Ich liebe dich, bleib fern von mir!

Weine nicht um mich, denn wir werden uns wieder sehen!!!

18/18


Legolas erhob sich nur langsam. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, so saß auch bei ihm der Schock über diesen Verlust tief. Seufzend brachte er einen Krug mit Wasser zu den Gefährten. Kaum da er ihr Lager erreicht hatte, erklang über ihren Köpfen ein melodischer Gesang. Legolas hob den Kopf, um zu lauschen. "Ein Klagelied für Gandalf...", meinte er traurig, mehr zu sich, als zu den anderen.

"Was singen sie?"

Die Stimme drang zwar in Legolas' Bewusstsein, vermochte sie jedoch nicht zu zuordnen. "Mein Herz vermag es nicht zu übersetzen...für mich ist die Trauer noch zu nah."

Haldir schmiegte sich enger an Orophin und Rumil, während er mit ihnen das Klagelied sang.

Als langsam die letzten Stimmen verklangen, öffnete Orophin leicht die Augen. "Wird er heute Nacht zu dir kommen?"

Haldir zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Er hat es gesagt, aber...."

".....aber...?"

"Ich glaube nicht daran."

"Warum nicht?"

Haldir seufzte leise. "Er behauptet der Zwerg wäre nett."

"Eh? Was hat das damit zu tun...?" Orophin kratzte sich verwirrt am Hinterkopf und blinzelte zu Rumil, als ob der eine Antwort wisse.

Rumil grinste leicht. "Hast du nicht gehört, was der Zwerg Haldir an den Kopf geworfen hat? Kein Wunder, dass er wütend darüber ist, besonders wenn Legolas ihn dann noch in den Schutz nimmt."

"Ja, aber deswegen wird Legolas doch trotzdem zu Haldir kommen...."

Haldir stand schweigend auf und ging zu seiner Hütte.

Das Feuer knisterte frisch angeschürt und ein unverkennbar süßer Duft stieg in Haldirs empfindliche Nase. Ein Duft, den er lange nicht mehr wahrgenommen hatte: Milch mit Honig!"

"Hallo Legolas", meinte er müde.

Zärtlich strich Legolas' Hand durch Haldirs Haar, während er ihm die Tasse reichte.

Langsam griff Haldir danach und trank einen Schluck.

"Waren wir so anstrengend?", wollte Legolas besorgt wissen, massierte liebevoll mit den Fingerkuppen Haldirs Schläfen.

Böse schaute Haldir Legolas an. "Musst du das wirklich fragen?"

Legolas zuckte zurück. Viele hundert Jahre hatte Haldir ihn nicht mehr so böse angesehen. Entschuldigend senkte er den Kopf.

"Aragorn wirft mir vor, dass ich euch töten will. Ich musste das Böse nach Lorien bringen. Mir werden Vorwürfe gemacht, wenn ich den Wald nicht beschützen kann. Ein guter Freund der Elben ist gestorben. Und als ob das noch nicht genug ist, muss ich es mir gefallen lassen, dass dieser Zwerg mich wie den letzten Dreck behandelt."

"Schhht...." Legolas umfasste Haldirs Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn sanft auf den Mund. "Ist ja gut.....ich bin wieder hier...lass die anderen sein....wir sind wieder zusammen....nur das zählt......nur du....und ich...."

Seufzend schmiegte sich Haldir an den zarten Körper. Langsam beruhigte er sich wieder, während er Legolas gleichmäßigem Atem lauschte. "Es ist eine schwere Zeit. Von allen Seiten wird Lorien angegriffen und meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass kein Angreifer zu uns durchkommt. Dunkle Zeiten ziehen wieder hinauf. Zeiten, wie sie Mittelerde nie wieder erleben sollte. Alle verlassen sich auf uns Elben, aber wir sind schwach. Unsere Zeit geht vorbei. Wir haben nicht mehr die Kraft, für die Menschen zu kämpfen. Doch niemand will das wahrhaben. Lorien stirbt und wir mit ihm, wenn wir nicht zu den Grauen Anfurten gehen. Meine Aufgabe ist es, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, den Elben ihre Ängste zu nehmen und alle zu beruhigen. Doch dies ist zuviel für einen einzelnen Elb. Noch nicht einmal meine Brüder merken, wie ernst es wirklich ist, obwohl sie meine engsten Vertraute sind."

