Anm. d. Autorin: Vielen Dank an Cynical Turkey für all deine großartige Beta-Arbeit und dafür, dass ich dir die ganze Nacht über willkürliche, aber dringende Fragen stellen darf. Du bist mein eigener kleiner wilder Welpe und ich liebe dich dafür. Und an thirtywhacks, der/die so viel Zeit mit mir verbracht hat, die verworrenen Details der magischen Welt zu analysieren. Ich kenne niemand sonst, der so lange darüber debattiert, wie der Unterricht in Hogwarts geplant wird. Unsere Fandom-Verflechtung ist etwas Wunderbares.

Anm. d. Übersetzerin: Da mich die „Leo Inter Serpentes"-Serie von Aeternum sehr begeistert hat, habe ich mich – mit ihrer Erlaubnis – an eine Übersetzung gewagt. Ich hoffe, ich kann dem wunderbaren Original gerecht werden. Falls ihr einen Fehler findet, freue ich mich über Hinweise!


Kapitel 1, in welchem Harry erste Freundschaften schließt

Harry betrat Madam Malkins Geschäft allein und betrachtete die ganzen altmodischen Kleidungsstücke an den Wänden. Am Ende des Geschäfts bekam ein bleicher blonder Junge schwarze Roben angepasst. Harry versuchte, ihn nicht anzustarren, aber das war der erste Zauberer in seinem Alter, den er traf und er war neugierig. Würde er erkennen können, dass Harry von allem, was er heute gesehen hatte, keine Ahnung hatte?

Seine Träumereien wurden von Madam Malkins Ankunft unterbrochen, als sie ihn neben den blonden Jungen leitete. Sie warf ein schwarzes Gewand über und kniete sich hin, um es abzustecken. Harry nutzte die Gelegenheit, dem Jungen zuzulächeln.

„Gehst du auch nach Hogwarts?", fragte Harry ihn schüchtern.

„Ja, meine Eltern kaufen gerade einige andere Sachen", antwortete er bevor er seine Hand ausstreckte. „Ich bin Draco."

„Harry", antwortete er während er nervös Dracos Hand schüttelte. Lange Jahre in der gleichen Schule wie Dudley hatten Harry misstrauisch gegenüber jedem gemacht, der ihm Freundschaft anbot, denn es endete nie gut.

„Weißt du, in welchem Haus du sein wirst? Also, in welchem du gerne sein würdest?", fragte ihn Draco.

Harry schaute ihn verwundert an. „Haus?"

„Schul-Haus!" rief Draco. Als er Harrys verständnislosen Blick sah, fuhr er fort: „Du weißt schon, Slytherin, Ravenclaw, Gryffindor oder Hufflepuff?"

Harry schüttelte hilflos den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Ehrlich gesagt habe ich erst gestern erfahren, dass ich ein Zauberer bin. Die meiste Zeit meines Lebens bin ich bei Muggeln aufgewachsen."

Draco schaute ihn komisch an. „Bei Muggeln aufgewachsen? Sind deine Eltern magisch?"

„Waren sie – sie sind gestorben und ich bin bei seitdem nicht-magischen Verwandten aufgewachsen", erklärte Harry verlegen.

„Wirklich? Wie bist du dann hergekommen? Ganz allein?", wollte Draco wissen.

„Nein, Hagrid hat mich hergebracht. Er ist der Wildhüter in Hogwarts und hat mir geholfen, zu meinem Verlies in Gringotts zu kommen und meine Schulsachen zu kaufen."

„Hagrid? Ich habe von meinen Eltern von ihm gehört. Sollten sie dir nicht einen Lehrer schicken, der dir hilft? Ich habe gehört, dass sie das so für Schlamm- äh, Muggelstämmige machen." Zu Harrys Verwirrung sah Draco unwohl aus.

„Keine Ahnung. Aber bisher war er sehr hilfsbereit und schau mal", Harry zeigte aus dem Fenster, „er hat mir ein Eis gekauft!"

Draco drehte sich um und sah Hagrid auf der Straße fröhlich winken. „Mh, das sieht eigentlich ziemlich gut aus. Ich denke, ich werde Mutter dazu bringen, mir auch eins zu kaufen."

„Du bist fertig, Lieber", sagte Madam Malkin zu Harry bevor er antworten konnte. Er dankte ihr und drehte sich zu Draco um. „Also, ich seh' dich dann wohl in Hogwarts", sagte er lächelnd.

„Ich vermute es." Draco lächelte zurück. Damit ging Harry bezahlen und gesellte sich zu Hagrid nach draußen.


