Hallo, endlich wieder ein neues Kapitel ;)

Ganz herzlichen Dank an fortescue für seine tolle Arbeit an diesem Kapitel.

Wir sind gespannt, was ihr davon haltet. Lasst es uns doch bitte wissen.


22. Kopflos

"Sag mir doch mal bitte, wie du nach Hogwarts kamst?", herrschte der Minister der Magie, seine Assistentin an, nachdem er sie in sein Zimmer gerufen hatte. Seine Nerven lagen blank, an seiner Schläfe zuckte es sichtbar. Divina schaute ihn mit ihren großen Augen überrascht an. Gerade noch war er, nachdenklich, aber gefasst an ihr vorbeigegangen und hatte um den Bericht über die Ermittlungen gebeten, nun tigerte er wie eine eingesperrte Raubkatze durch sein Dienstzimmer. Sie hatte sich darauf vorbereitet und den Bericht schon fertig auf seinem Schreibtisch gelegt. Zu den Vorfällen gab es von allen beteiligten Stellen Berichte. Sie fasste diese dann zusammen und ergänzte sie um die Erkenntnisse, welche das Team um den Minister selbst vorliegen hatte.

Seit sie auf dieser Stelle war, genau genommen schon davor, pflegte sie die Beziehungen zu den wichtigsten Ansprechpartnern der einzelnen Abteilungen. Deshalb lieferten diese auch pünktlich ihre Berichte ab. Sie tranken dann meist noch einen Tee bei ihr. So erfuhr sie, was vielleicht wichtig war, aber nicht in den Berichten stand, da es Vermutungen waren. Edward wusste dieses und hatte es bisher auch immer für gut geheißen. Sie verstand seine Frage nicht. Meist fragte er so selbstverständliche Sachen, wenn ihm etwas anderes nicht passte. Wohl ein Überbleibsel aus der Zeit, in der er noch selbst Täter vernahm.

"Edward, bitte!", die stellvertretende Ministerin sah Hopkins entrüstet an. Auf den Lärm hin war sie in sein Zimmer geeilt. "Was soll diese unnötige Frage. Sie hat es im Bericht erwähnt, dass sie mit Harry nach Hogwarts gekommen war."

"Dies habe ich nicht wissen wollen, sondern wie? Nachdem Angriff hat Dumbledore die Schule abgeriegelt. Wir mussten am Portal warten bis zwei Professoren uns öffneten und unsere Assistentin kommt von ihrem Ausflug mit ihrem Schwarm urplötzlich in der Krankenstation an. Nicht einmal durch die Türe, sie ist einfach so aufgetaucht. Was wird hier gespielt? Das Beste ist, bei uns sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, schon weiß dieser Inder schon alles. Er hat sogar bereits eine Erklärung des Ministeriums und der Schule eingefordert. Woher hast du den Brief?"

"Edward, es wäre fair, mich auch antworten zu lassen. Ich kann mir die ganzen Vorwürfe nicht auf einmal merken. Ja ich war mit Harry in London unterwegs. Nach dem wir vom Angriff hörten, sind wir mit diversen Portschlüsseln in die Krankenstation gekommen. Die Portschlüssel stammen vermutlich von Dumbledore, Harry hat da ein ganzes Sortiment davon. Ich habe das jetzt oft genug mit ihm geübt, wir kugeln da nicht immer auf dem Fußboden herum. Was manchmal auch seinen Reiz hat."

"Divina! Fordere Felicitas nicht zu sehr heraus!", bemerkte Amelia rügend.

Die junge Frau zog eine Schnute: "Wie ich mit Harry umgehe und wie weit ich dabei gehe, ist meine Angelegenheit. Was will Paramartha eigentlich wissen?"

"Wer will was wissen?"

"Na Paramartha, der indische Maharadscha!"

"Du wirst es wissen, schließlich hat er ja scheinbar alle Möglichkeiten mit dir in Verbindung zu treten? Oder kam der Brief etwa mit einer Eule aus Indien?"

