufgaben, so dass ich sie abschreiben kann. Dann passt das schon", grinste der Junge und wandte sich wieder seinem Heft zu.

Omi wollte gerade etwas erwidern, als die Tür aufging und ein Mann in einem cremefarbenen Anzug die Klasse betrat.

„Bitte sein Sie leise und setzen Sie sich auf Ihre Plätze!" Es dauerte eine Weile, bis alle den Mann bemerkt hatten und das Gemurmel verstummt war. Solange stand er neben seinem Pult und sah gelassen in die Runde.

„So ein Mist, ich bin nicht fertig geworden mit abschreiben. Ich kann doch dein Heft noch etwas behalten, nicht wahr Omi?" flüsterte Omis Sitznachbar. Aber Omi hörte ihn nicht. Geschockt starrte er den Mann an, der da vor ihm stand.

„Guten Morgen, meine Herrschaften", begann er dann, nachdem endlich Ruhe eingekehrt war. „Mein Name ist Crawford. Ich bin Ihr neuer Mathelehrer, da Herr Sato ja bedauerlicherweise bis zum Ende des Halbjahres krankgeschrieben ist." Crawford sah alle Schüler durchdringend an.

Das kann nicht wahr sein, dachte Omi entsetzt. Crawford, der Anfüher von Schwarz sollte sein Mathelehrer sein? War das etwa ein Trick um an Informationen über Weiss oder Kritiker zu kommen? Unwahrscheinlich, da gab es einfachere Methoden. Immerhin hatten Schwarz einen Telepathen unter sich. Also, was konnte Crawford damit bezwecken wollen? Auf jeden Fall würde Omi wachsam sein müssen.

In dem Moment fiel Crawfords Blick auf Omi. Er sah den Jungen einige Sekunden lang überrascht an. Doch er fasste sich schnell wieder und warf Omi einen kalten Blick zu, bevor er sich wieder an die Klasse wandte. Aber Omi hörte ihm kaum zu. Fieberhaft überlegte er, was den Anführer von Schwarz dazu veranlasst haben könnte, hier als Lehrer anzufangen.

Dann begann Crawford mit dem Unterricht. Zuerst wollte er nur überprüfen, wie weit die Klasse war. Anschließend stellte er einige Aufgaben und rief ein paar Schüler nach vorne, die sie an der Tafel vor rechnen sollten. Anschließend notierte er sich jedes Mal etwas in ein kleines Büchlein. Omi war sich nicht sicher, ob es Zufall war oder nicht, aber Crawford rief vor allem die Schüler nach vorne, die Probleme mit den Aufgaben hatten. Er half ihnen, wenn sie an einer Stelle nicht weiter kamen und er erklärte einige Dinge die von mehreren falsch gemacht wurden. Er war sehr geduldig und die Schüler konnten alle nachvollziehen, was genau sie jetzt rechnen sollten und warum. Omi konnte es nicht fassen. Der Typ hatte echt Talent zum Lehrer, das hätte er ihm nie zugetraut.

Dann plötzlich rief er Omi nach vorne. Misstrauisch sah Omi ihn an und stand langsam auf. Er rechnete die Aufgabe schnell und fehlerfrei und beeilte sich, sich wieder hin zu setzen.

„Sehr gut. Wie heißen Sie?" fragte Crawford.

„Tsukiyono Omi" ‚als wenn du das nicht genau wüsstest' knirschte Omi. Crawford notierte sich etwas in sein Büchlein.

„Gut, fuhr er anschließend ruhig fort, ich gebe Ihnen jetzt eine schwerere Aufgabe und ich möchte, dass Sie versuchen sie zu lösen. Sie können dabei mit Ihrem Nachbarn zusammen arbeiten. Wer Probleme mit dem Ansatz hat, kann erst mal Mitschüler fragen und sonst mich."

Während der Rest der Klasse noch über der Aufgabe brütete, hatte Omi sie mit seinem Nachbarn innerhalb kürzester Zeit gelöst. Also stand er auf und ging zu seinem Freund Nao hinüber, der noch nicht mal einen Ansatz gefunden hatte. Er versuchte ihm klar zu machen, was er tun musste, aber Nao hatte kein Interesse daran die Aufgabe zu lösen. „Vergiss es Omi, ich kann das eh nicht", meinte er nur und zeichnete weiter Blumen in sein Heft. Er konnte sehr gut zeichnen und Omi sah ihm eine Weile neugierig zu.

Auf einmal stand Crawford vor ihnen und fragte: „Wie weit sind Sie?"

„Wir sind fertig", meinte Omi kühl, während Nao hastig versuchte, seine Zeichnungen unter sein Heft zu schieben. Crawford nahm Omis Heft in die Hand und las die Aufgabe durch.

„Das Ergebnis ist richtig. Wie steht es mit Ihnen, Nao?"

„Äh, Omi hat's mir erklärt. Ich wollte es gerade selber rechnen" log Nao. Crawford sah ihn hart an. „Dann können Sie es ja gleich vorne vor rechnen." Nao schluckte. Sobald Crawford gegangen war packte er Omi am Arm und schüttelte ihn.
"Bitte, du musst mir helfen, ich kann das nicht. Bitte sag mir, was ich machen muss!" flehte er.

„Jaja, ist ja gut. Wenn du mir dieses Mal zuhörst wenn ich versuche es dir zu erklären…"

„Ja, ich höre dir zu. Bitte schnell Omi."

Etwa zehn Minuten später stellte Crawford sich an sein Pult und bat die Klasse um Ruhe.

„Da Sie sich alle so angeregt unterhalten gehe ich mal davon aus, dass Sie fertig sind. Nao wird uns die Aufgabe jetzt an der Tafel vorrechnen und Sie können vergleichen, ob Sie richtig gerechnet haben."

Unsicher ging Nao nach vorne, während Omi ihm die Daumen drückte.

Zwar machte Nao unglaublich viele Rechenfehler aber im Großen und Ganzen löste er die Aufgabe gut. Omi war stolz auf ihn. Er hatte in den zehn Minuten eben ja doch zugehört. Auch Crawford war zufrieden, aber er riet Nao, zuhause viele Aufgaben zu rechnen, damit er nicht mehr so viele Fehler machte. Auch dem Rest der Klasse gab er als Hausaufgabe auf, alle wichtigen Rechenregeln die sie bis jetzt gehabt hatten noch einmal durch zu gehen und gegebenenfalls zu wiederholen. Besonders beim Berechnen von Integralen hatten viele Schüler große Probleme. Ein Mädchen erklärte, dass es schon so lange her sei, dass sie das gemacht hatten und es daher keiner könnte.

„Darum gebe ich Ihnen ja auch diese Hausaufgabe auf. Und ich möchte, dass Sie das auch wirklich machen. Ich werde das kontrollieren", erwiderte Crawford daraufhin.

Kurz darauf klingelte es auch schon und Crawford verließ die Klasse. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sprangen alle Schüler auf um sich mit ihren Freunden über den neuen Lehrer zu unterhalten. Omi beteiligte sich nicht an den Gesprächen. Er hing seinen eigenen Gedanken nach. Crawford war nicht ungerecht zu ihm gewesen oder hatte ihn irgendwie fertig gemacht, so wie er am Anfang befürchtet hatte. Er hatte ihn eigentlich kaum beachtet. Omi war total verwirrt. Dann seufzte er laut. Er sollte sich wegen dem Typen nicht so viele Gedanken machen. Es würde sich schon alles aufklären.

„Man Omi, jetzt habe ich die Hausaufgaben völlig um sonst abgeschrieben", murmelte sein Sitznachbar. Omi grinste und drehte sich zu seinem Freund um.


„Ich bin wieder da!", rief Omi als er den Laden betrat. Sofort kam Ken auf ihn zu gestürzt.

„Ah Omi, gut dass du da bist. Du hast doch sicher nichts dagegen für mich die Lieferungen zu machen, nicht wahr? Weil ich muss wirklich, wirklich, wirklich dringend weg."

„Aber…", fing Omi an, doch Ken hatte ihm bereits die Liste in die Hand gedrückt und war zur Tür hinaus gerannt. „Tausend Dank Omilein, dafür hast du was gut", schrie Ken, packte seine Fußballtasche auf sein Motorrad und raste davon.

„KEN!" rief Omi und verzog das Gesicht.

„Hör auf so blöd zu grinsen, Yohji!" maulte er.

„Kudou, sitz da nicht so faul rum, arbeite! Omi, hier sind die ersten vier Lieferungen", befahl Aya und reichte Omi die Blumen.

