Disclaimer:
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.
Mein zweiter Versuch einer SS/HG-Romanze – ich kann euch allerdings jetzt schon
sagen, dass es trotz aller Romantik ziemlich depri wird und deshalb auch nicht so
elends lang wie „Night and Day".
++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee
++++++++++++++++++++++++++++++++++++
„Florence? Du kannst den nächsten Patienten hereinbitten." Hermine wartete kurz,
bis Madam Nigthing zur Bestätigung nickte, dann zog sie sich wieder in ihr
Untersuchungszimmer zurück.
Seit ihrem Abschluss in Hogwarts waren 10 Jahre vergangen in denen sie sich zur
Medi-Hexe hatte ausbilden lassen. Nach ihrer Ausbildung hatte sie drei Jahre in St.
Mungos praktiziert, doch vor kurzem war sie von zwei erfahrenen Medi-Zauberern
gebeten worden, sie in ihrer Gemeinschaftspraxis zu unterstützen. Im Gegensatz zu
ihren Kollegen hatte sie es sich allerdings nicht nehmen lassen, auch einige
Semester Medizin an einer Muggel-Universität zu studieren. Doch die Patienten
waren mit ihr zufrieden und auch Dr. Stitching und Dr. Hallow sparten nicht mit Lob.
Die Arbeit war interessant, die Bezahlung ausreichend und Hermine – oder Dr.
Granger, wie es seit einigen Jahren hiess, fühlte sich rundum glücklich.
Madam Nigthing betrat Hermines Zimmer, reichte ihr die Patientenkarte und öffnete
die Tür noch ein Stück weiter, um den Patienten einzulassen. Hermine erhob sich
von ihrem Stuhl, streckte die Hand aus und las gleichzeitig den Namen von der Karte
ab um den neuen Patienten zu begrüssen.
„Guten Tag...", begann sie mit einem freundlichen Lächeln, das von einer Sekunde
zu anderen wieder erstarb, als sie den Namen entzifferte und gleichzeitig den Mann
erkannte, der vor ihr stand und ihre Hand mit erschreckend kalten Fingern ergriff.
„... Professor Snape?!"
Hermine wurde sich bewusst, dass sie ihn angestarrt hatte und schlug ihr Augen
nieder. Sie erwiderte kurz den Druck seiner Hand und liess sie dann los. Mit einer
vagen Handbewegung bedeute sie ihm Platz zu nehmen und liess sich selbst völlig
unprofessionell in ihren Stuhl plumpsen.
„Es heisst nicht mehr Professor Snape, Dr. Granger", stellte Snape mit einer Stimme
fest, die Hermine sofort um 10 Jahre zurückversetzte, obwohl sie sie nicht so brüchig
in Erinnerung hatte.
Snape räusperte sich. „Mister Snape genügt völlig – ich unterrichte seit zwei Jahren
nicht mehr."
Hermine bemerkte am Rande, dass seine Stimme doch genauso kühl und
emotionslos klang wie immer.
„Was kann ich für Sie tun, Prof... Mister Snape", verbesserte Sie sich hastig.
Snape hob eine Augenbraue in die Höhe.
„Ist das nicht offensichtlich?", fragte er mit beissendem Sarkasmus. „Ich bin hier um
mich von Ihnen untersuchen zu lassen."
‚Bastard' dachte Hermine automatisch. ‚Er hat sich einfach nicht verändert. Obwohl
er entsetzlich schlecht aussieht.'
Hermine musterte ihn genauer. Er war natürlich ganz in schwarz gekleidet wie
immer, doch seine Haare waren von vielen grauen Strähnen durchzogen, dunkle
Ringe lagen unter seinen Augen und seine Haut war nicht mehr einfach nur blass,
sondern wirkte seltsam fahl. Er sah tatsächlich nicht gut aus und Hermine verzieh
ihm seine Schroffheit. Es musste für ihn nicht einfach gewesen sein, hierher zu
kommen und vor einer ehemaligen Schülerin zuzugeben, dass er sich nicht wohl
fühlte. Hermine fragte sich, wieviel Überwindung es ihn wohl gekostet hatte.
„Was fehlt Ihnen denn?" fragte sie deshalb und nahm sich einen Bleistift um seine
Antwort auf der Patientenkarte zu notieren.
„Ich dachte eigentlich, Sie würden mir das sagen", antwortete Snape ironisch und
Hermine seufzte.
Das würde nicht einfach werden.
Sie blickte auf.