"Er kam über den Kamin bei mir an", griff die stellvertretende Ministerin ein. "Auch ich habe meine Verbindungen nach Indien. Somit hat er uns den Brief auf dem offiziellen Weg zukommen lassen. Lass mir unsere Divina in Ruhe, wenn sich die Probleme bei dir überschlagen." Wir werden uns in dreißig Minuten im Besprechungszimmer nebenan treffen und in nochmals einer halben Stunde unsere Erklärung für die Presse fertig haben. Im Tagespropheten steht nichts, obwohl Rita dabei war. Ich weiß nicht, warum diese Wanze schweigt, aber es wird nicht lange andauern. Divina alle, die auf Hogwarts dabei waren, dazu den Heiler Parker und jemand aus der Gruppe um Harry. Es wäre nicht gut, wenn du in diesem Rahmen für Harry sprichst. Dann natürlich Arthur, seiner Tochter geht es ja besser. Setze ein, was du willst, von mir aus auch Portschlüssel. Optimal wäre jemand, der sich mit den Indern auskennt. Wie gesagt in dreißig Minuten, zeig mal, was in dir steckt."

Divina sprang auf, das war eine Aufgabe nach ihrem Geschmack. Sie bekam nur noch am Rand mit, dass Amalia in sehr ernsten Ton mit ihrem Chef sprach.


"Oh der tugendhafte Lord Potter ist vor den konservativen Kräften im Geheimrat eingeknickt", kommentierte Lord Voldemort amüsiert. Er las den Tagespropheten aber nicht weiter, sondern griff nach dem Klitterer. Der alte Lovegood hatte wohl die besseren Beziehungen nach Hogwarts und in das Ministerium. Das viel belächelte Blättchen des Spinners hatte sich entwickelt. Hier stand es genauer, hatte er es sich doch gedacht. Von wegen großzügiger Lord Potter, hinterhältige Winkelzüge nur um das was er will zu erreichen, das war es. Warum musste ein ausländischer Heiler kommen.

"Mcnair!" Sein Ruf blieb ohne Reaktion. Er betätigte die Glocke, wie es früher in Herrenhäusern üblich war, um das Personal zu rufen.

"Sir?" Der wachhabende Todesser betrat vorsichtig den Raum.

"Den Arm!"

Sein Gegenüber zögerte etwas, aber die Erkenntnis, dass der kurze Schmerz nichts gegenüber den Flüchen seines Meisters war.

Mcnair betrat den Raum, verschmutzt und stinkend. Voldemort sah von einem Brief auf, mit was für Trotteln musste er sich herumplagen. Lucius oder Severus hätten keinen solchen Auftritt hingelegt, sie waren darauf bedacht ihm nur so unter die Augen zu kommen, wie er es bevorzugte. Er war beleidigt, wie konnte Mcnair so vor seinem Meister treten und dazu noch der Gestank. Dem Henker des Ministeriums trafen ein paar Zauber, welche die Schüler von wahren magischen Familien schon mit nach Hogwarts brachten. So war es für ihn erträglicher, mit diesem Abfall zu sprechen.

"Wieder einmal zwischen Gerbsäure und Leichenteilen die Welt vergessen, Mcnair! Zeitungen sind nicht nur zum Ausstopfen da, sondern du solltest sie auch mal lesen!" Er sah in durchdringend an. "Was ist mit dem schwarzen Schüler geschehen, ich will alles wissen, alles!"

Walden Mcnair räusperte sich. Er hasste sich in diesem Moment, warum hatte er diesen Typ nicht gleich beseitigt, als er ihm das Buch brachte. Warum hatte er mit seiner Angst spielen wollen, ihm unbedingt seine Sammlung von ausgestopften Wesen und einen leeren Platz mit seinem Namen zeigen wollen? Der Angriff auf sein Haus hatte das verhindert, und nun schon wieder Ärger wegen des Jungen. Sein Gegenüber schmunzelte, als ob er seine Gedanken lesen würde. Verdammt noch mal er tat es sicherlich.

Ausgeschmückt, um seine Person perfekter darzustellen, berichtete Mcnair seinem Meister von der Begegnung mit dem Schüler im verbotenen Wald, als dieser diesem Potter nachspionierte. Die perfekte Unterwerfung unter dem uralten Beherrschungsfluch, den kaum einer noch kannte. Bis an den Angriff in seinem Haus, als der Junge ihm das Buch brachte. Die Idee mit dem Vielsafttrank, alles perfekt. Sein Meister konnte mit ihm zufrieden sein, außer, dass der Typ jetzt aus seiner Kontrolle entglitten ist.

"Wie konnte das passieren, hast du es wenigstens versucht ihn wieder zu unterwerfen?"

