„Harry Potter und die Eule Merlins" ist eine Geschichte über Harrys siebtes Schuljahr in Hogwarts – da Band 6 zur Zeit noch nicht veröffentlicht ist, fasst das erste Kapitel zusammen, was in Harrys sechstem Jahr geschehen sein soll. Die eigentlicheHandlung beginnt in Kapitel zwei und hält - nicht nur für Harry - gleich einige (un)angenehme Überraschungen bereit ... So geht es weiter, viele Geheimnisse, neue Magie und unerwartete Wendungen begleiten Harry durch sein letztes Schuljahr hin zum entscheidenden Kampf.

Die Geschichte geht dabei nicht nur auf die Geschehnisse in Hogwarts ein, sondern auch auf den Krieg gegen Voldemort, wundert euch also nicht, wenn auch der Phönixorden eine Rolle spielt und ihr viele bekannte Gesichter seht – ich hab allerdings auch den einen oder anderen neuen Charakter erfunden. Und – für alle Sirius-Fans – da ich auch einer bin, kann ich den Guten natürlich nicht unerwähnt lassen, zu ihm werdet ihr auch noch was lesen können

Harry Potter und alle weiteren Figuren, Schauplätze, Zaubersprüche und Ähnliches aus den „Harry Potter"-Büchern sind Eigentum der Schriftstellerin J. K. Rowling und derjenigen, die sie die Rechte verkauft hat (Filmstudio usw.).

Die Autorin dieser Fanfiction beabsichtigt in keinster Weise, mit der hier veröffentlichten Geschichte Geld zu verdienen, sie dient lediglich der Unterhaltung, was hoffentlich auch gelingt.

Viel Spaß beim Lesen, ich würde mich freuen, wenn ihr mir in Reviews schreibt wie ihr die Story findet (von mir aus auch gern Kritik!) Hier warne ich euch gleich: Sollte ich - durch das Ausbleiben von Reviews - den Eindruck haben, euch gefällt's nicht, lade ich vielleicht nicht weiter hoch ...


Gewaltsame Veränderungen


„ ... Es ist bislang nicht bekannt, wer diese Verbrecher sind oder was sie vorhaben. Sicher ist jedoch, dass höchste Gefahr besteht und alle Einwohner sehr vorsichtig sein müssen. Versuchen Sie nicht, sich diesen Personen in den Weg zu stellen, aber geben Sie hilfreiche Hinweise ohne zu zögern an die Polizei weiter! ... "

Als ob die Polizei etwas gegen Voldemort und seine Todesser unternehmen könnte, wenn schon die Auroren nahezu machtlos waren, dachte Harry James Potter verbittert.

Das letzte Jahr – Harrys sechstes Schuljahr in Hogwarts – war für den Orden des Phönix gar nicht gut gelaufen. Harry verließ das Wohnzimmer der Dursleys und stieg die Treppe zu seiner Kammer unter dem Dach hinauf. Er hatte sich seit mittlerweile fast einer Woche nicht mehr die schwarzen, verstrubbelten Haare gewaschen, die sich genauso wenig bändigen ließen wie die seines Vaters, und genauso wenig wie er damit einen Schönheitswettbewerb gewinnen würde, kümmerte es ihn auch. Er hatte wichtigere Sorgen.

Zuviel war passiert seit der „Zweite Große Krieg" ausgebrochen war, wie er schon von den Zauberern genannt wurde.

Kaum hatte der Junge die Tür hinter sich geschlossen, da tauchte auch schon seine weiße Schneeeule Hedwig am Fenster auf. Harry hatte sie vor einigen Tagen zum Jagen aus dem Käfig gelassen und sich anschließend gewundert, warum sie so lange weggeblieben war, das sah ihr gar nicht ähnlich. Überrascht bemerkte er, dass die Eule einen Brief mitgebracht hatte.

Lieber Harry,

Tut mir Leid, dass ich mich nicht früher bei dir melden konnte, aber angesichts der schlimmen Nachrichten, die zur Zeit sogar die Muggelwelt in Aufruhr versetzen, wirst du das hoffentlich verstehen.

