Disclaimer: Die Charaktere und das Universum gehören mir nicht – ich will sie nicht, es reicht meine Fantasie daran auszuleben – Danke JKR!

Dank: Vielen Dank an meine Beta Nici Cavanaugh. Trotz … sovielen „TROTZ" betat sie meine Story noch immer. Da wären meine unzuervlässigen Schreibrythmen, meine Fehler, meine Klischees g und sie macht es so gut … das ich nachher weiß und spüre, dass das Kapitel durch sie besser geworden ist! Danke Nici!

Anmerkungen: Wieder sind 4 Monate vergangen bis zu einem update. Liebe Leser, die ihr noch dabei seid … es ist nicht anzunehmen, dass ich die restliche Geschichte in 2 Wochen Takt updaten werde, es ist nicht anzunehmen, dass es keine langen Schreibpausen mehr gibt … aber eines könnt ihr annehmen …. Wenn ich bis jetzt nicht aufgegeben habe, dann tue ich es in Zukunft auch nicht. Die Story wird weitergehen und sie wird beendet. Vielen Dank an all diejenigen, die mich in Reviews auch noch Monate nach dem letzten update ermutigt und motiviert haben, genauso wie diejenigen, die gleich ihre Meinung geschrieben haben: Dieses Kapitel entstand fast zur gänze nach euren vielen Reviews, nur der Schluss hat lange gedauert. ;)

Klischees: Ein kurzer Hinweis. Wer die Story kennt, weiß das ich gerne mit Klischees arbeite. Auch in diesem Chap bediene ich mich wieder ihrer …. Um manche schlage ich aber auch bewusst einen Haken und dies ist oft viel schwerer zu erkennen. Wisst ihr … welche typisch in ff verwendete Snape-Sache ich hier absichtlich verleugnet habe:-) Freu mich auf euch!

Kapitel 15: (K)ein Treffen

Irgendetwas berührte sie seitlich an der Schulter, aber sie entzog sich der Berührung ohne nur hinzusehen. Malfoy würde es anhand seiner kürzlichen Reaktion sicher nicht sein und wer konnte sonst hier im Schulsprecherkorridor sein, außer ihren Freunden.
Sie hatte aber weder Lust auf tröstende Blicke von Ginny, stumme Vorwürfe von Harry, noch auf weitere Anschuldigungen von Ron.
Hermine wollte einfach weiter auf den Stufen sitzen bleiben und ihren Schmerz herauslassen, der sich zu einem unerträglichen Knäuel in ihrem Inneren angesammelt hatte.

Doch statt dass sich der Störenfried zurückzog, wurde die Berührung intensiver. Jemand schlang einen Arm um sie, und bevor noch ihre Augen erschrocken aufflogen, wurde sie auch schon unter den Kniekehlen gegriffen und aufgehoben.

Eine erneute Panik überrollte Hermine und sie riss ihren Kopf herum um zu sehen, wer es war, der diesmal einen Übergriff an ihr beging, stockte jedoch in der Bewegung. Ein dunkles Flüstern in ihrem Ohr, sein warmer Atem, der in ihren Haar kitzelte und die bestimmte und doch nicht schroffe Berührung, mit der er sie hochhob, ließen ihren Protest verzagen.

„Es ist alles in Ordnung, Miss Granger. Wenn Sie nicht selbst zu unserem Termin kommen, muss ich Sie eben holen."

Sie sah sein Gesicht nicht, dazu war ihr Blick noch zu Tränenverschleiert, doch sie hörte ein kleines Schmunzeln in seinem Ton und eine fremde Welle der Wärme durchflutete ihren Körper.
Sie schloss die Augen und erlaubte sich diesen Moment der Schwäche weiter fortschreiten zu lassen, ohne sich krampfhaft zusammen zu nehmen, ohne besonders erwachsen, damenhaft, oder stark sein zu müssen.
Kurz war sie verkrampft gewesen, als sie erkannt hatte, dass es er war, der sie weinend im Flur gefunden hatte, doch war es nicht das, nach dem sie sich die ganze Zeit gesehnt hatte? Severus Snapes Aufmerksamkeit? Seine Nähe zu spüren, ohne dauernd mit seiner Kritik und Strenge konfrontiert zu werden?
Hermine wollte nicht denken, sie wollte nur genießen, während der Mann mit ihr im Arm eine Wendeltreppe hinab ging, die sie noch nie zuvor im Schloss gesehen hatte, nicht einmal auf Harrys Plan, auf dem man angeblich alle Schleichwege sah.

