Die Wette 03

In der Pause saßen die drei Detektive draußen auf der Terrasse, an einem der vielen Tische, der Schulkantine und aßen zu Mittag. Nebenbei genossen sie die warmen Sonnenstrahlen. Justus hatte es sich mit einen Buch bequem gemacht und naschte ab und an von seinem Kuchenstück, während Bob in der neusten Ausgabe, der L.A Post blätterte und Peter genoss das Wetter.

„Jetzt wird es mit jedem Tag wärmer, dabei haben wir schon Juli" kam es von Peter, der kurz in den klaren, blauen Himmel blickte
„Naja, manche fühlen sich nun mit der Theorie der Erderwärmung bestätigt aber Fakt ist das unsere Seite der Erde nun mehr der Sonne zugewandt ist, dass bedeutet…" begann Justus einen seiner vielen Monologe, in denen er jeden über alles aufklärte, auch wenn das meist gar nicht erwünscht war
„Kurzgefasst. Es ist Sommer. Schön nicht?" fiel ihm Bob ins Wort und blätterte weiter in seiner Zeitung

Justus sah von seinem Buch auf. Die Augenbrauen zusammen gekniffen. Den Mund zu einer schmalen Linie zusammen gepresst. Wie immer, wenn er unsanft unterbrochen wurde. Er rümpfte die Nase und genehmigte sich noch ein Stück von seinem Kuchen. Dann wand er sich wieder seinem Buch zu.
Peter grinste und Bob tat so, als würde er von alldem nichts mitbekommen.
„Ist mir gar nicht aufgefallen" kommentierte Peter und lehnte sich zur Seite, um an seinen Rucksack zu kommen, dieser lag neben seinem Stuhl auf dem Boden. Kurz kramte er dort drinnen herum, bis Sekunden später hörbar etwas auf den Tisch landete.
Bob und Justus sahen auf. Peter grinste erneut und öffnete eine Chipstüte, dessen obere Hälfte nur mit einem Gummiband befestigt war. Bobs Augen weiteten sich vor Schreck.
„Sehr gute Idee Peter. Ich genehmige mir auch gleich was. In der japanischen Esskultur heißt es ja, man soll bei der Mahlzeit darauf achten, dass sämtliche Geschmacksnerven die die Zunge schmecken kann abgedeckt sind" meinte Justus und zeigte mit der Gabel auf den immer kleiner werdenden Kuchen
„Ist eine neue Sorte, die musst du probieren. Ich steht total drauf" sprach Peter fröhlich und nahm sich ein paar Chips aus der Tüte

Er sah zu Bob und zwinkerte ihm zu während er anfing zu essen. Bob verdrehte genervt die Augen. Peter war ja so subtil. Er dachte doch nicht wirklich, dass er damit Bob aus der Reserve locken konnte. Andererseits, ließ es sich Peter nicht nehmen Bob unentwegt in die Augen zu sehen, während er langsam die Chips aß. Bald hatte er alles aufgegessen und leckte an seinen Daumen die Gewürzmischung ab. Quälend langsam. Grüne Augen ließen Bob nicht los und nun machte sich doch eine leichte Nervosität beim dritten Detektiv breit. Schnell huschte sein Blick zu Justus, der wieder mit seinem Buch beschäftigt war und mittlerweile den Kuchen etwas schneller aß, als zuvor.
Dann sah er wieder zu Peter, der sich mit der Zunge über die Lippen fuhr und ihn anlächelte. Bob errötete und senkte den Blick. Wie konnte Peter in aller Öffentlichkeit so unverschämt mit ihm flirten? Um sie herum waren lauter Schüler, würde einer von denen sie genauer beobachten, wäre klar was da gerade zwischen den beiden abging, aber das schien Peter überhaupt nicht zu stören. Es hätte ja schon gelangt, wenn Justus einen Blick auf seine beiden Freund warf aber glücklicherweise schien sein Buch spannender zu sein.
Bob schluckte und hob demonstrativ die Zeitung ein wenig höher, um sich endlich von Peters Blick zu lösen.