Fang bitte sofort an zu packen, nachdem du den Brief zu Ende gelesen hast! Wir befürchten, dass du bei deinem Onkel nicht mehr sicher bist, und werden dich sobald die Lage es erlaubt ins neue Hauptquartier bringen. Wir mussten das alte aufgeben, weil Lucius Malfoy Tonks heimlich gefolgt ist und so dessen Standort herausgefunden hat. Ohne einen Hinweis des Geheimniswahrers können sie das Haus selbst zwar nicht finden, jedoch können sie uns davon fernhalten.

Beeil dich bitte, und sag deinem Onkel Bescheid, dass er sich keine Sorgen machen muss – was ich zumindest hoffe –, wir holen dich so schnell wie möglich ab.

Bis bald,

Remus

Völlig perplex ließ sich Harry aufs Bett sinken und starrte auf das Pergament. Wochenlang hörte er kein Wort von irgendjemandem aus der Zauberwelt – er träumte nicht einmal mehr von Voldemort seit er in Okklumentik Fortschritte gemacht hatte – und dann gleich so was. Und wieso war er auf einmal im Ligusterweg nicht mehr sicher?

Hedwig schien seine Trödelei gar nicht zu gefallen, sie setzte sich auf seine Schulter und flatterte aufgeregt mit den Flügeln. Lupin musste sie wohl angewiesen haben dafür zu sorgen, dass Harry der Anweisung sofort nachkam.

Also nahm der Junge, der vor einigen Tagen seinen siebzehnten Geburtstag hatte und somit in der Zaubererwelt volljährig war, seinen Zauberstab in die Hand und schwenkte ihn mit einer ausladenden, schwebenden Bewegung über den Boden und an den Regalen vorbei, woraufhin Kleidung, Schulbücher und seine anderen Habseligkeiten unordentlich in einem Koffer landeten. „Ratzeputz!" Nun war auch das Zimmer sauber, und Harry setzte sich auf das Bett und wartete.

Wie hatte Lupin geschrieben? ... werden dich sobald die Lage es erlaubt ins neue Hauptquartier bringen ... Wie lange mochte es wohl dauern, bis ‚die Lage es erlaubte'?

Als es Stunden später dunkel wurde, saß Harry immer noch auf dem Bett und wurde allmählich ziemlich wütend.

Wieso musste er sich erst so beeilen, und dann ließ Lupin ihn eine halbe Ewigkeit warten? Wollte er Harry an der Nase herumführen? Oder ihn ärgern? Wahrscheinlich war das alles pure Absicht!

Aber Harry sah ein, dass diese Anschuldigungen nun doch unfair waren. Immerhin hatte Remus Lupin in den letzten Sommerferien verbissen versucht, Harry aus dem Loch aus Schuldgefühlen und Verzweiflung zu ziehen, in das Harry gefallen war, nachdem sein Pate Sirius Black hinter diesem Vorhang verschwunden und alle ihn für tot erklärt hatten.

Harry war nun, ein Jahr später, immer noch nicht darüber hinweg.

Sirius ...


... „NEEIIIN!"

Harry wachte wieder einmal schweißgebadet und am ganzen Körper zitternd auf.

Er lag in seinem Bett im Ligusterweg, seit dem Ende seines fünften Schuljahres waren etwa drei Wochen vergangen.

Drei Wochen voller Schuldgefühle, weil er sich geweigert hatte, Okklumentik zu lernen, was dazu führte, dass Voldemort ihn in die Mysteriumsabteilung im Zaubereiministerium locken konnte. Dies brachte nicht nur fünf seiner Freunde in tödliche Gefahr sondern auch seinen Paten ums Leben.

Drei Wochen voller Trauer, in denen er daran dachte, dass durch seine Schuld der für ihn wichtigste Mensch gehen musste, bevor er eigentlich etwas von seinem Leben hatte. Zwölf Jahre in Askaban für Verbrechen, die er nie begangen hatte, zwei weitere Jahre auf der Flucht vor den Behörden, und bevor seine Unschuld bewiesen werden konnte, wurde er bei der Verteidigung seines Patenkindes, das nur durch seine eigene Schuld in Gefahr geraten war, hinter diesen Vorhang geschleudert!

Harry hielt es nicht mehr aus. Er wusste, diesen drei Wochen würden weitere drei Wochen folgen, und weitere und ...

