Harry Potterund das Erbe der Magie

Disclaimer: Harry-Potter-Lesern bekannte Personen und Umstände gehören, wie immer, JK Rowling. Für alles was noch übrig bleibt – also Neuerungen in Personenstrukur und Handlung – übernehme ich selbst die Verantwortung

Inhaltsangabe: Harrys sechstes Schuljahr beginnt; und mit ihm natürlich wieder ein neues Abendteuer. Mit dem Wissen um die Prophezeiung im Hinterkopf, heißt es jetzt natürlich, sich auf den Krieg gegen Voldemort vorzubereiten. Doch eines darf dabei natürlich auch nicht zu kurz kommen – die Liebe…

Pairing(s): Harry Potter x Ginny Weasley

Geplante Länge: Auf jeden Fall nichts zu kurz, mindestens mal das 6. Schuljahr; 50 Kapitel?

Sonstiges: Meine erste Fanfic in Sachen Harry Potter (Und auch überhaupt..) – please R&R , wäre hilfreich :3

Also dann, auf geht's Auch wenn es das erste Kapitel ist, hoffe ich doch, dass es nicht zu ermüdend ist. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, es zu schreiben!


Kapitel 1

Ein weiterer heißer Sommertag ging seinem Ende entgegen. Die allesamt peinlich gepflegten Vorgärten des Ligusterweges wurden in orangerotes Sonnenlicht getaucht; aus den aufgerollten Gartenschläuchen sickerten müde einige Wassertropfen. Die Luft flimmerte immer noch einige Zentimeter über der schwarz geteerten Straße.

Im Gegensatz zu anderen Tagen lag heute jedoch etwas Besonderes in der Luft. Es war nicht der Geruch nach verbranntem Gummi, oder der ungewöhnliche Lärm von der neu eröffneten Tunnelbaustelle in der Nähe; nein, es war mehr eine Ahnung, ein Gefühl.

Das Gefühl, dass etwas nahte. Etwas Ungewöhnliches.

Dieser Gedanke beschäftigte auch den schwarzhaarigen Jungen, der jetzt gedankenverloren auf seinem Bett im Ligusterweg Nr. 4 lag und die Decke anstarrte.

Etwas würde heute passieren.

Auf der Treppe draußen polterten Schritte. Die Tür wurde aufgestoßen.

„Mach dass du dich nach unten bewegst und schaff den Kerl weg!", donnerte die Stimme seines Onkels, der im Türrahmen auftauchte und wutentbrannt mit einer Bratpfanne wedelte. Harry blinzelte.

„Hast du gehört Junge? Schaff ihn weg!"

Und mit diesen Worten stürmte er weiter den Gang entlang. Harry konnte die Schlafzimmertür zuknallen hören. Das Schloss klickte.

Langsam richtete er sich auf und nahm seine Brille vom Nachtisch, die er gedankenverloren dort abgelegt hatte. Seinen Zauberstab fest umklammert ging er auf die halboffene Tür zu.

Unten konnte er ein Keuchen und Röcheln hören, und die dünne Stimme eines sehr schwachen Mannes: „Helft miiirr…"

Alarmiert trat er auf den Gang hinaus und spähte die Treppe hinunter.

Dort unten lag er, ein Mann mittleren Alters, blass im Gesicht, die strähnigen Haare tief in die Augen hängend. Verzweifelt huschte sein Blick durch die Wohnung, während er immer wieder versuchte, sich aufzurichten und an den Treppenstufen hochzuziehen.

„Wer sind sie?", fragte Harry mit trockener Stimme. Sofort richtete der Angesprochene seinen Blick auf Harry. Sein Mund klaffte auf und entblößte ein erleichtertes Lächeln.

„Gott sei Dank", hechelte er. „Ich bin... gerettet!"

Und damit brach er zusammen.

Im Bruchteil einer Sekunde überlegte Harry, was nun zu tun sollte. War das der Trick eines Todessers, um an ihn ranzukommen, oder brauchte dieser Mann wirklich seine Hilfe?

Augenblicklich entschied er sich für letzteres, und so rannte er eilig die Treppe nach unten und kniete neben dem Ohnmächtigen nieder.

Soweit er sich in Muggelheilkunde auskannte, konnte er den Puls des Mannes spüren. Viel weiter reichten seine Kenntnisse jedoch nicht. Panisch schaute er sich um. Was nun? Per Eule einen erfahreneren Zauberer zu rufen würde viel zu lange dauern.