Harrys letzter Monat bei den Dursleys war der schönste, an den er sich erinnern konnte. Endlich konnte er ihnen – wenn auch nur für das Schuljahr – entkommen und sie hatten so große Angst vor ihm und seinem Zauberstab, dass sie ihn ausnahmsweise in Ruhe ließen. Da er keine Hausarbeiten zu erledigen hatte, widmete sich Harry dem Lesen seiner Schulbücher. Nachdem er sich während der Unterhaltung mit Draco so ahnungslos gefühlt hatte, war Harry entschlossen, wenigstens ein gründliches Verständnis seiner Schulfächer zu haben, wenn er in Hogwarts ankommen würde.

Harry hatte bereits eine Idee davon, welche seine Lieblingsfächer sein würden: Verteidigung gegen die dunklen Künste und Zaubertränke. Das einzig Interessante in seinem „Geschichte der Zauberei"-Buch war, dass er einen Namen für Hedwig, seine Schneeeule, finden konnte und obwohl er die anderen Bücher auch mochte, sprachen sie ihn nicht wirklich an. Aber Verteidigung… Sein ganzes Leben wurde er schikaniert und schlechtgemacht, weshalb er die Idee, sich den bösen Dingen, von denen er las, zu wiedersetzen, sehr mochte. Was Zaubertränke betrifft, musste Harry für die Dursleys kochen, seit er groß genug war, den Herd zu erreichen. Aber das war immer langweiliges, fades Essen: die Dursleys bevorzugten simples, englisches Essen und Spaghetti Bolognese war das aufregendste für sie. Harry freute sich auf das Herstellen von Zaubertränken, die Erkältungen heilen oder Haare wachsen lassen konnten. Nach jahrelangem Kochen von Fleisch mit Beilagen klangen Zaubertränke fantastisch.

All dies ging Harry durch den Kopf als er die Dursleys vom Bahnhof King's Cross wegfahren sah. Sie hatten ihn nur so weit gebracht, da sie Dudley in ein Krankenhaus brachten, um seinen Schweineschwanz entfernen zu lassen. In Erinnerung an Hagrids kleine Rache kichernd, fand Harry einen Gepäckwagen für seinen Koffer und Hedwigs Käfig und er machte sich auf den Weg zu seinem Zug.

Als er auf sein Ticket schaute, kamen leise Zweifel in Harry auf. Gleis neundreiviertel? Das konnte doch nicht stimmen. Er zuckte mit den Achseln und machte sich auf dem Weg zu Gleis neun, in der Ansicht, dass er etwas falsch verstanden haben musste. Als er aber dort ankam, war er immer noch verwirrt. Wie er erwartet hatte, befand sich Gleis neun direkt neben Gleis zehn und es gab keine Hinweisschilder, die Hogwarts erwähnten.

Harry rollte seinen Gepäckwagen zu einer Absperrung und fing an, in seinen Taschen nach seinem Hogwarts-Brief zu suchen, um dort weitere Anweisungen nachzulesen. Er überflog ihn, fand aber nichts. Frustriert schaute er zu Hedwig auf und ihm fiel die Kinnlade herunter.

Sein Gepäckwagen verschwand.

Anscheinend waren Gepäckwagen genauso gehorsam wie Einkaufswagen, dachte er, während er beobachtete, wie der Gepäckwagen langsam durch die Absperrung zwischen den Gleisen rollte. Zögernd drückte er seine Hand gegen die Steine und schnappte nach Luft, als sie hindurchglitt. Es war, als ob die Absperrung gar nicht existierte! Er schaute sich um, nahm seinen ganzen Mut zusammen, packte die Griffe des Gepäckwagens und schob.

Er schnappte erneut nach Luft als er auf einem Gleis, offensichtlich Gleis neundreiviertel, herauskam. Eine scharlachrote Lokomotive blies Rauch über das Gleis, das voller Leute in Gewändern, herumrennender Kinder und Eulen in Käfigen war. Mit einem Grinsen für Hedwig machte er sich auf den Weg das Gleis entlang, um ein leeres Abteil zu finden. Nicht allzu weit entfernt fand er ein Abteil, in dem nur zwei Personen saßen. Zwei kleine, nervös aussehende Kinder in seinem Alter. Sie mussten auch Erstklässler sein und sahen freundlich aus.

„Hallo, darf ich mich zu euch setzen?", fragte er sie. Als beide nickten, hievte er Hedwig und sein Gepäck in den Zug und setzte sich. „Hi, ich bin Harry."

Der rundliche Junge lächelte scheu. „Hi Harry, ich bin Neville. Das ist meine Kröte, Trevor." Neville hielt eine hässliche Kröte in den Händen, die darüber nicht allzu glücklich aussah. Hedwig starrte sie mit ihren bernsteinfarbenen Augen an.

„Und ich bin Hermine", sagte das Mädchen mit den buschigen Haaren neben ihm. „Neville, ich glaube, du solltest die Kröte besser wegpacken. Harrys Eule sieht sie an, als ob sie ihr Abendessen werden soll."

