WÄRE ES GUT?


„Noch einen Wein?"

Harry erschrak, als die Wirtin der „Drei Besen" ihn von der Seite ansprach. Er war wieder einmal tief in den Gedanken versunken, in denen er hier im Gasthaus am besten schwelgen konnte.

Er sah hoch zu Madame Rosemerta und nickte abwesend lächelnd.

„Ja, gerne."

Rosmerta goß nach, ging dann aber nicht, sondern blieb stehen, ohne dass es Harry aufgefallen wäre. Er hielt noch immer den Fuß des Glases mit der Hand locker fest und sah es an, ohne es zu sehen. Er war längst wieder in seiner Gedankenwelt.

Rosmerta kannte Männer wie Harry Potter. Nun gut, er war noch ein sehr junger Mann – aber definitiv nicht mehr das Kind, das er vor wenigen Jahren noch gewesen war. Seit Potter mehr erlaubt war als Butterbier, war er regelmäßig hergekommen. Er hatte in all der Zeit nur zwei oder dreimal über die Stränge geschlagen und das nur, wenn er mit Freunden hier gewesen und es sehr lustig geworden war. Wenn er alleine kam, trank er ein paar Gläser, streckte sie über den ganzen Abend – manchmal die ganze Nacht - und ging dann in den Morgenstunden, wenn das Gasthaus schloß, als letzter Gast. Er trank nicht, um betrunken zu werden, sondern, weil er nachdenken wollte und weil ihm dies in der Leichtigkeit, die der Alkohol bescherte, einfacher gelang. Wenn er über Wichtiges hätte nachdenken müssen, hätte er wohl einen vernünftigeren Weg gewählt, aber Madame Rosmerta wußte, dass Potter hier keinen wichtigen Gedanken nachhing, sondern den Gedanken, die einen Mann mit seiner Geschichte zwangsläufig immer und immer und immer wieder überkamen. Sie wußte aus dem Bauch heraus, dass er stets über exakt die gleichen Dinge nachdachte und zu immer exakt dem gleichen Ergebnis kam – zu dem Ergebnis, dass es nichts brachte, darüber nachzudenken. Doch heute erschien er ihr noch ein wenig nachdenklicher als sonst...

„Was dagegen, wenn ich ein Glas mittrinke?", fragte sie ruhig.

Harry sah zu ihr hoch und stellte verwirrt fest, dass sie noch da war. Obwohl sie neben ihm und durchaus noch in seinem Blickfeld stehengeblieben war, hatte er es nicht bemerkt.

Er war zu verwirrt, um sofort zu antworten, sortierte bei einem tiefen Einatmen seine Gedanken und lächelte sie dann an.

„Nein, natürlich nicht. Gerne." Er deutete auf den Platz, der über Eck neben seinem war.

Mit einem Flicken ihrer Finger bewegte sich ein zweites Glas an den Tisch, während sie sich setzte.

„So nachdenklich heute?", begann sie das Gespräch.

„Nicht anders als sonst auch."

Sie schenkte auch sich ein und stellte die Karaffe auf den Tisch. Dann griff sie ihr Glas und hielt es ihm zum Anstoßen entgegen.

„Auf die Nachdenklichen.", toastete sie.

Er lächelte und ließ sein Glas gegen ihres klingen.

„... und Wirtinnen, die ihren Gästen anbieten, ihr Herz auszuschütten.", ergänzte er den Trinkspruch.

Der Wein war gut. Wie er es immer war. Ein weicher Rotwein, der die Wärme in den Körper brachte, die einem von innen manchmal selbst im wärmsten Raum fehlte.

„Was geht dir denn im Kopf rum?", fragte sie ganz direkt, als sie den ersten Schluck getrunken hatten.

Er schüttelte den Kopf.

„Ich wünschte, ich wüßte es, aber es ist in erster Linie die Tatsache, dass dort nichts herumgeht. Mit dem Sieg ist meine Aufgabe vorbei, und ich habe schon jetzt das Gefühl, dass ich nur noch eine Zeile in irgendwelchen Geschichtsbüchern bin. Die wenigen Dinge, die ich für danach geplant habe, erscheinen mir jetzt so lächerlich, dass ich mich nicht aufraffen kann, irgendetwas davon in Angriff zu nehmen."

„Du mußt dir selbst nur mehr Zeit geben. Es ist nicht einmal ein Jahr her, dass das alles geschehen ist."

Er hob mit leicht verächtlichen Zügen die Augenbrauen.

