Kapitel 1 : Quinceañera

"Tazia, cielito, hör auf dich aufzuregen, du siehst wunderschön aus." [cielito = Schätzchen]
Taz ließ ihre Hand von ihrem Kopf mit einem so kräftigen Schnauben fallen wie sie es in dem lächerlichen Kleid, in das ihre Mutter und Tanten sie hineingezwungen hatten, bewerkstelligen konnte. Die ganze Spitze und puff, es passte ihr fast so gut wie das gekämmte Haar und das Augen hängenlassende Make-Up. "Ich sehe so aus als ob man mich aufschneiden und als Kuchen servieren könnte mamá."

"Du siehst wie eine junge Dame aus," sagte ihre Mama," genauso wie du für deine quinceañera sein solltest. Du bist jetzt fünfzehn - eine erwachsene Frau. [Quinceañera = Feier für spanische Mädchen wenn sie 15 werden]
Zeit aufzuhören so ein muchachota zu sein - du wirst nie den Blick eines Mannes auf dich ziehen, so wie du auf Bäume kletterst und Schlägereien anzettelst." [muchachota = Mischung aus Göre und junger Kerl..]

"Ein Tag," sagte Taz. "Das ist alles was ich versprochen habe."

Ihre Mama seufzte. "Dios mío meine Tochter, was soll ich nur mit dir machen?"[Dios mío = Mein Gott]
Sie hob den Vorhang ganz sachte an. "Hast du dich wenigstens entschieden welcher chambelán die Ehre des ersten Tanzes mit dir hat?"[chambelán = Kammerherr]

Taz folgte ihrer Mutter zum Fenster. "Maravilloso," flüsterte sie trotz allem zu sich selbst. [Maravilloso = Wunderschön] Der Garten war nicht wiederzuerkennen. Ihre Tanten hatten Hühnern und Gras ein glitzerndes Wunderland verwandelt - Feenlichter und Blumen, Gäste in ihrer ganzen Pracht, die Band stellte sich in der Ecke auf und ein Kuchen fast so groß wie ihr Kleid. Sie hatte diesen Tag seit Monaten gefürchtet - eine quinceañera war die Debütantinnenparty eines Mädchens und es gab nichts das Taz mehr hasste, als im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Besonders in so einem Outfit. Der Gottesdienst war schlimm genug gewesen, gerade am Altar zu sitzen, auf dem Display für jeden zu sehen - doch jetzt musste sie hinaus gehen und sich ihnen stellen, mit Leuten reden, Kontakte knüpfen... und tanzen.

"Ich weiß nicht, Mama," sagte Taz." ich möchte mit keinem von ihnen tanzen." Ihre chambeláns oder Begleitungen waren eine kunterbunte Sammlung von ungeschickten Jugendlichen, pickelig und kaum schnurrbärtig und die meisten davon ihre Cousins. Und außerdem wusste sie nicht wie man tanzt.

Ihre Mutter schnalzte missbilligend mit ihrer Zunge und öffnete ihren Mund, doch genau in diesem Moment ertönte ein schlimmes krachendes Geräusch. Weit entfernt doch nah genug, um die Fenster ihres kleinen Hauses zu erschüttern. Ihre Mama sah besorgt hoch. "Ich dachte nicht, dass es heute regnen sollte."

Eine von Taz´ Tanten streckte den Kopf durch die Tür. "Tazia, es ist Zeit! Alle warten auf dich!"

Taz erstarrte und warf einen Blick zurück auf die Sicherheit ihres Schlafzimmers, doch ihre Mama nahm sie bei den Armen und schob sie sanft, aber bestimmt, vorwärts. "Ich bin stolz auf dich, hijita mia." [hijita mia = mein Töchterchen]

Es gab einen Applaus als sie das Haus verließ und Taz wollte nichts Sehnlicheres außer sterben oder das sich die Erde auftat und sie verschlang oder vielleicht einen Haufen verwüstender Roboter könnte praktischer Weise einen Angriff auf ihr Dorf verüben, genau jetzt, in diesem Moment...

Ein zweites näheres Krachen brachte den Applaus zum Stocken und Taz sah ihre Mutter zu dem sternenklaren, wolkenlosen Himmel hochschauen. Ein drittes und dann ein heller Blitz und Taz war nicht länger auf ihren Füßen, sondern segelte durch die Luft und für eine Sekunde war es belebend. Furcht überkam sie erst, kurz bevor sie auf dem Boden aufschlug.

Unfähig zu atmen, unfähig sich zu bewegen, versuchte Taz ihre Augen zu öffnen und fand sie brennend vom Rauch, der die Luft um sie herum erfüllte. Sie schnell schließend, lauschte sie stattdessen. Schreie und mehr Explosionen. Ein furchtbares Reißen von etwas das keine Kleidung war und dann das Geräusch, das Furcht und Hass in die Herzen aller Menschen, die immer noch auf der Erde lebten hämmerte - das unverwechselbare mechanische Geräusch eines Roboters.

Ihre Hand vor ihren Mund ziehend, nahm sie einen vorsichtigen Atemzug und hustete. Sie musste aus dem Rauch raus. All ihre Kraft zusammennehmend, schaffte sie es sich zu ermutigen, sich fallen zu lassen und über das geschwärzte Gras zu rollen bis die Luft etwas leichter in ihre Lungen eintrat. Sie wollte sich ausruhen, schlafen, dem überwältigendem Gefühl der Müdigkeit nachgeben, doch die Schreie waren verstummt und es brachte sie aus der Fassung. Schwankend auf die Füße kommend, richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und blinzelte durch die verschwommene Luft.

