Smaragdgrüne
Augen
by
Tschubi-chan
Das
kleine Mädchen verließ ihren Platz unter dem blühenden Kirschbaum und lief auf
den jungen Mann zu, der bereits seit einiger Zeit am anderen Ende des Platzes
stand und nichts anderes tat als auf den zu Baum starren. Er war gerade dabei
sich eine Zigarette anzuzünden, als sie ihn erreichte. Er schaute sie leicht
überrascht an und seine grünen Augen bohrten sich in die ihren- Graublaue- sie
waren nicht so wunderschön wie seine, jedoch viel zu wissend für jemanden ihren
Alters.
„Wer
bist du?" Seine stimme war tonlos, aber nichts desto trotz sanft.
„Du
solltest nicht rauchen," sagte sie. „Das ist nicht gut für deine Gesundheit.
Hat dir das deine Mutter nicht gesagt?"
Das
Mädchen betrachtete ihn neugierig. Er schien verwirrt über ihre Direktheit zu
sein.
Sie
beobachtete ihn genauer. Er schien Anfang zwanzig zu sein, vielleicht
einundzwanzig oder zwei-undzwanzig Jahre alt. Er trug einen langen Mantel, der
ihm fast bis zu den Füßen reichte. Unter dem Mantel verbarg sich ein schlanker,
nahezu zerbrechlicher Körperbau. Er musste als Kind sehr mädchenhaft gewirkt
haben. Er trug Handschuhe. Das war seltsam, da sie niemanden kannte, der
Handschuhe im Sommer trug. Jedoch spürte sie, dass er sie nicht aus irgendeiner
unbestimmten Laune heraus trug. Die Handschuhe waren schwarz, dieselbe Farbe,
die auch sein Haar besaß.
Sein
Gesicht war extrem hübsch, sanft und traurig zugleich. Irgendetwas an seinem
Gesicht war seltsam. Sie konnte es erst nicht ausmachen. Als ihr Blick jedoch
auf seine Augen fiel, wusste, was sie gespürt hatte. Sie schaute in diese
wunderschönen grünen Augen und sah unglaublich viele gemischte Gefühle in
ihnen- Hass, Trauer, Verzweiflung, Unschuld und Abweisung. Das Mädchen war
schockiert soviel Schmerz in diesen Augen zu finden. Was konnte ihm zugestoßen
sein? Sie war sich sicher, dass er etwas sehr Wichtiges verloren haben musste. Sie
konnte sich keinen anderen Grund vorstellen, weshalb er so unglücklich war.
Andererseits war sie von diesen Augen fasziniert.
Sie spiegelten nicht ihr kleines Gesicht wieder, wie es eigentlich normal gewesen wäre. Tatsächlich
sah sie aber ein tiefes, grünes Meer, einen wunderschönen Abgrund, der
versuchte sie hinabzuziehen. Sie sah zwei leuchtende Smaragde, die sie daran
hinderten wegzusehen. Aber sie sah auch diesen schier unerträglichen Schmerz.
„Daijoubu desu ka?"
Verwirrt über seine plötzliche Stimme, blickte sie
auf in sein Gesicht, das von einem Hauch Besorgnis überzogen war. Hatte er schon
einmal versucht sie anzusprechen? Sie konnte sich nicht daran erinnern, war
sich aber sicher, dass sie seine sanfte Stimme sofort gehört hätte, wenn er es
versucht hätte.
„Warum bist du so traurig?" , fragte sie ihn , ohne
auf seine Frage einzugehen.
Er sah überrascht aus, sagte aber nichts. Als sie
schon dachte, er würde gar nicht mehr antworten, reagierte er endlich.
„Woher willst du wissen, dass ich traurig bin?"
„Deine Augen verraten es mir. Sie passen nicht zu
deinem Gesicht."
„Nani?"
Der Mann war ein wenig schockiert. Er war nicht an kleine
Mädchen gewöhnt, die ihm plötzlich sagten, dass seine Augen nicht zu seinem
Gesicht passten. Er war sich nicht sicher, ob er jetzt wütend werden sollte,
entschied sich aber doch dagegen. Sie sah bereits nervös genug aus.
Wahrscheinlich, weil sie nicht wusste, ob sie ihn verärgert hatte oder nicht.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen,
aber..." Sie suchte nach den passenden Worten. „Dein Gesicht sieht sehr
freundlich und nett aus, aber deine Augen... Ich kann in ihnen soviel Schmerz
und Trauer lesen."
Sie hoffte das Richtige gesagt zu haben. Ihn zu
verletzen war das Letzte, was sie wollte. Er schien genug Probleme zu haben,
auch ohne eine dumme Göre, die ihm sagte, dass seine Augen nicht zum Rest von
seinem Gesicht passten."
Der junge Mann zündete sich eine neue Zigarette an. Sie
hatte gar nicht mitbekommen , dass er die erste bereits beendet hatte.
„ Wie alt bist du?", fragte er sie plötzlich.
„11 Jahre" , antwortete sie ohne Zögern.
„Wie kommt es", fuhr er fort , „dass sich ein
11-jähriges Mädchen für jemanden wie mich interessiert?"
Nein, er war wirklich nicht böse, dass sie ihm
solche Fragen stellte, eher überrascht , dass sie offensichtlich besorgt um ihn
war, dass sie, möglicherweise unbewusst, versucht hatte ihm zuhelfen. Er mochte
diese Gefühl, ein Gefühl , dass er jahrelang vermisst hatte, nein, dass er seit
Jahren von sich gewiesen hatte, aus Angst es könnte ihn noch einmal verletzten.
