Zusammenfassung: Ron wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert und muß sich entscheiden. Doch wird er auch die Konsequenzen ertragen können?
Hinweis: SLASH Wenn ihr nicht wisst, was das ist oder es nicht mögt - dann weg hier!
Disclaimer: Alle Personen etc. aus dem HP-Universum gehören JKR - mir leider nur die künstlerische Freiheit ::schnüff::
(Obwohl ich - wenn ich könnte - Draco für immer ans Bett fesseln würde ::grins::)
Ich werde mich bemühen, jede Verwendung anderer Literatur (orig oder ff) entsprechend zu kennzeichnen. Sollte mir allerdings mal etwas durch die Lappen gehen, wäre ich für einen Hinweis dankbar, damit ich dies dann nachholen kann.
Okay, als allererstes muß ich mich bei Euch allen vielmals dafür entschuldigen, daß das hier so lange gedauert hat. Aber in den letzten Monaten ist im RL so ziemlich alles kopfüber gegangen. Ich werde versuchen, die nächsten Kapitel etwas schneller fertig zu bekommen. Es wird wohl nicht mehr im Monats-Rhythmus wie am Anfang geschehen, aber ich hoffe doch, daß es nicht wieder 2 Jahre werden.
Für Ihre Bemühungen als meine Beta-Leserin darf ich natürlich an dieser Stelle Visiongirl76 nicht vergessen, ohne deren Unterstützung die Geschichte nicht das wäre, was sie ist. Leider habe ich auch von Ihr schon seit längerem nichts mehr gehört. :(
Ansonsten möchte ich mich bei all denen bedanken, denen die Geschichte bis hierher gefallen hat. Eure Reviews helfen mir, die Geschichte nicht aufs Abstellgleis zu schieben.
Wenn Dich die Vergangenheit einholt...
Kapitel 7 – Wiedersehen
Die untergehende Sonne verschwand langsam hinter den Gipfeln der Karpaten und nur die dicken Rauchschwaden, die noch immer vom Stadion her aufstiegen, trübten das Bild. Selbst jetzt noch, Stunden nach der Explosion hatte es niemand geschafft, vollständig die Schäden zu beheben. Wahrscheinlich würden die Reparaturarbeiten noch einige Tage in Anspruch nehmen und es gab schon diverse Gerüchte, was den weiteren Verlauf der Quidditch Weltmeisterschaft anging.
Draco Malfoy stand am Fenster seiner Unterkunft und schaute nachdenklich hinaus in Richtung des Platzes, an dem er vor erst wenigen Stunden Zeuge einer Katastrophe geworden war. Er war vor kurzem wieder zurück zum Gasthaus gekommen und versuchte, seine Gedanken um das Geschehene zu ordnen.
Nach seiner Begegnung mit Vincent Crabbe war er wieder zurück ins Stadion geschlichen, um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen. Er wusste zwar, dass dies ziemlich gefährlich werden konnte, doch seine Neugier war einfach zu stark gewesen. Und schließlich ging es ja auch darum, mehr über die Pläne seines Vaters zu erfahren, als Crabbe ihm hatte erzählen können.
Er hatte sich die ganze Zeit versteckt gehalten und trotzdem war er einige Male nur knapp den Sicherheitskräften entwischt. Er hatte beobachtet, wie die Auroren noch zwei weitere Handlanger seines Vaters festgenommen hatten – beides Söhne von zwei der angesehensten Voldemort-Anhänger, neben Lucius natürlich. Draco war erstaunt, dass er keinen der erfahreneren Todesser gesehen hatte. Ihn beschlich langsam die Ahnung, dass der Anschlag auf die Quidditch Weltmeisterschaft so etwas wie eine Probe gewesen sein musste, ein Loyalitätsbeweis. 'Nicht gerade erfolgreich,' dachte sich der Slytherin, als die letzten Sonnenstrahlen endgültig hinter den Bergen verschwanden.
Doch was ihn am meisten beunruhigte, war die Aussage von Vincent gewesen. Sein Vater hatte in seiner Gegenwart nie etwas von einem Angriff auf das Ministerium erwähnt. 'Wie sehr misstraut er mir wirklich?' Der Gedanke an die hinterlistigen Machenschaften seines Vaters ließ Draco einen kalten Schauer über den Rücken laufen. In all den Jahren hatte er so viel von ihm gelernt und doch konnte er nie genau vorhersagen, was sein Vater als nächstes im Schilde führte.
