Hier folgt noch einmal eine letzte Warnung. Ich habe begonnen, diese Geschichte zu schreiben, als ich damit fertig war Harry Potter und der Halbblutprinz zu lesen. Folglich ist sie voll mit Spoilern. Jedem, der sich das Buch noch nicht zu Gemüte geführt hat, kann ich nur raten, genau jetzt auf „Seite zurück" zu klicken, da bereits dieses erste Kapitel den Lesespaß an JKR's sechstem Buch ziemlich vermiesen kann. Ich hoffe, hiermit habe ich nicht sämtliche Leser vertrieben :-)
Disclaimer: Nichts von dieser Geschichte gehört mir, außer einigen unbedeutenden Nebencharakteren. Alle Rechte bei J.K.Rowling.
Harry Potter
Die Jagd
Kapitel 1
Prolog
Wie automatisch hob der junge Mann den linken Arm. Ein kurzer Blick zeigte Harry, dass es zehn Minuten vor Mitternacht war. Beziehungsweise, er hätte es ihm gezeigt, wenn er auf das Zifferblatt geachtet hätte. Aber in den letzten zwei Stunden hatte Harry mit Sicherheit einige hundert Mal auf seine Uhr geschaut und inzwischen nahm er es kaum noch wahr. Doch sein Innerstes sagte ihm, dass es noch nicht an der Zeit war. Bald – aber noch nicht.
Alles war vorbereitet. Seit dem vorzeitigen Ende des letzten Schuljahres, war sein Plan herangereift und er hatte Hogwarts noch nicht ganz verlassen, als er mit den Vorbereitungen begonnen hatte. Ein leichter Stich durchfuhr den jungen Zauberer. Er versuchte nicht daran zu denken, warum das Schuljahr vorzeitig beendet worden war. Dumbledore – Harry versuchte sich vorzustellen, was der alte Zauberer von seinem Vorhaben halten würde. Warscheinlich nicht besonders viel. Harry konnte die Stimme in seinem Kopf förmlich hören. Und nicht nur diese. Auch die Stimmen seiner Freunde schienen sich mit Gewalt Gehör verschaffen zu wollen. Ron, Hermine und natürlich Ginny – er wusste, dass sie alle es nicht verstehen würden. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann war seine größte angst, dass sie es am Ende eben doch verstanden. Doch was würde es ändern? Sie würden ihm helfen wollen. Sie hatten ihm immer geholfen. Aber damit würde es jetzt vorbei sein in – und wieder schaute er auf die Uhr – genau acht Minuten.
Harry schaute sich um. Es war eine dunkele, sternlose Nacht. Wolken hatten sich vor dem sichelförmigen Mond zusammengezogen. Sichelförmiger Mond – selbst dieser Ausdruck erinnerte ihn an den ehemaligen Schulleiter von Hogwarts. Er konnte kaum glauben, dass er vor gerade mal etwas mehr als einem Jahr einen fast unbändigen Zorn gegen Albus Dumbledore verspürt hatte. Er hatte in seinem Büro gestanden und den Professor angeschrieen, hatte herumrandaliert und mit Einrichtungsgegenständen um sich geworfen. Und was hatte Dumbledore getan? Er war ruhig geblieben. Er war immer ruhig geblieben. Selbst im Angesicht des Todes war er so verdammt ruhig gewesen. Erst im letzten Moment hatte er seinen wohl schlimmsten Fehler erkannt. Snape – Harry konnte es nicht fassen. Seit seinem ersten Schuljahr hatte er seinen Lehrer für Zaubertränke und später für Verteidigung gegen die dunklen Künste verdächtigt. Wie hatte es sein können, dass Albus Dumbledore, der wohl mächtigste Zauberer der Gegenwart auf ihn hereingefallen war? Nein, nicht der Gegenwart. Es hinterließ einen üblen Nachgeschmack, aber der mächtigste Zauberer der Gegenwart hieß jetzt Lord Voldemort.
Nach so langer Zeit hatte Tom Riddle triumphiert. Auch, wenn er es nicht selbst getan hatte. Einer seiner Diener war es gewesen. Und noch dazu einer, der gar nicht dafür vorgesehen gewesen war. Snape – schon dieses Wort klang nach Bosheit. Immer wieder war ihm gesagt worden, dass er auf ihrer Seite stand. Von Dumbledore, von Mad Eye, von Mr Weasley, ja selbst Sirius hatte daran geglaubt, dass Snape auf der Seite des Ordens stand.
