36. Hatred and Fear

„Potter macht sich nicht schlecht", kommentierte Severus am nächsten Morgen, als er einen Fluch nach ihr schleuderte.

Hermine war über das so unerwartete Kompliment so überrascht, dass sie um ein Haar das Messer übersah, dass auf sie zugeschnellt kam. Sie hatte seine Taktik einen Herzschlag zu spät bemerkt.

„Das ist nicht fair, mich in dieser Art und Weise zu verwirren!" protestierte sie, während sie sich zu Seite warf und ihn mit einer blitzschnellen Salve von Betäubungsflüchen bombardierte.

Sein Grinsen und die Art, in der er dabei seine Eckzähne hervorblitzen ließ, hätte auf die meisten gefährlich und aggressiv gewirkt. Für Hermine aber war es die Begeisterung über das Gefecht, was in seinen Augen glänzte und sie wusste ganz genau, dass seine Gefühle spiegelbildlich in ihrem Gesicht zu finden waren.

„In einem Krieg ist alles fair", grinste er, blockte ihre Betäubungssprüche mit einer Kuppel aus grünem Licht und beantwortete sie mit einem uralten Fluch.

Sie hatten schließlich angefangen die magischen mit den physischen Angriffen zu etwas zu verschmelzen, was Severus ein „Magisches Duell" genannt hatte. Es war etwas, worüber Hermine in den eher obskureren DADA-Texten in der Bibliothek von Hogwarts gelesen hatte. Nur ein paar Zauberer verfügten heut zutage noch über die Fähigkeiten, aber Hermine hatte herausgefunden, dass sie genau dieses fortgeschrittene Level des Duells ungeheuer Vergnügen bereitete.

Um es zu überleben, brauchte man exzellente Reflexe, eine große Bandbreite an Flüchen, Zaubern und sonstigen Sprüchen, die man mit, aber auch ohne Zauberstab ausführen konnte und vor allem ein Händchen für die doch eher schmutzigen Aspekte des physischen Kampfes. Dank ihrer Tante, ihren eigenen Studien und dem Training mit Severus, besaß sie all dies, und zwar in einem derart ausreichenden Maß um sogar dem Meister der Spione Probleme bereiten zu können.

Das letzte Mal hatte sie ihn sogar beinahe besiegt. Das war auch der einzige Grund warum er statt einem gradlinigen Kampf nun List einsetzte, dachte sie sich amüsiert.

„Es ist Dracos Unterstützung, die hilft", nahm sie den Gesprächsfaden wieder auf, aber erst nachdem sie mit einem High-Kick auf seinen Kopf gezielt hatte.

„Ich weiß nicht genau wie sie es machen, aber sie scheinen gut miteinander zu arbeiten. Sie haben sogar angefangen recht imposante Streitigkeiten vorzutäuschen."

Severus grinste und nickte noch einmal. Auch er hatte davon gehört. Minerva hatte ihm über einen erzählt, der vor dem Klassenraum für Zaubersprüche stattgefunden hatte und bei Professor Flitwick beinahe zu einem Herzinfarkt geführt hätte. Nach ihrer eigenen Aussage war es für sie ein riesen Spaß.

„Was gibt es in Bezug auf MacNair?" fragte er nun, während er sein Messer in eine tiefere Position brachte und in Richtung ihres Beines stach. Aber dieses Mal war sie vorbereitet und trat das Messer beinahe aus seiner Hand.

„Oh nein, das wird kein zweites Mal funktionieren", keuchte sie und konterte mit einem diagonalen Streich, der wieder mal eines seiner Hemden ruinierte.

„Und auch wird es diese Frage nicht unendlich aufschieben", warnte er, trat noch einmal abschließend in Richtung ihres Bauches und hob danach sein Messer in einer rituellen Geste.

„Genug für heute", sagte er und sie antwortete mit einer Geste, die seiner ähnelte. „Das hast du gut gemacht."

„Oh, Komplimente, wo man nur hinschaut." Sie grinste und packte ihr durchsichtig scheinendes Messer wieder weg. „Du könntest wenigstens zugeben, dass ich dich beinahe hatte."

„Wenn genau das der Fall wäre, dann würde ich es sicher zugeben, aber du warst noch meilenweit davon entfernt!

Sie tat ihm nicht den Gefallen darauf zu antworten, sondern warf ihren Kopf nur in einer missachtenden Geste in den Nacken. Dabei ergoss sich ihr Haar, das gerade eben von ihrem Haargummi zusammengehalten worden war und sich nun seinen Fesseln erledigt hatte, über ihre Schultern. Er musste sein Gesicht abwenden, um seine Reaktion zu verbergen.

„Aber mit MacNair hast du jedoch recht, da müssen wir was tun", sagte sie, während er sich darauf konzentrierte mit einem ihr zugewandtem Rücken sein Messer zu reinigen.

„Was schlägst du vor?" Seine Stimme war völlig emotionslos, aber er hoffte sie würde es der Konzentration und der Erschöpfung nach so einem guten Kampf zuschreiben.

„Die einzige Lösung, die machbar ist, nämlich ihn verschwinden zu lassen. Er ist zu gefährlich um ihn zu fangen und dem Ministerium zu überlassen. Ich habe jedoch noch nicht darüber entschieden, was der beste Weg dafür ist."

„Wir sollten seinen Tot zu einem Vorteil für dich innerhalb der Todesser machen. Vielleicht wenn wir es schaffen ihn illoyal wirken zu lassen ..."

„Wenn wir sie seinen Körper finden lassen, dann darf ich nicht diejenige sein, die ihn tötet. Voldemort könnte in der Lage sein meine magische Signatur herauszufinden, " warnte sie ihn, während sie ihren Nacken und ihre Stirn mit einem Handtuch abtrocknete.

„Ich habe damit nicht gemeint, dass du das erledigst." Dieses Thema hatte dazu beigetragen, dass seine Gedanken von ihrem Gesicht, Haar und Körper abgelenkt wurden, wodurch er nun in der Lage war, sich wieder herumzudrehen, ihr in die Augen zu schauen und die geheime Verbindung zu öffnen.

Es ist Zeit für mich wieder auf das Schlachtfeld zurückzukehren. Ich fange an mich alt zu fühlen, und wir wollen doch nicht, dass ich einroste.

Ich kann nicht einmal in Worte fassen, wie unwahrscheinlich das ist, antwortete sie ruhig. Wollen wir heute zusammen zu Abend essen?

Er schüttelte den Kopf und die Enttäuschung in ihrem Gesicht ließ sein Herz bluten. Albus und Moody. Es wird ein sehr langer Abend.

„Ich wundere mich, wie du es fertigbringst Unterricht zu machen, ohne dabei einzuschlafen", kommentierte sie nun laut und lächelte, nur um ihm zu zeigen, dass es ihr nichts ausmachte.

„Ah, das ist eines der größeren Wunder des Lebens", antwortete er. Am Nachmittag fand man sie nun in einem der vielen Höfe der Schule, wo sie zusammen mit Harry unter einer alten Weide saß. Sie hatten schon einige Zeit lang über einige Tätigkeitsfelder des Ordens diskutiert, aber nun schweiften ihre Gespräche zu mehr allgemeinen Themen.

