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Chapter 5

„Rango? Rango?"

Eine besorgte Stimme hallte durch seinen Kopf, als käme sie aus weiter Ferne und verlor sich in einem schmerzenden Echo. Wie dröhnende Hammerschläge, pochte das Blut durch seinen Kopf, wurden aber mit jeder Sekunde schwächer.

Eine Hand klammerte sich um seine Hand. Aus dem Reflex heraus drückte er sie. Er stöhnte, als ihn ein stechender Schmerz durchzog. Dann ließen die Schmerzen langsam nach. Jemand griff nach seiner anderen Hand und tastete nach seinem Puls. Er vernahm Wörter, dann Sätze…

„Sein Puls ist wieder normal…"

Er stöhnte leise.

„Er kommt wieder zu sich."

Endlich schaffte er es seine Augen zu öffnen. Er erkannte zwei Figuren, die langsam Gestalt annahmen. Eine der Gestalten beugte sich zu ihm runter.

„Bohne…", wisperte er schwach.

Sanft legte die Wüstenechse ihre Finger auf seine Lippen. „Psst… Du darfst nicht so viel reden."

Rangos Blick wanderte zur Seite und erkannte jetzt neben Bohne die besorgte Miene des Arztes. Prüfend beugte sich Doc zu ihm runter.

„Scheint so, als wäre er auf dem Weg der Genesung."

Rango lächelte verschmitzt. Zumindest war er sich jetzt sicher, dass er nicht tot war. Er wollte sich aufrichten, doch Bohne drückte ihn sanft wieder zurück.

„Bleib liegen! Du musst dich schonen."

Doch Rango dachte gar nicht daran. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, setzte er sich auf und umarmte sie. Er wollte sie einfach an sich drücken. Obwohl, ihm sein ganzer Körper schmerzte, war alles sofort vergessen, als er ihre Nähe spürte.

Zuerst wollte Bohne ihn von sich schieben, aber dann genoss sie seine Umarmung.

„Du hast uns einen großen Schrecken eingejagt", murmelte sie leise und streichelte ihm sanft über seinen Rücken.

Rango genoss ihre Liebkosung. Allmählich lichtete sich der dichte Nebel in seinem Kopf und ließ seinen Verstand nach und nach wieder aufklaren.

Jetzt erkannte er, dass er sich in einem der Hotelzimmer befand.

„Aber wie bin ich hierher gekommen?", fragte er schließlich.

„Das wissen wir auch nicht", antwortete Doc etwas überrascht. „Wir dachten, Sie könnten uns diese Frage beantworten. Wir hatten heute Mittag Schüsse gehört. Als wir aus der Stadt rannten, um nachzusehen, lagen Sie, eine halbe Meile von der Stadt entfernt, ohnmächtig in der Wüste."

Rango stutzte. „Und Sie haben niemanden gesehen?"

„Nein, niemanden. Sie waren ganz allein."

Rango löste sich aus Bohnes Umarmung. War alles nur ein Traum gewesen?

Er krümmte sich, als ihn wieder ein Schmerz durch seinen Körper fuhr.

„Es wäre wohl das Beste, Sie legen sich wieder hin", sagte Doc. „Sie brauchen Ruhe."

Rango nickte und sank erschöpft zurück aufs Kissen. Doch dann fiel ihm was ein.

„Was ist mit der Wasserladung?"

„Die ist gut durchgekommen", beruhigte ihn Bohne schnell. „Das Wasser ist wohlbehalten im Dorf angekommen."

Rango seufzte erleichtert. Trotz seiner Schmerzen umspielte ein zufriedenes Lächeln seinen Mund. Der Trick hatte funktioniert. Zumindest fürs Erste.

„Ruh dich aus", sagte Bohne und strich ihm sanft übers Gesicht. „Versuch zu schlafen."

Zärtlich küsste sie ihn auf die Stirn. Dann verließen beide, mit leisen Schritten, den Raum.

Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, atmete Rango erleichtert auf. Ein Gefühl von Wohlbehagen und Geborgenheit umgab ihn. So sehr er auch vorgab der harte Typ zu sein, so war er immer wieder froh, die Sicherheit seiner Freunde spüren zu dürfen.

Er kuschelte sich in die Decke und drehte sich auf die Seite. Er zuckte zusammen. Irgendetwas piekste ihm. Zögernd langte er mit seiner Hand in die Hosenseite und zog etwas Trockenes heraus. Es war ein Blattstück. Er zerrieb es zwischen seinen Fingern.

Dann wusste er: Es war kein Traum gewesen!

Schweigend lauschte er in die Stille des Raumes. Aber wenn es kein Traum gewesen war…

Entgegen den Anweisungen des Arztes stand er auf und trat ans Fenster, das einen Spalt weit offen stand. Mühsam zog er es hoch und reckte seinen Kopf nach draußen. Die Sonne war fast hinterm Horizont verschwunden und kühlte das Land ab.

Rango richtete seinen Blick nach vorne in die Wüste, konnte aber niemanden entdecken. Und doch war er sich sicher, dass er da draußen, nicht weit entfernt vor der Stadt, lauerte und auf eine Nachricht wartete, um zu erfahren, ob er überlebt hatte.

Was war das Letzte, was er zu ihm gesagt hatte? Rango? Zum ersten Mal hatte Jake ihm bei seinem Namen genannt. Und kurz davor noch etwas, was ihm nicht mehr aus seinem Kopf ging.

„…Bruder!"

