Warum ich?

Part 1

Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Wie kann er nur? Was fällt ihm eigentlich ein. Ich stoße ihn von mir weg und klebe ihm eine. Ron reibt die Stelle, wo ich ihn geschlagen habe, wahrscheinlich, damit der Schmerz schneller abflaut. „Ich wusste, dass du das tust", sagt er und seufzt dann. „Warum hast du mich dann überhaupt geküsst?", frage ich ihn aufgebracht. „Na, weil...", beginnt Ron zu erklären. „Ja? Ich höre?" Wie kann ich nur so gemein sein?

Ich meine, ich liebe Ron, aber ich will es ihm nicht zeigen. Ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil er mich schon zu oft verletzt und enttäuscht hat. Ich will ihn nicht lieben. Ich will nicht jeden gottverdammten Abend einschlafen und von ihm träumen. Ich will nicht morgens aufstehen und als erstes an Ron denken. Ich will nicht im Unterricht abgelenkt sein, weil ich seine Sommersprossen zähle, wenn er neben mir sitzt. Ich, Hermione Granger, will das einfach nicht mehr!

„Weil Harry mich ermutigt hat den ersten Schritt zu machen", schließt Ron. „Und wenn Harry dich ermutigt vom Astronomieturm zu springen, dann tust du das natürlich auch! Das kann ich sehr gut verstehen Ron", erwidere ich mit einem äußerst ironischen Unterton. Ron läuft hochrot an. Seine Sommersprossen zeichnen sich dadurch genau ab. Besonders die, die sich unter seinen ozeanblauen Augen befinden. Augen, in denen man sich so wunderbar verlieren kann. Nein, Hermione, hör' auf so zu denken. Denk daran, was du dir geschworen hast. Denk daran, dass Ron nicht mehr als ein Freund für dich ist. Vielleicht dein bester Freund, aber mehr nicht.

Aber es ist schon niedlich, wie er so rot anläuft und vor sich hinstammelt. Eben typisch Ron. Ein liebenswerter Trampel. Nein, nicht schon wieder. Ach ich weiß auch nicht. Ron ist schon irgendwie süß. Oh Gott ich klinge schon wie Parvati. Das muss jetzt endlich aufhören. Schlag dir Ron aus dem Kopf, 'Moine. Und hör auf Rons Spitznamen für dich zu benutzen. Jetzt, wo du ihm eine Geknallt hast würde er dich sowieso von sich weisen. Ja das ist gut! Sag dir einfach, dass er dich jetzt sowieso nicht mehr will, dann wird das schon. Und ich sollte aufhören Selbstgespräche zu führen. Ich werde ja komplett irre! „Na ja, dann danke für's fertig machen!", sagt Ron und wendet sich zum gehen. Vielleicht war ich wirklich etwas zu hart? Nein, nein ich habe mich nur an meine Prinzipien gehalten. Ich sollte darüber nachdenken, mich nicht in meine Freunde zu verlieben in meine Prinzipien einzubeziehen. Das würde mir wahrscheinlich eine ganze Menge Ärger ersparen.

Ich seufze lang und sehe Ron nach, der sich in Richtung Treppe bewegt. Überlegend ob ich ihm nicht doch noch hinterher rufen soll, dass es mir Leid tut, versuche ich mir angestrengt wieder die Sache mit dem abweisen vorzuhalten. Er will dich nicht mehr, er will dich nicht mehr, er will dich nicht mehr, er will – schnief – dich nicht mehr. Warum heule ich denn jetzt? Wegen ihm? Oh man. Wie ich diesen Gefühlskram doch hasse! Wer sich den Schwachsinn ausgedacht hat, gehört ins Gefängnis! Meiner Meinung nach. Ein komisches Gefühl steigt in mir hoch. So eine Art Mischung aus Wut, Hass und Bedauern.