Rrr. Rrr. Rrrr.

Durch einen Turm aus Rauch tauchte die weiße, tödliche Form eines Roboters auf und sein Waffenarm war direkt auf sie gerichtet.

"Up! Up! Bitte kommen, Up!"
Lieutenant Up hustete und griff blindlings nach dem knisterndem Radio. "Hier ist Up."
"Dem Toten Gott sei Dank, Sie haben überlebt! Wir haben die Explosion von hier aus gesehen - wie geht's dem Rest von Ihrem Team? Wir können sie nicht erreichen."
Up hob den Kopf. Er lag bäuchlings auf dem Boden. Rings um ihn herum waren die verkohlten Überreste von sieben menschlichen Körpern. Das G.L.E.E. Abzeichen war immer noch auf der Brust desjenigen zu sehen, der ihm am nächsten war, aber er konnte nicht sagen zu wem es gehörte. Er wandte sich ab. "Es gibt nur noch mich."

Eine Pause am anderen Ende. "Alles klar, Up. Kommen Sie hierher zurück. Es gibt nichts mehr was Sie für diese Leute tun können."

"Verstanden." Up zuckte zusammen als er aufstand, angeschlagen aber nicht wirklich verletzt und nahm seine Umgebung wahr. Er hatte erst einen Schritt in Richtung des Abholortes gemacht, als er es hörte: einen Schrei. Einen furchtbaren, menschlichen Schrei, roh und gesäumt mit Wut und Furcht, aber vor allem mit Trotz. Es war ein Mädchen.

Seine Soldaten Instinkte ließen ihn umdrehen.

Die Szene war bizarrer, als alle, die er jemals gesehen hatte.
Ein halbes Dutzend Roboter in einem Kreis, tote Körper und verkleckerter Kuchen überall und in der Mitte, eingewickelt und kopfüber von der Krone eines Baumes hängend, das Mädchen. Sie schwang langsam hin und her, mit jeder Bewegung den gleichen furchtbaren Kampfschrei ausstoßend. Sie trug die Überreste eines kunstvollen, verbrannten Kleides und ihr wirres schwarzes Haar hatte sich gelockert und reichte fast auf den Boden. Ihr Gesicht war geschwärzt und geschwollen. Sie hatte ihnen einen Kampf geliefert.

Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, ebenso wenig die Roboter. Einer trat vorwärts, ein Kantholz gegen seine Handfläche tippend, als ob es ein Piñata Stock wäre. "Ruhe, kleiner Me-hensch,"sagte er. "Wir wollen nur ein kleines Spiel mit dir spielen."

"Ha. Ha. Ha." witzelten die anderen ohne zu lachen.

"Ich werde euch alle in der Hölle schmoren sehen! Hijos de puta!" [Hijos de puta = Hurensöhne] brüllte das Mädchen und die Kraftanstrengungen führten dazu, dass sie sich wieder drehte. Ihre Augen trafen Up's und weiteten sich. Der Roboter drehte sich um.

Up bewegte sich. Es war schnell und wenn sie Menschen gewesen wären, wäre es blutig gewesen, aber das war kein Problem, wenn dein Feind aus seelenlosen Automaten gemacht war. Es war in weniger als einer Minute vorbei und inmitten der schwelenden Überresten wandte sich der Soldat zu der Mädchen Piñata.

Sie beobachtete ihn mit sehr großen Augen. Er atmete schwer und es war plötzlich viel zu laut in der plötzlichen Stille. Endlich sagte sie in einem schweren mexikanischem Akzent: "Wirst du mich nicht losschneiden?"

Er tat es, sicherstellend, dass er nah genug war, um sie aufzufangen, bevor sie auf dem Boden schlug. Sie war klein, federleicht und hatte Schmerzen, was er von dem Keuchen, das ihr entfuhr, als sie in seinen Armen landete sagen konnte. "Bist du ok?"

"Was zum Teufel ist das für eine Frage?" fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Er schaute sich um. Es war eine dumme Frage. Sie war gerade von Robotern aufgehängt worden und sie waren von Leichen umringt, die sie beinahe alle kannte. Sie schloss ihre Augen, atmete ein und schaute ihn an. "Wer bist du überhaupt? Woher bist du gekommen?"

"Ich bin -" Up schluckte und fragte sich warum er sich auf einmal so dumm fühlte. "Ich bin Lieutenant Up, von der Galaktischen Liga für extraterrestrische [= außerirdische] Erforschungen. Ich bin ein - Ich bin ein Starship Ranger. Mein Zug landete in der Nähe, um zu versuchen diesen Angriff zu bändigen, aber ich fürchte wir waren zu spät."

Es gab vielleicht die Spur einer Träne in ihren Augen, aber sie blinzelte sie weg. "Ich bin Taz," sagte sie. "Lass mich runter, ich kann gehen."

Er gehorchte und setzte sie so sanft ab, wie er konnte. Sie schien immer noch zu empfindlich für Worte, aber ihre feurigen Augen, die die Szene um sie herum mit einem beängstigten Fehlen an Emotionen aufnahmen, sagten ihm etwas anderes.
"Gehen? Wohin?"

"Wo immer du hingehst, Starship Ranger," sagte sie. "Ich komme mit dir."

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Soo das war das erste Kapitel.
Ich hoffe es hat euch gefallen!