„Ach, entspann dich. Es ist doch kein Kunde hier", winkte Yohji ab. Den wütenden Blick, den Aya ihm zuwarf bemerkte er nicht, da er eine Zigarette aus seiner Tasche fischte. Gerade wollte er sie anzünden, da entriss Aya ihm das Feuerzeug.

„Was soll das denn bitte werden!", rief Yohji aufgebracht.

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass hier nicht geraucht wird, Kudou!", funkelte Aya böse.

„Ach reg dich… ist ja gut, ist ja gut. Ich geh ja schon…" Schmollend verzog Yohji sich nach draußen. Omi seufzte.

„Und? Worauf wartest du noch?" fragte Aya ungeduldig.

„Bin schon weg."

Das Ausliefern der Blumen dauerte mehrere Stunden. Zwei Mal musste Omi im Laden vorbei fahren um die nächsten Fuhren ab zu holen. Als er endlich den letzten Strauß ausgeliefert hatte, war es bereits dunkel. Außerdem war es sehr kalt und die Straßen lagen voller nasser Blätter, weshalb er sehr vorsichtig fahren musste. Als er endlich am Laden ankam, hatten die anderen ihn bereits geschlossen. Erschöpft und völlig verfroren stellte er seinen Roller ab und stieg die Treppen zur Wohnung hoch. Der Geruch von angebratenem Fleisch kam ihm entgegen. Na wenigstens etwas, die anderen hatten gekocht. Gerade streckte er die Hand in die Tasche um seinen Schlüssel raus zu holen, da wurde die Tür von innen aufgerissen und Yohji kam heraus. Beinahe hätte er Omi umgerannt.

„Oi, wird auch Zeit dass du kommst. Wollte dich gerade suchen gehen", lachte er. Omi sah ihn skeptisch an.

„Hey, guck nicht so. Ok, war ein Scherz. Ich habe ein Date. Willst du nicht mit kommen? Die Mädels würden dir gefallen, vertrau mir."

Die Mädels?"

„Ja, ich bin völlig ausgebucht für die nächsten Wochen, darum musste ich zwei Dates zusammenlegen. Aber die beiden werden schon miteinander auskommen."

Omi rollte mit den Augen.

„Na, wenn du nicht willst dann lass es halt. Es zwingt dich ja keiner mitzukommen. Du weißt ja nicht, was dir da entgeht. Da will man mal einmal großzügig sein und teilen und dann so was…"

„Yohji!"

„Ist ja gut, Kleiner. Ich könnte sowieso nicht mehr warten bis du dich umgezogen hast und so würde ich dich auf keinen Fall mitnehmen", grinste Yohji.

„Gut, kann ich dann jetzt bitte vorbei?" meinte Omi und versuchte, sich an Yohji vorbei zu schieben.

„Bin schon weg. Viel Spaß bei deinen Hausaufgaben. Ich werde an dich denken wenn ich nachher mit den beiden Hübschen im Bett…"

„Yohji!" Diesem Kerl war aber auch wirklich gar nichts peinlich, dachte Omi und lief leicht rot an. Yohji hingegen gluckste vor lachen. Es machte einfach ungeheuer viel Spaß den Kleinen zu ärgern. Und er wurde immer so schnell rot. Unsacht schubste Omi den Älteren jetzt aus der Tür und knallte sie anschließend zu. Er hörte, wie sich das Lachen allmählich entfernte und kurz darauf Yohjis Seven gestartet wurde.

Schnell zog Omi sich Schuhe und Mantel aus und ging auf direktem Weg in die Küche. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und sein Magen knurrte wie verrückt. Außerdem hatte er mit Ken noch ein Hühnchen zu rupfen. In der Küche traf er dann auf Aya, der am Herd stand und Ken, der am Tisch saß und Besteck verteilte.

„Ah, da bist du ja endlich", begrüßte ihn Ken fröhlich.

„Ja", murrte Omi und warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Hier", sagte Aya und drückte Omi drei Teller in die Hand. Dabei berührte er leicht seine Hand aber Omi dachte sich nichts dabei, bis Aya ihm die Teller wieder entriss und seinen Arm fasste.

„Was?" fragte Omi verwirrt.

„Du bist eiskalt", stellte Aya fest.

„Es ist kalt draußen."

„Du gehst erst mal duschen. Sonst erkältest du dich", ordnete Aya an.

„Aber Aya, ich hab Hunger. Ich kann auch hinterher noch duschen."

„Nichts da. Du duschst jetzt."

„Keine Angst, wir essen dir schon nichts weg", meinte Ken und hätte beinahe die Teller fallen lassen die Aya ihm plötzlich in die Hand drückte. Omi warf ihm einen bösen Blick zu. Dann wandte er sich an Aya der ihn streng ansah. Na toll, der würde ihm erst was zu Essen geben, wenn er geduscht hatte. Seufzend drehte er sich um und trottete ins Bad.

Nun, eigentlich hatte Aya Recht gehabt. Nach der heißen Dusche fühlte Omi sich gleich viel besser. Schnell zog er sich seinen Schlafanzug an und ging zurück in die Küche um endlich was zu essen. Gut, dass Aya für Yohji mit gekocht hatte, sonst wäre Omi nicht satt geworden. Ken aß wirklich für drei. Man sollte ihm den Sport verbieten.

Während Omi die Blumen ausgeliefert hatte, hatte er sich überlegt, dass er den anderen erst einmal nichts von Crawford erzählen würde. Die würden da auch nichts machen können und er wollte erst einmal abwarten was geschah. Vielleicht konnte er Crawford ja nach der nächsten Stunde auch einfach zur Rede stellen. Schaden konnte es ja nicht.

Nach dem Essen setzte Omi sich an seinen Schreibtisch um Hausaufgaben zu machen. Das war mal wieder typisch. Jetzt hatte er den ganzen Abend Zeit um Hausaufgaben zu machen und hatte so gut wie nichts auf. Aber wenn er eine Mission hatte die bis in den frühen Morgen dauerte, hatte er unter Garantie bergeweise Arbeit. Scheiß Timing immer.

Nach einer halben Stunde hatte er bereits alles erledigt und überlegte, was er jetzt mit seiner Zeit anfangen könnte. Ach ja, mit Ken musste er ja noch reden. Er würde ihm für die nächsten drei Samstage die Frühschicht aufdrücken. Mit diesen Gedanken machte er sich auf die Suche nach Ken um diesen davon zu unterrichten. Er fand ihn in seinem Zimmer, wo er auf seinem Bett lag und laut Musik hörte und ebenso laut mitsang. In der Hand hatte er seinen geliebten Fußball, den er immer wieder, im Takt wohlgemerkt, gegen die Decke schleuderte und, für seine Verhältnisse bemerkenswert geschickt, wieder auffing.

„Hier bist du. Ken, wir müssen reden!", begann Omi und baute sich neben Kens Bett auf. Bam! Der Braunhaarige hatte den Ball nicht gefangen und ihn stattdessen mit voller wucht ins Gesicht gekriegt, so dass er erst einmal eine Weile damit beschäftigt war, sich die Nase zu halten, bevor er sich um Omi kümmern konnte. Omi wartete derweil geduldig. Als Ken endlich wieder aufnahmebereit war, legte er los und hielt ihm erst einmal eine schicke Standpauke, bevor er ihn davon unterrichtete, dass er ihn für die nächsten drei Frühschichten eingetragen hatte. Ken war zwar kein bisschen begeistert und versuchte, Omi zu erweichen, aber erfolglos. Und da Ken keinen Streit mit Omi wollte, gab er irgendwann widerwillig nach.

Zufrieden setzte Omi sich vor den Fernseher. Kurz darauf gesellte sich Aya zu ihm und sie sahen sich einen Krimi an. Der war zwar nicht der Knaller, aber besser als nichts. Es wurde ein sehr geruhsamer Abend. Kein nervender Yohji der einen mit seinen zweideutigen Bemerkungen verrückt machte und kein Ken der maulte er wolle lieber ein Fußballspiel sehen (es gab ausnahmsweise mal keins). Auch Aya genoss die Ruhe sichtlich und er ließ sich sogar zu einigen Kommentaren über den Film hinreißen. Wie offensichtlich es doch wäre, dass der Bruder der Mörder war und wie unsympathisch er die Kommissarin fände. Omi konnte ihm in beiden Fällen nur zustimmen.


Donnerstag war an sich ein ruhiger Tag für Omi. Er hatte zwei Freistunden und auch sonst keine anstrengenden Fächer. Mathe hatte er in den letzten beiden Stunden und darauf wartete er heute besonders. Er war aufgeregt, was wohl passieren würde.

