Epilog: Nettie

Sie waren jetzt schon seit über zwei Jahren hier und er kam jeden Tag um sie zu besuchen.

Manche Tage waren für ihn schlimmer als andere, doch als die Zeit langsam verstrich schienen die Wunden zu heilen, auch wenn ich mir nicht sicher war, dass sie es jemals tun würden. Ich kann nicht wirklich sagen was er mehr bedauert; sie gehen zu lassen oder nicht mehr versucht zu haben bei ihr zu bleiben - bei ihnen zu bleiben und mit ihnen um ihre Freiheit zu kämpfen.

Es war für Harry schwer gewesen, Hermine zurückzulassen.

Es war für uns alle schwer.

Kümmere dich nicht darum, Liebes, wenn ich mir einmal über meine Augen tupfe, während wir reden. Weißt du, ich habe schon immer eine gute, tragische Romanze gemocht und diese - nun, sie liegt ganz oben auf der Rangliste.

Ich kann mir den letzten Tag in Hermines Räumen noch sehr gut vorstellen. Albus - lieber, lieber Albus - seine Sorge um Severus war offensichtlich gewesen, er hatte Tränen in den Augen, als er dem jüngeren Mann den er wie einen Sohn liebte, auf Wiedersehen gesagt hatte. Ich denke er wusste dort schon, dass Severus nicht zu uns zurückkehren würde.

Harry - damals Mr. Potter, doch jetzt nicht mehr - konnte kaum seine Aufregung verbergen, bald seine Freundin wieder bei sich zu haben, auch wenn sein Lächeln ein wenig dunkel war, ganz so, als hatte er etwas gewusst, was wir anderen nicht wussten.

Sybil hatte die drei, einmal konzentriert aussehend hinter ihren flaschenboden dicken Brillengläsern, mit einer elektrischen Intensität genau beobachte als sie den Zaubertrank tranken, um Hermine zu befreien. Ihre Stimme war sicher und standhaft geblieben, als sie das Grau beschrieben hatte; wo es war und was es tat...

Entschuldige mich bitte, Liebes, während ich mich räuspere und noch einmal meine Augen tupfe. Macht es dir etwas aus, wenn ich einen Schluck Tee trinke bevor ich fortfahre? Ich hatte begonnen zu glauben, eine heiße Tasse Tee würde alle Krankheiten heilen, doch jetzt weiß ich es besser. Trotzdem, die Wärme ist beruhigend und das Prickeln des Zuckers auf meiner Zunge, gibt mir etwas auf das ich mich für einen Moment konzentrieren kann.

Severus sieht gut aus, findest du nicht auch? Die letzten paar Tage bevor... nun er ist nicht mehr ganz so mager, oder? Wir pflegen ihn sehr gut hier. Ich wage es sogar zu sagen, dass er ein paar Pfund zugelegt hat, seit sie vor drei Jahren hier angekommen sind. Hermine sieht so aus wie immer - so ein schönes Mädchen - eine Frau inzwischen. Ich finde sie geben ein wundervolles Paar ab, du nicht auch?

Wie auch immer, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, dieser Tag.

Nun.

Severus war an diesem Morgen in wirklich guter Stimmung, er küsste meine Wange und ärgerte mich sogar wegen meines bevorzugten Lesestoffes, wenn du dir das vorstellen kannst! Er sagte mir, er müsste zurückkommen, weil er nicht derjenige sein wollte, dem ich viktorianische Romane vorlas, wenn er es nicht tat. Ich habe es mir gemerkt, wie du sicher an dem Stapel James Bond Geschichten erkannt hast, die dort am Ende des Tisches liegen. Ich dachte mir, ich müsse ihnen nach all dem etwas vorlesen und ich bin der Meinung, dass Severus und Hermine die Ironie gefallen würde, dass ich dem größten Doppelagenten aller Zeiten Spionagegeschichten vorlas.

Wie dem auch sei, Severus schien an diesem Morgen – friedvoll - zu sein. Ich dachte es läge daran, dass er wusste, dass er bald Hermine befreien würde und sie dann ihr Leben zusammen verbringen könnten, doch es war nicht nur das. Er war zufrieden, weil er wusste, dass dies das Ende sein würde. Versteh mich nicht falsch - ich glaube nicht dass er aufgegeben hat oder so etwas. Ich denke, er hatte die volle Absicht mit Hermine heraus zu kommen, wenn er es konnte. Falls er irgendwie versagte, wusste er, dass er sie ohne sich hinaus bringen konnte und er war bereit sich für sie zu opfern.