Wut über mich selbst, weil ich wegen einem Jungen heule. Hass auf Ron, weil er schuld daran ist, dass ich heule. Bedauern, weil ich ihn nicht zurück geküsst habe. Auch ich gehe jetzt hoch in meinen Schlafsaal um dort ein wenig alleine zu sein und über dieses komische Gefühl nachzudenken oder auch darüber hinwegzukommen. Aber das mit dem Alleinsein wird wohl noch ein wenig warten müssen. Parvati und Lavender sitzen auf ihren Betten und spielen irgend so ein verrücktes Spiel, bei dem es im Wesentlichen darum geht Geheimnisse auszuplaudern, weil man vom anderen dazu „gezwungen" wird. Auch eine Methode um sich dabei nicht schlecht zu fühlen. Nun ja. Ich stapfe geradewegs zu meinem Bett und lasse mich darauf fallen. Warum? Warum ich? Womit habe ich das verdient, huh? Was habe ich verbrochen, dass man mich mit solch verrückten Gefühlen verflucht?

„Hermione? Alles in Ordnung?" Nein, alles ist total sch/§ Parvati, sonst noch Fragen? „Ja, klar. Mir geht's gut", versuche ich in einem Ton zu sagen, den man mir abkaufen könnte. Scheint mir allerdings nicht ganz zu gelingen. „Wirklich? Du siehst nicht gerade danach aus." Ja, weil es mir ja auch besch!& geht, aber das passt schon. Macht euch um mich, den ollen Bücherwurm, den ihr ja sonst auch nicht beachtet, weshalb ich mit zwei Jungen befreundet bin, keine Sorgen. Genau, im Grunde sind eigentlich die Mädchen schuld daran, dass ich mich jetzt so miserabel fühle. Wenn sie sich damals mit mir angefreundet hätten, dann wäre ich wahrscheinlich nicht mit Harry und Ron so gut befreundet, was mir wiederum erspart hätte mich in Ron zu verlieben. Nein, Hermione nicht dran denken! Hach, ich kriege es heute aber auch gar nicht auf die Reihe. Zur Antwort auf Parvatis Frage nehme ich mein Kissen und stülpe es mir über den Kopf.

„Sie möchte nicht gestört werden", höre ich sie flüstern. „Anscheinend hatte sie Streit mit Ron." Bei diesen Worten sitze ich kerzengerade im Bett. „Bitte wie war das?", meine ich verblüfft. „Du verhältst dich immer so, wenn du Streit mit ihm hattest", meldet sich nun zum ersten Mal Lavender zu Wort. „Das stimmt doch gar nicht!" Die zwei nicken. „Argh!", mache ich und werde immer wütender. Gerade erst im Schlafsaal angekommen, verkrümle ich mich auch schon wieder, denn noch länger in einem Raum mit diesen Tratschtanten zu sein, würde ich nicht aushalten. Die haben doch überhaupt keine Ahnung. Ich meine, die beiden glauben ja auch an Wahrsagerei! Kompletter Schwachsinn! Wieder einmal im Gemeinschaftsraum gehe ich unruhig hin und her, weil ich nicht weiß, wohin. Da kommt Harry durch das Portraitloch.

„DU!" Das muss jetzt sein! Wenn einem die Schuld zu geben ist, dann wahrscheinlich Harry. Genau! Er sieht entsetzt und erschrocken an. „Was?" Ich gehe auf ihn zu, mit dem Zeigefinger auf ihn deutend, die Hand zitternd von unterdrückter Wut, die nicht mehr lange unterdrückt sein wird, so habe ich das Gefühl, sonst explodiere ich. „Warum hast du ihm das nur geraten?", fauche ich ihn an. „Lass mich raten. Es geht um Ron?", will Harry wissen. Das fragst du noch? Natürlich geht es um Ron und um deinen dummen Ratschlag an ihn mich zu küssen! „Ja verdammt! Warum setzt du ihm irgendeinen Floh ins Ohr, dass er mich küssen soll? Bist du eigentlich noch zu retten?" „Hey, Moment mal! Ich habe ihm garantiert nicht gesagt, er solle dich küssen. Ich habe ihm lediglich geraten, den ersten Schritt in eurer verrückten Beziehung zu machen!" „Ron und ich haben, außer einer rein freundschaftlichen, keinerlei Beziehung!" „Er hat dich geküsst? Man, kann ich denn ahnen, dass Ron gleich den 10 Schritt macht anstatt dem ersten?"