Zuerst passierte nicht viel. Crawford begrüßte die Klasse und fragte, ob jemand die Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Niemand meldete sich. Daraufhin verteilte er einen Aufgabenzettel und sagte, dass das eine schriftliche Überprüfung der Hausaufgaben sei, die er am Ende der Stunde auch einsammeln würde. Sofort brach in der Klasse Panik aus. Die eine Hälfte hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht, die Hausaufgaben zu machen und die andere Hälfte bezweifelte, dass sie gut genug gelernt hatten um einen Test schreiben zu können. Zufrieden mit der Reaktion setzte Crawford sich an sein Pult und holte ein Buch hervor.

„Wer redet, abschreibt oder sonst irgendwas macht, gibt sofort ab", warnte er und sah einmal streng in die Runde. Sofort herrschte Schweigen und alle wandten sich mehr oder weniger missmutig den Aufgaben zu. Omi betrachtete Crawford noch eine Weile und überlegte, ob er ihn jetzt dafür hassen sollte oder nicht. Ihm konnte der Test relativ egal sein, er hatte ja gelernt. Aber für viele andere sah es schlecht aus. Allerdings waren sie ja auch irgendwie selber Schuld. Es war schließlich Hausaufgabe gewesen, dachte er. Plötzlich bemerkte er, dass Crawford ihn ebenfalls ansah. Weil ihm in der Eile nichts Besseres einfiel, kniff Omi die Augen zusammen und funkelte Crawford böse an. Aber der verzog nur leicht den Mund zu einem ziemlich fiesen Lächeln und wandte sich dann wieder seinem Buch zu. Mit einem leisen Schnauben machte Omi sich dann ebenfalls an seine Aufgaben.

Er hatte gerade das letzte Wort geschrieben, als Crawford verkündete, dass sie noch genau eine Viertelstunde Zeit hätten. Seufzend lehnte Omi sich zurück und kippelte ein wenig mit seinem Stuhl.

„Ich habe gesagt jeder guckt auf sein Blatt!", donnerte Crawford auf einmal in einer solchen Lautstärke, dass die Schüler vor Schreck zusammen fuhren. Auch Omi wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Alle sahen erschrocken nach vorne und hofften, dass nicht sie gemeint waren.

„Sie zwei dahinten, sofort abgeben!" Die ganze Klasse, bis auf zwei Schüler, atmete erleichtert aus. Die zwei Betroffenen saßen in der letzten Reihe und versuchten gerade einen kleinen Zettel so unauffällig wie möglich verschwinden zu lassen. Aber Crawford war schneller. Mit einer Geschwindigkeit und Eleganz die nur ein Profikiller an den Tag legen konnte, war er mit wenigen Schritten bei den beiden Jungen und schnappte ihnen den Zettel weg. Dann sammelte er ihre Aufgabenblätter ein und überflog anschließend den kleinen Zettel. Mit einem letzten Unheil verkündenden Blick drehte er sich um und ging zu seinem Pult zurück. Die beiden Jungen versuchte so zu gucken, als würde ihnen das ganze nichts ausmachen. Aber man sah deutlich dass sie durch Crawfords hartes Durchgreifen ziemlich verunsichert waren. Ihr alter Mathelehrer hatte immer so lange leere Drohungen ausgestoßen bis es eh Abgabezeit war, so dass ihn keiner mehr ernst genommen hatte, aber das würde sich jetzt wohl ändern. Die anderen Schüler hatten die ganze Szene gespannt verfolgt und jeder fragte sich, was Crawford wohl mit den beiden machen würde. Sie kannten ihn noch nicht lange genug um ihn einschätzen zu können und das machte sie alle etwas nervös. So verhielten sie sich für die restliche Zeit alle ruhig und unauffällig.

Wenn es etwas gab das Omi hasste, dann war es untätiges herumsitzen. Da fiel ihm ein dass er neulich mal versucht hatte eine Aufgabe zu lösen, die er im Internet gefunden hatte. Sie war als Lernhilfe gedacht und hatte auch eine Lösung, aber Omi wollte es erst einmal selber versuchen. Er hatte den Zettel mit, aber Crawford würde es wohl nicht zulassen dass er ihn jetzt hervor holte. Also drehte er seinen Aufgabenzettel um und versuchte sie aus dem Gedächtnis auf zu schreiben. Es dauerte nicht lange und er war sich sicher, an alle Angaben gedacht zu haben, also fing er an zu rechnen. Zuerst machte er sich klar was er hatte, was er suchte und schrieb dann alle möglichen Ansätze auf, wie er das Gesuchte bekommen könnte. Es dauerte nur kurze Zeit und Omi hatte sich so in das Problem vertieft, dass er alles um sich herum vergaß. Am Anfang lief auch alles ganz gut aber irgendwann kam der Punkt an dem er nicht weiter kam. Wieder und wieder überprüfte er seinen Gedankengang, aber ohne Erfolg. Da half nur noch eins, alles noch einmal von vorne, diesmal mit einem völlig neuen Ansatz. Aber auch dieses Mal kam er nicht sehr weit. Es gab einfach zu viele unbekannte Größen. Aber, geduldig wie er war, fing Omi noch ein weiteres Mal an, diesmal mit einer komplett anderen Zeichnung. Nach und nach musste er jedoch alle Lösungsansätze, die er sich überlegt hatte, streichen, es lief einfach jedes Mal auf eine Sackgasse hinaus. Langsam fiel ihm beim besten Willen nichts mehr ein. Sein Zettel sah verheerend aus - überall kleine oder größere Zahlenkolonnen, Randbemerkungen, winzige, durchgestrichene Zeichnungen und dicke Pfeile von einem Ende des Blattes zum anderen. Er war wohl der einzige der sich in diesem Durcheinander noch zu Recht fand 1. Aber wenn man auch nur einen einzigen Zettel zur Verfügung hatte… Plötzlich wurden seine Überlegungen durch Crawfords Stimme unterbrochen.

„Die Viertelstunde ist um, Namen drauf und Stifte hinlegen, keiner schreibt mehr. Ich gehe rum und sammele ein… Ich habe gesagt Stifte hinlegen, das gilt auch für Sie!" In Windeseile hatte Crawford alle Zettel eingesammelt und in einem ordentlichen Stapel aufs Pult gelegt.

„Ich werde die heute Nachmittag durchsehen, Sie bekommen die dann morgen wieder. Aber keine Angst, die Note wird nicht sehr stark gewertet, sie dient nur dazu Ihnen ein Beispiel meiner Benotung zu geben." Crawford wartete bis sich das Gemurmel wieder etwas gelegt hatte, dann fuhr er fort: „Die beiden Herren aus der letzten Reihe kommen bitte nach dieser Stunde zu mir. Als nächstes schlagen Sie bitte alle die Seite 41 in Ihren Büchern auf, Aufgabe 7 bitte. Sie haben bis zum Klingeln Zeit, beraten Sie sich mit Ihrem Nachbarn wenn nötig. In der nächsten Stunde werden wir die Aufgabe dann an der Tafel vorrechnen und anschließen fangen wir mit einem neuen Thema an."

Omi hätte ja wirklich gerne die Aufgabe gemacht, aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Und das lag nicht nur daran, dass er das Gefühl hatte ständig von Crawford beobachtet zu werden, sondern auch daran, dass er immerzu an die Aufgabe von eben denken musste. Es musste doch irgendwie möglich sein sie zu lösen. Irgendetwas hatte er übersehen. Irgendwann gab Omi es dann auf sich mit dem Buch zu beschäftigen und versuchte stattdessen einen neuen Lösungsansatz für seine eigene Aufgabe zu finden.

Gleich nach dem Klingeln gingen die beiden Ertappten aus der letzten Reihe nach vorne um sich ihre Strafpredigt und eine Menge Extraaufgaben abzuholen.

Sekunden nachdem es zum Wiederbeginn der Stunde geklingelt hatte, machte Crawford auch schon mit dem Unterricht weiter. Man der Kerl zieht das echt durch 45 Minuten lang, dachte Omi beeindruckt. Das schafften nur wenige Lehrer. Allerdings kamen sie nicht wie geplant zum Vergleichen der Aufgabe an der Tafel, da viele Schüler noch Probleme hatten. Geduldig beantwortete Crawford alle Fragen.

„Nun, das ist ein äußerst eigenwilliger Weg den Sie da benutzt haben, Omi…" erschrocken fuhr Omi hoch. Er hatte gar nicht bemerkt dass Crawford hinter ihm stand. Wie unvorsichtig von ihm, so was durfte eigentlich nicht passieren.