„Ist es nicht seltsam, dass dieses Jahr unser Letztes hier in Hogwarts sein wird?" fragte Harry sie, während er seinen Kopf nach hinten beugte und in den sonnigen Himmel über ihnen schaute.

Hermine zuckte mit den Schultern. „Es wird eine Entspannung sein", sagte sie ruhig. „Ich habe mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr wie eine Schülerin gefühlt, und die Schule selber ist für mich zu einem Störfaktor geworden, der mich von den Dingen abhält, die wirklich getan werden müssen." Sie lächelte und dadurch erschienen ihre Gesichtszüge in den sanften Strahlen der Sonne.

„Und ich wäre sehr überrascht, wenn wir beide nicht in Hogwarts bleiben würden. Hier ist es am sichersten und nun, da das Hauptquartier verlegt wurde ..."

„Auch wieder war, aber es wird nicht dasselbe sein." bestätigte Harry und seufzte. „Es ist ja nicht einmal jetzt dasselbe. Da Ron immer noch auf uns sauer ist, und all unsere Freizeit mit Ordensangelegenheiten ausgefüllt ist – ich kann mich schon nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal einen Tag frei hatte."

„Weihnachten", antwortete Hermine nach einem kurzen Moment.

„Ja genau, Weihnachten", stimmte Harry zu, drehte sich um, und untersuchte sie kritisch. Sein scharfer, inquisitorischer Blick scannte ihr Gesicht. „Hast du über die Feiertage wirklich deine Eltern besucht? Ich dachte sie würden sich irgendwo in Amerika verstecken?"

Hermine nickte und seufzte nun selber. Ich war mit Severus zusammen. Wir haben trainiert, geredet und geplant", gab sie leise zu. „Und es war eine gute Sache, da ich an Weihnachten fast gestorben wäre. Er hat mir an dem Tag mein Leben gerettet."

„Es ist eine gute Sache, dass wir ihn haben", kommentierte er und sah, wie sich ihre Schultern entspannten. Es war nur eine winzige Veränderung und kaum sichtbar, aber sie verriet ihm, dass sie immer noch sehr unsicher war, wenn ihre Beziehung zu Snape in seiner Gegenwart erwähnt wurde.

„Ich weiß nicht was wir mit Ron machen sollen", gab sie nach einem Moment zu. „Ich werde furchtbar nervös, wann immer ich in seine Nähe komme, aber ich weiß auch nicht, wie ich Frieden mit ihm schließen soll."

Harrys offenes Lachen überraschte sie. „In all meinen Jahren, in denen ich Rons bester Freund bin, habe ich es nie geschafft, mit ihm Frieden zu schließen. Er war immer derjenige, der den ersten Schritt gemacht hat", sagte er.

Er kicherte. „Ich schätze, der Zorn eines Weasleys kann wohl nur von einem Weasley überwunden werden."

Plötzliche stöhnte Hermine auf und versuchte sich hinter Harry zu verstecken.

„Wo wir vom Teufel sprechen", flüsterte sie. Er drehte sich um, nur um zu sehen, wie Luna, Neville und Ginny auf sie zumarschiert kamen und einen sehr widerwilligen Ron in ihrer Mitte mitschleiften.

„Möchtest du gehen? Ich werde auch alleine mit ihm fertig", schlug Harry ihr im Flüsterton vor, und einen Moment lang schien Hermine mehr als versucht zu sein, seinen Vorschlag anzunehmen. Aber dann schüttelte sie ihren Kopf, hob ihn und saß mit einmal völlig grade.

„Das ist kindisch! Auf kurz oder lang, wird er sich mit mir auseinandersetzen müssen", antwortete sie.

Den Kopf hoch erhoben begrüßte sie die Gruppe mit einem warmen Lächeln. „Ginny, Luna. Es ist schon einige Zeit her! Es ist gut euch wiederzusehen", jubelte sie den Mädchen entgegen.

„Ich bin nicht die Einzige, mit der du in der letzten Zeit nicht geredet hast, antwortete Ginny, und kam wie üblich direkt auf den Punkt. „Neville, Luna und ich haben beschlossen, dass wir genug von diesem dummen Streit haben. Was auch immer der Grund dafür ist, dass du aufgehört hast mit uns zu reden, du wirst nun darüber wegkommen. Jetzt!"

Harry musste bei ihrem doch sehr direkten Vorgehen ein Grinsen verbergen. Was hatte Draco gerade noch gestern über Gryffindors gesagt? Subtil wie ein angreifender Hippogreif. Er hätte ja nie gedacht, dass der Tag einmal kommen würde, aber er konnte gar nicht anders, als dem Slytherin zuzustimmen.

„Es ist nicht ganz so simpel Ginny", warnte er sie, aber sein Blick war auf Ron fixiert und erzählte ihm eine Geschichte, die nur für seine Ohren bestimmt war. „Da sind viele Dinge zwischen uns und Ron vorgefallen und ich denke es ist weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit um dies zu besprechen ..."

„Oh ich denke es ist sogar noch einfacher", widersprach Ron, und sein Gesicht war von einer Wut gerötet wie fast immer, wenn sie ihn die letzten Tage getroffen hatte. „Ich denke sie haben das Team gewechselt und haben ihre Freunde im Stich gelassen. Ich denke nicht das da mehr ist."

„Lasst uns in Hermines Zimmer gehen", bot Harry versuchsweise an, um den Ausbruch in der Gegenwart von Leuten zu stoppen, welche die Situation nicht einmal im Ansatz verstehen konnten.

„Das ist nicht für die Augen und Ohren der Anderen gedacht Ron."

„Oh, nein ganz im Gegenteil", unterbrach Ginny und Luna und Neville nickten zustimmend. „In dieser Sache sind wir sehr isoliert, Harry. Ihr zwei verbringt momentan kaum noch Zeit im Aufenthaltsraum. Ihr versteckt euch immer in Hermines Raum, oder wo auch immer ihr sonst wart. Luna und ich können euch nicht während der Unterrichtsstunden sehen, und somit haben wir kaum einmal die Chance mit euch zu reden. Wir vermissen euch! Und auch wenn Ron ein viel zu großer Kindskopf ist, um es zu geben zu können, vermisst er euch doch auch."

„Das tue ich nicht", schrie Ron, wobei sein Gesicht von Sekunde zu Sekunde immer roter wurde. „Und sie haben wichtigere Dinge zu tun, als Zeit mit mir zu verbringen!"

Neville seufzte und sein breites, freundliches Gesicht verzog sich vor Trauer. „Ich kann euch drei nicht verstehen", sagte er ruhig. „Seit dem ersten Schuljahr wart ihr immer die besten Freunde. Da gab es nichts, was euch hätte trennen können. Ihr habt zusammen gekämpft, ihr habt Zeit miteinander verbracht, und alles miteinander geteilt. Was hat das jetzt verändert? Außer ..." plötzlich wurde sein Gesicht sogar noch roter als das von Ron, "... außer da geht irgendetwas zwischen euch beiden vor und Ron ist eifersüchtig ..."

