Story: Don't get me wrong

genehmigte Übersetzung, Originalautor: Bleddyn

Link zum Original: s/9223274/1/Don-t-Get-Me-Wrong

Rating: P16

Genre: Romanze, Humor

Wörter: ca 30.000

gebetat von FlyingLeaf – Danke!


Kapitel 1.1

Hermione sah sich voller Neugier im belebten Hörsaal um. Die Freitagabendpräsentation von „Zurück zum Anfang: Grundlegende Tränke neu überdacht" hatte auf jeden Fall ein gemischtes Publikum angezogen und sie erkannte sowohl einige Kollegen vom Ministerium als auch Altersgenossen aus ihrer Zeit in Hogwarts. Auf der anderen Seite des Raumes hob Percy Weasley grüßend eine Hand und sie war sich ziemlich sicher, Padma Patils Haar einige Reihen weiter vorn schimmern zu sehen.

„Hermione, meine Liebe!"

Hermione drehte sich auf ihrem Sitz um und sah Pomona Sprout durch die Reihe kommen. Sie murmelte Entschuldigungen während sie sich an den Leuten vorbeizwängte und auf Zehen trat. Hermione rückte auf der Bank zur Seite, um eine Lücke für die stämmige Hexe zu machen, die sich mit einem dankbaren Lächeln auf den Platz fallen ließ. Sie ergriff Hermiones Hand mit ihren beiden Händen und schüttelte sie erfreut.

„Wie schön, Sie hier zu sehen!"

Hermione lächelte zurück. „Es ist auch gut, Sie zu sehen, Professor. Geht es Ihnen gut?"

„Ich bin fit wie ein Turnschuh, meine Liebe, fit wie ein Turnschuh. Und nennen Sie mich bitte Pomona. Ich bin nicht mehr Ihr Lehrer seit wie lange? Fünf Jahren?"

„Acht, sogar. Die Zeit rennt!" Hermione verzog ihr Gesicht ein wenig.

„Guter Gott, ist es wirklich schon so lange her? Also, sag mir, hast du bereits einen Ersatz für Mr Weasley gefunden?"

Hermione lachte über Sprouts plötzliche Neugier. „Ich bin glücklicher Single im Moment. Es ist gut, dass ich meine ganze Aufmerksamkeit meiner Arbeit widmen kann."

Pomona besah sich Hermiones Gesicht genauer. „Du siehst ein wenig angeschlagen aus, Liebes, wenn ich das sagen darf. Nicht genug frische Luft, wette ich. Hmm?"

Hermione schüttelte kurz den Kopf. „Es geht mir gut. Ich gestehe, dass ab und zu eine Woche vergeht, in der ich keinen Fuß nach draußen von meinem Büro oder meinem Haus setze, aber das ist eine der Freuden des Flohnetzwerks, besonders zu dieser Jahreszeit."

Sprout schnaubte. „Unsinn, Mädchen. Es gibt nichts Besseres als eine gute Herbstbrise, um Geist und Seele in guter Verfassung zu halten. Und ich sage immer, der einzige Ersatz für einen Mann zwischen deinen Schenkeln ist ein Spaten in deinen Händen. Komm und besuche mich demnächst in Hogwarts – wir werden eine oder zwei gute Stunden im Garten arbeiten. Das wird wieder etwas Farbe auf deine Wangen bringen."

Hermione lächelte. „Ich werde vielleicht darauf zurückkommen. Danke."

Sprout nickte entschieden mit dem Kopf, so dass ihr spitzer Hut wackelte. Hermione stellte fest, dass es einer ihrer besseren, ungeflickten Exemplare war. Es war wohl ein besonderer Anlass.

„Also, interessierst du dich für Tränke, Pomona?", fragte sie.

„Nun, offensichtlich kreuzen sich Pflanzen- und Tränkekunde in vielen Bereichen. Aber ich bin eigentlich wegen meines persönlichen Interesses am Dozenten hier." Sprout grinste sie verschwörerisch an.

