A/N: Megchen: Wiedermal ein sehr spannendes Kapitel, in das du Krimi und Privatleben der Hauptpersonen hineingemischt hast. Und das schreibe ich hier, die sonst nie Krimis liest g Vielleicht sollte ich wirklich damit anfangen ;-)

(lol) Ich glaube nicht, daß mein Möchtegern-Krimi repräsentativ ist, aber trotzdem vielen herzlichen Dank. (strahl) Soll ich Dir bescheid sagen, sollte ich jemals anfangen, trotz meiner (wie ich hoffe nur temporären) Schreibblockade meine CSI Story zu schreiben? I.


18. Kapitel

"Soll ich bei dem Verhör dabei sein?"

"Nein."

Duncan sah sie an.

"Das wäre nicht gut. Du bleibst hier und kannst von hier aus allen drei Gesprächen folgen. Die verspiegelten Scheiben schützen dich. Falls einer der Täter sein sollte, wollen wir nicht, daß er dich sieht."

"Ich bin nicht in Gefahr," sagte Piper. "Ich entspreche nichtmal ansatzweise seinem Opferprofil."

Duncan seufzte leise.

"Solche Typen sind unberechenbar, das wissen wir doch beide. Also, sei ein braves Mädchen und bleib' hier! Wir sind schon genug Leute da drin. Jeder von uns hat seinen Sergeant dabei. Jez und Kate, Red und Connelly und Phillips und ich. Wenn wir da drin ein Problem kriegen, dann holen wir uns einen Kaffee, Zigaretten, ein Wasser, was zu Essen, irgendwas, und dann kommen wir raus und fragen dich. Irgendwelche Tips?"

"Wenn ihr das Gefühl habt, der ist es, das ist euer Mann, dann müsst ihr so tun, als könntet ihr ihn verstehen. Verurteilt ihn nicht, gebt ihm nie das Gefühl, er wäre ein Stück Dreck, auch wenn er das zweifellos ist. Sobald er sich verachtet fühlt, wird er dicht machen. Die meisten von ihnen bereuen nicht ihre Tat, sondern daß sie geschnappt wurden. Und die meisten von ihnen sehnen sich nach Verständnis und Akzeptanz. Ihr müßt ihnen das Gefühl geben, mit ihnen einer Meinung zu sein. Tut so, als hättet ihr für Japanerinnen sowieso nicht viel übrig, redet ihm nach dem Mund. So erfahrt ihr am ehesten was. Wenn alle Stricke reißen, laßt Duncan mit ihnen sprechen."

"Weil ich so gut Leute verhören kann?"

"Nein," sagte Piper trocken. "Weil man dir das ausländerhassende Arschloch am besten abnimmt."

Jez, Kate, Red und die Sergeants bemühten sich tunlichst, nicht zu lachen oder zu kichern, aber Duncan verschränkte nur die Arme vor der Brust und sagte: "Schön, daß meine Kompetenz von einem echten Profi anerkannt wird."

Piper lächelte freundlich.

"Also los! Fangt an! Und denkt daran: Big Sister is watching you!"

"Hey," meinte Red. "Ich bin hier der Boss!"

Wie Duncan vorausgesagt hatte, war Red inzwischen tatsächlich klar geworden, daß seine Befehle so nicht durchführbar waren. Und natürlich hatte er es nicht zugegeben. Piper lächelte.

"Natürlich bist du der Boss, das will auch keiner bestreiten, aber ich finde, du hast eine kleine Pause verdient. Also dachte ich, ich kommandiere mal ein bißchen für dich rum."

Red schmunzelte.

"Mach' so weiter und ich gehe in zwei Monaten in Rente."

"Weil du im Ruhestand auch glücklich wärst!" lachte Piper. "Nein, nein. Du bist wie Jez. Polizist bis zum letzten Atemzug."

Red sah zu Jez.

"Nervt dich das nicht manchmal?"

Er meinte das "Rumpsychologisieren", das wußte Jez.

"Manchmal," antwortete er.

"Hey," murmelte Piper und schubste ihn leicht.

Jez lachte.

"Nichts gegen deine Fähigkeiten als Kommandant, Piper, aber...An die Arbeit, Leute!" sagte Red. Sie betraten jeweils zu zweit einen Verhörraum.

xxx

Es wurde langsam Weihnachten und sie waren noch immer keinen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Trotzdem machten sie mit den Verhören weiter, in der Hoffnung, daß sich der Täter vielleicht zufällig verriet. Piper begann damit, ein paar Kollegen auszusuchen, die, wie sie, die Untersuchung unterstützen konnten, denn sie hatte bereits einen Job, den sie liebte, und sie konnte nicht den ganzen Tag bei Scotland Yard verbringen.