„Ich, ähm…"

„Abgesehen davon dass sie sich wohl in der Aufgabe geirrt haben, haben sie dort einen Fehler gemacht. Das muss negativ sein und nicht positiv." Mit dem Finger deutete Crawford auf eine Stelle in Omis Heft. Und er hatte Recht, da war Omi tatsächlich ein Fehler unterlaufen. Und so ein dummer auch noch. Kein Wunder dass er nichts Vernünftiges raus bekam. Was so ein kleiner Flüchtigkeitsfehler doch für verheerenden Schaden anrichten kann, dachte er mürrisch und verbesserte ihn eilig. Crawford nickte zufrieden – was Omi allerdings nicht sehen konnte, da er ja mit dem Rücken zu ihm saß – und ging weiter zum nächsten Schüler.

Als endlich alle die Aufgabe gelöst hatten, war die Stunde beinahe zu Ende und Crawford erklärte, dass sie dann wohl erst in der nächsten Stunde mit dem neuen Thema beginnen könnten.

„Wer möchte an die Tafel kommen? Niemand? Nun gut, dann muss ich wohl einen Freiwilligen bestimmen…" Mit einem ungerührten Gesichtsausdruck holte Crawford das Kursheft hervor und schlug die Namensliste auf.

„Den wievielten haben wir heute? Den zwanzigsten, Nummer 20… Tsukiyono, Omi. Kommen Sie bitte nach vorne!" Das war doch wohl nicht fair. Es hatte es ja geahnt, Crawford hatte ihn auf dem Kieker. Solche Zufälle konnte es nicht geben! Mürrisch und böse Blicke auf Crawford schleudernd, kam Omi an die Tafel. Das hatte er nun davon, keine Ahnung von Nichts.

„Welche Aufgabe noch mal?", fragte er zähneknirschend.

„Seite 41, Nummer 7", wiederholte Crawford gelassen, aber mit einer nicht zu überhörenden Befriedigung in der Stimme. Das ganze macht ihm sicher tierisch Spaß, dachte Omi und griff sich das Buch. Soweit so gut… so schwer war das ganze gar nicht… In seinem Kopf begann es zu Arbeiten. Einige Minuten herrschte Schweigen in der Klasse, alle starrten gebannt auf Omi. Das erlebten sie auch nicht alle Tage dass Omi vorne stand und nicht so Recht weiter wusste. Aber nach einer Weile legte Omi das Buch zur Seite, nahm ein Stück Kreide und fing an zu schreiben. Ganz gelassen, konzentriert, ohne zu stocken. Während er schrieb erläuterte er seine Schritte. Crawford sah ihm kritisch bei der Arbeit zu aber er hatte keinen Grund Omi an irgendeiner Stelle zu unterbrechen oder zu verbessern.

Gerade wollte Omi seine letzte Rechnung in Angriff nehmen, da klingelte es. Sofort waren alle Schüler auf den Beinen und packten ihre Sachen zusammen. Omi drehte sich erst zur Klasse um, dann zu Crawford.

„Keiner rührt sich!", donnerte dieser plötzlich. Sofort war es still.

„Abgesehen davon dass immer noch der Lehrer den Unterricht beendet ist es sehr unhöflich Omi gegenüber, dass Sie jetzt alle abhauen während er noch redet. Setzen Sie sich wieder!" Er warf einen bösen Blick in die Runde woraufhin alle Stühle wieder von den Tischen geholt und alle Taschen wieder abgestellt wurden. Als alle Schüler wieder saßen bedeutete er Omi fort zu fahren. Nach einem letzten prüfenden Blick auf Crawford wandte Omi sich wieder seiner Aufgabe zu. Er wollte seine Klassenkammeraden ja nicht unnötig lange warten lassen, einige mussten schließlich ihre Busse noch kriegen. So schnell es ging rechnete er zu Ende und begab sich dann – nach einem „das ist korrekt" von Crawford – zurück auf seinen Platz. Wieder wollten alle aufspringen, aber Crawford war noch immer nicht fertig.

„Ich hoffe Sie haben das alle mit geschrieben oder mit ihren eigenen Aufzeichnungen verglichen?" Die durchweg leer geräumten Tische waren ein eindeutiger Beweis, dass das nicht der Fall war.

„Alle Hefte raus und vergleichen. Oder soll ich's einsammeln?", drohte Crawford. In Wirklichkeit hatte er nicht die geringste Lust am Abend noch mehr zu korrigieren und wollte nur so schnell wie möglich nach Hause. Aber so ging das ja nun wirklich nicht. Wozu machte er sich denn die Mühe das an der Tafel vorrechnen zu lassen, wenn es dann keiner zur Kenntnis nahm? Ungeduldig sah er zu, wie die Schüler hastig die Endergebnisse unter ihre Aufgaben kritzeln und ihn dann genervt ansahen.

„Wer fertig ist kann dann gehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!" Damit waren sie dann ja wohl eindeutig entlassen und es dauerte keine zwei Minuten bis der gesamte Klassenraum leer war – bis auf zwei Personen. Crawford stand noch vorne am Pult und packte die Aufgabenzettel der ersten Stunde in seine Aktentasche, während Omi sich sehr viel Zeit mit dem Einpacken seiner Sachen ließ. Als er fertig war, erhob er sich langsam und ging zur Tür. Aber er ging nicht hinaus sondern zog die Tür zu und drehte sich zu Crawford um. Er wollte das so schnell wie möglich hinter sich bringen und kam gleich zum Punkt.

„Also, was soll das hier werden wenn's fertig ist?"

„Ich weiß nicht was du meinst", erwiderte Crawford gelassen.

„Du weißt genau was ich meine, Schwarz. Also, was führst du im Schilde?"

„Ich führe nichts im Schilde".

„Was hast du dann hier zu suchen?"

„Ich glaube nicht, dass dich das irgendwas angeht".

„Oh, doch. Das geht mich was an! Du willst uns ausspionieren, richtig? Oder willst du mich vielleicht töten?" Crawford lachte laut auf.

„Dich töten? Bilde dir mal nicht zu viel ein. Glaubst du ich würde den ganzen Aufwand hier auf mich nehmen nur um dich dann vor 25 Zeugen umzubringen? Das glaubst du doch selber nicht".

„Aber… was willst du dann von mir?"

„Wer sagt dass ich etwas von dir will?" Nun war Omi vollkommen verunsichert.

„Jetzt sag mir nicht es wäre schon immer dein größter Traum gewesen eine Horde Jugendlicher in Mathematik zu unterrichten, ich bitte dich!", meinte Omi spöttisch. Aber der Ausdruck auf Crawfords Gesicht ließ ihn verstummen.

„Was wäre wenn?"

„Nun…ich meine…", stammelte Omi.

„Stammel nicht, das ist eine schlechte Angewohnheit. Hat dir das noch nie jemand gesagt?"

„Sag mir nicht was ich zu tun und zu lassen habe, Schwarz", rief Omi aufgebracht. Dieser Kerl machte ihn echt wütend. Was glaubte der eigentlich wer er war?

„Jetzt reg dich mal wieder ab. Ich kann ja verstehen dass dich meine Anwesenheit hier etwas aus der Fassung bringt. Aber du hast von mir nichts zu befürchten, falls dich das beruhigt. Alles was ich will ist hier in Ruhe unterrichten." Omi starrte den Schwarzleader eine Zeit lang schweigend an und rang mit sich, ob er ihm das jetzt glauben sollte oder nicht. Er hatte ja Recht, es wäre Blödsinn ihn hier zu töten und ausspionieren konnte sie sicher dieser komische Telepath viel besser. Aber warum sollte er hier freiwillig unterrichten wollen? Wer machte so was schon gerne?

„Du willst hier echt freiwillig Unterricht machen? Wieso? Kriegt ihr keine Aufträge mehr und seid knapp bei Kasse?"

„Pass auf was du sagst".

„Ich trau dir nicht…"

„Solltest du auch nicht. Nicht bei deinem Job".

„Also hast du doch was geplant!"

„Mein Gott bist du nervig! Nein ich habe nichts geplant und ich will dich auch nicht ausspionieren und töten schon gar nicht. Und ich habe echt keine Lust dieses Gespräch jetzt nach jeder Stunde zu führen. Also, was hältst du von einem temporären Waffenstillstand?" Bitte? Der hatte sie ja wohl nicht mehr alle. Als ob Omi sich jemals auf so was… allerdings… was er da gesagt hatte klang alles ganz plausibel. Was, wenn er nun doch die Wahrheit gesagt hatte? Omi hatte, wenn er ehrlich war, auch nicht die geringste Lust sich jetzt jeden Tag in der Schule aufs Neue mit der Feindschaft zwischen Schwarz und Weiss herum zu schlagen.

„Aber nur hier in der Schule!" willigte er schließlich ein. Eine innere Stimme sagte ihm, dass das nicht klug war. Aber was sollte er machen? Ein offener Kampf kam sowieso nicht in Frage, warum sich also den Umstand machen und ein Feindbild aufrechterhalten. Abgesehen davon, dass das seinen Noten sicherlich nicht zugute kommen würde.

