*Amen Corner: „If Paradise Is Half As Nice"*


Epilog

Der Frühling schickte sich an, ein Vorbote eines wundervollen Sommers zu sein. Damals, als alles begann, war es genauso schön gewesen und man könnte meinen, es schließe sich ein Kreis.

Längst waren auch die letzten Zugvögel an ihrem Ziel angekommen, die Sonne konnte schon ein wenig wärmen und die Natur erwachte durch sie so richtig zum Leben. Überall grünte und blühte es – Krokusse auf den Wiesen, Osterglocken, Narzissen und Tulpen in den Blumenbeeten dufteten um die Wette und schienen darum zu werben, wer die schönsten Farben hätte. An den Sträuchern und Bäumen wuchsen die Knospen und hier und da konnte man schon das erste Grün erkennen.

Konnte ein Samstag im Frühling schöner sein? Das war eine Frage, die nur für einen selbst bestimmt war, die man nur selbst beantworten konnte und die man sich nur rhetorisch stellte, oder?

Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sich mein Leben jeden Tag änderte – jeden Tag gab es etwas Neues zu erleben, zu lernen, zu staunen und entdecken, und auch lieben zu lernen. Niemals würde ich solche Gedanken laut aussprechen, und dennoch beschäftigten sie mich.

Nein, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, konnte es fast nicht schöner sein. Ich hatte ein schönes Heim und fühlte mich dort auch wirklich zu Hause, von Anfang an eigentlich. Es mangelte an nichts, und wenn doch, so waren es Nichtigkeiten, so wie Wolken, die sich bald wieder verziehen. Aber das Wichtigste in meinem Leben war dies:

Die Frau an meiner Seite, die ich in meinem Leben am meisten liebte – zu lieben gelernt hatte – und neben der ich heute Morgen aufgewacht war, wie an den meisten Tagen. Hin und wieder nahm ich mir den Moment, sie zu betrachten, wenn sie noch schlief, aber manchmal weckte ich sie auch, wenn ich nicht mehr allein mit mir sein wollte.

Heute war es auch so gewesen. Ich hatte sie geweckt, aber anschließend geduldig gewartet, weil sie noch etwas zu tun hatte, das keinen Aufschub duldete. Mit der Zeit hatte ich mich auch daran gewöhnt, dass ich nicht mehr immer an erster Stelle kam und sogar gelernt, ihr hin und wieder zu helfen. Zwar war es nicht einfach gewesen, aber es fühlte sich gut an, gebraucht zu werden von denen, die einen liebten und die unter meinem Schutz standen.

Nach einem gemeinsamen Frühstück hatten wir beschlossen, hinauszugehen und die Sonne zu genießen. Außerdem wollten wir uns mit einem anderen Teil der Familie treffen – auch daran hatte ich mich längst gewöhnt.

Wir schlenderten durch den kleinen Vorort Londons, den ich mittlerweile so gut kannte, als wäre ich schon mein ganzes Leben lang hier gewesen.

Hier und da blieben wir stehen, sahen uns die Gärten an, die so verschieden waren, dass jeder etwas anderes Schönes bot – eine Leidenschaft, die wir teilten. Oder wir blieben an dem ein oder anderen Schaufenster stehen und betrachteten die Auslagen. Wir teilten nicht alle Interessen, das lag in der Natur der Dinge, aber doch hatten wir gelernt, einander zu respektieren und im Laufe der Zeit viele Gemeinsamkeiten gefunden.

Wir waren auf dem Weg in den kleinen Park, wo wir oft spazieren gingen, wenn es die Zeit erlaubte. Alles wirkte so friedlich und das mochte ich, weil man sich dabei wunderbar entspannen und alles, was einen beschwerte, vergessen konnte, so auch jetzt. Das war auch dringend nötig, denn wir hatten jetzt viel mehr zu tun als früher, als wir nur zu zweit gewesen waren, und jeder von uns musste Opfer bringen – aber wir taten es aus tiefstem Herzen.

Zuweilen bewunderte ich ihre Energie und wie sie mit den Dingen zurechtkam, die mir noch immer ein wenig fremd vorkamen. Sie hatte viel Geduld mit mir und erklärte mir alles – wenn es sein musste, auch mehrmals. Gleichermaßen ließ sie mir aber auch meine Freiheit und Ruhe, wofür ich sie noch mehr liebte als sowieso schon. So auch heute wieder einmal.

Ich setzte mich an eine schöne Stelle des Parks, während sie ein wenig umherging und sich mit zwei anderen Mitgliedern ihrer – unserer – Familie unterhielt, die wir dort oft trafen und die mittlerweile angekommen waren. Meistens ließ ich sie nicht aus den Augen, denn Gewohnheiten legte man nie ganz ab. Doch bald wurden meine Augenlider schwer und ich gab mich dem guten Gefühl hin, dass sie in meiner Nähe war, wie immer.

Bis eben hatte ich noch vor mich hingedöst, aber das war jetzt vorbei. Nachdem ich mich ein wenig gestreckt hatte, erhob ich mich und ließ meinen Blick schweifen.

Es duftete überwältigend, wie überall. Hier im Park blühten noch mehr Blumen, die ihren frühlingshaften Duft verbreiteten, liebevoll gepflanzte Primelchen in den Beeten, frisches, hellgrünes Gras, das dazu einlud, darauf...