„Oh nein, nicht zwischen ihr und Harry. Sie hat weitaus größere Fische an der Angel als nur den Jungen, der überlebte, nicht war Hermine? Männer mit Einfluss und Reichtum ..." widersprach Ron bitter.
„Ron, bitte" ergriff Hermine zum ersten Mal das Wort. „Du weißt, dass da weitaus mehr ist als nur wir beide! Wir haben kein Recht uns alleine auf unsere Wünsche zu konzentrieren, während da ein Krieg um uns herum tobt! Das ist nicht die Zeit um ..."

Da bist du ja genau die Richtige, die darüber spricht", unterbrach er sie mit einer wütenden und hässlichen Grimasse. „Du mit deinen eigenen kleinen Slytherin hast das sicher nicht! Erzähl mir ja nicht, dass du es nicht genießt, da herumzukriechen! Du ekelst mich an Hermine! Ich werde nie wieder ..."

„Es reicht!" donnerte Hermine auf einmal. Ihr Gesicht war blass, aber ihre Stimme war so erfüllt mit Macht und Autorität, dass Ron sofort schwieg. Die anderen starrten sie überrascht an. Selbst Harry, der diesen Ton von ihr noch nie gehört hatte. Neville hatte sich unbewusst einen Schritt von ihr entfernt und wäre fast über Luna gestolpert, die einfach nur einen Arm ausstreckte und ihn ohne ein Wort stützte.

Zaghaft legte Harry eine Hand auf Hermines Schulter, aber sie schüttelte diese nur mit vor Zorn weißen Lippen ab. Denn obwohl beide wussten, dass Ron nicht über ihre Geheimnisse sprechen konnte, war er für ihren Geschmack der Wahrheit weitaus zu nahe gekommen, und weitere Fragen würden nun ohne Zweifel folgen.

„Ich kann deine Enttäuschung und deinen Schock verstehen, Ron, aber da gibt es eine Grenze von dem, was ich von dir akzeptiere, und diese hast du gerade erreicht. Wenn du weiterhin ein selbstverliebter, kindischer Idiot bleiben willst, dann tu das! Ich werde nicht dafür sorgen, dass du erwachsen wirst, oder Verantwortung übernimmst. Aber du wirst auf der Stelle dieses Benehmen hier aufhören! Du hast nicht das Recht Pläne und Aktivitäten zu ruinieren die schon seit Monaten laufen nur weil Du nicht in der Lage bist, deine Vorurteile zu überwinden und einmal im Leben dein Gehirn einzuschalten. Verdammt noch mal werde endlich erwachsen!" fuhr sie schließlich fort, als das Schweigen um sie herum fast erdrückend wurde.

Ihre Stimme, die zu Beginn nur kühl war, war während ihrer Ansprache so kalt wie ein Gletscher geworden. Eine eisige und wütende Peitsche, die die Anderen dazu veranlasste vor ihr zurückzuweichen. Sie hatten Hermine noch nie so wütend gesehen. Es umgab sie eine Aura der Macht, als sie die ihre Worte Ron wie Raketen, die zur Zerstörung gedacht waren, zuschleuderte.

Und es schien als hätte sie Erfolg gehabt. Ron öffnete seinen Mund ein-zwei Mal. Sein Gesicht war sehr fahl und seine Augen weiteten sich in einer komischen Art und Weise, aber kein Ton kam aus seiner Kehle. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Hof mit hängenden Schultern, ganz so, als hätte er eine schwere Last zu tragen.

„Das war nicht nötig Hermine", sagte Ginny vorwurfsvoll, nachdem sie sich von ihrem Schock erholt hatte.

„Oh nein, ganz im Gegenteil Ginny, du hast ja gar keine Ahnung, wie notwendig das war", sagte Hermine mit einer ruhigen Maske und samtweicher Stimme.

„Jemand sollte ihm mal hinterher gehen. Ron kann manchmal sehr dumm sein" verkündete Luna gelassen.

Ginny warf ihr einen Blick zu, welcher der Stimme von Hermine ähnelte. „Ich werde ihm hinterhergehen, aber glaube bloß nicht, dass das nun schon vorbei sei. Ich habe einen Haufen Fragen die beantwortet werden wollen.

„Genau das hatte ich befürchtet, dass sie das würde", seufzte Hermine, als Ginny ihrem Bruder vom Hof weg folgte. „Und ich muss sagen, dass meine Vorliebe für Obliviate-Sprüche von Stunde zu Stunde wächst."

Wieder einmal legte Harry eine beruhigende Hand auf ihre Schulter und in diesem Moment nickte sie ruhig. Ihr Blick schien ihn um Verzeihung zu bitten, und einen Moment lang erhöhte er den Druck seiner Hand um ihr zu sagen, dass alles in Ordnung war.

Stille beherrschte den Hof während Hermine und Harry darauf warteten, das Ginny zurückkehrte. Luna schaute fröhlich zu etwas hin, was nur sie sehen konnte, und Neville sah so aus, als würde er sich nichts sehnlicher wünschen, als vom Erdboden zu verschwinden.

Ginny kehrte viel zu schnell zurück, und statt dem entschlossenen Ausdruck, den sie bei ihrer Rückkehr bei ihr erwartet hatten, verriet ihr Gesicht eine aufsteigende Panik.

„Ron läuft auf den Verboten Wald zu", keuchte sie. „Er hat fast die Schutzgrenze erreicht. Ich habe versucht mit ihm zu reden, aber er hat mich einfach ignoriert! Es ist gefährlich da draußen, und es wird bald dunkel!"

„Wir sollten einen Lehrer holen", schlug Hermine vor, aber ihre Augen sagten Harry, dass sie von einem Ordensmitglied sprach.

„Keine Zeit. Bis wir einen Lehrer gefunden haben, wird Ron weg sein und wir werden Ewigkeiten brauchen, um ihn wieder zu finden. Wir sollten ihm besser folgen!" antwortete Ginny.

Harry stöhnte frustriert.

„Großartig, wirklich großartig. Ron zieht hier wieder einen seiner großartigen Stunts ab, und wir sind auf uns alleine gestellt" grunzte er.

Du hattest vorher nie irgendwelche Probleme etwas alleine zu machen! Wenn wir die Mysterienabteilung geschafft haben, dann sollten wir doch in der Lage sein Ron in den Wald zu folgen", arbeitet Neville heraus und Harry stöhnte noch einmal auf.

„Erinnere mich doch bitte nicht, wie dumm ich war, Neville. Das ist nun wirklich nicht die richtige Zeit dafür."

„Wir müssen irgendetwas tun", entschloss Hermine. „Er ist immer noch unser Freund, Harry."

Noch vor einem Monat hätte Harry sie irritiert angeschaut, weil sie etwas so Offensichtliches hervorgehoben hatte. Jetzt war es jedoch nur eine Erinnerung daran, wie sehr er sich doch verändert hatte, dass er sie auf der Stelle verstand. Was auch immer für Probleme sie untereinander hatte, so war doch Ron immer noch als Nummer 3 des goldenen Trios bekannt. Was gab es für einen besseren Weg den Jungen, der überlebt hatte, zu verletzen und ihn noch näher an seinen letzten Freund Hermine zu binden, als Ron zu töten? Jeder Todesser wäre hinter ihm her.