„Hedwig kommt nicht aus ihrem Käfig", sagte Harry zu Neville. „Trevor ist sicher." Neville lächelte nervös, warf einen Blick auf Hedwig und sperrte Trevor in einen kleinen Rattankäfig.

„Vorsicht ist besser als Nachsicht", sagte Hermine selbstgefällig. „Also Harry, ich nehme an, du bist auch ein Erstklässler?" Als er nickt, fährt sie fort: „So wie Neville und ich. Ist es nicht aufregend? Ich war ja so überrascht, als ich herausgefunden habe, dass ich eine Hexe bin. Ich hoffe –"

In diesem Moment flog die Abteiltür auf und Draco sauste hinein, schlug die Tür hinter sich zu und zog die Vorhänge zu. Er drehte sich um, sah Harry und lächelte.

„Es tut mir so leid, zu unterbrechen", näselte er während er sich neben Harry setzte. „Aber Crabbe und Goyle machen mich im Augenblick wahnsinnig und ich halte schon den Gedanken daran nicht aus, sie die ganze Fahrt über am Hals zu haben."

„Schon okay, es ist schön, jemanden zu sehen, den ich kenne. Das sind Hermine und Neville und das ist Draco." Harry lächelte als sich die anderen begrüßten. Er war noch nie zuvor in der Lage gewesen, jemanden vorzustellen. Es war fast so, wie Freunde zu haben. „Wer sind Crabbe und Goyle?"

Draco verzog das Gesicht als er antwortete. „Oh, ihre Väter sind mit meinem befreundet. Ich kenne sie seit Jahre, aber ehrlich gesagt, sie sind zwei der dümmsten Menschen, die ich je getroffen habe. Ich habe überlegt, dass ich mich jetzt, wo ich nach Hogwarts gehe, mit Leuten anfreunde, die in der Lage sind, Wörter mit mehr als zwei Silben zu verstehen." Er lehnte sich zurück und lächelte sie süffisant an.

Bemüht darum, die geschockte Stille zu unterbrechen, rätselte Harry, was er sagen könnte. „Also, äh, wisst ihr, in welchem Haus ihr sein werdet?"

„Naja, ich hoffe Slytherin, meine ganze Familie war in Slytherin. Aber ich glaube, Ravenclaw wäre auch nicht allzu schlecht. So lange es nicht Hufflepuff ist. Ich denke, ich würde den Zug zurück nehmen, wenn ich in Hufflepuff sortiert werde." Draco zitterte etwas. Als er ihre verständnislosen Blicke sah, fuhr er fort: „Entschuldigt, ich weiß, dass Harry nichts über die Häuser weiß. Was ist mit euch?"

Neville schluckte bevor er antwortete. „Meine Oma will, dass ich wie meine Eltern Gryffindor werde, aber ich werde wahrscheinlich in Hufflepuff sein."

Bevor Draco antworten konnte, klinkte Hermine sich ein. „Weißt du, wie den Häusern zugeordnet werden?", fragte sie.

„Ja, meine Mutter hat es mir gesagt. Wir müssen den Sprechenden Hut aufsetzen, der liest unsere Gedanken und schaut, in welches Haus wir am besten passen. Ich nehme an, du bist muggelstämmig?" Harry würde Dracos Blick nicht als freundlich beschreiben.

„Oh, ja. Bevor du reinkamst habe ich gerade erzählt, dass ich so überrascht war zu erfahren, dass ich eine Hexe bin! Ich hoffe, dass es in Hogwarts kein Nachteil für mich sein wird, dass ich nicht in der magischen Welt aufgewachsen bin?" Sie sah Draco erwartungsvoll an.

Harry bemerkte, dass Draco einen Moment zögerte bevor er antwortete: „Nein, schulisch fangen wir alle so ziemlich gleich an."

„Oh, das freut mich zu hören! Natürlich habe ich schon alle Schulbücher gelesen und ich brenne darauf, einfache Zauber auszuprobieren. Eigentlich –" Sie lehnte sich vor, schnappte sich Harrys Brille und tippte sie mit ihrem Zauberstab an. „Oculus Reparo!"

Hermine strahlte als Harry und Neville sie mit großem Respekt anschauten und sogar Draco sah leicht beeindruckt aus. Sie lehnte sich vor, um ihm die Brille wieder auf die Nase zu setzen und erstarrte. „Was ist das auf deiner Stirn?"

Harrys Hand schnellte vor seine Narbe. „Oh, das ist –"

„Du bist Harry Potter! Ich habe alles über dich gelesen!", rief Hermine. Neville starrte ihn an, aber Draco sah verletzt aus.