„Es wäre für mich wesentlich einfacher, wenn Sie mir die Symptome schildern
würden, die Sie an sich beobachtet haben", erläuterte sie ihm geduldig.
Seine Mundwinkel zuckten bei ihrer Antwort leicht, doch Hermine konnte nicht
erkennen ob aus Unmut oder aus Anerkennung, dann nickte er knapp und begann
seine Aufzählung.
„Erschöpfung, Müdigkeit, gelegentliche Konzentrationsschwächen, unregelmässiger
Puls, Magenbeschwerden und ein Zittern in den Händen, das ich zeitweise nicht
kontrollieren kann", antwortete er mit spröder Stimme.
Hermine unterdrückte ihre Bestürzung bei dieser Litanei und notierte sie
gewissenhaft. Als sie fertig war und zu ihm aufsah, bemerkte sie, dass er ihren Blick
mied.
„Danke", sagte sie deshalb knapp, aber nicht unfreundlich. „Wie lange haben Sie
diese Beschwerden schon?"
„Schon seit einigen Jahren...", sagte Snape zögernd. „Angefangen hat es mit leichten
Magenbeschwerden..."
Hermine nickte und machte sich noch eine letzte Notiz.
„Sie wissen, dass ich Sie nicht nur mit Hilfe von Magie untersuchen werde, sondern
auch einige Muggelmethoden anwende."
„Deshalb bin ich hier", bestätigte Snape knapp.
„Gut – wenn Sie dann bitte den Oberkörper freimachen würden? Ich bin gleich wieder
da."
Sie ging kurz zu Madam Nigthing hinaus und informierte sie, dass sie heute keinen
weiteren Patienten mehr übernehmen konnte.
„Das ist in Ordnung Dr. Granger", erwiderte Madam Nigthing sorglos. „Es ist sowieso
schon nach sechs Uhr und im Wartezimmer sitzen nur noch drei Frauen. Die wollen
sowieso lieber zu Dr. Stitching." Sie grinste vielsagend.
„Danke, Florence", sagte Hermine und ging zurück.
Snape erwartete sie schon. Weisungsgemäss hatte er sich halb ausgezogen und auf
die Untersuchungsliege gelegt. Sie liess sich viel Zeit und untersuchte ihn gründlich.
Zuerst mit Mugglemethoden, später dann auch mit einigen Zaubersprüchen.
Zwischendurch blätterte sie immer wieder in einigen alten Büchern. Snape tat
ungewohnt geduldig alles, was sie von ihm verlangte. Er hustete, hob und senkte die
Arme, atmete tief und gleichmässig oder hielt den Atem an. Hermine registrierte mit
Genugtuung, dass er augenscheinlich ihre Autorität nicht in Frage stellte und ihre
Nervosität schwand.
Schliesslich legte sie ihren Zauberstab beiseite.
„Sie können sich wieder anziehen."
Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch und blätterte in einem medizinischen
Journal, bis er wieder ihr gegenüber Platz nahm.
„Sie wissen, was Ihnen fehlt, nicht wahr?" fragte Hermine und legte das Journal
beiseite.
„Sagen Sie es mir", sagte er mit einem Ausdruck, der nicht zu deuten war.
„Ich halte es für die Spätfolgen des ‚Hide Cogitus Trankes' (AN: Mix aus Englisch und
Latein – ein Trank um seine Gedanken geheimzuhalten). Obwohl einige Symptome
nicht wirklich in dieses Krankheitsbild passen."
Snape nickte matt.
„Warum sind Sie dann zu mir gekommen?" fragte Hermine verständnislos.
„Um die Wahrheit zu erfahren", sagte Snape angespannt. „Ich habe den Trank bis zu
Voldemorts Untergang täglich eingenommen – über vier Jahre lang. Danach habe
ich regelmässig ‚Dreamless Potion' eingenommen um überhaupt schlafen zu können.
Ich nehme an, dass dies die Abweichung erklären dürfte."
Er hatte hastig, fast drängend gesprochen – als ob ihm diese Informationen gegen
seinen Willen entrissen würden.
„Vier Jahre?!" Hermine war entsetzt. Es musste ihm bekannt gewesen sein, dass der
Hide Cogitus Trank den Organismus auf Jahre hinaus schädigte, selbst wenn man
ihn nur über einen kurzen Zeitraum einnahm. Allerdings war er das einzige bekannte
Gegenmittel gegen das Veritaserum. Doch Hermine hatte noch nie von jemandem
gehört, der den Trank länger als einige Wochen eingenommen hatte. Das erklärte
leider auch ihre Diagnose. Um noch etwas Zeit zu gewinnen, stellte sie ihm eine
weitere Frage.