"Lass wenigstens für diese Nacht die Ängste raus aus diesem Haus. Vergiss für diese eine Nacht deine Sorgen und deine Verantwortung....", flüsterte Legolas beschwörerisch in Haldirs Ohr, strich fein mit den Lippen darüber.

Barsch drehte Haldir seinen Kopf zur Seite, brachte so sein Ohr außerhalb von Legolas Reichweite. "Du weißt, dass mich das erregt", warf er dem Jüngeren vor.

"Na und...?" Verwirrt sah Legolas Haldir an. Etwas anderes hatte er nicht vor gehabt.

"Ich will keinen Sex."

Legolas legte die Ohren an und sah Haldir aus großen Augen an.

"Ich will einfach nicht", flüsterte Haldir. "Tut mir leid." Er seufzte. "Wenn du Sex brauchst, geh zu Orophin und Rumil, die beiden werden dir sicher helfen." Er stand auf und ging ins Schlafzimmer. "Bei mir kannst du heute Nacht nur kuscheln."

Legolas schüttelte den Kopf. "Nein, nein ich will bei dir sein. Wir müssen nicht zusammen schlafen.....lass...lass mich dich einfach festhalten...okay?"

Sanft griff Haldir nach Legolas Hand und küsste sie leicht. Im Bett kuschelte er sich an seinen Geliebten und schlief kurz darauf friedlich ein.

Legolas hielt sein Versprechen und hielt Haldir nur sanft in seinen Armen fest. Nun da der andere schlief, verbarg keine Maske mehr seine Ängste und Sorgen, die sich in seinem Gesicht widerspiegelten. Tröstend strich ihm Legolas mit den Lippen über die Stirn und murmelte beruhigende Worte.

In der Nacht schlich sich Rumil in das Schlafzimmer und betrachtete die beiden Schlafenden eine Weile. Es war lange her, dass Haldir eine Nacht ruhig durchgeschlafen hatte. Alleine um Haldirs Willen musste Legolas noch etwas bleiben, bevor die Ringgefährten wieder gingen. Der Wachhauptmann brauchte seine Kräfte. Er war die einzige Hoffnung Loriens, um die aufziehende Dunkelheit zu überstehen. Auch wenn Haldir versuchte, es vor allen anderen zu verbergen, wusste es jeder Elb, selbst die Kinder. Doch keiner in Lorien war in der Lage, Haldir zu helfen. Das konnte nur Legolas und dieser würde bald wieder gehen. Rumil seufzte leise, bevor er wieder zu Orophin huschte. Er würde mit seiner Mutter sprechen müssen.

Alleine die Nachricht, dass Haldir wieder eine Nacht durchgeschlafen hatte, überzeugte Galadriel davon, dass die Ringgemeinschaft für eine Weile in Lorein bleiben musste. Und so blieben die acht knapp ein Jahr.

In diesem Jahr kehrte Haldirs Kraft und Ruhe wieder und Legolas freundete sich mit Gimli an. Aber auch jene Zeit des Wohlbefindens ging vorbei und die Ringgemeinschaft brach wieder auf.

Als die Gemeinschaft aufbrach, verschwand Legolas für kurze Zeit, nahezu unbemerkt, um sich von seinem Geliebten zu verabschieden.

Haldir küsste ihn sanft, aber verlangend. "Ich werde dich vermissen."

"Ich tu es jetzt schon", hauchte Legolas. "Aber ich werd auf Aragorn und die anderen aufpassen.....und wir....wir werden uns wieder sehen.....das hier ist kein Abschied für immer, nur eine kurze Trennung, betrachtet man unsere Lebensspannweite...ich werde mit meinem Herzen und meinen Gedanken immerzu bei dir sein...atenio, melamin."