„Warum hast du nicht gesagt, wer du bist, als wir uns in der Winkelgasse getroffen haben?", wollte Draco wütend wissen.

„Hab ich doch! Wir haben uns doch sogar die Hand gegeben!", protestierte Harry.

„Ja, aber du hast nie gesagt, dass du Harry Potter bist!", murrte Draco während Hermine und Neville sie beobachteten.

„Klar und zwar darum!", erwiderte Harry. „Ihr drei starrt mich an als ob ich ein Freak bin, glaubst du, ich will das? Pass auf, Hermine, du hast gesagt, du warst überrascht als du herausgefunden hast, dass du eine Hexe bist? Was wäre damit herauszufinden, dass du nicht nur magisch begabt, sondern auch berühmt bist? Ich bin nichts von dem hier gewöhnt. Ich kann mich nicht mal an den Grund dafür erinnern, dass ich berühmt bin. Also könnt ihr alle bitte aufhören mich so anzuschauen und wieder normal werden?"

Die anderen nickten und rutschten auf ihren Plätzen herum. Die Gruppe schien in betretenes Schweigen zu fallen als sich die Tür öffnete.

„Irgendetwas zu essen, ihr Lieben?", fragte eine rundliche Hexe.

Die nächsten Minuten waren damit gefüllt, dass die vier aussuchten, was sie haben wollten. Überwältigt von den Auswahlmöglichkeiten und glücklich darüber, zum ersten Mal Geld zu haben, bestellte sich Harry eines von jedem. Auf die ungläubigen Blicke der anderen hin erklärte er: „Ich, äh, ich hab zuhause nie viele Süßigkeiten bekommen. Und die hier sind alle super!" Hermine nickte zustimmend, aber Draco und Neville sahen überrascht aus.

„Sie sind nicht so gut", sagte Draco, einen Schokofrosch mampfend. „Schau, sie haben noch nicht mal die neusten Schokofrosch-Karten. Noch ein Dumbledore." Er warf die Karte auf den Platz zwischen sich und Harry. Neugierig hob Harry die Karte auf und las die Beschreibung auf der Rückseite.

„Also, wenigstens unser Schulleiter sieht ziemlich cool aus", sagte Harry. „Ich frage mich, wie der Rest der Lehrer sein wird. Weißt du das?" Er drehte sich zu Draco.

Der Rest der Reise verlief angenehm und ohne weitere Verlegenheiten. Harry und Hermine löcherten Draco und Neville mit Fragen über Hogwarts. Draco war ganz in seinem Element, ihnen Sachen zu erklären und ab und zu meldete sich Neville mit eigenen Informationen zu Wort. Als sie sich ihre Schulroben anzogen, fühlte sich Harry gut auf die neue Schule vorbereitet.

Als der Zug die Station in Hogsmeade erreichte, winkte Harry Hagrid zu während dieser alle Erstklässler zu den Booten führte, die sie nach Hogwarts bringen würden. Harry, Draco, Hermine und Neville teilten sich ein Boot, aber sie sprachen nicht viel während sie zusahen, wie das Schloss vor ihnen langsam immer größer wurde. Sie blieben zusammen während sie sie die Treppen hochstiegen und Draco ignorierte die Rufe von zwei bulligen Jungen, von denen Harry annahm, sie seien die unglücklichen Crabbe und Goyle.

Am Haupteingang übergab Hagrid sie an die ernst aussehende Professor McGonagall. Sie gab ihnen eine kurze Erklärung der Schulhäuser und der Zuordnungszeremonie, bevor sie sie für einige Minuten alleine lies.

Harry hörte einigen der Gespräche um ihm herum zu und lächelte als er sich zu Draco umdrehte. „Ich bin froh, dass du mit uns im Zug gesessen hast. Hättest du uns nicht gesagt, was die Zuordnungszeremonie ist, würde ich vielleicht genauso ausflippen wie die Leute hier. Hast du gehört, wie der eine Junge darüber sprach, dass wir mit einem Troll ringen müssten?", flüsterte er.

Draco kicherte als Antwort. „Die Moral von der Geschichte, Harry, ist, dass du immer auf mich hören solltest, weil ich immer Recht habe."

„Blödmann."

„Trottel."

Harrys Antwort wurde von den Schreien einiger Schüler überdeckt. Erschreckt schaute Harry sich um und sah einige Geister über den Köpfen der Menge fliegen. „Du hast mir nie gesagt, dass es hier Geister gibt!"

„Hast du Angst, Harry?"

„Nein! Ich bin nur… Überrascht."

„Tja, ich konnte ja nicht zulassen, dass du schon alles wusstest, oder?", fragte Draco. „Wenn ich das gemacht hätte, würdest du dich mit mir langweilen und weglaufen."

