Quelle:                   stories/ maya.htm

Autor:                   Maya (mayahearthwoman @ hotmail.com)

Übersetzung:                   MilenaLupin

Kategorie:                   Humor, Romance

Altersfreigabe:                   PG13, Dtsch.: Ab 12

Geschrieben nach:                   HP und der Feuerkelch

Ein halbes Jahr, nachdem Draco Malfoy zur Ratte wurde, gibt es eine Hochzeit. Die Vereinigung zwei der edelsten Zaubererfamilien (Malfoy-Dumbledore) bringt Lucius zur Verzweiflung, Narcissa die Freiheit, Draco noch mehr schlechte Presse und Harry ein Brautkleid. (Zur Anprobe, natürlich!) - Draco/Kaffee, offiziell D/Hr, inoffiziell Draco/Gryffindor-Schlampen und ganz entschieden Draco-anti-Hochzeitskleid ...

Disclaimer:       Draco, Hermione, Harry und Konsorten gehören JKR, einer Handvoll von Verlagen, Warner Bros. und Merchandising-Herstellern. Plot und Fluffy gehören Maya, vor der ich auf Knien am Boden liegen. Vor Kichern.
Mir gehört nur ein kiloschweres Übersetzerlexikon. Und mein ewiger Dank gehört meinen Betas Kathy, Heike und vor allem Kaya. *schmatz*

Übersetzerhinweise:      

Das war's. Das ist das Ende. Sinnlos, nach mehr zu betteln – Maya hat nicht mehr geschrieben, und sie wird fuchsteufelswild, wenn man sie auf noch 'ne Fortsetzung von DMSHR anspricht. Gibt's also nicht. Schickt ihr eine Review und einen Dank für all den Spaß, den ihr damit hattet, aber versucht nicht, sie zum Weiterschreiben zu bewegen. Ihre Beta Las wird mit einem Knüppel hinter euch her sein. Glaubt's mir, ich hab's mit angesehen. *grins*

Der vorliegende Epilog selbst ist von Maya als Beitrag zu Nasalleys letztjähriger Spendensammelaktion für Comic Relief (denen wir auch „Fantastische Tierwesen und wo man sie findet" und „Quidditch im Wandel der Zeiten" als Extras zur HP Serie verdanken) geschrieben worden.

Also, ich hoffe, ihr hattet beim Lesen mindestens so viel Spaß wie ich beim Übersetzen, habt beim Lachen nicht zu viele Kaffeeflecken auf eurem Monitor hinterlassen und seid auch sonst nicht irgendwie eingeliefert worden aufgrund „wilden, manischen Kicherns". Danke an alle, die mir eine Review hinterlassen haben – ganz ehrlich, die zu lesen macht jeden fanfic-Autor und –Übersetzer überglücklich. *knuddel*

* * *

Draco Malfoy, Sagenhaft Hopsende ... Ratte?

Epilog  -  Onkel Ethelfrieds Hochzeit

Auszug aus dem Tagespropheten

HEILIGE HOCHZEIT

Am heutigen Tage verbanden sich das edle Haus Dumbledore und das berüchtigte Haus Malfoy in der ungewöhnlichsten Zeremonie unserer Tage. Vor einer großen Zahl versammelter Familienangehöriger und Freunde ließen sich Aberforth Dumbledore und Ethelfried Malfoy an diesem freundlichen, schönen Morgen trauen. Nicht nur die Umstände, sondern auch die Ereignisse während der Hochzeit stellten sich als extrem interessant heraus.

Der junge Draco Malfoy, Neffe unserer Braut, Gewinner des Preises für das Beste Höhnische Gesicht der Hexenwoche, und ein Junge, dessen scheinbar umtriebiges Liebesleben regelmäßig unsere Seiten ziert, äußerte sich: „Ist die Sache nicht schon schlimm genug? Müsst ihr mich auch noch belästigen? Ihr Leute seid Geier, Geier, sage ich euch! Schmarotzt an menschlichem Leid! Die Pest an euren Hals!"

Zweifellos überwältigten ihn die umseitig beschriebenen Vorfälle.