Als die Boote schließlich ablegten, war Haldir nicht dabei. Für ihn war die Trennung zu schwierig und so zog er sich zurück. Er versuchte alles, um wieder ein normales Leben zu führen. Doch der Schatten der sich über Mittelerde legte war zu allumfassend und bedrohend. Die Gefahr wurde immer größer. Nachdem Saruman sich mit Sauron verbündet hatte, versuchte er nun die Reiter von Rohan zu vernichten und somit zu verhindern, dass sich die Menschen zusammen taten und gemeinsam gegen Sauron kämpften.

Sowohl Galadriel als auch Haldir waren sich bewusst, dass es ein letztes Bündnis zwischen den Menschen und Elben geben musste um Mittelerde zu retten. Sofort machten sich beide daran, eine Armee aufzustellen, die in Helms Klamm für die Freiheit der Menschen kämpfen würde. Haldir war bereit jeden Freiwilligen mitzunehmen. Nur Rumil und Orophin ließ er zurück. Die beiden mussten ihn vertreten, wenn er nicht mehr zurückkam.

Haldir musterte das Heer zufrieden. Im Gleichschritt machten sie sich auf den Weg nach Helms Klamm, um das letzte Bündnis zwischen Mensch und Elb zu erneuern.

Laut hallte das Horn der Elben durch die Schlucht und kündete ihre Ankunft an. Haldir ließ seine Armee zuerst durch das Tor schreiten, damit alle Anwesende sie sehen konnten. Erst dann trat er selbst durch das Tor, direkt auf den überraschten König Théoden zu. "Elrond schickt mich. Wir sind hier, um das letzte Bündnis zwischen Mensch und Elb zu erneuern."

Mit einem freudigen Aufschrei rannte Aragorn auf Haldir zu und umarmte ihn. Im ersten Moment war Haldir überrascht, aber dann drückte er Aragorn genauso fest an sich, froh seinen Ziehsohn lebend wieder zusehen.

Legolas trat ebenfalls hervor. Seine Freude über den Anblick des Geliebten lediglich am Glanz in seinen Augen zu erkennen.

Zurückhaltender, aber nicht weniger froh oder herzlich begrüßte Haldir auch Legolas. Die letzte Schlacht konnte kommen.

Schnell entwickelte Aragorn mit Thódens und Haldirs Hilfe eine Strategie für den Kampf. Doch bevor sich die Elben aufstellten, zog Haldir Legolas zur Seite. "Ich muss dir etwas sagen."

Legolas sah Haldir aufmerksam an und nickte.

Haldir seufzte leise. Er hätte es dem anderen lieber schonender beigebracht, aber sie hatten keine Zeit. "Ich.... Legolas, du musst mir etwas versprechen."

"Ja, was denn?"

"Wenn mir irgendetwas passieren sollte, musst du für Aragorn da sein. Er wird dich brauchen." Haldir fasste nach Legolas Kinn und schaute ihm ernst in die Augen. "Aragorn ist wichtig. Er muss die Menschen unter sich vereinen. Er ist alles, was den Menschen bleibt, wenn die Elben Mittelerde verlassen. Und die Elben werden Mittelerde verlassen. Nichts und niemand ist wichtiger als Aragorn. Hast du das verstanden?"

"J-ja....aber......was...was soll dir denn passieren? I-ich werd auf dich aufpassen...."

Haldirs Griff um Legolas Kinn verstärkte sich. "Versprich mir, dass du dich um Aragorn kümmern wirst. Versprich mir, dass du ihm helfen wirst."

"Ja, ja, natürlich...das tu ich doch so oder so!"

"Vergiss nie, dass Aragorn wichtiger ist. Wenn du dich entschieden müsstest, zwischen seinem und meinem Leben, dann nimm seines. Versprich es!"

Legolas wollte zurück weichen, wurde jedoch von Haldirs Griff daran gehindert, ebenso verunmöglichte es ihm den Kopf zu schütteln. "Nein! Dass....dass kann ich nicht!"