„Aber sie mussten doch gewusst haben..."
„Natürlich habe ich es gewusst!" unterbrach er sie schroff. „Aber ich hatte keine
andere Wahl!"
Es entstand ein kurzes Schweigen.
„Nehmen Sie den Dreamless Potion im Moment noch ein?" fragte Hermine.
„Nein. Ich habe vor zwei Jahren damit aufgehört. Es hat nicht mehr geholfen."
„Nehmen Sie jetzt etwas Anderes?"
Snape schüttelte den Kopf und lachte kurz. Doch es war kein fröhliches Lachen.
„Nein, ich schlafe seither eben einfach nicht mehr – oder zumindest nur wenig",
ergänzte er, als er Hermines bestürzten Blick bemerkte.
Er atmete tief ein und aus, suchte ihren Blick und hielt ihn fest.
„Ich weiss, dass ich sterben werde", ergänzte er mit dumpfer Stimme. „Von Ihnen
möchte ich wissen, wie lange ich noch zu leben habe."
Hermine schluckte krampfhaft.
‚Sei professionell' redete sie sich selbst gut zu. ‚Er war mal dein Lehrer und du hast
ihm bestimmt schon hundert Mal den Tod gewünscht, aber das ist jetzt alles
unwichtig. Er ist ein Patient – er ist krank – und er braucht deine Hilfe'.
„Ein Jahr – vielleicht anderthalb, wenn Sie sich schonen, verschiedene Medikamente
einnehmen, vielleicht eine Kur oder einen Klimawechsel in Betracht ziehen..." Sie
versuchte so normal zu klingen, wie es ihr nur möglich war, doch sie wusste, dass er
das unterdrückte Beben ihrer Stimme hören musste.
Obwohl er äusserlich gefasst vor ihr sass, ruhten doch seine Augen mit fiebriger
Intensität auf ihr.
„Zwei Jahre?" fragte er kaum hörbar.
Hermine schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid. Sie sollten aber auf jeden Fall noch eine zweite Meinung einholen."
„Sie sind meine zweite Meinung", sagte er langsam und mit einem schmalen
Lächeln. „Ich war schon bei Dr. Green und Professor Moorhead."
„Und da kommen Sie noch zu mir?" fragte Hermine verblüfft. „Professor Moorhead ist
eine Kapazität auf diesem Gebiet und auch Dr. Green..."
„...war zu feige um mir die Wahrheit über die mir verbleibende Zeit zu sagen",
unterbrach Snape sie müde.
„Ich werde Ihnen einige Tränke verschreiben", sagte Hermine hastig um ihre
Verlegenheit zu überspielen. Wie schaffte dieser Mann das bloss, dass er sie durch
seine blosse Anwesenheit wieder zurück in die zutiefst unsichere Schülerin
verwandelte, die Angst vor einer schlechten Note hatte. „Ausser, Sie wollen sie
vielleicht selbst..."
„Warum glauben Sie wohl, unterrichte ich nicht mehr?" fiel Snape ihr scharf ins Wort
und hielt ihr seine ausgestreckte Hand hin, die jetzt unkontrollierbar zitterte.
Hermine errötete und biss sich beschämt auf die Lippen. Nein, mit diesen Händen
würde er nie wieder einen Trank korrekt brauen können.
„Ich werde dem Labor Bescheid geben – die Tränke werden Ihnen morgen zugestellt
werden." Sie erhob sich und Snape tat es ihr gleich.
„Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann..." begann Sie zögernd und reichte ihm
die Hand.
Er ergriff sie und schüttelte sie kurz zum Abschied.
„Auf Wiedersehen, Dr. Granger."
+++++++++++++++++++++++++++++++++++
(Fortsetzung folgt)
+++++++++++++++++++++++++++++++++++
Jetzt bin ich aber wirklich mal auf eure Meinung gespannt! Ich hoffe, ihr wollt, dass
ich weiter schreibe, denn das zweite Kapitel ist schon in Arbeit...
PS: Derzeit wird von Toyo Malloy (Lover's Diary – unbedingt lesen!!!) und mir heftig
an unserem Gemeinschaftsprojekt gebastelt bei dem die Slytherins die Hauptrolle
spielen werden – aber pssst! mehr wird noch nicht verraten!