Harry versuchte gerade einen Weg herauszufinden, der nicht erbärmlich klang, um Draco zu sagen, dass er nicht dachte, jemals von ihm gelangweilt zu sein, als McGonagall zurückkam, um sie ihn die Große Halle zu führen. Harry konnte nicht verhindern, dass sein Mund offen fiel als er den riesigen Raum wahrnahm. Hunderte Schüler saßen bereits an vier langen Tischen und sie alle starrten die Erstklässler an, als sie zum vorderen Bereich des Raumes gingen. Der gesamte Raum war von Kerzen beleuchtet, die über den Tischen schwebten, direkt unter der Decke, die aussah wie der Nachthimmel.

Hermine sah ihn herumschauen. „Sie ist verzaubert, so dass sie wie der Himmel draußen aussieht. Ich habe darüber in der Geschichte Hogwarts' gelesen."

Die Erstklässler drängten sich nervös zusammen, als McGonagall sie zu der freien Fläche im vorderen Teil des Raumes trieb. Die Haustische endeten hier kurz vor einer Plattform, auf der der Lehrertisch stand. Vor diese Plattform platzierte McGonagall einen Stuhl und einen alten, geflickten Hut. Die gesamte Halle verstummte, als der Sprechende Hut einen Riss an seiner Krempe öffnete und über die vier Häuser sang. Als er fertig war, begann McGonagall damit, die Erstklässler alphabetisch aufzurufen. Einer nach dem anderen gingen die Aufgerufenen zu dem Stuhl und bekamen den Hut auf den Kopf gesetzt.

„Granger, Hermine!" Harry klopfte ihr auf die Schulter, als sie sich aufrichtete und zu dem Stuhl marschierte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Harry gesehen, dass einige Leute sich kaum hinsetzten bevor sie zugeordnet wurden, es bei anderen aber länger dauerte. Hermine saß fast fünf Minuten auf dem Stuhl bevor der Hut „GRYFFINDOR!" brüllte. Auf dem Weg zum Gryffindortisch warf sie Harry ein erleichtertes Lächeln zu. Laut applaudierend drehte Harry sich zu Draco und Neville um. Draco lächelte selbstzufrieden zurück, aber Neville sah ihn nur mit großen Augen an. Als er an der Reihe war, drehte Neville sich hilfesuchend zu Harry um.

„Es wird schon werden", sagte er und klopfte Neville auf die Schulter. Er stolperte zu dem Stuhl, wo fast so lange brauchte wie Hermine. Schließlich schickte ihn der Hut auch nach Gryffindor und er setzte sich neben Hermine.

Als Draco aufgerufen wurde, drehte er sich zu Harry. „Ich seh dich auf der anderen Seite", sagte er bevor er zu dem Stuhl hochging. Er hatte den Hut kaum auf seinen Kopf gesetzt als er schon „SLYTHERIN!" rief. Draco lächelte Harry selbstgefällig zu und schlenderte zum Slytherintisch. Harry bemerkte, dass er sich bewusst neben die Erstklässlerinnen setzte, um Crabbe und Goyle, die auch nach Slytherin gekommen waren, zu vermeiden.

Jetzt, da er allein mit Fremden war, warte Harry nervös darauf, dass sein Name aufgerufen wurde. Als es soweit war, ging er inmitten eines raunenden Meeres von „Harry Potter!" schnell zum Hut. Um nicht die Schülermenge anschauen zu müssen, viele waren aufgestanden, um besser sehen zu können, warf Harry einen Blick auf den Lehrertisch. Das letzte, was er sah, bevor ihm der Hut über die Augen rutschte, war das ernste Gesicht eines schwarzhaarigen Lehrers, der ihn anstarrte.

Mit dem Hut über seinen Augen wartete Harry erwartungsvoll. Der Hut begann, in sein Ohr zu sprechen.

„Hmm, schwierig. Sehr schwierig. Viel Mut, sehe ich. Auch kein schlechter Verstand. Da ist Talent, du liebe Zeit, ja – und ein Drang, dich selbst zu beweisen, also, das ist interessant… Also, wo soll ich dich hinstecken?"

„Slytherin oder Gryffindor, Slytherin oder Gryffindor", dachte Harry.

„Aber ja, das ist, was ich eh vorhatte… Du würdest in beiden Häusern erfolgreich sein, das stimmt. Hmm. Mutig wie du bist, ich glaube dir würde Slytherin guttun…" Harry erschreckte, als der Hut kicherte. „Ja, selten wie das ist, in dem Fall wirst du besser eine Schlange… SLYTHERIN!"

Harry blinzelte ins Licht als der Hut von seinem Kopf gezogen wurde und ging zum Slytherintisch. Er gab sein bestes, die Schüler zu ignorieren, die sich streckten, um ihn zu sehen und rutschte neben einen grinsenden Draco auf die Bank.

