Nachwort

Ich weiß, ich weiß. An der Geschichte war schon ein Häkchen und trotzdem schiebe ich noch was nach.

Alle, die sich jetzt ein weiteres Kapitel erhoffen, muss ich leider enttäuschen.

Ich habe das Gefühl, die Geschichte sei noch nicht abgeschlossen und hoffe mit diesem Nachwort einen geeigneten Abschluss zu finden. Oft wurde in Kommentaren angesprochen, dass es schwierig sei meine Gedankengängen zu folgen und das liegt wahrscheinlich daran, dass ich kein fertiges Konzept vorliegen habe, sondern frei aus dem Kopf schreibe ohne viel nach vorne oder hinten zu gucken.

Im folgenden möchte ich für mich selbst und für euch eine Art Manöverkritik aufschreiben, um mich selber dazu zu zwingen noch einmal zu revidieren was ich sagen wollte, wie ich es gesagt habe, was ich hätte besser machen können und warum ich es so gemacht habe, wie ich es gemacht habe. Ich habe über ein Jahr an dieser Geschichte gebastelt mit nur einen sehr vagen Vorstellung wie sie enden sollte und diese Vorstellung hat sich im Laufe der Zeit auch wieder geändert. Darum gibt es wohl mehrere Brüche und selbst ich werde nicht mehr alle Gedanken, die ich mir zu dieser Geschichte gemacht habe, zusammen bekommen.

Ich will trotzdem versuchen die Geschichte dieser Geschichte zu rekonstruieren, um vielleicht einiges klarer werden zu lassen. Für euch und auch für mich selber, denn es ist nicht gelogen, wenn ich sage, dass ich manchmal mich selber nicht verstehe. Ich will mit dem deutlichsten Beispiel anfangen.

Die Magie oder was ich dafür halte

Zuerst war Magie für mich eine Kraft, die einfach da ist. Fertig. Sie kann manipuliert werden und das reichte mir. Als ich dann in Kapitel zwei die Kultur der Bruderschaft näher ausführte, musste ich schon differenzieren. Es gab plötzlich eine innere und äußere Magie. Ich lehnte mich zu der Zeit zusehends an die Vorstellung der Magie an, wie sie auch in meinen D&D-Crossovers auftaucht: als ein Gewebe, das alles durchwirkt. Leider habe ich es an dem Punkt, so glaube ich, verpasst der Magie eine endgültige Form zu geben. Ich nahm es als gegeben hin, dass sich mein Verständnis der Magie auf alle anderen übertragen würde und das ist mein großer Fehler, weil ich selbst meines Magiebegriffes nicht sicher bin.

Später in der Geschichte habe ich die Komponente "Magie gleich Leben" eingeführt. Das hörte sich schön an und passte ins Plot, war aber ansonsten wenig durchdacht wenn ich darauf zurückblicke. Denn hier komme ich in Erklärungsnöte. Wie genau sieht denn jetzt die Wechselbeziehung zwischen Materie und Magie aus? Wo ist der Unterschied zwischen „toter" und „lebender" Materie, wenn ich doch sage Magie ist überall? Ganz ehrlich, ich kann es wohl nicht erklären. Mir bleibt nur zu sagen, es ist so oder so was wie "Metall ist anders als Fleisch", was aber aufs selbe hinausläuft.

Am Ende wurde es noch mal unübersichtlicher, wenn ich Hogwarts ein Bewusstsein zugestehe und es mit Harry verschmelze lasse. Dazu muss ich wohl noch einige Worte verlieren, auch wenn die sich im zweiten Teil der Geschichte wiederholen werden. Der Magie wird hier noch zugestanden sich sammeln zu können. Die Mauern von Hogwarts sind so mit Magie gesättigt, dass die Wände wirklich Augen und Ohren haben. Das ist meine jetzige Vorstellung, aber nicht die ursprüngliche. Bevor ich dieses Bewusstsein zur Kreation Hufflepuffs erhoben habe, war es als zufällige Anomalie konzipiert, als Beiprodukt der ständigen Magieanwendung.

Doch das zielgerichtete Wesen passt viel besser, weil damit auch die Persönlichkeit dieser Entität besser erklärt werden kann, die sich aus vielen Komponenten zusammensetzt. Zum einen sind die Ausgangsbedingungen zu beachten – alles was jetzt folgt ist gerade erdacht, also schon einen Punkt gefunden, wo mir das hier was bringt – die Hogwarts, im Sinne der Wesenheit, mitgegeben wurden. Natürlich muss es eine Affinität zur Ordnung haben und es muss eine Wächtermentalität vorhanden sein, immerhin soll es dazu dienen Hogwarts zu schützen. Da Salazar Slytherin den Kreis der Vier schon im Streit verlassen hat, sind die wichtigsten Eigenschaften der anderen Gründer dominant: Gerechtigkeit, Wissensdurst und Mitgefühl.