Dumbledore hatte ihm immer noch nicht gesagt, was das für ein seltsamer Bogen in der Mysteriumsabteilung war.

Harry versuchte sich von den Gedanken an Sirius abzulenken, die ihn innerlich auffressen würden, wenn er sie nicht unterdrücken konnte. Der Fast Kopflose Nick hatte ihn auf etwas hinweisen wollen, was sie in dieser Abteilung erforschten, aber er, Harry, hatte ihn ja nicht aussprechen lassen, wirklich eine Glanzleistung.

Ron und Hermine hatte er Eulen geschickt, mit ihnen diskutiert, wohin dieser Bogen wohl führen müsste ... Ohne Ergebnis, er war genauso schlau wie nach dem Gespräch mit Dumbledore in seinem Büro, wo er aus Wut nicht nur ein paar alte Vasen, sondern auch noch einige andere wertvolle Gegenstände zerstört hatte.

Aus einem plötzlichen Impuls heraus sprang Harry aus dem Bett.

Niemand wollte ihm sagen, welches Geheimnis hinter dem Bogen steckte? Nun, dann würde er das eben selbst herausfinden müssen, also packte der Junge seinen Zauberstab, ein wenig Muggelgeld und seinen Tarnumhang zusammen mit ein paar Äpfeln und einer Tafel Schokolade in eine Tasche und schlich sich mitten in der Nacht aus dem Haus seines Onkels Vernon und seiner Tante Petunia ...

Zwei Tage später stand Harry endlich vor dem Zaubereiministerium, es war kurz vor Mitternacht, und er bezweifelte, dass für Besucher noch geöffnet war. Aber wenn er zaubern würde, hätte man ihn schneller gefunden als Harry lieb war, und so musste er sich eine andere Möglichkeit ausdenken, um ins Gebäude zu kommen. Kaum hatte Harry Potter sich in eine Seitengasse zurückgezogen um zu überlegen, da kam auch schon ein Angestellter des Ministeriums und bat um Einlass.

‚Glück muss man haben', dachte sich Harry, warf sich den Tarnumhang um und gelangte auf diese Weise unauffällig durch die Eingangshalle in den Aufzug und mit diesem vor die Mysteriumsabteilung.

Wie bei seinem letzten Besuch – den er zutiefst bedauerte – schwang die Tür von selbst auf, als er sich näherte, und schließlich erreichte Harry den Torbogen mit dem zerrissenen schwarzen Schleier, der sich wieder – oder immer noch – wie durch einen leichten Luftzug bewegte.

Verachtend starrte Harry auf das Stück Stoff, welches vor ihm tanzte, als wolle es ihn verhöhnen. Kaum vorstellbar, dass so ein Fetzen ihm seinen Paten genommen hatte! Sirius, der immer da gewesen war, wenn Harry ihn brauchte, der sich monatelang in den Bergen versteckt und von Ratten ernährt hatte, als Harry am Trimagischen Turnier teilgenommen hatte, nur um in seiner Nähe sein zu können, der sich immer gefreut hatte, Harry um sich zu haben ...

„Ich dachte mir, dass du hierher zurückkommen würdest!"

Erschrocken fuhr Harry aus seinen Gedanken.

Hinter ihm, auf einer der Steinbänke, saß Remus Lupin und beobachtete ihn. Hätte er den Raum nach Harry betreten, so wäre dies dem Jungen aufgefallen, er musste also schon eine ganze Weile warten.

„Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht", fuhr Lupin sanft fort, „als wir erfahren haben, dass du weggelaufen bist, ..."

– „Wieso erzählt mir niemand, was es mit diesem Bogen auf sich hat?" blaffte Harry seinen ehemaligen Lehrer barsch an. Warum mussten Erwachsene ihm immer seine Fehler unter die Nase reiben? Es reichte, wenn er sich selbst Vorwürfe machte wegen Sirius!

„Harry, bitte ..."

– „Was – ist – das – für – ein – Bo–gen!" wiederholte der Junge schroff und betonte dabei jede Silbe. Lupin runzelte die Stirn und starrte durch Harry hindurch. Offensichtlich dachte er sehr intensiv darüber nach, was er antworten sollte.

