Anm. d. Übersetzerin: Danke, dass ihr alle bei meiner kleinen Übersetzung dieser wunderbaren Geschichte dabeiwart. Ich freue mich über jede*n Einzelne*n von euch! Danke an Emma-Delfin, für deine lieben Worte! Alle eure Anmerkungen werde ich auch an die Autorin dieser Geschichte, die wunderbare Aeternum, weiterleiten.
Kapitel 11, in welchem unser Trio hinter Quirrell her ist und Harry das erste Mal den Krankenflügel besucht
Unter anderen Umständen wäre es ein sehr schöner Abend gewesen. Nach dem Abendessen schmuggelten sie Hermine in ihren Schlafsaal und sie drängten sich bei geschlossenen Vorhängen auf Harrys Bett zusammen. Draco schlug halbherzig vor, sie könnten Schach spielen, um die Zeit zu vertreiben, aber weder Harry noch Hermine waren in der Stimmung dazu. Stattdessen verbrachten sie die Zeit, in dem sie über ihre Pläne für den Sommer flüsterten und plauderten.
Endlich hörten sie, wie die anderen Jungen hereinkamen und es sich in ihren Betten bequem machten. Hermine wagte unter dem Umhang einen Blick nach draußen und meldete, dass alle Nachttischlampen aus seien. Leise kletterten sie aus Harrys Bett und zu ihr unter den Umhang. Sie wollten gerade losgehen, als Harry sie aufhielt. Er schoss unter dem Umhang hervor und suchte so leise er konnte durch seinen Koffer.
„Entschuldigt, ich hatte das hier vergessen." Er hielt die Flöte hoch, die Hagrid ihm zu Weihnachten geschenkt hatte.
„Gott sei Dank, mir war nicht nach Singen zu Mute", flüsterte Draco.
Als sie in die Eingangshalle kamen, mussten sie langsamer gehen. Filch mühte sich damit ab, die Rüstungen von einer hohen Leiter aus zu polieren, während Mrs. Norris um den Fuß der Leiter strich. Zum Glück war der Geruch des Poliermittels intensiv genug, so dass sie sie nicht riechen konnte. Sie trafen niemand sonst, bis sie zur Treppe zum Korridor im dritten Stock kamen. Peeves schwebte über der Treppe und löste den Teppich, damit jemand darüber stolpern würde.
Plötzlich sah er auf. „Wer ist da? Ich weiß, dass du da bist, auch wenn ich dich nicht sehen kann. Bist du ein Ghuli oder Geisti oder kleines Schülerbiesti?"
„Schüler", sagte Draco arrogant. Harry und Hermine sahen ihn verärgert an, sagten aber nichts.
Peeves' Augen leuchteten. „Ein Schüler aus dem Bett? Wirst du nicht Ärger bekommen, wenn ich einen Lehrer hole? Oder vielleicht Filchi, er würde dich gern bestrafen."
„Ich dachte ehrlich gesagt, du würdest heute mehr Spaß mit ihm haben", sagte Draco langsam.
„Spaß mit Filch?" Peeves schwebte etwas näher.
„Ja. Er ist in der Eingangshalle und poliert die Rüstungen."
Peeves schwebte noch näher. „Oh, wirklich?"
„Er steht auf einer sehr hohen Leiter", sagte Draco glatt.
Peeves drehte sich kopfüber und strich sich das Kinn.
„Und hat einen sehr großen, sehr stinkenden Eimer Poliermittel", grinste Draco.
Peeves drehte sich schnell richtig herum. „Was springt für dich dabei raus? Nicht viele Kindchen versuchen, mit dem alten Peeves zu verhandeln."
Draco hielt inne. „Vielleicht brauche ich in der Zukunft einen Gefallen von dir."
Peeves dachte darüber nach. „Okey dokey. Wie heißt du?"
„Drache."
Peeves prustete verächtlich. „Ooh, ein großer Furcht erregender Drache. Atmet Feuer und verbrennt Dinge, was für ein Spaß. Wenn Filch immer noch da ist, bin ich dir was schuldig." Er gackerte und rutschte das Treppengeländer herunter.
„Er wird dir den Gefallen nicht geben", sagte Harry, sobald er verschwunden war.
Draco zuckte die Achseln. „Vielleicht schon. Und wenn nicht, wissen wir wenigsten, dass er unterwegs ist, Filch zu quälen."
„Sicher, Drache", kicherte Harry.
„Als ob ich ihm meinen echten Namen sagen würde."
„Also hast du Drache ausgesucht?", fragte Hermine.
Draco zuckte erneut die Achseln. „Was glaubst du, was mein Name bedeutet? Und es ist nicht so, als hätte ich einen Spitznamen."
„Hast du wohl. Blödmann", grinste Harry.
„Nur du nennst mich so, du Trottel."
Hermine schnaubte ungeduldig. „Können wir bitte weitergehen?"
„Entschuldige", murmelte Harry und sie gingen die Treppe hinauf.
Und fanden die Korridortür bereits geöffnet.
„Scheiße, also ist Quirrell schon an Fluffy vorbei", sagte Harry.
„Hoffentlich hatte er mit den anderen Schutzmaßnahmen weniger Glück", antwortete Draco.
Sie gingen in den Korridor und fanden Fluffy wach und knurrend vor. Eine Harfe lag zu seinen Füßen.
„Immerhin wissen wir, dass Hagrid mit der Musik recht hatte", flüsterte Hermine. „Er muss wieder aufwachen, wenn du aufhörst zu spielen."
„Wird schon…"
Harry begann auf der Flöte zu spielen. Es war keine erkennbare Melodie und er hatte kurz den Gedanken, dass er vielleicht hätte üben sollen. Aber sobald er die eulenartige Flöte hörte, schlief Fluffy ein. Bald schon sahen sie sich einem riesigen schlummernden Hund gegenüber. Mit seiner Pfote auf der Falltür.
„Hör nicht auf zu spielen", warnte Draco und zog dann den Umhang von ihnen und steckte ihn in die Tasche.
Sanft schoben er und Hermine die riesige Pfote von der Falltür und öffneten sie.
„Was kannst du sehen?", fragte Hermine.
„Nichts, es ist zu dunkel. Ich kann keine Treppe sehen." Mit einem Grinsen sah Draco auf. „Willst du zuerst gehen, Miss Gryffindor?"
Als Hermine zweifelnd in die Tiefe sah, zeigte Harry auf sich.
