KAPITEL VIER

Während Buffy sich den Fish Tank ansah, machte sich Spike daran Willy zu besuchen. Der Alibi Room, wie er trotz der Namensänderung noch immer genannt wurde, war der perfekte Treffpunkt für Monster aller Art. Vampire, Dämonen, Hexer einfach alles. Manchmal verirrten sich hier hin sogar einige Menschen, wie zum Beispiel dieser aufgeblasene Riley Finn. Spike konnte ihn nicht leiden und das nicht nur, weil Buffy noch immer für ihn Gefühle hatte, sondern weil er ihm einfach unsympathisch war.

Er hatte sich immer total aufgespielt, hat auf gefährlich gemacht, aber er hatte keine Chance. Dafür war er einfach zu sehr der typische südkalifornische Sunny Boy. Aber über ihn nachzudenken war jetzt eh sinnlos. Er hatte gesehen, dass Riley wieder vergeben war, dass hieß für ihn war noch immer Platz.

Er liebte Buffy noch immer, egal was sie schon mit einander hatten oder wie sie ihn behandelte. Sex alleine war ihm nicht genug. Es machte Spaß und er war Buffy näher, als jemals zuvor gewesen, aber ihm fehlte dieser solide Baustein einer Beziehung. Sie liebte ihn nicht und das würde sie auch niemals. Spike hatte schon wieder was neues. Eine Vampirbraut, so voll und ganz nach seinem Maße, aber das war auch nicht die Erfüllung.

Er wollte, der Buffy Bot wäre nicht geschrotet worden. Das war ein wirklich tolles Spielzeug gewesen, wenn es auch langweilig wurde.

Spike schüttelte seine blondierten Haare und verdrängte diese Gedanken, Buffy gab es nur einmal und dabei würde es auch bleiben. Langsam betrat er das Lokal, dass jetzt unter dem Namen Willys Place bekannt war. Das Lokal selbst hatte sich nicht verändert. An der Gegenüberliegenden Wand gab es Tische und Couchgarnituren zum setzen. Rechts von ihm stand ein Billardtisch und links befand sich eine Bar.

Einige, die Spike erblickte, begaben sich möglichst unauffällig in Richtung Hinterausgang. So war es früher nie gewesen, aber das Gerücht, er hätte mit der Jägerin zu tun, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Und das hatte seinen Ruf gekostet. Letztes Jahr hatte man ihn deswegen auch für Vogelfrei erklärt, jedenfalls inoffiziell.

Aber es war wirklich besser, wenn er die Jägerin als Freundin hatte. So stand er nicht alleine gegen die Monsterhorden, die in Sunnydale wohnten. Manchmal kam es Spike so vor, als gäbe es viel mehr illegale Einwohner, als legale in Sunnydale. Dabei war das vollkommen Paradox. Welch eine Kreatur der Nacht wohnte schon freiwillig in einem Ort, der Sonnental hieß?

Schließlich wand der Vampir sich in Richtung der Bar und setzte sich auf einen der Hocker. Sofort eilte Willy zu ihm und begann mit seinem einstudierten Text: „Was kann ich ihnen bri...Spike!" „Japp, der bin ich.", meinte er ironisch. Willy und Spike kannten sich schon was länger. Als dieser noch ein Feind der Jägerin gewesen war, hatte er mal mit diesem Schmierbolzen von Wirt gearbeitet. Der Kerl war so käuflich wie ein neues Paar Schuhe, nur der Preis musste stimmen. Aber das war kein großes Problem. Willy war nicht sonderlich anspruchsvoll.

Und meistens reichten auch einige schöne Hiebe und Tritte, um ihn wichtige Details wieder einfallen zu lassen, die ihm wie durch Zauberhand entfallen waren. Ekel, fand Spike, aber eine verdammt gute Quelle. „Was möchte die Jägerin von mir?", wollte er wissen. Spike blickte sich einmal kurz um, sah nach ob sie jemand belauschen konnte.

Aber außer einer Stockbesoffenen Vampirbraut war niemand in der Nähe. „Die Jägerin?", Spike runzelte belustigt die Stirn: „Die will gar nichts von dir. Ich brauche Infos, also sprich."