„Ich wusste, du schaffst es", sagte Draco.

„Wusstest du? Der Hut nicht. Es sah so aus, als wär er unentschieden zwischen hier und Gryffindor", antwortete Harry.

Draco lachte nur. „Ooh, ein großer mutiger Löwe in Slytherin? Dieses Jahr wird lustig!"

Harry lachte über Draco als ein großer, schwarzer Junge neben Harry auf die Bank rutschte. Die Zuordnungszeremonie war vorbei und nachdem sie über Dumbledores merkwürdige Rede gelacht hatten, stellten sich die Erstklässler gegenseitig vor. Neben Harry und Draco waren das Blaise Zabini, der letzte Schüler, der sortiert wurde; Theodore Nott, ein ruhiger, dünner Junge, der glücklicher war, zuzuhören als zu sprechen; Crabbe und Goyle, die nur grummelten, ihre Namen seien Vince und Greg, bevor sie sich auf das gerade erschienene Essen stürzten; Pansy Parkinson, ein stupsnasiges Mädchen, die sich selbst als Sprecherin der Erstklässler-Mädchen sah; Tracey Davis, ein kleines, asiatisches Mädchen mit Brille; Daphne Greengras, ein schlankes Mädchen, die nicht aufhörte, mit Hilfe ihres Spiegelbildes auf einem Trinkglas ihre Haare zu glätten; und Millicent Bulstrode, die alle außer Vince und Greg überragte. Draco schien Pansy, Blaise und Theodore schon zu kennen, allerdings wollte er seine Bekanntschaft mit Vince oder Greg immer noch nicht zeigen. Harry entschied, ihn später nach ihnen zu fragen.

Harry schaute sich interessiert in der Halle um, bei der bloßen Magie des Ortes überwältigt. Das Essen vor ihm war aus dem Nichts erschienen und er stürzte sich gierig darauf, glücklich darüber, einmal genug zu essen zu haben. Hier und da schwebten Geister umher, über und durch die Schüler; ein hagerer Geist mit schweren Ketten schwebte eine Weile hinter Harry und stellte sich selbst als der Blutige Baron und Hausgeist von Slytherin vor. Wenn Harry nicht schon entschlossen gewesen wäre, gut in der Schule zu sein, wäre er es nach der Warnung des Blutigen Barons geworden, dass er von ihnen erwartete, den Hauspokal das siebte Jahr in Folge zu behalten.

Harry starrte die anderen Schüler an und winkte Hermine zu, als sie ihm vom Gryffindortisch aus zuwinkte.

„Hast du grade einem Gryffindor zugewinkt?", wollte Pansy wissen.

„Äh, ja?" Harry war von ihrer Reaktion irritiert, aber Draco verdrehte nur die Augen.

„Wir haben sie im Zug getroffen, Pansy. Sie sind… in Ordnung."

„Sie sind Gryffindors", sagte Pansy vernichtend. „Ihr ganzes Haus ist sowas wie der Todfeind von unserem!"

Draco lachte darüber. „Pansy, glaubst du das wirklich? Gryffindors? Sicher, sie stürmen in Sachen, ohne sich erst darum zu bemühen, sie zu verstehen, aber sie sind harmlos. Sie sind wie… wilde Welpen: Jeder Slytherin, der etwas taugt, kann sie ihrem eigenen Schwanz hinterher jagen lassen, um sie dann loszuschicken, ihre eigenen Spielsachen zu zerstören."

Sogar Pansy lachte mit, trotzdem fühlte Harry sich schuldig, als er an Hermine und Neville dachte.

„Draco Malfoy, Verteidiger der einfältigen Gryffindors", näselte Blaise. „Ich nehme an, als nächstes erzählst du uns, dass Hufflepuffs einen Sinn haben?"

„Natürlich haben Hufflepuffs einen Sinn", antwortete Draco. „Jemand muss doch der letzte beim Hauspokal sein."

„Was ist so schlecht an den Hufflepuffs?", fragte Harry, als die anderen wieder lachten.

„Hast du dem Hut bei seinem Lied nicht zugehört?", fragte Pansy kichernd. „Gryffindors sind mutig, Ravenclaws sind schlau, Slytherins sind einfallsreich und Hufflepuffs arbeiten hart? Das bedeutet doch nur, dass sie ihren Mangel an natürlichem Talent ausgleichen müssen."

Harry lachte mit den anderen, aber ignorierte die Unterhaltung danach. Er mochte es nicht, sich über Leute lustig zu machen, die er noch nie getroffen hatte, und außerdem wusste er nicht genug über die Stereotype über die Häuser, um selbst etwas beizutragen. Stattdessen schaute er zum Lehrertisch, wo ihm der schwarzhaarige Lehrer ins Auge fiel, den er vorher schon bemerkt hatte.