Es ging so steil bergab, dass Hermine beschloss, die Augen wieder zu schließen. So unauffällig wie, in Anbetracht der Umstände möglich, lehnte sie sich mit dem Kopf gegen die vielen schwarzen Lagen auf seiner Brust und atmete den aromatischen Duft nach Kräutern ein, der ihm entströmte.
In diesem Moment verspürte sie Frieden. Frieden - zum ersten Mal seit sie damals nach dem Unfall in diesen fremden Räumen, in dem ihr unbekannten Bett aufgewacht war und gesehen hatte, dass er an ihrer Seite gewacht hatte.

Als sie gegen seine Brust lächelte, hörte sie ihn einige lateinische Ausdrücke murmeln und spürte wie er durch eine, sich öffnende Tür trat und die Luft um sie herum wärmer und wohliger wurde. Einige Momente und Schritte später wurde sie von Severus Snape auf etwas Weichem abgesetzt.

Hermines trocknete die übrigen Tränen auf ihren Wangen und öffneten die vorher so entspannt geschlossenen Augen um sich umzusehen. Doch sie wurde durch plötzliche Helligkeit geblendet. Erst nach einigen Momenten erkannte sie, dass der Quell des Lichtes ein prasselndes Kaminfeuer war.
Als sie endlich einen Blickfokus fand, sah sie hoch zu ihrem Professor, zu ihrem Verlobten, der nun mit verschränkten Armen vor ihr stand und lächelte.

Hätte sie gewusst wie schön Severus Snape sie in diesem Moment fand, wie sie da saß, mit Tränenspuren auf den vor Aufregung rotgefleckten Wangen, wie sie verlegen schniefte und ihn dabei so ohne Scham offen und ehrlich anlächelte, sie hätte nie mehr daran glauben können, dass er sie jemals verachten könnte.

Und hätte Severus gewusst, wie schön Hermine ihn in diesem Moment fand, wie er über ihr stand, ihm dabei schwarze Haarsträhnen ins Gesicht fielen, während er auf sie herabsah. Und dass sie dachte, dass man ihm in Momenten wie diesen ansah, dass er ein 37 Jahre alter Mann aus Fleisch und Blut war und kein verhasster und anfeindungswürdiger Lehrer, und dass sie sich so sehnlichst wünschte, Harry könnte nur einmal den besorgten Glanz in seinen Augen sehen, mit dem ihr Zaubertränkeprofessor auch schon den Jungen der Lebte ab und an angesehen hatte, Severus hätte die Prophezeiung nicht mehr angezweifelt.

Doch keiner wusste von den Gefühlen des Anderen, und als Hermine ihren Blick senkte, brach sie damit einen Teil des Zaubers.
Als sie wieder hoch sah, hatte sich Severus von ihr abgewendet. Er stand wie so oft vor dem Kamin und schien in die Unendlichkeit des Feuers zu blicken, während er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte.

Ob er so am Besten nachdenken kann oder ob es seine Art ist sich abzuwenden und aus der Situation zu nehmen?, fragte Hermine sich. Sie fühlte sich leer ohne seine Augen auf ihr - das bemerkte sie immer wieder und öfter in letzter Zeit.
Ein Griff in ihren Umhang, wo das Wappen der Familie Snape ruhte, gab ihr ein bisschen Sicherheit zurück.
Hermine hatte festgestellt, dass es manchmal verschwand und in anderen Situationen wieder dort auftauchte, wo sie es das letzte Mal verstaut hatte. Warum das so war, musste sie noch herausfinden, aber sie fühlte sich immer gut und beruhigt, wenn sie es ansehen oder auch nur spüren konnte.