Ein Foto Ethelfried Malfoy-Dumbledores in einem atemberaubenden Pailletten- und Tüll-Abendkleid, finden unsere geneigten Leser auf Seite 3.

~~~

Einige Tage zuvor:

„Ich geh nicht hin", sagte Draco trotzig. „Keiner kann mich zwingen. Ich kann ewig hier bleiben, wenn ich muss."

„Äh, auf meinem Bett?", fragte Harry. „Nein, kannst du nicht."

„Harry, du hast gar kein Mitleid!", heulte Draco auf. „Wie würde es dir gefallen, wenn dein Onkel ein Hochzeitskleid anzieht und einen Mann heiratet?"

Stille. Draco wollte Harry gerade eins mit einem Kissen überziehen, als Ron sprach.

„Nicht", sagte er. „Das ist gerade ein ganz besonderer Moment für ihn."

Harry sah aus, als wollte er in Glückstränen ausbrechen. „Das ist die schönste Vorstellung, die ich je hatte."

„Warte, bis ich das Ginny erzähle", merkte Draco an. „Sie wird dich auspeitschen."

„Also bitte, ja? Ich will mir meine Freundin nicht mit einer Peitsche vorstellen."

„Potter, du bist so was von schwul."

Donnerndes Klopfen an der Tür.

„Draco!", brüllte Hermione. „Ich weiß, dass du da drin bist, du kleines Nagetier! Lass mich rein!"

Draco versteckte seinen Kopf unter einem Kissen. „Du kannst hier nicht rein!", bellte er. „Wir sind nackt!"

Pause. „Was, ihr alle?"

„Ja!", heulte Draco auf.

Hermione hielt inne und überlegte – und kam zu der Entscheidung, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er log, bei mindestens 65% lag.

Sie stürmte herein. Ihr Freund versuchte, sich unter Harrys Bettdecke zu verkriechen, wobei er beinahe sich selbst, Harry und Ron zu Boden warf.

„Ich habe gerade ein lächerliches Gerücht gehört, dass du vorhättest, nicht zur Hochzeit deines Onkels zu gehen!"

Draco fragte sich, was in aller Welt ihn besessen habe, etwas mit einem Mädchen anzufangen, deren Stimmlage diese Oktave erreichen konnte.

Er erinnerte sich selbst an diese großartige Sache, die sie mit ihrer Zunge machte, und entschied sich, seinen Kopf zu heben und ihr eine volle Breitseite des Engelhaft Anziehenden Malfoy-Blickes zu verpassen.

„Draco", sagte Hermione mit leiser, gefährlicher Stimme. „Willst du wissen, was ich dir antun werde, wenn du einen solch selbstsüchtigen, unglaublichen Akt der Feigheit begehen solltest?"

Draco erschauerte. Es war ihre Kindheit unter Zahnärzten, die ihr so etwas ermöglichte. Sie war an bibbernde Trauma-Opfer gewöhnt. Sie war herzlos, herzlos.

„Hermione, hör auf!", rief Harry aus. „Du machst ihm Angst."

„Harry Potter, wenn du ihn noch ein einziges Mal in Schutz nimmst..."

Harry verzagte unter dem Ansturm ihres Zornes. „Nein, Hermione. Entschuldige, Hermione. Ich hab's nicht so gemeint, Hermione."

„Draco. Du willst mich nicht wütend machen."

„Mmmmf", machte Draco und versuchte, seinen ganzen Körper unter Harrys Kissen zu verstecken. Er war mit dem einzigen menschlichen Heuler der ganzen Welt zusammen.

„Zwing mich nicht, schon wieder mit dir ein Gespräch führen zu müssen."

„Kein Gespräch, bloß kein Gespräch", sagte Ron inständig. Harry sah noch immer in stummem Mitleid und Kummer auf Draco hinab.

„Gehst du zu dieser Hochzeit?"

Dracos zerwuschelter Kopf schoss unter dem Kissen hervor. Er warf ihr einen großäugigen, flehenden Blick zu.

„Das werde ich, Hermione", sagte er mit sanfter, edelmütiger Stimme. „Um deinetwillen werde ich diese großartige Sache machen. Weil du es wünscht, werde ich mich unaussprechlichen Qualen unterwerfen; ich werde alles tun, was du verlangst, da ich lieber sterbe, als die Schmerz zu bereiten. Vielleicht werde ich sterben", fügte er hinzu. Langsam erwärmte er sich bei dem Thema. „Aber alle Leiden der Verdammten in der Hölle bedeuten mir nichts –"

„Gut", sagte Hermione streng und stolzierte hinaus.

„Verdammt", Draco sackte zusammen. „Das hat noch nie versagt. Glaubst du, sie steht vielleicht auf Mädchen?" Bei dem Gedanke hellte sich seine Miene auf. „Das wär verflixt heiß."

„Es war eine wirklich rührende Rede", besänftigte Harry ihn. „Und wir werden alle mit zur Hochzeit kommen und dir zur Seite stehen."

„Danke schön", sagte Draco, der plötzlich wieder wie ein kleiner, verlorener Junge aussah. „Und Harry, dürfte ich –"

Harry reichte ihm das Ersehnte. „Ja, Draco. Du darfst dir meine Haarbürste ausleihen."

Ron runzelte die Stirn in Richtung Tür. „Draco?", meinte er. „Du bist ein mutiger Mann. Fürchtest du dich nie, wenn du mit so was ausgehst?"

Draco unterbrach die Prozedur des Haarebürstens kurz und schaute gedankenvoll drein. „Nun ja. Aber es hat auch seine Vorteile." Er lächelte glücklich. „Ich bin nicht wie Potter hier. Ich genieße es durchaus, mir meine Freundin mit Peitsche vorzustellen."

„Urgh, das ist doch ein bisschen zu ausgefallen..."

„Malfoy Code Nummer 21", erklärte Draco abwesend. „So was wie zu ausgefallen gibt es nicht." Er machte eine kurze Pause. „Siehe nachfolgende Nummern für gleichartige Regeln über ‚zu dünn', ‚zu reich', ‚zu hübsch', ‚zu verderbt' oder ‚zu sehr mit dem Blut deiner Feinde bedeckt'."

„Fragst du dich eigentlich je, ob du vielleicht wirklich, wirklich verdreht bist?"

Draco starrte verständnislos herüber. „Nein. Warum fragst du?"

Ein weiteres lautstarkes Klopfen erklang an der Tür. Draco heulte die Zimmerdecke dramatisch an.

„Komm nicht herein! Ich schwöre, diesmal sind wir wirklich alle nackt!"

Vor der Tür plumpste etwas. Harry, der Gewissenhafte, stand auf und ging nachsehen, was es verursacht hatte.

„Äh", machte er bedauernd. „Schlechte Nachricht. Ich glaube, du hast Seamus umgebracht."

*

Der unglückliche Seamus wurde wie durch ein Wunder wiederbelebt, als Draco unter seligem Lächeln Mund-zu-Mund-Beatmung anbot. Dann behauptete Draco, nach dem Trauma von Seamus' Beinahe-Ableben müssten ihm, Draco, Ruhe und Zeichen der Zuneigung zuteil werden.

Selbstverständlich wiesen alle Beteiligten diese Forderung empört von sich und es war für Hermione demnach ein echtes Mysterium, wie sie denn nun genau vor dem Kaminfeuer mit Dracos Kopf auf dem Schoß geendet war, während Neville Kaffee holte und Harry ihn mit Keksen fütterte.

„Ich habe Dumbledore gesagt, wir würden alle zur Hochzeit kommen", informierte sie Draco, während sie lässig über sein Haar strich.

Dracos zufriedener Gesichtsausdruck fror ein.

„Ach, hast du."

„Also kannst du dich jetzt nicht mehr rauswinden."

„Fiele mir im Traum nicht ein."

„Und du brauchst dir auch keine Mühe beim Erfinden lächerlicher Ausreden zu geben."

„Hermione, dein Mangel an Vertrauen verletzt mich." Draco blickte tragisch drein. „Es ist nicht meine Schuld, dass mir in fliegenden Kutschen so furchtbar schlecht wird."

„Welch ein Glück, dass du mit uns anderen gemeinsam mit dem Zug fährst."

„Und dass mich eine böse Fee bei meiner Geburt verflucht hat, niemals eine Hochzeit zu besuchen, wenn ich nicht in einen hundertjährigen Schlaf fallen will."

„Da werden wir die Ruhe aber genießen."

„Oder mir die Haare ausfallen und du mit einem grässlich hässlichen Freund dastehst."

„Das ist schon in Ordnung", sagte Hermione friedlich. „Ich bin nicht oberflächlich."

„Aber ich bin es!", heulte Draco auf. „Ich bin zutiefst oberflächlich!"

„Ich werde dich heilen."

Draco gab ein gepeinigtes Schniefen von sich und alle – bis auf Hermione – sahen aus, als es täte es ihnen sehr leid um ihn. Harry fütterte ihn mit einem weiteren Schokoladenkeks.

„Es wird euch allen noch leid tun, wenn ich tot bin", murmelte Draco rebellisch. „Ich spüre den Tod ganz nahe. Ich brauche ein Knuddeln."

Hermione gehorchte.

„Ich meinte ein Knuddeln mit etwas mehr Sex als dem da."

Seamus, bei dem sich ein leicht alarmierendes Zucken im Gesicht entwickelte, blickte sich wild in der Runde um, um zu sehen, wer wohl der Freiwillige sein möge. Da niemand ein besonderes Interesse zeigte, Draco auf dem Kaminteppich zu vernaschen, entspannte er sich minimal.

Draco verzog das Gesicht.

„Sei nicht traurig", sagte Harry. „Hier."

Seamus begann nach seinem Prozac zu fummeln.

Draco riss seine Augen sehr weit auf. „Gibt's denn auch Schokolade mit Überzug?"

Seamus fiel vornüber um. Ron eilte zu ihm hinüber, um ihm den entscheidenden und oft übersehenen Unterschied zwischen Keksen und wahnsinniger Leidenschaft zu erklären.

*

„Gott, bist du heiß", schnurrte Draco. „Ich meine, man kann's nicht verleugnen, dass du einfach hoffnungslos, unrettbar gut aussiehst. Ich würde mich nach dir umdrehen. Jeder würde sich nach dir umdrehen. Du umwerfendes, umwerfendes Ding."

Er hörte Hermiones leicht erkennbares Klopfen an der Tür und zuckte schuldbewusst zusammen.

„Draco! Bist du fertig? Können wir los?"

„Ich – uh –"

Die Tür öffnete sich und Hermiones Umriss zeichnete sich im Türrahmen ab, die Hände auf den Hüften und ihren anklagendster Ausdruck im Gesicht.

„Draco Malfoy, versuchst du schon wieder, den Spiegel zu verführen?"

„Sieh mal, ich kann nichts dafür! Ich habe ein Problem!"

„Draco", sagte sie, trat neben ihn und betrachtete ihn mit dieser extremen Verärgerung, die Draco als ihre Art, Zuneigung zu zeigen, betrachtete, „du bist ein Problem. Bist du fertig?"

„Ich bin fast fertig."

„Okay. Was musst du noch packen?"

„Oh, ich habe mit dem Packen noch nicht angefangen. Aber mein Haar glänzt und ist perfekt gepflegt."

„Draco", Hermiones Ton war leise und gefährlich. „Dies wird ein sehr, sehr stressiger Tag. Mach mich nicht sauer."

„Du hast Recht, du hast Recht", sagte Draco. „Stress, Stress, Stress. So viele Dinge zu sehen und Leute zu erledigen. Ich werd die Hauselfen gleich zum Packen rufen."

Hermione sah ihn mit einem langen Blick an. Draco nahm an, sie blickte voller Zuneigung auf seine edlen Züge.

Sie haute ihm kräftig auf den Schädel.

„Geh! Packen!"

Dann ging sie. Draco war einen Moment lang zu vertieft in die Vorstellung von Peitschen und Leder, um es überhaupt zu bemerken.

Als er es denn doch tat, kam er zu der Überlegung, es sei klar, dass er ein tugendhafter Freund zu sein habe. Sie respektierte schließlich, dass er drei Stunden brauchte, um vor dem Ausgehen fertig zu werden, da sollte er auch ihren kleinen ‚Respekt und Faire Behandlung' – Spleen in Bezug auf Hauselfen respektieren.