Er lächelte immer noch nicht, aber schaute Harry an, als ob er ein unerwartetes Rätsel wäre. Ganz in schwarz gekleidet, war er eine imposante Figur, besonders im Vergleich mit dem Lehrer mit Turban neben ihm. Harry versuchte anhand von Dracos Beschreibungen herauszufinden, wer er war, als urplötzlich ein jäher Schmerz durch seine blitzförmige Narbe fuhr.

„Au!" Er hielt sich eine Hand an die Stirn, während er sich wegdrehte.

„Was ist los?", fragte Draco.

Harry sah sich um, aber keiner ihrer Klassenkameraden hatte etwas mitbekommen; sie waren alle damit beschäftigt, einem Vertrauensschüler dabei zuzusehen, wie er versuchte, Vince und Greg beizubringen, wie man Besteck richtig hält.

„Meine Narbe tat weh. Das ist komisch, das war, als dieser Lehrer ganz in schwarz mich angeschaut hat", murmelte er. „Weißt du, wer er ist?"

„Na klar, das ist Professor Snape. Du weißt schon, Lehrer für Zaubertränke und –"

„ – Hauslehrer von Slytherin", unterbrach Harry mit flauem Gefühl. Nicht nur, dass Snape Harry anscheinend nicht sehr mochte, die Narbe hinterließ ein unheilvolles Gefühl. Sicherlich bedeutete es nichts Gutes für Harry, dass dieser Mann sein Hauslehrer war.

Anscheinend wusste Draco, was Harry dachte, denn er lächelte ihm beruhigend zu. „Es ist nur ein Zufall, Harry, stell dich nicht so an. Ehrlich, warum sollte Snape dich verfluchen?"

„Ja, du hast wahrscheinlich recht", sagte Harry, entschlossen, sich keine Sorgen zu machen. Schließlich hatte er vorher nicht gewusst, dass seine Narbe Überrest eines Fluchs waren. Vielleicht war so etwas in der magischen Welt ganz gewöhnlich.

Der Rest des Fests verging schnell und bald stellten sich die beiden Slytherin-Vertrauensschüler den Erstklässlern vor. Gemma Farley war eine freundliche Rothaarige, die als Treiber für die Quidditch-Mannschaft spielte, und sie ermutigte jeden, der Heimweh hatte oder sich verloren fühlte, zu ihr zu kommen. Reed Hawthorn, andererseits, war ein streng aussehender Junge, der nicht einmal lächelte, als er sie schroff aufforderte, ihm zu folgen. Sobald er sich umgedreht hatte, streckte Gemma ihm die Zunge raus, und brachte Harry zum Kichern.

Harry lief mit den anderen los, als Gemma ihn zur Seite zog und die anderen überholen lies.

„Hi, Harry. Ich wollte vor den andern nichts sagen, aber du bist bei Muggeln aufgewachsen, oder?" Sie lächelte ihm zu.

„Äh, ja", antwortete er.

Sie starrte die anderen Slytherin einen Moment lang an, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zuwandte. „Also, ich weiß, in die magische Welt zu kommen wird dich ein bisschen verwundern. Der Ruf von Slytherin… Also, die meisten im Haus sind reinblütig, weißt du. Der Rest deines Jahrgangs ist es auf jeden Fall. Also wenn dich irgendjemand dafür drangsaliert, dass du bei Muggeln aufgewachsen bist, oder wenn du sonst irgendwelche Fragen hast, frag mich einfach. Ich bin Halbblut und ich weiß, wie unterschiedlich diese Welt von der der Muggel sein kann."

„Okay, sicher. Danke."

„Reed ist dafür nicht wirklich der beste Ansprechpartner, da er ein Reinblut ist und ein ziemlicher Trottel. Es wäre auch gut, mit Professor Snape zu sprechen."

„Professor Snape?", fragte Harry.

„Ja, er ist unser Hauslehrer. Er sieht Furcht erregend aus – also, er ist Furcht erregend, um ehrlich zu sein – aber normalerweise hat er gute Ratschläge. Er ist sehr fürsorglich seinen Slytherins gegenüber. Zumindest denen gegenüber, die in seinem Klassenzimmer nichts explodieren lassen!" Harry lachte matt, aber im Stillen dachte er, dass er viel lieber Gemma als Snape um Hilfe bitten würde. Sie stiegen eine kurze Treppe hinab und holten die anderen ein, die vor einem leeren Wandstück versammelt waren.