„Natürlich nur hier in der Schule, du Flöte. Sollten wir uns bei einer Mission begegnen kannst du was erleben, das verspreche ich dir. Dann hau ich dich so windelweich dass dir deine dämlichen Fragen im Halse stecken bleiben", knurrte Crawford.

„Versuchs doch. Außerdem darfst du mich gar nicht schlagen weil du mein Lehrer bist und ich dich sonst anzeigen würde", erklärte Omi ungerührt.

„Also gut, was ist nun? Frieden?" Crawford streckte Omi seine Hand entgegen und blickte ihn herausfordernd an. Omi betrachtete die Hand zuerst skeptisch, ergriff sie dann aber.

„Du hast einen viel zu unterwürfigen Händedruck. Du musst die Hand nicht schütteln lassen sondern selber schütteln", bemerkte Crawford trocken. Omi knurrte nur. Was ging den sein Händedruck an?

„Gut, wenn das also geklärt ist… ich muss nach Hause. Schönen Tag noch!", meinte Omi und ging schnellen Schrittes zur Tür.

„Fahr vorsichtig!", rief Crawford ihm grinsend hinterher und bekam als Antwort nur den Mittelfinger gezeigt. Na das schien ja viel versprechend zu werden, dachte er amüsiert.


Mit einem Schrei fuhr Omi in dieser Nacht auf. Aber es war kein Angstschrei. Das klebrige Zeug in seiner Hose war ein eindeutiger Beweis um was für eine Art Traum es sich gehandelt hatte. Er hatte schon lange nicht mehr so einen Traum gehabt, war ja klar dass es bald wieder so weit sein würde. Aber so sehr Omi auch nachdachte er konnte sich einfach nicht erinnern, von wem er geträumt hatte. Er konnte sich nur noch an ein paar kakaobraune Augen erinnern. Und es war eindeutig ein Mann gewesen – eine Tatsache mit der Omi sich schon vor längerer Zeit abgefunden hatte. Hm, wen kannte er denn mit braunen Augen? Aber das Problem fing schon damit an, dass er nicht mal mit Sicherheit sagen konnte, welche Augenfarben seine Team Mitglieder hatten 2. Yohji hatte grüne Augen, daran erinnerte er sich – er hatte ihm einmal erzählt dass Frauen besonders auf grüne Augen stehen würden. Aber die anderen?

Seufzend stand er auf um sich um zu ziehen und sein Bett sauber zu machen, um die geheimnisvolle Person in seinem Traum würde er sich später Gedanken machen.

Zum Glück war das meiste in die Hose gegangen, so brauchte er wenigstens das Bettzeug nicht zu wechseln. Das hätte er heute Nacht auch nicht machen können weil die Bettwäsche in Ayas Zimmer im Schrank lag und da kam er jetzt ja unmöglich ran. Also hätte er bis morgen nach der Schule warten müssen und dann wäre die Gefahr, dass die anderen sein Malheur bemerken könnten, sehr groß gewesen. Wenn es Yohji nicht gäbe, wäre das auch nicht so schlimm gewesen. Ken hätte nichts dabei gefunden und Aya hätte es nicht interessiert. Aber Yohji würde ihn noch wochenlang damit nerven und fragen von wem er denn geträumt habe. Da konnte er tausend Mal sagen er könne sich nicht mehr erinnern – was ja die Wahrheit war – Yohji würde erst aufgeben wenn er einen Namen hatte. Das war der Privatdetektiv in ihm. Gepaart mit seiner unbändigen Freude am Omi-Ärgern eine tödliche Mischung.

Ein Blick auf die Uhr verriet Omi, dass es 5 Uhr morgens war. Na toll, zu früh um auf zu stehen, zu spät um noch mal ein zu schlafen. Scheiß Zeit. Na super, und dann klingelte auch noch das Telefon. Aber zum Glück nur sehr kurz. Aber welcher Vollidiot rief hier auch mitten in der Nacht an!

Da er nun schon mal wach war konnte er auch gleich anfangen zu grübeln. Es gab ja genug worüber man sich Gedanken machen konnte. Zum Beispiel wie lange er es wohl schaffen würde, Crawford vor seinen Team Kollegen zu verheimlichen. Besonders Aya und Yohji kümmerten sich sehr intensiv darum dass Omi Hausaufgaben machte, dass er gute Noten bekam und so weiter. Aber vor allem ließen sie keinen Elternsprechtag aus. Sie wollten einfach sicher gehen, dass Omis Schulische Leistungen und sein sonstiges Verhalten nicht zu sehr unter seinem Nebenjob litten. Da konnte Omi ihnen noch so oft sagen dass alles in Ordnung sei. Sie wussten, er würde es ihnen nicht sagen, wenn er Probleme mit der Schule hätte. Er würde sie nicht belasten wollen. Bisher hatte Omi das ja noch als sehr rührend empfunden, aber nun war das ein großes Problem, um nicht zu sagen ein sehr großes Problem.

Das hieß, er hatte zwei Möglichkeiten: entweder musste er den anderen bis zum nächsten Elternsprechtag von Crawford erzählen, oder er musste es irgendwie verhindern, dass die beiden mit seinem Mathelehrer sprechen wollten. Entweder erzählte er ihnen, dass er keinen Termin mehr bekommen hätte, oder er verheimlichte ihnen den gesamten Elternsprechtag.

Die erste Möglichkeit, das verstand sich von selbst, viel schon mal weg. Er konnte den anderen nichts erzählen, es sei denn er tat es noch heute. Ansonsten würden sie ihn für einen Lügner und Verräter halten und ihm nie wieder vertrauen. Außerdem hatte er keine Ahnung wie er es ihnen so schonend wie möglich beibringen könnte, so dass Aya nicht gleich mit seinem Katana aufsprang und den nächsten Menschen in seiner Nähe – das wäre in diesem Falle Omi – nieder streckte, nur weil der eigentliche Verantwortliche – Crawford – gerade nicht in der Nähe war.

Das war also geklärt. Blieb nur noch Möglichkeit zwei. Die hatte allerdings den Nachteil, dass sie darauf basierte, dass Omi seine Team Kollegen belog. Und das konnte er beim besten Willen nicht. Das brachte er einfach nicht fertig. Einen Mathelehrer verschweigen war eine Sache, aber einen Elternsprechtag verhindern eine andere. Die Fragen nach dem Mathelehrer konnte er im Notfall umgehen aber beim Elternsprechtag würde er sie gerade heraus anlügen müssen. Es war nicht gut für jemanden in seinem „Beruf" so ehrlich zu sein, aber er konnte es ja nun mal nicht ändern. Das Ergebnis wäre, dass er sich verplappern würde und sie alles raus finden würden und sie ihn aufgrund dessen als Verräter und Lügner abstempeln und töten würden (Crawford wäre ja wieder nicht da). Also saß er gehörig in der Zwickmühle. Welche Möglichkeit er auch wählte, sie würde über kurz oder lang zu seinem Tode führen. Keine schöne Aussicht.

Omi stöhnte und drehte sich auf die andere Seite. Was sollte er bloß tun? Vielleicht sollte er nicht als erstes mit Aya reden sondern mit Ken oder Yohji. Die würden ihn nicht gleich meucheln, da war er sich ziemlich sicher. Allerdings würde Ken sich garantiert irgendwann verplappern und zwar in der unpassendsten Situation die man sich vorstellen kann. Blieb also nur noch Yohji. Aber was, wenn der mal im Suff… nein, auch keine gute Idee. Na toll, das hatte ihn kein Stück weiter gebracht. Aber na ja, vielleicht sah er das ganze auch etwas zu schwarz. Aber es war immerhin 5 Uhr morgens, was konnte man da schon anderes erwarten…


„Hey Omi, du kommst zu spät zur Schule!" Hm? Was? Oh, er musste wohl doch noch Mal eingeschlafen sein. Jetzt stand Ken, nur mit einem Handtuch bekleidet, in der Tür und hämmerte gegen den Türrahmen.

„Jaa, bin ja schon wach", nuschelte Omi und wünschte sich nichts sehnlicher als das Ken mit diesem dämlichen Gehämmere aufhören würde. Das konnte man seinen armen Ohren so früh am Morgen nun wirklich nicht antun.

„Also Omi, steh endlich auf. Ich mache dir schon mal das Frühstück fertig. Aber nur ausnahmsweise, weil du so spät dran bist. Was hast du denn gestern Nacht noch getrieben? Du verschläfst doch sonst nie", meinte Ken.