"Aragorn ist wichtiger als ich und er wird es immer sein. Er ist wichtiger als jeder von uns. Ich würde keine Sekunde zögern ihm zu helfen. Wenn ich ihm helfen könnte, indem ich deine Kehle durchschneide, würde ich es tun, ohne mit der Wimper zu zucken. Du solltest es genauso tun."

Der jüngere Elb zitterte leicht, blinzelte hektisch. "Okay.....okay........ich hab's verstanden!"

Haldir seufzte leicht und zog Legolas in seine Arme. "Auch wenn einer von uns stirbt, wir werden uns wieder sehen. Das weißt du." Er küsste Legolas sanft. "Gib nicht auf, selbst wenn ich sterben sollte. Dann musst du für Aragorn leben." Er gab Legolas einen weiteren Kuss. "Kann ich mich darauf verlassen?"

"J-ja.....aber.....warum kommst du auf so was? DU machst mir Angst? Hast du etwa deinen eigenen Tod gesehen?"

"Wir müssen unsere Position einnehmen", erklärte Haldir, ohne auf Legolas Frage einzugehen. Ein leises Knurren entwich Haldir, als er sah, dass zwischen seinen Männern der Zwerg stand. Zum Glück stand er nicht in der Nähe dieses Nichtsnutzen, der noch nicht einmal in der Lage war, über die Brüstung zu schauen.

Doch Haldir hatte keine Zeit, sich lange über Gimli zu ärgern. Die Schlacht begann. Es schien hoffnungslos. Seine Männer fielen einer nach dem anderen. Sie waren die erste Reihe, die ersten die starben, noch bevor die Uruk-hai die Menschen erreichten. Doch dann schafften es die Uruk-hai die Mauer einzustürzen. Wieder starben viele von Haldirs Männern. Doch endlich kam das Signal für den Rückzug. Haldir kämpfte weiter, deckte seine Männer die sich zurückzogen. Doch so gut er auch war. Er war nicht in der Lage, gegen die Uruk-hai zu bestehen. Ein Angriff von hinten verletzte ihn tödlich. Ein weiterer Schlag brachte ihm zu fallen. Aragorn fing ihn auf und hielt ihm umfangen, während er starb. Es zerriss Aragorn das Herz. Doch er hatte keine Zeit zum Trauern. Er musste eine Schlacht zu Ende führen und für jene kämpfen, die seinen Schutz brauchten.

Als die Schlacht vorbei war und wieder Ruhe eingekehrt war, ging Aragorn zu Legolas und zog ihn ein wenig zur Seite. "Haldir ist gefallen", flüsterte er leise.

"Was.....?" Legolas, noch immer im Kampfrausch vernahm Aragorns Worte nur sehr langsam. In seinem Kopf drehte sich alles. "Wo...wo ist er?"

Aragorn brachte ihn an die Stelle, wo Haldir gefallen war.

Legolas' Finger krallten sich an Aragorns Arm. Nun begann sich alles um ihn herum zu drehen und er begann schwach den Kopf zu schütteln. "Nein...das.....das ist nicht wahr....", stammelte er leise und sank neben dem leblosen Körper seines Geliebten nieder.

Sanft legte Aragorn eine Hand auf Legolas Schulter. "Soll ich dich mit ihm alleine lassen, oder soll ich bei dir beleiben und dich trösten."

Die Kühlheit der Elben war völlig aus Legolas' Gesicht gewichen. "Nein....das kann nicht sein......er ist nicht tot! Bitte nicht! NEEEEEIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" Und dann brachen sämtliche Emotionen über Legolas zusammen, von denen er noch nicht einmal gewusst hatte, dass er zu ihnen fähig war.

Barsch wurde Legolas in eine Umarmung gezogen und an Gimlis Brust gedrückt. "Pscht, Kleiner, ganz ruhig."