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.
Mein zweiter Versuch einer SS/HG-Romanze – ich kann euch allerdings jetzt schon
sagen, dass es trotz aller Romantik ziemlich depri wird und deshalb auch nicht so
elends lang wie „Night and Day".
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Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee
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„Florence? Du kannst den nächsten Patienten hereinbitten." Hermine wartete kurz,
bis Madam Nigthing zur Bestätigung nickte, dann zog sie sich wieder in ihr
Untersuchungszimmer zurück.
Seit ihrem Abschluss in Hogwarts waren 10 Jahre vergangen in denen sie sich zur
Medi-Hexe hatte ausbilden lassen. Nach ihrer Ausbildung hatte sie drei Jahre in St.
Mungos praktiziert, doch vor kurzem war sie von zwei erfahrenen Medi-Zauberern
gebeten worden, sie in ihrer Gemeinschaftspraxis zu unterstützen. Im Gegensatz zu
ihren Kollegen hatte sie es sich allerdings nicht nehmen lassen, auch einige
Semester Medizin an einer Muggel-Universität zu studieren. Doch die Patienten
waren mit ihr zufrieden und auch Dr. Stitching und Dr. Hallow sparten nicht mit Lob.
Die Arbeit war interessant, die Bezahlung ausreichend und Hermine – oder Dr.
Granger, wie es seit einigen Jahren hiess, fühlte sich rundum glücklich.
Madam Nigthing betrat Hermines Zimmer, reichte ihr die Patientenkarte und öffnete
die Tür noch ein Stück weiter, um den Patienten einzulassen. Hermine erhob sich
von ihrem Stuhl, streckte die Hand aus und las gleichzeitig den Namen von der Karte
ab um den neuen Patienten zu begrüssen.
„Guten Tag...", begann sie mit einem freundlichen Lächeln, das von einer Sekunde
zu anderen wieder erstarb, als sie den Namen entzifferte und gleichzeitig den Mann
erkannte, der vor ihr stand und ihre Hand mit erschreckend kalten Fingern ergriff.
„... Professor Snape?!"
Hermine wurde sich bewusst, dass sie ihn angestarrt hatte und schlug ihr Augen
nieder. Sie erwiderte kurz den Druck seiner Hand und liess sie dann los. Mit einer
vagen Handbewegung bedeute sie ihm Platz zu nehmen und liess sich selbst völlig
unprofessionell in ihren Stuhl plumpsen.
„Es heisst nicht mehr Professor Snape, Dr. Granger", stellte Snape mit einer Stimme
fest, die Hermine sofort um 10 Jahre zurückversetzte, obwohl sie sie nicht so brüchig
in Erinnerung hatte.
Snape räusperte sich. „Mister Snape genügt völlig – ich unterrichte seit zwei Jahren
nicht mehr."
Hermine bemerkte am Rande, dass seine Stimme doch genauso kühl und
emotionslos klang wie immer.
„Was kann ich für Sie tun, Prof... Mister Snape", verbesserte Sie sich hastig.
Snape hob eine Augenbraue in die Höhe.
„Ist das nicht offensichtlich?", fragte er mit beissendem Sarkasmus. „Ich bin hier um
mich von Ihnen untersuchen zu lassen."
‚Bastard' dachte Hermine automatisch. ‚Er hat sich einfach nicht verändert. Obwohl
er entsetzlich schlecht aussieht.'
Hermine musterte ihn genauer. Er war natürlich ganz in schwarz gekleidet wie
immer, doch seine Haare waren von vielen grauen Strähnen durchzogen, dunkle
Ringe lagen unter seinen Augen und seine Haut war nicht mehr einfach nur blass,
sondern wirkte seltsam fahl. Er sah tatsächlich nicht gut aus und Hermine verzieh
ihm seine Schroffheit. Es musste für ihn nicht einfach gewesen sein, hierher zu
kommen und vor einer ehemaligen Schülerin zuzugeben, dass er sich nicht wohl
fühlte. Hermine fragte sich, wieviel Überwindung es ihn wohl gekostet hatte.
„Was fehlt Ihnen denn?" fragte sie deshalb und nahm sich einen Bleistift um seine
Antwort auf der Patientenkarte zu notieren.
„Ich dachte eigentlich, Sie würden mir das sagen", antwortete Snape ironisch und
Hermine seufzte.
Das würde nicht einfach werden.
Sie blickte auf.