Er würde halt Longbottom zum Packen rufen müssen. Oh, was er nicht alles für diese Frau tat...

Die Tür quietschte, als sie aufging. Draco erstarrte und legte einen Gesichtsausdruck an, der, wie er hoffte, zeigte, dass er völlig unschuldig war bezüglich irgendwelcher Ideen, Longbottom zu Diensten zwingen zu wollen.

„Das ist ein... seltsames Gesicht, das du da ziehst", stellte Blaise Zabini beim Hereinkommen fest.

Draco entspannte sich in sein automatisches Hohngesicht.

Blaise schlenderte mit schwingenden Hüften ins Zimmer. Ihre Brüste waren zu dieser Zeit des Monats höchst eindrucksvoll.

„Kommt deine Freundin mit zu dieser Hochzeit?", fragte sie.

„Oh, sie kommen alle mit", antwortete Draco unbekümmert.

„Weißt du, Draco, andere Leute sind mit Individuen zusammen, nicht mit ganzen Häusern."

„Ich habe besondere Bedürfnisse", informierte Draco Blaise. „Bitte entschuldige mich. Ich habe Leute zu terrorisieren und meine Sklaven zu demütigen. Es ist eine Frage des Lebensstils."

*

Draco betrat das Zugabteil mit einer Landung auf dem Rücken.

„Wie konntest du nur, Draco!", wütete Hermione.

„Ich habe gepackt!", protestierte Draco.

„Neville hat die ganze Arbeit gemacht!"

„Und ich habe sie überwacht", erklärte Draco ihr ernsthaft. „Das ist ein harter Job, aber irgendwer muss ihn machen. Seine Art, Sachen ordentlich zu falten, würde dich zum Weinen bringen."

„Oh, ich beabsichtige nicht zu weinen", entgegnete Hermione und griff nach ihrem Zauberstab.

„Hermione, tu ihm nicht weh!", rief Harry edelmütig aus, warf sich selbst zu Boden und zog Draco im Schutze eines seiner Arme hoch.

„Iiieeep", machte Draco kleinlaut, linste unter Harrys Arm drunter her und sah süß und Mitleid erregend drein.

„Sei nicht böse auf ihn", schluchzte Ginny. „Er ist so süß und Mitleid erregend."

„Süß und Mitleid erregend?! Ich werde ihm gleich süß und Mitleid erregend direkt in d –"

„Iieep iieep iieep!", machte Draco dringlich.

„Hermione, vielleicht bist du einfach nur ein bisschen übererregt", fuhr Ginny beruhigend fort. „Lass uns einfach gehen und ihm einen Kürbissaft holen. Und Harry schimpft inzwischen Draco aus."

Sie führte Hermione geduldig zur Tür, und Hermione schüttelte nur einmal drohend die Faust mit ihrem Zauberstab in Richtung Draco, als sie gingen.

„Draco", tadelte Harry, „warum machst du es dir selbst so schwer?"

„'tt mir leid", antwortete Draco und schenkte Harry die altbewährte zitternde Unterlippe und ehrlichen Augen.

Harry starrte geradewegs aus dem Fenster. Verdammt, er hatte zuviel Zeit mit diesen Gryffindors verbracht – sie kannten all seine besten Tricks.

„Ja, Draco. Aber tut es dir leid, dass du etwas Verkehrtes getan hast, oder tut es dir leid, dass du erwischt wurdest?"

„'tt mir leid, dass ich erwischt wurde", murmelte Draco.

Harry war unvorsichtig genug, Draco anzusehen und wurde augenblicklich weich. „Draco, wie erleichterst du dein Gewissen, nachdem du solche Sachen machst?"

„Selbsterkenntnis und tiefenpsychologisches Verständnis", antwortete Draco strahlend.

Harry stutzte. „Wie bitte...?"

„Na, du weißt doch, dass jeder ein Gewissen hat", erklärte Draco offen und ehrlich. „Und du weißt, dass außerdem jeder ein inneres Kind hat."

„Okay."

„Also, was du tun musst, ist dir eine Pistole vorstellen und sie auf den Kopf des inneren Kindes richten, und dann sagst du deinem Gewissen: ‚Halt die Schnauze, du Arsch, oder das Kind kriegt es!!'"

Harry sah sehr entsetzt aus. Draco krümmte sich innerlich und rechnete schon mit einer weiteren Runde von Wir Sagen Das Nur Weil Wir Dich Lieben, Draco, Und Du Bist Völlig Verdreht Und Brauchst Intensive Therapie.

Glücklicherweise kam in diesem Moment Ginny herein und Draco warf ihr seinen flehentlichsten Blick zu.

„Harry!", rief sie aus. „Was hast du ihm getan?"

„Er meint es doch nur gut", sagte Draco märtyrerhaft.

Ginny warf ihre Arme um ihn und begann, ihn besorgt zu knuddeln. Außerdem gönnte sie sich einen schneller Grabscher, weil sie nun mal eine Füchsin war.

„Harry, wie konntest du nur!", warf sie ihm vor.

Harry sah verärgert aus.

*

Ron und Cho tauchten etwa nach der Hälfte der Fahrzeit auf.

„Wir haben nach der Toilette gesucht und uns dabei verlaufen", erklärte er, rot angelaufen und schuldbewusst dreinblickend.

„Oh, ich verstehe", sagte Harry.

„Knöpf doch eben mal deine Bluse richtig zu, Cho", meinte Hermione hilfreich.

„Musst du aber nicht", warf Draco noch hilfreicher ein.

Er war nicht wirklich an Cho interessiert, aber er hatte das Gefühl, er sollte Slytherins Ruf für Verkommenheit hoch halten. Man musste ja schließlich nicht künstlich seinen Namen in den Schmutz ziehen.

Cho errötete und sah beiseite. Ron sah Draco an, als träume er von Rattengift.

„In Ordnung", Hermione sah von ihrem Notizblock hoch. „Also. Ich habe diese Hochzeit geplant. Wenn Dracos Onkel euch Jungs sein Kleid zeigt, werdet ihr…?"

„Ihm ein Kompliment aussprechen", dröhnten Harry und Ron im Chor.

„Sehr gut. Und wenn er den Brautstrauß wirft, Ginny, wirst du...?"

„Niemanden beißen, um ihn zu kriegen", antwortete Ginny mit säuerlicher Miene.

„Und Draco, den ganzen Tag über wirst du...?"

„Keinen Gesetzesverstoß aufgrund von Erregung öffentlichen Ärgernisses begehen, keine deiner Moralvorstellungen verletzen, niemanden wie einen Hauself behandeln, Hauselfen eingeschlossen, mich nicht betrinken, keine Drogen nehmen, niemanden in ein Tier verwandeln, niemanden in irgendetwas verwandeln, nicht wieder in die Zeitung kommen, nirgendwo ohne wenigstens einem Gryffindor als Eskorte gehen mit Ausnahme der Toilette, weil wir ja alle die Gerüchte schon gehört haben, und ganz besonders nicht einmal irgendwelche abartigen und perversen Gedanken über Hüttenkäse hegen."

Draco hörte auf, die Punkte an seinen Fingern abzuzählen, und warf Hermione sein gewinnendstes Lächeln zu.

„Also wirst du effektiv...?"

„Ganz still in einer Ecke sitzen und versuchen, nicht zu viel zu reden", sagte Draco und zappelte auf seinem Sitz herum.

„Braver Junge", meinte Ron abwesend und tätschelte ihm auf den Kopf.

„Ron", wies Hermione ihn mit freundlicher Stimme darauf hin, „du hast schon wieder so einen ‚Rattenmoment'."

Ron riss seine Hand zurück.

„Keiner liebt mich", sagte Draco sarkastisch.

„Sei nicht albern", gab Ginny fröhlich zurück. „Alle lieben dich. Hast du den Tagespropheten nicht gelesen? Seamus muss sein Valium einnehmen, bevor er ihn anrührt."

„Glaub nicht alles, was du liest", antwortete Draco. „Überhaupt, ich dachte, es sei Prozac."

„Er ist schon einen Schritt weiter", informierte Ginny ihn.

„Nachts wimmert er und tröpfelt manchmal", grübelte Ron. „Und er entwickelt diesen wirklich gruseligen Tick im Gesicht."

„Wow", bemerkte Draco auf irgendwie selbstzufriedene Weise. „Ich habe seinen Verstand zerstört."

„Was wirklich schrecklich ist", betonte Hermione. „Und du bist böse."

Er warf ihr einen Luftkuss zu.

„Wenn er böse ist," überlegte Cho, „heißt das nicht, dass Harry ihn, irgendwie, na ja, vernichten muss? Wo er doch ein Held ist und so..."

„Äh", sagte Harry.

„Er ist einfach so verflixt süß", erklärte Ginny.

Draco warf sich stolz in die Brust.

„Mit wem hat Draco dem Tagespropheten zufolge heute noch mal eine Affäre?", fragte sich Hermione ganz unschuldig laut. „War das nicht Trevor, die Kröte?"

Draco rutschte in seinem Sitz herunter und verfiel in Schmollen.

„Keiner liebt mich", wiederholte er im Brustton der Überzeugung.

*

Der Zug lief in den Bahnhof ein – oder vielmehr: was einmal der Bahnhof gewesen war, bevor sich der Medienzirkus entschlossen hatte, hier seine Zelte aufzuschlagen und sich bis in alle Ewigkeit nieder zu lassen.

Man konnte das Geschrei schon im Abteil hören, und als sie sich zur Tür begaben, wurde es ohrenbetäubend.

Harry sah scheu und verängstigt aus.

Draco verbeugte sich und küsste seine Hand.

„Mein mich anbetendes Publikum!"

„Draco, das sind nicht deine Fans", informierte ihn Hermione. „Das sind zwielichtige Klatschbasen, die es nur darauf abgesehen haben, jedes schmutzige Detail deines erwartungsgemäß lüsternen und perversen Sexlebens in Erfahrung zu bringen."

„Ist doch das Gleiche", meinte Draco abwinkend.

„Mr. Malfoy! Mr. Malfoy, sind die Gerüchte über –"

„Mr. Malfoy, ist die Geschichte mit der Kröte –"

„Mr. Malfoy, ein Exklusivbericht über den Vorfall im Gryffindor-Jungen–"

„Oh Gott", Ron erbleichte, „die reden doch wohl nicht immer noch davon, oder?"

Draco runzelte die Stirn. „Damit hat der ganze Ärger doch wohl erst angefangen", betonte er. „Und ich darf dich daran erinnern, dass es deine Schuld war, Ronald ‚Heißlippe' Weasley."

Ron verschluckte sich entrüstet.

„Als Peter Pettigrew meine Ratte war, hat das weniger Trubel verursacht als das hier!"

„Ja", sagte Draco laut, „aber hast du Peter Pettigrew geküsst?!"

Die Köpfe aller Reporter fuhren zu ihnen herum. Augenblicklich begann ein Flüstern von ‚Sodomie!' und ‚Nekrophilie!' über den ganzen Bahnhof zu summen.

„Mr. Weasley, würden Sie uns ein Interview geben?"

„Ich hasse dich, Draco Malfoy", meinte Ron.

„Halt den Mund, Ron", murmelte Harry. „Wenigstens haben sie dich nicht um ein gemeinsames Foto gebeten."

„Ich finde, ihr solltet das machen", warf Ginny mit großer Überzeugung ein.

„Nein!", bellte Harry zurück.

„Wie viel haben die noch angeboten?", grübelte Draco. „Das war ein Witz", erklärte er als Antwort auf Harrys schockierten Blick. „Nur ein Witz. Und ich habe wirklich angeboten, ‚Potter ist hetero' – Anstecker zu machen."

„Was hast du bloß immer mit deinen Ansteckern? Anstecker sind doch keine Lösung!"

Draco schaute nachdenklich drein. „Ich mag Anstecker."

„Hast du sonst noch Vorschläge?", fragte Hermione in dem schwachen Versuch, geduldig zu sein.

Wenn die Jungen noch ein einziges Mal wegen ihrer Ausschweifungen eingekesselt würden, würde sie oder ein anderes unglückliches Mädchen in der Menge zerquetscht. Oder sich selbst mit dem Stapel verleumderischer Zeitungen totschlagen müssen.