Die leichte Brise von Wind drehte sich plötzlich und brachte neue Eindrücke mit sich. Von einem nahegelegenen Café wehte ein Hauch von frischen Brötchen und Kuchen herüber, und kombiniert mit dem Duft...

Halt, nein, man durfte sich nicht seinen Sinnen hingeben, sondern musste sich trotz aller momentanen Leichtigkeit seiner Pflichten bewusst sein, die einem vom Leben aufgetragen und ans Herz gelegt worden waren. Ich hatte gewusst, dass es schwer werden würde, seitdem ich es damals erfahren hatte, aber das machte mir nichts aus, denn die Belohnung dafür war groß:

Liebe und...

Wieder lenkte mich etwas ab. Vögel flogen umher, einer schöner und beschäftigter als der andere. Die meisten mochte ich, bis auf ein paar wenige, ganz bestimmte Ausnahmen. Und da und dort ein Rascheln in den Blättern, wo die ersten Vogelpaare ihre Nester bauten. Die Sonne half der Natur beim Leben mit ihrer wachsenden Kraft, jetzt, da es April geworden war. Wenn ich weiter darüber nachdachte, hatte jeder irgendwann sein eigenes Nest gebaut, wenn man es auch nicht immer so bezeichnete. Sie hatte mir auch eines geschaffen, sie hatte uns eines geschaffen und nicht nur das – sie half auch anderen dabei, wenn sie nur konnte.

Es gab so viel zu beobachten. Weiter weg lief ein Eichhörnchen geschäftig umher, um die letzten, versteckten Nüsse des Winters zu finden. Sich ständig verändernde Wolkenformationen, Schattenspiele auf der Wiese...

Ich genoss den Moment und blinzelte. War das das Paradies?

Wohl nicht ganz, aber es kam dem nahe, zumindest dem, wie ich es mir vorstellte. Wer hätte es sich je gedacht?

Ein Stückchen hinter mir war ein kleiner Erdwall, auf dem ich mich nun niederließ – so konnte ich alles noch ein wenig besser beobachten. Auch das konnte ich schlecht abstellen, wollte es auch nicht, denn die Verantwortung erlaubte eigentlich keine Pause, aber zu sorgen brauchte ich mich nicht – nicht mehr.

Ich mochte mittlerweile diesen Park und war schon oft hier gewesen, das ein oder andere Mal allein, aber meistens in Begleitung.

Wie immer an einem Samstagmorgen waren relativ viele Menschen hier unterwegs, aber da das Wetter sich von der perfektesten Seite zeigte, meinte wohl jeder, einen Spaziergang machen zu müssen, joggen zu gehen oder mit den Kindern oder Hunden zu spielen.

Gut, ich musste zugeben, dass es bei uns ja nicht anders war. Wir waren dabei – mittendrin. Und da hörte ich es wieder. Ihre Stimme würde ich unter Tausenden wiedererkennen und die der anderen sicherlich auch. Seit wir gemeinsam hinausgingen, uns mit den anderen trafen und das Wetter mitspielte, war das öfter vorgekommen und heute wieder. Früher war sie selten so laut geworden, aber es ließ sich offenbar nicht ändern. Ich lächelte in mich hinein und lauschte.

„Heeey...", hörte ich sie rufen, „...pass gefälligst auf deinen kleinen Racker auf, er will schon wieder weglaufen."

„Schon gut, Oma, ich hab ihn im Blick."

„Er kommt ganz nach dir, es ist nicht zu übersehen, äußerlich als auch im Verhalten – unfassbar."

Ich war versucht, einzugreifen, aber besann mich im letzten Moment. Sie würden es allein schaffen und ich war eigentlich froh, im Moment nur eine kleine, aber dennoch wichtige Verantwortung zu haben. Aber dieser kleine Wirbelwind war mit seinen etwas mehr als zwei Jahren eine echte Herausforderung, schließlich wurde sie ja auch nicht jünger.

„Ehe du dich versiehst, ist er über alle Berge. Wollte er nicht eben noch im Sand spielen? Männer! Und Flora kocht für euch zu Hause das Mittagessen, dann könntest du dich ebenso auf deine Aufgaben konzentrieren, das hast du ihr bei der Hochzeit damals versprochen. Ihnen Beiden, schließlich war er ja schon dabei – in gewisser Weise."

„Jaaah Oma." Beide fingen an zu lachen und Sam hob seinen kleinen Sohn auf den Arm.

„Gut, dann sehe ich mal bei meinen anderen Liebchen nach dem Rechten.", sagte sie, als sie ihren Urenkel in Sicherheit wusste.

Sie kam auf uns zu und strahlte vor Glück.

„Na, alles klar bei euch? Wie ich sehe, ja!"

Mit einem liebevollen Blick schaute sie in den Kinderwagen, der neben mir stand, und schob ein wenig diese flauschige, rot-grüne Decke beiseite, damit es dem Baby darin nicht zu warm wurde. Eigentlich tat sie es nur, um es anzusehen. Davon konnte sie gar nicht genug bekommen, das wusste ich nur zu gut und ließ sie gewähren. Es ging mir ja genauso, seit es da war!