Sein Blick fiel auf das Telefon, das Tante Petunia fein säuberlich auf einem Spitzendeckchen drapiert hatte. Es war seine einzige Chance.

Zögernd griff er zum Hörer und wählte die einzige Nummer, die ihm noch in Erinnerung war: Die der Polizei.

Zuerst erklang eine nicht allzu abwechslungsreiche Melodie, während deren eine Frauenstimme ständig den Satz „Sie werden verbunden." wiederholte.

Endlich klickte es.

„Ja bitte?", meldete sich eine monotone Beamtenstimme zu Wort.

„Womit kann ich ihnen helfen?"

„Bitte Sir, ich glaube ich habe hier einen Notfall. Ein Mann… ohnmächtig…", stammelte Harry und strich sich nervös die Haare aus der Stirn.

„Ohnmacht? Tut mir Leid, aber ich denke da müssen sie sich verwählt haben. Bei Krankheiten bzw. gesundheitlichen Notfällen ist es ratsamer die Nummer eines Notarztes oder Krankenwagens zu wählen. Sie sind hier verbunden mit der Poli…"

Die Wut kochte in Harry hoch, und er unterbrach seinen Gesprächspartner ungehalten: „Hören sie mal, es ist mir momentan egal, welche Nummer ich hätte wählen sollen. Dies ist ein Notfall, auf den ich leider nicht anders reagieren konnte. Also werden sie es doch wohl schaffen, irgendetwas zu mobilisieren, was mir helfen kann, verdammt!"

Am anderen Ende der Leitung herrschte einen Moment lang vollkommene Stille. Dann räusperte sich der Mann.

„Bitte geben sie mir ihre Adresse durch, ich werde sofort einen Krankenwagen vorbeischicken", sagte er dann in kühlem, geschäftsmäßigem Ton.

„Ligusterweg Nr. 4, in Little Whinging", antwortete Harry sofort.

Auf der anderen Seite konnte man das Tippen auf einer Computertastatur vernehmen.

„Sie sind in 15 Minuten da", meldete sich der Mann schließlich wieder.

Harry atmete erleichtert auf. „Vielen Dank!"

Ohne ein weiteres Wort wurde der Hörer am anderen Ende aufgelegt. Langsam legte auch Harry ihn wieder auf das altmodische Telefon zurück.

Dann fiel sein Blick auf den Mann. Jetzt, da er nichts anderes mehr tun konnte, als auf die versprochene Hilfe zu warten, nahm er sich Zeit und musterte ihn genauer.

Er sah mitgenommen aus. Seine Kleidung zeigte zwar keine Risse oder Löcher auf, doch sie hing schlaff und verdreckt an seinem Körper herunter. Das Gesicht war etwas ausgemergelt; die nackten Füße ebenfalls total verdreckt. Hin und wieder konnte Harry seine Lider zucken sehen.

Plötzlich fiel sein Blick auf die verkrampften Hände. Eine davon schien etwas festzuhalten.

Nach einem kurzen gedanklichen Konflikt siegte schließlich Harrys Neugier. Langsam legte er seine Finger um die Hand des vor ihm Liegenden und versuchte die Faust zu öffnen. Etwas Goldenes blitzte heraus.

Wenige Sekunden später hielt Harry eine atemberaubend schöne Brosche in der Hand, die an einer feingliedrigen Kette befestigt war. Er starrte sie an. Welche Bedeutung hatte dieses Schmuckstück wohl für seinen Besitzer, wenn er es so fest in den Händen hielt?

Vorsichtig ließ er den Blick wieder zu dem Ohnmächtigen schweifen. Vielleicht half ihm ein Blick in das Innere der Brosche, um herauszufinden, wer der Mann war. Immerhin war er einfach so hier aufgetaucht. Es war sicher kein Verbrechen, zu versuchen, möglichst viele Informationen zu bekommen.

Überzeugt von seiner Argumentation öffnete Harry schließlich den Anhänger der Kette. Im Inneren befanden sich zwei Bilder. Es waren die Bilder zweier Kinder, höchstens 10 Jahre alt.

Harry betrachtete sie interessiert, wenn auch etwas enttäuscht. Dies mussten wohl die Kinder des Mannes sein, die er so sehr liebte, dass er sie überall mit hinnehmen wollte. Zwar befriedigte Harry diese Folgerung nicht besonders, aber einen anderen Grund konnte er daraus nicht ersehen.