„Um mich herum scheinen alle längst mit der Sache abgeschlossen zu haben."

Sie nahm seine Hand, die auf dem Tisch gelegen hatte, und sah ihn sehr eindringlich an.

„Keiner von ihnen stand so im Zentrum des Geschehens wie du. Ich sehe dich hier sitzen, Harry, und erkenne, wieviel älter du geworden bist als eigentlich möglich sein sollte. Wie alt bist du? Vierundzwanzig? Fünfundzwanzig?"

„Dreiundzwanzig", antwortete er, und sie nickte.

„Das meinte ich... ich habe hier Vierzigjährige sitzen sehen, die nicht annähernd so alt waren wie du."

Er grinste.

„Das war jetzt aber nicht gerade ein Kompliment."

„Ich denke, dass du genug Komplimente für ein ganzes Leben erhalten hast. Vielleicht ist es mal an der Zeit, dass dir stattdessen jemand die Wahrheit sagt, junger Mann."

„Glaubst du, dass die Komplimente nicht die Wahrheit waren?"

„Doch, aber nur die halbe. Wieviele deiner Freunde haben dir schon gesagt, dass du dich aufraffen sollst, dein Leben wieder in den Griff zu bekommen? Es braucht Zeit, das ist richtig, aber du hast nicht einmal den Versuch unternommen. Die Komplimente, die man dir gemacht hat und noch immer macht, entspringen der Dankbarkeit, die man für dich empfindet, weil du uns allen den Arsch gerettet hast. Aber wenn da nicht mehr ist als diese Komplimente, dann fehlt etwas."

Er trank einen tiefen Schluck und sah sie dann mit schräg gelegtem Kopf an.

„Und was ist es, das mir fehlt?"

Sie schmunzelte erfreut, als sie das schelmische Leuchten in seinen Augen sah. Die Atmosphäre am Tisch änderte sich abrupt.

„Ein bißchen Echtheit.", antwortete Rosmerta und rieb mit der Fingerspitze ihrer freien Hand über den Rand ihres Glases, während ihr Blick sich in seinen senkte.

Für einen Moment schwiegen sie beide und fühlten dem leisen Knistern nach, das sich zwischen ihnen gebildet hatte.

„Und wo finde ich die?", fragte er langsam und strich mit dem Daumen über die Finger ihrer Hand, die immer noch in seiner auf dem Tisch lag. Seine Stimme war plötzlich um etliche Töne tiefer und dunkler als gerade eben noch.

Rosmertas Blick wanderte mit einem seltsamen Lächeln zu dem, was er mit ihrer Hand tat. Auf ihrem Unterarm bildete sich hauchzart eine wohlige Gänsehaut.

„Ich habe welche oben. Möchtest du mal sehen?"

Auch ihre Stimme war tiefer und hatte einen rauchigen Unterton bekommen.

„Klar", antwortete er kurz und erhob sich.

Sie nahmen ihre Gläser mit und auch die noch halbvolle Karaffe Rotwein, und er folgte ihr die Treppe hinauf in ihre privaten Räume.

Sie stellten die Gläser und die Karaffe auf den niedrigen Sofatisch, und Rosmerta ging zurück zur Zimmertür, um sie zu verschließen.

Als das getan war, lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die verschlossene Tür und sah ihn an.

Harry hatte noch einen Schluck getrunken, stand mit dem Glas in der Hand beim Sofa und sah sie ebenfalls wortlos an.

Als Rosmerta an die Schleife griff, die ihre Korsage in Kreuzform auf der Vorderseite verschloss, und sie, ohne hinzusehen, mit einer langsamen Bewegung aufzog, stellte Harry das Glas ab und ging zu ihr.

Ohne dass er etwas sagte, nahm er ihr die Bänder aus der Hand und begann, Kreuz für Kreuz, die Korsage zu öffnen und tat dies ebenfalls nur durch Tasten, denn sein Blick war wie gebannt auf ihr schönes Gesicht gerichtet. Sie war eine ältere Frau – aber nicht alt. In ihre Augen zu blicken, war so anders als bei den jungen Dingern, die ihn an jeder Straßenecke anhimmelten. Vor ihr war sein Ruhm nichts, denn sie sah nur den Gast, der immer wieder bei ihr einkehrte und einen Abend lang vergessen wollte, wer er war. Also tat sie ihm den Gefallen und vergaß es ebenfalls.