„Ja natürlich" murmelte er, während er fühlte, wie die Hoffnungslosigkeit in ihm aufzusteigen begann und seine Kehle in einem eisernen Griff zusammenpresste.

„Ich schlage vor wir trennen uns. Ihr vier geht und findet einen Lehrer, während ich Ron folge. Beeilt euch!", fuhr sie fort, wobei es mehr wie ein Befehl, als wie ein Vorschlag klang.

Noch vor einem Monat wäre er von dem Vorschlag verärgert gewesen. Jetzt jedoch nickte er nur, sprang auf und forderte die anderen auf mitzukommen.

„Bist du verrückt?" fragte Ginny. „Wir sind alle Mitglieder der DA! Außerdem ist Harry viel besser in DADA als du! Du wirst nicht alleine da raus gehen, während wir einen Lehrer suchen! Keine Chance!"

„Sie hat recht," stimmte Neville ihr zu und stellte sich, wie er es einige Jahre zuvor schon einmal in der Nacht getan hatte, in der sie um den Stein der Weisen gekämpft hatten, vor Hermine. „Ich lasse dich nicht alleine gehen!"

Hermine sah aus, als ob sie ernsthaft wieder einmal einen Petrificus-Totalus in Betracht zöge, aber nach einem Augenblick des Zögerns stimmte Harry den Anderen zu.

„Sie haben recht", sagte er. „Wir können das schneller und besser so durchziehen. Es ist den Ärger nicht wert."

Er konnte in ihrem Blick sehen, dass sie verstanden hatte. Die anderen jetzt aufzuhalten würde nur noch mehr Fragen aufwerfen. Auf diese Art und Weise hatten sie eine Chance Ron zurück nach Hogwarts zu bringen und die Offenbarungen so gering wie möglich zu halten. Wenn alles so lief, wie sie es sich erhofften.

„Das ist eine schlechte Idee Harry", widersprach Hermine. „Bitte riskiere das nicht! Ich denke du solltest ..."

Aber Ginny unterbrach sie noch einmal. „Ich weiß nicht was ihr macht, aber ich werde nun gehen und meinen Bruder zurückholen! Diskutiert über Strategie, solange ihr wollt, aber ich werde ihm folgen!"

Und noch einmal drehte sie sich um und verließ mit einem Sprint den Hof. Luna und Neville folgten ihr nach einem kurzen Zögern.

Harry hätte schwören können, dass er ein sehr schockierendes Wort aus Hermines Mund gehört hatte, als sie unschlüssig hinter ihnen herschaute.

„Ich denke es wäre zu viel von dir verlangt hier zu bleiben?" hinterfragte mit Müdigkeit in der Stimme.

Harry schaute sie nur an und sein Gesicht war dabei offen und ehrlich. „Ich werde, wenn du es mir befiehlst, aber es sind auch meine Freunde, und ich bin ein guter Duellierer. Mich zu verhätscheln hilft auch nicht und das weißt du, " antwortete er ruhig.

oOo

Sie schlossen zu Ginny, Luna und Neville auf, als die Drei die äußeren Ränder des Verbotenen Waldes erreicht hatten, und sich nervös darauf vorbereiteten ihn zu betreten.

„Welchen Weg hat er genommen, Ginny? Fragte Hermine, als hätte sie nie vorgehabt, sie zurückzulassen.

„Ich weiß es nicht", antwortete der Rotschopf unglücklich. „Diesen Weg da, denke ich ... aber ich bin mir nicht sicher ..."

Ohne auch den Anderen nur eine Chance zugeben es zu bemerken hatte Hermine Harry mit einer Geste dazu aufgefordert, die Führung zu übernehmen. Sie folgte ihm auf den Fuß.

„Leute seid so leise, wie ihr nur könnt und keine unnötige Magie" wies Harry sie mit einem Flüstern an.

„Ich werde nur einen Auffindespruch benutzen", flüsterte Hermine zurück. Er wusste, dass ihre Magie nicht die Aufmerksamkeit ihrer Feinde erregen würde – wenn da draußen Todesser auf sie warteten- sie alle kannten ihre magische Signatur, und würden nur annehmen sie würde bei ihrer Jagt teilnehmen.

Harry merkte, dass Hermine eine weitaus komplexere Version des ‚zeige-mir' Spruches verwendete, den er für den dritten Teil des Turniers gelernt hatte, und er machte sich eine geistige Notiz sie später danach zu fragen. Aber der größte Teil seines Gehirnes war fixiert auf Lauschen, Riechen und Untersuchen des verworrenen Gestrüpps um sie herum.

Fünfzehn nervöse, sich hinziehende Minuten später hatten sie Ron gefunden, der zusammengesunken unter einem Baum inmitten einer kleinen Lichtung saß und vor sich hin grübelte und motzte.

„Ron du Kindskopf!" schrie Ginny wütend, verließ ihren Platz hinter Harry und Hermine und pirschte sich zu ihrem überraschten Bruder nur, um ihm lautstark auf die Schulter zu schlagen. „Wie kannst du nur die Schutzzauber verlassen? Du bringst uns alle in Gefahr!"

„Ich hab euch nicht gebeten mir zu folgen", knurrte er und erntete dafür noch einen weiteren Schlag für seine Antwort.

„Wir sollten uns auf den Rückweg machen," unterbrach Harry dieses Schauspiel schwesterlicher Zuneigung.

„Es wird bald dunkel, und Ron, wenn du jemals wieder so einen Stunt abziehst, werde ich weitaus mehr machen als dir nur einen Klaps zu geben", fügte er hinzu, wobei er dafür seine Stimme auf ein gefährliches Level senkte.

„Ich wollte nur ..."

„Pscht", unterbrach Hermine plötzlich, und irgendetwas in ihrer Stimme ließ sie alle zu ihr herumfahren. Was sie sahen, ließ Ginny und Neville vor Überraschung nach Luft schnappen.

Statt dem Mädchen, das sie erwartet hatten zu sehen, sahen sie eine Kämpferin hinter ihnen stehen. Zauberstab in der Hand, ihre Haltung geduckt und bedrohlich, ihr Kopf so nach vorne gestreckt, als ob sie etwas Gefährliches in der Luft riechen könnte. Hermine schien so fokussiert wie ein scharfes Messer.

„Geht hinter mich und versucht die Bäume in eurem Rücken zu behalten. Jemand nährt sich" flüsterte sie.

„Aber warum? Du bist kein besserer Duellierer als Harry! Und wie kannst du wissen das sich uns jemand nährt?" fragte Ginny.

„Du wolltest doch unbedingt mit von der Partie sein. Nun bist du mitten drin und du wirst meinen Befehlen folgen. Genau, wie es Harry tut. Sofort!" zischte Hermine, ihre Augen und Ohren auf etwas fixiert, was nur sie wahrnehmen konnte.