„Wirklich?", sagte Hermione ein wenig aufgeregt. „Wer ist es? Ich habe versucht, es zu erraten. Aber ich denke, es ist unwahrscheinlich, dass Horace Slughorn seinen bequemen Ruhestand aufgegeben hat, und es würde mich überraschen, wenn Blaise lange genug unterrichtet hätte, um tatsächlich einige neue Ideen zu entwickeln. Und offenbar hat seit Jahren niemand etwas von Professor Snape gehört oder gesehen. Auch in der Abteilung für Neue Tränke hat niemand eine Idee, wer es sein könnte."

Sprout schüttelte ihren Kopf. „Oh nein! Ich habe Verschwiegenheit geschworen. Und ich würde es hassen, die Überraschung zu verderben." Ihre Augen glitzerten übermütig, was Hermione noch neugieriger machte.

In diesem Moment gab es plötzlich Aufregung im vorderen Bereich des Hörsaals und Stille breitete sich nach für nach aus, als alle Augen sich auf das Podium richteten, wo eine junge Frau mit langem lockigen Haar ihren Platz am Rednerpult eingenommen hatte. Sie lächelte ihnen zu als das Licht gedämmt wurde, so dass nur noch das Podium beleuchtet war und die Bühne hinter ihr dunkel blieb.

„Meine Damen und Herren, mein Name ist Penelope Clearwater und ich habe das große Vergnügen, sie im Namen von Pegasus Publishing willkommen zu heißen.

Wie Sie alle ohne Zweifel wissen, war Arsenius Bunsens zukunftsweisendes Werk Zaubertränke und Zauberbräue die Grundlage der Wahl für Tränke in Hogwarts und im häuslichen Bereich für die letzten sechsundreißig Jahre. Wie dem auch sei, wir von Pegasus hielten die Zeit für reif, dieses Buch zu revidieren, um neue Entwicklungen und beste Praktiken des Bereichs wiederzugeben. Wir hatten das unglaubliche Glück, uns die Dienste des fähigsten Tränkebrauers zu sichern, um die Revision durchzuführen. Das Ergebnis, Zaubertränke und Zauberbräue: Eine Neudarstellung, wird ab Montag exklusiv bei Flourish and Blotts zu kaufen sein, und wird ab September nächsten Jahres der Lehrtext für die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei sein.

Wir fühlen uns geehrt, dass zum Start der bahnbrechenden Publikation der Autor sich einverstanden erklärt hat, eine praktische Demonstration einige der bemerkenswerteren Verbesserungen, die er an unseren meistgeliebten und meistbenutzten grundlegenden Trankrezepten durchgeführt hat, zu zeigen.

Ohne weitere Umstände präsentiere ich Ihnen den ehemaligen Professor für Tränkekunde der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei – Severus Snape."

Der Saal brummte vor plötzlicher geflüsterter Überraschung über diese Ankündigung, doch die Geräusche verstummten so schnell wie sie gekommen waren, als die Lichter auf der Bühne langsam heller wurden und eine vollkommen unverwechselbare Silhouette in den Kulissen sichtbar wurde. Hermione warf einen Blick zu Sprout, die sehr gerade mit verschränkten Händen in ihrem Schoß und einem Ausdruck purer Freude auf ihrem Gesicht neben ihr saß.

Ihren Blick fangend, murmelte sie: „Ich bin so froh, dass er das gemacht hat. Genau was er braucht."

Während sie sich fragte, was genau Sprout damit meinte, richtete Hermione ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Person an der Stirnseite des Raumes. Die Lichter auf der Bühne waren nun vollkommen hell und sie lachte beinahe über die unpassende Vertrautheit der Szene. Severus Snape stand hinter einem hölzernen Labortisch; vor ihm dampfte ein Kessel leicht. Er trug seine gewohnten schwarzen Roben und sein schulterlanges Haar hing wie Vorhänge herab, die sein kantiges, unfreundliches Gesicht einrahmten. Er fixierte das Publikum mit einem kalten Starren und Hermione vermutete, dass volle drei Viertel der versammelten Menge sich plötzlich wie eingeschüchterte Elfjährige fühlten.

„Guten Abend…Klasse." Er sprach leise, wie immer brauchte seine Stimme keine große Lautstärke, um seine Zuhörer zu erreichen.