„Ich weiß nicht." , sagte sie , „ aber ich dachte,
dass es seltsam ist, dass ein Mensch so unbeteiligt und gleichzeitig so traurig und voller Schmerz sein kann. Meine
Mutter hat mir immer gesagt , dass ich in allen Dingen das Schöne sehen soll
und dass ich mich dieser schönen Dinge stets erinnern soll, selbst wenn es mir
unmöglich erscheinen sollte, weil ich vielleicht so unglücklich bin. Sieht du
sie denn nicht, die schönen Dinge?"
Das Mädchen blickte ihn traurig an, in ihren Augen
schimmerten zurückgehaltene Tränen. Sein Schmerz schien auf sie überzugehen und
sie wusste selbst nicht warum. Warum lag ihr soviel daran ihn wenigstens für
ein paar Sekunden glücklich zu sehen? Sie hatten sich doch vor wenigen Minuten
noch nicht einmal gekannt.
Er war berührt. Ihre Worte hatten tief in ihm etwas
wachgerufen, dass er verloren geglaubt hatte.
„Nicht mehr, aber ich habe sie einst gesehen. Ich
habe sie jeden Tag gesehen, als ich in das Gesicht von..." Er seufzte. „Jetzt
sind sie weg."
„Was ist passiert?"
Als sie sah, dass er darauf nicht antworten würde,
fragte sie:
„Aber gibt es denn niemanden , der es wert ist die
schönen Dinge zu sehen und sich ihrer zu erinnern?"
Sie blickte ihn durchdringend an und versuchte
verzweifelt irgend eine Art von Hoffnung in seinen grünen Augen zu entdecken. Sie sollte nicht
enttäuscht werden.
Plötzlich verstand der junge Mann. Vor seinen Augen
konnte er das Gesicht einer anderen Person sehen, die er nur zu gut kannte, die
sein Spiegelbild hätte sein können. Jemand, der seinen Schmerz verstehen
konnte, weil er nahezu dasselbe hatte durchmachen müssen, jemand den er sehr
mochte, jemand, der versucht hatte ihm zu helfen, obwohl das für ihn selbst bedeutet hatte, sich seiner
eigenen Hölle zu erinnern, jemand, den er nicht länger verletzen wollte,
jemand, der ihn dazu brachte sich der schönen Dinge zu erinnern, wenn auch nur
für kurze Zeit. Er erkannte, dass er ihn nicht länger abweisen konnte. Warum
war ihm das nicht eher bewusst geworden?
'Violette Augen', dachte er und musste lächeln.
Zum ersten Mal nach einer scheinbaren Ewigkeit
lächelte Subaru. Oh, es war ein winziges Lächeln in dem so viel Schmerz geschrieben stand, aber es war echt, so echt, wie seine Hände, die
er auf die zerbrechlichen Schultern
legte und die sie zwangen direkt in seine wunderschönen Augen zu blicken.
Für einen Moment sah er sie einfach nur stumm an.
Dann sagte er sanft:
„Doch, es gibt jemanden, der es wert ist sich zu
erinnern, der es wert ist zu leben,... der es wert ist immer weiterzukämpfen."
Sie war sich nicht sicher, aber seine smaragdgrünen
Augen schienen weniger traurig zu sein , weniger verloren.
„Ich glaube, ich muss dir danken. Du hast mich an
etwas erinnert, dass ich beinahe vergessen, nein, etwas, dass ich beinahe
übersehen hätte."
Nach einer kurzen Pause, lächelte er noch einmal und
sagte: „Ich muss jetzt gehen. Doumo arigatou." Er begann zurück zur Straße zu
laufen.
„Warte! Wie ist dein Name?"
Er drehte sich ein letztes Mal zu ihr um. Sanft
sagte er:
„Du kannst mich Subaru nennen. Subaru Sumeragi."
Sie war ein wenig überrascht. Sie hatte bereits vom
Oberhaupt des Sumeragi-Clans gehört, hatte aber nicht erwartet, dass er noch so
jung und verletzbar war, so nett. Als sie aufsah, um ihm wenigstens noch ihren
Namen sagen zu können, war er verschwunden. Der einzige Beweis, dass er
überhaupt hier gewesen war, waren die beiden Zigarettenstummel vor ihr.
Sie lief zu dem Kirschbaum zurück. Ein zartes
Lächeln umspielte ihre Lippen als sie zu dem Baum hinaufblickte und sagte:
„Vielleicht sollte ich Onkel Seishirou erzählen, wen
ich heute getroffen habe."
·
fin—
Some wounds never heal
Some tears never will
Dry for the unkind
Cry for mankind
Even the dead cry
Their only comfort
Kill your friend. I don't care
Orchid kids, blinded stare
Need to understand
No need to forgive
No truth no sense left to be followed
Facing this unbearable fear
like meeting an old friend
Time to die, poor mates.
You made me what I am.
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„Daijoubu desu ka?"- „Bist du in Ordnung?" oder „Alles OK?"
„Nani?"-
„Was?" oder „Wie bitte?"
„Doumo
arigatou"- „Vielen Dank"
Ich
weiß, dass Seishirou keine Nichte hat, weil er als Sakurazukamori alle seine
Verwandten töten musste, aber diese Geschichte ist ja auch nur als reine
Spekulation gedacht.
©
Orginalversion am 10.11.1999
überarbeitet am 01.09.2000
englische
Version, die ihr auch auf meiner Profilseite findet am 27.08.2000 (und bitte
keine Flames, weil ich das Ganze nicht
wortwörtlich ins Englische übersetz habe!)