Harry blieb stehen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er vollkommen in Gedanken losgelaufen war. Doch genau hierher hatte er kommen wollen, und als er sich umwandte, was er zwei hüpfende Lichtpunkte, die sich ihm näherten. In der Richtung aus der sie kamen, lag der Fuchsbau. Das wusste Harry; sehen konnte er es jedoch nicht, so undurchdringlich war die Finsternis. Und die Lichtpunkte mussten zwei erleuchtete Zauberstäbe sein. Ron, Hermine und Ginny – wobei Ginny mit ihren knapp sechzehn Jahren während der Ferien nicht zaubern durfte und so den erleuchteten Zauberstäben ihres Bruders und seiner Freundin folgte.
Harry setzte sich auf die alte Bank, die am Stamm der riesigen Fichte, einige hundert Meter vom Fuchsbau entfernt stand. Hier hatten sie sich verabredet. Nun ja, Harry hatte ihnen gesagt, dass sie sich pünktlich vor Mitternacht hier einfinden sollten. Er hatte ihnen nicht gesagt, worum es ihm ging und sie hatten nicht weiter gefragt. Ihnen war klar gewesen, dass es etwas wichtiges sein musste. Schließlich war dies eine besondere Nacht.
Jetzt konnte man hören, dass die drei miteinander sprachen. Eigentlich sprachen nur Ron und Hermine. Was das Thema war konnte Harry nur erahnen, doch das fiel ihm nicht sonderlich schwer. Ohne es zu wollen, musste er lächeln. Die beiden hatten sich nicht verändert. Seit dem Moment, als Hermine auf ihrer ersten gemeinsamen Fahrt im Hogwarts Express auf der suche nach Nevilles Kröte Trevor in ihr Abteil gekommen war, lagen sich die beiden in den Haaren. Der Tag, an dem die beiden aufhören würden zu streiten, war der Tag, an dem die Erde aufhören würde sich zu drehen, dessen war sich Harry sicher. Und noch etwas war sich Harry ganz sicher: Ohne die beiden hätte er die letzten sechs Jahre nicht überstanden. Nicht nur, dass er bei einer halben duzend Gelegenheiten getötet worden wäre, er wäre auch mit ziemlicher Sicherheit vollkommen durchgedreht ohne die Überlegenheit von Hermines Verstand und der Tatsache, dass Ron zu ihm stand, was immer er auch tat; wie dumm und ohne Aussicht auf Erfolg es auch war.
Harry dachte daran, was er jetzt wieder vorhatte. Er hatte nicht mit seinen Freunden darüber gesprochen. Sie hätten es versucht ihm auszureden. Nicht nur Hermine. Diesmal hätte sich Ron auf ihre Seite gestellt. Er hätte alles tun können. Wenn er Ron gesagt hätte: Hey Kumpel, lass uns losziehen und Voldemort dem Erdboden gleich machen – Ron wäre ihm gefolgt. Aber genau darum ging es ja. Ron sollte ihm nicht folgen, nicht dieses Mal. Und Ron wäre nicht einverstanden gewesen.
Noch einmal musste Harry daran denken, wie seltsam das letzte Jahr doch eigentlich gewesen war. Auf der einen Seite war er mehr denn je ein Einzelkämpfer gewesen, denn alles wirklich Wichtige hatte er allein in Dumbledores Büro erfahren, und auf der anderen Seite, war es das erste Mal gewesen, dass er wirklich alles mit seinen Freunden besprochen hatte. Er hatte nicht verschwiegen, nichts in sich hineingefressen. Er hatte mit ihnen sogar über die Prophezeiung gesprochen. Etwas, das er sich nicht hatte vorstellen können, als er das erste Mal von ihr erfahren hatte. Und dann hatten Ron und Hermine es vollkommen anders aufgenommen, als er es gedacht und befürchtet hatte. Und am Ende hatte sich herausgestellt, dass er es gewesen war, der die Prophezeiung so vollkommen falsch ausgelegt hatte. Er hatte immer gedacht, die Voraussage, die Professor Trewlaney vor so vielen Jahren getroffen hatte, würde ihn einengen; würde ihm keine Wahl lassen und seinen Weg festlegen. Erst Dumbledore hatte ihm gezeigt, dass es ganz anders war. Er war nicht an die Prophezeiung gebunden, sondern an das, was die Beteiligten war werden ließ. Es war erst Voldemort gewesen, der dies alles hatte geschehen lassen. Nur weil Voldemort von der Prophezeiung erfahren hatte, erfüllte sie sich. Es war wie ein Kreislauf; eine sich selbst bestimmende Bestimmung. Für diese Erkenntnis war Harry dem alten Schulleiter sehr dankbar. Und nicht nur für diese. Er hatte ihn verstehen lassen und ihm auch einen Weg aufgezeigt. Einen Weg, der, wenn er ihn verfolgte, vielleicht zum Sieg über den dunklen Lord führen würde.