So wie es jetzt aussah, waren die bisherigen Angriffe anscheinend als Ablenkungsmanöver geplant. Vielleicht wollte sein Vater damit bezwecken, dass das Ministerium sich mehr den internationalen Angelegenheiten zuwendet. Wenn sie dachten, dass sich Voldemort nun mehr auf die anderen Länder konzentriert, könnte es sein, dass sie so dumm wären und ihre innere Sicherheit vernachlässigen. 'Aber wen haben sie dort eingeschleust?' Der blonde Slytherin konnte sich beim besten Willen niemanden vorstellen, den das Ministerium nicht mit argwöhnischem Blick verfolgen würde.
Trotz allem musste sich Draco eingestehen, dass er jetzt sowieso nichts mehr daran ändern konnte. Und nur wegen einer vagen Ahnung alles abbrechen und wieder zurück nach Malfoy Manor zu gehen kam für ihn überhaupt nicht in Frage. 'Dann werde ich eben das Risiko auf mich nehmen, dass sich Lucius vollends gegen mich stellt. Aber ich lasse mich so kurz vor meinem Ziel nicht davon abbringen.'
Er war noch viel zu aufgekratzt, um sich jetzt in der Ruhe seines Zimmers aufzuhalten und seinen Gedanken nachzuhängen. Er brauchte irgendetwas, was ihn ablenken konnte und so ging er hinunter in die kleine Gaststube und fragte den Wirt, was das Städtchen denn um diese Zeit so alles zu bieten hätte. Dieser verwies ihn auf ein Lokal in der Nähe, in dem seinen Worten nach hauptsächlich die etwas jüngere Generation aufhielt.
Dem blonden Slytherin war es eigentlich egal, ob er sich mit seinen Altersgenossen umgab oder nicht, beschloss jedoch, dass so gut wie alles besser war, als alleine in seinem Zimmer zu sitzen und über die Vorhaben der Todesser zu grübeln, wovon er eh nur Kopfschmerzen bekommen würde.
Also machte er sich auf den Weg zu der Adresse, die ihm der Gastwirt genannt hatte, nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Unterwegs begegneten ihm kaum Leute, anscheinend waren zu viele von den Ereignissen des Tages verängstigt. Gelegentlich sah er einige in dunklen Ecken zusammenstehen, sich aufgeregt unterhaltend. Doch so viel verstand Draco nicht von ihrer Landessprache, als dass er die Bruchstücke, die er auffing, zu einem sinnvollen Satz hätte zusammensetzen können. Aber ihre Gesten und Blicke waren mehr als genug, um ihm zu erkennen zu geben, dass er mit seinen Vermutungen richtig lag.
Als er sein Gasthaus verlassen hatte, war ihm ebenfalls aufgefallen, dass es selbst in deren Schankstube ungewöhnlich leer gewesen war. In den letzten Tagen war sonst um diese Tageszeit immer jede Menge los gewesen in dem kleinen Raum, doch heute waren nur zwei Gäste anwesend gewesen. Und selbst diese schienen sich nicht sonderlich wohl zu fühlen.
Draco vermutete, dass das Lokal, das ihm der Wirt empfohlen hatte, vermutlich auch nicht besonders bevölkert sein würde und war umso mehr überrascht, als er sah wie viele Menschen sich dort aufhielten.
Beinahe wäre er an dem Eingang vorbeigelaufen. Nichts bis auf ein kleines Schild an einer Holztür wies darauf hin, dass sich hier ein Club befinden sollte. Doch als ein etwas angetrunkener Gast aus der Tür herauskam dröhnte laute Musik auf die Strasse hinaus und riss Draco aus seinen Gedanken. Er schaute sich jedoch erst skeptisch um bevor er das Lokal betrat. Trotz allem hatte er ein ungutes Gefühl und er wollte beim besten Willen nicht in noch mehr verwickelt werden. Und schließlich war er sich noch nicht vollends sicher, ob auch wirklich alle Todesser mittlerweile wieder verschwunden waren.
'Warum kann ich nicht einmal abschalten?' seufzte Draco innerlich. 'Es wird wirklich Zeit, dass ich den Diamanten finde. Dann nimmt das alles hoffentlich mal ein Ende.