„So genau wissen wir das auch nicht", gab er dann schließlich zu, „allerdings vermuten wir, dass er eine Verbindung ins Jenseits darstellt ..."

– „Dann kann Sirius also noch am Leben sein?" warf Harry hoffnungsvoll dazwischen.

„Harry, bitte ... Hör einfach bis zum Schluss zu. Du kennst sicher die Uhr, die Molly Weasley bei sich zu Hause hat. Vielleicht hast du dich gefragt, wo die herkommt. Also, der frühere Besitzer hat in der Mysteriumsabteilung gearbeitet.

Sie haben versucht herauszufinden, was hinter diesem Bogen ist, also ist dieser Mann – ich glaube er hieß Edgar Paddington oder so ähnlich – einfach durch gegangen. Immer wenn irgendwo ein gewaltiges Risiko bestand, war er der erste der sich darauf gestürzt hat, hieß es im Tagespropheten. Wahrscheinlich war er auch ein bisschen verrückt, sonst hätte er vorher wohl überlegt was er tut.

Jedenfalls kam er nicht mehr zurück ... und nach etwa einer Woche hat der Zeiger seiner Uhr dann auf ‚tot' gedeutet. Seine Verlobte konnte die Uhr nicht mehr sehen und hat sie schließlich Arthur Weasley geschenkt."

Harry sah den letzten Hoffnungsschimmer schwinden, seinen Paten doch noch wieder zu sehen.

„Sirius ist schon seit über drei Wochen da drin", fügte Lupin leise hinzu, als hätte er die Gedanken des jungen Zauberers gelesen. Harry fiel auf, dass seine Stimme brüchig klang. Auch für Lupin war es nicht leicht, wieso hatte er das nicht früher bemerkt? War er denn blind?

Nur Lupin und Sirius waren aus ihrer Clique übrig geblieben, Peter Pettigrew lief zu Voldemort über und hatte James Potter verraten und somit auf dem Gewissen. Zu Schulzeiten waren die vier eine eingeschworene Gemeinschaft gewesen, vier Freunde wie keine, vor allem James und Sirius waren immer für Remus, auf dem seit Kindesbeinen der Fluch des Werwolfs lag, da gewesen, wofür er sich mit der gleichen Treue revanchiert hatte.

Und nun hatte er beide verloren.

Mit dieser Einsicht verrauchte Harrys Zorn, weil Lupin ihm das nicht schon viel früher erzählt hatte und er setzte sich neben ihn auf die Steinbank.

„Wenn dir wieder die Decke auf den Kopf fällt, schreib mir bitte, dass du Probleme hast, versprochen? Lauf nicht wieder weg", brach Lupin nach einer Weile das Schweigen.

– „Geht klar!"

Harry wusste, dass er schreiben würde, da er sicher noch eine ganze Weile nicht mit dem Verlust von Sirius zurecht kommen würde. Harry war sich außerdem sicher, dass Lupin Sirius nie würde ersetzen können – was dieser auch zu wissen schien –, und dass er für Remus kein Ersatz für Sirius sein würde.

Aber vielleicht konnten sie beide sich gegenseitig helfen, den gemeinsamen Verlust ein wenig zu lindern ...


... Harry schreckte auf, als Tante Petunia in der Küche anfing lauthals mit Dudley zu schimpfen, weil er sich am Kühlschrank zu schaffen machte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es fünf Uhr morgens war. Sein Cousin hatte wahrscheinlich vor Hunger nicht schlafen können, etwas anderes hatte die Diät bei ihm allerdings nicht bewirkt! Trotzdem, Harrys Tante übertrieb es ein wenig mit der Abnehmkur. Das Frühstück bestand aus einem Ei für alle vier Hausbewohner, Mittags teilten sie sich einen Joghurt und abends wurde eine Olive geviertelt!

‚Wo könnte das neue Hauptquartier sein?' überlegte Harry. Der Phönixorden war immer noch ein Geheimbund, weil das Ministerium darauf bestand, alles unter Kontrolle zu haben – was sicher nicht der Fall war, wenn man bedachte, wie ihnen die Todesser im vergangenen Jahr auf der Nase herumtanzten. Tatsächlich wurden in der Zeit seit der Szene aus Harrys Traum einige gewaltsame Veränderungen herbeigeführt.