"Meister wie? Ich kann ihn mit meinen Mitteilungen nicht mehr lenken, außerdem ist immer einer von Dumbledores Leuten bei ihm, wenn er die Schule verlässt. Die olle McGonagall verflucht mich in tausend Stücken, wenn sie mich auf dem Schulgelände sieht!"

"Crucio, Crucio!" Voldemort genoss es, wie sich dieser Wurm vor Schmerzen auf dem Boden krümmte. Blut machte ihm nichts aus, es floss halt, wenn es sein musste. Er konnte sich auch nicht an Toten erfreuen, sie waren für ihn wertloser Müll, wenn er sie nicht seinem Heer der Lebenden Toten hinzufügen konnte. Für ihn waren die Blicke aus Angst wichtig. Das pure Entsetzen in den Augen seiner Opfer, wenn er sie folterte. Die Angst, welche sie gefügig machte, für ihn die Drecksarbeit zu machen. Keiner, wirklich keiner reichte an ihn heran. Einige wenige hatten etwas mehr im Hirn, aber die hatten ihre eigenen Pläne. Von denen wusste er, dass sie nicht durch Schmerzen zu brechen waren. Diese musste er anders manipulieren. Sie musste er, in verzweifelte Angst um ihre Familien stürzen oder ihnen umgekehrt die Hoffnung auf Macht oder Anerkennung geben, das war vor allem bei Emporkömmlingen angebracht. Nahezu jeder Mensch hatte einen Schwachpunkt und er, Lord Voldemort kannte jeden einzelnen. Aber bei dem Fußvolk, den Kleingeistern war, das nicht notwendig, sie funktionierten aus Angst. Dazu kam etwas Schutz für ihre Familien, die Möglichkeit Geld zu verdienen nahmen sie gerne. Macnair war etwas abartiger, er hatte Spaß an Schmerzensschreien, Blut und daran das Leben aus den Augen seiner wehrlosen Opfer entweichen zu sehen, auch das konnte er gern haben. Menschlichen Abfall gab es immer zur Entsorgung.

"Versager, du elender Versager. Sie haben deinen Fluch gebrochen, so brutal, dass der Junge den Verstand verlor. Noch weiß ich nicht mit welcher Methode, aber sie haben es geschafft. Sogar die so niedlich als Fluchschäden bezeichneten Folgen haben sie beseitigt. Das steht in der Zeitung du Trottel. Da hättest du heute Morgen schon handeln müssen. Der Junge ist schon seit Tagen nicht mehr unter der Kontrolle des alten Dumbledore, er liegt im St. Mungo auf dem Präsentierteller. Aber da lag auch schon Pettigrew und ihr habt es verbockt." Der dunkle Lord trat näher an seinen Gegenüber heran. Er schrie jetzt nicht mehr, sonder zischte leise, einer Schlange gleichend: „Jetzt akzeptiere ich keine Ausrede mehr. Du wirst doch einen Schüler dazu bringen, dass er nichts mehr verrät. Ausführung! oder?" Ein rotes Glühen flammte als stumme Drohung um Voldemorts Zauberstab auf.

Aus einer Feuersäule traf den alten Henker noch einmal ein Crucio seines Meisters, bevor dieser vor seinen Augen verschwand. Auf diesen Abschiedsgruß war er vorbereitet, er hatte Angst, dass er dieses Mal seinen Meister wieder enttäuschte. Er kannte die Konsequenzen und er würde nicht versagen.


Severus hätte gerne in der großen Halle das Frühstück eingenommen, er musste aber die Aufsicht über den Slytherintisch seiner Kollegin Mary-Anne überlassen. Hier im Büro des Schulleiters hatten sich die Hauselfen alle Mühe gegeben, aber es war verständlich, dass die Eltern von Pansy Parkinson keinen Appetit hatten. Selbst Dumbledore, der oft auf die Nugatcreme schielte, beließ es beim Tee und einem Buttertoast.

"Selbstverständlich, dass wir alle Versuche in St. Mungo unterstützen werden, Mr. Parkinson. Der Hauslehrer ihrer Tochter Professor Snape ist ein Meister der Zaubertränke. Sollten die Heiler etwas benötigen, wir werden es liefern."