„Vor kurzem wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich, obwohl ich mehr Jahre als ich mich erinnern möchte damit verbracht habe, sanft junge Köpfe auf Hogwarts zu lehren, immer eher unwillig war, viel meines Wissens der subtilen Kunst des Tränkebrauens weiterzugeben. Es stimmt, dass ich damit zufrieden war, meine Schüler nur den Anweisungen der verschiedenen bekannten Fachbüchern und Lehrplänen folgen zu lassen, und dass ich sie nicht ermutigt habe, Verbesserungen einzubringen, die ich für meinen eigenen Gebrauch entwickelt hatte. Dies lag an meiner Einschätzung, dass die übergroße Mehrheit der Schüler kaum in der Lage war, die simpelsten Befehle der Bücher zu befolgen, und dass jegliche Art von Improvisation oder Komplikation dazu geführt hätte, noch mehr Explosionen und Kesselschmelzungen zu verursachen als gewöhnlich.

Wie dem auch sei, ich bin überzeugt worden, dass ein Erneuern und Verbessern der Lehrbuchanweisungen eine neue Generation mit einem stabileren Fundament in Bezug auf die grundlegenden Rezepturen ausstatten würde. Da ich nicht länger unterrichte, ist es nicht mein Problem, wenn dieses Projekt dazu führt, dass Hogwarts' Kerker in einer gigantischen Explosion verschwinden. Wenn dieser Fall eintritt, werde ich mich darauf beschränken, zu sagen ‚Ich hatte es euch gesagt'."

An dieser Stelle gab es einige gedämpfte Lacher aus dem Publikum, und auf Snapes Gesicht erschien ein kurzes Lächeln.

„Auf der anderen Seite sollte man hoffen, dass Sie, die Sie heute Abend anwesend sind, mehr als ein gewöhnliches Level an Interesse an und Kompetenz im Zubereiten von Tränken haben, sonst wären Sie nicht hier. Bevor ich also mit meiner Demonstration beginne, muss ich ehrlich sagen, dass das, was Sie sehen werden, Verfeinerungen und Anpassungen sind, die für mich perfekt funktionieren, doch wenn Sie sie in ihrem eigenen Labor anwenden, tun Sie das vollkommen auf eigenes Risiko.

Ich werde mit etwas beginnen, das Sie alle im Alter von elf Jahren zu brauen gelernt haben sollten – einem Vergesslichkeitstrank. Der Inhalt des Kessels vor mir befindet sich in halbfertigem Zustand, in dem, wie ich mir sicher bin, dass Sie sich erinnern, Rosmarin, Käferaugen und Agavenextrakt seit einer Stunde gemeinsam köcheln. Jetzt verlangt das Standartrezept die Hinzugabe von zehn Tropfen Schlangengift, bevor alles wieder für eine Stunde unter Rühren gekocht werden muss, bis sich der Dampf lila färbt. Gibt man jedoch zur selben Zeit wie das Gift ein Lorbeerblatt hinzu…"

An dieser Stelle unterbrach er, um die Zutaten in den Kessel zu geben und zweimal mit einem Glasstab umzurühren. Ein leises Keuchen ging vom Publikum aus, als der Dampf der köchelnden Flüssigkeit sofort in einem lila Farbton schimmerte.

„Wie Sie sehen können fungiert der Lorbeer als ein Katalysator und halbiert die Zeit des Brauprozesses. Der Trank ist jetzt gebrauchsfertig. Also, wenn jemand von Ihnen etwas vergessen möchte, kommen Sie nach der Vorlesung zu mir."

Dieses Mal gab es vermehrtes Kichern vom Publikum, was Snape mit einer leichten Neigung seines Kopfes quittierte. „Und nun mache ich weiter mit einer einfachen Schwelllösung."

In den folgenden neunzig Minuten demonstrierte Snape nach Hermiones Einschätzung Verbesserungen von mindestens der Hälfte der Vorgehensweisen aus Zaubertränke und Zauberbräue. Einige der Modifikationen waren nur Anpassungen der Verhältnisse der Inhaltsstoffe, während andere zusätzliche Zutaten oder Veränderungen der Temperatur oder Rührtechniken darstellten. Die Ergebnisse reichten von der Behebung von Nebeneffekten und verbesserter Effizienz bis zu schnellerem Brauen. Snape arbeitete durchgehend mit seinem gewohnten Geschick und ökonomischen Bewegungen. Doch er gab auch fortlaufend Kommentare, die humorvoller und informativer waren als alles, was Hermione von ihm in der Schule gehört hatte. Sie konnte fühlen, dass das gesamte Publikum auf seine leichtere Hand reagierte; die Atmosphäre wurde entspannter und es gab immer mehr Gelächter und Applaus.