„Ach Bob zeig mir mal den Sportteil" rief Peter aus und war schon im nächsten Augenblick mit seinem Stuhl an ihn herangerückt
Ihre Knie berührten sich und Peter legte den Arm auf Bobs Stuhllehne und kam ihm damit noch ein Stück näher.
Ungewollt begann Bobs Herz schneller zu schlagen. Seine Finger verkrampfen sich im Papier.
„Die Lakers haben gestern gespielt" erklärte Peter und lehnte sich ein wenig vor „Das hab ich gestern Abend verpasst" erklärte er mit einem vielsagenden Grinsen zu Bob
Hinter der Zeitung konnten die beiden ein Rascheln hören. Nun war Justus bei den Chips angekommen.
Bob errötete erneut. Die beiden waren sich viel zu nah. Wie am Abend zuvor als Bob Peter bei seinem Aufsatz half und er die Gelegenheit nutzte und sich über den dritten Detektiv beugte, um ihn ein paar Krümel vom seinen Lippen zu wischen. Wieder stieg die Hitze in ihm auf. Er konnte fühlen wie Peters Hand auf seiner Schulter ruhte und diese sachte streichelte. Nun wurde es dem dritten Detektiv endgültig zu viel. Energisch knallte er die Zeitung auf den Tisch und erhob sich hastig. Peter wich erschrocken zurück und konnte ein Fallen gerade so verhindern. Ohne ein weiteres Wort, aber mit hochrotem Kopf verschwand Bob im Schulgebäude.
„Was ist denn jetzt los?" fragte Justus verwundert und griff noch einmal beherzt in die Chipstüte
Peter kicherte, schnappte sich die Zeitung und suchte sich den Sportteil raus.
„Stimmungsschwankungen, wie ein Mädchen" kam es von ihm bevor er zu lesen begann

„Sag mal hast du sie noch alle, Peter?" fauchte Bob
Es war bereits später Nachmittag und Bob wartete ungeduldig auf die anderen beiden. Justus hatte ihnen bei Schulschluss zugerufen, dass sie sich in der Zentrale einfinden sollen und Peter betrat nun wenige Minuten später nach Bob die Zentrale.
Eigentlich hatte er nur auf Peter gewartet und war extra früher als vereinbart aufgetaucht, in der Hoffnung Peter abzufangen. Den ganzen Tag über hatte er sich über Peters Verhalten aufgeregt und sich gefragt was das alles sollte, als dieser nun eben zur Tür reinkam. Bob explodierte regelrecht.

Sofort schnappte er sich Peter beim Kragen, packte fest zu und funkelte ihn böse an.
„Hey Bob, heute so stürmisch" kam es von Peter grinsend und sah von Bobs Händen zurück in das Gesicht des dritten Detektives
Bob bemerkte, dass er sich von Peter hat zu sehr provozieren lassen, ließ das Hemd los und wich zurück. Genervt nahm er auf einem der ausgefransten Sessel platz. Es war ihm ein Rätsel wie Peter so entspannt sein konnte, nachdem er noch in der Mittagspause so heftig mit ihm geflirtet hatte und nun besaß er noch die Frechheit, das Ganze mit einem Schulterzucken abzutun.
„Was meinst du?" fragte Peter unschuldig und lehnte sich Bob gegenüber an die Wand
Bob sah ihn wütend an.
„Na, die Nummer heute Mittag beim Essen. Was wäre den gewesen, wenn Justus das mitbekommen hätte?" fragte er entsetzt
Nicht auszudenken. Was sollte Justus denn von ihnen denken? Wieder das typische Achselzucken von Peter.

„Hat er aber nicht. Wie ich es geahnt hatte, sein Buch und die Naschereien haben ihn ja ordentlich abgelegt. Viel braucht unser Pummelchen nicht, um glücklich zu sein" erklärte er entspannt als wäre es völlig normal, dass er und Bob sich auf diese Weise so nahe kommen