Es herrschte wieder Krieg!

Voldemort und seine Anhänger trieben ihr Unwesen, quälten Zauberer und Muggel und verbreiteten Chaos und Schrecken. Es hatten sich sogar schon fünf Morde ereignet! Diese Zahl wäre sicher noch höher gewesen, wäre Voldemort nicht so erpicht darauf, erst Dumbledore und Harry zu erledigen und dies alle Zauberer wissen zu lassen, um zu beweisen, dass niemand es mit ihm aufnehmen konnte.

Zum Glück war Hogwarts sicher wie eine Festung, die vielen Schutzzauber hatten Harry dort vor den Todessern bisher geschützt. Nur einmal wäre er fast in ihre Gefangenschaft geraten, was der Halbblutprinz jedoch gerade noch rechtzeitig verhindert hatte.

Snape war als Doppelagent aufgeflogen.

Wie zu erwarten hatte Voldemort geschäumt vor Wut, Harry konnte sich jetzt noch sehr deutlich an die Schmerzen erinnern, die ihm seine Narbe bereitet hatte. Nur dem schnellen Eingreifen des Ordens und von Dumbledore persönlich war es zu verdanken, dass noch genug von dem Hauslehrer Slytherins übrig war, was im St. Mungo zusammengeflickt werden konnte.

Vor zwei Monaten schließlich hatten Todesser das Zaubereiministerium überfallen.

Nach einem langen Kampf konnten die Auroren sie wieder vertreiben. Der Zaubereiminister Cornelius Fudge wurde währenddessen aber von Lucius Malfoy verschleppt. Er hatte den Minister seiner Frau Narzissa überlassen, eine Cousine von Sirius, sozusagen als Geschenk zum Hochzeitstag! Die Todesserin hatte den armen Mann nach allen Regeln der Kunst gefoltert bis er schließlich von ihr bestialisch ermordet wurde, mit schwarzer Magie, die ihn lang genug überleben ließ, um ins St. Mungo eingeliefert zu werden und dort elendig zu krepieren. Sie wollte wohl der Zaubererwelt zeigen, zu welchen Untaten sie fähig war.

Die letzte Amtshandlung Fudges bestand darin, Hogwarts wieder der Kontrolle des Ministeriums zu entziehen. Dumbledore wurden mehr Freiheiten eingeräumt denn je. Er musste nicht einmal mehr die Lehrpläne und Stellenbesetzungen genehmigen lassen. Ob Fudge Dumbledore so sein Vertrauen zeigen wollte, oder nur bestrebt war, einen Fehler wieder gut zu machen, nahm er mit ins Grab. Letztes Jahr hatte er Dolores Jane Umbridge entlassen. Eigentlich hätte an ihr ein Exempel statuiert werden sollen, da das Ministerium einen Sündenbock vorzeigen wollte, aber da sie auf Fudges Befehl hin gehandelt hatte, wurde die Angelegenheit unter den Teppich gekehrt.

Percy Weasley, ein Assistent von Fudge, galt seit dem Sturm von Voldemorts Leuten auf das Ministerium als verschollen.

Wahrscheinlich von einem Todesser verschleppt. Er hatte sich immer noch nicht mit seiner Familie ausgesöhnt. Trotzdem wurden die Weasleys von Percys Verschwinden in eine tiefe Krise gestürzt, und die einzige Hoffnung rührte daher, dass ihre Uhr bei Percy zwar ganz entschieden auf ‚Gefahr' zeigte, aber er doch noch am Leben war.

Der Angriff auf das Ministerium wurde schließlich vereitelt, und dazu beigetragen hatte vor allem Gilderoy Lockhart, der berühmte Zauberer, der schon ein Buch geschrieben hatte und nichts mehr mochte, als Autogramme zu verteilen!

In Harrys zweitem Jahr in Hogwarts übernahm er den Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste und versuchte schließlich, Harrys und Rons Gedächtnis zu löschen, was – dank Rons kaputtem Zauberstab – nach hinten los ging. Die letzten Jahre hatte er auf der geschlossenen Station im St. Mungo verbracht, wo er aus irgendeinem wundersamen Grund plötzlich vollständig genesen war, somit entlassen wurde und gleich als erstes das Ministerium rettete.

