Anmerkung: Diese Storygehört Tobby, ich übersetze sie lediglich. (Originaltitel: "Un voyage où le passé surgit" - Ich weiß, ich habe ihn etwas anders übersetzt, ansonsten halte ich mich aber an die Vorlagen ziemlich genau ;)


1. Kapitel: Ein schwieriger Sommeranfang


Harry hatte nun schon seit einer Woche Ferien und es gab immer noch keine Neuigkeiten, weder von Remus oder Dumbledore, noch von Ron oder Hermine, seinen beiden besten Freunden aus Hogwarts, die ihm bei all seinen Abenteuern beigestanden hatten.

Es war eine tiefschwarze Nacht und wie in jeder Nacht fand Harry auch diesmal keinen Schlaf. Er wachte jedes Mal schweißgebadet auf, wobei er den Namen seines Paten schrie, und wenn er in die Realität zurückfand, war er nur noch trauriger.

Anfang der zweiten Juliwoche bekam Harry endlich einen Brief von Remus, in dem er ihn fragte, ob er den Rest der Ferien im Hauptquartier des Phönixordens verbringen wollte. Der Orden des Phönix war eine Vereinigung von mächtigen Hexen und Zauberern, die bei mit Leben und Tod gegen Voldemort und seine Anhänger kämpften. Dumbledore war der Anführer, aber sie hatten das Hauptquartier des Ordens in Sirius' ehemaligem Haus eingerichtet, das dank des Fideliuszaubers unauffindbar war. Der Geheimniswahrer war kein anderer als Dumbledore selbst.

Harry zögerte lange. Konnte er in das Haus seines Paten zurückkehren? Zu viele Erinnerungen an Sirius waren dort – und falls er den Schock nicht verkraften würde?

Doch die Entscheidung war, ob er nun schmerzhafte Ferien einsam mit den Dursleys verbrachte, oder zusammen mit Freunden, die ihn unterstützten. Er beantwortete also den Brief:

Lieber Moony,

Ich würde das Ende meiner Ferien gerne im Hauptquartier des Ordens verbringen. Ich fühle mich hier ein wenig einsam, auch wenn die Dursleys nicht so schrecklich zu mir sind wie sonst. Ihr habt ihnen am Bahnhof wirklich Angst gemacht!

Ich würde gerne wissen, wann du mich abholen kommst, um mich von dieser Hölle hier wegzubringen.

Viele liebe Grüße, Harry

Er schrieb die Adresse auf den Umschlaf und gab den Brief seiner Eule Hedwig.

„Bring den zu Lupin und pass vor allem gut auf dich auf."

Hedwig flog durch das offene Fenster davon und Harry legte sich wieder hin, aber er konnte nicht einschlafen.

Am nächsten Morgen ging er hinunter zum Frühstück und fand die Dursleys bereits am Tisch sitzend vor. Vernon las wie üblich die Zeitung, Dudley versuchte, seine Mutter davon zu überzeugen, ihm mehr zu Essen zu geben, doch diese weigerte sich, ihm nachzugeben. Sie brachen ihre Diskussion ab, als Harry die Küche betrat. Es war immer das gleiche, sie redeten nicht mehr mit ihm, aus Angst, er würde alles dem Orden des Phönix erzählen. Das war nicht schlimm für Harry, so hatte er wenigstens seinen Frieden beim Frühstück.

Er beeilte sich, das kleine Stück Pampelmuse zu essen, das Petunia ihm gegeben hatte und erklärte in monotonem Ton: „Ich geh bald von hier weg. Sie holen mich ab."

„Schon? Na gut, wenigstens dieses Jahr haben wir einmal unsere Ruhe!", sagte Vernon erfreut. Ja, dachte sich Harry, es war wirklich an der Zeit hier wegzukommen!

Harry ging auf direktem Weg in sein Zimmer und fing an, seine Hausaufgaben zu erledigen. Er hatte schon einen guten Teil gemacht mit der Absicht, sich von seinem Kummer abzulenken, was zumindest teilweise geholfen hatte.

Nachdem er seinen Zaubertränkeaufsatz fertiggestellt hatte (er hatte ihn eigentlich als letztes machen wollen, da Professor Severus Snape sein Hasslehrer war, wenngleich Professor Umbridge ihm im Vorjahr ganz schön Konkurrenz gemacht hatte), verstaute er seine Schulsachen in seiner Tasche.

Das Schlimmste war, dass Snape Harry aus dem einfachen Grund so sehr hasste, weil er James Potters Sohn war, der seine Schulzeit damit verbracht hatte, sich über Snape lustig zu machen.

Jetzt nahm Snape Rache an dessen Sohn, Harry.

Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Harry seine Hausaufgaben Mitte Juli bereits vollständig erledigt. Er war nicht stolz, aber es war für ihn eine Abwechslung gewesen und jetzt konnte nichts mehr seinen Geist davon abhalten, an Sirius zu denken. Er spürte die Tränen seine Wangen hinabkullern und brach auf dem Schreibtisch zusammen, wo ein paar Sekunden zuvor noch seine Hausaufgaben gelegen hatten.

Genau in dem Moment kam Hedwig an, um ihm Remus' Antwort zu bringen. Harry band den Brief von ihrem Fuß und legte ihn auf den Tisch. Anschließend fütterte er Hedwig, wobei er ihr dankbar über das Gefieder strich. Dann setzte er sich auf sein Bett und entschloss sich, Lupins Brief, der nur aus zwei Worten bestand, zu lesen.

Sofort.

Moony

Auf diese Worte folgte ein kleiner Freudenschrei und Harry begann bereits, seine Koffer so schnell wie möglich zu packen, als er plötzlich innehielt. Und was, wenn es eine Falle war? Vielleicht wollte Voldemort seine Schwäche ausnutzen, um ihn endlich töten zu können. Wie als ob seine Narbe ihm Recht geben wollte, begann sie augenblicklich zu brennen. Am Anfang nicht sehr stark, dann wurde der Schmerz gewaltig. Der Junge wälzte sich am Boden, aber stand fast sofort wieder auf: Wenn er dem Dunklen Lord wieder gegenüber treten musste, so würde er es stehend tun.

Wie ein Irrer rannte er aus dem Haus und begann, in die Strasse zu schreien: „Zeig dich! Ich weiß, dass du da bist, ich hab keine Angst vor dir! Ich bin da, ich warte auf dich, Voldemort!" Doch nichts passierte. Einige Nachbarn schauten erstaunt aus den Fenstern, dann fühlte Harry wie er von jemandem grob gepackt und rückwärts weggezerrt wurde. Also war Voldemort des Duellierens müde und griff ihn von hinten an. Aber es war nicht Voldemorts eisige Stimme, die er vernahm, sondern eine verärgerte, die seines Onkels, um genau zu sein.

„Sag mal, was fällt dir eigentlich ein! Was hat dich geritten, so in der Strasse herumzuschreien, am helllichten Tag!"

Der Junge sah ihm frech in die Augen. Vernon schob ihn unsanft ins Haus, Harry fiel und fand sich der Länge nach auf dem Küchenboden wieder. Er zitterte vor Zorn.

Immer, wenn er derart wütend war, machten sich seine magischen Kräfte selbstständig und diesmal stellte keine Ausnahme dar. Als er in der Küche auf den Boden fiel, schaltete sich der Fernseher plötzlich von selbst ein, dann wurde die Lautstärke unerträglich laut. Harry hielt sich die Ohren zu, als der Fernseher auch schon explodierte.

Er wollte sich eben wieder aufrichten, als er sich zwei Paaren von Schuhen gegenübersah, die er nicht kannte. Genauer gesagt sah sich Harry, der noch immer auf dem Boden lag, Dumbledores und Lupins Füßen gegenüber. Er stand schnell auf, Tränen in den Augen, Zornestränen.

Dumbledore sah Vernon mit hellblauen Augen an, dieser berühmte Blick, den Harry niemandem erraten würde.

Vernon dagegen war wie versteinert. Was hatte er getan? Mussten diese beiden Zauberer ausgerechnet in dem Moment ankommen! Der einzige Moment, in dem er es gewagt hatte, Harry anzufassen! Er wusste, dass er dafür teuer würde zahlen müssen.

„Wie können Sie es wagen, Harry so zu behandeln? Wir haben Sie gewarnt, Dursley, aber Sie haben uns anscheinend nicht zugehört!", sagte Lupin mit einer Stimme, die Harry von ihm nicht kannte, eine eisig kalte Stimme.

„Ich… es… es tut mir… Leid… ich habe nur… Er hat draußen… herumgeschrieen wie ein Irrer… und…" Vernon stotterte, er war allem Anschein nach ziemlich einschüchtert.

„Harry, hast du deine Sachen gepackt?", fragte Dumbledore sanft, doch seine Augen waren weiterhin bedrohlich auf Vernon gerichtet.

„Ja, alles ist bereit, ich hol die Sachen nur schnell." Harry wusste gar nicht wie ihm geschah. Er würde wirklich so schnell die Dursleys verlassen können! Er war dumm gewesen zu glauben, dass Voldemort sich damit abgab, ihm Briefe zu schicken, um ihn in einen Hinterhalt zu locken!

Zwei Minuten später kam er die Treppen wieder herunter, um festzustellen, dass Dumbledore noch immer Vernon mit seinen Augen fixiert hatte.

Dumbledore nahm einen von Harrys Koffern und verwandelte ihn in einen Portschlüssel, damit sie auf direktem Weg ins Hauptquartier kommen konnten.

Ein paar Augenblicke später fand sich Harry vor dem Grimmauldplatz Nummer zwölf wieder, Sirius' Haus. Sobald sie eingetreten waren, stellte er fest, dass Mrs Weasley nicht da war, was ihm sagte, dass Ron auch noch nicht hier war. Und so war es sehr unwahrscheinlich, dass Hermine da war.

Das Haus hatte sich nicht verändert. Harry bemerkte aber dennoch, dass es sauberer war als im Vorjahr. Mrs Weasley hatte wohl Wunder vollbracht. Das Gemälde von Sirius' Mutter war jedoch immer noch da und schrie genauso laut ihre Beleidigungen wie eh und je: „Wie könnt ihr es nur wagen, das alte und gar ehrwürdige Haus der Blacks zu entehren? Ich verfluche euch!"

Die Atmosphäre war auch immer noch genauso schwarz, selbst ohne all die schwarzmagischen Objekte, die Sirius weggeworfen hatte.

Dieses Haus rief in Harry fröhliche Erinnerungen wach, die er zusammen mit Sirius erlebt hatte, was ihm jetzt nur wieder Stiche ins Herz versetzte.

„Mr Ron Weasley wird, ebenso wie Miss Hermione Granger, erst am 28. August kommen können", sagte Dumbledore in seiner üblichen ruhigen Stimme, woraufhin er die Küche verließ.

Harry fand sich allein mit Remus wieder.

„Ähm, ich hatte keine Zeit, dich zu fragen, aber… geht's dir soweit ganz gut, Harry?", fragte Lupin freundlich.

„Jetzt schon." Er wusste nicht, ob er Lupin von seiner Narbe erzählen sollte, doch er entschied sich dafür, dass er später noch genug Zeit dafür haben würde.

„Ähm… Ich wollte wissen, warum… na ja, warum Sie mich schon so früh hier hergeholt haben?"

„Erstens weil ich weiß, dass ich nicht das Recht dazu habe, dich in diesem Moment alleine zu lassen, Harry, und zweitens weil… nun ja… wir können den Schmerz zu zweit leichter ertragen", erwiderte er in einem so traurigen Tonfall, dass Harry sich nicht davon abhalten konnte, Lupin in den Arm zu nehmen und zu weinen.

„Er fehlt mir so sehr, Remus, ich sehe ihn immer in meinen Träumen. Er ist tot. Wegen mir."

Lupin, der zunächst von Harrys Verhalten überrascht schien, begann, ihn sanft in seinen Armen zu wiegen und stellte fest, dass auch er eine Träne im Auge hatte.

„Nein Harry, so etwas darfst du nicht sagen, das ist einfach nur falsch. Er ist gestorben, weil er wollte, dass du lebst, um deine Eltern zu rächen. Er hat beschlossen, fortzugehen, weil er dich sehr liebte, Harry…" Lupin fand keine Worte mehr. Seine Stimme zitterte leicht. Harry sah ihn an und versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu geben: „Ich werde ihn töten, Lupin, das schwöre ich bei Sirius' Tod, ich werde Voldemort töten."

„Ja, und deswegen habe ich dich gebeten, den Rest deiner Ferien hier zu verbringen. Ich wollte dich, natürlich nur mit deiner Zustimmung, einem harten Training unterziehen, damit du eine gewisse Macht ihm gegenüber erlangst.

Harry war begeistert von der Idee, als ihm plötzlich einfiel, dass er außerhalb Hogwarts gar keine Magie anwenden durfte.

„Aber das ist unmöglich, während der Ferien Magie anzuwenden, das Ministerium wird mich von Hogwarts verweisen."

„Nachdem man die ZAGs bestanden hat, gehört man zu den Zauberern des zweiten Zyklus. Da du deine ZAGs ohne Probleme bestanden hast, Harry – abgesehen von Wahrsagen – ist es dir in den Ferien sehr wohl erlaubt, Magie zu benutzen."

Harry machte einen Freudensprung und umarmte Lupin fest. Zum ersten Mal seit er seinen Paten verloren hatte, war er froh.

„Woher kennst du eigentlich meine Noten?"

Lupin zwinkerte ihm nur zu.

In dem Moment betrat Dumbledore den Raum. Harry vermutete, dass er alles gehört hatte, aber er dankte ihm innerlich, dass er ihm Zeit gelassen hatte, mit Lupin zu reden.

„Also Harry, ich nehme an, dass du dich fragst, warum du hier bist?", sagte Dumbledore mit einem kleinen Lächeln. Harry nickte.