„Also echt Peter. Das will ich nicht noch mal haben. Es hätte ja sonst wer bemerken können" meinte Bob fassungslos und schüttelte den Kopf
Genervt nahm er seine Brille von der Nase und begann langsam, die Brillengläser mit seinem Hemdzipfel zu putzen. Eine typische Geste, die der dritte Detektiv pflegte, wenn er einen Moment zum Nachdenken brauchte.
„Das heißt, wären wir allein gewesen hätte es dir nichts ausgemacht?" fragte Peter interessiert
Bob hielt in seiner Bewegung inne und sah auf. Sah Peter fragend an. Sein Mund halb offen. Als könnte er nicht glauben, was er da eben gehört hatte. Er atmete einmal tief ein um sich wider zu sammeln.
„Natürlich nicht!" rief er laut aus und setzte sich wieder seine Brille auf
Peter kam auf ihn zu. Erschrocken drückte er sich ins Polster als Peter vor ihm stehen blieb und den dritten Detektiv musterte. Eine leichte Röte hatte sich verräterisch auf seine Wangen geschlichen. Peter grinste.
„Tja Bob ich habe dir ja versprochen, dass ich es schaffe und meine Wette nehme ich sehr ernst" erklärte Peter gerade, als sich ein weiteres Mal die Tür öffnete und Justus die Zentrale betrat

„Ach wie schön, ihr seid ja schon da" rief er gutgelaunt aus und schloss die Tür
Ein Moment verharrte ihr erster Detektiv und sah sich seine beiden Freunde genauer an. Bob sah erschrocken auf und Peter, der sich vor Bob aufgebaut hatte, blickte nur kurz zu ihm rüber bevor er sich wieder zu Bob drehte. Täuschte er sich oder störte er gerade? Irgendwie wirkten Peter gar nicht erfreut ihn zu sehen.
„Ist irgendwas?" fragte Justus und lief rüber an seinen Schreibtisch
„Was soll sein?" meinte Bob und räusperte sich bevor er sich im Sessel ein wenig aufrichtete „Also Erster warum sind wir hier?" fragte er und ignorierte Justus stechenden Blick, der zwischen dem zweiten und dritten Detektiv hin und her wanderte
Sein Hirn lief wohl gerade auf Hochtouren, um die Situation richtig einzuschätzen. Kurz zögerte aber dann verkniff er sich seine nächste Frage. Er vertraute darauf, dass ihn seine Freunde schon einweihen würden, wenn sie es für angemessen hielten.
„Na was wohl, wir haben einen neuen Fall" eröffnete er nun besser gelaunt und verwarf das Rätsel um seine Freunde, nun musste er sich auf die Arbeit konzentrieren
Während Justus hinter seinem Schreibtisch platz nahm, hatte sich Peter wieder an die Wand gelehnt und beobachte den dritten Detektiv, während dieser es tunlichst vermied diesen anzusehen.

Justus kam das sehr suspekt vor. Hatten die beiden sich etwa gestritten? Er kramte in seinem Ablagefach herum und zog ein Papier zwischen den Mappen hervor.
„Ich habe heute Mittag eine E-Mail erhalten und ausgedruckt, um sie euch zu zeigen" erklärte er und reichte Bob die Seite
Dieser sah nun sehr interessiert aus. Er rückte sich seine Brille zurecht und las den Text.
„Vivienne benötigt unsere Hilfe. Seit einigen Wochen wird sie verfolgt, wie sie schreibt und sie hat von unserer Arbeit gehört. Sie möchte sich mit uns treffen" erklärte Justus und Bob nickte

„Ja es klingt recht verzweifelt. Die Polizei hatte sie schon eingeschaltet aber die wollen ihr wohl nicht mehr helfen" bestätigte Bob als er die letzten Zeilen las
Nun horchte Peter auf. Er stieß sich von der Wand ab und sah abwechselnd zu Justus und dann zu Bob.
„Wie, keine Hilfe von der Polizei? Wer verfolgt sie denn, dass selbst die Polizei aufgibt?" fragte er laut und man hörte das leichte Unbehagen in seiner Stimme
Bob räusperte sich, sah noch mal kurz auf das Papier bevor er antwortete
„Von einem Geist"
Peter stöhnte auf und Justus grinste.