Harry und seine Freunde hielten ihn für einen Hochstapler, der nur präsentieren konnte, aber nicht anführen. Wie er es geschafft haben sollte, allein über zehn Todesser in die Flucht zu schlagen, verstand niemand, der je eine einzige Unterrichtsstunde bei dem selbstverliebten Lehrer genossen hatte. Noch unbegreiflicher erschien die Tatsache, dass er für diese Verdienste zum Zaubereiminister ernannt wurde. Dachten die wirklich, Lockhart wäre in der Lage, die derzeitige Situation richtig anzugehen?

Harry hatte außerdem im vergangenen Jahr viel über die Prophezeihung nachgedacht, die Sibyll Trelawney einst Albus Dumbledore gemacht hatte, und die Harry betraf. Er würde entweder Mörder oder Opfer sein müssen! Dumbledore hatte deshalb angeordnet, dass Harry Extra-Stunden in Verteidigung gegen die Dunklen Künste erhielt – unterrichtet wurde er von Lupin.

Harry und Remus hatten sich oft geschrieben nach dem Gespräch, dass sie letzten Sommer im Ministerium geführt hatten. Sie waren gute Freunde geworden, aber eben nur Freunde. Remus bedeutete Harry soviel wie Ron oder Hermine. Nicht wie bei Sirius. Wie vorausgesagt konnte Lupin Harrys Paten nicht ersetzen, und Harry war sich sicher, dass Remus zu ihm ebenso stand, er konnte ihm nicht James oder Sirius ersetzen.

Apropos Ron und Hermine.

Die beiden waren so ziemlich das einzige, was im letzten Jahr nicht schief gelaufen war. Im Nachhinein fiel Harry auf, dass es dafür schon früher Anzeichen gegeben hatte, aber sicher war er sich erst seit kurzer Zeit: Die beiden hatten sich ineinander verliebt! Noch waren sie kein Paar, und sie stritten auch noch regelmäßig, aber trotzdem ... dieses Jahr würden sie wohl zusammenkommen, darauf würde Harry seinen Feuerblitz verwetten! Und das hieß, dass er sich dessen absolut sicher war, denn an seinem Feuerblitz hing er wirklich sehr. Er war ein Geschenk von Sirius gewesen, und allein deshalb schon war Harry unglaublich stolz auf ihn.

Dumbledore hatte Umbridges Spielverbot wieder aufgehoben. Harry war wieder der Sucher von Gryffindor, auch wenn kein wirkliches Quidditch-Turnier im letzten Schuljahr stattgefunden hatte. Es wäre makaber gewesen, um einen Pokal zu kämpfen, während ein abgrundtief böser Zauberer Menschen quälte.

Zuguterletzt war Dumbledore auf Voldemort getroffen, und es war zu einer langen, nervenaufreibenden Schlacht gekommen. Hogwarts' Schulleiter wurde im Kampf schwer verletzt, und hätten Lupin, Tonks und Kingsley nicht Lockvögel für Voldemort gespielt, sodass die anderen aus dem Orden den Gründer desselben in Sicherheit bringen konnten, wäre das ein enorm starker Schlag für die Zauberer gewesen.


Zwei Tage waren nun vergangen, seit Harry Lupins Brief erhalten hatte und daraufhin in Erinnerungen versunken war.

Er saß mit Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley am Frühstückstisch und ließ sich ein Stück Erdbeerkuchen schmecken. Es war noch stockfinster, und normalerweise würden sie alle noch schlafen, aber die Dursleys und Tante Magda, die zu Besuch gekommen war, wollten einen längeren Ausflug machen, und so hatte der Wecker heute sehr früh geklingelt.

Tante Magda würde sämtliche Wände, die sie im Haus finden konnte, hochgehen, wenn sie von Dudleys Diät erfuhr! Deshalb gab es ausnahmsweise nicht nur eine Mini-Mahlzeit. Zwar führte sie gerade ihren Hund Gassi, aber sie konnte jeden Augenblick zurückkommen.