An manchen Tagen bin ich richtig ungehalten, weil Hermine nicht mit Harry raus gekommen ist, wie Snape es gewollt hatte - dass er sich für nichts geopfert hatte und nun beide verloren waren - doch mein Ärger hielt nie lange an. Ich würde es hassen, wenn er alleine wäre - er war in der realen Welt immer so allein gewesen.

Niemand von uns hatte erwartet, dass Harry so spektakulär zurückkommen würde, wie er es getan hatte. In einer Minute hatte er da gestanden, Tränen rannen leise aus seinen Augen, während er Severus Hand hielt und im nächsten Augenblick wurde er praktisch durch den Raum geworfen, seine dünne Verbindung zu den beiden war zerbrochen.

Ich war an seine Seite geeilt, als ich das scharfe Krachen seines Schädels gegen die Wand gehört hatte, doch noch bevor ich ihn erreicht hatte, war er zurück auf seine Füße gesprungen, zurück zu Severus gelaufen und seine Hände streckten sich aus um das Gesicht des älteren Mannes zu umfassen, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Snape," hatte er herausgewürgt, „Snape! Sie wollte nicht mit mir kommen... können Sie mich hören? Sie wollte nicht mitkommen!"

Severus käferschwarze Augen waren weit offen und tot, die Farbe glanz- und leblos. Albus war nach ein paar Momenten vorgetreten und hatte Harry mit zitternden Händen weggezogen.

„Was ist passiert, Harry? Was ist passiert?", seine Stimme war alt; zittrig, die blauen Augen von Tränen getrübt.

„Sie wollte ihn nicht zurücklassen", hatte Harry ausgerufen. „Ich hätte sie retten können... Ich hätte..."

„Aber was ist geschehen, Harry?", fragte Albus noch einmal, seine Stimme war nu etwas schärfer als zuvor.

Es dauerte eine Weile, aber der junge Potter schaffte es seine Geschichte zu erzählen – stotterte, als er uns von dem Foyer erzählt hatte, wo er zuerst angekommen war, wie Professor Severus gegangen war um Hermine zu suchen, Potter alleine zurücklassend. Er erzählte uns von ihrem plötzlichen Auftauchen aus dem Korridor, wie der Fluch hinter ihnen her schrie, wie die Luft um sie herum erstarrte, als sie versuchten zu rennen. „Ich schwöre, Albus, der Fluch hatte tausende Stimmen... Und alle klangen wie Lucius Malfoy..."

Harry berichtete uns von dem goldenen Dolch, der ihre Verbindung zerschnitten hatte; wie Hermine praktisch in seine Arme geflogen war; Severus plötzlich in der Lage war zu rennen und sie anschrie zu verschwinden.

Seine grünen Augen hatten hinter seinen Tränen wie Smaragde gefunkelt, als er wiederholte wie Hermine ihn angefleht hatte sie runter und zu Severus gehen zu lassen, auch als Severus sich dem Fluch angeboten hatte, wenn er nur sie beide gehen lassen würde. „Er liebt sie", hatte er geweint, „Liebt sie so sehr, dass er für sie sterben würde! Und ich habe ihn enttäuscht - er hatte mir das Versprechen abgenommen, dass egal was geschieht, ich sie heraus bringen würde... Aber ich konnte - ich konnte es nicht tun. Sie braucht ihn. Die Götter sollen mir vergeben, doch ich habe sie im Stich gelassen und jetzt sind sie beide verloren!" Danach hatte er sich in meine Arme geworfen, seine dünnen Arme lagen um meine Taille, während er in meine Schürze schluchzte. Es war das erste Mal, dass ich es mir erlaubt hatte, zu sehen dass der Held der Zaubererwelt, nur ein kleiner Junge war, der seine Mutter brauchte.

„Shh", hatte ich gemurmelt, selbst als mir die Tränen gekommen waren, hatte ich seinen Rücken und sein Haar gestreichelt, „Shh."

Albus hatte natürlich Legilimentik versucht, kurz nachdem Potter uns erzählt hatte was passiert war, aber es war ihm nicht möglich irgendetwas zu finden.