„Worüber denn?", wollte Willy wissen.

Im nächsten Moment landete eine Faust in Willys Gesicht. Der Kerl torkelte einwenig und hielt sich die blutende Lippe, aber da der Schlag nicht sonderlich stark gewesen war, blieb er bei Bewusstsein. „Du weißt schon wovon. Das neuste, weshalb würde ich sonst zu dir kommen?", Spike rieb sie die Faust, um zu demonstrieren, dass er bereit war für den nächsten Hieb.

Und dann begann er zu sprechen: „Ich hab keine Ahnung. Es gibt nicht mehr viel neues. Die Frau sprach vorhin über irgend so einen Freakclub, der sich hier niederlassen wollte.", er zeigte auf die Besoffene: „Aber was sie hier wollen hat sie nicht erzählt, dann ist sie eingepennt. Kurz bevor du reingekommen bist."

„Ach ja.", Spike blickte sie mit hochgezogener Braue an: „Und wo?" „Keine Ahnung.", Willy begann wieder mit seiner Arbeit, in dem er anfing Gläser abzuwischen: „Wieso bist du so scharf darauf?" „Weil dieser Freakclub es wahrscheinlich auf Buffy abgesehen hat.", erwiderte Spike leise.

„Die Jägerin?", Willy dachte nach: „Wir wollen natürlich nicht, dass ihr was passiert." Plötzlich richtete sich die Vampirin wie ein Stock auf und im nächsten Moment stürmte sie bereits zur Tür hinaus. „Fuck.", Spike sprang auf und folgte ihr. Sie wusste, dass der Name der Jägerin Buffy war und Spike schloss so, dass die Braut zu dem Orden gehörte.

Es gab nicht viele Buffys in Sunnydale. Ein Blick ins Telefonbuch und schon wussten sie, wo ihr Feind wohnte. Dieses Biest!

Spike legte noch einen Zahn zu, während er aus dem Lokal stürmte und nach links durch die Gasse rannte. Er konnte die Vampirin vor sich sehen. Doch sie war zu schnell und er würde sie nicht erreichen, dafür war ihr Vorsprung viel zu groß. Doch als die Tussi auf die Straße hinausrannte, wurde sie von der Seite von einem Cabrio gerammt.

Angels Karre. Spike würde den Wagen seines Kontrahenten auch noch Meilen gegen den Wind riechen. Dieser Geruch von Haar Gel und Deodorant. Die Vampirin wurde gegen die Wand geschleudert und ging benommen zu Boden. Dann setzte Spike ihr weiter nach, erreichte sie im selben Moment wie Angel, der in dem Moment aus dem Wagen sprang und sich zu Spike gesellte.

Doch plötzlich blickte Angel Spike an, als ihm anscheinend klar wurde, mit wem er gerade hier herumstand. Die Faust kam direkt angeflogen. Spike entging dieser nur knapp und parierte selbst mit einem Schlag von unten, den Angel aber kommen sah. Während sich die beiden Vampire bekämpften, machte sich die andere wieder auf den Weg, die Flucht zu ergreifen.

Doch sie kam nicht weit, denn vom Beifahrersitz wurde eine Armbrust gezündet und der Bolzen bohrte sich zielgenau in das Herz der Feindin. Doch weder Angel noch Spike sorgten sich darum. Schließlich begann der Vampir mit den Blonden Haaren: „Warum kloppen wir uns? Wir sind doch alte Freunde!"

Dabei vernachlässigte er seine Deckung und Angel konnte angreifen. Er schlug die Hände des Blonden bei Seite, duckte sich, drehte sich tief am Boden um die eigene Achse, zog währenddessen eine Pflock aus der Innenseite seines Mantels und bohrte diesen in den Körper von Spike.

Ein Keuchen entrang sich diesem, während er erschrocken auf das blickte, was vor sich ging. Er konnte es nicht fassen.

Xander saß über den Büchern. Zusammen mit Wesley und Cordy. Willow saß am Tresen und surfte durchs Internet, ausnahmsweise ganz ohne Zauberei. Und Anya und Dawn waren unten im Keller, um zu überprüfen, wie der Warenbestand sich hielt.