Piper stand in der Küche und machte Tee. Es war einen Tag vor Heiligabend und es würde ein ziemlich hektischer und einsamer Heiligabend werden, das wußte sie. Jez hatte Dienst und außerdem ermordete malwieder irgendein Irrer die Prostituierten Londons. Und der würde wohl kaum Pause machen, weil Weihnachten war. Jez würde den Abend im Yard verbringen, damit er morgen Abend vielleicht mal kurz heimflitzen durfte. Wenigstens zum Essen oder so.

Es klingelte und Piper lief zur Tür, um zu öffnen.

"Wer ist da?"

"Matthew."

Piper zog die Brauen zusammen. Wer? Die Stimme klang noch recht jung, also öffnete sie die Tür. Vor ihr standen zwei Jungen. Der eine fast so groß wie sie und der andere noch ziemlich klein.

"Ja?" fragte sie verwundert.

"Erinnern Sie sich an uns?" fragte der Größere.

Piper dachte scharf nach, aber sie hatte durch ihre Arbeit mit so vielen Kindern zu tun...

"So auf Anhieb nicht."

Der Junge, Matthew, nickte, als hätte er das erwartet.

"Wir haben uns auf Ihrer Hochzeit kurz gesehen. Matthew und Dylan Garrett."

"Ach ja!" Piper fiel alles wieder ein. "Ihr seid die Cousins von Jez, richtig?"

"Richtig."

"Nun...Jez muß leider arbeiten und ich fürchte, bis Neujahr. Er ist nicht hier."

"Das geht schon in Ordnung, Miss," winkte Matthew ab. "Wir können so lange warten."

Piper starrte ihn an.

"Bis Neujahr??"

Matthew blickte ernst zurück.

"Ich befürchte noch viel länger."

Irgendwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung. Piper gab die Tür frei.

"Kommt rein – und erzählt mir ganz genau, was passiert ist."

xxx

Jez sah gerade die Notizen von der letzten Vernehmung durch – inzwischen waren sie bei den Milchmännern angekommen – als Red ihn zu sich rief. Eigentlich stand Jez jetzt nur ungern auf, aber Red konnte echt sauer werden, wenn man ihn warten ließ.

"Was gibt's denn?" fragte Jez, als er das Büro seines Chefs betrat.

"Schlie' bitte die Tür," meinte Red und Jez tat verwundert wie ihm geheißen.

"Jez, das ist Mr. Walsh," begann Red und wies auf einen älteren Mann in einem Anzug, der einem das "Armani" förmlich entgegen schrie. "Mr. Walsh ist der Anwalt deiner Tante May und deines Onkels Robert."

"Aha," meinte Jez und reichte dem Anwalt kurz die Hand. "Guten Abend, Mr. Walsh. Und wie geht es den beiden?"

"Vielleicht solltest du dich besser setzen," murmelte Red.

Jez sah ihn mit zusammengezogenen Brauen fragend an, während Walsh sagte: "Es tut mir wirklich sehr leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Mr. und Mrs. Garrett sind tot."

Jez' Kopf fuhr herum.

"Tot?? Aber das ist unmöglich! An...Bei...Bei meiner Hochzeit waren sie noch völlig lebendig!"

"Es war ein Autounfall," erklärte Red sanft. "Vor einer Woche. Sie waren offensichtlich sofort tot."

"Sie...Aber sie können nicht tot sein!! Sie haben zwei Kinder!! Was sollen Matt und Dylan denn jetzt machen?"

"Nun...," begann Walsh. "Wir müssen sie wohl in einem Heim unterbringen..."

"In einem Heim??" echote Jez entsetzt.

Walsh nickte.

"Aber da Sie es gerade erwähnen...Ihre Tante und Ihr Onkel haben verfügt, daß das Sorgerecht für ihre beiden Kinder Matthew und Dylan an Sie fallen soll, falls ihnen selbst irgendwas zustoßen sollte. Sie müssen das natürlich nicht annehmen, sollten Sie sich dazu nicht in der Lage fühlen. Allerdings..."

Der Anwalt sah den vollkommen fassungslosen Jez an.