„Es wäre für mich wesentlich einfacher, wenn Sie mir die Symptome schildern
würden, die Sie an sich beobachtet haben", erläuterte sie ihm geduldig.
Seine Mundwinkel zuckten bei ihrer Antwort leicht, doch Hermine konnte nicht
erkennen ob aus Unmut oder aus Anerkennung, dann nickte er knapp und begann
seine Aufzählung.
„Erschöpfung, Müdigkeit, gelegentliche Konzentrationsschwächen, unregelmässiger
Puls, Magenbeschwerden und ein Zittern in den Händen, das ich zeitweise nicht
kontrollieren kann", antwortete er mit spröder Stimme.
Hermine unterdrückte ihre Bestürzung bei dieser Litanei und notierte sie
gewissenhaft. Als sie fertig war und zu ihm aufsah, bemerkte sie, dass er ihren Blick
mied.
„Danke", sagte sie deshalb knapp, aber nicht unfreundlich. „Wie lange haben Sie
diese Beschwerden schon?"
„Schon seit einigen Jahren...", sagte Snape zögernd. „Angefangen hat es mit leichten
Magenbeschwerden..."
Hermine nickte und machte sich noch eine letzte Notiz.
„Sie wissen, dass ich Sie nicht nur mit Hilfe von Magie untersuchen werde, sondern
auch einige Muggelmethoden anwende."
„Deshalb bin ich hier", bestätigte Snape knapp.
„Gut – wenn Sie dann bitte den Oberkörper freimachen würden? Ich bin gleich wieder
da."
Sie ging kurz zu Madam Nigthing hinaus und informierte sie, dass sie heute keinen
weiteren Patienten mehr übernehmen konnte.
„Das ist in Ordnung Dr. Granger", erwiderte Madam Nigthing sorglos. „Es ist sowieso
schon nach sechs Uhr und im Wartezimmer sitzen nur noch drei Frauen. Die wollen
sowieso lieber zu Dr. Stitching." Sie grinste vielsagend.
„Danke, Florence", sagte Hermine und ging zurück.
Snape erwartete sie schon. Weisungsgemäss hatte er sich halb ausgezogen und auf
die Untersuchungsliege gelegt. Sie liess sich viel Zeit und untersuchte ihn gründlich.
Zuerst mit Mugglemethoden, später dann auch mit einigen Zaubersprüchen.
Zwischendurch blätterte sie immer wieder in einigen alten Büchern. Snape tat
ungewohnt geduldig alles, was sie von ihm verlangte. Er hustete, hob und senkte die
Arme, atmete tief und gleichmässig oder hielt den Atem an. Hermine registrierte mit
Genugtuung, dass er augenscheinlich ihre Autorität nicht in Frage stellte und ihre
Nervosität schwand.
Schliesslich legte sie ihren Zauberstab beiseite.
„Sie können sich wieder anziehen."
Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch und blätterte in einem medizinischen
Journal, bis er wieder ihr gegenüber Platz nahm.
„Sie wissen, was Ihnen fehlt, nicht wahr?" fragte Hermine und legte das Journal
beiseite.
„Sagen Sie es mir", sagte er mit einem Ausdruck, der nicht zu deuten war.
„Ich halte es für die Spätfolgen des ‚Hide Cogitus Trankes' (AN: Mix aus Englisch und
Latein – ein Trank um seine Gedanken geheimzuhalten). Obwohl einige Symptome
nicht wirklich in dieses Krankheitsbild passen."
Snape nickte matt.
„Warum sind Sie dann zu mir gekommen?" fragte Hermine verständnislos.
„Um die Wahrheit zu erfahren", sagte Snape angespannt. „Ich habe den Trank bis zu
Voldemorts Untergang täglich eingenommen – über vier Jahre lang. Danach habe
ich regelmässig ‚Dreamless Potion' eingenommen um überhaupt schlafen zu können.
Ich nehme an, dass dies die Abweichung erklären dürfte."
Er hatte hastig, fast drängend gesprochen – als ob ihm diese Informationen gegen
seinen Willen entrissen würden.
„Vier Jahre?!" Hermine war entsetzt. Es musste ihm bekannt gewesen sein, dass der
Hide Cogitus Trank den Organismus auf Jahre hinaus schädigte, selbst wenn man
ihn nur über einen kurzen Zeitraum einnahm. Allerdings war er das einzige bekannte
Gegenmittel gegen das Veritaserum. Doch Hermine hatte noch nie von jemandem
gehört, der den Trank länger als einige Wochen eingenommen hatte. Das erklärte
leider auch ihre Diagnose. Um noch etwas Zeit zu gewinnen, stellte sie ihm eine
weitere Frage.