Gerade wollte er das Schmuckstück wieder schließen, als seine Augen nochmals auf das Bild des Mädchens fielen. Etwas an ihr fesselte ihn. Nicht nur, dass sie im Gegensatz zu dem Jungen keinerlei Ähnlichkeit mit dem vor ihm liegenden Mann hatte, nein, es waren vor allem ihre Augen.

Auch wenn das Foto nur sehr klein war, so konnte er doch deutlich ihre Farbe erkennen: Ein leuchtendes Smaragdgrün.

Knappe 10 Minuten später kündigte ein brummender Motor den Krankenwagen an. Erleichtert sprang Harry auf, während er das Medaillon hastig in die Hosentasche stopfte, und riss die Haustür auf. Einige Männer in orange zogen gerade eine Trage aus dem Wagen.

„Wo ist der Betroffene?", fragte schließlich ein weiterer Mann, der zügig auf das Haus zugeschritten gekommen war.

Wortlos wies Harry auf den hinter ihm liegenden Ohnmächtigen. Dieser Wink genügte, und sofort eilten die Männer mit der Liege ins Haus, um ihren Patienten in eine gesicherte Position zu bringen.

Währenddessen wandte sich der Dritte wieder an Harry: „Können Sie uns erläutern, wie es zu der Ohnmacht gekommen ist?"

Harry schluckte. Jetzt wo er begann, darüber nachzudenken, wusste er überhaupt nicht, wie der Mann in ihr Haus gekommen war. Einen Moment lang spielte er mit der Idee, die Dursleys aus ihrer Schlafzimmer-Verbarrikadierung herauszuholen, um sie diese Angaben machen zu lassen, gab den Gedanken jedoch schnell wieder auf, da es hoffnungslos sein würde, dies zu versuchen.

„Ähm", begann er, „Das ganze ging ziemlich schnell. Es… klingelte an der Tür, und dann stand dort dieser Mann. Er war ziemlich außer Atem und stammelte die ganze Zeit, dass man ihm helfen müsse.. nun ja, dabei brach er schließlich zusammen."

Auch wenn er das Geschehen leicht verändert hatte, so war Harry doch recht zufrieden mit seiner Zusammenfassung der Ereignisse.

Seinen Gegenüber schien sie jedoch stutzig zu machen.

„Sie kennen diesen Mann nicht?"

„Ähm.. nein", antwortete Harry wahrheitsgemäß, was sein Gesprächspartner mit einem Stirnrunzeln quittierte.

„Nun gut", sagte er schließlich und seufzte. „Ich denke es liegt keine ernsthafte Verletzung vor, es wird sich wohl eher um eine durch Erschöpfung hervorgerufene Ohnmacht handeln. Da wir jedoch auf Nummer sicher gehen wollen, nehmen wir ihn erst einmal mit ins Krankenhaus. Haben sie vielleicht mal danach geschaut, ob er irgendwelche Papiere bei sich hat, die ihn identifizieren könnten? Irgendwelche auffälligen Gegenstände?"

Harry konnte den schweren Goldanhänger in seiner Hosentasche spüren. „Nein", sagte er dann, „das habe ich vergessen."

„Dann werden wir das wohl in der Klinik tun", bemerkte der Beamte. Seine Kollegen hatten die Liege mitsamt dem Ohnmächtigen inzwischen in den Krankenwagen eingeladen und nickten Harrys Gegenüber zu.

„Wir sind anscheinend bereit zur Abfahrt. Darf ich Sie noch schnell um deinen Namen bitten?", fragte der Mann, während er einen kleinen Block sowie einen Kugelschreiber zückte.

„Harry. Harry Potter", antwortete der Angesprochene.

„Vielen Dank. Auch wenn sie nicht zu den Angehörigen zählen, so werden wir sie doch über den Fortgang der Behandlung informieren." Der Mann öffnete die Beifahrertür des Krankenwagens. Sein Kollege startete den Motor.

„Auf Wiedersehen Mr. Potter!", verabschiedete er sich über das laute Brummen des Motors hinweg.

Harry verabschiedete sich wortlos mittels eines Kopfnickens und schloss langsam die Tür, während er den Wagen davonrasen hörte.

Auf dem sonst fein säuberlich gesaugten Teppichboden im Eingangsbereich konnte er noch die Dreckspuren des Mannes erkennen. Langsam ließ er sich auf die unterste Stufe der Treppe sinken.

Was war da gerade passiert? War es richtig gewesen, die Muggel zu benachrichtigen? Und woher zum Teufel war der Mann überhaupt gekommen?

