Verzichtserklärung: Diese Geschichte basiert auf den Figuren und Romanen von J. K. Rowling. Vereinzelt finden gedankliche Ansätze des Romans ‚Das Gespenst von Canterville' von Oskar Wilde Verwendung. Es werden keinerlei kommerzielle Absichten und Interessen verfolgt. Die Handlung dieser Geschichte entspringt jedoch meiner eigenen Vorstellung.

Inhaltsangabe: Die 14-jährige Ginny Weasley ist es schließlich leid sich in unerfüllter Heldenverehrung nach dem ‚Jungen der überlebte' zu verzehren. Sie beschließt, dass es an der Zeit ist ihrem Leben ein wenig mehr Selbstbestimmung und Spannung hinzuzufügen und wendet ihre Aufmerksamkeit stattdessen Tom Riddle zu. Eine alte Prophezeiung am Kamin der Bibliothek beinhaltet den Schlüssel zu alledem.

Das Rätsel von Hogwarts

Prolog

Furchtsam wich das rothaarige Mädchen immer weiter zurück, bis ihre zitternden Finger die Wand hinter ihr ertasteten, gegen die sie sich Halt suchend stützte. Mit wilder Verzweiflung blickte sie sich um, starrte in die endlosen Schatten in denen sich der düstere Korridor zu beiden Richtungen verlor. Doch da war niemand. Sie waren ganz allein hier oben.

Allein. Mit ihm!

Es gab Niemanden außer ihnen Dreien. Niemanden, der zu ihrer Rettung kommen würde. Im blassen Licht des heraufdämmernden Morgens war es noch kaum möglich, mehr als bloße Schemen zu erkennen. Dunkle Umrisse, die sich nur unmerklich von den Schatten ringsumher abhoben und die hochgewachsene, finstere Gestalt, deren Gesicht unter der Kapuze der schwarzen Robe verborgen lag, noch mehr erahnen als erkennen ließen.

Dennoch war sie sich sicher, um wen es sich handelte – und wozu er hergekommen war. Mit quälend langsamen Schritten näherte er sich, trat bis auf Armeslänge an sie heran, ehe er plötzlich stehen blieb. Noch immer reichte das blasse Licht des grauen Wintermorgens nicht völlig aus, sie das mit einer Kapuze verhüllte Gesicht deutlicher erkennen zu lassen.

Doch als er schließlich sprach, schien seine Stimme – kaum mehr als ein Flüstern, welches die tiefe Stille ringsumher durchschnitt – auf eine geradezu entsetzliche Art vertraut zu sein und räumte somit jeden Zweifel aus.

„Du hättest dich nicht in Dinge einmischen sollen, die dich nichts angehen, kleine Ginny Weasley." Die heiser geflüsterten Worte klangen seltsam hohl in dem verlassenen Korridor.

Sie vermochte nichts zu erwidern. Ihre Kehle war vor Angst wie zugeschnürt. Dann, langsam, als habe er alle Zeit der Welt – erhob er seinen Zauberstab.

An dieser Stelle löste sich der dunkelhaarige Junge an ihrer Seite aus seiner Erstarrung. Entschlossen trat er vor – stellte sich schützend vor sie und hob nun ebenfalls den Zauberstab.

„Tu ihr nichts!" Die atemlos gestammelten Worte hallten bedeutungsschwer und beinahe flehendlich durch die Stille der Morgendämmerung. „Ich… ich…Du darfst ihr nicht weh tun… Bitte…"

Geh zur Seite!" schnarrte der Mann unwillig. Wieder hob er den Zauberstab.

Nein!'" gab der schwarzhaarige Junge zurück, seine Stimme klang nun fester, Überzeugung und Entschlossenheit schwangen darin mit. „Ich verlasse sie nicht! Niemals! Wenn... wenn du es auf sie abgesehen hast, dann musst du es zuerst mit mir aufnehmen!"

Dies wiederum ließ den anderen Zauberer mitten in der Bewegung verharren.

„Mit dir aufnehmen? Bist du irre, Junge!?" zischte er aufgebracht. „Warum um alles in der Welt sollte ich so etwas tun? Nun komm - geh hübsch zur Seite und lass mich zu Ende bringen, wozu ich hergekommen bin! Und lerne…"

Mit einem beinahe wütenden Zischen beschwor er daraufhin einen Funkenschauer herauf, um den Jungen endgültig aus dem Weg zu treiben. Dieser jedoch verharrte in seiner Position – wich keinen Zentimeter zurück. Der nächste Fluch verbiss sich mit scharfem Schmerz in der rechten Flanke des Jungen. Und diesmal reagierte er - wehrte sich, indem er nun seinerseits einen Funkenschauer gegen seinen Widersacher richtete. Dieser jedoch schleuderte ihm einen weiteren Fluch entgegen und binnen weniger Augenblicke duellierten sie sich tatsächlich.

Zorn sprühende, machtvolle Flüche durchkreuzten die Morgendämmerung und schlugen Stücke von Sandstein aus den Wänden heraus, wann immer sie dagegen prallten. Andere trafen einander mitten in der Luft so das die Funken stoben und glühend rot und leuchtend orange auf die Kämpfenden herniederprasselten. Blasser Rauch hing über der Szenerie. Die Luft schien zu knistern. Man konnte die Funken geradezu riechen.

Ungeschickt und beinahe starr vor Entsetzen taumelte Ginny seitwärts – außer Reichweite – stolperte dabei über ihre eigenen Füße. Sie stürzte, rollte ein Stück über den steinernen Boden, weiter von den Kämpfenden fort und doch festentschlossen etwas zu tun – irgendetwas. Doch noch während sie wieder auf die Füße zu kommen versuchte, schnellten die beiden Gegner abermals vor um einander jenen letzten, entsetzlichen, schier undenkbaren Fluch entgegen zu schleudern:

'Avada Kedavra…'

Grelles grünes Licht flammte auf – erfüllte den Korridor. Es war zu spät.

Instinktiv schloss Ginny die Augen und verbarg das Gesicht mit dem Ärmel ihres Umhangs – um sich vor der unausweichlichen Realität zu schützen ganz wie auch ihr Geist nicht zu akzeptieren bereit war was da gerade geschah und was es bedeuten mochte... Mit hässlich, verstörendem Klang schlug ein Körper auf dem Boden auf – dann – war da gar nichts mehr. Nichts als Stille. Und dann…

Zu furchtsam die Augen zu öffnen – verzweifelt bei dem Gedanken daran, was sie verloren glaubte, lauschte Ginny Weasley dem Klang unausweichlich herannahender Schritte...