Was wäre wenn...
Prolog
Die große Wanduhr in der
Ecke schlug halb zwölf. Ein schmächtiger Junge stand vor
einer Truhe im Hause der Familie Black und hielt ungläubig ein
auf geschlagenes Buch in den Händen.
An seinem 17ten
Geburtstag war der Junge mit den schwarzen Haaren und den smaragdenen
Augen hier eingezogen und hatte heilloses Chaos vorgefunden. Nach dem
Tod seines Mentors Albus Dumbledore, vor wenigen Wochen, hatte der
Orden geradezu Fluchtartig das Haus am Grimmdaulpatz verlassen. Der
Fidelius Zauber war aufgehoben worden und der Ort somit nicht mehr
sicher. Bis heute hatte keiner von ihnen mit Harry Kontakt
aufgenommen. Auch seine besten Freunde, Ron und Hermine, die
inzwischen im Orden aufgenommen worden waren, hatten sich nicht bei
ihm gemeldet. Mühsam hatte der Schwarzhaarige, der als Harry
Potter bekannt und berühmt ist, das Haus seines verstorbenen
Paten wieder auf Vordermann gebracht. Dabei hatte er die Truhe
gefunden. Zusammen mit einem Brief an ihn. In dem Brief stand:
Hallo Harry,
wenn du diesen Brief jetzt ließt hat Voldemort es
wahrscheinlich endlich geschafft mich zu töten. Ich hoffe, ich
habe es in der Zwischenzeit übers Herz gebracht, dir die
Prophezeiung mitzuteilen.
Wenn nicht, so findest du in der Truhe,
der der Brief beiliegt, ein kleines Denktarium, zusammen mit
wichtigen Erinnerungen, die ich im Laufe der Zeit gesammelt habe. Ich
hoffe, du kannst sie brauchen.
Des weiteren habe ich hier für
dich mehrere, meines Erachtens nach, wichtige Bücher und
Gegenstände eingefügt, die dir bei deinem Ziel, Voldemort
endgültig unschädlich zu machen, behilflich sein
können.
Ich bitte dich, nimm dir meinen Tod nicht zu sehr zu
Herzen. Ich war ein alter Narr, der ohnehin nur noch eine begrenzte
Lebensdauer hatte und ich habe mein Leben genossen, auch wenn es
nicht immer einfach war.
Albus Dumbledore
Harry hatte
den Brief schon etliche Male gelesen, auch die Truhe hatte er
durchforstet und war heute auf ein Buch gestoßen, dass sein
Interesse geweckt hatte. Vor allem ein Kapitel hatte es ihm, beim
durchforsten des Inhaltsverzeichnisses angetan: ‚Alternative
Dimensionen'
Schnell schlug er Kapitel auf und begann zu
lesen.
Seit einiger Zeit gibt es die Erkenntnis über die
Existenz alternativer Dimensionen, in welcher Fragen, wie zum
Beispiel die von Menschen oft gestellte Frage: „Was wäre
gewesen, wenn...", beantwortet werden kann. Diese alternativen
Dimensionen setzten sich im Prinzip so zusammen, wie unsere
Dimension, allerdings ist ihre Geschichte, ihr Lebensweg anders als
bei uns.
Diese Dimensionen wurden noch nicht vollständig
erforscht, weshalb leider noch nicht mehr über sie bekannt ist.
Die bisherigen Erkenntnisse sind in diesem kurzen Kapitel
zusammengefasst...
Harry schluckte. Ein alternatives
Universum. Eine Zeit, in der seine Eltern vielleicht noch lebten. Am
Ende der Seite entdeckte er eine handschriftliche Notiz
'Incartes
Differicus'
Es war Dumbledores Schrift, da war der
Schwarzhaarige sich hundertprozentig sicher. Darunter stand ein
weiterer Spruch.
'Revercus Differicus'
Er war
wahrscheinlich für die Rückkehr in die eigene Dimension
gedacht. Harry atmete einmal tief durch, ehe er das Buch beiseite
legte und anfing über diese Möglichkeit nachzudenken.
Er
könne erfahren, was gewesen wäre, hätte er in so
vielen Situationen anders entschieden. Er könnte Menschen, die
jetzt tot waren, davor bewahren zu sterben. Er könnte...
Harry
bekam große Augen, als die Erkenntnis ihn durchflutete. Er
könnte seine Eltern kennen lernen. Er könnte erfahren, was
gewesen wäre, wäre Neville der Auserwählte
geworden.
Dieser Gedanke ließ ihn nicht los.
Allerdings
musste, so stand es am Ende des Absatzes im Buch, die Seele des
dortigen Harry Potters mit ihm Platz tauschen, da keine zwei gleiche
Seelen an ein und demselben Ort lange überleben konnten.
Langsam
setzte Harry sich an dem Schreibtisch in der Ecke des Raumes und
begann zu schreiben. Er schrieb sein gesamtes bisheriges Leben
nieder. Es war inzwischen wieder Abend geworden. Er hatte fast einen
ganzen Tag lang geschrieben. Dann holte Harry seinen Zauberstab
heraus und dachte fest an nur einen Satz. "Was wäre gewesen,
wenn Neville der Auserwählte geworden wäre?", dann
flüsterte er, wie in Trance: „Incartes Differicus."
Die
Welt um Harrys Augen verschwamm. Er wurde durch einen Strudel von
Farben gezogen. Dann war alles um ihn herum schwarz.