Da lag irgendetwas in ihrer Stimme, eine erschöpfte Autorität, die sie nicht einordnen konnten und die jeden weiteren Protest im Keim erstickte. So leise wie möglich sammelten sie sich hinter ihr. Selbst Ron, auch wenn es dafür einen scharfen Ruck von Harry bedurfte, um zu gehorchen.

„Ich höre nichts ..." begann Ron gerade missmutig, schwieg aber abrupt als fünf dunkle Figuren stürmisch die Lichtung betraten.

Todesser.

Ausgewachsen.

Fünf an der Zahl.

Oh scheiße.

Sie stoppten ihre Bewegungen in einer perfekten Einigkeit und zwar nicht in der Art komischen Bewegungslosigkeit, die Harry zustande gebracht hätte, und richteten ihre Zauberstäbe auf sie.

„Schaut euch das an", spöttelte einer. „Der kleine Harry Potter versteckt sich hinter einem Mädchen. Aber sie wird dir nicht helfen kleiner Harry. Eigentlich ist sie sogar die letzte Person, in deren Nähe du dich nun befinden solltest."

Er hatte wahrscheinlich damit gerechnet, dass Harry mit einer Art verwirrter Dummheit reagieren würde und damit versuchen würde seine Chancen für einen Angriff zu verbessern.

Aber Harry hob einfach nur seine Hand, um das Gemurmel, das unter seinen Freunden losbrach, zu beruhigen und schaute die Todesser mit kaltem Hass an. Die Augen des Mannes verengten sich hinter der Maske. Er öffnete seinen Mund, um fortzufahren, als die Lichtung auf einmal vor Aktion explodierte.

Alles geschah im Bruchteil einer Sekunde; viel zu schnell, um es klar zu sehen, geschweige denn darauf zu reagieren.

Bevor sich die Todesser überhaupt rühren konnten und bevor Harry und Ron es geschafft hatten ihre Zauberstäbe zu ziehen, war Hermines Hand auf einmal mit einem gleißenden Messer gefüllt und ohne ein Wort, ja ohne das Zucken eines Muskels, überrumpelte sie einen nichtsahnenden Todesser mit der Listigkeit einer großen Raubkatze und stach zu.

Sein Körper hatte noch nicht einmal den Boden berührt, als sie schon zu der anderen schwarz gekleideten Gestalt herumgewirbelt war und ihm in einer solch präzisen Art und Weise die Kehle durchgeschnitten hatte, die ihnen fast den Atem raubte.

Die anderen drei Todesser waren endlich wieder zu Sinnen gekommen. Einen Schüler zu sehen, und zwar auch noch den vermeintlichen Spion, wie er zwei von ihnen mit solch einer sorglosen Effizienz getötet hatte, hatte selbst diese Männer schockiert. Aber nun hatten sie sich schließlich gefangen und erhoben ihre Zauberstäbe um den Todeszauber zu sprechen.

„Ava ..." setzte einer von ihnen an, aber Hermine machte nur eine schnelle Bewegung mit ihrem Handgelenk auf sie zu, als ob sie ihnen etwas zuwerfen wollte.

„Und der Todesser explodierte in einem Feuerball.

Es hatte für ihn weniger als eine Minute gedauert, um zu sterben. Und sie hielt ihren Zauberstab während dieser ganzen Zeit auf ihn gerichtet. Als die Flammen ausgeglüht hatten, stupste sie den einen mit ihrem in Boots steckenden Fuß an, und nickte zufrieden, da sich nichts rührte.

„Bleibt zurück", befahl sie ihren Freunden ohne sie mit einem Blick zu würdigen. „Wir wissen nicht ob da noch mehr in der Nähe sind."

Stille beherrschte die Lichtung, während Hermine in schneller Reihenfolge einige Verfolgungs- und Enttarnungssprüche ausführte.

Danach platzierte sie zwei glänzende Juwelen in der Mitte der Lichtung. Harry erkannte in ihnen einen Notfallalarm und einen Apperationsführer, die sie bekommen hatten, als sie in den Orden eingetreten waren. Jedes Mitglied die sie versuchen würde zu finden, würde automatisch zu diesem Juwel apperieren.

Er hätte nie daran gedacht, diese zu verwenden.

„Momentan ist die Luft rein", fuhr sie fort und irgendetwas in ihrer Stimme sagte Harry das sie ihn meinte. „Erkläre ihnen alles, Harry. Ich kümmere mich um diese Sauerei hier."

„Aber Hermine", protestierte er schwach. Er hatte über die Jahre hinweg einen Haufen Grausamkeit gesehen, aber die Art, mit der seine Freundin ohne eine Sekunde zu zögern diese Männer abgeschlachtet hatte, das hatte ihn tief schockiert. „Wir hätten sie nicht alle töten müssen! Wir hätten sie lähmen können ..."

„Und riskieren, dass sie fliehen und meine Tarnung auffliegen lassen?" Hermine hatte angefangen die Taschen des Todessers zu durchsuchen, aber nun schaute sie nach oben, und ihre Augen waren so ruhig und kalt wie Gletscher. „Ich denke nicht. Das bedeutet fünf Männer weniger auf Voldemorts Seite. Kein großer Verlust."

„Aber ..."

„Würde uns mal einer Aufklären was hier vor sich geht?" verlangte Ginny, hinter Harrys Rücken.

Als er sich zu seinen Freunden herumdrehte, bemerkte er, in welcher Verfassung diese sich befanden. Sie waren offenkundig verängstigt, obwohl Ginny in einer Art gegen dieses Gefühl ankämpfte, wie sie es immer tat; nämlich mit wachsender Verärgerung. Neville wie auch immer sah aus, als ob er jede Sekunde in Ohnmacht fallen würde. Auch Luna hatte einen Teil ihrer normalen Fröhlichkeit verloren und untersuchte nun die 5 Leichen, die vor ihnen lagen.

Ron jedoch schaute Hermine an, als wären all seine schlimmsten Albträume endgültig wahr geworden.

„Sie ist ein Todesser, das ist es, was vor sich geht", spie er bösartig aus. Hermine schaute nicht einmal von dem auf, was sie mit Leichen tat, die den Boden verschmutzten.

„Das ist nicht wahr Ron. Und davon einmal abgesehen, dass du nur noch deswegen am Leben bist, weil sie uns gerade eben gerettet hat, würde dir ein bisschen Respekt nicht wehtun! Sie ist ein Spion," erklärte er den Anderen und drehte sich von Ron weg, dessen Augen sich vor Wut verengt hatten. „Das ist sie nun schon seit einem Jahr. Sie und ich sind beide Mitglieder im Orden des Phönix und Hermine hat Dumbledore bereits benachrichtigt. Keine Sorge, Hilfe wird in weniger als einer Minute da sein."

„Aber warum hat sie sie getötet?" fragte Neville, und seine Unterlippe bebte vor Schock ein bisschen.

„Und ... wie?"

„Ich weiß es nicht." Harry zuckte hilflos mit den Schultern. Sein Blick war wieder auf Hermine gerichtet, die immer noch unnatürlich ruhig die kleine Lichtung umkreiste.