Sie setzte sich auf die Bank und schob den Wagen leicht hin und her.

„Tut mir leid, meine Süße...", sagte sie zum Kinderwagen gewandt, „...das Ding da oben kriege ich nicht richtig bewegt, das ist magisch. Aber du kannst dir ja auch so diese niedlichen Tierchen ansehen."

Ein winziges Mobile hing von dem Kinderwagen herab: Es waren silberne, ganz filigrane Tierfiguren, in Hand- oder Zauberstabarbeit gefertigt, das wusste sie nicht so genau. Jedenfalls waren es ein Reh und zwei Schneegänse, die im Licht der Sonne glitzerten und sich nur ganz leicht im Lufthauch bewegten.

„Weißt du, Faline*, es dauert nicht mehr so lang, dann kannst du mit ihm spielen, aber lass dich ja nicht unterkriegen, wir sind starke Frauen in der Familie! Ich weiß, du wirst Ende des Monats erst sechs Monate alt, aber man kann es dir nicht früh genug erzählen. Außerdem sind sie klug und hübsch, die Frauen bei uns. Und wie ich sehe, wirst du allen die Krone aufsetzen mit deinen schwarzen Haaren. Die sind neu bei uns, aber wirklich wunderschön.

Nicht zu fassen, dass dich dein Vater hin und wieder als Unfall oder als allerschlimmste Geburtstagsüberraschung bezeichnet, wenn er schlecht gelaunt ist, weil du ihm seinen Schlaf geraubt hast. Du bist das größte Glück, das mir...äh, das ihnen passieren konnte. Das weiß er insgeheim auch, denn ich habe ihn schon oft beobachtet, wenn er dachte, euch beide würde gerade keiner zusammen sehen.

Ha, wenn er das wüsste... Ich könnte mich kaputtlachen und ich bekäme echte Schwierigkeiten. Naja, nicht wirklich, aber ich kann mir genau seinen Gesichtsausdruck vorstellen:

Eine hochgezogene Augenbraue und eine steile Falte auf der Stirn, dazu die dunklen Augen zusammengekniffen... Er denkt immer noch, das macht einem Angst, aber ich muss mich jedes Mal zurückhalten, um nicht zu lachen. Manchmal schaffe ich es nicht, dann ärgert er sich noch mehr. Und wenn seine Mundwinkel dann zucken… Ach ja, er ist einfach einzigartig, dein Dad, in vielerlei Hinsicht. Ich hatte es mir so sehr gewünscht...und jetzt gehört er schon lange zu meiner Familie. Da geht mir das Herz auf."

Sie redete mal wieder mit dem winzig kleinen Baby, das eigentlich noch schlief. Das tat sie immer, wenn sie es hatte, wenn sie auf es aufpassen durfte. Seit gestern Abend war es bei uns, hatte bei uns übernachtet und sollte bis morgen bleiben. Nur zu gerne hatte sie eingewilligt und bekräftigt, dass sie ja auch unbedingt einmal Zeit für sich bräuchten. Dabei hatte sie mit einem Auge gezwinkert und Hermione hatte gespielt empört „Oma!" geantwortet.

Ich gönnte mir noch einen prüfenden Blick in den Wagen, bevor ich mich mit einem Seufzer wieder im Gras niederließ. Ich mochte es, mit der Erde verbunden zu sein und ein paar grüne Flecken machten mir nichts aus.

Meine Gedanken galten nun meinem eigenen Nachwuchs – eine Sache, die ich mir nie hatte träumen lassen, doch sie unterbrach mich.

„Nicht wahr, aber das war bei euch genauso. Severus hat sich mit dir auch schwer getan. War ja auch nicht leicht für ihn – alles war so neu und so...schwierig."

Sie sprach mich an und ich wusste, was sie meinte.

„Wie hat er sich geziert zu Anfang, wenn du in seiner Nähe warst. Er hat immer gedacht, ich wüsste es nicht, aber schon damals hat er dich gemocht, wenn nicht geliebt. Dafür hatte ich schon immer einen Blick. War es nicht so?"

Ich öffnete meinen Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Dazu gab es nichts zu sagen. Ja, es hatten mir von Anfang an schon Viele einen gewissen Charme zugeschrieben. Aber erst, als ich älter wurde, wurde ich mir dessen auch bewusst und setzte ihn zuweilen gezielt ein – das hatte ich mir von anderen abgeschaut.

„Du weißt es, nicht wahr? Du bist ja auch eine Hübsche!"

Wenn sie das sagte – und sie unterstrich es immer mit einem Kraulen unter meiner Schnauze, das mir wohlige Geräusche entlockte – meinte sie es auch so und ich glaubte es, denn die ganze Familie hatte es mir hin und wieder ebenso versichert und...

„Mit dir war es genauso wie mit unserem Geschenk des Himmels hier. Wenn ihr allein wart, hat er... Ach weißt du noch, als ihr euch das erstemal gesehen habt? Schade, dass ich das nicht mitbekommen habe, aber der Bericht davon hinterher war köstlich. Es war ja auch zu...überraschend für ihn... Du hast ihn wirklich fast umgestoßen und sie hat ihn aufgefangen? Du wusstest wohl, dass die beiden nur einen Schubs brauchten, hm?"