"Sie sind Polizist, und wie ich hörte ein guter. Außerdem sind Sie mit einer der besten Psychotherapeutinnen des Landes verheiratet und auch noch Graf. Ich könnte mir Schlimmeres für die beiden Kinder vorstellen."

"Ich soll Matt und Dylan nehmen??" fragte Jez im selben Moment, in dem Red fragte: "Du bist Graf??"

"Was?" fragte Jez zurück, aber ihm wurde in diesem Augenblick bewußt, was Red gefragt hatte, und er redete weiter. "Ach so. Ja. Ich meine...nein. Oder doch. Durch Heirat. Also, Piper ist Gräfin, aber das wußte ich nicht, als ich sie gebeten habe, meine Frau zu werden. Ich soll für Matt und Dylan sorgen? Warum?"

"Liegt das nicht auf der Hand?" fragte Walsh. "Sie sind, von Ihrem berühmten Bruder Jamie mal abgesehen, der einzige nächste, noch lebende Verwandte. Wenn Sie sie nicht annehmen, kommen sie in ein Heim."

"Auf keinen Fall!"

"Jez," sagte Red. "Überleg' dir das gut! Und solltest du nicht erstmal mit Piper sprechen?"

Jez sah ihn fast finster an.

"Nein. Sie wird das verstehen. Meine kleinen Cousins landen nicht in einem Kinderheim. Auf gar keinen Fall. Ich...Ich bringe Piper das schon irgendwie bei."

Er blickte zu Walsh.

"Wo muß ich unterschreiben?"

xxx

"Und da seid ihr einfach abgehauen??"

Piper konnte es nicht fassen. Matt verdrehte genervt die Augen.

"Mann, Lady! Sie verstehen das nicht! Der Typ ist losgezogen, um mit Jez zu reden, aber das ist falsch! Anwälte machen nur alles kaputt! Wir wollten Jez selber fragen, ob er uns will oder nicht. Und wenn nicht, dann wären wir eben wieder gegangen."

"Und wohin?" wollte Piper wissen.

"Na, irgendwohin!" antwortete Matthew gereizt. "Jedenfalls nicht in ein Heim, das können Sie glauben. Dylan ist schon durcheinander genug, da lasse ich ihn doch nicht in so ein Heim! Niemals. Wir finden schon was, nicht wahr, Kleiner?"

Er zerzauste seinem jüngeren Bruder liebevoll die Haare und der Kleine lächelte stumm. Bis jetzt hatte er noch kein Wort gesagt. Piper besah ihn sich genauer. Mit der runden Gesichtsform und den leicht lockigen roten Haaren wirkte Dylan wie eine kleinere Ausgabe von Matthew. Nur die Augen waren anders. Matthews waren hart und unnachgiebig, als hätte er schon zu vieles gesehen und erlebt, was er nie hätte sehen und erleben wollen. Dylans Augen waren groß und traurig, wie von jemandem, der etwas gesehen hatte, das er nicht ändern konnte, aber akzeptiert hatte. Und trotzdem sprach er nicht.

"Ihr wart mit euren Eltern im Auto, nicht wahr?" fragte sie leise.

"Ja," antwortete Matt ernst.

Piper nickte, dann stand sie auf.

"Ich werde jetzt im Heim anrufen und ihnen sagen, daß ihr bei uns bleibt," erklärte sie Matt und Dylan. "Dann lege ich euch eine Matratze ins Gästezimmer und packe euch ins Bett. Ihr seht aus, als könntet ihr Schlaf gebrauchen."

Matthew starrte sie an.

"Du willst, daß wir bleiben??"

"Ja."

"Möchtest du nicht erstmal auf Jez warten, bevor du das entscheidest?"

"Das muß ich nicht. Ich glaube, ich kenne ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, daß er nicht wollen würde, daß seine Cousins im Heim landen. Und ich will das auch nicht. Ich denke nicht, daß er ernsthaft was dagegen hat. Habt ihr irgendwas dabei? Schlafsachen, Zahnbürsten oder so?"

Es passierte ihm weiß Gott nicht oft, aber Matt war absolut sprachlos.

Dylan griff nach der Hand seines Bruders und nickte. Piper lächelte. Offensichtlich war mit Dylan soweit alles in Ordnung, er sprach eben nur nicht.

"Gut," sagte sie deshalb. "Wollt ihr noch etwas trinken, während ich den Rest erledige? Kakao?"

Dylan nickte wieder. Piper lief in die Küche und machte rasch zwei Gläser Kakao. So schnell wurde man also Mutter.


A/N: Und? Gefallen sie euch? I.