Die Vorlesung endete mit stehenden Ovationen des Publikums und einer ironischen Verbeugung Snapes. Penelope nahm kurzzeitig wieder ihren Platz am Lesepult ein, um alle einzuladen, noch „zu bleiben, um etwas zu trinken und zu knabbern und vielleicht ein kleines Gespräch mit unserem vielbeschäftigten Autor zu führen!"

Hermione drehte sich zu Sprout um, die breit grinsend ihre beiden Hände ergriff.

„Nun, meine Liebe, was denkst du? War er nicht wunderbar? Ich wusste, dass es richtig für ihn war, das zu tun. Minerva sagte, wir würden ihn niemals vor Publikum bekommen, aber ich habe ihr gesagt ‚Er macht es, nur damit ich still bin, und er wird großartig sein', und das hat er und das war er, nicht wahr?" Sie sah die jüngere Hexe erwartungsvoll an und Hermione lachte hilflos, vollkommen benebelt.

„Ja, Pomona, er war großartig. Es ist eine Schande, dass er uns vor Jahren nie auf diese Art unterrichtet hat, doch das wird nicht die leichteste Zeit für ihn gewesen sein, vorsichtig ausgedrückt. Also, würdest du jetzt bitte erklären, was hier vorgeht? Habe ich Recht, dass diese ganze Lehrbuch-Sache eine Idee von dir und Professor McGonagall ist?"

Pomona nickte energisch. „Natürlich war es das. Dieser dumme Mann hat sich all die Jahre über versteckt, was niemandem gut tut. Also bin ich hin und hab ihn aus seinem Loch ausgegraben und ihn mit Arbeit versorgt, an der er zufälligerweise gutes Geld verdient und die Pegasus einen hohen Profit gibt, vor allem weil Minerva versprochen hat, dass das Buch auf die Einkaufsliste der neuen Schüler kommt. Und hoffentlich wird das der Schubs, den er braucht, um wieder unter Leute zu kommen. Wenn wir gerade davon reden – wir müssen hin und ihm gratulieren."

Dann stand sie auf und begann, sich durch die Menge zu drücken, die sich langsam auf den Weg nach vorne zu den jetzt bereitgestellten Erfrischungen machte. Hermione, deren Hand noch immer von Sprout gehalten wurde, hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen.

„Ich denke nicht, dass Professor Snape wirklich mit mir sprechen möchte", protestierte sie schwach.

„Unsinn!", rief Sprout. „Du warst unter seinen besten Schülern."

„Das hieß nie, dass er mich mochte", antwortete Hermione.

„Oh, damals mochte er niemanden, meine Liebe. Du darfst das nicht persönlich nehmen. Ich habe das auch nicht. Und jetzt sind wir die besten Freunde."

Sie unterbrachen ihr beengtes Vorwärtskommen durch die Menge, als sie an den Tisch mit den Getränken stießen. Sprout rief zwei Gläser Wein herbei, gab eines an Hermione weiter und stürzte ihres dann in einem Schluck hinunter.

„Bah!", beschwerte sie sich mit einem Schaudern. „Die verdammten Herausgeber kaufen nie vernünftigen Wein."

Hermione nippte in weitaus damenhafterer Manier an ihrem Wein, doch sie musste hinsichtlich der Qualität zustimmen. Oder dem Mangel daran. Sie zuckte mit den Schultern und folgte Sprouts Beispiel, indem sie den Rest in einem Schluck trank. Wenn sie dazu gezwungen wurde, Severus Snape zum ersten Mal, nachdem sie ihn vor neun Jahren tot zurückgelassen hatte, zu begegnen, brauchte sie allen Mut, den sie bekommen konnte.