Aber auch durch Gimlis Trost wollten die Tränen nicht versiegen. Voller Entsetzten starrte Legolas in Haldirs Gesicht. Er sah doch so ruhig und friedlich aus. Sicher würde er jeden Moment die Augen öffnen.

Sanft zog Gimli Legolas hoch. "Komm, Kleiner, das bringt nichts, wenn du hier sitzen bleibst."

Es kostete den Zwerg einige Kraft den widerstrebenden Elben von dem Leichnam weg zu zerren. Kaum dass Haldir außer Sicht war, gaben Legolas' Beine nach und er sank zusammen.

Murrend hievte Gimli Legolas auf seine Schultern und brachte ihn in ein leeres Zimmer, wo er den Elben auf ein Bett fallen ließ. Schnaufend ließ er sich neben Legolas fallen. Legolas war nicht schwer gewesen, aber zu groß, um von einem Zwerg ohne Probleme getragen werden zu können.

Nichts mehr von dem was da auf dem Bett lag erinnerte mehr wirklich an einen Elben. Alles nur noch an einen kleinen, hilflosen Jungen der alles verloren hatte.

Tröstend streichelte Gimli Legolas über den Rücken wusste aber auch nicht, was er machen konnte, um Legolas zu helfen.

Doch auch die Gegenwart seines Freundes vermochte die Leere in Legolas' Innern nicht zu vertreiben. Langsam bekam er durch das Weinen sogar Probleme mit dem Atmen, aber die Tränen schienen einfach nicht versiegen zu wollen.

Leise trat Aragorn in den Raum. "Gimli, ich.... wir müssen los. Gandalf weiß wo Merry und Pippin sind. Ich muss mit ihm gehen und am liebsten würde ich dich und Legolas dabei haben. Aber wie es aussieht, solltest du dich um Legolas kümmern. Sobald wir Merry und Pippin haben, schick ich sie mit Gandalf zu euch. Bring Legolas nach Hause, oder besser noch nach Lorien. Übergebt ihn Rumil und Orophin und dann kommt nach. Ich treff euch dann in Gondor. Ich werde versuchen mit den

Streitkräften von Gondor und Rohan das Heer von Mordor aufzuhalten so lang es geht."

"Ich komm mit...", kam es leise und erstickt aus dem Kissen.

"Bist du sicher, dass du es schaffst?" Aragorn setzte sich neben Legolas auf das Bett. "Ich verstehe deine Trauer und mir fällt es auch schwer, zu verkraften dass Haldir gestorben ist. Er war mein Vater. Ich vermisse ihn und es tut mir weh, dass er nicht mehr lebt. Aber für diese Schlacht kann ich niemanden an meiner Seite gebrauchen, der in seiner Trauer aufgeht. Es ist besser, wenn du nach Hause gehst."

"Ich hab's...hab's ihm versprochen......was immer auch passieren mag. Er hat es gewusst Aragorn....er hat's gewusst....."

"Wenn du es schaffst." Aragorn drehte sich um. "Wir reiten in einer halben Stunde los. Sei bereit, oder kehr zurück nach Lorien."

Legolas fuhr hoch und strich sich ruppig mit dem Ärmel über die Augen. Kein Wort mehr verlor er in den nächsten Stunden über das was vorgefallen war.

Niemand sprach mehr darüber, dass Haldir gestorben war. Sie hatten keine Zeit, um um Haldir zu trauern. Sie mussten die letzte, alles entscheidende Schlacht führen. Die Schlacht um Mittelerde und sie schafften es zu siegen.

Aragorn und Arwen heirateten. Aragorn wurde gekrönt. Die Verwundeten hatten sich wieder erholt und die zerstörten Städte waren aufgebaut. Der Frieden kehrte zurück und endlich hatten sie Zeit um um Haldir zu trauern.

Ein letztes Mal verabschiedete sich Legolas von Aragorn, verneigte sich vor ihm. Doch er wünschte ihm kein Wiedersehen, sondern ein Lebwohl. Die Bedeutung dieser Worte war kaum für jemanden relevant, doch für die Elben bedeutete es einen großen Unterschied.