„Du gehst zuerst? In Ordnung, dann gib Hermine die Flöte.
Die nächsten Sekunden waren angespannt, da Harry aufhörte zu spielen, um die Flöte weiterzugeben. Fluffy schnarchte ein wenig, aber beruhigte sich wieder, als Hermine zu spielen begann.
Harry trat vor und sah hinunter. Wie die anderen konnte er nur unheilvolle Dunkelheit sehen. „So schlimm kann es nicht sein, wenn Quirrell es auch geschafft hat", sagte er zu sich selbst und sah auf. „Bis gleich."
Er holte Luft und sprang. Er fühlte die Wände mehr an ihm vorbeirasen, als dass er sie sah. Gerade als er dachte, dass es etwas sehr Dummes sei, landete er auf etwas Weichem: soweit er es einschätzen konnte, war er auf einer Pflanze gelandet.
„Na herzlichen Dank auch", murmelte er und sah den Schacht hinauf. Er konnte Dracos blasses Gesicht gerade noch erkennen, wie er über den Rand schaute. „Es ist okay, ich bin auf irgendeiner Pflanze gelandet!"
Draco fiel einige Sekunden später neben ihn herab als Harry seinen Zauberstab beleuchtete. Sie hörten die leise Musik aufhören und dann kam Hermine zu ihnen.
„Nett von ihnen, diese Pflanze hier hin zu tun", sagte Draco.
Hermine kreischte und rollte von der Pflanze. „Nett? Es ist eine weitere Falle!" Sie schlug nach einem Tentakel, der versucht hatte, sich um ihren Knöchel zu winden.
Harry und Draco sahen entsetzt an sich herab und stellten fest, dass sie fast vollständig von Tentakeln umschlungen waren. Sie begannen, sich zu winden, aber das machte es nur noch schlimmer.
„Hermine, hilf uns!", rief Harry.
„Hört auf euch zu bewegen, ich versuche zu denken! Das ist Teufelsschlinge…", antwortete sie.
„Oh, ich bin so froh, ihren Namen zu wissen, erfreut, die Bekanntschaft zu machen", sagte Draco sarkastisch.
„Ich versuche mich zu erinnern, wie man sie tötet! Sie mag feuchte, dunkle Orte…"
„Also mach ein verdammtes Feuer an!", schrie Harry.
„Aber es gibt kein Holz!", rief Hermine.
„Benutz deinen verdammten Zauberstab, Granger!", schrie Draco.
„Oh, richtig, natürlich!"
Einige Sekunden später fühlten Harry und Draco, wie sich ihre Fesseln lösten, als die Pflanze versuchte, von den blauen Flammen, die Hermine hervorgezaubert hatte, wegzukommen. Sie kletterten schnell von der Pflanze und zu Hermine, die an der Wand des Ganges stand.
„Danke. Gut, dass du in Kräuterkunde aufpasst", sagte Harry zu ihr und dachte daran, dass er und Draco kein Wort davon mitbekommen hatten, was Sprout über die Teufelsschlinge gesagt hatte.
„Zu blöd, dass wir nicht auf einem Lehrer gelandet sind, dann hättest du das Feuer etwas schneller entzündet", sagte Draco, während er seine Roben glättete.
„Das war einmal, Malfoy! Das wirst du mich nie vergessen lassen, oder?"
Draco grinste. „Selbstverständlich nicht."
Harry ging den Gang entlang. „Kommt schon, Leute."
Sie gingen schweigend, das einzige Geräusch waren ihre Schritte und ein leises Wassertropfen an der Wand. Bald konnten sie ein leises Klicken hören.
„Was ist das?", fragte Draco.
„Weiß nicht. Da oben ist aber mehr Licht", antwortete Harry. „Ich glaube, da bewegt sich etwas."
Ihr Gang öffnete sich plötzlich in eine große, gut beleuchtete Kammer. Unter der hohen Decke flog ein Schwarm bunt gefärbter Vögel.
„Das war's? Vögel? Wer zum Teufel hat davor Angst?", fragte Draco verächtlich.
Harry sah nach oben. „Ich glaube nicht, dass das Vögel sind…"
Die anderen folgten seinem Blick.
„Sehen sie für euch auch nach Schlüsseln aus?", fragte Hermine nach einem Moment.
„Ja…" Harry sah sich in der Kammer um. Auf der anderen Seite war eine große Tür und er lief auf sie zu. Er versuchte sie zu öffnen, zog an der Klinke, versuchte sogar Alohomora, aber sie öffnete sich nicht. Er gab auf und drehte sich um. „Wie fangen wir sie?"
Draco zeigte auf einen Stapel Besen neben ihm. „Wir fliegen. Aber welcher ist es?"
Harry sah sich das Schloss der Tür genauer an. „Er wird altmodisch und schwer sein. Vielleicht silbern, wenn er zur Klinke passt."
Sie stiegen auf die Besen und flogen los, Hermine blieb dabei niedriger als die Jungen, sichtlich unwohl auf einem Besen. Harry griff nach einem silbernen Schlüssel neben ihm, aber er schoss mit allen Schlüsseln in seiner Nähe davon.
„Leute, hört mal kurz auf, euch zu bewegen."
Als die drei in der Luft schwebten, sah Harry sich die Schlüssel an. „Da, der mit den blauen Flügeln, der sieht so aus, als ob er schon einmal gefangen worden wäre."
„Worauf wartest du, fang ihn!", sagte Draco.
Harry schüttelte den Kopf. „Sie sind zu schnell, wie ein Schnatz auf Steroiden."
„Auf was?"
„Vergiss es. Hermine, du bleibst unten und lass ihn nicht zu tief kommen. Draco, bleib auf seiner anderen Seite. Ich komme auf dich zu, mach dich bereit, ihn zu fangen, falls ich ihn verfehle."
Harry beugte sich über seinen Besen und flog auf den Schlüssel zu. Er bewegte sich von ihm weg, zögerte aber, als er zu nah an Draco herankam. Dieser Moment war genug für Harry und er fing den Schlüssel direkt vor Draco, der zurückwich.
„Du fliegst wie ein Verrückter."
Harry grinste als er zum Boden flog. „Wenn ich Quidditch spiele, beschwerst du dich nie."
„Weil du dann Hufflepuff gefährdest und nicht mein Gesicht."
Harry prustete und rannte mit dem Schlüssel fest in der Hand zu der Tür. Er wehrte sich, als Harry ihn ins Schlüsselloch steckte, und sobald er ihn umgedreht hatte, flog er wieder davon.