Wieder lachte sie und es war immer ein Zeichen dafür, dass sie sich pudelwohl fühlte. Ich bellte einmal, weil es mir angemessen schien und lauschte dem Gespräch, in das sie nun Faline verwickelte – nun gut, es war ein sehr einseitiges Gespräch.

„Aber all das war nichts im Vergleich dazu, als ich ihm sein wohl bestes Geschenk in seinem Leben gebracht habe. Jeden Moment hätte ich mit einem Fluch gerechnet, aber wie gut, dass deine Mum dabei war! Und im Endeffekt bin ich noch Schuld, dass du auf der Welt bist, das hat mir Hermione mal in einer stillen Stunde erzählt, als wir unter uns waren. Das ist wohl das allergrößte Wunder – wer hätte sich das je vorstellen können? Ich habe zwar viel dafür getan, aber dass es das war..." Sie kicherte leise.

Im Prinzip verstand ich, was sie meinte. Ich war glücklich, eines meiner Kinder in den besten Händen zu wissen, die sich eine Mutter vorstellen konnte, und das Beste daran war, dass wir uns so oft sahen. Nicht nur, weil wir Severus und Hermione dort besuchten, sondern weil wir einmal pro Woche sowieso hoch oben in Schottland waren, seit mein Frauchen Vorträge und lustige Fragestunden mit den Schülern während der Muggelkunde-Stunden hielt. Lustig war nicht ausgemacht, aber artete immer so aus. Außerdem erfreuten sich die meisten Kinder an meiner Anwesenheit und schenkten mir die ein oder andere Streicheleinheit, was ich natürlich wohlwollend hinnahm.

Meinen erstgeborenen Sohn hatte sie Severus letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt – mit meiner Erlaubnis natürlich. Hinzu kam noch, dass der Kleine als einzigster das Fell seines Vaters geerbt hatte – schwarz wie die Nacht – und daher zu dem düsteren Mann passte, der mittlerweile beinahe nett geworden war. Ja, nett, außer an diesem besagten Geburtstag. Ich war auch mit dabei gewesen und den Rest hatte ich mir aus verschiedenen Berichten zusammengereimt, schließlich bin ich ja schlau.


Unsere neue, mittlerweile schon längere Freundin Minerva hatte uns beide damals nach Hogwarts mitgenommen. Die verlockenden Wiesen, die sich über die großen Ländereien erstreckten, waren für mich schon eine Freude, seit dem Tag, an dem ich sie viel früher durch Zufall allein erkundet hatte, wobei ich bis heute noch nicht wusste, wie ich dahin gekommen war. Egal. Allerdings waren die Wiesen an jenem 9. Januar 2001, über den wir hier sprechen, mit Schnee bedeckt gewesen – trotzdem konnte meine feine Nase das tief verborgene Grün erahnen.

Jedenfalls hatten sie etwas von Geburtstagsüberraschung gesagt und ein wenig geplant. Im Schloss hatten wir noch andere Leute getroffen und eingesammelt und waren gemeinsam in den Kerker gegangen. Ich liebte Hogwarts mit all seinen Millionen Gerüchen, aber der Kerker war eines der Highlights für eine Hundenase. Irgendwann hatten sie mir mal von den vielen Kräutern und noch netteren Dingen berichtet, die dort lagerten. Aber ich schweife wieder ab.

Sie wussten, dass er solche Überraschungen hasste und es war ja auch die erste, die sie ihm...aufzwangen. Im Jahr zuvor war Hermione mit ihm einfach weggefahren und hatte sich für ihn einen Tag Urlaub geholt. Nicht so an diesem Tag. Er hatte wohl arbeiten müssen und sie war extra früher von der Uni gekommen, um mit ihm ganz in Ruhe wenigstens den halben Geburtstag zu verbringen, so wurde es hinterher erzählt und ich hörte stets aufmerksam zu.

Was ich damals zunächst nicht verstanden hatte, war das mit der Ruhe, denn er öffnete uns sehr abgehetzt, mit äußerst gereizter Miene und roten Wangen. Als er dann vor mir stand, erklärte mir meine Nase den Sachverhalt. Überall roch es nach Liebe, und als wir in seiner Wohnung waren und meine liebste Hermione genauso aussah, als sie aus dem vermeintlichen Schlafzimmer kam, war mir alles klar. Ob den anderen das auch klar war, bleibt mal dahingestellt, denn sie sehen die Welt nicht so wie ich, und riechen können sie schon gar nicht.

Sie war geschockt und hocherfreut zugleich über unsere Ankunft, er war geschockt und stinksauer zugleich gewesen.

Ich erinnere mich noch daran, als sei es gestern gewesen:

Die Überraschungsrufe quittierte er mit einem bösen Blick und riss Minerva fast den sündhaft teuren Scotch aus der Hand – den sie ihm mit einem Grinsen und einer gryffindor-roten Geschenkverpackung hinhielt – um ihn ihr nicht anzubieten, weder an diesem Tag noch später. Sie würde sich an einem bestimmten Tag im Laufe des Jahres selbst bedienen, aber das hatte ja noch keiner gewusst zu diesem Zeitpunkt.