„Es ist, als wäre eine Mauer aufgebaut worden", hatte er traurig gemurmelt. „Vorher konnte ich ihren Geist noch betreten - aber jetzt..." Es war schwer gewesen zu übersehen, wie sehr seine Hände gezittert hatten, als er sachte das Haar aus Professor Severus Gesicht gestrichen hatte. Wir hatten es geschafft ihn neben Miss Granger auf das Bett zu legen, immer darauf achtend, dass sich ihre Hände nicht trennten. „ ... Ich befürchte, wir haben sie beide verloren." Seine faltigen Finger hatten damit fortgefahren, Severus langes Haar mit zittriger Hand zu streicheln. „Mein Junge", hatte er gemurmelt, „Mein lieber, lieber Junge..."

Es war einfach herzzerreißend.

Keiner von uns hatte wirklich gewusst, was wir tun sollten. Ich hatte Tee gemacht - hatte mir selbst etwas zu tun gegeben um nicht vollends in Tränen auszubrechen. Harry hatte Hermines Hand ergriffen und saß auf einer Seite ihres Bettes und hatte abwechselnd „Du hast es mir versprochen, Hermine... Du hast es mir versprochen.." und „Snape.. Es tut mir leid. Sie wollte nicht gehen." gemurmelt.

Albus war auf der anderen Seite des Bettes gewesen, welches wir größer gehext hatten, als wir Severus darauf gelegt hatten. Sybil - die nichts gesagt hatte, seit Harry zurückgekehrt war - hatte am Ende des Bettes gestanden und auf die zwei liegenden Menschen gestarrt und hatte es sich kaum erlaubt zu blinzeln.

Wir hatten stundenlang über die beiden gewacht und gehofft, dass Hermine und Severus sich irgendwie befreien würden. Minerva McGonagall war aufgetaucht, um nachzusehen was geschah, als niemand in der Großen Halle zum Abendessen erschienen war. Sie war sich so sicher gewesen, dass Severus und Hermine beim Abendessen teilnehmen würden, dass sie den ganzen Tag in der Küche verbracht hatte, um das Festessen zu überwachen.

Als ich ihr leise erklärt hatte, dass die Rettung nicht erfolgreich gewesen war, hatte sie sich zu uns gesellt und Albus die Stütze gegeben, die er so sehr gebraucht hatte.

Um Mitternacht herum, hatte Sybil plötzlich ihre Stille gebrochen. „Das Grau ist bezwungen", hatte sie geflüstert. „Ihre Auren sind zurückgekehrt."

Harry hatte strahlend gelächelt und Hermines Hand noch fester gegriffen, „Ich wusste, dass du es schaffen würdest, Hermine! Du bist schon immer brillant gewesen."

Da wir erwartet hatten, dass sie nun aufwachen würde, warteten wir weiter. Drei Tage nach Sybils Aussage, hatte sich noch immer nichts an ihrem Zustand geändert. Laut Sybil, waren ihre Auren noch immer stark, ohne Anzeichen von Grau, doch weder Hermine noch Severus hatten auch nur geblinzelt.

Albus war nach den ersten 36 Stunden, auf Minervas Beharren hin, gegangen, doch Harry war geblieben. „Es ist meine Schuld", hatte er am zweiten Nachmittag geweint, „Ich hätte sie retten können und habe beschlossen es nicht zu tun."

„Es klingt, als wäre es ihre Entscheidung gewesen", hatte ich sanft geantwortet und ihm ein dickes Schinkensandwich und einen Tee gegeben. „Es hätte nichts gebracht sie zu zwingen ihn zu verlassen."

„Ich weiß", hatte er dann gebrochen geseufzt, „Ich weiß. Aber ich habe es Snape versprochen – Severus - dass ich sie raus bringen würde und ich habe ihn enttäuscht. Das Einzige worum er mich je gebeten hat..."

Ich hatte nichts darauf geantwortet, denn was hätte ich sagen können? Stattdessen hatte ich mich auf die andere Seite des Bettes gesetzt und versucht mein Sandwich zu essen. Nach kurzer Zeit brach Harry die Stille.

„Wissen Sie noch, als Sie mich gefragt hatten, wieso ich zu Snape gerannt bin, wegen Hermines Haar und an den Tag als Sie mir erzählt hatten, dass sie sterben würde... Ich wusste nicht wie ich darauf antworten sollte." Seine Augen waren von Hermines Gesicht zu Severus und dann zu meinem gewandert. „Es war etwas, worüber ich nie bewusst nachgedacht hatte. Ich meine, weshalb bin ich zu Snape gegangen und nicht zu Albus?"

Sein Daumen hatte träge über Hermines Handrücken gestreichelt während er sprach und er sprach so sanft, dass ich Mühe hatte ihn zu verstehen.

