A/N: Hallo, ihr Lieben! Ich versuche mich wiedermal an einer Krimi-Story, obwohl mein anderer Krimi noch gar nicht zu Ende ist (sorry, an Beerchen und alle, die ihn sonst noch lesen).

Diese Geschichte habt ihr nicht nur der phantastischen CSI-Serie zu verdanken, die – Achtung, Disclaimer! – leider in keinster Weise mir gehört und mit der ich überhaupt kein Geld mache, und auch nicht den brillanten Schauspielern, die immer wieder inspirierend sind, sondern in erster Linie zwei Fanfictions von einer Autorin namens Wintertime.

Diese zwei Geschichten entdeckte ich mehr oder weniger durch Zufall im englischen fanfiction.net und konnte mich nicht von ihnen losreißen, bis ich sie nicht zu Ende gelesen hatte. Sie sind einfach großartig.

Es ist nicht notwendig, diese Geschichten gelesen zu haben, um meiner Story folgen zu können, ich baue lediglich auf diesen Geschehnissen auf. Natürlich habe ich Wintertime vorher gefragt, ob ich das darf. :) Wie ihr nun seht, darf ich.

Falls ihr allerdings Interesse an ihren Geschichten haben solltet (Achtung, sie sind alle auf Englisch!), findet ihr sie hier:

Teil 1 "Blood in the Water": und

Teil 2 "Picking up the pieces": kann sie wirklich nur empfehlen. :) So, aber nun zum eigentlichen!


1. Kapitel: Schatten der Vergangenheit

Gil Grissom lief durch die nächtlichen Gänge des CSI-Gebäudes. Es war eine relativ ruhige Schicht. Ungewöhnlich für Las Vegas, aber nicht unmöglich. Er arbeitete mit Catherine im Moment nur an zwei nicht besonders dringenden Fällen und bei beiden warteten sie noch auf die Ergebnisse der DNA-Untersuchung.

Wie immer in letzter Zeit, wenn Gil an Greg's Labor vorbeikam, blieb er stehen und sah hinein. Seit Catherine's Unachtsamkeit, bei der das Labor explodiert und Greg schwer verletzt worden war, war das Labor inzwischen längst wieder voll hergestellt und teilweise hatten sie sogar neue Geräte angeschafft. Anschaffen dürfen. Gil hatte Sheriff Mobley – dem Sheriff Mobley, der noch dieses Jahr als Senator kandidieren würde – in jüngerer Vergangenheit einen unschätzbaren Dienst erwiesen und Mobley hatte sich "erkenntlich gezeigt". Gil konnte ein leichtes, zufriedenes Grinsen nicht unterdrücken, als er sich daran erinnerte. Niemandem hätte es weniger ausgemacht als ihm, wenn Mobley den ihm zur Last gelegten Mord tatsächlich begangen hätte, aber die Beweise sprachen nunmal eindeutig dagegen. Zwar erst auf den zweiten Blick, aber dennoch...

Und Gil mochte mit Mobley's politischem Schnickschnack nicht immer einverstanden sein – so gut wie nie eigentlich – aber trotzdem hing er ihm nicht einfach einen Mord an.

Das hätte er bei niemandem getan. Noch nichtmal bei Ecklie; Konrad Ecklie, dem Leiter der Tagschicht. Gil hielt sich, genau wie der Rest seines Teams, strikt an die vorliegenden forensischen Beweise und folgte dann der Spur, zu der sie ihn führten.

Gil ließ den Blick schweifen. Greg hatte heute frei und das Labor war leer. Nein, war es nicht. Wenn er genau hinsah, konnte er Laney Stevens entdecken, die versuchte, sich möglichst klein zu machen. Klein und unsichtbar. Fast gelang es ihr. Fast.

Die junge Frau war, nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen mit anderen Labortechnikern, als "Übergangslösung" eingestellt worden, bis Greg wieder arbeiten konnte. Das tat er zwar schon wieder seit vier Wochen, aber Laney war trotzdem noch da, um ihm dabei zu helfen, bei den laufenden Fällen auf den letzten Stand zu kommen. Gil seufzte leise und erinnerte sich an ein "Gespräch", das noch gar nicht so lange zurück lag...

...Gil betrat das Labor, um Laney ein paar neue Proben vom Tatort zu geben. Schon vom Fahrstuhl aus hatte er den ohrenbetäubenden Lärm gehört. Dr. Robbins hätte es wahrscheinlich als Punkrock erkannt.