Bis jetzt hatte Jake diese Bezeichnung nur zum Spott verwendet. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte er Rango aus purer Abfälligkeit seinen Bruder genannt. Und zwar in einem so geringschätzigen Ton, als ob er nicht wüsste, was es hieß einen Bruder zu haben.

Aber Rango musste zugeben, dass es seine Schuld gewesen war, da er selber ihn als seinen Bruder bezeichnet hatte, um vor den Stadtleuten anzugeben. Es war also von daher kein Wunder, dass Jake es als eine Beleidigung ansah, sich mit einer solchen Lüge beliebt zu machen.

Beschämt blickte Rango zu Boden.

Jake hatte Recht.

Es war feige, sich hinter einer Lüge zu verstecken.

Zwar hatte er die Klapperschlange bei ihrer zweiten Begegnung ebenfalls `Bruder´ genannt, aber nur aus purem Imponiergehabe. Vielleicht hätte er ihn auch weiterhin spöttisch so genannt, wenn Jake ihn nicht heute, kurz bevor er das Bewusstsein verlor, mit ernster Sorge, ebenfalls diesen Begriff geäußert hätte.

Jake hätte ihn nie verspottet, wenn er so besorgt um ihn gewesen wäre. Oder war Jake wirklich so kalt abgehärtet, dass er ihn sogar bis in seinen Tod verhöhnen würde?

Rango schüttelte den Kopf. Nein. Das passte nicht ins Bild. Dafür war Jake viel zu sanft mit ihm gewesen. Nie hätte er das Wort `Bruder´, in einer solchen Situation, für eine Verachtung missbraucht.

Die kleine Echse spürte, wie sich ihr Gemüt in zwei Lager aufspaltete. Gut, Jake hatte sich Sorgen um ihn gemacht und ihn sogar als einen Bruder bezeichnet. Ohne Hintergedanken. Und… er hatte ihm das Leben gerettet!

Aber wie soll er in Zukunft als Sheriff damit umgehen?

Immerhin, hatte er es hier mit Klapperschlangen Jake zu tun, dem berüchtigtsten Killer des ganzen Westens!

Rango wusste, so oft er auch versuchte den wagemutigen, großen Westernhelden zu spielen, umso mehr spürte er, dass seine Großmütigkeit und Dankbarkeit keine Grenzen kannte. Er hatte ein viel zu gutes Herz. Doch andererseits musste er sich seinen Pflichten als Sheriff bewusst sein.

Er seufzte und starrte erneut in die Wüste. Was Jake wohl in diesem Moment dachte?

Rango schloss die Augen und versuchte etwas in seinem Inneren zu erspüren. Irgendetwas das ihm sagte, wie er sich in Zukunft verhalten soll.

In seinem Herzen spürte er, dass er nach alldem Jake niemals wieder mit einem Revolver drohen konnte. Aber als Sheriff wäre er doch dazu verpflichtet einem Gesetzlosen entgegenzutreten, um ihn entweder zu verhaften oder im schlimmsten Fall zu erschießen.

Ernüchtert fasste sich das Chamäleon an den Kopf.

Was soll nun passieren?

Vor ihm lag ein großes Rätsel. Wie soll er sich verhalten, wenn sie sich irgendwann wieder gegenüberstehen? Sie werden sich wieder sehen, das wusste er. Aber wann und wo wird das sein? Werden sie sich als Rivalen gegenüberstehen... oder doch nicht?

„…sobald du wieder in der Stadt bist, sind wir wieder Rivalen."

Sofort, verscheuchte Rango den Gedanken wieder. Nein! So sehr er auch an seinen Pflichten gebunden war, er konnte Jake nichts antun. Nicht nach alldem was heute passiert war.

Verzweifelt rief er sich Jakes letzte Worte in den Sinn.

Du darfst jetzt nicht aufgeben, Bruder!"

Seine Hände begannen zu zittern. Nein! Er wollte nicht aufgeben und schwor sich, wenn er Jake je wieder begegnen sollte, vernünftig mit ihm zu reden.

Er erinnerte sich, wie Jake vergangene Nacht so nachdenklich ins Feuer gestarrt hatte.

Warum hatte er ihn verschont?

Als Jake ihm nachdrücklich klar gemacht hatte, dass er ihn nur dieses eine Mal laufen lassen werde, so kam es Rango eher so vor, als ob Jake gegen irgendetwas ankämpfte. Als wollte er etwas nicht zeigen, was ihm, als großen Killer, seinen Ruf ruinieren würde.

Je mehr Rango über diese Situation nachdachte, umso mehr Hoffnung flammte in ihm auf.

Anscheinend wollte Jake ihm nicht zeigen, dass er ihm nichts tun wollte.

Aber als Rango halbtot in seinem Körper lag, konnte der Killer sich nicht mehr länger beherrschen. Konnte seine Sorgen nicht länger verbergen. Um jeden Preis wollte er verhindern, dass er starb.

Aber warum? Was genau verband sie beide nur, dass selbst ein kaltblütiger Mörder seinen Tod verhindern wollte?

Ich ziehe meinen Hut vor dir, von Legende zu Legende."

Rango nickte. Von Legende zu Legende waren sie damals auseinander gegangen. Sie hatten Respekt voreinander.

Ja, sie waren Legenden.

Ein leichtes Lächeln glitt über seinen Mund.

Vielleicht doch so etwas wie... Brüder?

Er spürte, wie ihn die Müdigkeit wieder übermannte. Doch bevor er das Fenster schloss, warf er noch mal einen letzten Blick in die Wüste und flüsterte einen einzigen Satz:

„Danke… Bruder."

The End(? :/ Maybe not... ;) )


I hope you enjoyed the story. Do you want to read a sequel?