„Danke, Ken-kun. Aber was ich nachts mache geht dich gar nichts an", murmelte Omi verschlafen. „Jaja, unser kleiner Omi wird erwachsen". Mit einem amüsierten Lachen verschwand der Fußballer wieder. Omi hätte ihm gerne ein Kissen nach geworfen, aber dazu fehlte ihm die Kraft.

Aber Ken hatte Recht, er musste sich beeilen. Nur sehr widerwillig erhob er sich und machte sich fertig. Schnell suchte er dann noch seine Schulsachen zusammen und lief nach unten in die Küche.

Dort angekommen setzte er sich an den großen Tisch, an dem schon Aya und Ken saßen. In aller Eile griff er sich eines der geschmierten Brote, die schon auf dem Tisch bereit standen, während Ken, heute mal ungewöhnlich hilfsbereit, ihm Tee eingoss. Aya nippte ebenfalls an einer Tasse Tee und rührte, irgendwie lustlos, in seinem Müsli herum. Er war blass. Noch blasser als sonst und sein Blick hatte etwas ungewohnt Abwesendes.

„Was ist los Aya, stimmt was nicht?", fragte Omi besorgt.

„Nein, alles in Ordnung", antwortete Aya und legte mit einem Ruck den Löffel zur Seite.

„Bist du dir sicher?", fragte Omi skeptisch.

„Aa!" Na ja, da konnte man nichts machen.

„Oh mein Gott, ich komme viel zu spät!", rief Omi plötzlich und starrte entsetzt auf die Küchenuhr an der Wand.

„Vielen Dank für die Brote Ken-kun, ich esse unterwegs weiter. Bis heute Nachmittag!" Damit sprang er auf, schnappte sich seine Schultasche und verschwand im Flur.

„Ich komme zu spät, ich komme zu spät", murmelte er vor sich hin, während er sich hektisch die Schuhe anzog versucht das mal mit einem Brot in der Hand --.

Zurück in der Küche stand Aya plötzlich abrupt auf, stellte sein Müsli in den Kühlschrank, zum später essen und sammelte sein Portemonnaie, das Handy und die Autoschlüssel ein. Anschließend schrieb er sich einige Dinge von ihrer Einkaufsliste ab und rief Ken beim hinausgehen zu: „Ich fahre einkaufen. Mach den Laden ohne mich auf." Ken sah seinem Leader zwar sprachlos hinterher, hatte aber im Nachhinein nicht das Geringste dagegen einzuwenden. So konnte er noch in aller Ruhe zu Ende esse und noch einmal ausgiebig duschen gehen und dann den Laden etwas später als gewöhnlich öffnen. Um die Uhrzeit kam sowieso kein Kunde.

Omi sprintete derweil im Eiltempo die Straße entlang. Er war in seinem Leben noch nicht ein Mal zu spät gekommen, egal wie lange er am Abend zu vor auf Grund einer Mission aufgeblieben war. Und er wollte jetzt nicht damit anfangen. Er guckte aber schon ziemlich verwirrt als plötzlich Ayas weißer Porsche neben ihm hielt.

„Was ist nun, willst du mit oder nicht?", fragte dieser ungeduldig durch das herunter gekurbelte Fenster. Freudig nahm Omi dieses Angebot an und stieg ein.

„Womit habe ich das denn verdient?", fragte er.

„Ich muss einkaufen."

„Ich dachte du musst den Laden öffnen?"

„Ken schafft das schon alleine. Außerdem kommen um diese Uhrzeit sowieso keine Kunden."

„Na wenn du das sagst…" Ok, jetzt war es offiziell. Irgendetwas stimmte mit Aya nicht. Erstens: Aya ging niemals freiwillig einkaufen, Omi musste immer stundenlang quengeln und blitzte trotzem oft genug ab. Zweitens: Aya fuhr Omi niemals zur Schule, auch nicht bei dem miesesten Wetter. Drittens: Aya hatte, seit er im Blumenlanden arbeitete, noch nie den Laden aus einer Laune heraus später geöffnet oder Ken alleine überlassen…

„Wie viele Stunden hast du heute?"

„Sechs… wieso?"

„Wenn du willst kann ich dich nachher abholen. Du wolltest doch noch in die Stadt, wenn ich mich Recht erinnere." Also gut, das wurde jetzt echt unheimlich. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er ein mieses Gefühl bei der Sache. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass er es von Aya nicht gewohnt war, dass er sich so plötzlich änderte, aus welchem Grund auch immer.


Anfang 3. Stunde: Pünktlich mit dem Schellen stand Crawford in der Klasse und begann seinen Unterricht. Omi konnte es gar nicht erwarten bis diese beiden Stunden vorbei waren. Dann hatte er erst einmal vier Tage Ruhe vor Crawford, denn die nächste Mathestunde war erst wieder am kommenden Mittwoch.

Der griff heute mal wieder besonders rigoros durch. Alle die zu spät kamen – zu ihnen zählten auch Omi und Nao – trug er ins Kursheft als verspätet ein. Das war ja schon mal ein guter Anfang. Der nächste Tiefschlag kam, in Form der am Vortag geschriebenen Tests. Nicht einer hatte es geschafft Crawfords Ansprüchen gerecht zu werden. Den einen mangelte es an Richtigkeit, den anderen an Ordentlichkeit und einigen an beidem. Unter Omis Note (er hatte es wenigstens noch auf 13 Punkte gebracht) stand, er solle sich schleunigst eine sauberere Handschrift und einen strukturierteren Aufbau zulegen. Außerdem mache er zu viele Rechtschreibfehler, was in der 11. Klasse nicht mehr nötig sei. Aber die größte Überraschung erlebte Omi, als er den Zettel umdrehte. Crawford hatte sich doch tatsächlich die Mühe gemacht, alle seine Rechnungen durch zu sehen und Kommentare dazu zu schreiben! Zum Schluss hatte er sogar noch einen eigenen Lösungsansatz vorgeschlagen. Allerdings konnte Omi mit dem nicht viel anfangen, weil er mit einem der Begriffe nichts anzufangen wusste.

Nachdem Crawford die Blätter zurückgegeben hatte, hielt er eine lange Standpauke über die Notwendigkeit von Hausaufgaben, mögen sie noch so banal klingen. Sie sollten sich darauf einstellen, dass er jetzt des Öfteren Hausaufgaben Überprüfungen schreiben lassen würde, auch unangekündigte.

Nachdem sich das allgemeine Murren gelegt hatte, fing er, wie geplant, mit einem neuen Thema an. Zwar hatte Omi sich damit schon früher befasst und wusste daher schon, wie es ging, aber er musste zugeben, Crawford erklärte ziemlich gut. Das fanden auch die meisten anderen Schüler. Nachdem sie mitgekriegt hatten, dass Crawford nicht nur schimpfen, sondern durchaus auch loben konnte, stieg die Beteiligung zusehends an. Am Ende der zweiten Stunde hatten sich alle mindestens ein Mal gemeldet. Zufrieden stellte Crawford fest, dass sie Spaß an seinem Unterricht gefunden hatten. Umso größer war das Erstaunen auf Seiten der Schüler, als es auf einmal klingelte. Selten waren zwei Mathestunden so schnell vergangen.

„Also ich weiß nicht was du hast, der ist doch voll in Ordnung", meinte Nao zu Omi, nachdem es geschellt hatte. Omi hatte sich am Abend zuvor bei Nao darüber ausgelassen wie sehr er Crawford doch hasste, natürlich ohne ins Detail zu gehen und dass er sich vor dem Mann in Acht nehmen solle.

„Glaub mir, der war nicht immer so. Ich bin selber etwas verwundert."

„Wieso, wie war der denn früher?"

„Ein brutaler, kaltherziger, gewissenloser Ki… Mensch." Nao sah seinen Freund skeptisch an.

„Das ist aber nicht sehr nett so was über seinen Lehrer zu sagen", kam es plötzlich von Crawford. Keiner der beiden hatte gemerkt, dass der Mann hinter ihnen gestanden hatte. Wütend drehte Omi sich zu ihm um.

„Du weißt genau dass ich Recht habe!" Crawford sah ihn amüsiert an.

„Du solltest es vielleicht nicht zur Gewohnheit werden lassen der letzte in der Klasse zu sein, sonst kommen deine Klassenkammeraden noch auf Ideen…"

„Glaub mir, ich habe kein Verlangen danach, länger in deiner Nähe zu bleiben als unbedingt nötig", funkelte Omi.

„Ist ja gut, ist ja gut, nun reg dich mal wieder ab. Wir hatten eine Abmachung, schon vergessen?" Ein Knurren war Omis einzige Antwort.