Sie beäugte Draco mit deutlicher Missbilligung. Er lächelte sie an. Sein Haar blendete im Sonnenlicht.

„Du meinst, um sie meinen wiederholten Dementis Glauben schenken zu lassen?"

„Ja", sagte Hermione. „Hast du einen Plan?"

Er lächelte wieder, langsam und tiefgründig. Was sie am meisten an Draco hasste, war die Art, wie er sie dazu bringen konnte, grundlos ihren Hass auf ihn zu vergessen.

Er bewegte sich auf sie zu, und plötzlich lehnte sie gegen das Trittbrett der Waggontür, seine beiden Hände rechts und links von ihr.

„Keinen wirklichen Plan", antwortete er mit voller Absicht und zog mit einer Hand eine Spur ihren Hals entlang hoch zu ihrem Gesicht und lehnte sich zu ihr. „Aber schon ein paar Ideen."

Dann küsste er sie, in dem heißen, stickigen Zug, vor der dröhnenden Menge, und sie schloss ihre Augen. Hinter ihren Augenlidern war es immer ruhig und dunkel, während Draco sie küsste, und das tiefe Gleiten über Zunge und Lippen ließ sie erzittern, vor Kälte oder Aufregung – oder vielleicht beidem.

Er trat zurück, und sie blinzelte gegen das Licht.

Draco warf seinen glänzenden Schopf zurück, hakte einen Daumen in seine Jeans und zog einen Mundwinkel seiner geschwollenen Lippen hoch. Er sah verkommen aus.

„Im Zweifel immer grinsen", sagte er und die Menge teilte sich vor ihm, als er aus dem Waggon stieg.

Hermione war sich darüber im Klaren, dass es normal war, dem Bösen Jungen eine kleben zu wollen, wenn der einen küsste.

Was sie nicht begriffen hatte war, dass man auch nach dem Happy End, wenn man zusammen war, diesen Drang weiterhin jedes Mal verspürte.

Ron grabschte ungeschickt in Chos Richtung, die seine Hände beiseite schubste.

„Wie frech", meinte sie schelmisch.

„Ich werde keine – keine Schau abziehen für diese Geier", grummelte Harry düster.

Ginny sah enttäuscht aus. Draco warf einen Blick über seine Schulter.

„Glaub mir, meinem Beispiel könnt ihr gar nicht folgen. Kommt ihr Leute jetzt, oder was?"

*

Das majestätische Schloss erhob sich über dem schönen, grünen Parkgelände, und selbst das Gartenzelt schien wie eine riesige gestreifte Blume aus der Wand zu wachsen. Es war höchstwahrscheinlich der imposanteste Anblick, den Hermione je gesehen hatte.

„Sieht aus, als könne man doch Geld heiraten", meinte Ginny offen anerkennend, als sie ihre Sonnenliegen aufschlugen.

Als sie damit fertig waren, blickte Ginny sich nach den Fotografen um, entfernte dann eine Sicherheitsnadel und ließ ihre grüne Robe fallen.

Darunter trug sie einen ausnehmend knappen weißen Bikini, der ihr einen Playboy-Pfiff von Draco einbrachte, während sie sich luxuriös auf der Sonnenliege ausstreckte.

„Ich werde dich umbringen, Malfoy", sagte Ron mit großer Überzeugung.

„Ron, sei nicht albern", unterbrach ihn Harry. „Sie ist meine Freundin. Ich werde ihn umbringen."

„Nein, ich bringe ihn um!"

„Jetzt hör mal, Ron –"

Über das Geschrei hinweg betrachte Draco gelassen seine Fingernägel und erkundigte sich bei Hermione: „Ich nehme nicht an, dass du einen derartig gewagten Aufzug unter deiner Robe verbirgst?"

„Oh doch", schnappte Hermione ein. „Ein ganzes Set Lederunterwäsche und Ketten."

Ein Lächeln breitete sich über Dracos Gesicht. „Cool", sagte er. „Darf ich dich meine Herrin der Schmerzen nennen?"

„Mach noch eine Sekunde so weiter, Draco Malfoy, und du darfst das wirklich."

Draco fuhr herum.

„Jungs, Jungs", stöhnte er mit gequälter Stimme. „Können wir nicht einfach miteinander auskommen? Jetzt ist die Zeit, zusammen zu kommen im Geiste der Liebe –"

„Hebt Seamus wieder auf. Du machst das mit Absicht, nicht wahr, Draco Malfoy?", beschuldigte ihn Hermione.

Draco schenkte ihr sein engelhaftestes Lächeln.

„Wer, ich?! Ich will doch nur Ball spielen."

„Wir sollten vielleicht seine Kleidern lockern", schlug Blaise Zabini hilfreich vor. „Ich werd's tun. Ist kein Problem."

Dean Thomas machte bei Draco immer die schlimmsten Fehler. Erst hatte er ihn mit dem Gitarre spielen bekannt gemacht, dann mit Jeans und jetzt auch noch mit dem Konzept des Fußballs.

Ein ganz neues Spiel, bei dem er schamlos mogeln konnte. Hermione wusste, wo das enden würde.

„Tu das, Blaise", forderte Draco sie gegenwärtig auf. „Und bring ihn vom Spielfeld runter."

„Draco!", rief Hermione aus. „Lavender, stört dich das gar nicht?"

„Nicht sonderlich", meinte Lavender, die gerade ihre Fußnägel lackierte. „Blaise ist ein schrecklich süßer Kerl, um Vollmond herum. Er und Seamus kommen prima miteinander aus."

„Und was hält Seamus davon?", fragte Hermione nachdrücklich.

„Äh." Lavender zuckte die Schultern. „Er ist meistens viel zu zugedröhnt, um' s zu merken."

„Mein Gott", meinte Hermione voller Abscheu. „Wo hat bloß dieser totalen Zerfall jeglicher Moral bei den Gryffindors angefangen."

„Na ja, ich will ja nicht jetzt schon mit Steinen werfen", bemerkte Ginny, „aber wenn ihr mich fragt, würde ich sagen, bei dir, in der Großen Halle, mit Draco Malfoy."

„Wenn schon mit ihm ausgehen unser ganzes Haus revolutioniert zu haben scheint, warum hast du dann vorgeschlagen, ihn zu heiraten und auch noch seine ganzen weltlichen Güter zu teilen? Das könnte die Gesellschaft, wie wir sie kennen, vernichten." Hermione hielt inne. „Abgesehen davon glaube ich, in seinem Fall hat Inzucht Demenz hervorgebracht."

Ginny sah zum Spielfeld hinüber, auf dem Ron gerade würdelos mit gespreizten Armen und Beinen im Schlamm lag und Draco neben ihm einen Siegestanz vollführte.

„Stimmt", beobachtete sie kritisch. „Aber mal abgesehen von Moral, Manieren und geistiger Gesundheit – seinen Hintern kann er nun wirklich wackeln."

„Füchsin", murmelte Cho, die ihren Sonnenhut zurecht rückte. „Warum verliert Rons Team eigentlich so spektakulär?", fuhr sie fort. „Und warum in Gottes Namen sind Harry und Draco auf der selben Seite? Gibt das deren Team nicht einen unfairen Vorteil?"

Hermione zog die Augenbrauen hoch.

„Cho", sagte sie. „Mein Freund hat die Teams gewählt. Und jetzt gerade singt er ein kleines Siegeslied mit zugehörigem Tanz. Glaubst du wirklich, es gibt irgend eine Möglichkeit, dass er sich selbst vom Mogeln hätte abhalten können?"

„Guter Hinweis."

Auf dem Spielfeld versuchte Harry, Draco ernsthaft die Spielregeln und die Notwendigkeit von Fair Play beizubringen. Draco machte kleine Cheerleader-Kicks in seinen Jeans, die er in seiner Eitelkeit selbst zum Fußballspielen nicht ausgezogen hatte.

Hermione rollte mit den Augen. „Eines Tages werde ich einen Mann mit einem Sinn für Moral finden."

„Nee", sagte Draco geringschätzig, der herüber gekommen war und sich zu ihr vorbeugte. Sie erkannte nur einen Blitz verschwitzter blonder Haare und Fußballhemd, bevor er ihr schon einmal gründlich und präzise über den Mund leckte und grinsend wieder zurücktrat. „Wer einmal Slytherin gekostet hat, geht nie wieder zurück."

„Hast du dir für heute genug Siegesruhm auf deine schändliche Art zurecht gemogelt?", fragte Hermione. „Können wir jetzt reingehen?"

Draco schaute zu dem riesigen Gebäude hinüber, das sein uraltes Erbe symbolisierte und seine geliebte Familie beherbergte.

„Können wir nicht ein paar Tage in der Wildnis leben?"

„Draco", erklärte Hermione geduldig, „möchtest du wissen, wie meine Haare nach ein paar Tagen in der Wildnis aussehen?"

Er schauderte. „Oh, bloß nicht. Ich könnte zu weinen anfangen."

„Lass uns gehen, sei so lieb", meinte Hermione. „Und sag mal... ich meine, euer Haus ist riesig. Ich hätte erwartet, dass es – Malfoy-Landsitz heißt, oder Schloss Malfoy, oder –"

Draco sah beleidigt aus.

„Ich möchte betonen, dass der Name ‚Dunroamin'* uralte Würde ausdrückt."

[*Anm. d. Übers.: „to dun" = Schulden eintreiben; „roaming" = herumtreiben, streunen. Scheint als seien die Malfoys nicht immer ganz so flüssig gewesen wie heutzutage... *g*] 

*

Sie betraten Dunroamin, den Herrensitz der Malfoys, nachdem Seamus erst einmal wieder zu Bewusstsein gebracht und von Blaise gelöst worden war.

Lucius und Narcissa Malfoy trafen sie in der Halle.

Draco war erschrocken, seinen Vater mit Haarspliss sehen zu müssen. Er verstand, wie traurig es sein musste, dieses großartige Malfoy-Aussehen schwinden zu sehen und feststellen zu müssen, dass sein einziger und ausnehmend hinreißender Sohn einen überschattet, aber das war kein Grund, sich so gehen zu lassen.

„Hallo Vater", grüßte er höflich.

Lucius zuckte. Draco bemerkte, dass seine Pupillen irgendwie geweitet und sein Blick leer aussahen.

„Draco", murmelte er. „Oh Gott. Mein einziger Sohn."

„Liebling, er steht hier", sagte Narcissa scharf.

Lucius konzentrierte sich und zuckte noch heftiger. „Sind – sind das da Weasleys bei ihm?", fragte er mit gesenkter Stimme. „Oder ist das schon wieder so ein Traum?"

Narcissa schielte. „Einige von ihnen scheinen ziemlich kräftig rotes Haar zu haben", gab sie zu.

Draco wurde jetzt doch ein wenig misstrauisch.

Seine Mutter sah aus wie eine Katze, die den Kanarienvogel mit der Sahne vernascht und die alte ägyptische Tradition der Katzenverehrung wieder eingeführt hatte. Außerdem trug sie ein scharlach-rotes Kleid mit was Draco als ‚Decolleté' bezeichnet hätte, wenn er sich nur im geringsten in der Lage gesehen hätte, über die Brüste seiner Mutter nachzudenken.

Auf Lucius' Schlangenstab befanden sich Zahnabdrucke.

Narcissa lehnte sich vor und drückte Draco einen schnellen Kuss auf die Wange.

„Wie geht es dir, Schätzchen?"

„Oh, fein", antwortete Draco. „Immer noch charmant und gutaussehend. Auch kein Nagetier – ganz ohne deine Hilfe."

„Schmollst du deswegen immer noch?"

„Ich hab's dir im vierten Jahr gesagt!", blaffte Draco, „Ich will nicht wieder in ein Nagetier verwandelt werden, habe ich ausdrücklich gesagt. Liebevolle Eltern lassen ihren Kindern keine Schnurhaare wachsen!"

„Still, Liebling. Ich werd's wieder gut machen."

„Wirst du in Zukunft besser auf mich Acht geben?"

„Nun, nein", meinte Narcissa. „Aber ich werd dir einen Tarnumhang kaufen."

„In Ordnung", stimmte Draco zu.

Vertrauen und Zuneigung waren wirklich sehr nett, da war er sich sicher, aber da war auch irgend etwas an geradezu widerlich teuren Geschenken, das ihn mächtig anzog.