„Nach dem harten Kampf im Ministerium, habe ich festgestellt, dass du für dein Alter viele Kräfte besitzt. Du musst natürlich noch viel lernen, vor allem seit seiner Rückkehr. Dank Remus' Hilfe, sowie der Hilfe einiger anderer Ordensmitglieder werden wir einen Trainingsplan für dich für den Rest der Ferien aufstellen."

Harry war voll und ganz einverstanden.

„Die wichtigsten Fächer sind natürlich Verteidigung gegen die dunklen Künste. Remus wird dich darin unterrichten. Weiterhin Okklumentik, das werde ich übernehmen, Verwandlung bei Professor McGonagall, sowie Zauberkunst bei Tonks und Duellieren bei Professor Snape…"

Harry schauderte.

"Nicht Snape, alles nur nicht Snape! Muss ich ausgerechnet ihm in den Ferien über den Weg laufen – und dann auch noch Unterricht bei ihm nehmen!", dachte er.

„…Wir werden dir natürlich auch ein wenig Freizeit lassen, damit du deinen Hausaufgaben erledigen kannst", sagte Dumbledore grinsend. Harry beeilte sich zu antworten: „Das brauchen Sie nicht. Ich habe schon alle gemacht."

Lupin sah Harry erstaunt an, ehe er zu lachen begann.

„Wenn James wüsste, dass sein Sohn seine Hausaufgaben in der ersten Ferienwoche gemacht hat, wäre er außer sich! Ich glaube, dass Lilys Seite da die Oberhand übernimmt."

Dieser Satz entlockte Harry ein Grinsen. Seine Ferien versprachen schließlich doch, sehr lustig zu werden.

Harry aß zusammen mit Remus und Tonks zu Abend, die am Nachmittag angekommen war. Sie hatte diesmal eidottergelbe Haare und Harry fragte sich, wie sie damit nur nicht auffallen konnte.

Während des Abendessens unterhielten sie sich über lauter unwichtiges Zeug, doch Harry fand es amüsant.

„Also Harry, bei mir wirst du wirklich hart arbeiten müssen, das wird kein Zuckerschlecken werden, kann ich dir sagen."

Harry hörte Tonks nur mit halbem Ohr zu, da er auf das viele Essen fixiert war. Endlich konnte er einmal essen, was er wollte, auch wenn er seit Sirius' Tod wenig Hunger gehabt hatte.

Nach dem Essen entschloss Harry, im Haus herumzugehen, in dem er bis zum 1. September wohnen würde. Er fand den Salon, wo er im letzten Jahr zum ersten Mal den Familienstammbaum der Familie Black gesehen hatte. Er näherte sich ihm und bemerkte, dass dort, wo sich Sirius' Loch befinden müsste, Blacks Foto mit einem kleinen Kommentar befand:

Heldentod. Der beste Freund und ein exzellenter Pate.

Diese Worte trieben Harry die Tränen in die Augen. Es war wahr: Er war ein exzellenter Pate, selbst wenn er es für nur zwei Jahre gewesen war, aber diese zwei Jahre waren in Harrys Augen die glücklichsten gewesen!

Harry blieb vor dem Foto seines Paten eine Zeit lang stehen, ehe er mit einem Blick zu Draco Malfoys Namen beschloss, weiterzugehen, da er von diesem letzten Anblick angeekelt war.

Als er in die Küche zurückkehrte, stellte er fest, dass Remus und Nymphadora Tonks nicht mehr dort waren. Sie waren sicherlich bereits in ihren Zimmern. In dem Moment entdeckte er die kleine Ecke, in der Kreacher, Sirius' Hauself, lebte, der indirekt für dessen Tod verantwortlich war, indem er Harry belogen hatte.

Er näherte sich Kreachers Ecke und bemerkte, dass sie niemand geleert hatte. Was er dann sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren und ein unbeschreiblicher Zorn bemächtigte sich seiner: Vor ihm stand Bellatrix Lestranges Porträt, grinsend, ein bösartiges Grinsen.

„Incendio!" Das Porträt verbrannte vor Harrys Augen zu Asche. Er verließ die Küche, nachdem er absolut sicher war, dass das Bild gänzlich vernichtet war.

Später am Abend brachte Harry seine Sachen in sein neues Zimmer, dasselbe, das er das Jahr zuvor mit Ron geteilt hatte, und legte sich auf das Bett. Er hörte den Krach, den Seidenschnabel, der Hippogreif verursachte. Wer würde sich wohl nun um ihn kümmern? Remus sicherlich.

Nach ein paar solcher Gedanken schlief der Junge schließlich ein. Er träumte von Schlachten, Okklumentik und diversen Duellen, die auf ihn zukommen würden, und natürlich auch von Sirius… Er bemerkte nicht das Porträt, das ihn mit einem gütigen Lächeln betrachtete.

tbc...