Der Schulleiter versprach das Blaue vom Himmel, wie er es so oft tat. Er, der Meister seines Faches, stand vor anderen Problemen. Der dunkle Lord hatte wieder Zeit zum Forschen gefunden. Irgendwo hatte er uralte Bücher zwischen die knorrigen Finger bekommen. Aus Zeiten, wo die Magie noch stofflicher war. Die Magier viel mehr, als heute mit Tränken und verschiedenartigsten Pulvern arbeiteten. So informiert wusste er, was auf Harry und seine Freunde zukommen könnte. Jetzt konnte er nicht weiter forschen, weil scheinbar dieses Gespräch hätte, nicht ohne ihn stattfinden können.

Er sah sich unauffällig um, während die Mutter zum wiederholten Male nach den Gründen der Tat und der Erkrankung ihrer Tochter fragte. Die Wahrheit, seine Wahrheit durfte er niemand sagen. Es gehörte sich nicht besorgten Eltern zu sagen, ihre, sich im Wahn befindliche, Tochter hat sich eigentlich kaum verändert. Sie war von Anfang an sehr beschränkt, was den Geist und sehr großzügig bedacht was den Körper anging. Die Jungs seines Hauses mussten wohl jetzt auf einiges verzichten. Für ihn hatte es den Vorteil, dass sie ihn nicht mehr durch ihre Begriffsstutzigkeit und Dummheit zur Weißglut brachte. Der alte Phineas schien sich auch zu langweilen, unter seinem Bilderrahmen lag im Schatten eines der vielen Geräte Dumbledores eine Katze, eine schwarze Katze. Was trieb den Nyx dazu, dies hier sich anzutun?

"Severus? Bitte entschuldigen Sie Professor Snape, wir haben alle, sehr anstrengende, Stunden hinter uns. Er ist nicht nur Hauslehrer der Slytherins, sondern auch sehr mit der Herstellung von Zaubertränken beschäftigt. Dies ist sehr zeitaufwendig."

Er hatte Mühe höfflich zu bleiben. Wenn der Schulleiter gefühlte Stunden braucht, um endlich seine Gedanken in Worte zu fassen, warteten alle. Ausgerechnet dieser alte Mann, tadelte ihn wegen einer kleinen Unaufmerksamkeit.

Dumbledore hat wenigstens dafür gesorgt, dass er nicht wieder mit den Eltern durch die ganze Schule laufen musste. Über den Kamin verschwanden die Eltern nach St. Mungo. Pansy war während des Gespräches von Heilern gebracht worden.

"Severus ruhe dich etwas aus. Es bringt nichts, wenn du beim Brauen der Tränken einschläfst."

"Keine Sorge Professor Dumbledore, dazu gibt es, wie ihnen bekannt ist, ja ein Mittel. Ich werde Felicitas bitten, mir bei den Tränken zu helfen. Sie können sicher sein, dass ich für ihren Schutz dort unten sorgen werde."


Michail sah Catherine fragend an. Sie wussten nicht viel von dem Angriff. Jetzt beim Frühstück in der großen Halle sprach kaum einer laut. Die meisten meinten, sie müssten flüstern. Sie, die jüngeren Schüler, bekamen am Wenigsten mit. Ganz am Anfang des Frühstücks knisterte die Spannung. Harry kam in die große Halle, ausgerechnet gleichzeitig mit Draco Malfoy. Beide schienen es bei einem Austausch von Blicken zu belassen. Die Ängstlichsten unter ihnen hatten befürchtet, dass es beim ersten Zusammentreffen der beiden, sofort zum Schlagabtausch kommt.

Selbst als die Eulen den Tagespropheten brachten, einige bekamen auch den Klitterer, blieb es ruhig. Hermine schob Harry, wie eigentlich jeden Morgen die Zeitung über den Tisch, welche dieser schnell überflog. Nachdem Frühstück, bat Professor Dumbledore die Schüler in ihre Türme zurückzukehren, da heute Besuch aus dem Ministerium zu erwarten war.

Besorgt saßen die jüngeren Schüler im Gemeinschaftsraum. Irgendwie trauten sie sich nicht aus dem geschützten Raum ihres Turmes hinaus. Es war Samstag, eigentlich hingen sie da irgendwo in Hogwarts herum. Für die Ländereien war das Wetter zu schlecht, aber mit Kegeln in den Gängen zu spielen, gut es war verboten, aber sie hatten selbst dazu keine Lust.