„Wissen Sie, ich hatte ihn nie gemocht. Er war immer so... gemein... zu mir gewesen. Gab mir Spitznamen. War sarkastisch und grausam. Trotzdem - immer und immer wieder hat er mein Leben gerettet und Hermines und Rons... wirklich jedem. Ich bin mir sicher, dass es nie angenehm war ein Spion zu sein."

Seine Stimme war wieder erstorben; sein Daumen auf Hermines Handrücken liegen geblieben. „Ich wusste, wenn ich wegen Hermine zu ihm gehen würde, würde er irgendetwas deswegen tun... Er tat immer irgendetwas. Rettete uns immer, egal was er fühlte. Und nach dem Krieg - als sich jeder bei mir einschleimte und so tat als wäre ich das Beste, das der Zaubererwelt je passieren konnte... hatte er sich nicht geändert. Er hat mich wie immer geärgert. Genauso wie Hermine mich wie immer behandelt hätte, wenn sie nicht von dem Fluch niedergestreckt worden wäre. Ich wäre genau derselbe alte Harry für sie gewesen; nicht Harry der Voldemort besiegt hatte; Harry der Held - einfach nur Harry."

„Sie mochten ihn", hatte ich gemurmelt und ihm zugenickt als er aufgesehen hatte und seine Träne weggeblinzelt hatte. „Sie wollten es nicht, aber sie haben es getan."

„Ich denke, dass ich ihn irgendwie mochte. Zum Schluss habe ich seine Fähigkeit bewundert, mich hassen zu können, egal was war." Wir hatten beide etwas über diesen Gedanken gekichert.

„Sie werden nicht zurückkommen, oder?", hatte er traurig gefragt.

„Ich denke nicht", hatte ich geantwortet.

Eine Woche später, während Albus Abendbesuch, hatte Harry plötzlich gefragt, was geschehen würde, wenn wir die Verbindung zwischen Hermine und Snape bewusst unterbrechen würden.

„Sybil hatte gesagt, ihre Auren seien stark... Was ist, wenn die Tatsache das sie körperlich noch immer miteinander verbunden sind, sie daran hindert zu uns zurückzukommen?", hatte er plötzlich aus dem Blauen heraus gefragt. „Vielleicht müssen wir nur ihre Verbindung unterbrechen, um den Fluch vollständig zu vernichten."

Albus hatte aufgesehen, seine Augen waren nachdenklich zusammengekniffen gewesen. „Ich weiß nicht, ob das funktionieren würde."

„Wir wissen nicht, ob es das tun würde", hatte Harry das zurückgewiesen. „Wenn das Grau weg ist, sind sie offensichtlich noch am Leben... immer noch zusammen in Hermines Verstand... Wir sollten die Verbindung trennen."

„Was ist, wenn es ihnen nicht hilft die Verbindung zu unterbrechen?", hatte ich gefragt, „Was ist, wenn es ihnen irgendwie schadet, wenn wir die Verbindung zerstören?"

„Wie kann es ihnen schaden?" Harry hatte den Kopf geschüttelt, als er gesprochen hatte, ganz so als wollte er meine Worte aus dem Raum verbannen. „Was könnte schlimmer sein, als niemals wieder in der Lage zu sein, aufwachen zu können?"

„Ich denke es ist offensichtlich, dass sie im Geist zusammen sind", hatte ich geantwortet. „Wenn sie es nicht wären, würde Professor Severus jetzt nicht besser aussehen, als zu der Zeit, als er noch bei uns war und Miss Grangers Gesundheitszustand würde sich verschlechtern, noch mehr als beim letzten Mal, wo sie getrennt waren. Doch das ist nicht geschehen, oder? Sie sieht besser aus denn je! Was sagt ihnen, dass sie nicht ihre mentale Verbindung unterbrechen, wenn sie die körperliche Verbindung trennen?"

„Was bedeutet, dass wir es tun werden?"

Ich hatte mich zu Albus umgedreht, der das Paar auf dem Bett intensiv betrachtet hatte. „Bevor wir irgendetwas tun, brauchen wir Sybil. Nettie hat einen guten Punkt - Sie zu trennen könnte einen irreparablen Schaden hervorrufen. Sie muss hier sein, um uns zu sagen, was mit ihren Farben geschieht."

Harry hatte daraufhin gegrinst. „Ich gehe sie gleich holen!"