Doch als ihn die rauchige Atmosphäre des Clubs und die Musik umhüllten hatte er keine Gelegenheit mehr, seine Gedanken weiter zu verfolgen. Erstaunlich viele Leute befanden sich in dem großen Raum, dessen Ausmaß er von außen niemals vermutet hätte. In der Mitte des Raumes befand sich eine kleine Tanzfläche, auf der je nach Musikrichtung mehr oder weniger Leute sich zu den Klängen bewegten.
Ringsherum befanden sich Theken, Nischen und Tische, an denen sich teilweise kleine Gruppen gebildet hatten. Ihrem Verhalten nach zu urteilen beschäftigten auch sie sich mit den Geschehnissen des Tages, doch offensichtlich war ihre Stimmung deswegen nicht so sehr getrübt, wie die der anderen Leute des Städtchens. Zwar bemerkte Draco, dass einige der Leute aufgeregt miteinander tuschelten und hin und wieder nervös ihre Umgebung betrachteten, doch die Allgemeinheit schien in diesem Club eher Zerstreuung und Ablenkung von den Ereignissen des Tages zu suchen.
Draco ließ seinen Blick weiter durch den Raum schweifen und bemerkte die breite Treppe, die zu einer Empore führte, von der aus man auf die untere Ebene blicken konnte. Er entschied sich dafür, von dort aus ein wenig das Geschehen zu beobachten. 'Wer weiß, vielleicht bietet dieser Abend doch noch ein wenig mehr Ablenkung.'
Mit einem Glas Feuerwhiskey, das er sich an der Bar besorgt hatte, in der Hand begab er sich Richtung Treppe. Hier und da sah er das eine oder andere Gesicht der Sicherheitskräfte, denen er am vergangenen Tag im Stadion ausgewichen war und instinktiv fragte er sich, ob vielleicht auch Ron hier war. Doch er verscheuchte diesen Gedanken schnell wieder. Wenn er hier Ablenkung suchen wollte, so war das das Letzte, was ihm dabei helfen würde.
Als er jedoch die ersten Stufen der Treppe hinauf gegangen war, bemerkte er aus dem Augenwinkel heraus das ihm so vertraute rot-leuchtende Haar in einer der Nischen und er blieb augenblicklich stehen. Draco's Gefühle überschlugen sich. 'Warum muss ausgerechnet ER hier sein?' So sehr er sich auch wünschte, Ron wieder zu begegnen, so sehr fürchtete er sich auch davor. Erinnerungen aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit kamen wieder in ihm auf, Gedanken daran wie glücklich sie waren. Doch all das wurde urplötzlich überschattet von den Bildern ihrer Trennung. Würde Ron ihn überhaupt noch sehen wollen? Wie würde sich dieses Wiedersehen auf sie beide auswirken, auf das was ihr beider Leben momentan bestimmt?
Plötzlich konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ihm war, als würde sein Herz aufhören, zu schlagen. Vielleicht lag es an der Atmosphäre des Clubs, er konnte es nicht wirklich beschreiben, doch es war anders als im Stadion, als er ihn bei der Ehrenloge gesehen hatte. Vielleicht war es auch einfach nur die fehlende innere Spannung, die er noch zu diesem Zeitpunkt gespürt hatte.
Erst als ihn jemand anstieß und eine Entschuldigung murmelte, fand er wieder zurück in die Gegenwart. Innerlich verfluchte er sich selbst über seine Reaktion. 'Es kann doch nicht sein, dass mich das so dermaßen aus der Fassung geraten lässt... Nein, nicht jetzt. Wenn alles vorbei ist kann ich es vielleicht noch einmal versuchen. Hier ist definitiv der falsche Zeitpunkt.'
Mit noch immer verwirrten Gefühlen beschloss Draco, den Club so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Er würde jetzt mit Sicherheit keine Ablenkung mehr finden können. Doch als er sich umdrehte, blieb sein Blick nochmals an dem Tisch hängen, an dem Ron saß und was er in dem gedämmten Licht sehen konnte ließ ihn augenblicklich erstarren.
Ron war nicht allein.
Irgendjemand saß für Draco's Geschmack viel zu nah bei ihm. Er konnte es nicht genau erkennen, doch die andere Person schien sich jetzt noch weiter zu Ron hin zu lehnen. Er wusste nicht genau warum, doch er konnte sich selbst nicht davon abbringen, näher heranzugehen, mehr zu sehen. Und als er endlich nahe genug an den Tisch herangetreten war, bemerkte er, dass diese andere Person der Sicherheitsbeamte war, den er mit Ron zusammen bei der Ehrenloge gesehen hatte.