„Jetzt stell mir deine Freunde vor", sagte Narcissa einladend. „Und beachte deinen Vater gar nicht. Er war einfach nur so verstört, nachdem er diese grässlichen Zeitungen gelesen hat. Aber ich glaube, diese Muggel-Drogen helfen wirklich."

Draco beäugte seinen Vater fasziniert.

„Hübsche Robe, Vater", stellte er fest.

„Ich kann es nicht ertragen, dir ins Gesicht zu sehen, Draco. Oh, der stolze Name Malfoy...", flüsterte Lucius. „Warum, warum nur ist der Fluch meines umnächtigten Bruders auf meinen unschuldigen Sohn niedergeschlagen? Warum passiert mir so etwas? Ich bin nur ein Kindesmörder und ein Sklave der Dunkelheit, ich bin doch kein schlechter Mensch!"

„Ich glaube, ich werde dein Gringotts-Konto für eine Riesenparty plündern", fuhr Draco versuchshalber fort.

Lucius schauderte. „Tu was du willst. Überlass mich meinem Leiden."

Draco kam zu einem Entschluss. „Entschuldige, Mutter. Du hast gefragt, wer diese Leutchen sind", plauderte er mit seinem charmantesten Lächeln. „Das ist meine Freundin Ginny, das hier ist meine Freundin, und die hier sind meine Schlampen."

Er schlang seine Arme um Harrys und Rons Hals.

„Mehr Prozac", drängelte Lucius. „Schnell."

„Charmant", lächelte Narcissa. „Was hast du denn da unter deinem Arm, Draco, Liebling?"

„Einen Fußball."

Lucius sah aus, als wolle er gleich in Tränen ausbrechen. „Und wofür ist der?", wollte er in ängstlichem Ton wissen.

„Gebrauch deine Fantasie, Dad", Draco grinste bezaubernd. „Also, wie sehen die Pläne für den Sommer aus?"

Lucius richtete sich auf. „Ich plane meinem Herrn, dem Dunklen Lord zu dienen, die Muggelgeborenen außer Gefecht zu setzen und diesen verseuchten Sumpf der uns umgebenden Muggelliebhaber trocken zu legen. Schrecklich wird unsere Rache sein, überwältigend und heillos der Zorn der Todesser –"

„Nein, Liebes", unterbrach ihn Narcissa. „Ich glaube nicht, dass wir das tun werden."

„Oh." Lucius sah niedergeschlagen aus.

Narcissa lächelte süß und tätschelte seine Hand.

„Dieses ganze Todesser-Zeugs hat mich eigentlich sowieso immer ziemlich gelangweilt", erzählte sie. „Und ich habe den Schlüssel zum Medizinschrank, und der Tagesprophet kommt täglich."

Lucius duckte sich und suchte die Zimmerdecke nach Eulen ab, die weitere schlüpfrige Neuigkeiten über seinen Sohn bringen könnten.

„Ich habe ein paar ausgewählte Cocktail-Partys im Sommer geplant, und dann vielleicht eine Kreuzfahrt", fuhr Narcissa selbstzufrieden fort. „Ich denke, es wird Zeit, dass du dir ein neues Hobby suchst. Wie Golfspielen."

„Aber mein Dunkler Herr", meinte Lucius zerstreut.

„Sieh es doch mal so", entgegnete Narcissa. „Es ist doch nicht so, als habe der Dunkle Lord schöne Haare."

Lucius mochte ja bereit sein, gegen seine Prinzipien zu verstoßen, aber er würde nie auf seine Haarpflegeprodukte verzichten.

„Das ist wohl wahr, nehme ich an", erwiderte er unterwürfig. „Darf ich jetzt noch ein bisschen mehr Prozac haben, Liebes?"

„Bald", antwortete Narcissa, lächelte und berührte Dracos Haar. „Ich wollte dir nur sagen, dass du meine volle Unterstützung hast bei der Wahl deines Lebensstil, Liebling."

„Äh, danke."

Narcissa strahlte Harry und Ron an.

„So stramme junge Männer", stellte sie fest. "Wirklich, da ist so etwas verlockendes an diesem rauen Stallburschencharme, nicht wahr? Und diese Narbe ist einfach so stylisch."

„Urgh", machte Ron und versuchte sich freizukämpfen. Draco hielt ihn im Todesgriff.

„Iiieeep", machte Harry und versteckte sich hinter Draco als dem kleineren von beiden Übeln.

„Denk nur immer daran, was Mutter dir gesagt hat", sagte Narcissa. „Sag es mir, Lieblingsjunge."

„Es macht nichts, wie verkommen du bist, solange du gut angezogen bist", rezitierte Draco pflichtgemäß. „Deine Liebe überwindet jede Wahl in meinem Leben, außer der Wahl schlechter Kleidung. Und zuerst und über allem anderen – du gestattest mir Jungen, Kinder, Dämonen, Ziegen, Gartengnome, Hauselfen und Kleiderschränke, aber niemals, niemals Hufflepuffs."

Mutter und Sohn teilten ein wählerisches leichtes Schaudern.

„Das ist mein kostbarer Junge", nickte Narcissa. „Ich denke, wir werden alle sehr glücklich werden. Komm mit, Lucius!"

Sie schwebte davon. Lucius schlurfte hinter ihr her.

„Ich finde, das lief ausgezeichnet", verkündete Draco und schaute befriedigt in die traumatisierten Gesichter um ihn herum.

*

Draco hatte Traumata gern. Er hatte außerdem Dienstboten gern.

Er wollte aber ebenso wenig traumatisiert werden, wie er Haushaltstätigkeiten wie Bettenmachen, Fußböden schrubben oder seine eigenen Hausaufgaben verrichten wollten.

Er krümmte sich auf dem Sofa zusammen.

„Ich will es nicht sehen", sagte er tonlos. „Ich werde erblinden. Und mein Herz wird brechen, wenn ich mein wunderschönes Gesicht nie wieder erblicken kann."

„Na, na", meinte Harry in eine Stimme, die nicht von großer Überzeugung sprach. „So schlimm kann es doch nicht sein."

„Doch, kann es", widersprach Ron. „Lucius und Draco Malfoy sind die geistig gesunden Malfoys, die normalen Malfoys. Wenn die schon so sind, wie sie sind – stell dir vor, wie er erst sein wird."

Harry und Ron erzitterten.

Draco war in die Räume seines Onkel Ethelfrieds gerufen worden, um dessen Hochzeitsgewand zu bewundern. Er hatte sich an Hermione geklammert, aber Harry ‚Sir Lancelot' Potter hatte es glattweg abgelehnt, die Mädchen gehen und Dracos Onkel bewundern zu lassen, der nach allem was sie wussten schließlich auch in femininen Unaussprechlichen stecken konnte.

Draco hatte sich glattweg geweigert, allein zu gehen.

„Ich kann nicht glauben, dass wir hier her gekommen sind", moserte Ron. „Du bist einfach zu weich, Harry."

Harry sah bekümmert aus. „Ich konnte nicht ‚Nein' sagen", protestierte er. „Er sah doch so klein und hilflos aus."

„Er ist Draco Malfoy", betonte Ron. „Er spielt mit dir!"

Harry sah noch betrübter aus. „Draco würde das nicht tun. Wir sind seine Freunde."

„Also, vielleicht habe ich es ein kleines bisschen getan", meinte Draco entschuldigend. „Nur ein klitzekleines bisschen."

Es war einfach zu leicht. Er hatte Ron nur den Süße-Ratten-Blick zugeworfen, Harry den Hilfloses-Opfer-Blick und Ginny den Sexy-Schlampen-Blick. Er konnte schließlich nichts dafür, wenn er einen solchen Eindruck auf ihre schwachen Geister machte.

„Wir haben schon darüber gesprochen, wie du uns manipulierst", warf Harry ihm vor.

„Ich habe euch nicht manipuliert", protestierte Draco. „Ich habe nur eure Schwächen ausgenutzt, um euch dazu zu bringen, genau das zu tun, was ich wollte."

„Du kannst nicht denken, dass du besser seist als wir!"

„Das tu ich gar nicht! Es ist nur so, dass mein Intellekt zu viel ist für eure niederen Gehirne."

Harry sah immer noch aufgebracht aus, aus irgend einem Grund.

„Keine Jury in der Welt würde uns verurteilen", schlug Ron in träumerischer Hoffnung vor.

Draco schenkte Harry ein großäugiges und anbettelndes Starren.

„Lass ihn in Ruhe, Ron, er meint es nicht böse."

Draco sah aus wie ein wirklich liebes kleines Haustierchen.

„Oh, schon gut", knurrte Ron.

Hihi. Arme Narren.

Draco grinste selbstgefällig und reckte sich auf dem Sofa, zufrieden mit sich selbst und der Welt.

Und dann fiel er vom Sofa, stieß einen gequälten Schrei aus und begrub sein Gesicht in einem Kissen.

„Oh, bitte, gnadenvolle Blindheit!"

Ron setzte sich schwer. Harry hielt offensichtlich sein Gesicht in seine Hände gepresst.

Onkel Ethelfried posierte im Türrahmen, eine Vision in Leder, Ketten und winzigen Glöckchen.

„Nun, Jungs? Was denkt ihr?"

Dafür reichten Worte nicht aus.

„Glaub mir wird schlecht", meinte Ron gepresst.

Oder vielleicht doch.

„Äh, uhm, Sir", sagte Harry. „Ich glaube, Sie, uhm, sollten Ihr Hochzeitskleid noch über–"

„Das ist mein Hochzeitskleid, mein süßes Törtchen."

„Harry", warf Draco leidenschaftlich ein. „Du vernichtest das Böse, nicht wahr? Ich glaube, es wird Zeit, dass du deiner geheiligten Pflicht nachgehst."

„Nein!"

„Harry, es würde die Welt zu einem besseren Ort machen!"

„Mir egal, ich fass das nicht an!"

„Fein, aber ich werde sagen, ich hab's dir ja gesagt, wenn es die Welt zerstört!"

„Gefällt's euch nicht?", fragte Ethelfried melancholisch.

Draco riskierte noch ein Blick, stöhnte herzzerreißend und versteckte sein Gesicht wieder.

„Nun, nun, Draco", versuchte Harry, ihn aufzumuntern. „Ich bin sicher, wir können es in Ordnung bringen. Oder – vielleicht gibt es ja ein Erdbeben."

Draco stand plötzlich auf.

„Das ist es!"

„Keine Naturkatastrophen, Draco", erinnerte ihn Ron. „Hermione war bei diesem Thema ganz hart."

„Wir können es in Ordnung bringen", erklärte Draco feierlich. „Holt die Hauselfen. Ich brauche Tüll! Könnt ihr nähen, Jungs?"

„Nein", antwortete Harry stirnrunzelnd.

„Ich nähe nicht", sagte Ron bestimmt. „Ich erschaffe sensationelle Nadelstichwunder. Es ist nicht nur Stickerei, es ist Kunst."

Draco und Harry starrten ihn beide an.

„Hört mal, mit zwei Mädels und sieben Jungs im Haus wird Nähen ein sehr maskuliner Zeitvertreib", wehrte Ron sie ab.

„Ich urteile hier gar nicht", erklärte ihm Draco und brachte es beinahe fertig, erfolgreich sein Grinsen zu verstecken.

„Ich ziehe auch nicht darüber her, worauf ihr zwei so steht", fuhr Ron fort. „Ich meine, Draco, du machst deinen Spiegel an, und Harry, du legst dich gern mit dicken Schlangen an."

„Das tut jeder", beruhigte Ethelfried Harry. „Es ist absolut normal."

„Spiegel und ich haben ein ganz besonderes Verhältnis", informierte Draco sie hochmütig. „Keines, dass einer von euch je verstehen könnte. Und wo wir gerade von Spiegeln reden, schau bloß nicht in einen hinein, Onkel Ethelfried, ich will nicht, dass sie zerspringen – die sind antik."

Er begann, durch den Raum zu schreiten.

„Jetzt lasst uns mal sehen. Die Hauselfen kommen bald mit dem Tüll, und du kannst ihnen mit deinem sensationellen Gestichel helfen, Ronald –"

„– schau, ich finde es einfach nur therapeutisch, das ist alles –"

„Natürlich tust du das, natürlich tust du das. Und Harry, du kannst unser Modell sein."