Ich hatte nichts gesagt, als er aus dem Raum gestürmt war, wartete bis er verschwunden war und sagte, „Ich denke, diese Idee muss ein bisschen mehr durchdacht werden. Ich weiß, dass Sie Professor Severus vermissen, Albus - ich tue es auch - aber ich denke, dass ist alles sehr unüberlegt. Wenn er hier wäre, würde Professor Severus das niemals erlauben - nicht ohne es zuvor überprüft zu haben."

Der Schulleiter hatte Potters unlängst verlassenen Stuhl übernommen, seine traurigen, blauen Augen hatten mich kaum angesehen. „Es ist das Einzige was möglicherweise funktionieren könnte, Nettie. Wenn das Grau verschwunden ist, sollten sie in der Lage sein aufzuwachen."

„Was ist wenn sie schon lange denken, dass sie aufgewacht sind?", hatte ich erwidert, „Was ist dann? Wenn sie sie voneinander trennen..." Meine Stimme verlor sich und ich hatte die Tränen spüren können, die meine Augen gefüllt hatten. „Die Verbindung zu unterbrechen, könnte sie umbringen!"

Albus hatte sich geweigert mir zuzuhören. Als Harry via Flohnetzwerk mit Sybil zurückkehrte, hatte ich mich zu ihm umgedreht.

„Ich weiß, dass Sie Hermine zurück haben möchten, Harry - aber denken Sie mal darüber nach, was Sie hier tun wollen. Als Professor Severus seine Verbindung zu ihnen gekappt hatte, kamen sie zu uns zurück, genauso wie es sein sollte, weil Sie sein Anker waren. Sie sind nicht mehr da drin, bei ihnen - was passiert, wenn sie die Verbindung trennen und die beiden sich verlieren? Was ist, wenn sie den Weg zu uns nicht finden können, ohne den Anker der ihnen zeigt wo sie lang müssen? Was ist dann?"

Harry hatte mir zugehört und nachdenklich auf seiner Lippe gekaut. „Wenn es danach aussieht, als würde es nicht funktionieren, können wir ihre Hände wieder zusammen bringen, Nettie", hatte er schließlich geantwortet. „Aber ich denke, dass es funktionieren wird."

Ich hatte nichts mehr sagen können. Sybil hatte ihren Platz am Fußende des großen Bettes eingenommen, mit Albus und Harry an ihrer Seite. Als Harry genickt hatte, hatte Albus Professor Severus Hand genommen und dessen Finger sanft aus Hermines gelöst. Harry, der Hermines Handgelenk gehalten hatte, konnte ihre Hand leicht beiseite schieben, kaum dass sich Severus Finger von ihr gelöst hatten.

Das Ergebnis der Unterbrechung kam unmittelbar. Ich beobachtete mit bitterem Entsetzen, wie das Paar begann, sich quasi vor mir aufzulösen. Innerhalb von Minuten hatte Hermine genauso ausgesehen wie zu der Zeit, als Snape aufgehört hatte sie zu besuchen. Ihre Haut schien zu eng zu sein, ihr Körper rollte sich in einer fetalen Position zusammen; ihr Haar wurde strohig und brüchig.

Severus sah noch schlimmer aus - es war, als ob er ohne ihre Berührung die ihn aufrecht hielt - sein Körper einfach in sich zusammenfiel. Das Fleisch, das begonnen hatte wieder anzusetzen und gesünder aussah, wurde schnell wieder bleich, ehe es sich in ein alarmierendes Grau gewandelt hatte. Es war, als ob die Muskeln unter seiner Haut weggeschmolzen waren und nicht nur sein Gesicht kantig und kränklich zurückließen, sondern seinen ganzen Körper. Dort, wo Albus seine Hand gehalten hatte, hatte ich die Sehnen seiner Finger und seiner Hand leicht sehen können.

Sybil war so schockiert von dem gewesen was sie sah, dass sie einige Momente gebraucht hatte, um ihre Stimme wiederzufinden und als sie es tat, hatte sie geweint - „Tut sie zurück, tut sie zurück - sie sterben."

Ich war nach vorne gesprungen und entwand Professor Severus Hand aus Albus, war zusammen gezuckt, als ich die Knochen in seinem Handgelenk hatte brechen hören wie Reisigzweige. „Harry", hatte ich gebrüllt, „Du bringst sie um! Gib mir Hermines Hand!"

Potter hatte da gestanden und mich für einige Minuten angestarrt, ehe er mir Hermines Hand gegeben hatte und mir half, ihre Finger wieder mit Severus zu verbinden, da ich sie dazu gedrängt hatte sich wieder zu berühren.