Nun musste dieses Bewusstsein über Jahrhunderte mit ansehen, von den meisten unbeachtet, wie vor allem der Gerechtigkeitssinn immer wieder gereizt wird, aber es hatte keine Möglichkeiten sich auszudrücken, da nur ein Erbe seine Kräfte aus ihrer Passivität befreien kann. Deshalb baute Hogwarts neben einer ständig größer werdenden Macht auch einen Hass gegenüber Haus Slytherin auf, da daher die meisten Intrigen und Verschwörungen kamen. Also degradierte nach und nach das Verständnis und Mitgefühl, das Hufflepuff mitgegeben hatte und der Gerechtigkeitssinn wurde absolut, das heißt frei von Gnade und Milde.

Letzte Auswirkungen auf die Persönlichkeit Hogwarts hat natürlich die Wechselbeziehung mit Harry. Er füllt mit seiner Persönlichkeit Lücken in der von Hogwarts, während auch die Erfahrungen Hogwarts ihn prägen werden. Dass Harry seiner eigenen Sinne beraubt wurde und jetzt auf die magischen „Sinne" von Hogwarts angewiesen ist, ist schwierig zu vermitteln, weil dieses Konzept unserem Verstand zuwider läuft und auch mir fällt es schwer, es bis in letzter Konsequenz auch nur erahnen zu können. Darüber wird aber später noch mal geredet werden müssen, also komme ich erstmal zum nächsten Punkt, der mir am Herzen liegt.

Harry – Machtlos trotz unendlicher Macht?

Bei Harry habe ich in meinen Augen noch am meisten richtig gemacht, aber trotzdem sind die Fehler wohl eklatant. Die Misere beginnt schon im ersten Kapitel, wo er plötzlich diese gewaltige Macht entdeckt. Warum habe ich Harry direkt so mächtig gemacht? Unwissenheit ist wohl ein Grund, aber auch Trotz. Mir ging es auf den Sack, das Harry bei Rowling immer kuschen musste. Dumbledore und Voldemort stellten ihn einfach in den Schatten, dabei konnte er fast alles, sobald er es wollte. Im Grunde glich Harry zu oft mir selbst und das wollte ich ändern. Radikal.

Ich bin in erster Linie einfach nur faul. Mein Engagement für die Schule ist mit minimal sehr wohlwollend beschrieben und trotzdem habe ich auf dem Gymnasium einen Schnitt im unterem Einserbereich. Das liegt nicht daran, dass ich übermäßig intelligent bin, aber wie Harry spüre ich wenn es drauf ankommt und gebe in den richtigen Momenten Gas. Wir teilen eine Gabe zu erkennen was wirklich wichtig ist.

Natürlich ist der Vergleich nicht wirklich gelungen, aber dennoch beschreibt er die Sache gut. Harry hat Potenzial, er benutzt es bei Rowling einfach nur nicht. Ich habe diesen „Fehler" korrigiert und war danach selber nur noch am zurückrudern. Ich glaube, dass ist mir ganz gut gelungen und die Frage „Warum basht Harry nicht einfach Voldemort?" stand nicht allzu lange im Raum.

Trotzdem bleibt mir wohl die Lehre, sparsamer mit Macht zu sein, denn ich will keine Geschichten schreiben, in denen Harry alles ihm Alleingang platt macht. Darum geht es mir nicht. Ich will, dass Harry lernen muss, mit seiner Verantwortung und seiner Macht umzugehen. Ich will keine Schwarzweißzeichnung von Macht. Macht soll ambivalent sein, unstetig, frei von Moral. Ich will zeigen, dass Macht alleine kein Verantwortungsgefühl mitbringt. Sera, als Wächter, steht für diese Notwendigkeit der Kontrolle.

Der Schatten war ein weiteres Element, das die Doppeldeutigkeit von Macht zeigen sollte. Harry einen bösen Zwilling zu geben, sollte verdeutlichen was aus Harry werden kann, wenn er sich von der Macht beherrschen lässt. Er verliert Hermine nicht an eine fremde Macht, er verliert sie an sich selbst. Die Beziehung zwischen Harry und seinem Schatten ist vielleicht noch komplizierter als meine Vorstellung der Magie und die Symbiose von Harry und Hogwarts. Auch hier sind meine Überlegungen unausgereift und das zeigt sich auch deutlich in den betreffenden Kapiteln.

Ich habe viele Brüche, jedenfalls empfinde ich solche, wenn Harry mit seinem Zwilling interagiert, denn er agiert mit einem Teil von sich selbst, den er und ich nicht verstehen. Dieser dunkle Teil hat sich von ihm abgespalten, aber er ist auch noch ein Teil von ihm. Diesen Dualismus habe ich versäumt herauszustellen. Daran habe ich für mich auch die Unfähigkeit Harrys festgemacht, seinen Schatten zu besiegen, denn er kann sich nicht selbst besiegen. Seine schlechten Eigenschaften zu akzeptieren war für mich die einzige Möglichkeit das resultierende Paradoxon aufzuheben. Leider habe ich es versäumt dies deutlich herauszustellen.