„Sie hat viele verborgene Talente," bot er seinen Freunden an, und nur Luna nickte ganz so, als ob das alles erklären würde. Ron beobachtete Hermine immer noch mit brennenden Augen und sein Gesicht war zu einer hässlichen Grimasse des Hasses verzerrt.

Es waren nicht einmal zwei Minuten vergangen bevor McGonagall, Snape und Remus Lupin an den Schauplatz apperierten. Lupins erschrockenes Luftschnappen machte Harry auf die Anwesenheit der Lehrer aufmerksam. Hermine verstaute ruhig ihren Zauberstab, der dort bei dem Geräusch ihrer Ankunft entnommen worden war, und drehte sich zu McGonagall und Snape herum. „Keiner ist entkommen", berichtete sie ruhig.

„Gute Arbeit Hermine", kommentierte McGonagall anerkennend bei dem Blick, der sich ihr bot. „Irgendwer verletzt?"

„Nein." Harry bemerkte mit Horror, dass ihre Stimme so monoton wie die einer Maschine war, und plötzlich erinnerte er sich an einen seltsamen Film zurück, den Dudley immer geliebt hatte. Es handelte wohl von einem Killerroboter, der aus der Zukunft gesendet worden war, um eine Frau und ihr ungeborenes Kind zu töten. Er schüttelte sich und steckte seine Hände tiefer in die Hosentaschen, um diese düsteren Gedanken zu vertreiben.

Plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. Es war Remus, der versuchte, ihn und die Anderen von den Leichen wegzuführen. Harry aber widerstand dem sanften Druck, da nun Snape hervortrat und Hermines Blick mit seinem dunklen, brennenden einfing.

Was tun die da bloß? Wunderte er sich, als sich das Schweigen zwischen ihr und dem Spymaster dahinzog. Ich kann verstehen, dass er beunruhigt war, aber sie so anzustarren!

Urplötzlich unterbrach Snape den Blickkontakt und nickte brüsk.

„Gut gemacht" sagte er, ganz so als wäre es die Antwort auf einen Report, und wieder einmal wunderte sich Harry, was da vor sich ging. „Lass uns dann einen Blick auf ihre Gesichter werfen."

Hermine nickte nur und trat einen Schritt beiseite und bot ihm damit Zugang zu ihrer Beute.

Während er die Masken und Hüte entfernte, ließ Snape seinen Blick über die Leichen wandern. Harry verrenkte den Kopf um einen besseren Blick zu bekommen, aber die Gesichter blieben seinem Blick verborgen.

„Irgendeiner aus dem Inneren Zirkel?" fragte Snape emotionslos.

„Atricus", antwortete Hermine genauso kalt wie Snape. „Er war seit drei Monaten ein Mitglied. Eingeführt von MacNair."

Wieder Schweigen. Harry bemerkte, dass Snape keinerlei Anstalten machte, die Todesser zu durchsuchen. Seine Augenbrauen hoben sich vor Überraschung, da er noch nie gesehen hatte, wie dieser akribische Zaubertrankmeister der Arbeit eines Anderen vertraute. Dass er einfach davon ausging, dass Hermine schon genau genug gearbeitet hatte, erzählte Harry mehr über ihre Beziehung, wie die Hand des Mannes, die für weniger als eine Sekunde auf Hermines Schulter ruhte.

McGonagall gesellte sich nach einem Moment zu Snape. Ihr Blick war wie gebannt auf die Gesichter der toten Angreifer gerichtet.

Da war etwas Eigenartiges in der Art, in der sie in der Nähe der Leichen herum verweilten; ein Ausdruck in ihren Gesichtern, den Harry nicht deuten konnte. Erst als Remus zu ihnen herüber trat und vor Schock laut aufschrie, fand er den Mut an die Toten heranzutreten. Unter den unbekannten Männern, die in dort in ihrem eigenen Blut oder ihrer verbrannter Haut lagen, überraschte in das Gesicht, das er dort in ihrer Mitte entdeckte.

Theodor Nott. Sein Körper war, bis auf die rote Linie, die seinen Hals wie eine rote Linie zierte, unverletzt.

Hermine hatte einen Schulkameraden von ihnen getötet.

„Aber das ist doch ..." keuchte Harry, wurde jedoch durch einen warnenden Blick und ein leichtes Kopfschütteln von Snape zum Schweigen gebracht. Die Anderen mussten nicht wissen, wer die Todesser zu ihnen geführt hatte. Sie würden sich innerhalb von Hogwarts nicht mehr sicher fühlen, wenn sie es wüssten.

Genau so wenig wie Harry sich nie wieder sicher fühlen würde. Er starte mit brennenden Augen und einem völlig dumpfen Gefühl im Magen in das tote Gesicht des Jungen, mit dem er noch heute Morgen gemeinsam Unterricht gehabt hatte. Wie konnte er sie nur verraten haben? Er war nicht älter als sie, und dennoch war er gewillt gewesen, sie zu töten.

Genauso wie Hermine ihn, ohne auch nur eine Minute zu zögern, getötet hatte.

„Trägt er das Mal?" fragte er, während sich seine Kehle zuschnürte und ihm das Gefühl gab zu ersticken.

Hermine schüttelte den Kopf und antwortete immer noch in dieser furchtbar grauenvollen und kalten Stimme: „ Sie haben aufgehört die Slytherin zu brandmarken, solange sie noch zur Schule gehen. Es wurde zu riskant, als Severus als Verräter enttarnt wurde. Sie erwarten, dass er ihre Arme regelmäßig kontrolliert, was er vorher eigentlich auch schon getan hat."

„Es tut mir so leid, dass du das tun musstest, Hermine" sagte Remus und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das muss ein furchtbares Gefühl sein."

In dem Moment, wo sich die beiden Körper berührten, verspannte sich Hermine und trat beiseite.

„Er war ein Todesser" antwortete sie immer noch ausdruckslos, ganz so, als ob das alles erklären würde und ein verlorenes Leben unwichtig machen würde. „Das ist mein Job."

Remus öffnete mit vor Überraschung und Schock weit geöffneten Augen seinen Mund, um etwas zu sagen. Er sah in dem Moment genau so aus, wie Harry sich gefühlt hatte, als er zeuge dieser beiläufigen Grausamkeit geworden war. Jedoch bevor der DADA-Lehrer seine Gedanken wieder ordnen und antworten konnte, hatte sich Hermine schon wieder von ihnen weg bewegt und die beiden Gryffindors in ihrem besorgten Schweigen alleine gelassen.

„Wir sollten diesen Ort auf der Stelle verlassen", informierte sie Snape. „Wir haben keine Anhaltspunkte, ob es nicht geplant war, dass in wenigen Minuten hier die Verstärkung eintrifft. Und der wollen wir doch nicht begegnen.