„Aber sie mussten doch gewusst haben..."
„Natürlich habe ich es gewusst!" unterbrach er sie schroff. „Aber ich hatte keine
andere Wahl!"
Es entstand ein kurzes Schweigen.
„Nehmen Sie den Dreamless Potion im Moment noch ein?" fragte Hermine.
„Nein. Ich habe vor zwei Jahren damit aufgehört. Es hat nicht mehr geholfen."
„Nehmen Sie jetzt etwas Anderes?"
Snape schüttelte den Kopf und lachte kurz. Doch es war kein fröhliches Lachen.
„Nein, ich schlafe seither eben einfach nicht mehr – oder zumindest nur wenig",
ergänzte er, als er Hermines bestürzten Blick bemerkte.
Er atmete tief ein und aus, suchte ihren Blick und hielt ihn fest.
„Ich weiss, dass ich sterben werde", ergänzte er mit dumpfer Stimme. „Von Ihnen
möchte ich wissen, wie lange ich noch zu leben habe."
Hermine schluckte krampfhaft.
‚Sei professionell' redete sie sich selbst gut zu. ‚Er war mal dein Lehrer und du hast
ihm bestimmt schon hundert Mal den Tod gewünscht, aber das ist jetzt alles
unwichtig. Er ist ein Patient – er ist krank – und er braucht deine Hilfe'.
„Ein Jahr – vielleicht anderthalb, wenn Sie sich schonen, verschiedene Medikamente
einnehmen, vielleicht eine Kur oder einen Klimawechsel in Betracht ziehen..." Sie
versuchte so normal zu klingen, wie es ihr nur möglich war, doch sie wusste, dass er
das unterdrückte Beben ihrer Stimme hören musste.
Obwohl er äusserlich gefasst vor ihr sass, ruhten doch seine Augen mit fiebriger
Intensität auf ihr.
„Zwei Jahre?" fragte er kaum hörbar.
Hermine schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid. Sie sollten aber auf jeden Fall noch eine zweite Meinung einholen."
„Sie sind meine zweite Meinung", sagte er langsam und mit einem schmalen
Lächeln. „Ich war schon bei Dr. Green und Professor Moorhead."
„Und da kommen Sie noch zu mir?" fragte Hermine verblüfft. „Professor Moorhead ist
eine Kapazität auf diesem Gebiet und auch Dr. Green..."
„...war zu feige um mir die Wahrheit über die mir verbleibende Zeit zu sagen",
unterbrach Snape sie müde.
„Ich werde Ihnen einige Tränke verschreiben", sagte Hermine hastig um ihre
Verlegenheit zu überspielen. Wie schaffte dieser Mann das bloss, dass er sie durch
seine blosse Anwesenheit wieder zurück in die zutiefst unsichere Schülerin
verwandelte, die Angst vor einer schlechten Note hatte. „Ausser, Sie wollen sie
vielleicht selbst..."
„Warum glauben Sie wohl, unterrichte ich nicht mehr?" fiel Snape ihr scharf ins Wort
und hielt ihr seine ausgestreckte Hand hin, die jetzt unkontrollierbar zitterte.
Hermine errötete und biss sich beschämt auf die Lippen. Nein, mit diesen Händen
würde er nie wieder einen Trank korrekt brauen können.
„Ich werde dem Labor Bescheid geben – die Tränke werden Ihnen morgen zugestellt
werden." Sie erhob sich und Snape tat es ihr gleich.
„Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann..." begann Sie zögernd und reichte ihm
die Hand.
Er ergriff sie und schüttelte sie kurz zum Abschied.
„Auf Wiedersehen, Dr. Granger."
+++++++++++++++++++++++++++++++++++
(Fortsetzung folgt)
+++++++++++++++++++++++++++++++++++
Jetzt bin ich aber wirklich mal auf eure Meinung gespannt! Ich hoffe, ihr wollt, dass
ich weiter schreibe, denn das zweite Kapitel ist schon in Arbeit...
PS: Derzeit wird von Toyo Malloy (Lover's Diary – unbedingt lesen!!!) und mir heftig
an unserem Gemeinschaftsprojekt gebastelt bei dem die Slytherins die Hauptrolle
spielen werden – aber pssst! mehr wird noch nicht verraten!