„Der einzige Weg, auf den Tüll an meinen Körper kommt, führt über meine Leiche."

„Ach, Ruhe. Kleid, Robe – wo ist der Unterschied?" fragte Draco. „Und überhaupt, die Hauselfen fassen Onkel Ethelfried seit 1998 nicht mehr an, seit dem Vorfall mit diesem Dessert und –"

Harry zuckte zusammen.

„Wenn ich es tue, versprichst du mir, mir diese Geschichte niemals zu erzählen?"

„Natürlich, Harry", besänftigte ihn Draco.

„Was wirst du tun?", fragte Ron, den die Sache mit dem Nähen offensichtlich noch immer schmerzte.

Draco strahlte. „Ich werde alles überwachen."

*

„Ich werde wegen dieser Glöckchen nachts schreiend wach werden", sagte Ron – immer noch blass vor Grauen, als sie dem Raum entrannen.

Dracos Augenbrauen hoben sich. „Ron, du bist heute voller Überraschungen."

„Halt die Klappe, Draco. Ich schwöre immer noch, du hast Fotos gemacht."

„Das würde Draco nie tun", meinte Harry.

„Absolut nicht", stimmte Draco sittsam zu.

Hatte er natürlich absolut doch, und er hatte vor, sie an den Meistbietenden zu verkaufen – entweder den Tagespropheten oder Millicent Bulstrode.

Sie wanderten die Korridore entlang und strebten nach unten zu dem Festzelt, in dem den Geräuschen nach die Party schon in vollem Gange war.

Ein Mädchen stürmte auf Draco zu und warf sich ihm zu Füßen.

„Du Sex-Gott!", jammerte sie.

„Uhm", machte Draco.

„Ich will deine Fußgelenke lecken", fuhr sie fort.

Draco war ein wenig fasziniert.

„Bist du das, Hannah Abbott?", fragte Ron.

„Oh mein Gott, ein Hufflepuff", stöhnte Draco schwach. „Oh mein Gott, es fasst mich an. Harry, rette mich."

Harry kniete sich nieder.

„Ich glaube, uhm, dein Fuß-Anfassen stört Draco – mmmfffmfffmfff."

Das Mädchen hatte sich Harry an den Hals geworfen und schien sein Ohr fressen zu wollen.

„Hilfe!", schrie Harry.

Draco wich klugerweise zurück. „Würd ich ja gerne, Harry, wirklich. Aber in der Richtung liegen Wahn und Kopfläuse."

„Cho!", rief Ron, der seine Freundin die Treppe rauf rennen kommen sah. „Cho, ich glaube, Hannah ist –"

Cho machte zwei Schritte auf ihn zu und presste ihre Hände gegen seine Brust.

„Du großartiges ingwerfarbenes Mannsbild", stöhnte sie. „Ich muss dich haben. Jetzt."

Dann griff sie an.

„Mrmfmrmfmfmrmf", protestierte Ron, um sich dann auf den Teppich niederzulassen und zu beschließen: „Mmm."

Draco war ein wenig abgestoßen. Es war ein recht teurer Teppich. Immerhin, vielleicht kurierte ihn die eine oder andere Session mit Chang von dieser ganzer verstörenden Näherei-Sache.

Mrs. Weasley könnte ihm am Ende sogar noch dankbar sein, überlegte er fröhlich, wenn sie erst mal aufgehört hatte, ihn symbolisch zu verbrennen und ihm all diese Todesdrohungen zu schicken.

„Draco!", quiekte Harry und flatterte ineffektiv, um Hannah abzuwehren. „Hilfe!"

„Schlag sie einfach", empfahl Draco, der nur die Malfoy Definition Von Ritterlichkeit gelesen hatte –nämlich der Art, wie unattraktive Männer sich in Anwesenheit von Frauen verhielten, mit denen sie schlafen wollten, während besagte Frauen Malfoys hinterher heulten.

„Ich kann kein Mädchen schlagen! Hilfe!!"

Draco warf mit einer Vase nach ihr und Hannah taumelte bewusstlos zu Boden.

Harry stand auf und sah zweifelnd auf sie herab. „Du hättest es einfach mit einer Ganzkörperklammer versuchen können."

Draco zuckte gleichgültig die Achseln. „Ich bin ein Höhlenmenschen-Typ." Er hielt kurz inne. „Ich meine das bezogen auf die kraftvolle und dementsprechend sexy Weise, nicht bezogen auf die niedere, ungewaschene und in einer Höhle lebende Weise."

Ron und Cho rollten weiter auf dem Boden umher und gaben unzusammenhängende Geräusche von sich.

„Ich geh nach unten", sagte Draco mit leisen Schaudern.

Er hatte für einen Tag genug unbekleidetes Fleisch gesehen. Jeglicher Anblick von Sommersprossen, die bisher menschlichen Augen verborgen geblieben waren, könnte ihn von der Übelkeit überwältigen lassen.

Sie gingen hinunter. Draco fühlte, wie seine Seele besänftigt wurde durch den Anblick der enormen Marmorhalle, der Kristallbowle mit dem Punsch und dem allgemeinen Eindruck von Menschen, die eine unanständige Menge an Zeit mit Frivolitäten verschwendeten.

„Es verhungern immer noch Muggel-Kinder, weißt du", bemerkte Harry düster.

„Wirklich? Erzähl das meinem Dad. Es könnte ihn aufheitern."

In diesem Moment stürzte ein Mädchen auf Draco zu und grabschte ihm um die Knie.

Draco griff nach der Balustrade.

„Ich habe schon immer gedacht, deine Knie seien teuflisch attraktiv", schnurrte Mandy Brocklehurst.

Draco packte sie fest an den Armen.

„Du bist der Held, Harry. Kümmere du dich darum", sagte er und schob sie ihm hinüber.

„Ich kümmere mich um Dunkle Lords, Draco, nicht um Frauen", entgegnete Harry und schob sie zurück.

„Du liest die falsche Sorte Bücher", Draco schob sie wieder zurück.

„Ich tu das hier nicht." Er schubste sie beiseite.

„Hii", machte Draco, der das Hin- und Herschubsen von beschwipsten Mädchen tatsächlich Spaß machte. Hatte echten Unterhaltungswert, fand er. „Heiße Kartoffel."

Draco Malfoy, bist du verrückt geworden?", fragte Draco Malfoys ergebene Freundin nachdrücklich, die soeben auf ihn zusteuerte. „Ist das nicht offensichtlich, dass jemand einen Lust-Trank in den Punsch geschmuggelt hat?"

„Nein." Draco starrte sie an.

„Ist dir etwa nicht aufgefallen, dass sich die Mädchen seltsam benehmen?", zürnte Hermione.

„Ich weiß nicht so viel über Mädchen", beeilte sich Harry zu sagen.

„Nein", antwortete Draco. „Sie haben sich nur im Überschwang der Leidenschaft an meinen Hals geworfen. Passiert ständig."

Draco!"

Hermione konnte doch nicht aufgebracht sein über so ein stinknormales Geschehnis wie Mädchen, die in Draco verknallt waren.

Das musste sie doch wissen.

Auch wenn er es hasste, das tun zu müssen, beschloss Draco doch, reinen Tisch zu machen.

Bevor er dies jedoch umsetzen konnte, trat Ginny zu ihnen und sagte: „Ich habe Pansy und Millicent in die Vorratskammer gesperrt. Wer war das überhaupt?"

„Voldemort", bot Harry augenblicklich an.

Draco rollte mit den Augen. „Oooh, der Dunkle Lord hat sich entschlossen, dir Frauen an den Hals zu schicken? Oh Grauen, oh Grauen." Er schwieg kurz. „Eigentlich war ich das."

Der Anblick schierer Empörung in Hermiones Gesicht sagte ihm, dass sie es wohl doch nicht gewusst hatte.

Scheiße auch.

„Warum hast du das getan?", fragte sie.

„Das war alles ein großes Missverständnis", erklärte Draco. „Die Hauselfen haben wieder alles durcheinander gebracht. Ich wollte es nach dem Essen in den Punsch kippen, versteht sich –"

„Oh, du hast dich entschlossen, die Hälfte der Anwesenden hier im Hause von jemandem mit geteilter Loyalität kampfunfähig zu machen?", verhörte ihn Hermione. „Was wenn Voldemort aufgetaucht wäre?"

„Na, das wär doch witzig, wenn der den Punsch getrunken hätte." Draco bot ihr ein Lächeln, blickte aber ganz schnell wieder zu Boden, als Hermione ihn anfunkelte.

„Hast du auch gedacht, es wär doch witzig, wenn ich meinen Verstand verlieren und dich antatschen würde?", fragte sie eisig.

„Könnte Spaß machen", erzählte Draco ihr fröhlich, während Ginny und Harry ihm beide mit den Händen zuwedelten und ein stummes ‚Nein!' mit dem Mund formten.

„Ich wiederum glaube nicht, dass das Beeinträchtigen des Urteilsvermögens deiner Freundin, damit du bei ihr weiter kommst, irgend etwas anderes als verabscheuungswürdig ist."

„Schau mal, Hermione", Draco fing an, die Panik aufsteigen zu spüren. „Ich wollte nicht –"

Hermiones Haare sahen aus, als knisterten sie vor Zorn.

„Oh?", forschte sie. „Du hattest vor, mit einem anderen Mädchen rumzumachen?"

Nein!", schnauzte Draco, der jetzt verärgert aussah. „Was glaubst du eigentlich, was ich bin, Hermione?"

Hermione war ein paar Schritte zurück getreten. Sie sah ihn mit klaren, wütenden Augen an.

„Ich glaube, du bist ein selbstsüchtiges, eingebildeter kleiner Bengel, der bloß tut, was er will, ohne an die Konsequenzen zu denken, und der kein Stück auf irgend jemanden sonst gibt", sagte sie kühl und stürmte davon.

„Und?", gellte Draco hinter ihr her. „Na und? Was ist hier eigentlich das Problem?"

Die Trauung fand in der Malfoy-Kapelle statt, einem kleinen, friedlichen und ziemlich schönen Fleck, der noch perfekter gewesen wäre, wenn die Hauselfen dran gedacht hätten, den blutgefleckten Altar zu entfernen.

Hermione weigerte sich, neben Draco zu sitzen. Sie saß zwischen den Mädchen, die den Zaubertrank genommen hatten, und die von Narcissa, die ihren Medizinschrank geleert hatte und allen Prozac aushändigte, für die Zeremonie gerade mal genug beruhigt worden waren.

Ihr Gesicht war gefasst und streng. Die um sie herum kicherten und tropften.

Draco saß bei Harry und Ginny und sah verzweifelt und unglücklich drein.

Er war entrüstet, dass dies Hermione nicht im geringsten zu erweichen schien.

„Schluss gemacht?", fragte er mit verlorener Stimme. „Woher hast du jetzt dieses ‚Schluss gemacht'?"

Ginny tätschelte seine Hand. „Oh, Draco. Hat denn noch nie jemand zuvor mit dir Schluss gemacht?"

Draco sah beleidigt aus. „Stell mir keine lächerlichen Fragen."

Ginny legte einen Arm um seine Schultern.

„Armer Liebling", tröstete sie. „Mach dir keine Sorgen darüber. Ich weiß nicht, wie irgend jemand mit dir Schluss machen könnte."

„Da steh ich auch im Dunklen", erwiderte Draco.

„Hübsche Schultern, nebenbei", stellte Ginny fest. „Machst du Muskeltraining?"

Draco warf sich in die Brust, war aber nicht mit dem Herzen dabei. „Glaubst du, Rosen und Schokolade würden sie wieder glücklich stimmen?", forschte er.

„Nein", antwortete der Junge Der Alle Hoffnung In Seinem Wege Zertrat.

„Ach", schlussfolgerte Draco. „Also etwas teureres?"

„Ich glaube nicht, dass sie will, dass du ihr was kaufst", informierte ihn Harry.

„Das versteh ich nicht", sagte Draco hilflos. „Was gibt's denn sonst noch?"

„Du wirst es schon noch rausfinden", versicherte ihm Ginny tröstlich. „Ich werd mit ihr reden."

Draco heiterte das ungemein auf. „Sag ihr, ich werd ihr alles kaufen", sagte er ängstlich. „Alles was es nur gibt."