Der kleine Mann, der längenverhältnismäßig gerade so an den größten Gartenzwerg aus Mrs. O'Kilters Garten heranreichte, roch nach Übermut und Freude und reichte seinem Kollegen, wie ich wusste, einen Stapel mit Blättern, die sich als Noten herausstellten, damit sie ihm von seiner Freundin vorgespielt werden konnten.

Dann waren da noch Harry und Ginny, die ich längst gut kannte und genauso ins Herz geschlossen hatte wie viele andere und ihnen ging es andersherum genauso. Als Severus Harry gesehen hatte, hatte Severus seine Augen zum Himmel verdreht und ich wusste, was das bedeutet, weil er gleichzeitig genervt roch. Nun gut, ich muss zugeben, dass er das öfter tat.

Ein paar andere kannte ich vom Sehen, doch waren mir die Namen entfallen. Jedenfalls waren auch die dabei, die sich so viel auf ihr weißgoldenes Fell einbildeten – dass ich nicht lache! Nichts ist annähernd vergleichbar mit dem goldschimmernden, samtweichen Elitefell eines Golden Retrievers, wie ich einer bin.

Der liebe Harry-Junge schenkte ihm mit einem Augenzwinkern eine schön verzierte Glasdose mit Dianthuskraut, die Severus mit einem Laut annahm, den sonst nur Meinesgleichen produzierte, und von Ginny bekam er eine Jeans. Kein Mensch wusste, warum sie ihm eine Jeans schenkte, außer glaube ich Hermione, die verhalten grinste. Ich nahm bei Ginny einen zarten Hauch von Verlegenheit, Übermut und etwas Drittem an ihr wahr, das ich erst noch einordnen musste, während sein schmaler Fellstreifen über den Augen in ungeahnte Höhen wanderte, als er sie ausgepackt hatte.

Der Vollständigkeit halber könnte ich noch berichten, dass ihm Hermione wie üblich Zutaten für ihrer beider Lieblingscocktail – Sex on the beach – und noch diverse andere Dinge geschenkt hatte, deren Existenz sie allerdings – auch wie üblich – verschwieg oder höchstens in Gegenwart meines Frauchens umschrieb, wofür sie einmal das Wort Leckerli gebraucht hatte.

Beim nächsten Besuch hatte mich dann logischerweise die Neugierde gepackt und sämtliche Schubladen in Severus' Schlafzimmer durchwühlt, doch nichts! Nicht annähernd etwas, was nach Leckerli aussah! Mit den ganzen Stofffetzen konnte ich nichts anfangen. Egal, ich wurde dennoch immer gut versorgt.

Der Rest der Geschenke war bis auf das kommende Highlight nicht weiter erwähnenswert, außer, dass mir das geliebte, rothaarige Mädchen eine Wurst mitbrachte, von ihrer Mutter selbst gemacht. Lassen wir das Thema Leckerlis, sonst kommen wir nie zum Ende. Dabei fallen mir aber direkt die köstlichen Hors d'Oeuvres ein, die man hier in der schlosseigenen Küche bekommt, wenn man sich erst einmal den Weg erschnüffelt hat. Schluss damit und weiter erinnert! Die Szene lief weiter ab vor meinem inneren Auge, allerdings mit dem Geschmack von zauberhafter Wurst auf der Zunge.

Mittlerweile war mein Frauchen zum Platzen gespannt und auch mein Junge, noch versteckt in der großen Tasche, wurde nervös. Daher räusperte sie sich und verkündete, dass sie ja auch noch etwas für ihn hätte.

Mit einem wohlwollenden, schiefen Grinsen wandte sich Severus zu ihr in Erwartung eines guten Feuerwhiskys, den sie ihm bereits des Öfteren geschenkt hatte aus Sentimentalität und in Erinnerung an ihre erste Begegnung auf Hogwarts – oder an ihren Überfall, wie er das Ereignis zu benennen pflegte.

So schief hatte er noch nie gelegen. Er war ein Meister im Beobachten – nicht so gut wie ich natürlich – und im Gedanken erahnen, aber das hier hatte er nicht kommen sehen:

In seinem Gesicht spiegelte sich das geballte Leid und Elend eines ganzen Volkes wider, in dem Moment, als er verstand, warum sie den schwarzen Labrador-Retriever-Welpen aus der flauschigen Decke holte – so hatte sie es hinterher zumindest ausgedrückt.

Alle sahen gebannt auf die Szene und Poppy, diese liebe, alte Dame in Weiß, krümmte sich schon vor Lachen, als mein Frauchen ihm meinen Sohn in die Arme legte. Als bald darauf geschah, was geschehen musste, war die gleiche Frau mit Ginny im Schlepptau aus der Tür gestürzt und hatte im Flur geschrien, während sich Severus ein neues Hemd und eine neue Hose hatte anziehen müssen, nachdem er das kleine Wesen am Kragen gepackt und zurück in Jeans Arme befördert hatte. Die restliche Pfütze auf dem Boden ließ der Gart...der kleine Mann mit einem Schlenker seines Zauberstabs verschwinden. So etwas tat er oft, er schien dafür zuständig zu sein, Dinge verschwinden zu lassen, die andere von sich gegeben hatten – im weitesten Sinne.