Laney war als Vertretung für Greg und Hilfe für Jackie und Hodges eingestellt worden. Leider war sie weder das eine noch das andere. Die junge Frau gab sich zwar alle Mühe, aber sie war nicht nur unerfahren, sie war zudem noch langsam und schien an manchen Tagen nichtmal die grundlegendsten Kenntnisse der Bio-Chemie zu beherrschen. Das hielt mehr auf als daß es nützte und außerdem hatten sie einfach keine Zeit, eine Woche auf irgendwelche Ergebnisse zu warten. Nicht alle Fälle mochten so eilig oder dringend sein wie der von Sheriff Mobley, aber je länger eine Ermittlung dauerte, desto kälter wurden die Spuren. Und die Angehörigen warteten sehnsüchtig auf jeden noch so kleinen Fortschritt. Trotzdem war Laney das beste gewesen, was sie an Labortechnikern in der kurzen Zeit hatten finden können.

Gil betrat also das Labor und war schon ungehalten, obwohl eigentlich noch gar nichts passiert war.

"Hey!"

Laney arbeitete ruhig weiter. Offensichtlich hatte sie ihn nicht gehört.

"HEY!" versuchte Gil es lauter.

Keine Reaktion.

"HEY!"

Laney fuhr zusammen und wandte sich erschrocken um.

"MACHEN SIE SOFORT DAS DING AUS!" rief Gil.

Die junge Labortechnikerin flog förmlich zum CD-Player. Der "Lärm" verstummte. Laney wischte sich die Hände an ihrem weißen Kittel ab und sah Gil unsicher an.

Er legte die Proben auf ihren Tisch.

"Das ist wichtig, okay? Sehr wichtig. Ich brauche das in spätestens einer Stunde. Gibt es schon etwas Neues im Fall Carrington?"

"J...ja, Sir. Ich habe die Ergebnisse seit gestern."

Stille. Gil starrte sie an.

"Wie bitte?"

Laney versuchte, so weit wie möglich von ihm weg zu kommen.

"Ich...ich habe die Ergebnisse seit gestern,...Sir."

Er konnte es nicht glauben.

"Seit gestern. Soso. Und warum piepen Sie mich nicht an?"

Sie wurde erst blaß und dann rot. Gil konnte förmlich sehen, wie das schlechte Gewissen sie überfiel.

"Das...Ich...Ich hab's vergessen, Sir. Tut mir leid", flüsterte sie.

Das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

"Vergessen??? Sie haben es vergessen? Wissen Sie eigentlich, was das bedeutet? Das bedeutet, wir haben einen ganzen Tag verloren! Das bedeutet, der Mörder hatte einen Tag länger Zeit zu fliehen! Das bedeutet, wir könnten ihm schon seit gestern auf den Fersen sein! Wir könnten ihn sogar schon haben!"

"I...ich..."

"Und wenn ich Sie nochmal dabei erwische, daß Sie so laut Musik hören, dann sind Sie gefeuert! Ist das klar?"

Ohne ihr Gelegenheit zu einer Antwort zu lassen, war er aus dem Labor gestürmt. Aber Laney hätte ihm wahrscheinlich ohnehin keine gegeben.

Es war nichtmal Laney's Schuld. Sie war nur einfach nicht Greg. Und laute Musik ging Gil nicht wirklich auf die Nerven. Nun, nicht immer. Es war allein die Tatsache gewesen, daß sie laute Musik in Greg's Labor hörte. Das durfte nur Greg und sonst niemand!

Seltsam. Immer, wenn Greg laut Musik gehört hatte, hatte Gil ihn angefaucht...

Aber Greg war für eine lange Zeit nicht da gewesen und man merkte eben erst, was man hatte, wenn es nicht mehr da war.

Jemand betrat das Labor und lief zu Laney. Gil blinzelte und tauchte aus den Tiefen seiner Gedanken. Es war Catherine. Sie sagte etwas zu der jungen Frau, die kurz lächelte und Cathrine ein paar Blätter gab. Die ältere CSI-Ermittlerin bedankte sich und kam dann zu ihm.

"Gil?"

"Hm?"

"Was besonderes?"

"Nein, ich habe nur nachgedacht."

"Stimmt, das ist nichts besonderes. Über Laney?"

"Über Greg."

Einen Moment herrschte Stille.

"Sie hat ab und zu versucht, ein Gespräch anzufangen."

"Hat sie nicht."

"Doch. Aber du hast sie immer ziemlich abgekanzelt."

"Du auch."

"Ja."

Die beiden sahen einen Moment zu Laney, dann schlug Catherine Gil mit dem Aktendeckel, den sie bei sich trug gegen die Brust und meinte: "Na, komm! Wir müssen zu Brass. Die Ergebnisse sind da."