Erschrocken sahen sie zu, der sich langsam öffnenden Türe, noch eine schlechte Nachricht. Es war Harry mit seinen Freunden, natürlich ohne Ginny, aber sie hatten gute Laune. Er sah erstaunt in die Runde, konnte aber nichts zu ihnen sagen, denn Seamus sprach ihn gleich an. Bald standen die Großen vor dem Kamin zusammen und diskutierten.

Michail versuchte etwas zu verstehen, was nicht möglich war, da die Großen zu leise sprachen. Er stand auf und stellte sich einfach zwischen Natalija und Susan. Catherine beobachtete die Szene gespannt, gleich würden sie ihn abweisen. Bei ihren großen Geschwistern war das immer so gewesen. Hier heute nicht. Sie hatte etwas Angst vor der schwarzhaarigen Schülerin, die so bleich war und oft Wörter verwendete, welche ihre Großmutter auch kannte. Ausgerechnet dieses Mädchen legte ihre Hände auf die Schultern ihres Schulfreundes und keinen schien es zu stören. Das konnte sie auch. Bald beteiligten sich die meisten Schüler an der Diskussion. Professor McGonagall kam herein, was sie seit gestern Abend, des Öfteren tat und staunte. Wieder war es diese Natalija, welche die Hauslehrerin in das Gespräch mit einbezog. So erfuhren sie, dass diese Pansy von den Slytherins verrückt geworden war. Einfach so über Nacht, aber was für eine Nacht. Was hätten sie mit ihr gemacht, wenn Ginny gestorben wäre?

"Catherine, ihr habt gehört, Ginny geht es gut", wandte sich Harry plötzlich an sie. "Kannst du noch den Verteidigungszauber von letzter Woche?" Schon flog ein Kissen auf sie zu, welches sie reflexartig im Flug stoppte und mit einem Schwung ihres Zauberstabes an ihn zurückschickte. Überrascht sah Harry sich auf einmal mehreren Kissen gegenüber. Seine Aktion hatte wohl einige der Erstklässler aus der Lethargie gerissen. Aus der Kissenschlacht wurde eine Übungsstunde, welche Harry in ein leeres Klassenzimmer verlegte, dass die anderen im Gryffindorturm ihre Ruhe hatten.

McGonagall verließ mit der Gruppe den Gemeinschaftsraum. Überrascht sah sie sich mehrfach um. Ganz bestimmt war Felicitas mit Harry vorausgegangen, jetzt war sie weg. Das Mädchen hatte an der Abbiegung in den Schultrakt auf die letzten Mitschüler gewartet. Gerade wollte die alte Professorin sie ansprechen, aber sie war weg, als ob sie appariert wäre. Wer hatte hier eigentlich alles einen Portschlüssel?


Es war ein anderes Gefühl, hier auf Hogwarts zu sein. Das Gefühl von Geborgenheit war verloren gegangen. Ist es die Angst, die langsam um sich griff?

Sie lief unsichtbar durch Hogwarts um kein Angriffsziel zu bieten, aber vielleicht jemanden zur Hilfe kommen zu können. Nicht einmal ihre Schritte waren zu hören, die Schwarze Magie hatte auch ihre praktische Seite. Mann konnte Türen schalldicht abdichten, im Zimmer Zonen der Ruhe einrichten. In einem Buch, in dem auch die Hand des Ruhmes vorkam, fanden sie diesen einfachen Zauber. Sie musste nur aufpassen, dass sie nicht mit jemand zusammenstieß. Sie hatte Harry versprechen müssen, diese ganzen Schutzmaßnahmen zutreffen. Ganz einsperren lassen, wollte sie sich nicht. Eine der wenigen Punkte, welche sie auch mit Ron teilte, nur sie war wehrhafter als er.

Was suchte den der alte Zausel hier, warum brauchte denn Hogwarts eigentlich einen Hausmeister. Miss Noris, diese hinterhältige Kreatur, konnte sie gerade brauchen. Sie sah erbärmlich aus, wohl zu alt um Mäuse zu jagen oder zu faul. Schnell wechselte sie in ihre Animagusfigur. Das Nackenhaar, der Katze des Squibs, stellte sich auf. Sie ahnte, dass hier etwas nicht stimmte. Schon traf sie der erste Tatzenhieb. Wie versteinert stand das Tier von ihr und nach einem weiteren Hieb, floh die total überforderte Kreatur. Da half kein Schimpfen und Fluchen ihres Besitzers, es würde etwas dauern bis Miss Noris wieder unter dem Schrank hervor kam. Jetzt verschwand sie einfach, um vor dem Zaubertränkekeller wieder aufzutauchen. Wenn der Hausmeister unterwegs war, traute sich kaum ein Schüler auf die Gänge. Das Lamento des alten Nörglers ertrug keiner gerne.