Hinterher kam Poppy wieder herein und wischte sich die Tränen aus den Augen, bevor sie erneut anfing zu lachen und sich nicht mehr beruhigen konnte. Die Einzigste war sie allerdings nicht. Der große Gartenzwerg machte eine Handbewegung, die ich schon einmal bei Fußballfans gesehen hatte, wenn ihre Mannschaft ein Tor gemacht hatte, und Harry sprang die Genugtuung förmlich aus dem Gesicht.

Die giftigen Blicke und leisen Flüche hatten nicht aufgehört, als Severus widerwillig seinen ungebetenen Gästen etwas zu trinken und mir und meinem Sohn sogar eine Schale Wasser brachte. Einige hatten schon mit einer Giftmischung gerechnet, da wir uns aber Tage später noch bester Gesundheit erfreuten, konnten wir die anfängliche Vermutung revidieren.

Getrunken wurde viel, besonders von ihm selbst. Hermione mixte besagten Cocktail und erfreute damit die weibliche Gästeschaft, die bald nicht mehr aus dem Kichern herauskam, vor allem, als jede einzelne Severus' neue Jeans in ihren Händen drehte und wendete.

Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, fällt mir noch ein Detail ein, das ich bis heute nicht verstanden habe. Den ganzen Abend hatte es an Flüssigkeiten nicht gemangelt, warum also hatte Hermione später so einen dramatischen Gesichtsausdruck gehabt, als sie meinem Frauchen in gleicher stillen Stunde von einem durch die wirklich gelungene Überraschung vergessenen Trank berichtete, der stets in kleinen grünen Phiolen lagerte, wie sie extra erwähnte? Nun, vielleicht würde sich auch mir der Sachverhalt eines Tages noch erschließen.

Später an jenem Abend hatte mein Frauchen meinen Sohn auf Severus' Bett gelegt, damit er sich von der ungewohnten Aufregung erholen konnte.

Kaum war eine Viertelstunde vergangen, sah ich, dass der Tränkemeister, wie sie ihn nannten, vorgab, mal an den Baum, ach nein, Menschen nennen es ja anders, mal ins Bad zu müssen. Gewandt wie er war, nutzte er die Ablenkung der anderen Gäste durch Hermiones Klavierspiel, um sich in sein Körbch…in sein Schlafzimmer zu schleichen. Ich hatte es natürlich als Einzigste gesehen, mich ebenso hinterher geschlichen und öffnete die angelehnte Tür einen Spalt weit mit der Schnauze.

Ich sah, wie er meinen kleinen, schwarzfelligen Sohn am Kragen packte – so, wie ich es als neue Mutter auch immer getan hatte – ihn von allen Seiten begutachtete und dann nach ein-, zwei- und dreimaligem Zögern schließlich an seine Brust drückte, bevor er ihn wieder auf die mit einem Zauberspruch wasserdicht gemachten Decke ablegte und das Zimmer mit einer aufgesetzten, missmutigen Miene wieder verließ.

Schnell, bevor er mich ertappte, lief ich ein paar Schritte Richtung Flügel und setzte – ebenso gekonnt wie er – einen gleichmütig-lauschenden Blick auf, den er tatsächlich schluckte.

So war der Tag gewesen, an dem ich mich von meinem Erstgeborenen mit teils wehmütigem und teils freudigem Empfinden trennte. So war es vorherbestimmt und ich wusste, dass ich mir keine Sorgen machen musste. Genauso viel Glück hatte ich mit meinen vier anderen Kindern, die ihrerseits ebenso gut untergekommen waren: Eine Tochter bei Dr. Parker, ein weiterer Sohn bei Rose und Hugo, meine Jüngste wohnte bei Sam und in der Nachbarschaft der Vierte. Konnte es einer Mutter besser ergehen?


Ja, es ging noch besser, denn wenige Monate später nach dem Geburtstagsdilemma platzte ich beinahe vor Stolz auf meinen Erstgeborenen – der, seit er in seinem neuen Zuhause war, auf den Namen Perseus hörte – weil ihm seine erste, richtige Aufgabe zugeteilt worden war. Dazu hatte ihn mein Frauchen immer wieder heimlich entführt, wenn man das mal so sagen darf, um ihm etwas beizubringen. Er hatte es auch mit Bravour gelernt und an dem großen Tag perfekt umgesetzt – meiner Meinung nach jedenfalls. Schwer war es nicht gewesen, aber er war ja auch noch so jung.

Ich verstand nur nicht, warum so ein Stress gemacht wurde – wir waren alle da und gut war es doch, oder? So Viele waren da, vor allem von meiner Familie, also, die von Hermione und etliche von früher, wie sie sagten, Freunde und so, und einige aus Hogwarts. Sie hatten sich doch, was brauchten sie da noch Spielzeug? Was machte es schon, wenn es Perseus eine halbe Stunde früher oder später in dieses große Gebäude brachte, das außerdem so unermüdlich läutete?