"Die Taylor Ergebnisse?"

"Äh...nein. Die davor. Wenfield."

Gil seufzte.

"Wäre ja auch zu schön gewesen. Cath, das geht zu langsam!"

"Hey, niemand ist schneller als Greg und Laney sieht wenigstens besser aus als Hodges."

"Leider kommt es in diesem Job nicht auf das Aussehen an."

"Sag' mal...Was macht Greg eigentlich, wenn er frei hat?"


Greg surfte am Strand von Malibu. Das Wetter war einfach herrlich. Eine leichte Brise wehte, die Sonne ging gerade erst auf und außer ihm war noch kein Mensch hier.

Greg lächelte.

Er nahm sein Surfbrett und lief zum Wasser, nah genug, das die Wellen, die auf dem hellen Sand ausliefen, seine Füße umspülen konnten. Greg zuckte zusammen. Himmel, war das kalt! Naja, nicht kalt. Kühl. Aber trotzdem...

Er seufzte leise. Egal. Jetzt war er hier, die Wellen waren nicht zu groß, der Wind war perfekt und sein Surfbrett schrie förmlich danach, endlich malwieder benutzt zu werden. In Las Vegas gab es nicht wirklich viele Möglichkeiten zu surfen.

Langsam lief der junge Labortechniker ins Wasser, das ihm mit jedem Schritt weniger kalt vorkam, legte sich auf sein Brett und paddelte mit gleichmäßigen Bewegungen hinaus.

xxx

Es war ein phantastischer Tag. Der Strand füllte sich langsam mit Menschen, die Sonne stieg höher...Vielleicht bekam er einen Sonnenbrand. Aber, nein...Er hatte natürlich vorgesorgt. Sunblocker. Eine wundervolle Erfindung. Geradezu nobelpreisverdächtig. Greg mußte lachen. So frei und ungezwungen hatte er sich schon sehr, sehr lange nicht mehr gefühlt.

Erst als die Sonne langsam wieder unterging und die Menschen den Strand verließen, um noch irgendwo ein leichtes Abendessen zu sich zu nehmen und dann nach Hause zu fahren, ließ sich Greg von der nächsten Welle ans Ufer tragen und lief zu seinem Mietwagen, in dem er morgens sein Badetuch und trockene Sachen zum Anziehen eingeschlossen hatte.

Als er sich dem Wagen näherte und aufblickte, sah er, daß eine schlanke, zierliche Frau an der Fahrertür lehnte und er blieb stehen. Greg's Magen ballte sich zusammen wie eine Faust und blieb in dieser Stellung, hart und kalt wie ein riesiger Eiswürfel.

"Hallo, Greg", sagte die Frau lächelnd.

Die platinblonde Frau mit der Stimme von Melissa Sharpe. Der Frau, der Greg nie wieder begegnen wollte und von der er geglaubt hatte, sie wäre sicher verwahrt im Gefängnis, weit weg von ihm.

"Was ist los?" fragte sie, stieß sich leicht vom Auto ab und sah ihn unsicher an. "Wir waren verabredet. Weißt du nicht mehr?"

Greg hätte gerne etwas gesagt, ihr entgegen geschrien, sie solle sich zum Teufel scheren und ihn in Ruhe lassen, aber seine Stimmbänder gehorchten ihm nicht mehr. Er stand einfach nur da, starr vor Angst, und sah zu, wie der blonde Engel langsam auf ihn zu schritt. Ihre hohen Absätze klickten auf dem Asphalt. Es wurde dunkler.

"Was...?"

Greg's atemlose Frage brach ab, als er erkannte, wo er war. Nicht mehr auf dem Parkplatz am Strand von Malibu, sondern in einer unbeleuchteten Gasse, gleich neben dem Las Vegas Strip.

Das konnte nicht sein. Nicht schon wieder.

Er wandte sich um, um wegzulaufen, zu fliehen, denn er wußte, was jetzt passieren würde, aber ihm wurde zu spät bewußt, daß das genau das falsche gewesen war.

Nein, wende ihr nicht den Rücken zu, schoß es ihm durch den Kopf, kurz bevor ihn die noch halb volle Bierflasche am Hinterkopf traf.

Stöhnend fiel Greg zu Boden.

Nein, dachte er. Nein, bitte nicht.

Zwei Schüsse durchschnitten die nächtliche Stille der Gasse. Greg konnte fühlen, wie Blut, sein Blut, in seine Kieferhöhle strömte. Schnell. Zu schnell.

Melissa...

Er wollte es sagen, aber er konnte nicht. Ihre schönen, grünen Augen blickten kalt auf ihn herab. Er hatte sich schon in der Grundschule eine blonde Frau mit grünen Augen als seine Freundin erträumt, aber nicht so. Nicht so...

Dunkelheit...

xxx

Mit einem Ruck saß Greg aufrecht im Bett. Sein Atem flog und sein Herz schlug so heftig, daß er das Gefühl hatte, es würde jeden Moment einfach seinen Brustkorb sprengen.

Helium, seine Katze, sprang behende zu ihm auf die weiche Decke und schnurrte hingebungsvoll.

Greg fuhr sich mit einer Hand über die Augen. Zitternd atmete er ein und aus und versuchte dabei sich zu beruhigen. Es ist alles in Ordnung, sagte er sich. Du bist zu Hause. In deinem Zimmer. Niemand ist bei dir.

Es funktionierte nicht wirklich gut, aber es war ein Anfang.

Als die Anspannung sich langsam löste, wandte Greg den Kopf und blickte auf seinen Wecker. Alle, die das Ding jemals gesehen hatten, zogen ihn damit auf. Nick behauptete sogar, das müßte der Wecker sein, der Gott geweckt hatte, als er aufstand, um die Erde zu erschaffen. Es war ein sehr alter Wecker, der so gar nicht zu "Laborratte Greg" zu passen schien. Irgendwie gingen alle davon aus, daß bei ihm alles möglichst modern war.

Tatsächlich besaß Greg nichtmal einen DVD-Player und seine Musik hörte er am liebsten noch immer auf seinem Plattenspieler, den er sich gekauft hatte, sobald er von zu Hause ausgezogen war. Und er haßte Digital-Wecker! Sein alter, ganz und gar unmoderner Wecker sagte ihm nun, daß es sechs Uhr war. Abends. In zwei Stunden begann seine Schicht. Sein freier Tag war vorbei und er war dankbar dafür.

Noch immer leicht zitternd und mit einem flauen Gefühl im Magen, befreite er sich von den schweißnassen Laken und lief ins Bad. Er brauchte jetzt dringend eine Dusche.

Als das heiße Wasser auf ihn herab prasselte und auch die letzten Dämonen der Nacht bzw. Tags verscheuchte, seufzte Greg tief. Das war genau genommen ein Fortschritt. So einen Alptraum hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Normalerweise wachte er auf, bevor es so schlimm wurde, oder er schlief sogar durch.

Deswegen hatte er sein "Exil" bei Grissom wieder verlassen und war zurück in seine eigene Wohnung gezogen. Gil Grissom hatte ihm mehr geholfen als jeder andere Mensch auf der Welt, nachdem Melissa und ihr Freund – oder was immer er für sie gewesen war – Greg's Leben fast ein Ende bereitet hatten, und er würde ihm ewig dankbar sein, aber jetzt mußte er wieder lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Psychisch. Physisch war das schon längst kein Problem mehr. Er lächelte schwach. Sogar seine Haare, die Grissom damals drastisch kürzen mußte, waren schon lange wieder auf optimaler Gel-Länge.

Seine Gedanken waren da eine ganz andere Sache. Und seine Hände. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Catherine, ohne es zu wissen, eine leicht entzündliche Flüssigkeit direkt neben den eingeschalteten kleinen Kocher in Greg's Labor gestellt. Die Flüssigkeit befand sich in einem geschlossenen Behälter und als der Druck zu groß wurde, war der Behälter schließlich explodiert und hatte Greg durch die riesigen Glaswände des Labors geschleudert. Dadurch hatte er nun unzählige kleine Narben auf dem Rücken und ein wenig Angst vor Kochern, aber was noch viel schlimmer war: Ihm zitterten seitdem die Hände.

Die Ärzte hatten einstimmig beschlossen, daß es "nur" ein psychisches Problem war und mit der Ruhe und Routine würde sich das schon bald wieder geben. Ärzte hatten noch nie recht gehabt, aber in diesem Fall...

Das Zittern wurde mit der Zeit tatsächlich weniger und hörte schließlich ganz auf. Aber seitdem Melissa's Freund Trey ihm eine Kugel in die Schläfe gejagt hatte, konnte er an manchen Tagen kaum eine Tasse halten.

Greg hielt seine Hände ausgestreckt vor sich. Sie zitterten. Kein Wunder nach diesem Alptraum. Das war bestimmt weg, bis er im Labor war. Bestimmt.

Er stellte die Dusche ab und trat aus der Kabine. Keine Zeit zum Trödeln! Er mußte Helium noch ihr Futter geben und wollte noch in Ruhe frühstücken.


A/N: Für Lob und/oder Kritik wäre ich wirklich sehr dankbar! I.