„Es ist okay", hatte ich gemurmelt, „Es ist okay. Ihr seid wieder zusammen." Ich hatte wie verrückt ihre Hände aneinander gerieben, zwang sie dazu ihre Verbindung zu spüren, doch es schien, als würde es nicht funktionieren. Ich hatte Severus praktisch begrapscht, hatte meine Hände um seine geschlungen und brachte seine Finger dazu sich um Hermines zu schließen. „Spüre sie. Sie ist genau hier, Severus, FÜHLE sie!"

Harry hatte ebenfalls gemurmelt. Er hatte es geschafft hinter Hermine zu klettern, sein Oberkörper wog ihren Rücken, als er ihr eindringlich ins Ohr geflüstert hatte, „Er ist dort, Hermine. Finde ihn. Du musst ihn finden! Ich verspreche dir, du musst dich nie wieder trennen... Ich schwöre..."

Nach Stunden, wie es schien, hatte Severus schlaffe Hand Hermines wieder von sich aus gehalten. Die plötzliche Verschlechterung ihrer körperlichen Verfassung war langsam abgeebbt, bis sie stoppte, doch es hatte einige Tage gedauert, bis sie wieder halbwegs gesund ausgesehen hatten und Severus Handgelenk ist nie richtig geheilt.

Harry hatte völlig neben sich gestanden, als er erkannt hatte, was es ihnen fast angetan hatte, ihre Verbindung zu brechen. Albus war am Boden zerstört gewesen, als er realisierte, wie nahe sie dran gewesen waren sie zu töten und er hatte Wochen gebraucht, um die beiden ohne Schuld im Gesicht ansehen zu können.

Ein paar Tage später war Albus da, als Potter zu seinem täglichen Besuch vorbei kam. Beide Männer hatten für ein paar Momente leise miteinander gesprochen, ehe sich Harry zu mir gedreht hatte, in sein Tasche griff und ein wunderschönes, weißes Verbindungsband herauszog.

„Sie hatten Recht, Nettie", hatte er gesagt, „Wir hätten nie versuchen sollen sie zu trennen. Wir müssen sicher gehen, dass es nie wieder geschieht, weil ich nicht glaube, dass sie es überleben würden."

Ich hatte ihm zugenickt, „Sie brauchen einander, um zu überleben. Ich weiß nicht was geschehen ist, oder wie es passiert ist, doch ich bin mir sicher, dass sie zusammen sind und dass sie glücklich sind, wo immer sie auch sein mögen."

Hinter Harry hatte sich Albus geräuspert. „Harry hat ein Vermählungsband mitgebracht", hatte er verkündet.

„Ich sehe es", hatte ich geantwortet. „Es ist wunderschön."

„Molly Weasley hat mir geholfen, es auszusuchen", hatte Harry erwidert, händigte mir ein Ende aus, ehe er das andere Albus gegeben hatte. Er hatte das Band losgelassen und zwischen das Paar auf dem Bett gegriffen, ihre Hände angehoben und sie auf dem Band platziert.

Ich war näher ans Bett herangegangen und hatte begonnen meine Hälfte durch Hermines Finger zu winden, half Albus dabei seine Hälfte durch Severus Finger zu fädeln, ehe wir die Enden tauschten und den Vorgang wiederholten und ihre Hände zusammenbanden.

Harry hatte uns zugesehen, Tränen waren sein Gesicht herab gelaufen, als Albus und ich den durchdachten Knoten an ihren Handgelenken vervollständigten. Nach einigen Minuten der Stille, intonierte Albus, „Hand zu Hand, Herz zu Herz. Ihre Leben sind eines."

„Ihre Leben sind eines", hatten Harry und ich zugestimmt.

„Pass gut auf meine Freundin auf, Snape", hatte Harry hinzugefügt. „Sie liebt dich."

Sie sind seitdem nicht mehr getrennt gewesen.

Was möchtest du sonst noch wissen? Es gibt nicht mehr viel zu erzählen. Ich blieb einige Monat in Hogwarts, um mich um die beiden zu kümmern. Harry wurde der neue ´vorläufige´ Zaubertränkelehrer, bis ein Ersatz gefunden war. Als es nicht mehr vermieden werden konnte, hatte Albus die Schutzzauber von Professor Severus Räumen durchbrochen und er, Harry und Minerva gingen hinein, um zu sehen, ob Severus ihnen irgendetwas hinterlassen hatte.