„Knurr mich nicht so an!" Omi schwieg. Nao sah etwas irritiert zwischen Crawford und Omi hin und her. Die konnten sich wohl echt nicht leiden. Aber sie mussten sich gut kennen, sonst würden sie sich nicht duzen. Durfte Omi das überhaupt? Er wüsste zu gerne was zwischen den beiden passiert war.

„Ach ja, ich hoffe meine Kommentare zu deiner kleinen Rechnung helfen dir weiter", meinte Crawford unvermittelt.

„Um ehrlich zu sein nicht. Da ist ein Begriff der mir gar nichts sagt. Aber ich frage mich sowieso wieso du dir die Mühe gemacht hast, das durch zu sehen", antwortete Omi und verschränkte die Arme.

„Weil ich als Mathelehrer die Aufgabe habe Schülern zu helfen, weil ich die Aufgabe interessant finde und weil ich es gut finde, dass du dich außerhalb der Schule mit so was befasst. Welchen Begriff kennst du nicht?" Omi überlegte kurz, holte dann aber doch den Zettel hervor und zeigte ihm was er nicht verstanden hatte. Crawford beugte sich zu ihm runter und gab ein kurzes „Aha" von sich. Dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Omi an den Tisch. Dieser wich aus Reflex etwas zur Seite und brachte wieder etwas Distanz zwischen sich und den Schwarz Leader. Dieser sah Omi vorwurfsvoll an.

„Also wenn ich dir das jetzt erklären soll musst du schon herkommen. Von dort siehst du nichts. Keine Angst ich beiße nicht!" Omi sah den Mann skeptisch an, rückte dann aber doch wieder etwas näher. Sie hatten zwar eine Abmachung, aber er hielt sich dennoch sprungbereit. Sicher ist sicher.

Aber Crawford hielt sein Wort und biss ihn nicht. Stattdessen ließ er ihn die Aufgabe erst einmal soweit rechnen wie er konnte. Dann bedurfte es nur noch ein wenig Hilfestellung und Omi kam selber darauf wie er weiter machen musste, jedenfalls theoretisch. Zum Praktischen kamen sie leider nicht mehr, da es erneut schellte. Nao wartete, aber Omi machte keine Anstalten aufzuhören. Hatte er denn jetzt nicht Unterricht? Er sollte sich vielleicht besser beeilen.

„Ähm, ich will ja nicht stören, aber müssen wir nicht los?"

„Nein, nein, warte noch ein bisschen. Ich hab's gleich."

„Nicht hetzen, du hast sowieso ne Freistunde", meinte Crawford gelassen.

„Hey, woher weißt du was ich jetzt habe?", fragte Omi verwirrt.

„Na ich hab mir natürlich deinen Stundenplan angesehen, was glaubst du denn!"

„Was geht dich mein Stundenplan an?"

„Ich bin hier Lehrer, ich darf das."

„Mistkerl!"

„Mach weiter!" Mit einem letzten bösen Blick wandte Omi sich wieder der Aufgabe zu und es dauerte nicht lange, dann war er wieder total weggetreten und hatte vollkommen vergessen wer da neben ihm saß. Crawford beobachtete ihn dabei aufmerksam und fand das außerordentlich amüsant. Aber er konnte verstehen was in dem Jungen vorging. Wenn man sich erst einmal in eine Aufgabe vertieft hatte, konnte man alles um sich herum vergessen, er kannte das Gefühl.

„Ähm, entschuldigen Sie, Herr Crawford, aber ich würde hier jetzt gerne anfangen", kam es auf einmal von vorne. Alle drei drehten sich um und bemerkten, dass dort ein Erdkunde Kurs stand, der jetzt hier Unterricht machen wollte.

„Oh, verzeihen Sie bitte. Wir sind sofort weg", entschuldigte sich Crawford und stand auf.

„Wir machen woanders weiter", sagte er zu Omi und ging nach vorne um seine Tasche zu holen. Omi griff ebenfalls seinen Rucksack, nahm seinen Block unter den Arm, den Stift in die Hand und gab denn Taschenrechner Nao. Nachdem auch sie sich noch einmal beim Lehrer entschuldigt hatten, verließen sie schnell die Klasse. Vor der Tür blieben sie stehen.

„Und jetzt?", fragte Omi Crawford unsicher. Er würde gerne mit ihm weiter rechnen, aber er wollte nicht, dass Crawford das wusste. Außerdem hatte der Mann sicher Unterricht.

„Na was wohl, du rechnest das jetzt zu Ende. Ich habe jetzt eh Schluss also kommt mit!" Ohne eine Antwort ab zu warten ging Crawford davon und erwartete, dass die beiden ihm folgten. Nao und Omi warfen sich einen kurzen Blick zu. Dann beeilten sie sich, Crawford einzuholen.

Sie hätten sich auch in den Aufenthaltsraum setzen können, aber Crawford zog einen leeren Klassenraum vor. Sofort machten sich die beiden wieder an die Aufgabe. Es dauerte nicht lange und die beiden waren vollkommen weggetreten, es gab nur noch sie und diese dämliche Aufgabe. Nao langweilte sich zu Tode, er hatte sich seine Freistunde eigentlich anders vorgestellt. Normalerweise verbrachte er sie immer mit Omi im Computer Raum oder, wenn es das Wetter zuließ, draußen. Nach einer Weile stand er auf und verkündete, dass er in die Cafeteria gehen wolle um sich etwas zu Essen zu holen. Als er keine Antwort bekam zuckte er mit den Schultern und verließ die Klasse.

Als er wieder kam waren die beiden gerade in die heiße Phase eingetreten. Jetzt mussten sie nur noch die letzten Variablen einsetzen, die Teilergebnisse zusammenrechnen und dann würde sich rausstellen, ob sie alles richtig gemacht hatten.

Ein lauter Freudenschrei von Omi und das leichte Zucken von Crawfords Mundwinkeln zeigten, dass sie wohl alles richtig gerechnet hatten.

„Guck mal Nao, wir haben es geschafft", lachte Omi fröhlich und hielt ihm den Zettel mit dem Endergebnis entgegen. Dieser schüttelte nur ungläubig den Kopf. Wie konnte man sich über so etwas nur so freuen?

„Weißt du wie lange ich daran gesessen habe? Ich bin so froh dass das endlich geschafft ist", jubelte Omi weiter. Jetzt war er voll in Fahrt. Er konnte jetzt nicht so einfach aufhören, er brauchte eine neue Aufgabe. Crawford musste dass aus seinen Augen gelesen haben, denn er grinste ihn herausfordernd an und meinte: „Wir haben noch eine halbe Stunde. Bereit für mehr?"

„Klar", rief Omi mit Feuereifer. Aller Rivalitäten waren für den Moment vergessen, vor ihm saß nicht sein Erzfeind sondern ein Gleichgesinnter, der genau so viel Spaß an Mathematik hatte wie er selber und von dem er noch eine ganze Menge lernen konnte.

„Also gut… Wir verkomplizieren die ganze Sache jetzt ein wenig in dem wir das und das hier ändern, diesen Wert ganz weg lassen und dafür eine unbekannte Konstante einbringen. Alles andere können wir beibehalten, aber wir nehmen andere Werte, einverstanden?" Omi nickte eifrig.

„Also gut, hier. Wie fängst du an?" Nao stöhnte leise. Jetzt ging das Ganze wieder von vorne los, das hielt er nicht aus.

„Ich gehe ein bisschen ins Internet. Hier bin ich euch sowieso nur im Weg", erklärte er und stand auf.

„Ja ok, viel Spaß. Wir treffen uns nachher in der Cafeteria, einverstanden?"

Nao nickte, nahm seinen leeren Teller und verließ erneut die Klasse.

„Und dieses Mal bitte etwas ordentlicher das Ganze!", forderte Crawford. Omi gab daraufhin wieder nur ein Knurren von sich. Er würde genau so schreiben wie immer, da konnte der Kerl sagen was er wollte. Der hatte sich gefälligst nicht in seine Notizen einzumischen.

Crawfords Antwort darauf war, dass er nicht so viel knurren solle und dass er sich wenigstens bemühen könne, etwas übersichtlicher zu schreiben.

Im Laufe der nächsten halben Stunde kam es des Öfteren zu Diskussionen zwischen den beiden. Crawford befürchtete, dass Omi die Hälfte vergessen würde, so unsauber und unvollständig wie er seine Notizen führte währen Omi glaubte er würde alles Wichtige vergessen weil er sich zu sehr auf seine blöden Notizen konzentrierte. Ein weiterer Streitpunkt war dass sie sich nicht wirklich auf einen gemeinsamen Weg einigen konnten. Aber um beide Wege aus zu probieren hatten sie nicht genügend Zeit. Als es schellte einigte man sich dann darauf, dass zu Hause jeder seinen eigenen Weg rechnen würde und sie dann das nächste Mal verglichen welcher besser war.