Als Legolas Aragorns Thronsaal verlassen wollte, stand eine Gestallt im Schatten der Tür. Ein Elb, mit goldenem Haar und der Kleidung des Hauptmannes Lothloriens.

Legolas schloss nur die Augen und schritt durch die Tür. Sein Geist spielte ihm schon Streiche, so sehr wünschte er sich bei seinem Geliebten. Aber lange würden sie nicht mehr getrennt sein. Bald würden sie wieder vereint sein, wie Haldir es ihm versprochen hatte.

Doch in dem Moment, als er durch die Tür schritt, legte sich eine Hand um seinen Arm und hielt ihn fest.

"Was....?", fragte er mit müder Stimme. Warum konnten sie ihn nicht einfach gehen lassen?!

"Das willst du nicht wirklich, oder?" Die Stimme des Elben klang fast wie Haldirs.

"Doch....natürlich...", kam es matt und ohne jegliche Überzeugungskraft von Legolas.

"Was hättest du davon?"

Langsam hob Legolas den Blick. "Frieden?"

"Sicher? Du würdest deine Probleme nicht lösen, du würdest nur vor ihnen davonlaufen."

"Ich hab keine Probleme...abgesehen davon dass ich glaube mit meinem verstorbenen Geliebten zu reden....alles bestens....könnte nicht besser sein", meinte Legolas sarkastisch.

"Glaubst du, dass es das ist, was er will? Dass du deinem Leben ein Ende setzt?"

"Das wir zusammen sind.....er hat es mir doch versprochen..."

"Ihr werdet zusammen sein, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Aber deine Zeit ist noch nicht gekommen."

"Aber was soll ich alle Zeitalter der Welt hier verbringen? Allein....ohne Gefühle....."

"Du willst Aragorn verlassen? Glaubst du nicht, dass er dich noch brauchen könnte? Er muss alle Menschen unter sich vereinen und wenn du auch noch gehst, hat er niemanden, dem er sich anvertrauen kann."

"Wie lange noch? 50 Jahre? 100 Jahre? Viel älter wird er nicht werden...."

"Für ihn ist eine lange Zeit. Eine lange einsame Zeit. Eine Zeit, in der er keinen Vertrauten hat, niemanden, den er um Rat fragen kann. Niemanden, der ihm zuhört. Niemanden dem er seine Probleme erzählen kann."

"Überredet....", meinte Legolas und schlurfte davon in Richtung seines Zimmers. Würde er eben warten bis er endlich sterben durfte, um zu Haldir zurück zu kommen.

Doch Gimli ließ ihn nicht lange alleine. Nachdem er ein paar Tage zugelassen hatte, dass sich Legolas in seinem Zimmer verkroch, besuchte er ihm. "Wollten wir nicht gemeinsam ein paar Höhlen und Wälder besuchen?"

"Keine Höhlen", murrte Legolas. Wann kapierte der Zwerg endlich, dass er Höhlen hasste. Angst davor hatte, weil er immer zu fürchtete, sie könnten einstürzen und die Sache damals in Moria hatte diese Furcht nicht gerade verbessert!

"Du hast es versprochen, nachdem du die Schönheiten von Helms Klamm gesehen hast. Das war der Preis dafür, dass ich dir in die Wälder folge. Versprochen ist versprochen."

Seufzend ergab sich Legolas. "Aber nicht zu lange. Aragorn braucht uns....."

"Er hat gesagt, eine zeitlang würde er ohne uns auskommen."

"Ich komm ja schon", murrte Legolas und zog sich für eine Reise um.

Gimli seufzte. "Ich soll dir was ausrichten."

Legolas hielt inne und sah zu Gimli!

"Zwei Elben waren hier. Sie haben Aragorn gesagt, dass sich die Lorien Elben auf den Weg zu den Grauen Anfurten machen. Sie dürften jetzt schon alle weg sein. Die beiden Boten mussten sich beeilen, um ihre Freunde noch einzuholen."