Weder Spike noch Buffy und Fred hatten sich bisher hier blicken lassen. „Das bringt doch alles nichts.", murmelte Cordelia leise und Xander fühlte sich im Moment stark an früher zu High School Zeiten erinnert. Damals hatten sie auch immer in der Bibliothek gesessen und hatten gelesen. Viel gelesen.

Aber sie hatten auch Spaß in der Bibliothek gehabt. Mit Giles, Buffy und Willow in der Bibliothek abhängen hatte Xander immer gut gefallen. Doch die Zeiten waren vorbei. Buffy war in letzter Zeit wieder aufgetaut, Willow berauschte sich an Zauberei, dass böse ins Auge gehen konnte. Giles war nach England gezogen und hatte sie alle verlassen. Dabei wäre genau er für so einen Fall der Richtige gewesen. Er hatte immer eine Antwort gehabt und er hatte immer gewusst was zu tun war.

Noch nie hatte Xander ihn verzweifeln sehen. Außer, als Angel die Seiten gewechselt hatte und mit Spike und Drusilla den Richter gerufen hatte, um Buffy und die Welt zu zerstören. Doch ihm war damals die rettende Idee gekommen und vielleicht half es auch jetzt: „Wir könnten doch wieder den Raketenwerfer verwenden."

Cordelia blickte auf und Wesley fragte sie einwenig zögerlich: „Raketenwerfer?" „Ja, Buffy hat mal den Raketenwerfer gegen den Richter verwendet, ich dachte sie als Buffys ehemaliger Wächter hätten Giles Aufzeichnungen gelesen?", stichelte Xander. „Hab ich auch. Aber das ist jetzt nicht wichtig.", erwiderte Wesley.

„Aber die Idee wäre vertretbar.", wand sich Cordelia an ihn. „Es werden zu viele sein, da reicht ein Raketenwerfer nicht, außerdem werden wir nicht wissen wo der Kampf stattfindet. Es kann gut sein, dass viele Menschen in der Nähe sein werden.", erklärte der ehemalige Wächter so ruhig er konnte. Doch auch er schien nervös zu sein. Das Problem schien wirklich von sehr großer Natur zu sein. Und das gefiel Xander keineswegs. Vielleicht sollten sie die Stadt vorher evakuieren?

Doch das wäre zu viel aufwand, denn egal wann es geschehen würde, es würde bald passieren und wenn nicht, dann würden sie die Hochzeit verschieben müssen. Ein Teil von ihm freute sich auch darüber, der Teil der auch damals diesen Song gesungen hatte. Doch wenigstens wusste er, dass auch Anya vor der Hochzeit Angst hatte. Oder vielleicht auch vor dem danach?

„Okay. Also streichen wir den Raketenwerfer.", murmelte Dawn, die sich neben Xander an den Tisch gesetzt hatte und nun in einem der Bücher wühlte, während Anya den Laden zur Schließung bereitete. „Dabei wäre ich doch so gerne dabei gewesen. Ihr habt mich auch bei dem Richter damals nicht mitgenommen.", Xander ersparte sich den Kommentar, dass sie die kleine Dawn nicht hätten mitnehmen können, da sie damals noch nicht existiert hatte.

Doch sie wusste es genau wie die anderen, nur das ihre Erinnerungen eben nicht diese waren. In den Erinnerungen aller war Dawn damals schon da gewesen. Sie hatte Buffys Probleme mit Angel mitbekommen, das Fischschwimmteam der High School, die Inka Mumie Ampata hatte sie sogar leiden können.

Und egal wie oft sich Xander sagte, dass es nicht sein konnte, er konnte sich Dawnie nicht da weg denken. Das war seltsam, aber wahr. Genervt klappte er sein Buch zu und stand auf, stieg die steile Treppe zur Galerie hoch, um sich ein weiteres Buch rauszusuchen. Langsam kniete er vor dem Bücherregal nieder und fuhr die Buchrücken mit den Fingern ab.

Schließlich fand er ein Buch mit dem Titel Kulte und ging die Stufen wieder hinab. Er bezweifelt darin etwas zu finden, aber man konnte ja nie wissen. Deswegen setzte er sich gehorsam wieder an den Tisch und blätterte weiter brav herum.

Fortsetzung folgt: