Tja, hättet ihr nicht gedacht, dass ihr so bald schon wieder von mir hört, gell?
Wie soll ich sagen… ich hatte da noch was in der Schublade und dachte mir, es hilft euch, die Zeit bis zu meiner nächsten Fic zu überbrücken. Viel Spass!
Titel: Ein Werwolf kommt selten allein
Autor: Lorelei Lee
Pairing: RL/LM (LM/SS, RL/SS)
Rating: frei ab 16
Kategorie: Romance, Drama
Inhalt: Sehr lose nach Band 5. Remus und Lucius entdecken mehrere Gemeinsamkeiten… ( Beitrag für das Frühlingsfestival auf der „heulenden Hütte")
Disclaimer: mir gehört noch immer nix – nur meine dumme, dumme, Fantasie und diese albernen Plotbunnys, die sich bei mir wie die sprichwörtlichen Karnickel vermehren.
Ein Werwolf kommt selten allein – Teil 1
Eine kleine braune Biene schwirrte um eine gelbe Schlüsselblume. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang ihr eine Landung auf einem zitternden Blütenblatt. Eifrig stieß sie ihren Rüssel in den Blütenkelch hinein… es war Frühling…
Remus Lupin beachtete weder die gelbe Schlüsselblume, die direkt neben den Toren Hogwarts erblüht war, die er gerade eben durchschritt, noch die kleine Biene, die noch etwas unbeholfen von dem langen Winter versuchte, tiefer in den Blütenkelch hineinzukrabbeln.
Remus Lupin hatte Wichtigeres zu tun. Albus Dumbledore hatte ihn rufen lassen. Halb und halb hoffte er, er würde nochmals eine Stelle als Lehrer angeboten bekommen, doch die Vernunft sagte ihm, dass diese Hoffnung sicher vergebens war.
Einige Minuten später klopfte er an die Bürotür des Direktors und öffnete sie, als er das deutliche „Herein" vernahm. Doch kaum hatte er die Schwelle überschritten, blieb er auch schon wieder wie angewurzelt stehen und zückte automatisch seinen Zauberstab.
Doch bevor er Lucius Malfoy – der in einem Sessel vor dem Kamin saß und ihn mit geweiteten Augen anstarrte - einen Fluch auf den Hals hetzen konnte, rief Dumbledore energisch ein „Expelliarmus!" und sein Zauberstab flog ihm aus der Hand und rollte in eine Zimmerecke.
„Was will Malfoy hier?" fragte Remus aufgebracht. „Warum sitzt er nicht mehr in Askaban?"
Dumbledores Haltung entspannte sich ein wenig und er sank zurück in seinen Sessel. Doch Remus entging nicht, dass er seinen Zauberstab weiterhin in der Hand behielt.
„Mister Malfoy ist hier, um unsere Hilfe zu erbitten."
„Unsere Hilfe!" schnappte Remus.
„Besonders deine Hilfe, Remus", erwiderte Dumbledore unnachgiebig und wandte sich dann an Lucius. „Soll ich es ihm erzählen, oder wollen Sie lieber selbst…?"
Lucius gab mit einer matten Handbewegung sein Einverständnis und Remus sah ihn sich zum ersten Mal genauer an. Von seiner üblichen arroganten Haltung war nicht mehr viel übrig, wenn man der vornübergebeugten und zusammengesunkenen Haltung in der er in diesem Sessel saß, Bedeutung beimessen wollte. Aber Askaban konnte das mit einem Menschen anstellen… Remus hatte es selbst gesehen… und wie er es gesehen hatte… ach, Sirius…
Und Malfoy war maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass Sirius' Leben hinter diesem unseligen Schleier geendet hatte. Remus knirschte leise mit den Zähnen.
„Mister Malfoy ist vor knapp drei Wochen die Flucht aus Askaban gelungen", erläuterte Dumbledore mit sachlicher Miene. „Dabei ist ihm allerdings etwas Unerwartetes widerfahren… kurzum: er wurde angefallen – von einem Werwolf."
„Ein Werwolf? Wie konnte das nur passieren?" wiederholte Remus ungläubig, doch ein Blick auf Malfoy genügte ihm, um zu wissen, dass diese die reine, lautere Wahrheit war. „Und warum sitzt er dann hier? Warum ist er mit der frohen Botschaft nicht gleich zu Voldemort gelaufen? Ich bin sicher, der dunkle Lord müsste über seinen eigenen Schoß-Werwolf höchst entzückt sein!" bemerkte Remus gehässig. Es war sonst sicher nicht seine Art, boshafte Kommentare von sich zu geben, doch jedes Mal, wenn er an Sirius dachte und die Tatsache, dass Malfoy noch am Leben war, kochte ihm die Galle über.
Dumbledore schüttelte leise tadelnd den Kopf, sagte jedoch nichts. Zur allgemeinen Überraschung hob jedoch Lucius seinen Blick und sagte leise: „Ich war allein, ich hatte keinen Zauberstab und ich war noch… etwas… verwirrt und… durcheinander von… den Dementoren… Der Werwolf hat mich überrascht… und der dunkle Lord war alles andere als erfreut." Der aristokratische Kopf senkte sich wieder und die blonden Haare, die wie ein Vorhang zu beiden Seiten des Gesichtes herab fielen, schützten es vor den skeptischen Blicken Dumbledores und Remus'.
Die Blicke der beiden Ordensmitglieder trafen sich und Remus begriff, dass auch Dumbledore nicht völlig überzeugt war.
„Warum?" fragte Remus schlicht. „Warum war er nicht erfreut?"
„Weil ich… dadurch… nicht mehr… reinblütig bin!" antwortete Lucius stockend und mit gequälter Stimme. „Er wollte mich töten… er hat keine Verwendung mehr für mich… Ich konnte nur knapp entkommen…" schloss er mit dumpfer Stimme.
Remus hätte gerne etwas dazu gesagt, doch Dumbledores wacher Blick hielt ihn zurück.
„Das war vor drei Wochen", sagte er stattdessen. „Wo warst du in der Zwischenzeit, Malfoy? Hast du dich in deinem Haus verkrochen und verschanzt? Ich frage mich, warum du erst jetzt den Weg zu Albus gefunden hast."
„Weil seine Frau ebenfalls versucht hat, ihn umzubringen", warf Dumbledore ruhig ein und Remus konnte ihn nur wortlos anstarren.
„Narcissa?" flüsterte er benommen.
„Ja, Narcissa, meine geliebte Frau!" sagte Lucius mit bitterer Stimme. „Die einst geschworen hat, mich immer zu lieben… Die ersten beiden Versuche konnte man noch als unglückliche Umstände ansehen – wenn man, wie ich, die Augen vor der Realität verschließen wollte – aber es lässt kaum mehr Interpretationsspielraum, wenn man nachts aufwacht und die eigene Frau neben dem Bett steht, mit einem silbernen Dolch in der Hand."
Darauf wusste Remus nun wirklich nichts mehr zu erwidern. Lucius' wilder Blick raubte ihm die Sprache und etwas wie Mitleid mit dem Slytherin begann sich in Remus zu regen.
„Mister Malfoy kam daher zu mir und hat mich quasi um Asyl gebeten", erläuterte Dumbledore. „Im Austausch um seine Sicherheit hat er mir einige Informationen anvertraut, deren Wahrheitsgehalt sich allerdings erst noch herausstellen muss."
Remus sah, wie Lucius bei diesen Worten zusammenzuckte.
„Und hier, Remus, kommst du ins Spiel", schloss Dumbledore munter.
„Wer, ich?" fragte Remus verblüfft, doch dann fing er an zu begreifen und es gefiel ihm gar nicht. In einer Woche würde Vollmond sein und Lucius war nun ein Werwolf… „Nein, nein, nein – auf gar keinen Fall, Albus!" wehrte Remus geschockt ab. „Ich werde auf gar keinen Fall Babysitter bei Malfoy spielen."
Doch wie befürchtet, ließ der Direktor diesen Einwand nicht gelten.
„Ich habe schon alles arrangiert", fuhr er fort, als ob Remus nicht soeben heftig widersprochen hätte. „Severus weiß Bescheid und wird in kürze eine doppelte Ration Wolfsbanntrank hier her bringen. Ein Portschlüssel ist bereits aktiviert und wartet nur noch darauf von euch benutzt zu werden. Und wenn in einer Woche der Vollmond vorbei ist, sehen wir weiter." Die zwinkernden Augen hatten plötzlich etwas Bezwingendes und Remus fühlte, wie er kapitulierend nickte.
„Wohin?" fragte er nur noch.
„Oh, es ist ein wunderschönes kleines Wochenend-Häuschen, das früher einmal Direktor Dippet gehörte. Es ist durch zahlreiche Schutzbanne und den Fidelius-Zauber geschützt. Nur ihr beide, ich und Severus, der euch den Wolfsbanntrank bringen wird können diesen Ort betreten. Ihr seid dort vollkommen sicher." Der Direktor machte eine kleine Pause. „Ach, und Remus… du wirst deinen Zauberstab zur sicheren Aufbewahrung bei mir lassen müssen."
Remus nickte wieder. Klar, Malfoy hatte keinen Zauberstab und durfte auch keinen haben – daher durfte man ihm auch keine Gelegenheit geben, wieder einen in die Finger zu bekommen.
Wochenend-Häuschen… wohl eher ein Gefängnis… Remus musste ein Seufzen unterdrücken. Eine Woche Zwangsurlaub mit Mister Arrogant, dem er auch noch durch seine erste Verwandlung würde helfen müssen… und das mitten im Frühling!
„Direktor, der Wolfsbanntrank", erklang Severus' Stimme hinter ihm und Remus fuhr halb erschrocken herum. Der Tränkemeister musste eingetreten sein, ohne anzuklopfen.
In seinen Händen trug er zwei dampfende Kelche und auf seinem Gesicht seine übliche Miene, als ob etwas besonders verabscheuungswürdiges unter einem Stein hervor gekrochen wäre.
Remus hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dennoch gab es ihm jedes verdammte Mal einen kleinen Stich, wenn er der Empfänger dieses Blickes war.
„Musst du dich immer so anschleichen?" murmelte er und nahm Severus einen der Kelche ab. Er drehte sich zu Lucius um. „Am besten du trinkst es in ein paar großen Schlucken aus", riet Remus dem blonden Mann, der gerade den verbliebenen Kelch aus Severus' Händen in Empfang nahm. Doch seinen guten Rat hätte er sich sparen können, denn Lucius' Augen hingen so unverwandt an Severus, dass er sicher nichts von alledem aufnahm, was um ihn herum geschah.
Remus hatte ja schon immer gewusst, dass diese beiden Slytherins irgendetwas verband, doch in diesem Moment begriff er zum ersten Mal, wie tief und in welche Richtung diese Gefühle tatsächlich gehen mussten, denn Lucius sah Severus an, als ob er sein einziger Halt und seine einzige Stütze in einer feindlichen Welt war und Remus wurde übel.
Er wünschte sich augenblicklich, er hätte diesen Gesichtsausdruck bei Lucius nie gesehen und war halb froh und halb frustriert, dass Severus ihm den Rücken zudrehte und er so dessen Miene nicht studieren konnte.
Remus hatte gerade den restlichen Trank in seinem Kelch hinunter gewürgt, als Lucius anfing zu husten und nach Luft zu schnappen. Ohne nachzudenken trat er eilig zu dem blonden Mann und klopfte ihm auf den Rücken.
„Malfoy, ich habe dir doch gesagt, du sollst einen großen Schluck nehmen und nicht nur vornehm daran nippen", konnte er sich nicht verkneifen zu sagen und wunderte sich gleichzeitig, dass Severus, der doch viel näher gestanden hätte, absolut nichts unternommen hatte, sondern im Gegenteil völlig unbeteiligt im Raum stand – einen Ausdruck größter Langeweile und Abscheu auf seinem Gesicht.
Lucius keuchte noch ein paar Mal, doch dann hatte sich seine Gesichtsfarbe wieder normalisiert und er schluckte zwischen verwirrten Blicken zu Severus hinüber geistesabwesend den restlichen Trank.
Er versteht es auch nicht, dachte Remus und wurde gleich darauf von Dumbledore abgelenkt, der ihm ein leeres Tintenfass in die Hand drückte.
„Der Portschlüssel", erläuterte der Direktor. „Ich werde ihn aktivieren, sobald Mister Malfoy bereit ist. Alles was ihr an Kleidung und Nahrung braucht, wird in dem Häuschen vorhanden sein. Muss ich euch noch darauf hinweisen, dass keiner von euch das Haus oder den Garten verlassen kann?"
„Das dachte ich mir schon", erwiderte Remus und wunderte sich immer mehr über die geflüsterte Konversation zwischen Lucius und Severus, die er mit seinen verfeinerten Sinnen dennoch wahrnahm.
„Zwischen uns hat sich doch nichts geändert", flüsterte Lucius mit einem halb bittenden, halb verständnislosen Unterton in seiner Stimme.
„Zwischen uns hat sich alles geändert", murmelte Severus schroff zurück und wandte sich dann an den Direktor. „Benötigen Sie mich noch, oder…"
„Nein, vielen Dank, Severus", sagte Dumbledore.
Severus nickte knapp und hatte auch schon mit wenigen langen Schritten den Raum verlassen.
„Sind Sie soweit, Mister Malfoy?" fragte der Direktor und Lucius nickte geistesabwesend.
OoooOoooO
Der Portschlüssel hatte Remus und Lucius direkt in den Garten vor das kleine Häuschen transportiert.
„Hübsch", kommentierte Remus die knospenden Rosenbüsche, Gänseblümchen und Schlüsselblumen.
Neben ihm ließ Lucius ein verächtliches Schnauben ertönen.
„Du hast doch nicht allen Ernstes ein First-Class-Hotel erwartet?" bemerkte Remus mit deutlicher Schärfe. „Falls es dir bislang entgangen sein sollte, Malfoy - das hier ist für uns beide ein Gefängnis und zwar so lange, bis Dumbledore weiß wie ehrlich du mit uns warst. Du kannst also aufhören, die Prinzessin auf der Erbse zu spielen. Und zwar je eher, desto besser."
In Lucius' Augen funkelte zwar der Widerspruch, doch er schwieg und folgte Remus in das Haus.
Die Eingangstür mündete in einen Raum, der mit einem Tisch, ein paar Stühlen, einem Sofa und zwei Sesseln eher spärlich möbliert war.
„Wenn ich Albus richtig verstanden habe, dann ist dieser Tisch mit der Küche in Hogwarts verbunden", bemerkte Remus und strich über die leicht staubige Tischplatte.
„Wir werden also zumindest nicht verhungern", sagte Lucius und inspizierte die kleine Küche, die sich im Nebenraum befand und drehte den Wasserhahn auf, aus dem sofort klares Wasser strömte. „Und verdursten wohl auch nicht." Er drehte den Hahn wieder zu.
„Hier sind dann wohl die Schlafzimmer", meinte Remus und öffnete eine weitere Tür, doch dahinter befand sich ein Badezimmer mit überraschend geräumiger Badewanne und mehreren verschiedenfarbigen Wasserhähnen. „Sieht auch nach Hogwarts-Standard aus."
Lucius hatte mittlerweile die einzige noch verbleibende Tür geöffnet und fluchte leise.
„Das darf doch nicht wahr sein, was denkt sich dieser alte…"
„Was ist denn jetzt schon wieder?" fragte Remus und sah über Lucius' Schulter hinweg in den Raum hinein.
Ein Schrank.
Zwei Betten.
Nur getrennt durch einen Vorhang, der an der Zimmerdecke montiert war.
Remus war – gelinde gesagt – ebenso entsetzt wie Lucius.
„Dumbledore scheint dir offenbar noch weniger zu trauen, als ich dachte", brachte Remus schließlich mühsam hervor.
„Wenn er denkt, ich schlafe mit dir zusammen in einem Raum, wie in einem verdammten Schlafsaal…" Lucius rang empört nach Atem.
„Uns wird nichts anderes übrig bleiben", erwiderte Remus trocken. „Glaub mir, ich bin darüber mindestens genauso erfreut wie du."
OoooOoooO
Der restliche Tag verlief nahezu geräuschlos, da beide Männer mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt waren und die meiste Zeit schwiegen. Als es Zeit zum Abendessen war und Remus' Magen schon ein paar Mal leise geknurrt hatte, deckte sich der Tisch tatsächlich von selbst mit Speisen.
„Wenigstens das funktioniert", sagte Lucius und nahm an dem gedeckten Tisch Platz. Er hatte fast die ganze Zeit damit verbracht, aus dem Fenster zu starren, doch er fiel mit einem Appetit über das Essen her, als ob er den ganzen Tag Holz gehackt hätte.
Remus legte ein Buch, das er einem gut sortierten Bücherregal entnommen hatte beiseite und gesellte sich zu seinem Zwangs-Kameraden. „Iss nicht so viel", riet er ihm mit gerunzelter Stirn.
„Wie bitte? Ich wüsste nicht, dass ich dir erlaubt hätte, dich jetzt auch noch in meine Ernährungsgewohnheiten einzumischen, Lupin", erwiderte Lucius gereizt.
„Ich glaube nicht, dass es deiner Gewohnheit entspricht, alles in dich reinzuschlingen – ich weiß, du hast Hunger. Das habe ich auch… immer in der Woche vor Vollmond… immer wenn ich Wolfsbanntrank zu mir nehme… Versuch trotzdem, nicht so viel zu essen. Dir wird sonst nur schlecht", sagte Remus ruhig.
Lucius warf ihm einen skeptischen Blick zu, doch er legte dann das Hühnerbein, das er schon in der Hand gehalten hatte, wieder auf die Platte zurück. Dann saß er einen Moment ruhig da, bevor er aufsprang und hastig ins Badezimmer stürzte, eine Hand vor den Mund gepresst.
Einen Moment war Ruhe, dann ertönten heftige Würgegeräusche und Remus schob seufzend seinen Teller von sich. Ihm war der Appetit vergangen.
Als Lucius einige Minuten später wieder auftauchte, war er etwas blasser als normaler Weise, doch sonst ließ er sich nichts anmerken.
Remus bekam ein wenig Mitleid mit ihm und reichte ihm einen Teller mit ein wenig Kartoffelbrei.
„Versuch das mal – ein bisschen was solltest du schon essen."
Lucius nahm mit einem schwachen Nicken den Teller entgegen und auch Remus aß weiter.
OoooOoooO
Die Prozedur des Zu-Bett-Gehens war umständlich, ärgerlich und langwierig. Sie hatten sich darüber gestritten, wer zuerst ins Badezimmer gehen sollte, sie hatten sich darüber gezankt, wer sich wo ausziehen und die bereitgelegten Nachthemden anziehen sollte, sie waren uneinig, ob sie das Licht gleich löschen sollten, oder ob Remus noch ein wenig im Bett lesen durfte. Schließlich einigten sie sich auf eine Kerze und Remus konnte sich nicht verkneifen, Lucius zu fragen, ob er schnarchen würde.
Doch die einzige Antwort, die er darauf von der anderen Seite des Vorhanges erhielt, war eisiges Schweigen.
OoooOoooO
Als sie am nächsten Morgen stillschweigend die ganze Prozedur, die Aufstehen, Badezimmer und Umziehen beinhaltete, erfolgreich hinter sich gebracht hatten, hatte sich der Tisch auch schon wieder fürs Frühstück gedeckt.
Remus bemerkte, dass Lucius fahrig und unruhig war, doch er verkniff sich jeden Kommentar. Lucius verbrachte auch diesen Tag schweigend und hauptsächlich damit Remus aus dem Weg zu gehen. Nur zum Mittagessen betrat er wieder das Haus. Die restliche Zeit lief er unruhig im Garten auf und ab.
Remus wusste, dass er sich mehr um den blonden Slytherin kümmern müsste, doch er hatte absolut keine Lust dazu. Wenn Lucius etwas über Werwölfe wissen wollte, würde er ihn fragen müssen. Auf der anderen Seite hatte Remus ein ganz klein wenig ein schlechtes Gewissen deshalb. Lucius musste sich hundsmiserabel fühlen. Er hatte durch diese Attacke alles verloren. Seine Familie, seine Freunde… sein bisheriges Leben. Remus überlegte, dass er es selbst nicht ganz so schwer gehabt hatte. Er war ein Kind gewesen und hatte es bald nicht mehr anders gekannt… auch hatte seine Familie ihn nicht verstoßen und er hatte Freunde gehabt… gehabt! Das war der springende Punkt. Und daran war zum großen Teil Lucius Malfoy Schuld. Remus verbannte jedes kleine bisschen Mitleid, dass er für den anderen Mann empfunden hatte in das dunkelste Eckchen seines Herzens. Immerhin würde Lucius von Anfang an in den Genuss des Wolfsbanntrankes kommen. Remus selbst hatte lange, qualvolle Jahre ohne diese Erleichterung leben müssen. Mitleid war also völlig unangebracht.
Am späten Nachmittag beschloss Remus die Badewanne auszuprobieren. Nicht einmal er konnte den ganzen Tag mit einem Buch verbringen ohne dass ihm langweilig wurde.
Es war auch etwas anstrengend, den ganzen Tag mit einem frischgebackenen Werwolf zu verbringen, der noch nicht wusste, wie er mit der zeitweiligen Unruhe und den Heißhungerattacken und der plötzlichen bleiernen Müdigkeit und der unterschwelligen Übelkeit umgehen sollte. Er wusste, was Lucius jetzt durchmachte – er selbst hatte Jahre gebraucht um diese Schwankungen ertragen und ignorieren und damit leben zu können. Er wusste, wie aufwühlend und wie frustrierend das alles war und wie viel schwerer es zu ertragen sein musste, wenn man, so wie Lucius, nicht wusste, was in der drohenden Vollmondnacht tatsächlich auf einen zukam.
Doch es hatte keinen Sinn, mit Lucius darüber zu reden – nicht in diesem Zustand. Lucius musste schon auf ihn zukommen, wenn er reden wollte. Remus war der Ansicht, dass er bereits mehr als genug getan hatte – wenn man in Betracht zog, dass es sich hierbei eben um einen skrupellosen Todesser und zusätzlich einen arroganten Mistkerl handelte.
Er füllte die Wanne mit lavendelfarbenem Wasser und stieg wohlig seufzend hinein.
Als er sich aufgeweicht genug fühlte, verließ er die Wanne, trocknete sich ab und zog sich wieder an. Er kämmte sich gerade die noch feuchten Haare, als er aus dem Wohnzimmer Stimmen hörte. Anscheinend war Severus mit dem Wolfsbanntrank gekommen.
Remus betrat gerade das Zimmer, als Lucius eine Hand auf Severus' Arm legte.
„Aber Severus…"
„Fass mich nicht an", fauchte Severus ätzend und schüttelte die Hand ab. „Fass mich nie wieder an, Werwolf!"
Lucius taumelte bei diesen Worten und dem eisigen Blick, der sie begleitete, wie unter einem wuchtigen Schlag.
„Nimm es nicht persönlich, Malfoy", sagte Remus gedehnt und trat mit einer Lockerheit auf die beiden Männer zu, die er keinesfalls empfand. „Er behandelt jeden Werwolf so, nicht wahr, Severus?" wandte er sich lächelnd an den Tränkemeister und nahm diesem die verkorkte Flasche aus der Hand.
Severus warf Remus wenn möglich einen noch eisigeren Blick zu und rauschte ohne ein weiteres Wort aus dem Haus.
Remus wurde bewusst, dass er den Atem angehalten hatte und er atmete einmal tief ein und aus, bevor er sich zu Lucius umdrehte.
Warum hatte er es überhaupt getan? Warum hatte er sich überhaupt eingemischt? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass es ihm nicht gepasst hatte, wie Severus mit seinem alten Freund umgesprungen war. Halb und halb hatte er schon damit gerechnet, dass Severus ihn oder auch sie beide verhexen würde – und dann wäre er schön dumm dagestanden – so ohne Zauberstab.
„Warum tut er so etwas? Warum…", flüsterte Lucius halb zu sich selbst.
Remus beobachtete den anderen Mann genau. Lucius schien bis in seine Grundfesten erschüttert. Seine Lippen waren fast weiß, seine Augen ein wenig zu groß und ein wenig zu glänzend in dem schmalen Gesicht. Seine Hände bebten leicht, obwohl er sie zu Fäusten geballt hatte.
Und in diesem Moment wusste Remus, dass Lucius etwas gehabt hatte, von dem er selbst schon jahrelang träumte – einen Traum, von dem er wusste, dass er nie für ihn in Erfüllung gehen würde und der jetzt auch für Lucius ausgeträumt war… und das alles nur, weil sie Werwölfe waren… etwas das Severus verachtete, weil er panische Angst davor hatte… und das wiederum war Sirius' Schuld… ganz allein Sirius'…
„Es ist nicht seine Schuld", hörte Remus sich sagen. „Du weißt, dass er eine Todesangst vor Werwölfen hat… wegen dem, was damals in der sechsten Klasse geschehen ist…" Remus schluckte und er wusste selbst nicht, warum er mit seinen nächsten Worten Sirius von jeglicher Schuld freisprach. „Wegen… mir…" flüsterte er rau.
OoooOoooO
In dieser Nacht tat Remus kein Auge zu. Daher hörte er, dass auch Lucius nicht schlief und sich immer wieder ruhelos in seinem Bett herumwälzte.
Remus dachte in einer Endlosschleife immer nur drei Worte:
Lucius und Severus – Lucius und Severus – Lucius und Severus…
Bis eine ungewohnt sanfte Stimme seine Gedanken unterbrach.
„Wie lange liebst du ihn schon, Lupin?"
„Woher…", fing Remus an und unterbrach sich jedoch sofort. „Wie kommst du auf diesen Blödsinn, Malfoy!" fuhr er scharf fort. Nach einer kleinen Weile in der er angestrengt in die Dunkelheit gelauscht hatte, glaubte Remus ein leises Lachen zu hören.
„Viel interessanter ist doch die Frage – warum du mich deshalb anlügst, Lupin. Findest du nicht auch?"
Remus knirschte frustriert mit den Zähnen, biss sich aber auf die Zunge um nicht voreilig etwas zu sagen, was er hinterher todsicher bereuen würde.
Wieder verstrichen einige Minuten schweigend, dann seufzte Malfoy.
„Ich glaube, von uns beiden bist du besser dran… man kann schlecht etwas vermissen, was man nie erlebt hat, oder?" Lucius' Stimme klang für Remus' Ohren ungewohnt verzagt, doch seine einzige Erwiderung bestand lediglich aus einem gequetschten „Gute Nacht".
Er würde einen Teufel tun und seine… seine… was auch immer ausgerechnet vor Lucius Malfoy ausbreiten!
OoooOoooO
Fortsetzung folgt
Severus: Ich fange an, ihre Schublade zu fürchten.
Remus: Ich fange eher an, mir um diese Plotbunny-Zucht Sorgen zu machen. Glaubst du, man kann Plotbunnys bei ebay versteigern?
Severus: Wozu versteigern? Wir warten bis zum nächsten Vollmond und zu frisst die Dinger einfach auf.
Remus: Ich! Damit mich ewig dieses plüschige Fell im Hals kitzelt? Oh nein!
Severus: Ha! Von wegen! Du willst nur nicht, weil du zu sentimental bist! Ich habe dir gleich gesagt, du sollst sie weder füttern noch streicheln.
Remus: Aber sie sind doch soooo niedlich...
Severus: Merlin gebe mir Geduld...
Remus: Wer von uns beiden ist hier der Tränkemeister? Wenn du die Plotbunnys vergiftest, stecke ich ihre Schublade in Brand.
Severus (versucht unauffällig einen Plotbunny von seinem Schoss zu schubsen, der gestreichelt werden möchte): Naja... ich... Steck du erst mal die Schublade in Brand, dann sehen wir weiter.
Remus: Das ist doch...
Lorelei: Na Jungs, amüsiert ihr euch gut? (beide nicken heftig) Das ist fein - ich habe nämlich gerade gar keine Zeit für euch (schnappt sich ihren Laptop und verlässt fröhlich summend das Zimmer)
Severus: (streichelt geistesabwesend das Plotbunny) Wir sollten auch ihren Laptop in unsere Pläne mit einbeziehen.
Remus: Sollten wir. (nimmt auch ein Plotbunny auf seinen Schoss und krault es resigniert hinter den Ohren)