Im Zaubertränkekeller war jemand, sie hörte das Brodeln eines Trankes. Saß ihr der Angriff auf Ginny so in den Knochen, dass sie nicht auf das Normalste kam. Hier herrschte Snape, warum sollte er hier nicht tätig sein. Sie wurde sichtbar und wechselte die Figur. Einen Spaß in der Katzenfigur konnte sie sich mit ihm nicht erlauben, vermutlich war er angespannt und übellaunig.

Da stand er, der eigentlich immer Ruhe ausstrahlte, er war etwas unruhiger als sonst. Auf vielen Plätzen standen Schülerkessel, die er alle alleine beaufsichtigte. Sie schloss die Türe und begann ohne viel zu sprechen die ersten Kessel zu überprüfen. Wie immer lagen die Rezepte daneben, wie auch die kleinen Bleifiguren, welche anzeigten, wo der Brauprozess gerade war. Eine Viertelstunde arbeiteten sie schweigend nebeneinander. Es war beinahe schon ein Ritus, den sie da betrieben. In der Zeit tauchten die Meisten auf, die ihr gefolgt waren, wenn sie sichtbar den Raum aufsuchte. Oft waren es Slytherins, die scheinbar immer hofften, irgendein Geheimnis zu lüften. Die gab es zweifellos, aber es wurde eben nicht hier im Klassenzimmer darüber gesprochen. Heute konnte ihr niemand gefolgt sein, trotz des Rituals. Es diente ihr auch, um die Gedanken zu sortieren, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können.

Sie legte eine Pause ein und der Professor sah fragend auf. Sie schwang ihren Zauberstab und sprach den Zauber aus, den sie von ihm gelernt hatte. Kein Wort ihres Gespräches würde den Raum verlassen.

"Warum kam der Angriff auf Ginny? War es wirklich die Eifersucht auf Ginnys Zukunft? Felicitas wandte sich an ihren väterlichen Freund. "Woher wusste Pansy von Mumbai und dem Reichtum?"

"Nun der normale Engländer verbindet, mit dem reichen Indien immer Bombay, mit den Armen Kalkutta. Auf Indien kamen sie wohl, weil sie etwas mitbekommen haben. Sie haben gehört, dass du dich mit den Patils in der Muttersprache unterhalten kannst. Am Schulanfang war Nanda auf Hogwarts, er sieht nicht unbedingt aus, wie jemand aus Cardiff oder Liverpool. Vielleicht wissen sie sogar, dass Nanda mit in dem Hotel war, welches von den Todessern angegriffen wurde."

Wieder schwiegen sie beide nachdenklich.

"Wie geht es jetzt weiter? Meinst du, dass St. Mungo Pansy wieder heilen kann?", erkundigte sich Felicitas

"Nein, da bin ich mir sicher und das ist gut so! Eine Heilung hätte für sie schlimme Konsequenzen."


Die Kleinen drängten ihn, nachdem Mittagessen, noch eine Übungsstunde anzuhängen. Von Nanda hatte Harry erfahren, dass Ginny ihrer Genesung entgegen schlief, so stand noch einer Runde Verteidigung gegen die dunklen Künste nichts im Weg.

Hermine und Susan unterstützen ihn, so hatte er auch etwas Zeit nachzudenken. Es war ruhig geblieben, Dumbledore hatte zu keinem weiteren Gespräch gebeten, auch der Minister nicht. Das stimmte nicht ganz, Divina hatte heute Morgen zu einer Besprechung ins Ministerium gerufen. Er war froh, dass Nanda für ihn dort war. Er wusste, was der Orden wollte und kannte sich mit den Erwartungen des Maharadschas aus. So konnte er bei den Kleinen bleiben, es wäre im Ministerium nur wieder um ihn gegangen und das gefiel ihm gar nicht.

"Was ist denn in die gefahren?", Susan schüttelte ungläubig den Kopf. "Sie haben sich ja schon immer angestrengt, aber heute übertreffen sie sich." Harry schmunzelte. "So hat der Angriff auch positive Auswirkungen. Ich glaube, wir erhöhen die Anforderungen."

