Traum oder Wirklichkeit?
beide
Sie öffnet ihre Wohnungstür in dem Augenblick als sich die Fahrstuhltür öffnet. Bobby erblickt seine zierliche Partnerin. Sie trägt ein graues, sehr enges und verboten kurzes, baumwollenes Nachthemd. Es umschmeichelt ihren Körper wie eine zweite Haut.
„Ich wollte doch dich abholen.", sagt sie und wirft ihm ein bezauberndes Lächeln zu.
„Ich hatte Lust auf einen Spaziergang und dachte, dass wir zusammen frühstücken können, bevor wir zum One PP fahren. Ich habe Brötchen geholt. Sie sind auch noch warm."
„Sie duften toll. Na dann komm rein." Alex dreht ihm den Rücken zu und geht in ihre Küche.
Bobby starrt Alex hinterher. Das Nachthemd hat einen sehr gewagten Rückenausschnitt. Er hat einen grandiosen Blick auf ihre durchtrainierte Rückseite. Sie hat ihre Haare zum Schlafen geflochten. Der Zopf liegt genau über ihrer Wirbelsäule zwischen ihren Schulterblättern. Er kann sich kaum beherrschen sie zu berühren, um die Weichheit ihrer Haut zu überprüfen. Auch sein Autotraum ging in seinem Bett in die Verlängerung. Auch er ist heute Morgen sehr befriedigt aufgewacht. Dieser Traum war der Grund, wieso er sich zu Alex aufgemacht hat. Er wollte sie unbedingt so schnell wie möglich wieder sehen.
Er streift die Schuhe ab und folgt Alex mit den Brötchen in die Küche. Er lehnt sich gegen den Türrahmen und beobachtet sie, wie sie Wasser aufsetzt.
„Habe ich dich geweckt?"
„Ja, aber das macht nichts. Ich bin herrlich erholt. Was willst du trinken?", fragt sie über die Schulter. „Kaffee, Tee oder eine heiße Schokolade?"
Sie mustert Bobby kurz und stellt fest, dass er irgendwie noch besser aussieht als sonst. Er ist frisch rasiert und trägt eine dunkle Stoffhose kombiniert mit einem engen, beigen Sweatshirt.
„Ich hätte gerne einen Früchtetee. Den, den du letzte Woche auf Arbeit getrunken hast, roch so gut."
„Das war eine Erdbeer/Blaubeer-Mischung. Mmhmm, genau das Richtige für einen arbeitsfreien Tag.", antwortet sie und greift nach der Teedose. Da die Dose oben im Schrank steht muss sich Alex etwas recken, was zur Folge hat, dass ihr Nachthemd noch ein Stück höher rückt.
Bobby beißt sich auf seine Unterlippe und schafft es ganz knapp ein Keuchen zu unterdrücken. Um sich abzulenken fragt er: „Wie kann ich dir helfen?"
„Guck mal in den Kühlschrank und hol das raus, was du magst."
Als das Wasser kocht und Alex den Tee aufgießen kann, ist der ganze Frühstückstisch gedeckt. Sie setzten sich in Alex gemütliche Essecke im Erker, die ganz mit Pflanzen voll gestellt ist. Es ist ein sonniger Tag und sie können die Fenster öffnen und die Wärme genießen.
Sie sprechen über dies und das. Es kommt auch öfter zu Pause wo niemand etwas sagt. Das ist aber nicht unangenehm, sondern genauso anregend wie ihre Gespräche.
Beim Abräumen passiert einen kleiner Zwischenfall, was Bobby veranlasst über seinen Traum zu sprechen.
Bobby dreht sich gerade vom Kühlschrank weg, wo er die Marmelade zurück gestellt hat. In dem Augenblick tritt Alex einen Schritt zurück um den Geschirrspüler zu öffnen. Auf einmal stehen sie ganz nahe beieinander. Bobbys legt seine Arme um Alex Taille und sie schmiegt sich an ihn.
„Ich hatte einen ganz verrückten Traum.", murmelt Bobby in Alex Haar.
„Was du auch?", antwortet Alex überrascht. Sie fasst nach seinen Händen und zieht ihn zur Couch. „Aber erzähl. Ich wollte dich nicht unterbrechen."
Bobby erzählt von seinem Traum. Er lässt kein Detail aus. „Ja und dann…" Er muss kurz inne halten. „Dann hast du mich mit deinem Mund verwöhnt. Als du gerade meinen…" Er senkt den Blick zu seinem Schoss. „…Penis in deinen Mund genommen hast, bin ich aufgewacht. „Darum hast du ‚Oh Alex' gesagt, als du aufgewacht bist.", erwidert sie, als er nicht mehr weiter spricht.
„Ja genau. Aber heute Nacht ging es dann noch heftiger weiter. Da war diese Szene erst der Anfang und danach…WOW, ich kann es nicht mit Worten beschreiben.", beendet Bobby sehr rot im Gesicht den Bericht von seinem Traum.
„Hättest du mich im Auto nur für eine Sekunde berührt, weiß ich nicht, ob ich mich hätte beherrschen können.", gesteht er ihr kleinlaut.
„Du hättest nichts getan, was ich nicht gewollt hätte. Davon bin ich überzeugt.", sagt sie sehr sicher und streckt kurz die Hand aus, um ihn am Arm zu berühren.
„Und wovon hast du geträumt?", will er jetzt neugierig wissen.