"Verstehe......" Doch brachte die Nachricht Legolas rein gar nichts, denn er würde ihnen nicht folgen. Er hatte sich gegen ein unsterbliches Leben entschieden. So lange Aragorn ihn brauchte würde er an seiner Seite stehen, doch so bald dies nicht mehr der Fall war, würde er es endlich beenden. Dieses Leben dass er nicht mehr wollte, seit er seinen Geliebten verloren hatte. Und doch....doch nagte etwas in ihm. Zu gerne hätte er sich wenigstens von den Zwillingen verabschiedet, aber dazu war es nun zu spät. Gelassen packte er seine Sachen und trug sie hinunter, um sie auf ein Pferd zu packen.

"Die beiden sahen identisch aus. Beängstigend. Ich habe noch nie Elben-Zwillinge gesehen und diese beiden sahen sogar wie Abbilder Haldirs aus. Besonders da sie die Kleidung eines Elben-Hauptmannes getragen haben." Gimli erzählte ungerührt weiter, ohne auf Legolas oder dessen Reaktion zu achten. "Einer von den beiden, Aragorn meinte der Ältere, klang sogar fast wie dieser Haldir. Ich konnte die beiden nicht auseinander halten. Sie sehen sich einfach zu ähnlich. Ich glaub, ich hätte sie auch mit Haldir verwechselt. Aber naja, ich finde sowieso, dass alle Elben sich sehr ähnlich sehen."

"Rumil und Orophin....", lächelte Legolas schwach. "Kein Wunder, dass du sie mit Haldir verwechselt hast....sie sind seine kleinen Brüder.....nun ziehen sie als Letzte aus den alten Gestaden....."

"Sie baten mich, dir etwas von ihnen zu sagen. Der eine, der der nicht so nach Haldir klingt, wollte persönlich zu dir, aber der andere wollte dies nicht. Sie meinten, ihr würdet euch bald wieder sehen. Wenn deine Zeit gekommen wäre, würden sie am Hafen stehen und auf dich warten. Aber bis dahin solltest du versuchen dein Leben zu genießen. Und du sollst dir nicht zuviel Zeit lassen, beim Segeln."

Legolas kratzte sich leicht am Kopf. Fingen die beiden nun auch noch an in Rätseln zu reden? Na toll.... Er seufzte leise. Ändern würde sich eh nichts. "Gehen wir!", meinte er schließlich und marschierte los, das Pferd am Zügel hinter sich her führend, da er annahm dass der Zwerg froh war wenn er nicht reiten musste.

"Na ja, irgendwann wirst du wohl auch zu den Grauen Anfurten gehen und wegsegeln, wie auch alle anderen Elben. Ich werde dich vermissen."

"Nein, Gimli...werd ich nicht! Ich hab keinen Grund hinüber zu wechseln, denn niemand wartet dort wirklich auf mich. Die Zwillinge, sie haben sich selber.....nur ein drittes Rad am Karren will ich nicht sein...so will ich die Unendlichkeit nicht verbringen!"

Gimli schaute ihn überrascht an. "Ich dachte immer, die toten Elben würden auch dort sein. Muss mich wohl geirrt haben."

Legolas zuckte mit den Schultern und nickte. "Wahrscheinlich.......selbst wenn......ich kann Aragorn und die Menschen jetzt noch nicht alleine lassen.....noch nicht......danach werde ich von dieser Welt verschwinden, so oder so!"

Gimli nickte. Sie sprachen nicht mehr darüber, während sie durch Mittelerde reisten. Schließlich kehrten sie wieder zurück, in die Nähe von Gondor und gründeten dort eine Elben- und eine Zwergensiedlung. Und eines Tages, als Legolas im Palast in seinen Privatgemächern war, klopfte es leicht an die geöffnete Tür. Dort wartete ein Elb, mit goldenen Haaren und der Kleidung eines Wachhauptmannes Lothloriens.

Legolas kniff etwas die Augen zusammen. Lange Jahre hatte er so etwas nicht mehr gesehen. "Ja...?", fragte er vorsichtig nach.