Ich wusste zu dem Zeitpunkt, dass sich mein Sohn diese schöne Blumenwiese innerhalb der eingezäunten Fläche ansah, die vor einem Jahr genauso schön blühte wie jetzt der Park hier. Hin und wieder lief ich hinaus, um nach ihm zu sehen, aber er amüsierte sich prächtig und verschwand hier und da in den Büschen, schaute mal einem Vogel hinterher oder einem Schmetterling.

Ihrem Spielzeug, was sie Perseus – aus welchen Gründen auch immer – gegeben hatten, passierte dabei nichts. Außerdem waren die zwei Ringe in dem hübschen Samtsäckchen um seinen Hals eh viel zu klein gewesen, um vernünftig damit apportieren zu lernen.

Egal. Die Aufregung legte sich, als mein Frauchen den Kleinen letztlich mit einem Büschel Krokussen auf dem Kopf, nicht erwähnenswert schmutzigen Pfoten und einer mit Erde beschmierten Schnauze gefunden hatte, nachdem die Ortungszauber der anwesenden Zauberer versagt hatten. Sie säuberte ihn provisorisch, stellte ihn dann mitten in das große, geöffnete Tor und anschließend folgten ihm Hermione und Severus den Gang entlang. Komisch, sonst sollte er doch immer ihnen folgen...

Ich machte mir in dem Moment keine weiteren Gedanken um das warum und wieso, sondern hatte nur noch Augen für meinen Erstgeborenen, der zum ersten Mal im Mittelpunkt solch großer Aufmerksamkeit stand.

Als dann später im Herbst meine liebste Hermione eine Mutter geworden war, hatte sie sich ebenfalls verändert – genau wie ich. Sie war reifer geworden, noch hübscher, weiblicher und war noch glücklicher als zuvor.

Kurz vorher waren noch alle in Sorge gewesen, weil sich das Baby offenbar Zeit ließ, aber das hatte sich dann schnell wieder gelegt. Bis heute verstand ich nicht ganz genau, warum so ein Gefühlstumult um das Geburtsdatum geherrscht hatte, aber immer wieder sprachen die Frauen – allen voran Minerva, Poppy und Ginny und deren Mum – von allerhöchster und wundervoller Magie. Mir war es für mich egal gewesen, Hauptsache, meine Kinder waren gesund und das waren sie. Hermiones Kind war es auch, was wollte man mehr?

Spät abends an dem Tag, an dem es auf die Welt gekommen war, hatte ich einen kurzen Blick auf Severus erhaschen können, der nach hundertfachen Gefühlen gerochen hatte. Am intensivsten für meine feine Nase war aber der Duft von Erleichterung, Verwunderung, Friede und vor allem von Versöhnung gewesen, wobei ich letzteren nicht in Zusammenhang mit meinem Wissen bringen konnte. Doch sein Gesicht hatte etwas gezeigt, das mich hatte still sein lassen, weil ich tief in meinem Herzen eine Ahnung hatte.


Ein Schmetterling kitzelte mich an der Nase und brachte mich zurück in die Gegenwart.

Jean, mein Frauchen, saß immer noch auf der Bank und hatte die Beine weit von sich gestreckt, während sie mit geschlossenen Augen die Sonne und unsere Anwesenheit genoss. Ich blinzelte, weil ich meinerseits ebenso die ganze Zeit die Augen geschlossen gehabt hatte.

Und auf einmal hörte ich eine weitere Stimme, die ich unter Tausenden wiedererkennen würde. Ich sprang auf, streckte kurz meine Beine und tippelte aufgeregt auf der Stelle, was sie aufmerksam werden ließ.

„Alles klar, Emma?" Sie sah sich um. „Ah ja, jetzt verstehe ich. Geh nur, ich weiß ja, dass du nicht wegläufst."

Ich lief los und bellte einmal vor Freude.

Eine unverkennbare Stimme, dunkle Augen, die eine Frau zum Schmelzen brachten, und der Rest von ihm schwarz wie die Nacht. Wir sahen uns nicht jeden Tag, aber regelmäßig: Randolph***, meine große Liebe und Vater meiner Kinder. Er war ein kultivierter, belesener, stattlicher Labrador aus Manhattan, der drei Jahre zuvor nach Britannien übergesiedelt war, weil sein Herrchen, der auch noch Harry hieß, einen längerfristigen Auftrag bekommen hatte. Hier im Park hatten wir uns kennen gelernt, hier tauschten wir regelmäßig Neuigkeiten aus und unterhielten uns hauptsächlich über die Kinder, während wir ein wenig durch den Park tollten und den Frühlingsduft um uns herum genossen. Sonntags trafen wir uns hin und wieder sogar mit unserem Nachwuchs und krönten den Tag mit ein paar mitgebrachten Leckereien unserer Menschen.

Glücklich schwanzwedelnd kehrte ich bald zur Bank zurück, wo sich mittlerweile auch Sam mit seinem Sohn niedergelassen hatten. Mein Frauchen hatte Faline im Arm liegen und gab ihr ihr mittägliches Fläschchen. Seufzend und zufrieden mit mir und der Welt legte ich mich zu ihren Füßen, bis mich ein Flattern in den Bäumen aufhorchen ließ.

Ich hatte es gewusst, tief drinnen, denn es war jedes Mal so. Und jedes Mal hoffte ich, dass es nicht so war.