Irgendwie seltsam, dass man sich inmitten eines Krieges Kuchen schmecken lassen konnte, aber die vergangenen Ereignisse hatten Harry gelehrt, dass man sich an so kleinen Dingen wie dem Geschmack einer Erdbeere freuen musste, wenn man in solchen Zeiten nicht resignieren wollte. Denn große Dinge, über die man glücklich sein konnte, gab es schon lange nicht mehr.

„Nimm die Ellbogen vom Tisch beim Essen, du Rotzbengel!" herrschte Vernon Dursley Harry an.

Dieser gehorchte sofort ohne auch nur aufzublicken, gerade als Remus Lupin neben seinem Stuhl erschien, mit einer Tafel Schokolade in der Hand, die Dudley begierig anstarrte.

„Guten Morgen, Harry. Guten Morgen auch Ihnen beiden", grüßte er Vernon und Petunia, „Ich hoffe, Harry hat Sie unterrichtet, dass er sie nun verlassen muss und erst nächstes Jahr wiederkehren kann."

– „Muss das sein?" fragten Harry und Dudley im Chor.

„Ich hol schnell dein Gepäck herunter", sagte Lupin ohne auf den entsetzten Aufschrei der Cousins einzugehen und eilte aus dem Zimmer. Kurz darauf kam er zurück, wobei ein großer Koffer, ein Besen und der Käfig mit Hedwig hinter ihm herflogen. Onkel Vernon verschluckte sich fast, als er das sah und bekam einen Wutanfall.

„Bitte regen Sie sich wieder ab", redete Lupin ruhig auf den Mann ein, „Oder wollen Sie Ihre Nachbarn wirklich darauf aufmerksam machen, dass sich in Ihrer Küche gleich ein Junge, ein Mann und jede Menge Gepäck in Luft auflösen?"

Das saß!

Harrys Onkel wurde sofort schweigsam wie noch nie in seinem Leben.

„Wir reisen mit einem Portschlüssel, Harry", klärte Lupin den Jungen auf und reichte ihm die Schokolade. Dann nahmen sie das Gepäck in die freien Hände und Harry verabschiedete sich von seiner Verwandtschaft. Lupin zählte laut vor, wann der Schlüssel sie transportieren würde:

„Eins ..."

– „Komm bloß nicht so schnell wieder, du Quälgeist!"

– „Zwei ..."

– „Ich freu mich immer, wenn wir so einen Tunichtgut wie dich aus dem Haus haben!"

– „Drei", schloss Lupin, und er und Harry hatten die Küche verlassen, bevor Onkel Vernon weitere Liebenswürdigkeiten auf Harry regnen lassen konnte.

Früher hatte er sich geschworen, dass seine Verwandten es zu spüren bekommen würden, sobald er auch außerhalb von Hogwarts zaubern durfte, er hatte sie aufblasen, schrumpfen, durch die Luft fliegen und Schnecken schlucken lassen wollen, und das war nur der Anfang einer sehr langen Liste. Heute war es ihm gleichgültig.

Die Dursleys taten ihm zu einem gewissen Teil sogar Leid. Saßen hier in ihrem Haus, ohne recht zu wissen, in welcher Gefahr die Welt schwebte, und beschwerten sich über seine Tischmanieren. Dafür taten sie ihm Leid, aber dafür beneidete er sie auch, sie mussten sich keine Sorgen machen um das, was sich vor ihrem Gartenzaun abspielte. Harry konnte keine Genugtuung mehr dabei empfinden, sich an ihnen zu rächen.

Voldemort.

Dieser Name ließ seine Wut auflodern. Er war wie ein Dämon, der die Leute beherrschte und terrorisierte. Niemand durfte seinen Namen nennen. Aber Harry verstand das nicht. Einer alten Geschichte zufolge verlor ein Dämon seine Macht über jemanden, sobald dieser den Namen des Dämons ausgesprochen hatte.

Wie auch immer, Harry hatte sich bereits mehr als einmal geschworen, sich an Voldemort zu rächen.

Dafür, was er den Menschen antat.

Dafür, wie er sie folterte. Dafür, wie zahllose Familien dadurch zerrissen wurden.

Dafür, dass er durch seine Täuschung dafür verantwortlich war, dass Harry seinen Paten Sirius verloren hatte.

Und dafür, dass er Harrys Eltern, Lily und James Potter, ermordet hatte.