Als er mit dem Lösen der Korsage fast ihre Taille erreicht hatte, griffen ihre schlanken, eleganten, aber von der Arbeit in der Wirtschaft rauen Fingerspitzen an die obersten Knöpfe seines Hemdes und begannen nun, ihn Stück für Stück zu entkleiden.

Ihre Korsage...

Sein Hemd...

Ihre Bluse...

Seine Hose...

Ihrer beider Unterwäsche...

Den Rock behielt sie an...

Und während all dem betrachteten sie sich nur - berührten sich nur so, wie es für das Entkleiden des anderen notwendig war und ließen sich dafür alle Zeit der Welt.

Sie betrachteten sich beinahe ehrfürchtig und genossen die Bewunderung des anderen. Rosmerta war eine reife Frau – und Harry erkannte, nicht zum ersten Mal, dass sie alle Schönheit in sich vereinte, die eine Frau ausstrahlen konnte, die in der Blüte ihrer Jahre stand. In dicken Locken fielen ihr die blonden, glänzenden Haare über die Schultern. Ihr schlanker Körper mit den weichen, weiten Hüften, die sich in einer wunderschönen Kurve unter der schlanken Taille zeigten, war Verheißung pur, und sein Körper reagierte auf den Anblick. Und im Gegenzug konnte er sehen, wie sehr es sie erregte, seinen jungen, sehnigen, kraftvollen Körper zu betrachten, der trotz seiner Jugend nichts mehr von der Unschuld besaß, die er vor dem Krieg gehabt haben mußte.

Sie besaß die Wärme und Intensität dessen, was eine Frau ausmachte, war Weiblichkeit in ihrer reinsten Form, und er war, hager wie er trotz seiner muskulösen Form geworden war, das Abbild des jugendlichen Kriegers, den man seiner Aufgabe beraubt hatte und der nun ziellos durch die Welt lief – bis er auf sie gestoßen war – sein Gegenstück – den Hafen eines jeden Mannes – die Frau.

Und dann überbrückten sie die letzte Kluft zwischen ihnen und wie Verhungernde küßten sie sich, rieben ihre Körper aneinander, ließen die Hände über den warmen Körper des anderen gleiten, erkundeten jede Wölbung, jede Erhebung, jeden Quadratzentimeter sinnlicher Haut.

Während er sie mit seinen jetzt immer wilder werdenden Liebkosungen gegen die Tür gepreßt hielt, raffte seine Hand an ihrer Hüfte ihren Rock Stück für Stück nach oben, bis er mit einem Seufzen, das er tief in ihren für ihn geöffneten Mund schickte, seine Hände auf die weiche Haut ihrer runden Hüften legen konnte.

Seine Hand fuhr an ihrer Hüfte entlang und faßte kraftvoll die Pobacke, die er dort erreichte.

Rosmerta stöhnte ebenfalls und drückte ihm ihren Unterleib entgegen, wodurch sie seine Erregung zwangsläufig weiter steigerte.

Er rückte den Rock so weit nach oben, dass er seine Erregung zwischen ihre Schenkel bringen konnte, die sie willig für ihn öffnete. Doch als das, was er vorhatte, rein technisch nicht sofort umsetzbar war, drehte sie sich in seinen Armen um, reckte ihm ihre Kehrseite zu, lehnte sich mit weit durchgebogenem Rücken leicht nach vorne und stützte sich mit ausgestreckten Armen gegen die Tür ab.

Diese Aufforderung brauchte sie nicht deutlicher zu machen. Er warf den Saum ihres Rockes hoch, so dass er über ihrer Taille zu liegen kam und stieß von hinten in sie hinein, versenkte sich mit einem genießenden Laut tief in ihrer erwartungsvoll feuchten Mitte.

Rosmerta warf ihren Kopf nach hinten, als er sie gleich mit dem ersten Stoß tief ausfüllte, und keuchte ihre Lust ungehemmt heraus.

Mit intensiven, aber langsamen Stößen nahm er sie in Besitz und sah mit leuchtenden Augen zu, wie sich ihr Gesicht, das sie ihm dabei immer wieder halb zuwandte, in der steigenden Ekstase veränderte – noch schöner wurde – noch weiblicher – noch erregender.

Er hätte nicht damit gerechnet, dass es sie so anmachen würde, doch schon nach kürzester Zeit veränderten sich die Geräusche, die sie von sich gab, und als sie unter seinen härter werdenden Stößen plötzlich erbebte und er um seinen Schaft fühlen konnte, wie sie sich innerlich pulsierend zusammenkrampfte, glaubte er, noch nie etwas so Schönes gesehen zu haben.