„Ach, ich werd mal sehen", meinte Ginny taktvoll.

„Oh, entschuldigt", erinnerte sich Draco an seine Manieren. „Ihr zwei wollt wahrscheinlich nebeneinander sitzen."

„Nee", sagte Harry.

„Ist schon gut", erzählte Ginny ihm, ihren Arm immer noch um seine Schultern.

„In Ordnung", Draco klang zweifelnd.

„Ich frag mich, wo Ron und Cho sind?", grübelte sie, als die ersten Musiktöne erklangen.

Harry und Draco tauschen erschrockene und schuldbewusste Blicke aus.

„Uhm", machte Harry.

„Ich hab keine Ahnung", log Draco mit großer Überzeugungskraft.

Harry sah erleichtert aus. Und dann mussten sie alle still sein, denn Ethelfried Malfoy segelte den Mittelgang entlang.

Zahlreiche Mitglieder des Publikums sahen bleich und schwach aus. Lucius Malfoy wimmerte und fing an, auf seinem Gehstock herum zu kauen.

Draco, der mit absoluter Sicherheit wusste, dass die Dinge noch viel, viel schlimmer hätten kommen können, lehnte sich zurück und fühlte sich friedlich und zufrieden, dass zumindest Ethelfrieds Haar so untadelig war, wie es einem Malfoy zustand.

Aberforth Dumbledore, der seinem Bruder bis auf die roten Vinyl-Hosen, die er zur Anzug-Jacke trug, verstörend ähnlich sah, lächelte verzückt.

Der Geistliche begann mit den jahrhundertealten Worten der Malfoy-Hochzeitszeremonie.

„Wir haben uns hier heute versammelt, um die Vereinigung zweier schöner Seelen zu bezeugen", intonierte er, „und zweier dicker Bankkonten."

Draco seufzte. Man konnte sagen, was man wollte, dachte er, aber altmodische Romantik hatte doch ihren Charme.

Er blickte zu Hermione hinüber, die unversöhnlich blieb.

Sie konnte manchmal so herzlos sein.

Er beklagte sich darüber bei Ginny, während die Hochzeitsfotos auf dem Rasen gemacht wurden.

„Mach dir keine Sorgen", sagte Ginny optimistisch. „Ich kann sie weich reden."

Draco strahlte dankbar.

„Ich werd helfen", bot Harry an.

„Das erfordert die Hand einer Frau", lehnte Ginny ab. „Um es mal auf den Punkt zu bringen – ich habe die weibliche Gabe der Empathie und  du – na ja, du sprichst halt mit Schlangen."

„Lass dir ja nicht einreden, dass das falsch sei", sagte die errötende Braut, der gerade vorbeifegte. „Ich hab meinem einen Namen gegeben."

*

Hermione lag auf ihrem Bett.

Nur, dass es nicht ihr Bett war. Es war eine alberne, gerüschte Satin-Sache in einem blöden, protzigen Raum, in Draco Ihrem Blöden Ex-Freund Malfoys Haus mit seinem blöden Namen.

Ginny Blöde Weasley schaute mit ihrem blöden Rotschopf um die blöde Tür.

Hermione atmete tief ein. Das geriet jetzt langsam außer Kontrolle.

Sie hatte schließlich nichts gegen die Tür.

„Darf ich reinkommen? Danke", sagte Ginny beim Reinkommen. Malfoy färbte offensichtlich auf sie ab.

So was wie Schleim färbte nun mal so leicht ab.

„Ich will nicht drüber reden", schnappte Hermione.

„Oh, okay." Ginny setzte sich auf das Bett, zog eine Nagelfeile hervor und begann, ihre Nägel zu feilen.

Hermione setzte sich auf.

„Er ist einfach so verantwortungslos", platzte es aus ihr heraus. „Er stolziert umher, und es scheint ihn nicht zu kratzen, wem er wehtut, und er bringt die Leute dazu, ihm zu verzeihen, aber er selbst ist nie freundlich, und was sollte ihn wohl aufhalten, wenn er sich entschließt, mir wirklich weh zu tun?"

„Er könnte sich selbst aufhalten", schlug Ginny vor.

„Warum sollte er?"

„Er könnte dich gerne haben."

Hermione sah zu der blöden Stuckdecke und dem absurden kleinen Kronleuchter. Sie hatte eine ihrer Lieblingsblumen auf dem Kopfkissen gefunden und gefragt, wer die dahin gelegt hatte, und der Hauself hatte ihr erzählt, dass Master Malfoys Anweisungen in diesem Punkt ganz eindeutig gewesen seien.

Er hatte daran gedacht. Aber sie selbst zu pflücken und ihr zu bringen würde ihm nie einfallen.

„Er denkt nicht so wie ich", sagte sie langsam. „Ich fühle mich nie, als könne ich ihm vertrauen."

„Er bemüht sich", bot Ginny.

„Er bemüht sich, aber es funktioniert nicht. Ich weiß nicht mal, wie sein Gehirn überhaupt funktioniert. Wie – wie kann ich sicher sein, dass er nicht einfach seine Meinung ändert? Sein kleiner Streich eben mit dem Lusttrank... er hat noch nie was versucht, weißt du. Was ist, wenn er bloß – was ist, wenn er sich bloß langweilt?"

„Oh, das könnte er", meinte Ginny unbekümmert.

Was?!"

„Das könnte er", Ginny nickte ruhig. „Er spielt gerne herum. Er könnte wieder dazu übergehen, Mädchen öfter zu wechseln als seine Hosen. Und du könntest beschließen, dass das alles ein bisschen problematisch werden würde und zu deinen Hausaufgaben zurück kehren und versuchen, jemanden verlässlicheren zu finden."

„Das würde ich nicht", protestierte Hermione. „Ich wollte nur. Es sollte – leicht sein, verstehst du. Ich habe Pläne für mein Leben. Ich hatte Pläne für eine Beziehung. Es – es funktioniert doch beim Lernen. Er folgt bloß nie den Plänen."

„Du kannst ihm nicht trauen", erklärte Ginny. „Nicht vollständig. Du kannst ihm nicht einfach trauen. Du muss dich entscheiden, ob du ihm trauen willst, und das darfst du nicht auf Basis von Logik tun. So sind Beziehungen nun mal, weißt du. Dich entschließen, jemandem zu trauen, bis du es wirklich tust. Und bei ihm ist das schwer. Also tu es nicht, wenn das die Bemühungen nicht wert ist. Tu es nicht, wenn du nicht –"

Hermione hatte mit einem Buch auf die Blume eingeschlagen, drauf herum getrampelt und sie dann in den Mülleimer geworfen.

„Ich tu's", flüsterte sie. „Ich glaube, ich tu's." Sie brach ab. „Es ist furchtbar lästig. Das war nicht geplant."

„Pfeif auf den Plan", erzählte Ginny ihr fröhlich. „Und wenn er noch nichts probiert hat – na, er ist Draco Malfoy. Er versucht immer irgendwas. Wenn nicht – also, dann bist du was anderes, und das weißt du jetzt."

Hermione zog ihre Beine an die Brust heran und stützte ihr Kinn auf die Knie.

„Die Sache ist kompliziert", grübelte sie. „Es sind dunkle Zeiten. Und da ist Voldemort."

„Blah blah blah, Böser Ober-Lord Käse. Sieh's mal anders." Ginny schoss Hermione ihr Füchsinnen-Lächeln zu . „Er sieht wirklich blöd klasse aus."

Draco saß auf der Mauer einer der Schlosszinnen. Er sah nachdenklich drein und sein Profil schimmerte schwach gegen das Zwielicht. Seine Haut stand weiß gegen das tiefe Samtschwarz der Nacht ab und in seinem verwuschelten Haar leuchtete ein Netz aus Sternen.

Er hoffte inbrünstig, dass bald ein Fotograf kommen und sein Bild nehmen würde. Es war kalt hier draußen, und er bekam langsam einen Krampf. Man konnte einfach nur so viel malerisches Grübeln ertragen.

„Hey da, Draco."

Er blickte hoffnungsvoll auf, aber es war nur Harry, mit gleichermaßen schiefer Brille und Lächeln.

„Bist du wirklich traurig?", fragte der Junge Dessen Knuddel-Leidenschaft Schon Ungesund War.

„Nein", entgegnete Draco großartig. „Ich bin sehr glücklich. Ich habe einen gerissenen Plan."

Harry wirkte skeptisch, was nun wirklich empörend war.

„Ich werde mich fotografieren lassen", erklärte er. „Ich werde charmant und sehnsüchtig aussehen, und sie wird das Foto sehen und ihr Herz wird schmelzen, und sie wird zu mir angerannt kommen und mich mit Küssen überdecken. Es ist ein brillianter und teuflischer Plan."

„Draco, ein Foto ist keine Lösung."

Draco biss sich auf die Lippe. „Glaubst du, es funktioniert vielleicht mit einem Porträt? Auf dem ich eine Perücke trage und edelmütig in die Ferne starre?"

„Alles in allem, würd ich sagen, nein", Harry wählte seine Worte achtsam. „Draco. Du musst ihr einfach sagen, was du fühlst."

Ehrlichkeit in einer Beziehung. Der bloße Gedanke trieb Draco an den Rand der Panik.

„Hast du einen Ersatz-Plan?"

„Draco, um Gottes Willen", blaffte Harry. „Ich bin ein Gryffindor. Du hast Glück, dass ich einen Plan habe."

Draco schmollte. „Ich wusste, dass ich mich besser mit einem anderem Haus einlassen sollte", sagte er. „Ich hätte die Hufflepuffs nehmen können. Die hätten mich angebetet. Ich hätte nichts falsch machen können. Ich wäre der Liebesgott der Hufflepuffs geworden."

Er betont das Wort ‚Liebesgott' mit extremer Ernsthaftigkeit und starrte das Mitglied des anderen, undankbaren Hauses vorwurfsvoll an.

Harry runzelte die Stirn. „Jau, Draco, aber dann würdest du sie wahrscheinlich anfassen müssen."

„Das ist wahr." Draco seufzte. „Und das ist ein abstoßender Gedanke. Außerdem muss man auch die Farbe betrachten. Die Farben sind ja wie bei einer Hummel."

„Ich mag Hummeln", sagte Harry freundschaftlich.

Draco warf ihm einen bösen Blick zu. „Hummeln sind nicht sexy."

„Gut beobachtet", stimmte Harry zu.

„Mach dich über mich nicht lustig", maulte Draco. „Scharlachfarbene Undankbare, ihr alle miteinander. Ich wurde doch in die ganze Sache nur mit gemeinsamen Interessen wie farbkodierten Notizzetteln gelockt."

„Nach allem, was ich gehört habe, hast du öffentliche Unzucht in Gryffindor-Räumen begangen und Hermione musste mit dir ausgehen, um deine jungfräuliche Ehre zu retten", kommentierte Harry.

Draco warf seinen Kopf nach hinten. „Hast du hier auch was Nützliches zu tun, Potter? Denn wenn du nur hier sein solltest, um dich über mich lustig zu machen, werd ich dich in den tiefsten dunkelsten Kerker von Dunroamin schmeißen."

„Richtig."

„Ich mach keine Witze", sagte Draco und fügte mürrisch hinzu: „Fürchte mich."

„Das tu ich Draco, natürlich tu ich das", besänftigte ihn Harry. „Hermione ist drinnen, bei der Party. Du musst bloß hineingehen und mit ihr reden. Nur sei ehrlich."

Draco überlegte kurz. „Sehen meine Jeans stylish, aber voll Bedauern aus?"

„Äh – sicher, wieso nicht." Harry nickte. „Das sind deine allerbedauerndsten Jeans überhaupt."

*

Die Räume Dunroamins waren erfüllt von Musik und Licht und Tänzern. Hermione stand am Rand der Tanzfläche und glättete ihr Haar.

Draco kam die Treppe herunter.

Er erinnerte sie an das erste Mal, als sie ihn die Treppe vom Gryffindor-Schlafsaal herunter kommen gesehen hatte, aber dieses Mal war er von goldenem Lampenlicht umrahmt und nicht von dem Silber-Überzug des Mondes. In seinen Haaren und Augen funkelten kleine silberne und goldene Blitze, und er sah kühl und lächerlich gut aus in seinen weißen Jeans und Hemd.