Oben konnte er das Türschloss wieder klicken hören. Die Tür wurde aufgerissen und Onkel Vernons Schritte donnerten den Gang entlang, bis er den Anfang der Treppe erreichte.

„Ist der Kerl weg?", raunzte er Harry an. Dieser blickte auf und ignorierte die Worte seines Onkels.

„Woher kam der Mann? Warum habt ihr ihn reingelassen? Und was hatte er mit mir zu tun, oder warum sollte ich mich um ihn kümmern?", fragte er und sah stirnrunzelnd nach oben.

Onkel Vernon öffnete wütend den Mund: „Was fällt dir ein, hier auch noch Fragen zu stellen, wenn plötzlich einer von deiner.. von deinem.. du weist schon was hier drin auftaucht?"

„Was heißt hier von meiner ‚du weißt schon was'? Wer sagt, dass der Mann ein Zaubb.. -"

„Wage es ja nicht dieses Wort unter meinem Dach auszusprechen!", brüllte Onkel Vernon die Treppe hinunter. Hinter ihm tauchte das ängstliche Pferdegesicht Tante Petunias auf.

„Vernon, beruhige dich, lass uns das woanders und etwas leiser besprechen, bitte!", sagte sie mit zitternder Stimme.

Onkel Vernons Walrossschnurrbart zitterte. „Na schön", murmelte er schließlich mit einer zornigen Grimasse. „Bursche, mitkommen!"

Und damit stampfte er die Treppe hinunter, packte Harry an der Schulter, wobei dieser einen Schmerzensschrei unterdrückte und schob ihn vor sich her in das angrenzende Wohnzimmer. Dort drückte er ihn grob auf die Couch, während er sich auf dem Sessel gegenüber niederließ.

Tante Petunia folgte einige Sekunden später, stellte sich hinter ihren Mann und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.

Onkel Vernon bebte. „Wie kannst du es wagen!"

„Was denn? Dass ich Fragen stelle?", gab Harry hitzig zurück. „Tut mir Leid, wenn ich es nun einmal nicht einfach so hinnehmen kann, dass plötzlich ein Mann in der Diele liegt, und die einzige Information, die ich bekomme, ist, dass ich ihn wegschaffen soll!"

„Bürschchen!", raunzte Onkel Vernon mit hervorquellenden Augen. „Nicht in diesem Ton!"

„Aber genau in diesem Ton!", schrie Harry aufgebracht. „Jede Sekunde meines Lebens, die ich hier verbracht habe, bekomme ich gesagt, ich solle keine Fragen stellen und ruhig sein. Bisher habe ich es immer hingenommen und mit den Informationen gelebt, die mir gegeben wurden."

Die ganze Wut, die sich in den letzten Tagen in ihm angestaut hatte, kochte nun in ihm hoch. Die Trauer über Sirius Tod. Die Verzweiflung, hervorgerufen durch das Wissen, dass eine Prophezeiung ihn eines Tages Voldemort gegenüberstellen würde. Harrys Stimme bebte.

„Inzwischen sieht man ja, wohin mich das geführt hat. Wäre es nach euch gegangen, wüsste ich bis heute nichts von der wirklichen Vergangenheit meiner Eltern, von meinem wirklichen Leben in Hogwarts. Ich würde immer noch in einem Schrank leben und hoffen, dass mein Cousin seine Wut nicht an mir auslässt!"

Onkel Vernon hatte sich erhoben, die Hände zu Fäusten geballt. Harry konnte die Knöchel weiß hervortreten sehen.

„Halt deinen Mund", kam es langsam und gepresst zwischen seinen Zähnen hervor. „Wage es ja nicht, meinen Sohn anzugreifen."

Noch immer war seine Stimme ruhig. Seine zu Schlitzen verengten Augen und die bebenden Schultern vermittelten jedoch ein anderes Bild.

Harry schluckte. Die in seinem Inneren lodernde Wut verwandelte sich langsam in ein flaues, ungutes Gefühl. Er war zu weit gegangen, nun würde er überhaupt keine Informationen bekommen können.

Auch wenn es ihn innerlich befriedigte, endlich einmal genau das zu den Dursleys gesagt zu haben, was jedes Mal, wenn er an sie dachte, die Wut in ihm hochkochen ließ, so war es doch sehr gefährlich, sie derart anzugreifen.

Auch seine Tante hatte sich erhoben, die Lippen aufeinander gepresst. Vorsichtig legte sie ihre knochige Hand um die Faust ihres Mannes. Er entspannte sich etwas.