„Severus!", dröhnte Sprout, und Hermione drehte sich um, um besagten Mann direkt hinter sich stehen zu sehen. Sprout trat vor und schloss ihn in eine Umarmung. Ihr Kopf reichte kaum bis zu seiner Brust. Hermione war sich nicht sicher, ob sie überraschter war, dass Snape Sprouts Umarmung erwiderte, oder dass er ihr ein kurzes, ironisches Lächeln über den Hut der Hexe zuwarf. Er sah nach unten.

„Pomona", sagte er trocken. „So schön es ist, dich zu sehen, entferne bitte deine Hände von meinem Hintern."

Sprout trat zurück und sah mit vorgetäuschtem Schmollen zu ihm auf. „Aber, mein lieber Junge, dich zu betatschen ist eines der wenigen Vergnügen, die mir auf meine alten Tage noch geblieben sind." Sie drehte sich um und schenkte Hermione ein verruchtes Grinsen.

„Du solltest wirklich die Pobacken dieses Mannes befühlen, Liebes. Zwei Pflaumen im Tuch, mehr sage ich nicht."

Hermione fühlte, wie sie knallrot anlief. Wie zur Hölle sollte sie darauf antworten? Na dann los, Professor Snape, lassen Sie mich mal fühlen?

Glücklicherweise blieb ihr die Antwort erspart durch Snape selbst, der die Hand ausstreckte und ihre kurz schüttelte und sagte: „Miss Granger. Schön, Sie wiederzusehen. Seien Sie so nett und ignorieren Sie alle unangemessenen Kommentare meiner ehemaligen Kollegin hier. Ich würde es auf beginnende Senilität schieben, aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass sie schon immer – wie waren Minervas Worte? Ah, ja – ‚eine schamlose alte Dirne, die Anstand nicht erkennen würde, wenn er vor ihr erschiene, mit einer Flagge wedeln und Rumba tanzen würde' war."

Sprout lächelte fröhlich. „Du liebst mich wirklich, Severus. Und wenn ich nicht so gerne nackt auf deiner Türschwelle gestanden hätte, würdest du hier nicht lauter nette Galleonen verdienen, also beschwere dich nicht. Wie auch immer, Pub? Nachdem du dein bewundernden Zuhörer befriedigt hast, natürlich."

„Pub", antwortete Severus. „Und ich denke, meine Zuhörer haben mich wirklich genug für einen Tag bewundert. Ich hatte Miss Clearwater versprochen, dass ich hinterher zu den Drinks bleibe, aber ich habe nie darüber gesprochen, wie lange. Sie ist im Moment auf der anderen Seite des Raumes, also denke ich, dass jetzt ein guter Moment ist, unauffällig den Rückzug anzutreten. Geh vor."

„Also", begann Hermione, völlig fassungslos (Pomona nackt? Mit Snape?). „Ich verabschiede mich dann jetzt."

„Oh nein, das tust du nicht!", protestierte Sprout. „Du kommst mit uns, nicht wahr, Severus?"

Severus sah Hermione mit erhobener Augenbraue an. „Ich denke, das kommt auf Miss Granger an. Natürlich darf sie sich uns gerne anschließen, aber es wäre etwas unfair, auf ihrer Begleitung zu bestehen. Sie hat vielleicht etwas Interessanteres an einem Freitagabend zu tun, als ihn in der Gesellschaft von zwei ihrer alten Lehrer zu verbringen."

Hermione lachte. Ach, warum nicht? „Die Tatsache, dass ich mich entschieden habe, heute Abend bei einer Vorlesung über Tränke zu sein, sollte Ihnen erlauben, ihre eigenen Schlüsse über den aktuellen Zustand meines Soziallebens zu ziehen. Dieser Abend war bisher voller Überraschungen, also kann ich genauso gut beenden, was ich angefangen habe."

„Brillant!" Sprout klatschte kurz in die Hände. „Also, wo gehen wir hin? Kessel? Eberkopf?"

„Muggelbar", antwortete Severus. „Im Kessel werde ich angestarrt und wenn wir in den Eberkopf gehen, wirst du den Abend bloß damit verbringen, mit Aberforth zu flirten. Ich bin mir sicher, dass es in der Nähe einen schönen, ruhigen Muggelpub gibt, zu dem wir stattdessen gehen können."