Immer weiß. Wenn irgendwer da irgendwo mit Symbolismen herumspielte, machte der sich den Job wirklich einfach.

Er ist viel zu blass, dachte Hermione mit dem Rest ihres noch verbliebenen gesunden Menschenverstandes. Und seine Nase ist so scharf, damit könnte man Sachen schneiden. Blutarmer kleiner Pfau.

Er streckte seine Hand nach ihr aus, und sie ergriff sie, und spürte all dieses alberne kleine Flattern in ihrem Magen und all diese bebende Glückseligkeit stieg in ihrer Kehle hoch, denn welche Entscheidungen sie auch immer in Bezug auf seine Person getroffen hatte, ignorierten der Großteil ihres Hirns und der ganze verräterische Körper die Beschlüsse sowieso immer.

Er führte sie auf die Tanzfläche und lehnte seine Wange gegen ihr Haar.

„Es tut mir leid", sagte er.

Sie rieb ihr Gesicht an seiner Schulter. Er roch nett, wie immer. Sie hatte den dunklen Verdacht, dass er exorbitant teure Rasierwasser bestellte.

„Ich hab überreagiert", bekannte sie einfach.

„Ich wollte aus niemandem meinen Vorteil ziehen", fuhr Draco fort, klang aber, als sei ihm bei den Worten ein wenig übel. „Ich wollte uns allen davon erzählen."

Es gefiel ihr, dass sie und ihre Freunde für Draco uns waren. Sie erkannte, dass sie ihm mehr vertraute, als sie selbst je gedacht hätte.

Eintausend Mal mehr, als sie je gedacht hätte, dass sie sollte – aber an Liebe war nun mal nichts Logisches.

Sie kannte ihn allerdings. „Uns allen?"

„Na ja. Ich hatte überlegt, Harry welchen einzuflößen", gestand Draco. „Ich finde, Ginny verdient das."

„Und außerdem könntest du die Fotos verkaufen", betonte Hermione.

Dracos Stimme war abwehrend. „Das ist mir nie in den Sinn gekommen, Hermione. Es schockiert mich, dass du so denken kannst."

Ihre Hände waren in seinen Haaren. Er konnte gut tanzen, das musste sie ihm lassen, auch wenn er unmoralisch war.

„Harry hat mir erzählt, dass er sich Sorgen macht, du hättest Bilder von ihm in Tüll, Draco. Ich werd gar nicht fragen, aber wenn du vorhaben solltest, die zu verkaufen, dann denk dran, dass ich Bilder habe von dem einen Mal, als wir alle reingekommen sind und dich erwischt haben, wie du zu We are the Champions herumgetanzt bist und deine Hose zugemacht hast."

Dracos Stimme war ehrfürchtig. „Du Machiavellistin", sagte er. „Das gefällt mir an einer Frau."

Hermione lachte leise. Sie erzählte ihm nicht, was Harry noch gesagt hatte: Wir lieben ihn alle, Hermione. Natürlich war er knallrot angelaufen und hatte schnell hinterhergeschoben: Äh. Aber nicht so, und damit die Rührung des Augenblicks ziemlich verdorben.

Trotzdem. Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Sie liebten ihn alle, und sie war in ihn verliebt und es war so kompliziert.

„Ich werd sie verbrennen", sprach Draco weiter.

„Wirst du nicht", entgegnete sie. „Du wirst sie an Millicent Bulstrode verscheuern."

„Ich werd sie verbrennen, wenn du das wirklich willst", widersprach Draco. „Nur weil jedes Wort, das ich von mir gebe, trügerisch ist, heißt das doch nicht, dass ich dir nicht die Wahrheit sage."

Sie lachte.

„Ich werd's wieder gut machen bei dir", versprach er. „Ich kann die ‚Geschichte Hogwarts' farbkodieren, wenn du magst."

„Du weißt wirklich, wie man einer Frau Honig um den Bart schmiert, Draco."

Draco glättete langsam ihr Haar zurück und tat das besser, als sie es je könnte.

„Na, ich kann es mir doch nicht leisten, meinen Lernpartner ein Jahr vor den ZAGs zu verlieren. Begreifst du, was meinen Noten passieren könnte? Oooh, ich will nicht mal dran denken."

Sie lachte wieder und ärgerte sich selbst darüber, wie leicht er sie zum Lachen bringen konnte, und  dazu, ihn zu lieben. Blöde, arrogante, blutarme Ratte.

„Du brauchst es nicht zu sagen", erklärte sie. „Ich verstehe."

„Ach, ich arbeite mich langsam daran heran", erzählte Draco ihr fröhlich. „Gib mir ein paar Jahre."

„Ach ja?"

„Ach ja." Draco schwieg. „Na ja. Und gib mir zuviel zu trinken."

*

Ginny und Harry saßen Seite an Seite und beobachteten die Tänzer. Ron und Cho kamen zu ihnen hinüber und richteten diskret ihre Kleider.

„Nette Party", strahlte Ron. „Wann ist die Trauung?"

„Schon passiert", meinte Ginny geistesabwesend. „Oh, Cho, wusstest du, dass Draco einen Lust-Trank in deinen Punsch gekippt hatte?"

Ron lief vor Wut scharlachrot an.

„Ich werd ihn umbringen."

„Du wirst ihn nicht umbringen", lehnte Harry ab. „Wenn wir ihn umbringen wollten, hätten wir es schon vor langer Zeit getan und uns eine Menge Ärger erspart."

Ron atmete tief durch seine Nase ein.

„Es ist genau, als hätte man ein Kind", stellte er fest. „Ein schreckliches, adoptiertes, Dämonen-Nachwuchs-Kind. Cho – wenn wir, du weißt schon, rein hypothetisch, in einem anderen Universum, mal heiraten sollten, versprich mir, dass wir kein Kind wie Draco kriegen."

„Das verspreche ich, Ron", Cho nahm seine Hand und presste sie. „Lass uns das mal nüchtern betrachten. Ich bin Asiatin und deine ganze Familie ist rotköpfig. Die Chancen, dass wir ein platinblondes Kind kriegen, sind sehr gering."

Sie drückte seine Hand noch einmal und sah dann ein wenig verwirrt aus.

„Genau genommen", überlegte sie, „hatte ich gar keinen Punsch."

Ginny sah beeindruckt aus. „Füchsin", murmelte sie, als gerade die Gäste alle zum Essen zusammen gerufen wurden.

Hermione und Draco kamen und setzten sich zu den beiden anderen Paaren, als sich alle an dem riesigen Tisch versammelten. Nach ein paar Minuten begannen Harry und Draco, Hermione zeigen zu wollen, wie ein Sucher einen anderen mit der Wronski Finte schlagen konnte.

Der Schnatz war eine Erbse.

Lucius Malfoy starrte in einer Art leerer Verzweiflung hinüber zu seinem Sohn und zu seinem Bruder. Gelegentlich knabberte er an seinem Gehstock. Seine Frau lächelte neben ihm ausdruckslos und reichte das Hühnchen herum.

Plötzlich tippte jemand auf Lucius' Schulter. Er zuckte heftig zusammen. Für weitere Schocks reichte die Medikation nicht mehr aus.

Ein Junge stand hinter ihm, mit einem Zucken im linken Augen und einem irischen Akzent.

„Das Prozac wirkt bei Ihnen nicht mehr richtig, nicht wahr?", zischte Seamus Finnigan konspirativ.

Lucius' Mund klappte herunter, und er nickte dieser verwandten Seele dumpf zu.

Seamus klopfte an seine Nase. „Überlassen Sie das mir", sagte er. „Ich kann Ihnen ein bisschen Valium zukommen lassen."

Millicent Bulstrode erwachte langsam aus ihrer Starre, richtete ihren Blick gelegentlich fest auf Harry und murmelte: „So hübsche... Nüstern".

Harry rutschte vor Angst seinen Stuhl hinunter.

„Weißt du, ich hab einen Brief vor ein paar Tagen von Colin Creevey aus Jugend-Askaban gekriegt", erzählte er in dem Versuch, sich selbst abzulenken. „Es scheint ihm viel besser zu gehen."

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass der Riesenkrake ihn nicht gefressen hat", bemerkte Draco mit leichter Unzufriedenheit. „Was für eine gottlose Art von Monster spielt nur ein wenig mit dem Opfer herum und überreicht es dann den Behörden? Wenn ich das Gelände erbe – was wohl eher früher als später der Fall sein wird, zumal Vater klar unfähig ist – werde ich, denke ich, als meinen Wachhund diese RIESENSPINNE anheuern, die da im Großen Wald lebt."

„Halt den Mund, Draco", sagte Ron.

Draco schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln und begann das Essen zu verzehren, auf das Ron plötzlich keinen Appetit mehr hatte.

„Und nun bitte ich meinen lieben Neffen, Draco, der so deutlich meinen Fußstapfen folgt, den Toast auszusprechen."

Draco sah in Ethelfrieds stolzes, mit Glitter verziertes und extrem manisches Gesicht und verschluckte sich prompt an Rons Essen.

„Wu..?", keuchte er.

Hermione klopfte ihm kurz auf den Rücken. Dann nahmen sie und Harry seine Ellenbogen, hoben ihn aus dem Stuhl und sahen erwartungsvoll zu ihm auf.

Draco begriff, dass er ein Publikum hatte, lächelte ein so charmantes Lächeln, dass es Schaden anrichten musste, und erhob sein Glas.

„Ein Tag wie dieser macht uns alle sehr dankbar für die Leute, die uns nahe und lieb sind", sagte er mit perfekter Ernsthaftigkeit und fügte ‚und nicht klinisch geisteskrank' nur in Gedanken hinzu. „Daher möchte ich als allererstes diesem lieblichen und intelligenten Gryffindor danken, der in mein Leben getreten ist, und –", er änderte sein Lächeln in spitzbübisch und beobachtete, wie Lavender und Parvati seufzten. „– mir rein zufällig jede Nacht die besten Rückenmassagen der ganzen Schule schenkt –"

„Du lügender Bastard, Malfoy!", japste Harry. „Das war nur ein einziges Mal!"

Draco sah ärgerlich aus. „Ich meinte natürlich mein Freundin Hermione", sagte er scharf.

Es gab ein wenig ungläubiges Gemurmel. Draco achtete sorgfältig auf die Verursacher und erinnerte sich selbst daran, einen Inkontinenz-Trank in deren Dessert zu tun.

„Äh", fuhr er fort und sammelte seinen Witz. „Und dann erinnert es mich an meine, äh, meine glückliche Pflicht, dem, uhm, glücklichen Paar das Allerbeste zu wünsche. Ich weiß, wir alle hoffen, dass diese verrückten, verrückten Kinder es schaffen können und ..."

Vereinzeltes Geklatsche erklang.

Er hielt inne und gab auf. Lügen, wenn's nicht um seinen persönlichen Profit ging, lag ihm einfach nicht.

„Oh, um Gottes Willen", sagte er. „Natürlich wird's nicht funktionieren! Er wird ihn in einer Woche für eine Ziege verlassen. Haben eigentlich alle außer mir nur Maden im Gehirn?"

Er schenkte ihnen allen ein wildes Stirnrunzeln.

„Seine sexuellen Neigungen mögen ja abartig sein", schniefte Lucius stolz, „aber er ist immer noch mein kleiner Junge."

„Ihr seid alle wahnsinnig und höchstwahrscheinlich pervers. Das war ein grauenhafter Tag, und ich wünsche nie wieder rotes Leder sehen zu müssen. Verdammt seid ihr alle in die tiefsten Abgründe der Hölle."

Draco Malfoy setzte sich zwischen seinen Gryffindorn nieder, nahm die Hand seiner Freundin und starrte die Versammlung stirnrunzelnd an.

„Nun? Das war's. Ich habe fertig."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~