„Bereit?", fragte er die anderen. Als sie nickten, zog er die Tür auf.
Die nächste Kammer war dunkel bis Harry einen Schritt vorwärts ging. Fackeln an den Wänden flammten auf und beleuchteten ein gigantisches Schachbrett. Die Figuren waren riesig, größer als Draco, und aus Stein gemeißelt. Unheimlicher Weise hatte keine von ihnen ein Gesicht.
„Was jetzt?", fragte Harry.
„Offensichtlich spielen wir. Obwohl…" Draco zögerte und ging dann zum schwarzen König vor ihnen. Er streckte eine zitternde Hand aus und berührte den Stein. Er erwachte zum Leben und der gekrönte Kopf drehte sich zu Draco hinab.
„Müssen wir eure Plätze einnehmen, um hinüber zu kommen?"
Der Steinkönig nickte einmal und drehte sich dann zurück in Richtung der weißen Figuren. Draco starrte das Brett einen Moment lang an und ging dann zu den anderen zurück.
„Hermine, bist du gut in Schach?"
„Nicht wirklich, ich kann Zauberschach nicht ausstehen."
Draco richtete sich auf. „In Ordnung, dann lenke ich uns. Also… Harry, du ersetzt den Turm dort und Hermine, du den Springer neben ihm."
Hermine ging zu dem Springer, der entgegenkommenderweise vom Brett trat. Harry sah Draco an. „Was ist mit dir?"
Draco grinste. „Ich glaube, ich werde ein König sein."
„Natürlich.." Harry verdrehte die Augen und ersetzte den Turm.
Draco sah still zu, wie ein weißer Bauer vorwärts ging und begann dann ruhig, die schwarzen Figuren zu befehlen. Seine Beherrschung bekam Risse, als der erste schwarze Bauer geschlagen wurde. Ein weißer Springer durchbohrte ihn mit seinem Schwert, bevor er ihn seitlich vom Brett warf.
„Heilige Scheiße!" Harry und Hermine sahen sich geschockt an.
Draco schaute den durchbohrten Bauern mit aufgerissenen Augen an und schüttelte sich selbst. „Macht nichts. Der war entbehrlich. Ihr beiden seid das nicht."
Das Brett leerte sich langsam, da beide Seiten immer mehr Gegner ausschalteten. An jeder Seite des Bretts befand sich ein Stoß zerbrochener Figuren, aber Harry war erleichtert zu sehen, dass der weiße etwas höher war. Die weiße Königin schlug einen weiteren Bauern vom Brett und drehte sich langsam auf ihrem Feld, bis sie Harry ansah. Genau wie Draco hatte er sich in dem Spiel noch nicht bewegt.
„Draco?"
„Hmm."
„Draco! Die weiße Königin starrt mich an", sagte Harry nervös.
„Sie hat keine Augen", antwortete Draco vage.
„Nicht das, was ich meinte."
„Psst. Hermine, schlag den Bauern da. Den, der sich noch nicht bewegt hat."
Hermine sah ihn ungläubig an. „Du meinst den da in der Mitte der ganzen anderen Figuren?"
„Ja."
„Aber…"
Draco sah sie an. „Vertraust du mir?"
„Ja."
„Dann schlag den Bauern."
Hermine ging vorsichtig ihren L-förmigen Zug und kam vor dem letzten Bauern zum Stehen. Sie biss sich auf die Lippe, dann kam ein entschlossener Ausdruck in ihr Gesicht, sie gab dem Bauern einen Schubs und ging auf sein Feld. Er fiel um und schleppte sich vom Brett.
„Ha! Nimm das!", triumphierte Hermine.
„Schach", sagte Draco selbstgefällig.
Harry wendete den Blick gerade rechtzeitig von der weißen Königin ab, um zu sehen, wie sich der König von Hermine wegbewegte.
„Beweg dich ein Feld auf mich zu, Harry", sagte Draco.
Harry tat dies und runzelte die Stirn, als er sah, wie Draco gleichzeitig in seine Richtung ging. Dann griff Draco nach ihm und tauschte ihre Positionen.
„Was zum Teufel?"
„Rochade. Oh, und dabei auch Schachmatt." Draco grinste ihn an.
Auf der anderen Seite des Bretts nahm der weiße König seine Krone ab und warf sie auf den Boden. Die übriggebliebenen weißen Figuren traten zur Seite, sodass sie zum nächsten Gang gehen konnten.
„Das war genial", flüsterte Harry als sie vorsichtig durch die Schachfiguren liefen.
„Dein Vertrauen in mich war überwältigend", bemerkte Draco trocken. Er beugte sich herunter und hob die Krone des weißen Königs auf. Die anderen starrten ihn an. „Darf ich keine Trophäe mitnehmen?"
Sie kamen an eine weitere Tür. „Bereit?", fragte Harry wieder.
Als er die Tür öffnete, kam ihnen direkt ein starker Gestank entgegen. Sie hielten sich die Ärmel über die Nasen und sahen eine großen Troll, größer als der an Halloween, der bewusstlos auf dem Boden lag. An seinem Kopf war ein großer Klumpen Blut zu sehen.
„Zehn Punkte für Quirrell, dafür, dass er das Ding ausgeknockt hat", murmelte Draco, als sie vorbeigingen.
Er öffnete die nächste Tür und sie atmeten dankbar die frische Luft, während sie sich umsahen. Auf einem Tisch vor ihnen standen sieben Flaschen in verschiedenen Größen und Formen.
„Das ist alles?", fragte Draco, als sie darauf zugingen.
Flammen erschienen in beiden Durchgängen, lila hinter ihnen, schwarz vor ihnen.
Harry starrte Draco böse an. „Gut gemacht, den Teufel an die Wand gemalt!"
Draco sah ihn verwirrt an. „Ich habe nichts gemalt."
„Muggelsprichwort", murmelte Hermine, während sie auf den Tisch zuging. Sie hob ein Stück Pergament vom Tisch auf und las es schnell. Harry war überrascht, als sie einen kleinen Freudenschrei ausstieß. Er ging herum, um es über ihre Schulter zu lesen, und Draco sah über ihre andere Schulter.
Als er fertig gelesen hatte, sah er auf. „Warum bist du so begeistert davon?"