Alex setzt sich etwas bequemer hin. Sie dreht sich zu Bobby, mit der Armlehne im Rücken. Sie zieht ihre Knie an den Körper und umfasst ihre Beine mit den Armen.
„Wir waren verheiratet.", beginnt sie vorsichtig. „Was?"
„Ja, aber das war noch nicht mal das Verrückteste. Wir sind in einem kleinen Zimmer aufgewacht. Aber weder bei dir noch bei mir. Es war eindeutig, dass wir Sex hatten, aber wir konnten uns beide an nichts erinnern. Überall lagen Kondome rum und wird waren nackt. Dann hast du unsere Heiratsurkunde gefunden und ich hatte den Ehering deiner Mutter am Finger." Alex muss unwillkürlich mit ihrem Daumen an ihrem Ringfinger reiben. Sie streckt ihre Beine wieder aus.
„Das war alles sehr skurril. Wir konnten uns weder an die Trauung erinnern noch an unsere Hochzeitsnacht."
Bobby greift nach ihren Füßen um sie zu massieren.
„Dann haben wir uns geküsst. Oh man, das war ein Kuss. Du hast mich ganz genau untersucht. Du hast an mir gerochen und mich geschmeckt. Ich wäre beinahe verrückt geworden. Und dann hast du etwas in mein Ohr geflüstert."
„Ja? Und was habe ich gesagt?", will er wissen.
„Du hast gesagt: Mrs. Alexandra Goren! Und da bin ich dann aufgewacht."
Beide gucken sich tief in die Augen und schütteln ungläubig ihre Köpfe. Sie fangen beide an zu Lachen. Alex lacht so doll, dass sie sich nach vorne krümmt. Auf einmal sind ihre Gesichter ganz nahe bei einander.
„Du siehst übrigens richtig scharf aus in deinem Nachthemd.", sagt Bobby. Er fasst in Alex Kniekehlen und zieht sie ganz nahe an sich ran.
Alex Hände tasten nach Bobbys Wangen. „Du bist frisch rasiert."
„Es wird sich alles verändern, wenn...", lässt Bobby den Satz im Raum stehen.
„Ich weiß, aber wir warten schon so lange darauf, oder?", antwortet Alex. „Das war bei weitem nicht der erste Traum, den ich von uns hatte. Du bist derjenige, der mein Herz schneller schlagen lässt. Du bist derjenige dem ich mein Leben anvertraue. Ich liebe dich schon lange Bobby. Ich glaube ich bin endlich bereit dazu unsere Partnerschaft weiter zu vertiefen. Dir gehört mein Herz.", sagt sie so voller Leidenschaft, dass ihr die Tränen in den Augen stehen.
„Ich liebe dich auch. Ich war die ganze Zeit nur zu unsicher. Ich wollte nicht das zerstören was wir haben. Ich liebe, dass was wir sind. Aber ich will mehr, viel mehr.", sagt Bobby mit kräftiger Stimme.
„Sag es endlich!", fordert Alex Bobby auf.
Er muss kurz überlegen, was sie damit meint. Dann geht ein Strahlen über sein Gesicht.
„Alex"
Alex atmet tief ein. „Das klingt umwerfend."
Bobby fasst Alex mit seiner einen Hand unter die Kniekehlen. Die andere umfasst ihren Rücken. Im nächsten Augenblick ist er aufgestanden und trägt sie zu ihrem Schlafzimmer.
-xxx-
Alex erwacht in ihrem Bett. Die Sonne geht gerade unter. Der Himmel ist in ein zartes rosa getaucht. Ihre Hand fährt zu Bobbys Kopf, der auf ihrem Bauch ruht. Sie streichelt sein kurzes Haar.
Die vergangenen Stunden waren das Schönste was sie seit sehr, sehr langer Zeit erlebt hat. Bobby hat ihr so viel Freude geschenkt wie noch kein Mann in ihrem Leben. Er war sanft und zärtlich. Er hat sie gehalten und gestützt. Sie lag oben und er lag oben. Sie haben es im Bett gemacht und auf dem Esstisch. Im Stehen unter der Dusche und verschlugen auf dem Fußboden.
Sie hatten so viel nachzuholen. Es hatte sich soviel aufgestaut über all die Jahre.
Beim ersten Mal haben sie sich noch wie zwei Ertrinkende aneinander geklammert. Dann wurden ihre Liebkosungen vertrauter. Zum Schluss waren sie schon so gut eingespielt, als hätten sie ihr ganzes Leben nichts anderes getan.
Sie fragt sich weiter, ob es etwas gibt, irgendetwas worin Bobby nicht gut ist. Sie hatten Dinge miteinander getan, die sie noch mit niemandem getan hatten. Sie haben sich Dinge anvertraut, die noch nie jemand gehört hat.
Er hat ihren Namen gestöhnt und geschrieen, geflüstert und gekeucht. Und jedes Mal hat ihr Herz dabei einen Sprung gemacht.
Ihre Träume waren nichts gegen die Realität.
Alex weiß, dass Robert Goren, ihr Partner, ihr Freund, ihr Vertrauter, ihre Stütze und seit sieben Stunden ihr Liebhaber, der Mann ist, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wird.
Ende
Da nicht jeder Satz, den ich hier niedergeschrieben habe von mir stammt, hier die Zitate:
[1 ... Carolyne Graham; Blutige Anfänger/Written in Blood
[2... Marek Krajewski; Gespenster in Breslau/Widma w miescie Breslau
[3 ... Carl von Lieser; Sekten, Sekt und Selters
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