"Du klingst nicht so, als ob du dich freuen würdest, mich zu sehen. Wenn du mich nicht sehen willst, kann ich auch wieder gehen."

"Nein!" Legolas' Herz zog sich zusammen und nur mühsam konnte er es dazu überreden weiter zu schlagen.

Haldir lächelte leicht. "Nach all dem was ich durchgemacht habe, könntest du mich ruhig küssen. Schließlich habe ich es für dich getan."

"Was...?" Unsicheren Schrittes wankte Legolas auf den anderen Elben zu.

"Du sollst mich küssen!"

Kurz noch biss sich Legolas auf die Unterlippe, dann war er bei Haldir. Zittrig legte er eine Hand an dessen Wange, immer damit rechnend, dass der Anblick gleich verschwinden würde.

Sanft legte Haldir seine Lippen auf Legolas und küsste ihn liebvoll.

Er war echt. Legolas flossen während der Vereinigung ihrer Lippen Tränen über die Wangen.

Sanft drückte Haldir Legolas enger an sich.

Zitternd löste Legolas seine Lippen wieder von Haldirs und sah ihm in die Augen. "Du...lebst...?", fragte er, selbst jetzt noch, ungläubig.

"Ich bin wieder zurückgekommen."

Legolas' Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, Nur Haldirs Halt hinderte ihn daran zusammenzusinken. "Wie..."

"Ich konnte die Götter davon überzeugen, mir noch eine Chance zu geben und mich wieder zurück zu schicken."

"Den Göttern sei dank....." Wieder küsste Legolas seinen Geliebten. "Ich wäre dir bald gefolgt.......", gab er danach schließlich leise zu.

Haldir schmiegte sich an ihn. "Reden wir nicht mehr davon."

"Nie wieder.......aber.....du bist nun ganz alleine hier....deine ganze Familie ist weg!"

"Nein, meine Familie ist hier."

Legolas blinzelte ihn etwas verwirrt an.

"Du bist hier und Aragorn auch. Mein Geliebter und mein Sohn."

"Aber deine Geschwister.....", wandte Legolas ein.

"Ich habe dich, das reicht mir."

"Ja, oh ja......." In Legolas' Körper begann es auf ganz merkwürdige Weise zu Kribbeln. Die Schwäche der vergangenen Jahre wich einer unglaublichen Kraft, einer neuen Lebensenergie und die lud sich auf das ab, was vor ihm stand: Haldir! Erst wurde Legolas' Lächeln nur breiter, doch dann explodierte er regelrecht. Schlang seine Arme um den Geliebten, um ihn hoch zu heben und herum zu wirbeln! Erst als ihm selber fast schwindlig wurde, stellte er Haldir wieder ab, um ihn erneut zu küssen. Und wieder...und wieder...und immer und immer wieder. Es war kein Traum, sondern Wirklichkeit. Er nahm Haldirs Gegenwart mit all seinen Sinnen war.

Liebevoll drängte sich Haldir enger an Legolas, wollte ihn nicht mehr loslassen, nie wieder.

Schnell verbreitete sich die Neuigkeit, dass Haldir zurückgekehrt war. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, kehrte das Alltägliche Leben wieder ein. Haldir, Legolas und zu Haldirs Missfallen, Gimli, reisten etwas durch Mittelerde. Doch sie blieben nie lange weg, kehrten regelmäßig zu Aragorn zurück. Sie standen ihm bei, während er die Menschen unter sich vereinte und dabei immer älter wurde, bis er schließlich starb. Haldir und Legolas blieben noch eine kurze Weile, bis sie sich sicher waren, dass Aragorns Nachkomme seine Aufgabe genauso gut wie sein Vater erfüllen würde. Als dann wenige Jahre später auch Arwen starb gingen Haldir, Legolas und Gimli mit den letzten Elben Mittelerdes zu den Grauen Anfurten und verließen sie für immer. Doch noch immer erinnerte ein kleines Denkmal in den Königswäldern Gondors an die Ringgemeinschaft und Haldir.