Hochzeit mit Hindernissen

(Teil 13)

Epilog


oooOOOoooOOOoooOOOooo

Einige Monate später…

An einem ungewöhnlich milden und sonnigen Vor-Frühlingstag im April befanden sich John und Sherlock in einem der Räume des Standesamtes, in dem Trauungen vollzogen wurden.

Sie trugen identische, dunkelblaue Anzüge und kleine, weiße Anstecksträußchen am Revers. Nach langem Zureden hatte sich Sherlock sogar davon überzeugen lassen, die gleiche hellblaue Krawatte wie John anzulegen. Doch während John über sein ganzes Gesicht strahlte, trug Sherlock eine ungewöhnlich saure Miene zur Schau.

„Ich werde nie begreifen, wie du mich dazu überreden konntest!", zischte Sherlock John zu, als die Standesbeamtin den Raum betrat und den beiden Männern herzlich zulächelte.

John ließ sich von Sherlocks Bemerkung nicht aus der Ruhe bringen.

„Soll ich es dir heute Nacht nochmal zeigen?", wisperte er seinem Partner mit einem Zwinkern zu und registrierte mit Genugtuung, dass sich ein Hauch von Rosa auf Sherlocks Wangenknochen abzeichnete.

„Von mir aus", brummelte Sherlock – immer noch erschreckend miesepetrig.

Ein nachsichtig-tadelnder Blick aus blauen Augen traf ihn.

„Wie kannst du an einem solchen Tag nur so schlechte Laune haben? Die Vögel singen, die Bäume blühen, die Sonne lacht…"

„Zwei Menschen stürzen sich ins Unglück…", vollendete Sherlock den Satz mit dumpfer Stimme.

„… schließen den Bund fürs Leben…", verbesserte John mit sanftem Nachdruck.

„Meine Rede", beharrte Sherlock dickköpfig.

„Sherlock…", seufzte John und warf gleichzeitig der Standesbeamtin – die gerade genug von ihrer geflüsterten Unterhaltung aufgeschnappt hatte, um mit nervöser Geste ihre Papiere auf dem Schreibtisch zu ordnen - einen beruhigenden Blick zu.

„Du warst damit einverstanden", raunte John seinem Partner zu. „Wage es ja nicht, jetzt einen Rückzieher zu machen!"

Sherlock seufzte.

„Du willst das wirklich durchziehen?" Als John entschlossen nickte und ebenso starrsinnig dreinsah, wie es noch vor wenigen Sekunden Sherlock selbst getan hatte, seufzte der Consulting Detective ein zweites Mal und ließ die Schultern hängen. „Na, schön. Von mir aus. Dann bringen wir das hier aber mit einem Minimum an Getue hinter uns."

Ein breites Lächeln zeigte sich auf Johns Gesicht und Sherlock war schon wieder halb und halb mit seinem Schicksal versöhnt.

„In Wirklichkeit willst du es doch auch, Sherlock", wisperte John ihm leise zu. „Du kannst es nur nicht zugeben."

Sherlocks Augen verengten sich.

„Übertreib's nicht", warnte er knapp, doch John grinste völlig unbeeindruckt.

„Was denn?", machte John gespielt verwundert. „DU hast das doch alles ins Rollen gebracht. Du musst doch gewusst haben, dass es über kurz oder lang auf eine Hochzeit hinauslaufen wird."

Unruhig trat Sherlock von einem Bein aufs andere.

„Ja, schon. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es schon so schnell…" Sherlock schluckte und wechselte dann abrupt Thema und Stimmung. „Apropos schnell", fuhr Sherlock sanft schaumgebremst die Standesbeamtin an, die tatsächlich etwas zurückzuckte, „worauf warten wir eigentlich noch?"

„Sherlock", fauchte John warnend.

„Ist doch wahr", gab Sherlock genervt zurück. „Wir stehen uns hier schon seit einer halben Ewigkeit die Beine in den Bauch!" Er wandte sich wieder der Standesbeamtin zu. „Also?", fragte er mit arrogant hochgezogener Augenbraue.

„Wir könnten zwar jetzt schon beginnen", stellte die Standesbeamtin überraschend trocken fest. „Aber ohne das Brautpaar wäre das doch etwas witzlos, nicht wahr?"

Sherlock öffnete gerade seinen Mund zu einer Erwiderung, erhielt jedoch von John einen kräftigen Rippenstoß.

„Was?"

„Es geht los", erwiderte John zufrieden und deutete auf die Tür, welche Greg gerade für Mary aufhielt.

„Na endlich", murmelte Sherlock und erhielt einen weiteren, kräftigen Rippenstoß von John.

Es machte Sherlock nichts aus, Lestrades Trauzeuge zu sein. Was ihm zuwider war, war die Tatsache, dass Mary John zu ihrem Trauzeugen auserkoren hatte. Natürlich hatte er keinen Grund, an Johns Treue zu zweifeln und natürlich waren Lestrade und Mary das Brechreiz-hervorrufende Paradebeispiel eines glücklich verliebten, turtelnden Pärchens (ganz wie er es vorhergesagt hatte), dennoch hasste er jede Minute, die John in irgendeiner Form mit Mary verbrachte. Vielleicht würde es ja besser sein, wenn Mary endlich Mrs Lestrade sein würde. Das war der einzige Grund, aus dem er eingewilligt hatte, seine Rolle als Trauzeuge mustergültig zu spielen.