Das Bild von Hermine hängt dort an der Wand - siehst du? Professor Severus hat es gezeichnet. Er hatte ihr auch einen Brief hinterlassen, den ich in die Tasche ihrer Robe gesteckt habe. Nein, ich habe ihn nicht gelesen - niemand hat es. Und niemand wird es je tun - ich habe ihn so verzaubert, dass nur sie in der Lage ist ihn zu öffnen.

Diese fürchterliche Skeeter Frau hat sich einmal rein geschlichen und versuchte ihn zu stehlen. Sie behauptete sie schreibe an einer ´inoffiziellen´ Biographie über Professor Severus und Miss Granger, doch das half ihr am Ende auch nicht. Ich glaube nicht, dass sie noch eine Reporterin ist.

Letztendlich kehrte ich mit meinen zwei Schützlingen zurück ins St. Mungos. Ich konnte nicht für immer in Hogwarts bleiben, genauso wenig wie die beiden. In seinem Testament hatte Professor Snape eine große Summe dem St. Mungos, für einen neuen Flügel, gestiftet - einer für unbehandelbare Fälle; Opfer von unheilbaren Flüchen - mit der Auflage, dass ich die Verwaltung des Flügels übernehme und er der erste ständige Bewohner sei. Er ging auch sicher, dass die Longbottoms unter meine Pflege gestellt wurden. Ich versuche es all meinen Patienten so heimelig wie möglich zu gestalten - wir haben die Krankenhausbetten und die typischen Räume abgeschafft. Stattdessen ist jeder Raum mit Bildern und Habseligkeiten der Patienten ausgestattet, in der Hoffnung, dass sie sich dadurch wohler und entspannter fühlten.

Albus kommt zu Besuch so oft er kann. Der Verlust von Severus hatte ihn hart getroffen - er trat am Ende des Schuljahres als Schulleiter zurück, er sagte, er wäre nicht mehr mit dem Herzen dabei und er aß nie wieder einen Zitronendrop. Er lebt in einem kleinen Häuschen außerhalb von Hogsmeade.

Harry hat Hogwarts nie wirklich verlassen. Er unterrichtet keine Zaubertränke mehr, eine Tatsache, über die Snape sehr erfreut wäre, wie er sagt. Anstatt dessen unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Er ist mit Ginny Weasley verheiratet und scheint allgemein sehr zufrieden zu sein. Vor ein paar Monaten haben die beiden ihr erstes Kind bekommen, ein süßes kleines Mädchen, welches sie in Ehren an Hermine Jane getauft haben.

Ich nehme an das Leben geht weiter. Was mich angeht, ich vermisse Professor Severus mehr als ich sagen kann. In der kurzen Zeit in der ich ihn kannte, wurde mir klar, dass er mehr als der Mann war, von dem er selbst dachte, dass er es wäre. Kratzbürstig, stur - schneidend sarkastisch. Einfühlsam, liebend und sich selbst für eine Liebe opfernd, von der er nie gedacht hatte, dass er sie finden würde.

Und woher ich das weiß? Weißt du, er hat Albus einen Brief hinterlassen. Und Albus war so nett mir eine Kopie des Briefes zu geben, welche ich immer bei mir trage. Es hilft mir mich daran zu erinnern, wer Professor Severus wirklich war und weshalb die Welt ohne ihn nie wieder dieselbe sein wird.

Mein lieber Freund - und ja es scheint seltsam, einen Brief so zu beginnen - wenn du diesen Brief besitzt, habe ich es nicht geschafft mit Hermine und Potter zurückzukehren. Du wirst in meinem Wohnzimmer verschiedene Notizen finden sowie Anweisungen wie mein Besitz aufgeteilt werden soll.

Bist Du überrascht, dass ich so vorbereitet bin?

Albus, ich bedauere es, das sich nicht mehr Zitronendrops angenommen habe, als du sie mir angeboten hast. Ich verstehe jetzt, dass Du mir nicht nur Süßigkeiten angeboten hast, sondern auch Kameradschaft und Unterstützung. Ich werde dein Zwinkern und deine eigenwilligen Roben vermissen, doch am meisten werde ich es vermissen mit dir zu reden. Du bist zuallererst immer ein Freund gewesen - ich bedauere es,dass ich in diesem Punkt anscheinend versagt habe.