Nachdem auch Hermine dem zugestimmt hatte, forderte er sie mit Aufgaben aus den oberen Klassenstufen heraus. Begeistert folgten die Schüler ihm, auch wenn manche sich sehr konzentrieren mussten. McGonagall, die es sich nicht nehmen lies sie eine Zeit lang zu beobachten, staunte. "Harry überforderst du sie nicht?"

"Fordern und fördern", bemerkte Hermine. "Bei den Übungen ihrer Klassenstufe langweilen sie sich doch nur."

Nach zwei Stunden beendeten sie das Training. "Wir können nicht den ganzen Tag trainieren, ihr habt noch eure Hausaufgaben und ich will Ginny besuchen." Harrys Begründung wurde von allen akzeptiert. Er versprach, mit ihnen am Sonntag weiter zu üben.

Zufrieden sah er den Kleinen nach, welche den Raum verließen, jetzt erst spürte er seine Müdigkeit. Mitten in seinem Gähnen traf ihn ein Kommentar von Hermine. Er konterte: "Nein Mine nicht die Übungen waren so kräftezehrend, sondern die Anstrengung, das Geschehene aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich konnte nicht mit ihnen üben, während ich ständig an Ginny dachte und mir Gedanken über das "Warum" machte. Ich zieh mich um, so sehe ich auch, ob alle im Gemeinschaftsraum sind, und bin dann bei unserer Patientin.

Es waren nicht alle im Gemeinschaftsraum angekommen, einige waren auf dem Quidditchfeld oder irgendwo auf Hogwarts unterwegs.

"Das Leben ist zurückgekehrt", bemerkte Natalija, welche die Mitschüler vermutlich schon beobachtet hatte. "Nimmst du bitte Ginnys Kater mit zu ihr, er wartet in deinem Zimmer auf dich."

"Wo ist er denn, vielleicht weis er mehr von dem Angriff? Er kann sicher mehr von dem Anschlag berichten."

"Wissen wir noch nicht alles?

"Nein, zum Beispiel wer die Blutungen gestoppt hat. Ich besuche sie jetzt, kommst du mit?"

„Ich muss noch etwas mit Seamus nachsehen, aber später kommen wir. Was macht denn Hermine?"

„Sie kommt mit Susan nach."

In seinem Zimmer herrschte wieder die Ordnung der Hauselfen. Alles an seinem Platz, nur den Schmusekater von Ginny sah er nirgends. Gerade als er verschwinden wollte, sprang ihn eine schwarze Katze an. Er erkannte Ashna und nahm ihn mit.

Es klappte auch ohne ihn recht gut, dachte sich Harry, als er in Black-Castle eintraf. Die Villa der alten Blacks war voller Menschen, das bemerkte er sofort. Es herrschte aber keine Unruhe oder Hektik. Aus seinem Arbeitszimmer hörte er eine bekannte Stimme. Schon tauchte Addy auf. "Seine Lordschaft entschuldigt bitte, aber der indische Gast wollte nicht, dass Addy euch deswegen stört. Er ist seit einer Stunde im Haus. Die Dame, welche ihn begleitet, besucht mit Mr. Nanda Lady Ginny."

Harry nickte dem Hauselfen zu. Es war typisch für Paramartha, spontan hatte er entschieden ihm sein Arbeitszimmer zu nehmen, um näher am Geschehen zu sein. Die zweite Stimme gehörte Edward Hopkins, dem britische Minister für Magie, sie kam vermutlich aus dem Kamin, da sie etwas anders klang. Für Harry sehr ungewohnt, aber er klopfte an seiner eigenen Bürotüre. Das Gespräch ging weiter, so beschloss er, erst einmal nach Ginny zu sehen. Die wusste sicher mehr, was der Maharadscha vorhatte. Sie schlief aber, bewacht von ihrer Mutter. So schlug er den Weg zur Bibliothek ein. Kyrill war zwar selten außerhalb seines Reiches zu sehen, aber meist im Bild.

„Hallo Kyrill!" Harry hatte es sich angewöhnt, gleich laut zu grüßen. Kyrill hörte nicht gut und er erschrak meist, wenn plötzlich jemand dastand.

„Oh!", entfuhr es ihm. Sharada, Nandas Mutter unterhielt sich mit Felis Tante Marbel vor dem Kamin, beide Frauen schauten ihn überrascht an. „Gut, dass du kommst, uns fehlt noch soviel Wissen über den grauenhaften Angriff."