Langsam, ein wenig unsicher stand sie auf und trat zu Severus.
„Es tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe", sagte sie leise.

„Das zweite Mal heute", setzte er mit trockener, aber gelassener Stimme nach, ohne sich zu ihr umzuwenden. „Als ich Sie auf dem Flur aufgelesen habe, war es zehn Minuten nach Sieben."

Hermine sagte nichts, sie wurde nicht einmal wütend, wie es sonst so ihre Art gewesen wäre mit einer Abweisung wie dieser umzugehen. Sie ließ nur den Kopf hängen und seufzte unbewusst.
Dieser Mann gab ihr soviel Nähe, soviel Wärme und soviel Frieden mit einer Berührung oder einem Blick und gleichzeitig war es so hart, zu sehen, wie er ihr den Rücken zuwendete. Sie stand so nah an ihm und fast war sie versucht die Hand zu heben, um ihn zu berühren, doch sie wagte es nicht.
Was ist los mit dir Hermine? Er ist dein Lehrer und er wird dich vielleicht nie als Seinesgleichen akzeptieren. Nur weil du irgendetwas fühlst, fühlt er noch lange nichts. Er tut seine Pflicht, du tust deine Pflicht. Beschränke dich darauf, diktierte sie ihrem Kopf. Sie war überzeugt, dass es richtig war und doch schmerzte es in ihrer Brust.

Doch bevor Hermine sich weiter selbst zurechtweisen konnte, drehte sich Severus mit einem Ruck um und sah ihr in die Augen, mit einem Blick, der sie wie schwarze Flammen verzehrte.

Seine Stimme war ruhig und weniger streng, als er sprach. „Sie sehen müde aus, Miss Granger. Ich werde uns einen Tee aufsetzen und dann besprechen wir alle Details dieser ...", er stockte kurz, „… Vereinbarung. Bitte setzen Sie sich in der Zwischenzeit wieder."

Hermine war überrascht, auch über den Ton seiner Stimme, der tief wie gewohnt und dennoch fast sanft erschien und nicht so erbost, wie sie es angenommen hatte. Also tat sie ohne Widerspruch wie ihr geheißen wurde und ließ sich wieder auf das Sofa nieder, während er sich abwandte und den Raum durch eine Tür an der Ostwand verließ.

Erst als er verschwunden war, begann in Hermine die Neugier zu wachsen. Wo befanden sie sich eigentlich? Seine Gemächer? Sein Büro, nein das kannte sie schon. Ein Lehrerzimmer?
Es war, als ob sie sich nicht konzentrieren könnte, wenn sie mit diesem Mann in einem Raum war, es war normalerweise nicht ihre Art ihre Umwelt derart zu ignorieren.

Doch jetzt nahm sie sich die Zeit und während sie sich umblickte, entspannte sich ihr Körper immer mehr aus seiner unbewussten Verkrampftheit. Sie saß direkt vor einem imposanten und doch schlicht gehaltenen Kamin in schwarzer Farbe. Sein Sims war schmucklos, nicht wie in den Gemeinschaftsräumen mit Pokalen oder Auszeichnungen, Statuen oder sonstigen Trophäen versehen.
Alles was auf ihm ruhte, war ein schmiedeeisernes Gestell, das eine Kristallschale beherbergte, in dem sich das warme Licht des Feuers brach. Was in der Schale ruhte, war von dem Sofa aus nicht zu erkennen und auch momentan nicht Gegenstand Hermines Interesses.