Harry schaute auf seine rechte Hand. Sie hielt den falschen Horcrux, den er und Dumbledore aus Voldemorts Höhle geholt hatten. Zumindest drei, wenn nicht sogar vier von ihnen waren im Umlauf. In der Theorie war es ganz einfach: Horcruxe finden, Horcruxe zerstören – Voldemort finden, Voldemort zerstören. Wie gesagt: in der Theorie. Doch er hatte kaum einen Anhaltspunkt außer den Initialen der Person, die den wahren Horcrux aus der Höhle entfernt hatte und wie Hermine ihm gesagt hatte, gab es mit Sicherheit zu viele Personen, auf die sie passen würden. Und auch die Person selbst hatte in seiner Nachricht an Voldemort geschrieben, dass er wohl bereit tot sei, wenn er dies lesen würde. Es gab nur eins, dessen sich Harry sicher sein konnte. Voldemort kannte die Person. Dass ließ sich aus der Nachricht ganz klar ersehen. Er musste noch viel mehr über Tom Riddles Leben herausfinden, als er im letzten Jahr in Dumbledores Denkarium gesehen hatte.
Harry schaute seinen Freunden entgegen. Sie waren jetzt nicht mehr weit entfernt und im Schein ihrer Zauberstäbe konnte Harry ihre Gesichter erkennen. Ron und Hermine hatten aufgehört miteinander zu reden und Harry war das ganz lieb. Er hatte nicht vor, hier und jetzt in eine Diskussionsrunde zu geraten. Er würde sie vor vollendete Tatsachen stellen. Gerade bei Ginny würde ihm das schwer fallen. Er hatte bereits einmal versucht mit ihr zu reden. Damals, während der Trauerfeier Dumbledores, doch sie waren vom Zaubereiminister unterbrochen worden. Harrys Stirn kräuselte sich. Wenn er an Rufus Scrimgeour dachte, ertappte er sich bei dem Gedanken, Cornelius Fudge zurückhaben zu wollen. Auch in den Ferien hatte der neue Minister für Magie versucht Kontakt zu Harry aufzunehmen, doch Harry war gänzlich nicht in der Laune mit ihm zu sprechen. Er hatte nicht vor, sich als Marionette des Ministeriums einsetzen zu lassen. Sollten die Mitglieder des Ministeriums ihren Job erledigen – er würde den seinen tun.
„Harry?" Er Rons gerufene Frage machte Harry bewusst, dass er in seiner schwarzen Robe und Umhang vollkommen unsichtbar sein musste. Er hätte genauso gut seinen Tarnumhang tragen können.
Er nickte, merkte aber schon während er die Bewegung durchführte, wie unsinnig sie war. „Hier drüben Ron, unter der Fichte." Rons Zauberstab schwang herum und Harry musste für einen kurzen Moment die Augen aufgrund des ungewohnten hellen Lichts schließen.
„Warum wolltest du uns hier draußen treffen?" Ginny war an ihn herangetreten und hatte seine Hand ergreifen wollen, doch Harry entzog sie ihr. Fast war er froh, dass es so dunkel war, denn in ihren Augen hätte er bestimmt Enttäuschung erkennen können. Ein letztes Mal schaute Harry auf seine Uhr und die Leuchtziffern zeigten ihm, dass es soweit war. Er seufzte. Was brachte es, wenn er es weiter vor sich her schob. Mit der rechten Hand griff er in die Tasche seiner Robe. Nachdem er den falschen Horcrux losgelassen hatte, ergriff er seinen Zauberstab und zog ihn hervor. Beinahe schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht, als er ihn in die Höhe hielt.
„Lumos" Die Spitze des Stabes erstrahlte.
Ron und Hermine schauten erschrocken, doch Ginny begriff sofort. „Herzlichen Glückwunsch, Harry. Wie fühlt man sich, wenn man erwachsen ist?"
Harry schaute Ron an, und zuckte mit den Achseln. „Auch nicht anders, als vorher. Aber mein Geburtstag ist nicht der Grund, warum ihr hier seid. Nun, irgendwie schon, denn er ist der Auslöser, aber ich habe nicht vor zu feiern."
„Das werden Mum und Dad aber ganz anders sehen." Mischte sich Ron dazwischen. „Zufällig weiß ich, dass sie eine kleine Feier fest eingeplant haben." Er grinste und bekam von Hermine einen knuff in die Seite. Anscheinend hatten Mr und Mrs Weasley Harry überraschen wollen. Nicht dass ihren das gelungen wäre.