Schließlich richtete sie ihre Augen auf Harry. Dieser wollte gerade wieder den Mund öffnen, als sie ihm mit hoher, dünner Stimme zuvorkam.

„Hör auf damit. Dein Onkel und ich, wir haben dich aufgenommen. Du warst der Gast, es war unser Haus, und wir haben das Recht, Regeln aufzustellen", sagte sie mit nach unten gesenktem Blick.

Diese Worte ließen Harrys Wut erneut auflodern.

„Wenn ihr euch selbst als Gastgeber bezeichnen wollt, so hättet ihr euren Gast allerdings auch in anderen Bereichen wie einen Gast behand… -"

„Ruhe!", unterbrach ihn seine Tante und sah ihn nun mit stechenden Augen an, die zitternde Hand aufs Herz gepresst. „Es ist nicht dein Recht, uns Vorwürfe zu machen."

Harry öffnete zornig den Mund, um dem etwas zu entgegnen, schloss ihn jedoch schnell wieder. Die Augen seiner Tante hatten sich mit Tränen gefüllt.

„Wir wissen genau, was du von uns denkst, und wie sehr du uns hasst. Aber glaube mir, unsere Einstellung dir gegenüber ist nicht viel besser. Es ist einzig und allein ein Vertrag, der uns alle dazu zwingt, zusammenzuleben. Sobald er ausläuft, bist du frei und kannst gehen. Bis dahin hast aber auch du deinen Vertragspartner zu akzeptieren!", sagte sie mit brüchiger Stimme.

Harry starrte sie an.

„Die Bedingung, die der Vertrag an uns stellte, war, dich aufzunehmen. Wir haben sie erfüllt, auch wenn es für uns bedeutete, ein großes Opfer zu bringen. Die Bedingung an dich war, zu akzeptieren, wie du aufgenommen wirst. Bisher hast du es getan. Ich bitte dich, es die wenigen übrigen Monate bis zum Auslaufen des Vertrages auch weiterhin zu tun."

Erschöpft ließ sie sich auf einem weiteren Sessel nieder. Auch Onkel Vernon nahm wieder Platz.

Harry schluckte und nickte. Langsam verebbte sein Zorn. Was blieb, war die Unruhe, die ihn nun schon die ganzen Ferien über gequält hatte, teils verschuldet durch die Ereignisse im Ministerium, teils durch das Unwissen darüber, was auf ihn zukommen würde.

„Könnte... ich trotzdem erfahren, was vorhin passiert ist?", fragte er stockend und mit gesenktem Blick.

Er bemerkte, wie die Dursleys sich anschauten. Dann schienen sie offenbar entschieden zu haben.

Tante Petunia ergriff das Wort: „Wir können dir nicht viel sagen. Wir saßen in der Küche, beim Abendessen. Dudley schaute fern, es gab Roastbeef mit Pommes und Mayonnaise, sein Lieblingsessen, zu Feier des Tages."

Harry erinnerte sich schwach an den Lärm und die Freudenschreie, die am Nachmittag auf die Nachricht hin entbrannt waren, dass Dudley zum Junioren-Boxchampion Englands nominiert worden war.

„Plötzlich hörte man Geräusche aus der Diele. Wir dachten erst, das seiest du, doch dann fing jemand an zu röcheln und nach Hilfe zu rufen", erzählte seine Tante mit ängstlichem Gesichtsausdruck weiter.

„Daraufhin hat sich Vernon die Roastbeefpfanne geschnappt, und ist langsam zur Tür gelaufen", sagte sie mit stolzem Seitenblick auf ihrem Mann, dessen Schnurrbart bei diesen Worten erzitterte. „Er hat den… den Kerl gesehen, und die immer noch geschlossene Haustür, was bedeutete, dass dieser Mann nicht auf normalem Weg ins Haus gekommen war. Das konnte natürlich nur eins bedeuten"

Jetzt sah Tante Petunia direkt in Harrys Augen, wobei dieser bemerkte, dass sie aus irgendeinem Grund noch unsicherer und verängstigter wirkte, als zuvor.

Er vervollständigte die Überlegung: „Dass der Mann ein Zauberer ist."

Dies schien eine der einzigen, möglichen Erklärungen zu sein. Und doch war Harry die Situation schleierhaft, denn auch wenn er nicht wusste wieso, so hätte er dem Mann doch keinerlei magische Fähigkeiten zugetraut.