Dort oben saß er, der komische Kauz, ganz oben in der großen, alten Eiche, deren erst ansatzweise vorhandene Blätter bei weitem nicht genügten, ihn zu verbergen. Dummerweise hatte ich keine Möglichkeit, mich verschwinden zu lassen, denn dazu war ich nun mal zu präsent.

Es genügte ja nicht, dass er mich immer nervte, wenn er urplötzlich in meinem Garten landete oder auf der Fensterbank vor der Küche. Nein, er musste sich auch immer noch aufhalten und tat wichtig, wenn er einen Zettel im Schnabel hatte. Bis ich ihn kennen gelernt hatte, dachte ich immer, das sei nur eine Geschichte, eine Legende – das mit den Vögeln und den Zetteln im Schnabel.

Jetzt war er also hier im Park und beäugte uns intensiv, auch das war jedes Mal so. Seine gelben Augen waren stechend und konnten einem fast Angst machen – gut, dass ich so mutig war.

Fehlte nur noch, dass er wieder mit seinem Geschwafel anfing. Dauernd meinte er mir von seinem Job erzählen zu müssen, von seiner Karriere, von seinem Aufstieg vom Postboten zum Bodyguard. Dass ich nicht lache. Die einzige, der hier etwas vom Beschützen versteht, bin ich – und Randolph, immerhin war er vormals für ein Weilchen im diplomatischen Dienst beschäftigt gewesen.

Gut, manche ließen sich vielleicht von seinem kauzigen Blick beeindrucken, aber wenn man dann seine Größe betrachtete, wich der Eindruck einem mitleidigen Grinsen. Bei uns Vierbeinern war es jedenfalls so. Der Steinkauz war seinem Besitzer ähnlicher, als man fassen konnte – frei nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Tz.

Das ist dann immer der Moment, an dem ich vergesse, mich ladylike zu benehmen, denn dann kommt ein unkontrollierbares Brummen aus mir raus. Mit mir in der Nähe würde Faline kein Haar gekrümmt werden, soviel war mal sicher. Das hatte ich ihm schon oft zu vermitteln versucht, doch wo es an Verstand mangelte, war Leberwurst und Rindercarpaccio verloren. Soviel zum Thema Flügeltragende und Verstand.

Gut, dass es sich auf der Bank regte, denn ich spürte langsam ein Hungergefühl vom vielen Nachdenken.

„Komm Emma, wir gehen nach Hause und ja, wir gehen auch noch beim Metzger vorbei und holen ein paar Würstchen."

Heute Morgen hatte ich schon mit Sehnsucht durch dessen Schaufenster gelugt und inständig gehofft, dass sich mein Wunsch erfüllte.

In Null Komma nix war ich auf den Beinen und bekam meinen Schwanz nicht mehr unter Kontrolle – auch so eine lästige, aber unverzichtbare Angewohnheit. Nicht, dass ich meinem Frauchen sonst nicht gehorchen würde, aber wenn sie so etwas sagte, umso lieber.

Der Harpyi-Genannte äugte noch einmal vom Baum herunter, sah, dass Frauchen das Baby in den Kinderwagen zurücklegte, und flog anschließend mit einem kauzigen Schrei davon und alles war wieder gut.

Etwas ließ mich kurz innehalten.

Ach ja, Ihr! Tut mir leid, ihr Lieben, ich hätte euch ja noch gerne weiter erzählt, aber die Worte gehen, Würstchen und holen in einem Satz lassen mich endgültig abschweifen. Vielleicht schreibe ich es eines Tages alles auf, immerhin kann ich mit meinen Pfoten ja ein paar Tasten drücken...

Ich beeilte mich, meine vier Schützlinge einzuholen und hatte nur noch einen Gedanken im Kopf – die Antwort auf meine mir selbst gestellte Frage:

Ja, so war das Paradies – das musste es sein, und nicht nur für mich!

ENDE-ENDE


* Lily Faline Snape, *31.10.2001


A/N:

Und nochmal muss ich mich wiederholen, aber ich mache es kurz:

Meinen besten Dank an Euch da draußen - vor allem an die, die bis zum Ende durchgehalten haben - und zwar aus tiefstem Herzen. Ihr seid das Beste, was einer Autorin passieren kann!

Und wenn diese Geschichte auch in Zukunft gelesen werden sollte, ich werde mich immer und always über Reviews freuen und ich hoffe, dass ich bisher keinem vergessen habe zu antworten. Wenn doch, verzeiht bitte.

Heute würde sich natürlich Emma (und ich) auch überschwänglich freuen, etwas von Euch zu hören ;o)

Alles erdenklich Gute wünscht euch: Eure KeyMagic

PS: Wer doch noch nicht genug hat und noch einen tieferen Blick in die unendliche Weite der Zukunft werfen möchte und es noch nicht getan hat, kann gerne meinen Oneshot lesen: "Traumhafte Geschenke für die Seele"


***PPS: Randolph ist nicht meiner Fantasie entsprungen, sondern wurde von mir nur als besten Vater-Kandidaten erkoren. Wer den schlauen Labrador noch nicht kennt, seien die Hundekrimis von J.F. Englert wärmstens empfohlen – es gibt viel zu lachen, zu lernen und über die Hundewelt zu erfahren… ;o)