Er beobachtete, wie dieser mit seiner Zunge Ron's Hals entlangfuhr und sein Inneres überschlug sich. Er hatte kein Recht, diese intime Situation zu stören, doch irgendetwas in ihm ließ ihn einfach nur auf die Beiden starren. Ein Gefühl von Erregung, Wut und Eifersucht kam in ihm auf, als er sah, wie Ron auf die Aktionen des anderen reagierte. Erinnerungen an Zeiten, in denen er selbst solche Reaktionen bei Ron hervorgerufen hatte, waren allzu deutlich in seinem Bewusstsein und verstärkten diese Gefühle auf schmerzhafte Weise.
Er wusste, dass sich die Zeiten geändert hatten und das ihre gemeinsame Vergangenheit zu lange zurück lag, als dass er auch nur irgendeinen Anspruch gehabt hätte, doch er konnte einfach nicht gegen die Gefühle ankämpfen, die er so lange versucht hatte, zu unterdrücken.
Doch dann sah er etwas, was seinen Verstand sofort wieder zurückholte. Einer der weißen Strahler auf der Tanzfläche hatte in diesem Augenblick sein Licht über ihren Tisch streifen lassen und Draco konnte erkennen, wie ein ungewöhnlich langer, spitzer Zahn an Ron's Hals aufblitzte. Als er begriff, mit was er es hier zu tun hatte, spürte er sofort diesen Instinkt, Ron zu beschützen, wieder in sich aufkeimen und er hatte keine Kontrolle mehr über die in ihm aufkochende Wut. Ohne weiter nachzudenken stürzte er sich auf den Vampir und riss ihn von Ron fort.
Einige Gläser wurden durch seine Aktion vom Tisch gerissen und zerprangen in tausend Scherben, die sich überall auf dem Boden verteilten. Doch Draco kümmerte sich nicht darum, als er den Vampir in die nächste Ecke schleuderte. "Wage es nicht noch einmal, ihm zu nahe zu kommen, Du elender Blutsauger!" fauchte er ihn an, ein gefährliches Grollen in seiner Kehle und ein Blitzen in den Augen, was keinen Zweifel daran ließ, wie weit er zu gehen bereit war.
Erst als er bemerkte, dass Ron ihn wie erstarrt ansah, ließ er seinen Blick von dem Vampir ab und schaute in das tiefe Blau, das ihn seit Jahren in seinen Träumen heimsuchte. Er fühlte, dass sein Verhalten mehr verändern würde, als er bereit gewesen war und plötzlich war da wieder dieses Gefühl, als würde ihm jemand die Luftzufuhr abschnüren...
-----
Ron brauchte ein Weile, bis er begriff, was hier vor sich gegangen war und doch war er noch nicht ganz im Stande, das gesamte Geschehen aufzunehmen. Vor ihm stand diejenige Person, die seine Gedanken nie vollständig verlassen hatte, selbst als sein Leben eine komplette Wendung genommen hatte. Zu seinen Füßen lag ein ziemlich verwirrter Marian, mit vor Angst geweiteten Augen und den Mund vor Schreck geöffnet, doch kein Laut entwich seinen Lippen.
Erst jetzt sah Ron die langen Eckzähne, die deutlich hervorstanden und ein kalter Schauer lief über seinen Rücken. 'Hatte er wirklich vorgehabt...?' Verwirrt wanderte sein Blick zwischen Draco und dem Vampir hin und her. "Was...? Aber...?" Er war nicht imstande einen kompletten Satz zu formen, zu viele Gedanken schwirrten durch seinen Kopf und hinterließen ein Wirrwarr aus Gefühlen.
Es vergingen einige Momente, die ihm vorkamen wie eine halbe Ewigkeit und doch waren es in Wirklichkeit vielleicht nur ein paar Sekunden, in denen er nur fragend zwischen den Beiden hin und her sah, bis sein Blick an den sturm-grauen Augen hängen blieb, die so viele Erinnerungen wieder hervorriefen. Draco's Blick hielt seinem Stand und Ron konnte in seinen Augen das gleiche Gefühlschaos erkennen, das ihn in diesem Moment heimsuchte.