Bitte sag Minerva, dass sie mit meinen Slytherins nicht so hart umgehen soll- sie sind nicht so schlecht, wie sie vielleicht denken mag und sie brauchen jemanden mit dem mutigen Herz von Gryffindor der hinter ihnen steht, um sie in den Schoß von Hogwarts zurückzubringen. Ich befürchte,dass die Narbe, die Voldemort in die Zaubererwelt geschlagen hat, in meinem Haus am meisten zu spüren ist, wo so viele Eltern und Freunde Anhänger gewesen waren. Ich weiß,dass sich Minerva für die Verbliebenen in meiner Abwesenheit genauso einsetzen wird, so wie sie immer die Außenseiter bevorzugt hat.

Ich möchte dich auch darum bitten, Nettie zu sagen, wie sehr ich ihre Loyalität und Freundschaft zu schätzen gelernt habe. Sie ist nicht alt genug um meine Mutter sein zu können, doch ich wünschte ich hätte als Heranwachsender eine Schwester wie sie gehabt. Wenn ich sie gehabt hätte, hätte ich nicht die Pfade gewählt, die mich zu dem Ort geführt haben, an dem ich jetzt bin. Ich bin mir sicher, mein Leben wäre, mit ihrer sachlichen Führung mich auf dem rechten Weg zu halten, wesentlich glücklicher geworden.

In der mittleren Schublade meines Schreibtisches findest du eine Ledermappe, die ich gerne Sybil geben möchte. Sie wollte eine gemeinsame Arbeit über Auren und Zaubertränke herausbringen und ich hoffe darauf, dass die Notizen, die ich ihr darin hinterlassen habe, ihr bei diesem Unterfangen dienlich sein werden. Wie auch immer, sage ihr,dass ich als erster Autor genannt werden möchte, ansonsten sieht es noch so aus, als sei ich weich geworden.

Was Potter angeht - ich weiß,dass er sich Vorwürfe machen wird, dass er nicht uns beide, Hermine und mich, herausgeschafft hat. Er muss begreifen, dass es immer meine Wahl gewesen ist. Ich war nicht gewillt einen von ihnen dem Fluch zu opfern und wenn der einzige Weg ihre Freiheit zu garantieren der war,dass ich geblieben bin, wie kann das sein Fehler sein? Nebenbei, ich musste Hermine befreien und sie braucht jemanden der sich um sie kümmert - wer könnte das besser als der Junge? Er mag nicht meine bevorzugte Person in dieser Welt sein, aber ich respektiere ihn und ich weiß,dass er sie liebt. Das ist gut genug für mich.

Bitte gehe sicher, dass Hermine all meine Bücher erhält - auch die der Dunklen Künste. Ich weiß,dass sie sie mit dem Respekt behandeln wird, den sie verdienen und sie sind die einzigen Dinge von Wert in meinem Besitz, an denen sie Spaß haben wird. Wenn es noch etwas in meinen Räumen gibt, das sie haben möchte, dann gehe bitte sicher, dass sie auch das erhält. Ich wage zu sagen, dass ihr Gryffindorherz ein Andenken verdient. Ich befürworte es, wenn man ihr den Job des Zaubertränkemeisters in meiner Abwesenheit anbietet, wo sie doch eine wirklich außergewöhnliche und begabte Hexe ist. Du kannst ihr ruhig erzählen, dass ich es so gesagt habe.

Es ist wirklich seltsam, dass ich in meinem vergeudeten Leben nichts mehr bereue, als der Verlust meiner Freunde und den Verlust von Hermine, wo ich doch - bis zu diesem Finalen Kampf, als Hermine mich vor Malfoys Fluch gerettet hatte - nicht bemerkt habe, dass ich hätte beides haben können. Ich habe jetzt seit einiger Zeit darüber nachgedacht, dass es fast unmöglich ist Hermine zu befreien und es selbst hinaus zu schaffen. Es scheint, als sei Lucius cleverer gewesen, als ich ihm je zugestanden habe - dieser Fluch von ihm ist einfach brillant.

Ich möchte dass Du weißt, dass ich die letzten beiden Jahre gegen nichts eintauschen möchte. Ohne sie hätte ich nie die Freuden von Freundschaft und endlosen Grenzen der Liebe kennen gelernt. Vor nicht all zu langer Zeit hat mich der Gedanke in meinem eigenen Geist gefangen zu sein geängstigt, doch jetzt nicht mehr. Ich habe verstanden,dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die sich immer um mich sorgen werden –

Ich werde nie wieder wirklich alleine sein.

Severus Snape

Ende