Lieber sog sie die warme und aromatische Luft hier ein, die direkt vom Feuer auszugehen schien, und lies ihren Blick weiterschwenken zu dem breiten Spiegel, der etwas oberhalb der Feuerstelle angebracht war. Er war so breit wie der Kamin selbst, aber nicht sehr hoch und ruhte in einem schwarzen, schmucklosen Rahmen.
Hermine hätte nun aufstehen und sich selbst mustern können, doch ihre Sinne waren im Moment nicht von Eitelkeit eingenommen. Lieber ließ sie ihre begierigen Blicke weiterschweifen und ihre Augen wurden groß, als sie wahrnahm, dass die restlichen Wände dieses Raumes, nur ab und an von einer Tür unterbrochen, vollkommen mit Bücherregalen verkleidet waren

Doch es war nicht die Art von Regalen, die sie aus der Hogwartsbibliothek kannte. Sie waren glatt, schmal, onyxfarben und glänzten im Schein des Feuers. Penibel sortiert waren Enzyklopädien, Bücher, Magazine, Schriftreihen und ja, sogar Vinylplatten zu Hunderten wenn nicht zu Tausenden einsortiert.
Manche Bücher wirkten schon von der beträchtlichen Entfernung, in der sie im Moment gemustert wurden, alt und weise, doch keines wirkte schäbig oder war mit den ihr aus der Schulbibliothek so vertrauten Eselsohren und Vergilbungen versehen.
Jeder Buchrücken wirkte perfekt, schimmerte in seiner ureigenen Farbpracht und war mit geschwungenen, geraden, verschnörkelten oder gar fremdsprachigen Buchtiteln versehen.

Soviel Hermine erkennen konnte, waren sie nicht nur nach Thema, Gebiet, Herausgabejahr und Sektion, sondern auch nach Dicke, nach Höhe und Seitenanzahl sortiert ... alles wirkte perfekt und im Einklang. Eine Komposition aus Werken, die aussahen wie neu gekauft, wie niemals durchgeblättert, und die trotzdem ein oft gelesenes Wissen und eine magnetische Anziehung auf Hermine ausstrahlen.
Neben der Tür, durch die Severus Snape die Räumlichkeiten verlassen hatte, war eine kleine, schwarz lackierte Leiter angebracht, die man entlang der Bücherregale schieben konnte.
Er holt sie also nicht mit Magie herunter ...

Hermines Augen wandten sich nur schwerfällig nach vielen genossenen Minuten von der vorher noch nie gesehenen Schönheit des gebündelten Wissens ab und landeten auf dem Sofa, auf dem sie saß.
Es war von einem so tiefen und dunklen Smaragdgrün, dass es fast schwarz wirkte. Die Farbe bildete einen fast mystischen Kontrast zu dem weißen, weichen Teppich unter ihren Füßen, der von einem Tier, viel zu schön, um aus ihm einen Vorleger zu fabrizieren, stammen musste.

Vor ihr stand ein rechteckiger Tisch, dessen Glasplatte genau wie die kristallene Schale auf dem Kaminsims, in einer schmiedeeisernen Fassung ruhte. Flankiert wurde er von zwei Ohrensesseln, die ebenfalls in hypnotischem Smaragd erstrahlten.

In der rechten Hälfte des Raumes befand sich eine Art Besprechungstisch, der länglich war und vom Material her den pechschwarzen Regalen glich, die alles Licht um sie herum mehr reflektierten als schluckten, und so mehr Glanz und Helligkeit in den Raum trugen, als bei soviel Schwärze anzunehmen war. Umringt wurde er von einer Vielzahl Stühle mit hoch geschnittenen Lehnen, die schön anzublicken waren, aber in Hermine den Verdacht erweckten, unbequem zu sein.

Alles in allem strahlte dieser Ort eine schlichte Eleganz aus - auf den einen oder anderen Betrachter vielleicht sogar etwas Kühle, doch Hermine fühlte sich erstaunlich wohl hier.

Das Sofa war so tief geschnitten, dass sie weit nach hinten rutschen musste, um seine Rückenlehne zu erreichen. So weit, dass sie den Boden unter den Füßen verlor und sich fast wie in einem aufgerichteten Bett fühlte, als nur noch ihre Füße über den Sitzrand der Couch ragten. Sie kuschelte in das warme Material des Bezuges und schloss die Augen, während sie ihren Kopf nach hinten legte und flüsterte: „Nur kurz".