„Weil es Logik ist, Harry. Logik, nicht Magie. Ein Rätsel. Viele der größten Zauberer verstehen überhaupt keine Logik. Sie wären für immer hier gefangen." Sie schlug nach Dracos Hand, als er das Pergament nehmen wollte. „Du hattest das Schachspiel, Malfoy. Das hier ist meins."
Er zuckte die Achseln und trat mit Harry zurück. „Schieß los."
Als Hermine das Rätsel noch einmal las, nahm Harry die Krone aus Dracos Händen. Sie war aus weißem Stein gemacht, wie die Schachfiguren es waren, und die Symbole der Häuser von Hogwarts waren darin eingearbeitet.
„Das ist ziemlich cool", sagte Harry, als er sie zurückgab.
Draco grinste und schob sich die Krone um den Arm. „Ich weiß. Ich glaube, ich werde –"
Hermine schlug die Hände zusammen. „Ich hab's! Die kleinste Flasche wird uns zum Stein bringen."
Sie sahen die kleine Flasche an.
„Das reicht nur für einen von uns", sagte Draco lahm.
„Welches bringt uns hier raus?", fragte Harry.
Hermine zeigte auf eine größere Flasche am Ende der Reihe.
„Gut. Ihr beiden nehmt das und verschwindet von hier. Ich werde allein weiter gehen." Harry sah sie entschieden an.
„Sicher können wir das aufteilen." Draco hielt die kleine Flasche gegen das Licht und beäugte sie zweifelnd.
Harry schnappte sie ihm aus der Hand. „Nein. Ihr beiden könnt es zurück schaffen. Nutzt die Besen, um raus zu fliegen – du hast immer noch die Flöte, oder Hermine? Du kannst zur Eulerei gehen und Hedwig zu Dumbledore schicken. Draco, du gehst und holst Snape. Ich werde versuchen, Quirrell hinzuhalten."
„Was ist mit dir?", fragte Draco.
„Was ist, wenn – was ist, wenn Du-weißt-schon-wer bei ihm ist?", ergänzte Hermine.
Harry lächelte grimmig. „Er hat schon einmal versucht, mich zu töten, und ist gescheitert. Vielleicht habe ich wieder Glück."
Hermine schlang plötzlich ihre Arme zu einer heftigen Umarmung um ihn. Er wollte sich gerade beschweren, als Draco seine Arme um sie beide legte. Harry blieb einige Sekunden so stehen, bevor er sie sanft wegschob.
„Hermine, bist du dir sicher mit diesen Zaubertränken?"
Sie nickte und trank einen langen Schluck aus ihrer Flasche. „Igitt!"
„Es ist kein Gift, oder?", fragte Draco.
„Nein, aber es ist, als ob man Eis trinken würde."
„Geh schnell, bevor es nachlässt", sagte Harry. Hermine gab Draco die Flasche und rannte durch die lila Flammen, ohne Feuer zu fangen. Beide Jungen atmeten erleichtert auf.
Draco sah die Flasche an und dann zu Harry auf. „Ich komme zurück. Ich werde – ich komme zurück zu dir."
Harry versuchte ein selbstbewusstes Lächeln. „Ich weiß. Wir sehen uns bald. Ich kann doch deinen Geburtstag nicht verpassen, oder?"
„Genau." Draco nickte, trank seinen Zaubertrank und ging schnell durch die Flammen.
Harry sah ihm hinterher, bevor er sich zu den schwarzen Flammen umdrehte. „Dann mal los."
Er leerte die kleine Flasche mit einem Schluck und zitterte. Es fühlte sich an, als ob Eis durch seine Adern floss. Er trat schnell durch die schwarzen Flammen ohne sie zu spüren und befand sich in der letzten Kammer.
Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Vielleicht, dass Quirrell versuchen würde, den Stein der Weisen aus einem Felsbrocken herauszuhauen, wie König Arthur und Excalibur. Oder ein furchteinflößendes Tier wie ein Drache. Aber ganz sicher hatte er nicht erwartet, Quirrell in den Spiegel Nerhegeb starren zu sehen.
„Also haben Sie ihn noch nicht", sagte Harry.
Quirrell sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Nein. Ich muss sagen, ich habe mich gefragt, ob ich dich hier sehen würde."
„Kann ich nicht so sagen. Sie sind nicht wirklich gut in dem ganzen Herumschleichen."
„Was meinst du damit?"
Harry zuckte die Achseln. „Wir haben Sie seit Monaten verfolgt. Warum denken Sie, sind wir in ihr Büro eingebrochen?"
„McGonagall erwähnte eine Mutprobe", sagte Quirrell unsicher.
Harry verdrehte die Augen. „Also, ja, wir habe ihr nicht die Wahrheit gesagt. Snape allerdings schon. Draco ist jetzt auf dem Weg, ihn zu holen. Sollte bald zurück sein."
Für einen Moment schien Quirrell aus dem Konzept gebracht zu sein. „Macht nichts. Er ist kein ebenbürtiger Gegner für meinen Meister."
„Ja, deswegen. Wo ist Voldemort? Sollte er nicht hier sein? Weil ich bin mir ziemlich sicher, dass Snape Sie besiegen würde."
„Du wagst es, seinen Namen zu verwenden?"
Bevor Harry antworten konnte, schnippte Quirrell mit den Fingern und dicke Seile fesselten Harry von Kopf bis Fuß.
„Und jetzt sei still, Potter, während ich diesen interessanten Spiegel untersuche. Das ist der Schlüssel… Ich sehe den Stein, biete ihn meinem Meister dar… Aber wie bekomme ich ihn?"
Ich muss ihn ablenken, dachte Harry, wenigstens bis Snape oder Dumbledore ankommen. Muss seine Aufmerksamkeit vom Spiegel ablenken.
„Welchen Namen? Meinen Sie Voldemort?", fragte Harry in der unausstehlichsten Stimme, die ihm gefesselt möglich war.
Quirrell zuckte zusammen, murmelte aber weiter vor sich hin, während er den Spiegel untersuchte.
„Sie schauen das schon eine ganze Weile an, wissen Sie? Scheint nicht so gut zu laufen", versuchte Harry es erneut.
„Silencio." Quirrell machte mit seinem Zauberstab eine schnelle Bewegung in Harrys Richtung und er stellte fest, dass er kein Geräusch mehr von sich geben konnte.