Sie apperierten zu den Grenzen des Hogwartsschutzzaubers. Remus und McGonagall Luna und Ginny mitgenommen hatten und von dort aus gingen sie zum Schloss, wobei die leblosen Körper ihres Schulkameraden und der Todesser neben ihren Lehrern schwebten. Harry bemerkte, dass Hermine und Snape zurückgefallen waren und ohne einen bewussten Gedanken, wurden seine Schritte langsamer, bis die Gruppe vor ihnen ihn nicht mehr sehen konnte. Erst dann drehte er sich um und strebte schnell zu seiner Freundin und ihrem Mentor entgegen.

Er hatte darüber nicht mit Remus oder seinen Freunden gesprochen, aber ihre grausame Effizienz hatte ihn tief geschockt. Selbst mit all dem das sie durchlebt hatte während der letzten paar Monate, hatte er sie nicht zu so einer Tat fähig gehalten. Dass sie sich so von der fürsorglichen Person weg verwandelt hatte, die sie einmal war. Was ihn aber noch mehr beunruhigt hatte, war, dass sie nicht mal einen zweiten Blick für die Leichen übrig hatte.

Aber als er eine Ansammlung von Bäumen erreicht hatte und noch halb von einer alten Eiche verborgen war, war das Einzige was er noch tun konnte das schockierte Luftschnappen zu unterdrücken, das ihm gerade aus der Kehle entschlüpfen wollte. Denn dort war Hermine, die kalte, emotionslose Hermine, die gegen den Zaubertrankmeister gelehnt war und in seine Kleider schluchzte.

„Es tut mir leid, es tut mir so leid, Severus" flüsterte sie, während sie sich mit aller Kraft an ihm festhielt. „Ich wusste nicht, dass er das war! Ich schwöre es dir, denn sonst hätte ich ..."

„Es gab keine Möglichkeit für dich das zu wissen. Hör auf dir selber wehzutun", antwortete Snape ruhig, jedoch war seine Stimme rau, und nun, dass Harry genauer hinschaute, bemerkte er, dass dessen Gesicht einen asch-fahlen, ungesunden Farbton angenommen hatte.

Nott war ja auch in seinem Haus gewesen und stand damit unter der Aufsicht von Snape, bemerkte Harry auf einmal. Somit musste dessen Wandlung zum Todesser wie ein persönlicher Misserfolg auf ihn wirken.

„Aber hast du nicht gesehen, wie sie mich angeschaut haben?" drang noch einmal Hermines Stimme an sein Ohr, und der tiefe Schmerz darin ließ ihn erbeben. „Als wäre ich ein Monster. Selbst Remus konnte es nicht ertragen, mir in die Augen zu schauen."

Harry wusste, was sie meinte, und auch Snape wusste es, wenn man die Art und Weise beurteilte, mit der er sie noch fester an sich drückte. Es gab in diesem Moment nichts, was Harry hätte tun können, da sie sie wirklich in dem ersten Schockmoment für ein Monster gehalten hatten. Harry hatte es in den Augen aller sehen können, und es selbst in seinem Herzen gespürt.

Snape war für einen Augenblick still, aber als er sprach, schockte Harry sein Ton noch mehr als es die enge Umarmung tat, die sie gerade miteinander teilten. Falls er nicht völlig verrückt geworden war, klang sein nachdenklicher Zaubertrankmeister ... als ob er flirtete.

„Nun, du bist mit Sicherheit das hübscheste und brillanteste Monster, das ich je gesehen habe, Hermine. Ich hätte nichts dagegen, wenn du dich entschließen würdest, dich unter meinem Bett zu verstecken", schnurrte er und das Mädchen lachte erleichtert, wobei es sich noch weiter in seine Arme kuschelte.

Wieder folgte ein Schweigen und Harry machte sich gerade bereit seinen Rückzug so leise wie möglich anzutreten, als Snape plötzlich wieder das Wort ergriff.

„Sollen wir ihn oblivieren?" fragte er mit einer Stimme, die so gänzlich unbesorgt war, als würden sie über das Wetter sprechen. Konfus, durch den rapiden Wechsel des Themas, sah Harry, wie sie ihren Kopf gegenüber dem schwarzen Material von Snapes Kleidung schüttelte.

„Es ist nur Harry, und er hat ein Recht das zu wissen" sagte sie.

Und dann zu den Bäumen gewandt, hinter denen sich Harry von dem Schock erholte:" Du kannst jetzt herauskommen, Harry. Die Vorführung ist beendet."

Unbehaglich nährte er sich dem Paar, das sich immer noch fest umarmte. „Du sahst da draußen eben so fremdartig aus, Hermine. Ich wollte nicht spionieren!" fuhr er fort.

Als das letzte Wort seine Lippen passierte, hätte er sich dafür schlagen können, aber zu seiner Überraschung verzog sich Snapes Mundwinkel leicht nach oben.

Das hätten sie auch nicht geschafft. Wir haben sie in dem Moment gehört, als sie in unsere Nähe gekommen sind. Sie haben so laut geatmet, dass ich sie sogar im Dunklen hätte verhexen können."

Harry ignorierte ihn völlig. „Bist du ok Hermine?" fragte er und versuchte dabei die Provokation nicht zu bemerken.

Hermine nickte langsam und trat zögernd ein Stückchen von Snape weg.

„Emotionen sind etwas, die ich mir nicht leisten kann, solange da Gefahr ist, Harry" erklärte sie leise. „Jetzt, wo sich jeder in Sicherheit befindet, da können wir um Theodor trauern."

Sie wechselte einen weiteren Blick mit Snape, und dieses Mal war es ihre Hand, die sich auf seine Schulter legte, um ihn zu unterstützen. Der Zaubertranklehrer antwortete mit einem Lächeln. Aber seine Augen waren bodenlose Löcher und sein Gesicht so bleich wie Marmor, während er schweigend von ihnen weg und hin zum Schloss bewegte.

„Es ist schwer für ihn" sagte Hermine als Snape die Lichtung verlassen hatte. „Jeder einzelne Slytherin, der sich der dunklen Seite anschließt, ist für ihn wie ein persönlicher Fehlschlag. Er fühlt sich für jeden einzelnen Slytherin, den er über die Jahre hinweg verloren hat, verantwortlich".

„Ist das der Grund, warum er die Slytherins während der Schulstunden vorzieht und die Gryffindors aufzieht?" fragte Harry langsam und dachte, dass er nun eventuell anfangen würde das Rätsel Severus Snape zu verstehen.

„Nein" sagte Hermine, schüttelte ihren Kopf und warf ein leichtes Lächeln in die Richtung, in die Severus Snape verschwunden war. „Das kommt daher, da er die Gryffindor hasst, und denkt, dass die Slytherin die überlegeneren Wesen seien. In der Hinsicht ist er ganz genau so vorurteilsbehaftet, wie man nur sein kann."

Aber anstatt des genervten Tones, den Harry bei der Aussage erwartet hatte, beinhaltete ihre Stimme nur Belustigung und eine seltsame Zärtlichkeit. Ihre Augen lachten in die Richtung von etwas, das nur sie sehen konnte. Es verwirrte ihn ohne Ende, dass sich ihr Ausdruck in dem Maße für den Hauslehrer von Slytherin erhellte. Diesen fettigen Kerl. Den dort ansässigen Bastard.