-o-

Hermine blinzelte.
Es dauerte eine Weile, bis ihre Welt in Fokus rutschte.

Sie merkte, dass sie eingeschlafen sein musste, und drehte sich um, woraufhin sie gleich die vertraute Wand des Mädchenschlafgemachs von Hogwarts neben sich erblickte, die sie jedes Mal beim Aufwachen neben sich sah, doch sie merkte, dass hier etwas nicht stimmte.

Da fiel es ihr ein, sie schlief ja nicht mehr im Gryffindor Turm mit den anderen Mädchen im Zimmer! Ihr Bett stand nicht mehr an der Stirnwand des Raumes kuschelig in eine Ecke gerückt. Nein, sie war Schulsprecherin und hatte ihre eigenen Räumlichkeiten. Das Bewusstsein dieses Privilegs traf sie wie ein Stein im Magen, wie jeden Morgen, den sie in diesen neuen Räumen erwachte, trotzdem sie sich eigentlich freuen sollte.
Doch ... sie stockte. Dies war auch nicht das von ihr eingerichtete Schulsprecherzimmer. Dies war, wenn sie es genauer betrachtete, nicht einmal ihr Bett, geschweige denn ihre Bettwäsche. Sie starrte auf die schwarze Decke, in die sie geschmiegt war und ihr Herz fing an wild zu pochen. Wo war sie?

Hermine setzte sich abrupt auf und fing an, ihre Umgebung mit der Bereitschaft aufzunehmen, jeder Zeit die Flucht zu ergreifen. Der Raum kam ihr überhaupt nicht bekannt vor, sie war sich sicher, ihn nie zuvor gesehen zu haben, und gleichzeitig konnte sie nicht entführt worden sein, denn niemand würde ihr ein Gefängnis, so schön wie dieses zur Verfügung stellen.
Doch sie hatte keine Zeit die Pracht des Gemaches in sich aufzunehmen, ihr Kopf arbeitet fieberhaft und doch noch müde vom Schlaf, die letzten Ereignisse in ihrer Erinnerung durch und ... schlagartig fiel es ihr wieder ein.

Professor Snape, die Stufen, dieser Raum … ich wollte nur kurz die Augen zu machen ...
Sie musste vor Erschöpfung eingeschlafen sein.

In Hermine tobte eine Mischung aus Irritation und peinlicher Berührtheit, als sie die Decke zurück schlug und dem Drang widerstand, genauer nachzudenken, ob es sich wirklich um sein Bett handelte.
Die Beine von der Matratze geschwungen, sah sie an sich herunter und stellte, obwohl es sich nicht gerade angenehm anfühlte, dankbar fest, dass sie noch dieselbe Kleidung wie gestern Abend trug.

Trotzdem lag, frisch gefaltet, auf dem Nachttisch neben ihr eine ihrer Schuluniformen.
Merlin sei Dank! Wenn ich so verknittert wie ich bin durchs Schloss gegangen wäre ... ich möchte nicht wissen was das für ein Gerede gegeben hätte, dachte sie und machte sich zügig daran, sich umzuziehen, nicht ohne, in Ermangelung eines Badezimmers, einige Reinigungs-, Pflege- und Hygienezauber auf sich zu sprechen.

Als sie fertig war, musterte sie sich in dem großen Standspiegel, der in einer Ecke des Zimmers stand.
Alles saß perfekt und die schwarzen, blickdichten Strumpfhosen vollendeten die Herbstschuluniform. Der ebenso nachtfarbene, leicht ausgestellte, knielange Rock, wie auch die weiße Bluse waren sauber und faltenfrei. Der schmale Mädchenschlips saß frisch gebunden an der richten Stelle und die ganze Kleiderkomposition war gerahmt von einer frischen Robe mit dem leuchtenden Wappen der Gryffindors. Selbst ihr Haar hatte Hermine mittels ein wenig Magie so gebändigt, dass voraussichtlich niemand darauf kommen würde, dass sie die Nacht nicht in ihrem eigenen Zimmer verbracht hatte.