Omi war todtraurig dass die Stunde bereits wieder zu Ende war. Er hätte noch ewig so weiter rechnen können. Das hatte wirklich Spaß gemacht. Seufzend erhob er sich und packte seine Sachen zusammen.

„Also dann, ich muss in den Unterricht. Wir sehen uns am Mittwoch, dann wirst du schon sehen das meine Lösung besser ist."

„Ich habe Mathematik studiert, falls du es vergessen hast. Mein Lösungsweg geht eindeutig schneller und spart sehr viel Arbeit", erwiderte Crawford und schraubte seinen Füller zu.

„Abwarten", meinte Omi während er den Stuhl zu Recht rückte. Crawford war inzwischen aufgestanden und ging zur Tür.

„Vergiss aber deine Mathe Hausaufgabe nicht, sonst gibt's Ärger"

„Ach, die ist doch easy, die schaff ich in zehn Minuten", winkte Omi ab und schob sich an Crawford vorbei. Draußen auf dem Flur war bereits alles voller Schüler, dementsprechend knapp viel auch ihre Verabschiedung aus. Omi bedankte sich noch einmal für die Hilfe und lief dann davon um Nao zu finden.

Er fand ihn wie verabredet in der Cafeteria, wo er sich gerade mit einem anderen Jungen aus ihrer Klasse, Wufei, unterhielt.

„Hey Nao! Tut mir Leid, dass ich eben nicht mit dir was essen war. Aber weißt du…"

„Ich versteh schon, ist schon ok", wehrte Nao lächelnd ab. „Ich kenne ja deine krankhafte Freude an Matheaufgaben…" Omi grinste ihn entschuldigend an.

„Was, hat er schon wieder Mathe gemacht? Omi, du hast echt einen an der Waffel, weißt du das? Du bist nicht normal!", mischte sich Wufei, an einem belegten Brötchen kauend, ein.

„Ach was, ihr wisst nur einfach nicht was euch da entgeht", meinte Omi fröhlich.

„Kann mir irgendwer Geld leihen? Ich hab auch Hunger…", fragte er dann und sah die anderen beiden mit bettelnden Augen an. Wufei seufzte und holte sein Portemonnaie raus.

„Wie viel?" Omi strahlte.

„Nicht viel, ich will nur ein belegtes Brötchen. Du kriegst es Montag wieder."

„Beeil dich, es schellt gleich. Und guck dir die lange Schlange an!", meinte Nao mit einem Kopfnicken in Richtung Cafeteria. Schnell bedankte sich Omi bei Wufei, nahm das Geld und rannte davon.

Die letzte Stunde brachte Omi ebenfalls erfolgreich hinter sich, dann hatte er endlich Wochenende. Jetzt musste er nur noch auf Aya warten. Aber da sah er den Porsche schon um die Ecke biegen.

„Hey Omi, cooler Wagen!", rief plötzlich jemand aus der Menge. Omi sah sich um und erkannte Wufei. Er winkte ihm zu.

„Danke, ist aber leider nicht meiner. Schönes Wochenende!", rief er grinsend.

„Danke, dir auch!"

„Hi Aya. Das finde ich echt super nett dass du mich abholst", begrüßte Omi seinen Leader und stieg ein.

„Wo willst du jetzt hin?", fragte Aya nach einer Weile.

„Öhm, ich weiß noch nicht genau. Ich brauche auf jeden Fall einen Elektroladen. Wir brauchen unbedingt einen neuen DVD Player. Nachdem Ken den alten kaputt gekriegt hat… Ach ja und Aya, könntest du mir vielleicht ein bisschen Geld leihen? Ich hab das in der Eile heute Morgen total vergessen…"

„Meinetwegen. Also wohin jetzt?"

„Hm, du kannst mich irgendwo in der Stadt absetzen, ich suche mir dann schon irgendwas", meinte Omi.

„Wie du willst. Aber sag mal, hättest du was dagegen wenn ich mitkomme?"

„Was? Nein, wieso sollte ich? Das wäre cool", freute sich Omi. Es passierte schließlich selten genug dass die beiden etwas zusammen unternahmen.

So parkte Aya den Wagen im Parkhaus und die beiden machten sich auf die Suche nach einem neuen DVD Player. Nachdem sie endlich einen passenden gefunden hatten gingen sie noch in diverse Videotheken und liehen sich bergeweise Anime DVDs aus, die sie am Sonntag gucken wollten. Für Samstag stand leider schon ein Besuch bei einem Blumengroßhandel an. Aya hatte darauf bestanden. Es war mal wieder an der Zeit, dass sie sich neue Blumen zulegten und eventuelle Neuheiten auf dem Markt in Augenschein nahmen. Aber am Sonntag wollten sie sich mal richtig entspannen und den Abend alle zusammen verbringen. Auch eine Idee von Aya, die allerdings schon älter war. Etwa ein Mal im Monat fand ein solcher Team Abend statt, um den Gemeinschaftssinn zu stärken, wie er sagte. Meistens sahen sie sich an diesem Abend Filme an, spielten Gesellschaftsspiele oder verbrachten ihn, wie im vergangenen Winter, bei einem Wochenendausflug in den Bergen. Omi fand es schade, dass diese Abende nicht häufiger stattfanden. Bisher hatten sie dabei immer alle sehr viel Spaß gehabt. Und das würde auch diesen Sonntag nicht anders sein.


Am Samstagmorgen schmiss Aya die anderen bereits um 7 Uhr aus dem Bett. Sie hatten eine Autofahrt von über drei Stunden vor sich und Aya wollte nicht im Dunkeln zurück fahren. Seit Aya-chans Unfall weigerte Aya sich, bei Nacht zu fahren, wenn es sich nur irgendwie vermeiden ließ.

Als sie nach dreieinhalb Stunden Autobahnfahrt endlich beim Großmarkt ankamen erklärten Omi und Ken – die hinten hatten sitzen müssen – dass sie das letzte Mal so lange in diesem Porsche gefahren waren, der eigentlich nur für 2 Personen gedacht war. Entweder sie würden sich einen Familienfreundlichen Viersitzer kaufen oder Aya könne das nächste Mal alleine fahren. Daraufhin war Aya für lange Zeit beleidigt – niemand redete schlecht über seinen Wagen, niemand!

Noch schlimmer wurde das Gemoser allerdings auf der Rückfahrt, als die beiden auch noch mehrere Paletten mit Blumen auf den Schoß gepackt bekamen. Irgendwann hatten sie es dann geschafft und so lange gejammert, dass Aya nachgab und versprach, dass sie sich sobald wie möglich nach einem neuen Auto umsehen würden. Sofort entbrannte zwischen Yohji, Omi und Ken eine heiße Diskussion, was für ein Auto es wohl werden würde. Am Ende sprach viel für einen Kombi, so konnten sie zum Mindest haufenweise Pflanzen verstauen. Und wenn sie das nächste Mal in den Urlaub fuhren, würden sie nicht wieder ihr Gepäck vorschicken müssen. Außerdem hoffte Omi insgeheim, dass er das Auto immer fahren dürfte, sobald er seinen Führerschein hatte.

Der Sonntag verlief genau so, wie sie es geplant hatten. Nachdem sie alle bis Mittag geschlafen hatten, stellten sie sich zusammen in die Küche und kochten gemeinsam. Anschließend schlossen sie den neuen DVD Player an und sahen sich bis spät in den Abend die ausgeliehenen DVDs an. Aber um 11 Uhr mussten sie Schluss machen, da sie ja alle am nächsten Morgen früh raus mussten.

Auch am Montag geschah nichts Außergewöhnliches. Omi verzog sich gleich nach der Schule in sein Zimmer um für eine anstehende Englisch Klausur zu lernen und kam erst zum Abendessen, völlig frustriert, wieder hinunter. Englisch war einfach nicht sein Ding. Die Klausur würde über ein Buch gehen, dass sie lesen sollten, aber Omi verstand so gut wie gar nichts von der Geschichte. Irgendwann hatte er es auch aufgegeben jedes zweite Wort im Wörterbuch nach zu schlagen. Die Lehrerin hatte gesagt, sie sollten nur im äußersten Notfall etwas nachschlagen, die meisten Worte sein entweder eh unwichtig oder sie könnten sie sich aus dem Zusammenhang erschließen. Aber bei Omi schien das irgendwie nicht zu klappen


So, das war das erste Kapitel. Wenn es euch gefallen hat, dann hinterlasst doch bitte einen Kommi, freue mich immer so über feedback : )

Shi