Mit einem stummen Frustrationsschrei begann Harry, um Quirrell herumzuschauen. Wenn er den Spiegel sehen konnte, konnte er vielleicht erkennen, wo der Stein versteckt war. Harry dachte, es wäre ein guter Plan, aber die engen Fesseln um seine Beine erschwerten es ihm. Harry hatte es gerade geschafft, in eine Position zu kommen, von der aus er die Reflexion seiner Haare über Quirrells Schulter sehen konnte, als er von Quirrells frustriertem Schrei unterbrochen wurde.
„Wie soll das funktionieren? Helft mir, Meister!"
Harry starrte ihn entsetzt an, als eine kalte Stimme von Quirrell aus kam:
„Nutze den Jungen… Nutze den Jungen…"
Quirrell sprang herum. „Du, komm her!"
Mit einer weiteren Bewegung von Quirrells Zauberstab fielen die Fesseln von Harry herab und er hatte seine Stimme zurück. Langsam ging er zu Quirrell hinüber.
„Schau in den Spiegel und sag mir, was du siehst."
Harry unterdrückte ein angeekeltes Schaudern, als er fühlte, wie Quirrell hinter ihn ging. Er versuchte, es zu ignorieren, und sah sein Spiegelbild an. Sein Spiegelbild sah genauso ängstlich aus, wie er sich fühlte, aber nach ein paar Sekunden grinste es ihn an. Es steckte die Hand in die Hosentasche und zog einen granatfarbenen Stein heraus, zwinkerte und steckte ihn zurück in die Tasche. Harry musste ein Keuchen zurückkämpfen, als er etwas Schweres in seiner eigenen Tasche fühlte. Er konnte nicht verstehen wie, aber er hatte irgendwie den richtigen Stein erhalten.
„Und? Was siehst du?"
„Ich – ich steige aus dem Hogwarts Express… Aber ich gehe mit Draco. Ich bleibe über den Sommer bei ihm, nicht bei den Dursleys."
„Scheiße. Geh aus dem Weg, Junge."
Harry ging dankbar zur Seite und versuchte, den Stein zu ignorieren, der an sein Bein stieß. Hoffentlich konnte Quirrell die Beule unter seinen Schulroben nicht erkennen.
„Er lügt… Er lügt…" Das war wieder diese Stimme.
„Potter, komm hier her zurück und sag die Wahrheit! Was kannst du sehen?", brüllte Quirrell.
„Lass mich mit ihm reden… Angesicht zu Angesicht…"
„Meister, ihr seid nicht stark genug!"
„Ich habe genügend Kraft… dafür…"
Harry beobachtete den Streit mit verängstigter Faszination. Er hatte ein schlechtes Gefühl darüber. Das Gefühl wurde nur noch stärker, als er beobachtete, wie Quirrell seinen Turban abwickelte. Harry hoffte verzweifelt, dass er über das, was geschehen würde, falsch lag.
Und dann drehte Quirrell sich um, und Harrys Hoffnung starb. Statt Haare, oder sogar Knoblauch, war auf der Rückseite von Quirrells Kopf ein zweites Gesicht. Es war so bleich wie Knochen und erinnerte an eine Schlange, mit geschlitzten Nasenlöchern statt einer richtigen Nase. Seine roten Augen glühten Harry boshaft an. In seiner Narbe flammten Schmerzen auf.
„Harry Potter… Siehst du, was aus mir geworden ist? Nur noch Schatten und Dunst… Ich habe nur Gestalt, wenn ich jemandes Körper teile… Aber es gab immer jene, die willens waren, mich in ihre Herzen und Köpfe einzulassen… Einhornblut hat mich gestärkt in den letzten Wochen… Du hast den treuen Quirrell gesehen, wie er es im Wald für mich getrunken hat… Und sobald ich das Elixier des Lebens besitze, werde ich mir meinen eigenen Körper erschaffen können… Nun… Warum gibst du mir nicht diesen Stein in deiner Tasche?"
Harry stolperte einen Schritt zurück. Er konnte es vielleicht hier raus schaffen, wenn er durch die Flammen im Eingang sprang.
„Sei kein Dummkopf… Rette besser dein eigenes Leben und schließ dich mir an… Oder du wirst dasselbe Schicksal wie deine Eltern erleiden… Sie haben mich um Gnade angefleht, bevor sie gestorben sind…"
„Nein, haben sie nicht!", unterbrach Harry wütend.
Voldemort lächelte unangenehm. „Nein, haben sie nicht… Dein Vater hat tapfer gekämpft… Deine Mutter hätte nicht sterben müssen… Sie hörte nicht auf, dich zu beschützen… Lass sie nicht umsonst gestorben sein… Gib mir den Stein…"
„Niemals!"
Harry rannte zur Tür, aber Voldemort schrie Quirrell an, und im nächsten Moment spürte Harry einen starken Schmerz in seiner Narbe, als sein Handgelenk von Quirrell gegriffen wurde. Es fühlte sich an, als ob sein Kopf vor Schmerzen aufbrechen würde, doch plötzlich ebbte der Schmerz ab. Verwirrt sah er auf und sah, wie Quirrell seine Finger betrachtete, die vor seinen Augen Blasen warfen.
„Ergreif ihn!", schrie Voldemort.
Quirrell warf sich auf Harry und griff ihn am Hals. Harrys Narbe machte ihn fast blind vor Schmerz, aber er zwang sich, auf Quirrells Hände zu schauen. Sie wurden rot, wo sie in Kontakt mit Harrys Haut gekommen waren.
Das tut ihm mehr weh als mir, dachte Harry.
Mit beiden Händen versuchte er, Quirrells Gesicht zu berühren. Er schaffte es, eine Hand auf Quirrells Mund zu legen und die andere an seiner Schläfe mit dem Daumen auf dem Auge zu platzieren. Undeutlich registrierte er Quirrells Schmerzensschreie, als seine Haut rot wurde und Blasen warf. Er fühlte, wie die Haut unter seinem Daumen zusammenstürzte und erkannte angewidert, dass Quirrells Auge geplatzt war. Er nutzte den Vorteil und drückte seinen Daumen tiefer hinein. Voldemort schrie Quirrell an, Harry zu töten, aber er konnte nichts sehen – sein Blickfeld wurde schwarz, als der Schmerz in seinem Kopf zunahm. Das letzte, was er mitbekam, war, dass jemand seinen Namen rief, und dann wurde alles dunkel.
Als er wieder zu sich kam, glitzerte vor seinen Augen etwas Goldenes. Der Schnatz! Er versuchte nach ihm zu greifen, doch seine Arme wollten nicht. Frustriert schloss er seine Augen wieder. Als er sie wieder öffnete, sah er in das lächelnde Gesicht von Dumbledore.