Sie atmete noch zweimal tief durch und begab sich dann zu der einzigen Tür im Raum, um durch sie hindurch zu treten.

Snape sah auf, als Hermine sein Arbeitszimmer betrat und auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, empfand er es als angenehm, dass sie nicht mehr das Häuflein Elend des gestrigen Abends widerspiegelte, sondern die so gewohnt perfekte Schulsprecherin Granger darstellte.

„Guten Morgen", begrüßte er sie in sachlichem aber nicht unfreundlichem Ton, und als er ihren betretenen und schuldbewussten Blick sah, fuhr er ohne Zögern fort: „Wenn es nach dem Schulleiter ginge - und in diesem Schlosse geht es immer nach seinem Willen - werden wir uns wohl beide ohnehin daran gewöhnen müssen, des Morgens aufeinander zu treffen. Sie sind gestern eingeschlafen und ich empfang es als passend, Sie nicht wachzurütteln, sondern Ihnen etwas Ruhe zu gönnen."

Er hielt kurz inne und Hermine frage sich, ob wohl die Hitze, die ihr gerade die Wangen hinauf kroch, als Röte in ihrem Gesicht zu erkennen war.

„Frühstück", kam es nun von ihm. Hermine konnte nicht entscheiden was sie bizarrer fand; dass er ihr dies überhaupt anbot, oder dass er dabei an einem völlig leeren Tisch saß.

Sie schaffte es nur den Kopf zu schütteln.

„Das war keine Frage oder gar Bitte, Miss Granger", stellte er in seinem typischen Lehrerton fest. „Wir hatten das Thema Nahrungsaufnahme in Dumbledores Büro besprochen."

Mit einem Schlenker seines pechschwarzen Zauberstabes ... ist alles im Leben dieses Mannes tiefschwarz? ... deckte sich der Tisch und ein ausgiebiges, typisch englisches Frühstück erschien vor den Beiden.
Während Hermine sich setze und sich vorkam, wie in einem bizarren, schlechten Theaterstück, schenkte sich Snape eine Tasse aromatisch duftenden Schwarztee ein und würzte ihn mit einem Pulver, das für Hermines geschulte Nase verdächtig nach Bergamotte roch.
Mit einem hatte sie gestern Abend Recht behalten … die Stühle waren fürchterlich unbequem.

„Wieder" - Er unterbrach mit diesem ungeduldig gedehnten Wort die Stille - „sind wir gestern Abend nicht zu unserem Gespräch gekommen. Meinen Sie" - er heftete seine nachtschwarzen Augen Unheil verkündend auf sie - „dass wir es heute um Neunzehn Uhr vielleicht schaffen werden, Miss Granger?"

„Na -" Sie stotterte. „Natürlich, Sir. Es tut mir ..."

Severus Snape unterbrach sie ungeduldig. „Keine Entschuldigungen. Wir sehen uns nach dem Abendessen und ich erwarte Sie diesmal pünktlich. Kommen Sie zu meinem Büro, ich werde Ihnen dann auch den Weg in meine privaten Räume" - er deutete mit einem Kopfnicken um sich - „zeigen."

Mit diesen Worten nahm er den letzten Schluck aus seiner Tasse und erhob sich.
„Es wird Zeit ... bitte gehen Sie nach dem Frühstück direkt in Ihr Klassenzimmer. Keine Erkundungstouren in meiner Wohnung." Seine Augen brannten sich wie ein wissendes Feuer kurz in Ihre, bevor er den Blick abwendete und den Raum verließ.

Sie saß noch eine zeitlang auf ihrem Stuhl, kaute an einem Stück Brot und fragte sich, ob dies alles nur ein Traum war.

tbc ….

Nun sagt ... was haltet ihr von dem Kapitel? Mir ... ach ... das behalt ich erstmal für mich ;)