Doch plötzlich wandte Draco seinen Blick ruckartig von ihm ab und Ron bemerkte, dass Marian versuchte, sich unbemerkt wegzuschleichen. Allerdings hatte er nicht mit dem Reaktionsvermögen des blonden Slytherin gerechnet und er kam nicht weiter als ein oder zwei Meter bis Draco ihn wieder zurückzerrte. "Wo willst Du hin? Glaubst Du etwa, Dich einfach so aus dieser Situation herauszuwinden?" Marian schaute nur verwirrt und ängstlich zu seinem Angreifer, der nun seinen Zauberstab auf ihn gerichtet hatte und Ron fragte sich, wie es passieren konnte, dass der Rumäne so schnell seine Selbstsicherheit hatte verlieren können.
Einige der in der Nähe stehenden Gäste hatten ihre Gespräche unterbrochen und schauten mittlerweile interessiert zu ihnen herüber. Doch als Draco diese wütend angiftete, was es denn hier zu sehen gab, drehten sie ihnen die Rücken zu und begannen wieder, sich mit ihren jeweiligen Nachbarn zu unterhalten. Anscheinend war man solche Vorfälle hier gewohnt. Und keiner kümmerte sich auch nur einen Deut darum, dass ein Zauberer eine andere Person mit seinem Zauberstab bedrohte. Wahrscheinlich hatte man mit der Zeit gelernt, dass es sicherer war, sich aus den Angelegenheiten anderer herauszuhalten. Selbst in einem Zaubererdorf und dunklen Zeiten wie diesen schien Solidarität nicht gerade groß geschrieben zu werden.
Irgendwann fand Ron dann jedoch seine Sprache wieder. "Was beim Barte Merlin's geht hier eigentlich vor?"
Als Draco sich zu ihm umdrehte, hatte dieser wieder dieses Funkeln in den Augen, welches Ron signalisierte, dass der Slytherin momentan unberechenbar war. "Du hast nicht gewusst, dass er ein Vampir ist? Obwohl Du mit ihm zusammen arbeitest? Das ist ja mal wieder typisch!"
Ron zuckte bei der spöttischen Bemerkung zusammen. 'Seit wann sitze ich hier eigentlich auf der Anklagebank?' Doch er entschloss sich, dieses Thema später zu erörtern. Jetzt wollte er erstmal die Wahrheit von seinem Arbeitskollegen erfahren. "Marian?" Es war nicht mehr als ein Wispern, doch der Angesprochene hatte ihn verstanden, denn dieser blickte nun schuldbewusst zu ihm.
"Es ist wahr. Nun ja, teilweise zumindest... Meine Mutter ist eine Hexe und somit bin ich wohl so was wie ein Halb-Vampir." All dies schien für Ron nur noch mehr Fragen aufzuwerfen. Er sah, dass sich Marian ziemlich unwohl zu fühlen schien, wollte ihn jedoch noch nicht gehen lassen. Er brauchte noch mehr Antworten.
Als ob der Rumäne seine Gedanken lesen konnte, fuhr dieser etwas unsicher fort. "Meine Art ist nicht wirklich willkommen unter den Zauberern, also habe ich es verheimlicht. Wer hätte mir sonst überhaupt eine Chance gegeben?" Sein Blick wurde immer flehender, als ob er Ron darum bitten würde, ihn nicht zu verraten, ihm eine zweite Chance zu geben.
"Und was war das hier gerade?" Ron fühlte diesen Knoten in seinem Hals, doch er musste es einfach wissen. Schließlich war er noch kurz zuvor zu wesentlich mehr als einem simplen Arbeitsverhältnis bereit gewesen.
"Ich... Ich wollte... Ich wollte Dir wirklich nicht weh tun. Es war nur... Manchmal überkommt mich einfach dieses Gefühl und... dann war da Dein Blut... und... auf einmal konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich... ich hatte wirklich nie beabsichtigt, dass so etwas passiert."
Ron konnte in seinen Augen ablesen, dass er es ehrlich meinte und obwohl er noch so viele Fragen hatte und mehr über ihn erfahren wollte, konnte er es einfach nicht über sich bringen, Marian jetzt noch mehr unter Druck zu setzen. Zudem wusste er nicht, ob er noch mehr in diesem Moment ertragen hätte. Schließlich war da noch jemand anderes, mit dem er sich auseinandersetzen musste.
Ron schloss kurz die Augen und atmete tief durch. 'Warum muss alles immer so furchtbar kompliziert sein?'
Doch als er wieder seine Augen öffnete und zu der Stelle schaute, an der Draco bis vor ein paar Sekunden noch gestanden hatte, fand er diesen Platz leer vor. 'Oh nein,' dachte Ron, als er aufsprang als hätte sich hinter ihm eine Acrumantula herabgeseilt, 'So leicht entkommst Du mir nicht.' Er wandte sich noch kurz wieder Marian zu und murmelte "Wir sprechen uns später noch." Dann verschwand er Richtung Tanzfläche, wo er den blonden Schopf inmitten der Menge erblickt hatte.
Aufgrund seiner Körpergröße hatte Ron keine Probleme, Draco mit seinem Blick zu verfolgen und so erkämpfte er sich seinen Weg durch die Menschenmasse, sich nicht darum kümmernd, wen er in seiner Hast zur Seite stieß oder wem er auf die Füße trat. Die wütenden Kommentare beachtete er ebenso wenig, alles was er wollte, waren Antworten auf die Fragen, die die Anwesenheit des Slytherin aufgeworfen hatten.
Innerhalb weniger Sekunden hatte er Draco eingeholt und brachte ihn mit einem festen Griff um dessen Arm zum Stehen. Als dieser sich umdrehte bemerkte Ron, dass sich der Ausdruck in seinen Augen verändert hatte. Zwar konnte man immer noch die Wut erkennen, die in ihm zu brodeln schien, doch es steckte noch mehr hinter der Fassade, die er mittlerweile wieder aufgesetzt hatte. Und er kannte ihn viel zu gut, um sich davon jetzt täuschen zu lassen. Er würde herausfinden, was den Blondschopf dazu bewegt hatte, gerade jetzt wieder in sein Leben zu treten.
Doch dieser schien nicht gerade begeistert von einer Unterhaltung mit seinem Ex-Liebhaber und riss sich aus Ron's Griff wieder los. "Was willst Du?"
"Die Frage ist ja wohl eher, was DU willst?" entgegnete Ron leicht irritiert. Warum musste sich heute alles gegen ihn wenden?
"Ich weiß nicht, wovon Du sprichst. Und jetzt entschuldige mich, ich habe keine Lust, noch mehr Zeit mit armseligen Zauberern und einer Vampirbrut zu verbringen."
Doch Ron ließ sich von Draco's verletzenden Worten nicht beirren. Er wusste nur zu gut aus Erfahrung, dass dies eine typische Reaktion des Slytherins war, wenn er sich bedrängt fühlte oder nicht wusste, wie er mit seinen Emotionen umgehen sollte.
"Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht die Wahrheit ist. Also spuck es schon aus! Warum das ganze Theater? Warum bist Du überhaupt hier?"
"Warum ich hier bin ist nicht Deine Angelegenheit," brachte ihm Draco mit einem tiefen Fauchen entgegen. "Und diese Begegnung hier ist ein bedauerlicher Zufall. Doch wie ich bereits sagte, ich werde Euch nicht weiter stören." Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und ging weiter Richtung Ausgang.
Ron war für ein paar Sekunden zu verdutzt um direkt zu reagieren und schon war Draco wieder außer Reichweite. Doch so schnell wollte er nicht aufgeben und zwischenzeitlich hatte sich in seiner Magengegend ein Gefühl von Wut gebildet, Wut über die Unehrlichkeit des Slytherin, über seine Unfähigkeit, nur einmal zu etwas zu stehen. Auch wenn er sich im klaren war, dass er ihm etwas vorhielt, dem er selbst manchmal nicht mächtig war, wollte er ihn nicht so einfach davonkommen lassen. Er hatte in den letzten Wochen zu oft an ihn denken müssen, er konnte und wollte diese Gelegenheit einfach nicht verstreichen lassen.
Als er beim Ausgangsbereich ankam sah er gerade noch, wie der blonde Mann durch die Tür verschwand und lief ihm schnellen Schrittes hinterher. Doch als er endlich in die klare und kühle Nachtluft heraustrat war von diesem nichts mehr zu sehen. Nur noch Dunkelheit umgab ihn, vereinzelt flackerte das Licht einer Straßenlaterne, doch das Licht reichte bei weitem nicht aus, die Umgebung genügend zu beleuchten.