„Und genau deshalb wollte ich hier draußen mit euch sprechen. Und nur mit euch. Eure Eltern hätten versucht mich umzustimmen, mich aufzuhalten und das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen. Könnt ihr euch erinnern, was ich euch auf Dumbledores Trauerfeier gesagt habe? Ich werde nicht nach Hogwarts zurückkehren. Selbst wenn sie es wieder öffnen werden. Nun, sie haben die Schule wieder geöffnet, aber ich werde mich an meine Worte halten."
Hermine schaute ihn erschrocken an. „Aber das kannst du nicht tun. Handle doch nicht unüberlegt. Sprich zuerst mit…"
„Dumbledore?" Fiel ihr Harry ins Wort und die drei Jugendlichen zuckten bei dem Namen zusammen, wie sie es früher getan hatten, wenn Harry Voldemorts Namen laut ausgesprochen hatte. „War es das was du sagen wolltest? Ich kann nicht zuerst mit Dumbledore sprechen. Er ist tot! Und wisst ihr, wem man noch vertrauen kann? Dumbledore hat Snape vertraut. Er hat ihm bedingungslos vertraut und er ist von ihm ermordet worden. Ich werde diesen Fehler nicht begehen."
Hermine hatte sich überraschen schnell gefasst. „Nein, aber du begehst einen anderen. Einen Fehler, den du immer begehst. Und ich dachte, dass du im letzten Jahr dazugelernt hättest. Aber nein, du stürzt dich mit dem Kopf voran in eine Dummheit, und glaubst, du dürftest niemanden mit hineinziehen. Wann lernst du endlich, dass wir keine Anhängsel von dir sind, sondern unsere eigenen Entscheidungen treffen können. Ron und ich sind erwachsen. Wir lassen uns nicht sagen, wem wir zu folgen und zu vertrauen haben, auch von dir nicht."
Ron nickte bestärkend und Ginny sah aus, als wolle sie etwas sagen, entschied sich dann aber anders und versuchte erneut Harrys Hand zu ergreifen, was ihr erneut misslang.
Harry holte tief Luft. Dann machte er eine Bewegung, als wolle er sich von einer Last befreien. „Ich habe erwartet, dass ihr mit Argumenten hier auftaucht. Aber ich werde nicht auf sie eingehen. Diesmal nicht. Meine Vorbereitungen sind alle getroffen. Aber ich wollte nicht gehen, ohne mich zu verabschieden. Wir werden uns wieder sehen, wenn ich Erfolg hatte, Ich erwarte nicht, dass ihr mein handeln als gut erachtet. Ich erwarte nicht einmal, dass ihr mich versteht. Aber ich erwarte, dass ihr meinen Wunsch respektiert. Wenn ihr so wollt meinen letzten Wunsch." Er wandte sich an Ginny, doch diesmal war sie es, die seinem Blick auswich. Harry seufzte. „Kehrt nach Hogwarts zurück. Ihr müsst an einer anderen Front kämpfen. Das ist alles."
Harry schaute sie einen Augenblick lang an und für einen Moment sah es so aus, als würde er es sich anders überlegen, doch dann flüsterte er, den Blick noch immer auf Ginny gerichtet, „Nox" und während das Licht an der Spitze seines Zauberstabes erlosch disapparierte er mit einem lauten ploppen und war verschwunden.
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Hallo Leute. Vor mehreren Monaten habe ich beschlossen mit meiner aktuellen Geschichte „Chronik der Rumtreiber II" zu pausieren und erst einmal zu schauen, was JKR in Band 6 so verzapft und ob das mit meiner Geschichte überhaupt vereinbar ist. Das ganze Buch über war ich eigentlich sehr erleichtert. Es gab zwar einige Kleinigkeiten wie den Namen von James und Lilys Zaubertranklehrer, aber das war nicht so schlimm. Ich hatte ziemlich schnell Ideen, wie ich das erklären könnte und bis zum großen Knall, dem Showdown war ich fest entschlossen schnell an meiner eigenen Geschichte weiter zu basteln. Und dann das! Was fällt dieser Frau eigentlich ein? Legt sie es darauf an Briefbomben zu bekommen? Mir lag dieses Ende so schwer im Magen, dass ich bereits eine halbe Stunde nach Beendigung meiner Lektüre am Rechner saß, und das Gerüst für eine Fortsetzung zusammentüftelte. Das erste Kapitel liegt hiermit vor und an euren Reaktionen werde ich festmachen, wie es weitergehen soll. Ob ich diese Geschichte fortsetze, oder ob ich zurück zu James und Lily kehre, wo ja jetzt, mehr denn je, Erklärungsbedarf besteht.
Auf jeden fall würde ich mich über Zuschriften (Ihr wisst ja, wie es geht) sehr freuen.
Bis die Tage – euer Federwisch
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