„Guten Tag, Harry", sagte Dumbledore.
Harry blinzelte verwirrt, bevor er sich erinnerte. „Sir, Quirrell hat den Stein! Sie müssen ihn aufhalten!"
„Beruhige dich, mein Junge, du bist nicht ganz auf der Höhe der Ereignisse. Quirrell hat den Stein nicht."
Harry runzelte wegen Dumbledores Tonfall die Stirn. „Was ist mit ihm passiert?"
Dumbledore lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Er wurde zerstört."
Harry setzte sich ungeschickt auf und bemerkte, dass er im Krankenflügel zu sein schien. „Aber was ist mit den Flamels? Sie werden jetzt sterben, oder?"
Dumbledore strahlte ihn an. „Oh, du weißt von Nicolas und Perenelle? Severus erwähnte, dass du mehr wüsstest, als du solltest, aber ich muss gestehen, ich habe ihm nicht ganz geglaubt. Sie haben einen kleinen Vorrat an Elixier, genug für ein paar Monate. Sie werden ihre Angelegenheiten regeln, und dann entschlafen."
„Oh." Harry wusste nicht, was er dazu sagen sollte, also nutze er die Gelegenheit, um sich umzusehen. Sein Bett war an den Seiten mit weißen Vorhängen abgegrenzt. Auf einem Tisch neben ihm waren ein großer Stapel Süßigkeiten und Karten. Er lächelte, als er eine lange Gänseblümchenkette vom Tisch baumeln sah.
Dumbledore folgte seinem Blick. „Genesungswünsche von deinen Freunden. Was zwischen dir und Voldemort geschehen ist, ist ein Geheimnis, also weiß natürlich die ganze Schule davon."
Harry zog die Blumenkette vorsichtig auf seinen Schoß. „Wie lange bin ich schon hier?"
„Drei Tage. Miss Granger und Mr. Malfoy werden äußerst erleichtert sein, dich wach zu sehen."
Harry nickte. „Was ist mit Quirrell passiert? Und Voldemort?"
„Ah. Ich bin rechtzeitig angekommen, um Quirrell von dir zu ziehen, obwohl du dich auch allein sehr gut geschlagen hast. Er war von deinen Berührungen geschwächt. Voldemort verließ ihn kurz nach dem ich ankam. Voldemort ist wieder einmal körperlos. Nicht wirklich lebendig, kann er nicht sterben. Er ist verschwunden, aber er wird wiederkommen."
„Warum konnte Quirrell mich nicht berühren? Ich meine, mir hat es auch wehgetan, aber ich wurde nicht so verbrannt, wie er."
„Voldemort ist ein mächtiger Zauberer, aber es gibt Bereiche der Magie, von denen er nichts weiß. Deine Mutter starb, um dich zu beschützen, und ihre Liebe für dich hat ein Zeichen hinterlassen. Nein, nicht wie deine Narbe. Das ist in dir, in deinem Blut, in deiner Haut. Du bist von ihrer reinen Liebe gezeichnet. Somit kann Voldemort und jemand, der wie Quirrell seine Seele mit ihm teilt, dich nicht berühren. Es sind Todesqualen für solche Personen, jemanden zu berühren, der von etwas so Gutem und Reinem gezeichnet ist."
Harry behielt dies im Gedächtnis und ging zu seiner nächsten Frage über. „Mein Tarnumhang… Er gehörte meinem Vater. Wissen Sie, wer ihn mir geschickt hat?"
Dumbledore lächelte. „Ich war es. Ich hatte ihn von deinem Vater ausgeliehen, kurz bevor er starb, und ich dachte, du magst ihn vielleicht."
Etwas an Dumbledores Antwort störte Harry, aber er konnte sich nicht vorstellen, was. „Eine Sache noch… Wie habe ich den Stein aus dem Spiegel bekommen?"
„Ah, nun, ich freue mich, dass du mich danach fragst. Es war eine meiner vortrefflicheren Ideen, und unter uns gesagt, das will schon was heißen. Sieh mal, nur jemand, der den Stein finden wollte – finden, nicht benutzen –, sollte ihn bekommen können, die anderen würden nur sehen, wie sie Gold herstellen oder das Lebenselixier trinken. Mein Hirn überrascht mich gelegentlich… Nun, genug der Fragen. Ich schlage vor, du fängst mal an mit diesen Süßigkeiten. Ah! Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung! In meiner Jugend hatte ich leider das Pech, auf eine zu stoßen, die nach Erbrochenem schmeckte, und ich fürchte, seither habe ich meine Schwäche für sie verloren – aber ich denke, mit einer kleinen Toffee-Bohne bin ich auf der sicheren Seite, meinst du nicht?"
Er lächelte und schob sich eine karamellfarbene Bohne in den Mund würgte. „Ach du je! Ohrenschmalz!"
Harry beobachtete, wie der Schulleiter den Raum verließ und versuchte, nicht zu lachen. Er dachte, die Ohrenschmalzbohne war Dumbledores Bestrafung, dafür dass er so zufrieden mit seinem eigenen Plan gewesen war.
Harrys Träumereien wurden von den Geräuschen eines Streits an der Tür unterbrochen.
„Aber er ist wach! Er wird uns sehen wollen!"
„Bitte!"
Harry lächelte, als er seine Freunde hörte.
„Auf keinen Fall. Der Junge braucht Ruhe", antwortete Madam Pomfrey. Harry verdrehte die Augen. Er mochte Pomfrey, aber sie konnte streng sein, wenn sie wollte. Er wollte gerade nach ihr rufen, als eine andere Stimme sich einmischte.
„Ich werde dafür sorgen, dass sie ihn nicht überanstrengen, Poppy."
Er hörte Pomfrey seufzen und dann kamen Draco und Hermine gefolgt von Snape um den Vorhang herum.
„Harry! Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!", rief Hermine, als sie und Draco sich neben dem Bett hinsetzten.
„Das sicherlich. Ich habe Mr. Malfoy dabei erwischt, wie er unter deinem Umhang hier hereinschleichen wollte. Zweimal", sagte Snape. Er sah fast stolz aus, als er das sagte.
Harry runzelte die Stirn, als etwas in seinem Kopf zusammenfiel. „Sir, darf ich sie etwas fragen? In der Nacht, als Sie mich beim Spiegel Nerhegeb erwischt haben, haben Sie einen Zauber verwendet, um sich unsichtbar zu machen. Gibt es einen Grund, weshalb jemand, der das tun kann, meinen Umhang bräuchte?"
