Back to London- alte Freunde, neue Sorgen

Langsam, ja sehr gesittet, tuckerten Ray und Sirius übers Land. Gelegentlich erblickte Sirius im suppigen Nebel des Morgentaus kleine Häuser in heruntergekommenen Dörfern und hier und da eine Kuh auf den üppigen Wiesen Mittelenglands. Ray hätte gern den Zug genommen, schließlich hatte sie das Ticket schon gekauft und hatte es unter großen bürokratischen Aufwand wieder stornieren lassen. Bahnfahren wäre entspannter und wärmer gewesen, doch da der Hund, den sie jetzt nur Drecksvieh nannte, nicht mitgedurft hätte, fuhren sie über Landstraßen in einem Toyota ohne Heizung.

Sirius wußte was zu tun war, wenn sie London erreicht hatten: Er mußte in den Grimmauld Place, koste es was es wolle. Dass Harry nicht da sein würde, war ihm durchaus bewußt. Er würde die Weihnachtsferien in Hogwarts verbringen, oder bei den Weasleys. Doch würde jemand dort sein, ein Mitglied des Phönixordens, welcher um sein Geheimnis wußte, ihn erkannte.

Mit quietschenden Reifen hielt das Auto vor einem netten Hotel in Merton. Nett war vielleicht übertrieben, es war eine der wenigen Herbergen die Tiere akzeptieren. Ihr Zimmer war klein und mit einer Mustertapete tapeziert, die bei Sirius als auch Ray einen leichten Würgereiz auslösten. Doch eigentlich war das nebensächlich, denn Ray holte augenblicklich nach ihrer Ankunft ihren Laptop raus und begann zu tippen, hier einrichten könne man sich später. Nach zehn Minuten wilden Geklapper auf der Tastatur waren Sirius Nerven zu Drahtseilen gespannt. Aus seiner Not, der Hoffnung nur endlich seine alten Bekannten und Freunde wieder zu sehen, tauschte er dringende Bedürfnisse vor. "Jetzt nicht!" Ray sah entnervt an. "Du hast dich doch gerade noch im Vorgarten entleert..." Aus Sirius anfänglichem Winseln und im Kreis laufen wurde einen überlautes Bellen und an der Tür kratzen. Ray verdrehte die Augen. "Drecksvieh!" Sirius kläffte anfeuernd, als Ray sich den Mantel anzog und die Leine schnappte.

Sirius verhielt sich unauffällig, wollte allein für Ray die Illusion eines Spaziergangs aufrecht erhalten. Sie hatten Merton schon durchquert, als sie endlich in die Enidsen Street in Wandsworth einbogen. Zwei Straßen noch, zwei Straßen noch, schrie eine Stimme in Sirius Kopf. Ray ging geradezu unerträglich langsam, langsamer, hielt an. Jetzt schrie die Stimme in Sirius Kopf noch lauter, es rauschte regelrecht in seinen spitzen Ohren. Ray wandte sich zu umdrehen, sah ihren Hund erwartungsvoll an, es ihr gleichzutun, doch Sirius konnte nicht. Es tat ihm im Herzen weh, als er sich losriß. Im Spurt hetzte er die schmale Straße entlang, mit verzweifelten Blacky-Rufen hinter sich.

Nicht einmal eine Minute hatte er gebraucht, als er vor dem Grimmauld Place 11 zum stehen kam. Ohne sich auch nur einen Moment auszuruhen, fing er heiser zu bellen an, sprang im Dreieck. Das klackernde Getrappel von Hackenschuhen drang in sein Ohr. Ray erschien hinter der Ecke, mit tomatenrotem Gesicht und ungesund keuchend. "Bist du...bist du verrückt geworden?" keuchte sie. Sirius ließ sich nicht abhalten, kläffte aus tiefster Kehle weiter. Ray schlich auf ihn zu, die Hände selbst im Gehen noch auf den Knie abgestützt, ein seltsamer Anblick. Sirius brüllte weiter, nichts passierte. Ray packte die Leine, zerrte unsanft an ihr und zog Sirius weg.

Dann, wie eine Erlösung, geschah das, worauf er so sehnlicht gewartet hatte. Sein Herz hämmerte vor Freunde in seinem Hals, als die Nummer 12 erschien. Alle den Hass, den er mit diesem Haus verband, würden von ungezügelten Glück hinweggeschwemmt. Ray war schockiert von, jenem, daß sie eben sah. Ihre erster Gedanke, sobald sie einen fassen konnte , galt der modernen Technik, der zweite schweifte in Paranormale ab. Mit offenem Mund starrte sie die bröckelnde Fassade an, und wurde erst aus ihrer Trance befreit, als die große, schwarze Eichentür mit dem ungewöhnlichen Türklopfer zu Klacken und zu Klirren begann.

Violette Haarsträhnen luckten durch den Türspalt, dann ein Kopf. Es war Tonks. Sie guckte neugierig herum, erblickte Ray, welche sie stirnrunzelnd beobachtete, nun fiel ihr Blick auf Sirius.

Und sie stieß einen so spitzen, markerschütternden Schrei aus, daß Ray und Sirius einen guten Meter zurückwichen. Binnen Sekunden verdrehte Tonks die Augen, wurde bleich und ohnmächtig. Sie fiel ins Haus, entzog sich Sirius Blick. Vorsichtig trat Ray auf die Vortreppe, um zu sehen ob sich die komisch Colourierte ernsthaft verletzt hatte.

Fußgetrappel dröhnte aus der Halle. "Tonks?" Sirius kannte diese Stimme, er kannte sie gut aus seiner Jugend. "Meine Güte!" murmelte der Mann. Er warf einen flüchtigen Blick aus der offenen Tür. Ray stand, zur Salzsäule erstarrt, immer noch auf dem schmalen Tritt. Nun zu Tonks gebückt sah Lupin wieder zu Ray hinauf. "Was ist hier geschehen?" fragte er in ehrlicher Verwunderung. "Ich weiß es nicht," antwortete Ray ebenso wahrheitsgemäß. "Mein Hund wollte.." Weiter kam sie nicht mit ihrer angesetzten Entschuldigung, denn Remus Lupin fuhr in einer Bewegung hoch. Der alternde Maurader griff sich beherzt an die Brust.

Nachschlag: Herzlichen Dank an Liz Black; die Eldenden kommen in meine Stadt und My Brother, my enemy ist super, Carlith; tja, es sind Tonks und Lupin, die wären wohl am ehesten im Hauptquatier anzutreffen, und Spoty gibt nicht viele die über McGonagall schreiben. Respekt.