Ein tiefer Seufzer entwich seinen Lippen und leise vor sich hin fluchend begab sich Ron bis zur nächsten Straßenecke. Vielleicht konnte er ihn ja doch noch finden. Schließlich war er gar nicht so weit hinter ihm gewesen. 'Es kann doch nicht sein dass er so mir nichts dir nichts in meinem Leben wieder auftaucht und genauso schnell wieder verschwindet, ohne auch nur...'
Doch Ron kam nicht dazu, seinen Gedanken zu Ende zu führen, denn als er an der Ecke angekommen war, schnellte eine Hand hervor und zerrte ihn in die Nebengasse. Mit voller Wucht wurde er gegen die nächste Mauer gepresst und Ron dachte erst, Todesser hätten ihm aufgelauert. Die Gasse war pechschwarz, die einzige Laterne an der Ecke wahrscheinlich schon seit längerem defekt und Ron hätte ebenso gut eine Augenbinde tragen können, der Effekt wäre der gleiche gewesen.
So langsam stieg Panik in ihm auf, er hätte nicht so unvorsichtig sein dürfen und ohne Begleitung auf die Strasse gehen sollen. Nicht nach einem Tag wie diesem, wo sich immer noch Todesser in der Gegend aufhalten könnten. Doch dann hörte er ein vertrautes Flüstern ganz dicht an seinem Ohr.
"Warum verfolgst Du mich, Weasley?"
Er konnte einen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken als er gewahr wurde, dass es sich nicht um einen der Todesser, sondern nur um Draco handelte, doch gleichzeitig verstärkte sich dieses beklemmende Gefühl in seiner Brust und nur noch mehr Fragen formten sich in seinem Kopf. 'Was ist, wenn Draco...? Nein, das würde er nicht tun. Nicht nachdem, was wir beide zusammen hatten... Oder doch?'
"Ich hab Dich was gefragt! Oder hat es Dir die Sprache verschlagen?" Draco's Stimme klang jetzt ein wenig spöttisch, was nicht gerade dazu beitrug Ron's Verwirrung aufzulösen und er musste schwer schlucken, bevor er auch nur imstande war, ein einziges Wort zu sprechen.
"Was... was willst Du hier?" war trotzdem alles was Ron momentan mit etwas zittriger Stimme hervorbringen konnte.
"Ich hab Dir doch schon gesagt, dass Dich das nichts angeht. Also was kümmert es Dich noch?"
So langsam begann Draco's Sturheit ihn zu nerven. Was dachte der? sich eigentlich? Und irgendwie fand Ron die Kraft in seiner Stimme wieder, bestärkt durch die noch nicht ganz verrauchte Wut über die Sturheit des Slytherin.
"Spiel nicht eins Deiner Spielchen mit mir. Du warst heute im Stadion, hab' ich Recht? Stecken Du und Dein Vater hinter diesem Anschlag?" Ron merkte, wie sich der Griff an seinem Kragen verstärkte, doch langsam fand er seinen Mut wieder und beschloss, weiter auf seinen Gegenüber einzureden. Er musste erfahren, was hier vor sich ging. "Was war Dein Auftrag? Mich zu töten? War das der Grund, warum Du heute Abend hier aufgetaucht bist?"
Ein verächtliches Schnauben war das einzige was Ron als Antwort bekam bevor er merkte, dass Draco wieder von ihm abließ.
"Du hast ja keine Ahnung..." Ron meinte, einen Hauch von Melancholie in seiner Stimme zu hören, war sich allerdings nicht sicher.
"Dann erkläre es mir bitte. Wie soll ich denn etwas anderes denken? Das war doch immer..."
Ron's Satz wurde jäh unterbrochen, als sich Draco plötzlich wieder an ihn presste. Und dann waren seine Lippen auf den seinen, erst wild und fordernd, dann zärtlich und fast schüchtern und alles um Ron herum begann zu verschwimmen, längst vergessene Gefühle keimten wieder in ihm auf und es war als würde die Zeit still stehen. Tief in seinem Inneren wusste Ron, dass es wahrscheinlich nicht gerade das Klügste war, doch im Augenblick scherte er sich recht wenig darum, wenn er nur diesen Kuss für immer währen lassen könnte.
Anmerkungen: Ich hoffe, daß Euch das Kapitel gefallen hat, auch wenn die Fortsetzung so lange auf sich hat warten lassen. Ich gelobe Besserung. :D
Reviews sind herzlich willkommen!