Snape legte gedankenversunken den Kopf schräg. „Wenn die fragliche Person einen Desillusionierungszauber beherrscht, nein. Obwohl der Umhang, natürlich, dazu in der Lage, mehr als eine Person gleichzeitig zu bedecken."
Draco schaltete sich ein: „Vergiss deinen Umhang, Harry. Die ganze Schule spricht darüber – was ist passiert, nachdem wir gegangen sind?"
Harry begann zu erklären, fand ihre Blicke aber zu einschüchternd, also erzählte er und drehte dabei die Blumenkette in seinem Schoß. Als er endlich fertig war, schlossen sich Snapes lange Finger um seine eigenen und beendeten seine Unruhe. Er beobachtete, wie Snape seinen Zauberstab auf die Kette richtete.
„Bewahrungszauber. So wird sie nicht verwelken", sagte er, als Harry in fragend ansah.
„Danke, Sir. Und was war mit euch, nachdem ihr gegangen seid?", fragte Harry.
„Also, wir kamen schnell raus und ich ging zur Eulerei, traf dabei aber auf den Schulleiter. Er wusste es schon – er sagte nur ‚Harry ist hinter ihm her, oder?' und ging los. Also bin ich dann zu Draco gegangen."
„Ich habe Professor Snape in den Kerkern gefunden und wir sind zu dem Korridor zurückgegangen und trafen auf Hermine. Und dann –"
„Und dann musste ich Mr. Malfoy gewaltsam daran hindern, hinter dir her zu gehen", grummelte Snape.
„Ich habe versprochen, dass ich das tun würde." Draco starrte Snape böse an.
„Genug, Mr. Malfoy. Ich habe dir gesagt, ich würde dich und Miss Granger informieren, wann Mr. Potter aufwacht, wenn du das Thema in Ruhe lassen würdest."
Als Draco und Snape sich anstarrten, lehnte Hermine sich vor. „Harry, wirst du zur Jahresabschlussfeier morgen wieder gesund sein?"
Er zuckte die Achseln. „Ich wird Pomfrey fragen, vermute ich."
Draco lächelte. „Sie muss dich gehen lassen. Ravenclaw hat vielleicht den Hauspokal gewonnen, aber wir haben den Quidditchpokal gewonnen."
Hermine stöhnte. „Erinner mich nicht daran."
Dracos Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Sie wurden von Ravenclaw komplett vom Platz gefegt", sagte er Harry über Hermines Grummeln hinweg.
„Ich glaube, es war ihre schlimmste Niederlage in dreihundert Jahren", sagte Snape hilfsbereit und lächelte süffisant.
Nach fast vierzehn Stunden Schlaf fühlte sich Harry am nächsten Tag fast wieder normal.
„Das heißt, ich kann zum Fest, oder?"
Pomfrey schürzte die Lippen, als sie einen Stapel seiner Süßigkeiten gerade rückte. „Professor Dumbledore sagt, du solltest gehen dürfen. Und du hast noch einen Besucher."
„Wunderbar. Wer ist es?"
Hagrid kam um den Vorhang herum und sah viel zu groß für den Raum aus. Er setzte sich und fing sofort an zu weinen.
„'s is – alles – meine – verdammte – Schuld! Ich hab dem bösen Blödmann gesagt, wie man an Fluffy vorbeikommt! Und das, nachdem ihr mir gesagt hattet, dass er nix Gutes im Schilde führt! Und alles wegen 'nem Drachenei! Ich trink nie wieder was, ich werd –"
„Hagrid, Stopp! Er hätte es so oder so doch herausbekommen, das ist Voldemort, von dem wir hier reden!"
„Du hättst sterben können! Und sag den Namen nich!"
„Voldemort! Voldemort! Voldemort! Voldemort!", rief Harry und schockierte Hagrid so sehr, dass er still wurde. „Ich bin ihm begegnet – zweimal schon – und ich nenne ihn beim Namen. Es ist noch nie etwas Schlimmes passiert, weil jemand einen Namen gesagt hat. Und es geht mir ja jetzt gut, ich gehe gleich zum Fest."
Hagrid putzte sich die Nase und lächelte schwach. „Das erinnert mich, ich hab dir 'n Geschenk mitgebracht. Dumbledore hat mir den Tag freigegeben, damit ich's fertig machen kann. Ich hab's hier irgendwo…"
Harry beobachte beklommen, wie Hagrid eine Sammlung an Schlüsseln, Hundekuchen und Münzen auf das Fußende von Harrys Bett entleerte. Endlich zog er ein ledergebundenes Buch hervor.
„Hier. Hab Eulen an alle alten Schulfreunde von deinen Eltern geschickt und nach Fotos gefragt. Wusste, dass du keine hattest. Egal, ich hoffe, du magst es."
Vorsichtig öffnete Harry das Album. Von jeder Seite blickten ihn die lächelnden Gesichter seiner Eltern entgegen, manchmal aus einer Gruppe Freunden, manchmal nur die beiden, oder alleine. Eines zeigte sie sogar mit Harry als Kleinkind. Unfähig, etwas zu sagen, sah er auf, stand auf und umarmte Hagrid fest.
An diesem Abend ging Harry allein zum Fest hinunter. Er musste Pomfrey zeigen, dass er in der Lage war, allein aus dem Bett aufzustehen und herumzugehen, bevor sie zugestimmt hatte, dass er gehen durfte. Er hatte sich nicht daran gestört, da er es schön fand, einmal von einem Erwachsenen umsorgt zu werden. Aber er hatte einen Moment der Verärgerung, als er in die Große Halle kam, die schon voll besetzt war. Blau und bronzefarbene Wandbehänge dekorierten die Halle zur Feier des Sieges der Ravenclaws im Hauspokal und an der Wand hinter dem Lehrertisch zeigte ein großes Banner den Adler von Ravenclaw.
Als Harry hereinkam, wurde die gesamte Halle für einen Moment still, bevor alle sehr laut anfingen zu reden. Harry versuchte, die aufstehenden Leute zu ignorieren, da es ihn stark an seine Zuordnung erinnerte, und ging zum Slytherintisch. Er rutschte auf seinen Platz zwischen Draco und Daphne und sah sich um.
„Hey Leute. Hab ich was verpasst?"