Peter konnte es nicht glauben. Bei all den riskanten Fällen, die die drei schon gemeistert hatten, lösten die unerklärlichen Dinge in ihm eine Furcht aus, die er nicht verbergen konnte. Was er nicht kannte und nicht fassen konnte, macht ihm Angst. Da half auch Justus rationalen Erklärungen nicht, die er pausenlos runterratterte als die drei Jungs zum gewünschten Treffpunkt von Vivienne fuhren.
Eine Stunde später nachdem sie sich in Zentrale besprochen hatten, machten sie sich in Bobs Käfer auf den Weg zum Diners, indem Vivienne auf sie wartete. Pünktlich standen die drei im Lokal und suchten sich eine ruhige Ecke, in der sie mit Vivienne ungestört reden konnten.

Justus atmete hörbar aus und sah noch mal zu Peter.
„Peter es gibt keine Geister. Das ist Fakt. Jede noch so unnatürliche Kraft, die angeblich vorherrscht lässt sich logisch wiederlegen." versuchte er abermals ihren zweiten Detektiv zu beruhigen, doch dieser schüttelte energisch den Kopf
„Nein Erster. Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären. Da hilft dir auch dein Verstand nicht weiter" verteidigte sich Peter und Justus setzte wieder an, um ausführlich das Gegenteil zu erklären
Bob schaltete sich dazwischen und hob beschwichtigend die Hände.
„Lasst uns erst mal anhören was Vivienne zu sagen hat. Oft klingt das ganze abenteuerlicher als es in Wirklichkeit ist. Wir dürfen nicht vergessen, die Dame scheint in ständiger Angst zu leben, da werden oft Nichtigkeiten mehr Bedeutungen beigemessen als es den Anschein hat. Ohne Fakten bringt es nicht zu streiten" schlichtete Bob sachte und sah aufmunternd zu Peter, der ihn dankbar anblickte
Etwas entspannter lehnte Peter sich in die Sitzecke zurück.
„Du hast recht Bob" murmelte Justus griff nach der Karte
„Bei der ganzen Aufregung bekomme ich Durst. Jemand einen Milkshake?" räumte Justus ein und ließ das Thema fallen
Bob hatte recht so lange sie keinen kompletten Überblick hatten, was oder wer Vivienne jagte ist es unsinnig zu diskutieren.

„Hallo Jungs, was darf ich euch bringen?" eine warme Stimme holte die drei zurück, als diese sich gerade beratschlagen, was sie trinken sollten
Vor ihnen stand ein Mädchen, vielleicht 1 oder 2 Jahre älter als sie mit warmen braunen Augen und langen blonden Haaren. Sie lächelte schüchtern und hielt einen Block und Stift in den Händen. Erwartungsvoll sah sie die drei an.
Justus blickte verlegen in die Karte, Bob räusperte sich und richtete sich ein wenig auf. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen gab er ihre Bestellung auf und das Mädchen schrieb eifrig mit.
„Okay eure Getränke kommen sofort"
„Ich danke dir" kam es von Bob freundlich und er sah ihr hinterher als das Mädchen rüber an die Theke lief, um die Bestellung weiter zu geben
Irritiert blickte Peter von der Bedingung zu Bob. Er sah wie Bob das Mädchen beobachtete. Scheinbar gefiel sie ihm. Sie war nicht hässlich. Ganz süß sogar. Etwas füllig aber kurvig. Nicht so ausgemergelt wie die meisten anderen Mädchen auf ihrer Schule, die ständig darauf achten nie zu viele Kalorien zu sich zu nehmen. Aber so unwiderstehlich sah sie nun auch wieder nicht aus, dass Bob sie unentwegt anstarren musste.

„Sie verspätet sich ein wenig" kam es von Justus, der prüfend auf seine Armbanduhr sah
Bob horchte auf und fing Peters genervten Blick auf. Irritiert blickte er zu Justus.
„Naja es sind ja erst ein paar Minuten vergangen. Sie kommt bestimmt gleich"
Im nächsten Augenblick war das Mädchen wieder da und stellte die Getränke ab. Justus bedankte sich mit einem hastigen Nicken. Peter blieb schweigsam und Bob strahlte.
„So damit wäre meine Schicht beendet" kam es unerwartet
Die drei Detektive starrten sie an, als sie ihre Schürze abnahm und sich neben Peter auf den freien Platz nieder ließ.
„Ich bin Vivienne und ihr müsst die drei Fragezeichen sein" sagte nun ein wenig selbstbewusster und lächelte

Fortsetzung folgt