Die ausführliche Befragung dauerte noch an, als der Maharadscha, mit Nanda die Bibliothek betrat. "Wir, also der Minister und ich sind uns einig geworden, dass Nandas Einheit weiter hierbleibt!" Er schwieg kurz, da er ein interessantes Buch entdeckt hatte. "Oft gibt es auf solche Taten irrationale Reaktionen irgendeiner Seite, wir müssen uns dafür wappnen. Harry es hat mir imponiert, dass ihr nicht wuterfüllt zurückschlugt. Es ist wichtig, sich erst den Überblick zu verschaffen." Auch er stellte Harry ein paar Fragen, die sich diesmal nicht um den Vorgang drehten, sondern um die Stimmung auf Hogwarts.

"Professor Dumbledore, hat meine Einladung heute Abend hierher angenommen. Nanda wird ihn abholen. Eigentlich hatte ich die Aufgabe Felicitas zu gedacht, aber Nanda hielt dies nicht für eine gute Lösung."

Während des Tees trafen nach und nach die ganzen Ordensmitglieder ein. Felicitas hatte es sogar geschafft, Severus von seinen Kesseln zu lösen.

Harry nutzte einen Moment aus, als sich alles um Ginny drehte, um mit Dumbledore zu sprechen. "Albus, wie geht es Dean Thomas, kann er Besuche empfangen?" Dumbledore sah besorgt aus, als er antwortete. "Heiler Parker warnt vor einer Überforderung des Jungen. Seamus und die Creevey Jungs haben ihn heute besucht. Er macht wirklich gute Fortschritte. Er hat nach dir gefragt. Vielleicht kannst du ihn Morgen einmal besuchen. Das konnte ich ihm aber nicht in Aussicht stellen, denn wenn du Hogwarts verlässt, dann ohne Ankündigung." Einige waren auf das Gespräch aufmerksam geworden, aber äußerten sich nicht dazu.

Das Abendessen kam einer kleinen Feier gleich. Die Hauselfen hatten sich sehr viel Mühe gegeben. Während des Essens schubste Felicitas ihren Harry an, um ihn auf Parker und Divina aufmerksam zu machen. Eigentlich war das nicht notwendig, denn sie unterhielten den ganzen Tisch. "Nicht von der Show ablenken lassen, Harry. Die beiden sind Händchen haltend hier im Park spazieren gegangen, als wir eintrafen." Es wurde spät, bis die Inder zurückreisten, trotzdem klingelte Harrys Wecker früh.

Er hatte den Kleinen versprochen, dass er mit den Verteidigungsübungen weiter machen würde. So schälte er sich aus der warmen Decke und richtete sich.

"Warum bleibst du nicht liegen, Liebes?"

"Ich habe Severus versprochen, pünktlich zu sein. Er will unbedingt alle Bestände seiner Heiltränke auffüllen. Ich war heute Morgen um drei schon einmal dort. Das hast du nicht einmal bemerkt."

Er konnte sich vorstellen, wie sich Felicitas aus dem Bett geschlichen hatte. Auf vier Pfoten, in seiner Animagusfigur wäre ihm das nicht möglich gewesen.

Nach einer Trainingsrunde im Raum der Wünsche traf er sie wieder in der großen Halle zum Frühstück. Es waren für die Uhrzeit schon viele Schüler anwesend. Die aus den unteren Klassen der Gryffindors beinahe komplett.

Dumbledore sah zufrieden auf seine Schüler, er schien sich an dem friedlichen Bild zu freuen.

"Noch einmal, liebe Minerva haben wir es geschafft, den Frieden auf Hogwarts zu wahren." Seine Stellvertreterin sah ihn nachdenklich an. "Ja noch einmal, aber wie lange noch?"

"Ihr seid einfach Pessimisten!", bemerkte Professor Sprout und genoss ihren Tee.

Vor der Türe wurde es laut. Die Rufe waren nicht zu verstehen. Die Schüler sprangen auf. Schon schlug die Saaltüre auf und ein Mädchen, mit blonden Zöpfen rannte in die Halle, begleitet von ein paar Gleichaltrigen. Ihr hübsches Gesicht zu einer Grimmasse verzerrt, welche ihr Entsetzen widerspiegelte. Ihre Hände und Kleider waren blutverschmiert und in den Händen hielt sie einen Kopf.