Draco schüttelte den Kopf, als die anderen Erstklässler begannen, Harry zu sagen, wie froh sie waren, ihn zu sehen. Daphne umarmte ihn sogar.
„Hast du meine Blumenkette bekommen?", fragte sie, als sie losließ, und wurde leicht rot.
Harry lächelte. „Ich dachte mir, dass es deine war. Ja, sie ist super. Snape hat sie sogar verzaubert, dass sie nicht verwelkt."
Daphne öffnete den Mund, um zu antworten, als Dumbledore in die Halle schritt.
„Wieder ein Jahr vorbei! Und bevor wir die Zähne in unser köstliches Festessen versenken, muss ich euch mit dem schwefligen Geschwafel eines alten Mannes belästigen. Was für ein Jahr! Hoffentlich sind eure Köpfe ein wenig voller als zuvor… Ihr habt jetzt den ganzen Sommer vor euch, um sie wieder hübsch leer zu räumen, bevor das nächste Schuljahr anfängt…"
„Nun, wie ich es verstehe, muss jetzt dieser Hauspokal überreicht werden, und auf der Tabelle sieht es wie folgt aus: an vierter Stelle Hufflepuff mit dreihundertzweiundfünfzig Punkten; an dritter Slytherin mit dreihundertvierundsiebzig; an zweiter Gryffindor mit vierhundertvierzehn; und an erster Ravenclaw mit vierhundertsechsundzwanzig."
Der Ravenclawtisch brach in Jubel aus.
„Ja, ja, gut gemacht, Ravenclaw. Allerdings müssen auch die jüngsten Ereignisse berücksichtigt werden."
Der Ravenclawtisch wurde bei Dumbledores Worten still.
„Ähem. Ich habe hier noch ein paar letzte Punkte zu vergeben. Schauen wir mal. Ja… Zuerst, an Mr. Draco Malfoy, für die beste Schachpartie, die in Hogwarts seit vielen Jahren gespielt wurde, verleihe ich Slytherin fünfzig Punkte."
Dracos Wangen wurden leicht rosa, als Harry und Pansy ihn umarmten, aber er lächelte. Harry sah durch die Halle und sah Hermine und Neville ebenfalls applaudieren, und er grinste, als er sah, wie Ron Draco griesgrämig anschaute.
Dumbledore wartete, bis es wieder still war. „Zweitens – Miss Hermine Granger… Für den Einsatz kühler Logik im Angesicht des Feuers verleihe ich Gryffindor fünfzig Punkte."
Harry und Draco sprangen auf und jubelten mit den Gryffindors. Harry sah zum Lehrertisch und stieß Draco an; Snape applaudierte fast genauso wie McGonagall neben ihm. Hermine begrub das Gesicht in ihren Armen; Harry vermutete, dass sie in Tränen ausgebrochen war.
„Drittens – Mr. Harry Potter… Für seine Unerschrockenheit und seinen überragenden Mut verleihe ich Slytherin sechzig Punkte."
Der Slytherintisch applaudierte erneut, während die Leute im Kopf schnell nachrechneten. Harry versuchte, an seinem Platz zusammenzusinken, aber Draco zog ihn auf seine Füße.
Dumbledore erhob die Stimme über den Lärm. „Das heißt, wir müssen ein wenig umdekorieren."
Er klatschte einmal in die Hände und die Ravenclawdekoration erzitterte und änderte die Farben. Blau und bronze wurden mit grün und silber ersetzt und das Banner mit dem Adler durch eines mit einer Schlange. Snape und McGonagall schüttelten sich die Hände. Als er McGonagalls Hand losließ, schaute über die Menge hinweg zu Harry und erhob sein Glas.
Harry war überrascht, als sie eines Tages die Klausurergebnisse zum Frühstück bekamen. Er hätte sie fast vergessen. Er hatte in Zaubertränke extrem gut abgeschnitten, und sah belustigt, dass er auch in Verteidigung gut war. Der Rest seiner Noten war nicht genauso gut, aber er war trotzdem zufrieden.
Ehe er sich versah, waren ihre Koffer gepackt, die Schlafsäle leer und sie waren auf dem Weg zum Hogwarts-Express. Harry fand mit Hermine, Pansy, Daphne und Neville ein Abteil. Harry beobachtete amüsiert, wie Draco versuchte, seine Eule, Thoth, Hedwig vorzustellen, als Hermine ihm den Ellbogen in die Seite stieß. Sie hielt ein Paket, das in schlichtes grünes Papier gewickelt war.
„Oh, danke! Das hatte ich vergessen." Harry nahm ihr das Paket ab. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Draco. Entschuldige, dass es so spät ist."
Draco heiterte beim Anblick des Geschenks auf. „Ich vergebe dir dieses Mal, da du bewusstlos warst."
Eifrig öffnete er das Paket und grinste Harry an, als er das Besenpflege-Set sah.
„Danke."
„Das ist für nächstes Jahr. Du darfst dann deinen Besen in der Schule haben, und ich dachte, du könntest dich für die Quidditchmannschaft bewerben", erklärte Harry.
„Ich dachte, ich bewerbe mich als Jäger", grübelte Draco.
Hermine wechselte schnell das Thema; Gryffindors herbe Niederlage gegen Ravenclaw war immer noch ein unangenehmes Thema für Neville und sie.
Viel zu bald zogen sie ihre Schulroben aus und kamen am Bahnhof King's Cross an. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie vom Bahnsteig 9 ¾ herunterkamen. Ein Wachmann ließ sie nur in kleinen Gruppen hinaus, um die Muggel auf der anderen Seite der Barriere nicht zu beunruhigen.
„Ihr werdet alle schreiben, oder?", fragte Harry, während sie in der Schlange standen.
Alle versicherten ihm, dass sie schreiben würden, und Draco legte einen Arm um Harrys Schultern. „Und du wirst gar nicht so lange bei deinen Verwandten bleiben. Mutter und ich werden dich abholen, keine Angst."
Harry grinste ihn an. „Hab ich nicht. Außerdem wissen sie nicht, dass ich außerhalb der Schule nicht zaubern darf. Ich werde diesen Sommer mit Dudley viel Spaß haben."
Als sie durch die Barriere traten umarmte Harry Draco und beobachtete ihn, wie er zu einem blonden Paar ging, die nur seine Eltern sein konnten. Nicht einmal Onkel Vernons böser Gesichtsausdruck konnte das Lächeln von seinem Gesicht wischen.