„Deswegen hat Vernon auch dich zu ihm runtergeschickt, während wir uns lieber sicher im Schlafzimmer einschlossen", fügte Petunia hinzu und wurde rot.

Harry unterdrückte ein Schnauben und starrte geflissentlich auf seine Hände. Das war also alles. Auch nach der Auseinandersetzung mit den Dursleys war Harry keinen Schritt weiter, was die Klärung der Identität des Mannes betraf. Langsam erhob er sich.

„Das ist also alles, was ihr über diesen Mann wisst?", fragte er noch einmal, um sicherzugehen.

Sein Onkel blieb stumm, das Gesicht verzerrt, als müsse er sich beherrschen, ihn nicht anzufahren.

Seine Tante zögerte und öffnete den Mund einen Spalt breit.

„Ich.. es..", begann sie mit zittriger Stimme, wobei sie Harrys Blick vermied. Er spürte, dass sie mehr wusste als sie sagen wollte.

Schließlich seufzte sie, schloss die Augen und sagte: „Ich kenne den Mann, von früher. Als ich noch bei meinen Eltern in Great Whinging wohnte, war er unser Nachbar. Ich ging mit ihm zusammen auf die städtische Schule. Er.." Plötzlich hörte sie auf zu sprechen und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund.

Harry blickte sie starr an. „Du kennst ihn aus deiner Schulzeit?", fragte er sie ungläubig, ungeachtet ihres plötzlichen Entsetzens über ihre Bereitwilligkeit zu reden.

Im ersten Moment sah es so aus, als wolle seine Tante nicht weiterreden. Schließlich schien sie jedoch jegliche Bemühung, etwas zu verbergen, hinter sich zu lassen, und erklärte mit leiser Stimme: „Nicht nur aus der Schulzeit. Wir wuchsen zusammen auf, gingen in denselben Kindergarten; wir drei, wir haben uns praktisch die ganzen ersten 10 Jahre unseres Lebens beglei.. -"

„Ihr drei?", unterbrach Harry sie, und ihm wurde plötzlich bewusst, was das Verhalten seiner Tante ihn immer wieder vergessen ließ. „Du meinst er, du, und... und meine Mutter?"

Auch Onkel Vernon starrte seine Frau fassungslos an, als diese kaum merklich nickte.

„Sein Name war Nicholas Fetch. Er lebte im selben Haus wie wir und war knapp ein Jahr älter als ich. Unsere Eltern verstanden sich sehr gut, also hatten auch wir Kinder viel miteinander zu tun. Unsere Freundschaft hielt an, bis Lilly den Brief von dieser… eurer… Schule bekam. Danach waren nur noch Nicholas und ich übrig." Tante Petunias Augen schienen in die Ferne zu blicken. „Seit Lilly weg war, schien Nicholas wie ausgewechselt. Unsere Freundschaft war nie wieder so stark wie zuvor…"

Ihre Stimme verebbte.

Harry war fassungslos, da er auf einen Schlag so viele Informationen bekommen hatte. Seine Tante hatte bereitwillig über ihre Vergangenheit mit ihrer verhassten Schwester gesprochen, was bisher nur einmal geschehen war: Damals, als Hagrid Harry eröffnet hatte, dass er ein Zauberer sei.

Doch plötzlich fiel Harry etwas auf.

„Du sagtest, nachdem meine Mutter in Hogwarts war, bliebt nur noch ihr zwei übrig?", fragte er stirnrunzelnd.

Seine Tante nickte mit glasigen Augen. „Mir kam es schon immer so vor, dass seine Beziehung zu Lilly damals viel enger war."

„Wie kann er dann aber ein Zauberer sein?", unterbrach er sie.

Einen Moment lang schien es, als hätte Harrys Frage sie gar nicht erreicht, denn Tante Petunia blickte weiter in die Ferne.

Onkel Vernon, der die ganze Zeit nur stumm und geschockt daneben saß, sah seine Frau nun zweifelnd an.

Schließlich schien sie wieder zu sich zu kommen.

„Das ist es ja", sagte sie beunruhigt. „Darüber mache ich mir schon die ganze Zeit Gedanken. Nicholas kann kein Zauberer sein. Aber wie um Himmels Willen kann er es nur geschafft haben, in unser Haus zu kommen? Und was kann es gewesen sein, das ihn so zugerichtet hat?"


Okay, falls ihr tatsächlich bis hierhin gelesen habt, dann erstmal danke fürs Lesen … und vielleicht noch die kleine Anmerkung, dass ich mich über alle Arten von Kritik freuen würde :3