Mit Argusaugen beobachtete er jede von Johns Regungen. Doch obwohl Mary in einem langen, eleganten fliederfarbenen Kleid recht adäquat aussah, hatte sie nur Augen für Lestrade, der in seinem dunkelgrauen Anzug eine überraschend gute Figur machte. Richtig beruhigt war Sherlock allerdings erst, als Johns Finger sich in seine Hand schlichen und sie sacht drückten.

Das Brautpaar nahm seinen Platz vor der Standesbeamtin ein und die Zeremonie nahm ihren Lauf. Sherlock tat, was von ihm verlangt wurde, unterschrieb, wo es ihm bedeutet wurde und hielt ansonsten seinen Mund. Und obwohl ihm die eine oder andere Bemerkung auf der Zunge lag, schluckte er sie tapfer hinunter, wofür er am Ende, als sich Mrs und Mr Lestrade in den Armen lagen und sich küssten, von John mit einem innigen Lächeln belohnt wurde.

Ein besonderer Glanz lag in Johns veilchenblauen Augen und Sherlock begriff ein wenig zu spät, dass sich sein Partner durch die Hochzeit in gefühlsduseliger Stimmung befand. Als das Brautpaar den Raum verließ und sich der Rest der Hochzeitsgesellschaft anschloss, wurde Sherlock – der es plötzlich sehr eilig hatte, den anderen Gästen zu folgen – von John am Ärmel seines Jacketts festgehalten.

„Was?", fragte Sherlock und ärgerte sich, dass er so atemlos und ein ganz klein wenig ängstlich klang.

„Heirate mich", sagte John ohne Umschweife und tat damit genau das, was Sherlock unter allen Umständen hatte vermeiden wollen: Er machte ihm einen Heiratsantrag. Gut, nicht so sehr einen Antrag, als eine Aufforderung – aber im Endeffekt lief es auf dasselbe hinaus. Eine Eheschließung. Nicht, dass er es nicht gerne offiziell machen wollte, dass er und John… nun ja, eben SherlockundJohn waren. Es war eher der ganze unnütze romantische, kitschige Ballast, der mit einer solchen Hochzeit verbunden war, der ihm völlig gegen den Strich ging.

„Heirate mich!", wiederholte John in diesem Moment mit etwas lauterer Stimme und einem kleinen Lachen und Sherlock begriff, dass er noch keine Antwort gegeben hatte. Mit einem Gefühl der Verzweiflung sah sich Sherlock um, doch mittlerweile waren sie alleine und niemand war mehr da, der ihm als Ausrede oder als Hilfe hätte dienen können.

„Heirate mich", sagte John gerade zum dritten Mal und schlang nun auch noch seine Arme um ihn. Das Lachen war weder aus seinen Augen, noch aus seinen Lippen verschwunden.

„John…", flüsterte Sherlock leise und fing an, seinen Kopf zu schütteln, doch Johns linke Hand legte sich in seinen Nacken, unterband so die verneinende Bewegung und zog ihn mit sanftem Druck zu sich hinunter.

Ihre Lippen trafen aufeinander und John küsste ihn leidenschaftlich und erbarmungslos. Sherlocks Mund öffnete sich zu einem Stöhnen und als Johns Zunge verlockend über seine Zähne leckte, erwiderte er den Kuss.

Reichlich atemlos lösten sie sich nach einer kleinen Ewigkeit voneinander.

John schluckte und atmete tief ein, dann sagte er: „Heirate mich, du verdammter Dickschädel!"

„Ja – ist ja gut!", erwiderte Sherlock. Es hatte verdrossen klingen sollen, doch seine Atemlosigkeit zerstörte den gewünschten Effekt beträchtlich. „Wenn es unbedingt sein muss, dann heirate ich dich eben! Bist du jetzt endlich zufrieden?!"

Das Strahlen, welches sich auf Johns Gesicht abzeichnete, war Antwort genug und Sherlock wusste, dass er das Richtige getan hatte. Ein sanftes Gefühl legte sich um seinen Brustkorb und auch sein Gesichtsausdruck wurde weich.

„Ja", antwortete John. „Ich bin sogar sehr zufrieden."

„Dann bin ich es auch", sagte Sherlock leise und hauchte einen zärtlichen Kuss auf Johns Wange.

oooOOOoooOOOoooOOOooo

ENDE


Das war's. Ich denke, den Rest kriegen die beiden auch alleine hin *gg*.

Wollt ihr einen Ausblick auf meine nächste Story? Ich nehme jetzt einfach mal an, dass ihr alle „JA!" gebrüllt habt.

Einen Teil der (englischen!) Story könnt ihr bereits auf meinem Ao3-Account unter dem Titel: „Deflowered" lesen. Aber ich werde die Story auf Deutsch neu schreiben und ausbauen. Es wird einen „Vorspann" geben, viel mehr Details, weitere Handlungsstränge und vor allem – es wird nach dem bisherigen Ende weitergehen. Viel, viel weiter. Denn das… war erst der Anfang.

Aber übt Nachsicht. Ich muss das erst noch richtig durchkonzipieren. Deshalb werdet ihr euch wahrscheinlich ein paar Wochen gedulden müssen, bevor das erste deutsche Kapitel online geht.

Bis dahin! Bleibt mir gewogen.