Nein Harry, aber du hättest es dir denken können, um Merlins Willen! Du kennst ihn jetzt immerhin schon seit sechs Jahren verdammt! Rate ihm doch das nächste Mal gleich, dass er über mich herfallen soll, vielleicht hat das dann zur Folge, dass er mir einen Heiratsantrag macht oder so was! Irgendetwas passiert mit mir. Ich bin mir noch nicht sicher, was genau. Aber auf einmal verwandelt sich meine Wut in eine tiefe Traurigkeit. Na toll, jetzt fange ich schon wieder an zu heulen und das auch noch vor Harry. „Herm'!", höre ich ihn sagen, während ich mir die Hände auf das Gesicht klatsche und mich auf das Sofa fallen lasse. Ich spüre deutlich, wie Harry sich neben mich setzt. Warum um Merlins Willen? Warum ausgerechnet ich? „Hermione. Sieh es doch Mal so, jetzt weißt du wenigstens woran du bist. Ich meine, so schlimm wird es je nun nicht gewesen sein, oder?"

Ich sehe zu ihm auf. „Harry, ich habe ihm daraufhin eine geklebt. Ich glaube nicht, dass das sonderlich klug war." Was rede ich hier? Natürlich war das gut. Nun ja, vielleicht nicht gut, aber es war mein gutes Recht das zu tun. Oder? Ja, ja das war es. „Oh", gibt Harry als einziges von sich, was nicht gerade hilfreich ist. „Oh man. Ich meine, er kann mich doch nicht einfach so küssen!", sage ich laut und vergrabe mein Gesicht wieder in den Händen. „Das bringt mich doch vollkommen von meinen Grundsätzen ab", füge ich flüsternd hinzu, doch Harry scheint es gehört zu haben. „Moment… heißt das, du magst ihn? Also, du bist…? Oder wie?" Ich laufe rot an. Das kann ich spüren. So warm war mir noch nie in meinem Leben. Außer eben vielleicht, als Ron mich geküsst hat. Wenn ich mich nicht so verbissen darauf konzentriert hätte es nicht schön zu finden, dann wäre ich eben der glücklichste Mensch auf erden gewesen, glaube ich.

Oh man, was denke ich denn jetzt schon wieder? Aufhören, aufhören, aufhören! „Du bist in Ron verknallt?", fragt Harry mich und grinst. Ich zögere. Aber ich platze gleich, wenn ich es niemandem erzähle. „Ja verdammt. Oh mein Gott, hab ich das jetzt wirklich gesagt? Ich muss verrückt sein. Ich BIN verrückt!" jetzt geht meine Beherrschung flöten. Ich merke es ganz deutlich. „Aber Herm', wo ist dann das Problem? Warum sagst du es ihm jetzt nicht einfach?" „Harry! Ich habe ihm vor geschlagenen zehn Minuten eine gepfefferte Ohrfeige gegeben, als er mir bewiesen hat, dass er etwas mehr für mich empfindet als nur Freundschaft. Meinst du nicht, es wäre etwas unlogisch, jetzt zu ihm zu gehen und zu sagen ‚Ach Ron, übrigens, ich mag dich auch!'", den letzten Teil sage ich mit einer Stimme, die Lavender und Parvati ähnelt um meinem Freund deutlich zu machen, dass es wirklich ziemlich bescheuert wäre.

„Liebe ist aber nicht logisch Hermione. Sie ist verrückt. Und du bist es gerade offenbar auch, also wo ist das Problem?" Oh, wow Harry, was für eine Rede. „Danke, dass du mich darauf hingewiesen hast, dass ich gerade total überreagiere. Ich werde es einfach so wie immer machen. Dieses bekloppte Gefühl ignorieren!" Eine ganze Weile herrscht Stille, und dann- „Du bist schon länger in ihn verknallt?" Harry grinst breit und ist ganz aufgeregt. Wieder einmal bleibt mir nichts anderes als „Argh!" zu machen und mich zu verdünnisieren. Diesmal flüchte ich in die Bibliothek, wo ich endlich meine Ruhe habe. Nur ich und die Bücher. Nun ja, ich, die Bücher und die strengen Augen von Madam Pince.