Sie wurde weich und stand ein wenig wackelig auf den Beinen, aber sie schien es großartig zu finden, dass er weit davon entfernt war, das gleiche Ziel zu erreichen.

Wie eine biegsame Weide erhob sie ihren Oberkörper und lehnte sich zurück, gegen ihn, mit weit gebogenem Rücken, so dass der Winkel noch immer ausreichend war, um in sie hineinzustoßen.

Sie legte ihren Kopf rückwärts gegen seine Schulter, hob ihre Arme und hielt sich hinter seinem Nacken fest, während er seine Hände nun mit geradezu gierigen Berührungen auf ihre mit jedem Stoß wippenden Brüste legte, sie festhielt, sie knetete und die harten Knospen unter seinen Handflächen fühlte.

Und plötzlich hörte und fühlte er, dass ihre Erregung trotz des Höhepunktes nicht ganz abgeklungen war und sie sich stattdessen von jedem seiner Stöße auf eine neue Welle hinaufjagen ließ.

Ihre leisen Schreie und das lautere Keuchen wurden noch urwüchsiger als bisher, und als sie ihren Körper auf eine Weise anspannte, die ankündigte, dass ihr zweiter Höhepunkt nicht weit war, wurde er langsamer, was ihr einen beinahe wütenden, in jedem Fall völlig unkontrollierten Laut entlockte.

Aber dann ließ sie sich auf den neuen Rhythmus ein, der die Gefühle und Empfindungen in Beiden noch intensiver zu steigern vermochte. Ihr gelang das Kunststück, ihren Kopf so weit zur Seite zu drehen, dass er sie küssen konnte, während er in sie hineinstieß, und als sie fühlte, dass auch seine Anspannung nun so hart wurde, dass die Erlösung unmittelbar bevorstand, löste sie die Lippen von seinen und ließ sich mit ihrem Rücken gegen seine junge Brust gelehnt in den zweiten Höhepunkt fallen, der ihn diesmal zusammen mit ihr wegschwemmte.

Einige beinahe unkontrollierte Stöße weiter ließen sie sich nach vorne gegen die Türe fallen und stützten sich dort für einige tiefe Atemzüge ab, während ihr Herzschlag sich langsam wieder beruhigte und sie wieder halbwegs sicher auf den Beinen standen.

Als er aus ihr herausglitt, preßte er sich von hinten für eine ganze Weile noch fest gegen sie, und so standen sie gegen die Tür gelehnt, als sei diese ihr Bett.

...was nach kürzester Zeit sehr unbequem wurde...

Also lösten sie sich mit einem stillen Lachen voneinander und machten es sich stattdessen auf dem Sofa bequem. Harry legte sich halb darauf, mit dem Rücken in eine der gemütlichen Ecken gesetzt, und sie legte sich, als sei er das Sofa, auf die gleiche Weise in seinen Arm, nicht aber, ohne vorher die beiden Weingläser vom Tisch zu nehmen und ihm seines zu reichen.

„Ja...", sagte er sehr bestimmt, „sehr echt. Gar kein Zweifel."

Rosmerta lachte.

„Nicht wahr?"

Sie drehte sich in seinem Arm so weit, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte.

„Und? Immer noch nachdenklich?"

Er wandte den Blick zur Decke, als überlege er oder als horche er in sich hinein.

„Hmmm... nein, ich glaube nicht... Was noch an Denken möglich war, hast du mir gerade auf wunderbarste Weise entrissen." Er beugte sich leicht vor und gab ihr einen Kuß.

„Aber wie willst du mich davon abhalten, wieder so nachdenklich zu werden? Ich fürchte, ich müßte häufiger vorbeischauen."

Ihr Blick wurde ein wenig ernster.

„Wenn du häufiger kämst, wärst du jeden Tag hier."

Auch aus seinen Zügen verschwand die Albernheit.

„Wäre das gut oder schlecht?"

Rosmerta überlegte.

Sie trank einen Schluck des Rotweins und überlegte weiter, während sie sich in seinen Arm hineinkuschelte.

Er ließ sie überlegen, weil er ahnte, dass die Antwort eventuell für ihn von entscheidender Bedeutung sein würde.

„Wärst du wegen des Weines hier – oder wegen mir?"

Er lächelte.

„Wenn ich keinen Wein mehr bekäme, wäre das äußerst schade – aber er wäre nicht der Grund."

Jetzt lächelte auch sie.

„Dann wäre es gut..."

ENDE