„Sieh nicht mich an", sagte Sprout. „Ich habe keine Ahnung von Muggelpubs. Hermione?"

„Der Duke of York ist eigentlich direkt um die Ecke", sagte sie. „Da gehen Ministeriumsangestellte hin, wenn sie mal etwas anderes sehen möchten. Das Bier schmeckt großartig. Und die Stühle sind bequem. Und es gibt einen exzellenten Imbiss die Straße runter, wenn Sie später Hunger haben."

„Klingt ideal", sagte Severus und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln.

„Von mir aus gern", stimmte Sprout zu. „Ihr zwei bezahlt allerdings, denn ich habe überhaupt kein Muggelgeld dabei."

„Ich warne Sie lieber jetzt, Miss Granger, es könnte eine teure Nacht werden", bemerkte Severus, als sie sich auf den Weg ans Ende des Hörsaals machen. „Sprout säuft wie ein Grindeloh."

„Jep, das tu ich", stimmte Pomona fröhlich zu.

Ihr Fortgang wurde mehrmals unterbrochen, weil Leute Severus begrüßen wollten. Hermione beobachtete, wie er Nettigkeiten austauschte. Sein Benehmen war recht herzlich, aber seine Körpersprache war steif und abweisend. Pomona Sprout war offensichtlich ein spezieller Fall.

Schließlich konnten sie aus dem Saal in das kleine Atrium dahinter treten. Sie stoppten an der Vordertür.

„Zeit zum Umziehen, wenn wir Muggel sein wollen", sagte Sprout und ließ ihren Zauberstab an ihrem Körper herabschweifen, um ihre Roben in einen langen roten Wintermantel, dessen Kapuze ihr spitzer Hut gewesen war, zu verwandeln. Hermione wandte eine ähnliche Verwandlung auf ihren Umhang an, trug darunter jedoch schon Muggelkleidung.

Severus zielte mit seinem Zauberstab zuerst auf seinen Kopf und sein Haar wurde nach hinten gezogen, wo es von einem Lederband in seinem Nacken gehalten wurde.

„So ist es besser", seufzte er. „Ich hatte vergessen, wie verdammt schwierig es ist, mit offenen Haaren zu sehen. Ich verliere dabei meine ganze periphere Sicht."

Er schlüpfte zügig mit den Armen in das, was zum langen schwarzen Mantel geworden war, und unter dem Hermione ein schwarzes Hemd erspähen konnte.

„Und", fuhr er fort. „Ich hatte vergessen, wie schwer es ist, in diesen lächerlichen Roben zu brauen. Sie sehen vielleicht dramatisch aus, aber die Ärmel haben die Tendenz, in den Kessel zu fallen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand vorhin gesehen hat, dass ich beinahe meine Manschetten angesengt habe, oder?" Er sah die beiden Frauen fragend an.

„Hab nichts gesehen, Lieber", versicherte ihm Sprout. Sie grinste Hermione an. „Er sieht ziemlich natürlich darin aus, weißt du, er lebt ja in einem Muggeldorf."

Severus sah sie finster an, als er die Tür öffnete und sie hinaus in die kalte Oktobernacht führte.

„Na dann los!", rief Sprout vergnügt. „Bring uns zum Bier!" Sie hakte sich bei Hermione unter und wuselte neben ihr her, um mit den längeren Schritten der jüngeren Frau mitzuhalten. Hermione sah zurück und sah, dass Severus ihnen folgte, die Hände in den Taschen vergraben und mit hängenden Schultern. Er erinnerte sie an einen schmollenden Teenager, der hinter seinen peinlichen Eltern herlief. Sie lächelte vor sich hin.


AN: Diese Übersetzung ist ein „Zwischendurch-Projekt", an dem ich dann arbeite, wenn ich zu viel Zeit habe ;-)
Ich werde es natürlich auf jeden Fall fertigstellen, allerdings werde ich neue Kapitel nicht in einem regelmäßigen Rhythmus hochladen, sondern dann, wenn sie eben fertig sind.
Wie immer freue ich mich natürlich wahnsinnig über Reviews, aber ich weiß selbst, wie schwierig es sein kann, zu einer Übersetzung etwas zu schreiben…