„Endlich auch geschafft? Gut. Das Passwort diese Woche ist ‚Merlin'." Als Reed das Passwort sagte, verwandelte sich ein Teil der Steinwand in eine Tür und schwang auf. „Das Passwort ändert sich alle zwei Wochen und wird auf dem schwarzen Brett dort ausgehängt. Sagt es keinem aus einem anderen Haus und ladet niemanden aus einem anderen Haus hierher ein, verstanden? Jetzt, Mädchen, folgt Gemma zu euerm Schlafsaal. Jungs, mir nach."

Reed führte sie durch einen hohen Raum. Große Fenster ließen grünliches Licht herein, was von im Raum verteilten grünen Lampen unterstützt wurde. Ein großer Kamin beheizte den Raum und dunkle Ledersofas waren um niedrige Tische verteilt. Es gab Gruppen von Tischen, die derzeit unbenutzt waren; die meisten Schüler im Raum unterhielten sich immer noch aufgeregt mit ihren Freunden. An den Wänden hingen alt aussehende Tapeten und es gab dunkle Regale, in denen alle möglichen Arten von prunkvollen Artefakten ausgestellt waren.

In einem dunklen Flur schob Reed eine mit Erstklässler markierte Tür auf und wartete, dass sie alle hinein strömten. Sechs Himmelbetten mit grünen Vorhängen und grün-silbernen Decken standen an den Seitenwänden aufgereiht, jedes mit einem schönen dunklen Holznachttisch und Kleiderschrank. Silberne Lampen hingen von der Decke. An der Wand gegenüber der Tür waren zwei hohe Fenster und bei näherem Hinsehen stellte Harry fest, dass sie den Blick in den See freigaben. An jeder Wand waren zwei kleine Kamine angezündet.

„Eure Sachen wurden hergebracht; falls ihr eine Eule habt, wurde sie in die Eulerei gebracht. Das Bad ist am Ende des Flures. Morgen beim Frühstück werdet ihr eure Stundenpläne bekommen. Es gibt keine feste Schlafenszeit, solange ihr zum Frühstück wach seid, aber niemand darf nach 21 Uhr den Kerker verlassen. Ich verlasse mich darauf, dass ihr das alle hinbekommt."

Sobald Reed die Tür hinter ihm geschlossen hatte, gab es ein wildes Gerangel um die Betten. Draco steuerte direkt auf eines bei den Fenstern zu und Harry nahm das ihm Gegenüberliegende, Theo neben Harry und Blaise neben Draco. Als Vince und Greg sich um eines der verbleibenden Betten rauften, ließ Harry sich glücklich auf seins fallen. Vom Festmahl gefüllt, nahm er sich einen Moment, um an die Ereignisse eines der besten Tage seines Lebens zurückzudenken, bis ein kratzendes Geräusch seine Aufmerksamkeit erregte. Als er zu ihm herüberschaute, sah er Draco mit einem kurzen Messer in der Hand unter seinem Bett hervorkommen.

„Was hast du da unten gemacht?", lachte Harry.

„Meinen Namen in den Boden geschnitzt, natürlich", antwortete Draco. „Es ist eine Tradition in Hogwarts oder jedenfalls eine Slytherin-Tradition. Jeder Schüler fügt seinen Namen am Ende der Liste am Boden des Bettes hinzu. Ich hab das Bett, das mein Vater hatte, als er hier war. Ich glaube, ich hab auch den Namen von meinem Großvater gesehen, aber bei den älteren Namen ist das etwas schwierig festzustellen."

„Kann ich mir dein Messer ausleihen? Das klingt cool", grinste Harry. Seinen Namen in sein Bett einzuschnitzen, selbst wenn er es nicht sehen konnte, würde ihn noch mehr davon überzeugen, dass etwas ihm gehörte.

Mit dem Messer von Draco glitt er unter sein Bett. Nachdem sich seine Augen umgewöhnt hatten, konnte er sehen, dass Draco Recht hatte. Hunderte Namen waren ins Holz geschnitzt, die ältesten am Kopf des Bettes, die neueren bis etwa dreiviertel des Weges nach unten. Er wunderte sich kurz, was wohl passierte, wenn die ganze Fläche gefüllt wäre, und begann damit, seinen Namen ans Ende der Liste zu setzen. Er bemerkte, dass viele der anderen Jungen kleine Bilder neben ihre Namen gemalt hatten; die meisten davon Schlangen, stellte er mit einem Grinsen fest. Er überlegte, ob er auch eins malen sollte, bevor einer Eingebung folgend einen Blitz malte.

Als er herauskroch, gab er das Messer an Theo weiter. Während die anderen Jungen ihre Namen ergänzten, zog sich Harry seinen Schlafanzug an und ging ins Bett. Er legte seinen Zauberstab und seine Brille auf seinen Nachttisch und zog die Vorhänge zu.

„Nacht, Harry."

„Nacht, Draco."