„Was findest du nur an ihm, Hermine? Warum ist er so wichtig? Ich habe euch die letzten zwei Wochen beobachtet, und das hier ist mehr als eine Partnerschaft, die aus der reinen Not heraus geboren wurde. Es ist so viel mehr. Warum?"

„Weil er mich kennt, Harry" antwortete sie mit einem besorgten Gesicht, und ihre Stimme flehte nach Verständnis. „Das ist wirklich nichts gegen dich oder Ron, oder aber die anderen Lehrer. Severus kennt mich auf eine Art und Weise, die ihr nicht einmal ansatzweise verstehen könntet."

Sie atmete einmal tief durch, sah den gekränkten Ausdruck in seinem Gesicht und versuchte zögernd es zu erklären.

„Ich ... Als du gesehen hast, was ich heute getan habe, warst du geschockt. Angewidert. Ich halte es nicht gegen dich Harry, denn ich hätte vor einem Jahr genau noch dasselbe gedacht wie du Harry. Wie kann sie ein menschliches Leben nur so beurteilen und einfach beenden? Wie kann sie nur so unmenschlich grausam sein? Was ist nur aus ihr geworden? Wenn du nicht zu schockiert gewesen wärst, um dich zu bewegen oder nachzudenken, dann hättest du mich noch in der Sekunde damit konfrontiert. Oder aber du hättest dich vor Abscheu und Horror von mir weggedreht, wie Remus und Ron es getan haben"

Es folgte ein weiterer tiefer Atemzug, der jedoch eher wie ein Schluchzer klang. Ich habe dein Gesicht gesehen, Harry. Ich weiß was du gedacht hast. Du ... du verstehst nicht, dass ich für dich und für die anderen verantwortlich war, als der Hauptspion des Ordens. Ich bin für jeden jedes einzelne Leben verantwortlich, dass die Todesser zerstören. Dass ich schlimme Dinge tun muss, um diesen Krieg zu unseren Gunsten zu wenden."

Sie lachte bitter.

„Und wie solltest du das auch verstehen? Selbst du, der Voldemort mehr als einmal konfrontiert hat, hast nicht einmal seine wirkliche Macht gesehen. Du warst niemals Zeuge seiner wahren Grausamkeit. Du weißt nicht wie es ist Dinge zu tun oder zu sagen, die dich nachher einfach nur dreckig fühlen lassen. ... Das du von dir selber nur noch peinlich berührt bist. Ich weiß, dass du mich respektierst, und das du alles daran setzen würdest mich zu verstehen, aber ich weiß auch, dass du das niemals könntest. Selbst dieser kleine Bruchteil eines Einblickes in das, was ich geworden bin, stößt dich ab. Wie könntest du erst damit umgehen, was ich mit Lucius Malfoy Woche für Woche mache"

Sie legte mit weit offenen Augen, die auf sein Gesicht fixiert waren eine Pause ein. Harry war nicht in der Lage ihr in die Augen zu schauen, und so richtete er seinen Blick auf einen der großen kahlen Bäume, die sie umgaben. Er wusste, dass sie recht hatte. Selbst jetzt erinnerte er sich an das dumpfe Gefühl in seiner Brust, dieses Gefühl des Ekels und das, obwohl er es besser wusste. Dieser Gedanke: Sie ist ein Monster geworden.

Er konnte ihr nicht in die Augen sehen und genau das zugeben, und so drehte er sich von ihr weg.

„Aber Severus versteht es", fuhr Hermine schließlich fort, wobei ihre Stimme sehr schwach und nahe am Limit war. „Er war genau an derselben Stelle und hat genau dieselben Dinge getan. Und dennoch ist er eine Person geblieben, die ich respektieren und bewundern kann. Er war schon in den Tiefen der Hölle und ist von dort zurückgekehrt. Er ist meine Stärke, Harry. Er ist die eine Person, die mich immer und immer wieder daran erinnert, warum ich das hier tue und warum das notwendig ist. Außerdem ist er mein einziger Hoffnungsfunke. Das einzige Licht in meiner Dunkelheit. Meine Lebenslinie"

Irgendetwas in ihrem Tonfall ließ ihn herumwirbeln und in dem Moment, wo sein Blick endlich ihren kreuzte, wusste er, was ihn in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Da war dieser Ausdruck in Hermines Augen, den er dort noch nie vorher gesehen hatte. Es war eine wortlose Entschlossenheit, und ein brennendes Verlangen, das ihn auf der einen Seite erschreckte, aber auf der anderen auch die Seele aus dem Leib rissen.

„Du liebst ihn", flüsterte er, und die Erkenntnis traf ihn, wie ein Schwall kalten Wassers.

Als wäre sie geschlagen worden, taumelte Hermine ein Stück zurück, wobei sie beinahe ihre Bodenhaftung verlor und fast auf den harten Boden unter ihnen gefallen wäre.

„Ich weiß nicht, was du meinst ..." stammelte sie, und für den Bruchteil einer Sekunde verrutschte die perfekte Maske und offenbarte ein Gesicht, das so verängstigte und panikerfüllt war, dass er seine Worte sofort wieder zurücknehmen wollte. Aber sie hatten sich schon viel zu lange angelogen.

„Du liebst ihn Hermine. Und das mehr als du jemals jemanden geliebt hast. Ich kann es in deinem Gesicht sehen."

„Nein Harry!" schrie sie und nun brach ihre Stimme endgültig. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Das ist doch irrwitzig! Snape ist mein Mentor und nicht mehr ..."

Einen Moment lang war sie wieder das Kind Hermine. Das Kind, das sich im Klo vor einem Gebirgstroll verborgen hatte, weil sie sich ganz alleine auf dieser Welt gefühlt hatte. Das Mädchen, das aus vollem Hals um seine Hilfe gerufen hatte, als ein ausgewachsener Gebirgstroll sie angriff.

Dieser eine Moment reichte, um die Distanz zwischen den Beiden zu überbrücken und sie in seine Arme zu schließen. „Ist schon ok Hermine!" flüsterte er, während er sie an sich drückte. „Du musst dich nicht rechtfertigen. Du musst nicht mal etwas sagen. Ich kann das akzeptieren ... ich kann es gut genug verstehen. Pscht ... nicht weinen"

Und wenn es dort in der Nähe einen anderen Augenzeugen gegeben hätte, der sich hinter einem Baum versteckt hätte, dann hätte dieser gesehen, wie sich der respekteinflößende Meisterspion des Ordens an den zweiten Mann an diesem Tag klammerte und sich zum wiederholten Male die Seele aus dem Leib weinte. Ebenfalls hätte er grüne Augen gesehen, die zwar entschlossen, aber auch ansatzweise sehr besorgt waren und die dabei die Bäume scannten, um sie zu beschützen. In seinen Armen würde ihr niemals jemand schaden können.

Was lange währt wird hoffentlich gut. Sorry das ich so lange gebraucht hab. Aber tataaaaaaa das nächste Kapitelchen. Es wird einiges … na sagen wir mal … klarer machen.+

Gruß dat wati