Gleichzeitig habe ich damit versucht ein weiteres Problem von mir zu kaschieren: Die Zeit. Ich habe wieder mal am Anfang eine zu hohe Taktzahl vorgegeben und habe selbst jetzt nachdem ich zwei oder mehr Monate geschindet habe, viel zu viel Handlung in viel zu wenig Zeit abgehandelt. Eigentlich sollte das Sequel sich mit dem 7. Schuljahr beschäftigen, aber das kann ich wohl vergessen. Jetzt habe ich schon Probleme genug Handlung für das 6. zusammenzubekommen. Dieses Problem ist aber auch mit dem nächsten Thema eng verknüpft.

Nebencharaktere – Wie, so was gibt es?

Ich habe mich wohl ein wenig zu sehr auf Harry, Sera und Hermine konzentriert, wobei selbst Hermine wohl nicht mehr in diese Reihe gehört. Moody und McGonagall, dazu die Mönche, damit habe ich mein Personal so gut wie abgehakt. Ich achte einfach zu wenig auf die Nebenhandlung, die viele andere FF-Autoren auszeichnet. Ich muss immer aufpassen, die Machtverhältnisse in der Geschichte im Gleichgewicht zu behalten, dass ich nie abschweifen kann, um mal ein wenig mehr auf den Phönixorden oder Quidditch oder die Weasleys einzugehen.

Meine Handlung an sich ist sehr verworren, aber trotzdem gradlinig und hier kann ich mich wahrscheinlich noch stark verbessern. Ich muss die Dinge mehr in einem größeren Bild sehen, der Handlung Pausen geben, in dem ich nicht ganz so wichtige Dinge betrachte. Hierauf werde ich verstärkt beim Sequel versuchen einzugehen. Die Umsetzung wird mir wohl schwer fallen, weil ich noch mehr Sachen berücksichtigen muss, doch ich werde mich bemühen.

Deutlichstes Beispiel sind wohl Ron und Ginny. Bei Rowling spielen beide eine wichtige Rolle, bei mir kommen sie sporadisch vor, wenn ich sie wirklich mal brauche, weil es mit der Haupthandlung in Verbindung steht. Deshalb sind die Dialoge auch wenig anspruchsvoll, da sie jeder Grundlage entbehren und auch Rons Rolle bei Snapes Verschwörung wurde von mir nicht ausreichend beleuchtet. Auch das ist ein Punkt, den ich im nächsten Teil noch mal aufarbeiten sollte.

Des Weiteren habe ich mit den Mönchen sicherlich ein interessantes Element eingeführt und bemühe mich um eine möglichst hohe Authentizität, habe aber nach Kapitel zwei und einigen Ausnahmen die Möglichkeiten dieses Aspektes vernachlässigt, weil auch hier eine tiefere Überlegung fehlt. Hinter den meisten Namen, die zwar eine Bedeutung haben, stecken für mich keine Persönlichkeiten. Es sind einfach nur Lückenfüller, die Harry nicht ganz so alleine wirken lassen. Selbst Takeru, der sich zum wichtigsten der Japaner entwickelt hat, hat keine feste Form. Wenn ich über ihn schreibe, improvisiere ich das meiste, muss dann zurückblättern, ob ich keine Widersprüche aufbaue oder gehe einfach nicht näher auf ihn ein.

Die Mönche bleiben oberflächlich und das ist, wie mir jetzt sehr deutlich wird, schade, denn eigentlich sollte sie einen Gegensatz zu uns als Gesellschaft bilden. Sie sind eine Einheit, gebunden durch feste Prinzipien und einen hohen moralischen Anspruch, dem ein menschliches Ideal vorsteht. Selbstlosigkeit, Selbstverantwortung, Selbstdisziplin verbunden mit Solidarität, einer Fähigkeit zur Selbstkritik und Anpassungsfähigkeit. Alles Elemente, die mir und ich glaube auch vielen in unserer Gesellschaft einfach fehlen oder verloren gegangen sind.

Ich bedanke mich bei allen, die meinen Worten ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben und entschuldige mich bei denen, die von diesem Brainstorm gelangweilt wurden.

Bis zum nächsten Mal, mit freundlichen Grüßen

Daly Daermon N'a'shezbaernon


„Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt."

Mark Twain

„I believe that to meet the challenge of the next century, human beings will have to develop a greater sense of universal responsibility. Each of us must learn to work not just for his or her own self, family or nation, but for the benefit of all mankind."

Dalai Lama


P.S: Natürlich ist diese Version jetzt kein Brainstorm mehr, sondern ich habe mehrere Stunden damit zugebracht Sachen wieder zu löschen oder hinzuzufügen. Trotzdem sind die Kerngedanken erhalten geblieben. Dazu hat freakwriter77 wieder als Beta Pate gestanden, an dieser Stelle auch vielen Dank dafür.